PCtipp 0505 - Problematische Google Desktopsuche

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PCtipp 0505 - Problematische Google Desktopsuche
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Aktuell Desktop-Suche
PCtipp, Mai 2005
Privatschnüffler
Die neuen Desktop-Suchmaschinen versprechen zwar
wahre Wunder. Doch ist die Vermischung von Web und
Festplatte problematisch.
■ von Bruno Habegger
H
aben Sie schon einmal versucht,
mit der Windows-Suchfunktion
etwas zu finden? Eben. Kein
Wunder, drängen sich zahlreiche Anbieter, allen voran Google, auf den
Windows-Desktop und versprechen,
schnell und gründlich in den Tiefen
der Festplatte verschollene Dokumente zu finden. Im Gegensatz zur
Internetsuche kann die DesktopSuchmaschine nach einer Vielzahl
von Dokumentformaten suchen, von
Office-Dokumenten über PDF-Dateien bis hin zu Musik und Videos.
Das Merkwürdige ist: Die mächtigen Suchprogramme für den PC
sind allesamt gratis erhältlich. Misstrauische Konsumenten fragen sich:
Weshalb schlagen sich selbst grosse
Software-Hersteller darum, uns etwas schenken zu dürfen?
Googles Erklärung ist simpel: Die
amerikanische SuchtechnologieFirma will mit Google Desktop
Search (http://desktop.google.ch)
ihre Kundschaft bei der Stange halten.Vor kurzem ist die deutsche Version des 800 KB leichten Suchprogramms erschienen, das via Browser
bedient wird. Zur Installation einfach den blauen Button auf der
Homepage und im auftauchenden
Fenster ÖFFNEN anklicken – und
schon nistet sich im Systemtray
rechts unten neben der Uhr das Symbol der Suchmaschine ein. Anschliessend stellt das Programm
einen Index zusammen. Dieser Suchwortkatalog hilft der Software beim
schnellen Finden von Daten und
muss ständig aktualisiert werden. Die
Suchmaschine grast den Inhalt der
Festplatte sowie die bereits einmal
geöffneten Dateien im Netzwerk ab.
Googles Vorteil: Mit der DesktopSuchmaschine ist auch die Websuche
zu erreichen. Und je mehr Leute auf
die Google-Homepage kommen,
desto mehr Geld verdient die Firma.
Das würde niemanden stören, erschienen nicht in der Standardeinstellung Web- und Desktop-Treffer
auf einer gemeinsamen Liste. Diese
Vermischung von privaten Daten
und Treffern aus dem Web macht
misstrauisch.
Wegen dieser Verquickung von
Web und Desktop und vor allem wegen des Umstands, bei erfolgter Installation eine einmalig vergebene
Installationsnummer an Google zu
senden, ist die Desktop-Suchmaschine in den Verdacht geraten, Anwender auszuspähen. Ausserdem ist
in den EINSTELLUNGEN eine Funktion enthalten, die «nichtpersönliche
Nutzungsdaten und Fehlermeldungen» an Google sendet – angeblich
zur Verbesserung der Suchmaschine.
Nach der ersten Installation ist diese Funktion auf einer Einstellungsseite standardmässig ausgewählt,
Screen 1. Google selbst beteuert jedoch, keine persönlichen Daten zu
sammeln. Man würde sich andernfalls das Vertrauen der Anwender
schnell verscherzen.
Trotzdem bleibt ein übler Nachgeschmack: Sogar Google räumt ein,
dass das Unternehmen unter bestimmten Umständen – etwa wenn
Sie unmittelbar nach einer Desktop-
1
Am sichersten: alle Häkchen entfernen
Suche eine Websuche durchführen –
die Suchbegriffe der Anwender erfährt. Das ist heikel: So können
Rückschlüsse auf die Dokumente gezogen werden. Haben mehrere Personen Zugriff auf Ihren PC, sollten
Sie ebenfalls Vorsicht walten lassen
– damit bringen andere unter Umständen Dokumente ans Licht, die
Sie lieber unter Verschluss halten
möchten. Lassen Sie Ihren mit
Google Desktop Search ausgerüsteten PC nicht unbeaufsichtigt.
Problematisch ist auch die Indexierung von geschützten Websites
(die mit https:// beginnen) oder
passwortgeschützten Dokumenten.
Ausserdem lassen sich von Unbefugten im Prinzip auch per Webmail
verschickte Nachrichten nachträglich mitlesen. Wie Sie die GoogleSuchmaschine möglichst sicher einstellen, sehen Sie in Screen 2. Zum
Einstellungsmenü gelangen Sie mit
dem Link EINSTELLUNGEN. Schliessen Sie vor allem private Ordner von
der Indexierung aus (unter «Diese
Elemente nicht durchsuchen») und
vergessen Sie nicht, nach den Änderungen auf EINSTELLUNGEN SPEICHERN zu klicken.
Neben Google gibts noch andere
Suchmaschinen, siehe Box «Wichtige Anbieter».Wählen Sie eine aus,die
Ihnen eine gezielte Steuerung der Indexierung erlaubt. So haben z.B. die
Schweizer Entwickler der SvizzerSuchmaschine Wert darauf gelegt,
das die Indexierung nicht einfach von
sich aus startet. Auch wird der Index
nicht automatisch aktualisiert. Was
Google, Microsoft & Co. als bedienerunfreundlich zurückweisen würden,ist für Svizzer-Entwickler Sascha
Trautner erst recht sinnvoll: «Die
Desktop-Suchmaschine muss absolut transparent arbeiten.»
2
Im Einstellungsfenster bestimmen Sie, was und wo Google Desktop Search suchen darf
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Mehr News gibts täglich auf www.pctipp.ch/webnews
Nicht nur private Anwender werden von den Herstellern der neuen
Desktop-Suchmaschinen umworben, Firmen gehören ebenfalls zum
Zielpublikum. Hier befürchten etwa
IT-Administratoren noch viel grössere Risiken. Google musste denn
auch bereits eine Sicherheitslücke
schliessen.
Die Sicherheitsexperten warnen
grundsätzlich vor der unkontrollierten Installation von DesktopSuchprogrammen in Unternehmen:
Bei falscher Einstellung der Software
könnten vertrauliche Dokumente in
die falschen Hände gelangen. Mittelfristig empfehlen die IT-Fachleute sogar den Einsatz von einheitlichen Lösungen für das ganze
Unternehmen, die auf einem zentralen Index basieren.
Vielleicht sind Bit-Sucher aber bereits Geschichte. So wie der Windows-Explorer und die gewohnte
Ordnung im Dateisystem auf der
Festplatte. Die Betriebssysteme von
Windows bis Linux werden in naher
Zukunft alle ihre Dateien in Datenbanken ablegen. Dann wären blitzschnelle Suchabfragen möglich – sogar vollautomatisch.
Während Sie etwa in einer E-MailNachricht von den letzten Ferien auf
Mallorca berichten, poppt automatisch ein Fenster mit den schönsten
Föteli dazu und einem Internetlesezeichen auf, das auf die Website des
Reisebüros führt. Es ist abzusehen,
welche Frage im Zusammenhang
mit diesen neuen Funktionen am
häufigsten gestellt wird: «Wo stellt
man das ab?»
■
DESKTOP-SUCHE
Wichtige Anbieter
Ask Jeeves
http://sp.ask.com/docs/desktop/
index.html
blinkx
www.blinkx.com
Copernic
www.copernic.com
Google Desktop Search
http://google.desktop.ch
MSN Search
http://toolbar.msn.com
Svizzer
www.svizzer.com, www.g10.ch
Yahoo!
http://desktop.yahoo.com
MEINUNG
Die milliardenschwere Dummheit
Nach Moores Gesetz wird es bereits im Jahr 2007 Prozessoren mit über einer Milliarde Transistoren geben. Experten jubeln, mich als Anwender ärgerts. Eine traurige Zwischenbilanz.
1965 prophezeite der InD» (zwei CPU-Kerne auf nur
genieur Gordon Moore, dass
einem Prozessor) bei rund
sich «die Anzahl der Tran230 Millionen Schaltkreisen
sistoren auf einem Chip
angelangt. Noch krasser:
alle 18 Monate verdoppeln
Schon in zwei Jahren wird,
werde». An den damaligen
laut Moore, die MilliardenStartschuss für das bis
grenze durchbrochen – und
heute gültige Gesetz werdas alles auf einem fingerden sich Freunde mehrbreiten Chip. Wer nun
Daniel Bader,
stöckiger PC-Bauten gerne Redaktor
denkt, dass diese gigantierinnern: IBMs System
sche Anzahl an Transistoren
S/360, sozusagen die Geburtsstunund Miniaturisierung der Beginn
de des Home-PCs, füllte gut zwei
einer schnellen, heilen, ergo sicheWohnzimmer aus und hatte dabei
ren IT-Welt ist, der irrt! Genug Gerund 100 Transistoren intus. Heugenargumente gibts für mich schon
te, genau vierzig Jahre später, ist
heute: Mein «super-duper-schneller»
Branchenprimus Intel mit dem ers3,4-GHz-Rechner bleibt nämlich oft
ten Dual-Core-Prozessor «Pentium
beim parallelen Ausführen einfacher
ANZEIGE
Anwendungen wie einer Brenn-,
Office- und Antiviren-Software
schlicht hängen; daneben geht keine Woche vorbei, in der mein PC
trotz neustem CPU-Virenschutz
wieder einen Befall meldet. Deshalb meine Bitte: Liebe Entwickler,
macht doch erst mal Eure Hausaufgaben und optimiert den Chip auf
gängige Software, bevor Ihr noch
mehr sinnlose Schaltkreise in den
nächsten Durchlauferhitzer einbaut, die zudem «unglaublich
schnelle» drei Prozent mehr Leistung versprechen. Mir persönlich
wärs auch egal, wenn das Moore’sche Gesetz dafür mal ein bis zwei
Jahre pausieren müsste.
KURZINFOS
■ WEBOSCAR
An den Webby Awards werden
jährlich die weltbesten Webseiten gekürt. Dieses Jahr sind für
die prestigeträchtige Auszeichnung über 300 Homepages in
mehr als 60 Kategorien nominiert. Die Gewinner werden am
3. Mai unter www.webbyawards.
com bekannt gegeben.
■ CH-RAUBKOPIERER
Eine Gruppe von fünf Personen
hat im Kanton Luzern während
Jahren Kopien von Software und
Filmen angefertigt und diese
gewerbsmässig verkauft. Die
Haupttäter erwartet nun als Strafe zwei Monate Gefängnis und
3000 Franken Busse.
■ KLAGEWELLE
Die Musikindustrie geht weiter
gegen Tauschbörsennutzer vor.
Sie hat nach eigenen Angaben
gegen rund 963 Anwender in
Europa und Japan Klage eingereicht. Die Schweiz ist von der
Prozesswelle nicht betroffen.
■ PATCH-PAKET
Das Portal Winboard.org
(www.winboard.org) hat für Windows XP mit Service Pack 2 eine
neue Version seines kostenlosen
«Update Packs» veröffentlicht.
Mit ihm lassen sich alle wichtigen Patches für das MicrosoftBetriebssystem auf einen Schlag
installieren.
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Stand: Juni 2007
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