Fliesenlegerausbildung in Deutschland

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Fliesenlegerausbildung in Deutschland
„Aus- und Weiterbildung der Fliesenleger in Deutschland“
Hans-Josef Aretz, Vize-Präsident der EUF, EUF-Fliesentagen London, 07. Oktober 2011
In Deutschland findet die Berufsausbildung im Handwerk nach dem sogenannten
„Dualen Ausbildungssystem“ statt, das ebenfalls in Österreich und in der Schweiz bekannt ist.
"Dual" wird das deutsche Berufsbildungssystem deshalb genannt, weil die für den Beruf notwendigen
Kenntnisse und Fertigkeiten an zwei verschiedenen
Ausbildungs- bzw. Lernorten, nämlich im Unternehmen (praktische Ausbildung) und in der
Berufsschule (theoretische Ausbildung) vermittelt werden.
Dazu kommt in der deutschen Bauwirtschaft noch die Ausbildung in der überbetrieblichen
Ausbildungsstätte- BGZ hinzu, also faktisch ein „triales System“.
Die Ausbildung zum Fliesenleger dauert drei Jahre.
Nach zwei Jahre folgt der erste Abschluss als Ausbaufacharbeiter,
nach einem weiteren Jahr erfolgt die Gesellenprüfung, das Ende der Ausbildung.
Für insgesamt 18 Bauberufe in Deutschland, darunter der Fliesenleger, gibt es eine
Ausbildungsverordnung, die in der derzeitigen Fassung im Jahr 1999 erlassen wurde.
Ziel der Berufsausbildung ist es, den Auszubildenden zur Ausübung einer qualifizierten beruflichen
Tätigkeit zu befähigen.
Die ausgebildeten Gesellen und Facharbeiter sollen die ihnen übertragenen Arbeitsaufgaben:
•
Selbständig planen,
•
Selbständig durchführen und
•
Selbständig kontrollieren können.
Konkreter wird das im Ausbildungsrahmenplan beschrieben.
Er listet die Ausbildungsinhalte für jeden Beruf auf, die in der dreijährigen Ausbildung im Betrieb, in
der Berufsschule und in der überbetrieblichen Ausbildung vermittelt werden sollen.
Die Lernziele beschreiben Mindestanforderungen und sind technikoffen.
Damit können die Ausbildungsbetriebe die Inhalte flexibel entsprechend den zeitgemäßen und der
im Betrieb angewandten Technologien umsetzen.
Heute brauchen die Facharbeiter und Gesellen eine Vielzahl von Qualifikationen und müssen sich im
Laufe ihres Berufslebens immer wieder neues Wissen und veränderte Arbeitstechniken aneignen
können.
Dafür soll die Berufsausbildung die Grundlagen bilden.
Ein Großteil der Berufsausbildung erfolgt in Deutschland in den überbetrieblichen
Ausbildungsstätten- BGZ.
•
Im ersten Lehrjahr sind 17 bis 20 Wochen praktischer Unterricht vorgesehen,
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im zweiten Lehrjahr zwischen 11 bis 13 Wochen,
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im dritten Lehrjahr 4 Wochen.
Die Ausbildung in den überbetrieblichen Ausbildungsstätten übernimmt zwei Funktionen.
Die Qualifikationen sollen planmäßig und systematisch vermittelt werden, da das Arbeiten auf einer
Baustelle oft einem starken Termin- und Leistungsdruck unterliegt.
Außerdem sollen Qualifikationen vermittelt werden, die vom Ausbildungsbetrieb nicht oder nur
unzureichend abgedeckt werden können.
Im ersten Lehrjahr findet die berufliche Grundbildung statt, die in die drei Bereiche Hochbau, Ausbau
und Tiefbau unterteilt ist. Der Fliesenleger gehört zum Ausbau.
In einem Zeitraum von 18 Wochen (in den BGZ) werden die fachübergreifenden Lernziele für eine
Berufsausübung in der Bauwirtschaft vermittelt.
Es folgt dann die berufliche Fachbildung zum Fliesenleger.
Immer wichtiger wird in dieser Fachausbildung auch Kenntnisse zum Sanieren und Instandsetzen von
Gebäuden bzw. Gebäudeteilen.
Außerdem werden Kenntnisse zur Arbeits- und Ablaufplanung auf der Baustelle, zur Durchführung
qualitätssichernder Maßnahmen, zur Sicherheit und zum Gesundheitsschutz bei der Arbeit und zum
Umweltschutz vermittelt.
Die Ausbildung zum Gesellen schließt mit einer praktischen Arbeit ab. Dadurch soll nicht nur das
Endergebnis geprüft werden, sondern auch der gesamte Arbeitsablauf.
Nach der Gesellenausbildung gibt es inzwischen ein neues System für die Aufstiegsfortbildung in der
Bauwirtschaft, auch um dem Anspruch an das lebenslange Lernen gerecht zu werden und Chancen
zur Weiterentwicklung anzubieten.
Der Geselle kann sich zum Vorarbeiter, Werkpolier und geprüften Polier weiterbilden. Darüber
hinaus gibt es trotz Abschaffung der Meisterpflicht zur Gründung eines Unternehmens die
Meisterausbildung.
Fliesenleger-Meister verfügen – neben handwerklichem Können – über betriebswirtschaftliches,
kaufmännisches und technisches Wissen und genießen nach wie vor in Deutschland ein hohes
Ansehen.
Damit heben sie sich deutlich von weniger qualifizierten Wettbewerbern ab.
Die Meisterausbildung kann direkt an die Ausbildung angeschlossen werden.
Die Meisterausbildung erfolgt überwiegend durch einen Vollzeitkurs, der über ein Jahr läuft.
Blockkurse sind auch möglich.
Eine weitere Fortbildung führt zum Bautechniker.
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Bautechnikers ist durch Erlangung der Fachhochschulreife
auch ein Studium zum Bauingenieur mit Bachelor- und Masterabschluss möglich.
Auch nach der Meisterprüfung kann eine Zulassung zum Studium erfolgen.
Außerdem gibt es die Ausbildung zum Sachverständigen, die als öffentlich bestellte
Bausachverständige in Schadensfällen vor Gericht zu gelassen und benannt werden.
Die Ausbildungszahlen im Fliesenlegerhandwerk sind seit einigen Jahren rückläufig.
Im Jahr 2003 hatten wir noch fast 3.500 Auszubildende, im Jahr 2010 waren es unter 2.500.
Ebenfalls rückläufig ist die Anzahl der bestandenen Meisterprüfungen, da die Meisterpflicht im Jahr
2004 abgeschafft worden ist.
In diesem Jahr gab es noch etwas über 400 bestandene Meisterprüfungen, im Jahr 2008 waren es
gerade noch knapp über 100.
Hier noch ein paar Worte zur Ausbildungsvergütung :
Die Ausbildungsvergütung ist z. Z. für das
1.Ausbildungsjahr
632 €/ monatlich
2.Ausbildungsjahr
971€/ monatlich
3.Ausbildungsjahr
1227€/ monatlich
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit