Das gilt 2009 - confidential — der etwas andere Versicherungsmakler!
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Knigge 2009 Was ist neu – was ist veraltet? Der moderne Knigge Impressum „Der moderne Knigge: Was ist neu, was ist veraltet?“ VNR Verlag für die deutsche Wirtschaft AG Eingetragen: Amtsgericht Bonn, HRB 8165 Vorstand: Dipl.-Kfm. Helmut Graf Herausgeber: Joachim Müller Projektleitung: Thorsten Otto Herstellung: Sebastian Gerber, Bonn Herstellungsleitung: Dipl.-Ing. Monika Graf, Bonn Satz: PrintDesign GmbH, Chemnitz Druck: ADN Offsetdruck, Battenberg Bezug über VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG Theodor-Heuss-Sraße 2-4 53177 Bonn Telefon 0228/9550160 Telfax: 0228/ 3696001 Vervielfältigungen jeder Art sind nur mit Genehmigung des Verlages gestattet. ©2009 Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG Bonn Berlin Salzburg Zürich Warschau Bukarest Moskau London Manchester Madrid Johannesburg u2 www.stil.de Der moderne Knigge Inhalt Anreden ................................................................................................... 2 Begrüßen ................................................................................................. 4 Briefstil ................................................................................................... 6 Einladungen ............................................................................................ 9 E-Mails ................................................................................................. 10 Handy und Telefon ................................................................................ 12 „Gesundheit“ wünschen ........................................................................ 14 Kirche ................................................................................................... 16 Kleidung & Dresscodes ........................................................................ 17 Restaurant-Regeln und Tischsitten ....................................................... 19 Tanzen ................................................................................................... 30 Trinkgeld ............................................................................................... 31 Der moderne Knigge Wie wird ein Priester 2009 richtig angeredet? Bisherige Regel: Die traditionelle und treffende Anrede für einen Priester (Pfarrer) war „Hochwürden“, „Hochwürdiger“. Und das gilt 2009: Wenn Sie diese Form in der heutigen Zeit noch verwenden, liegen Sie zwar nicht falsch, gebräuchlicher ist aber die klassische Möglichkeit, „Herr Pfarrer“ zu sagen beziehungsweise „Sehr geehrter Herr Pfarrer“ zu schreiben. Ebenso können Sie die Bezeichnung „Herr Pastor“ beziehungsweise die Anschrift „Sehr geehrter Herr Pastor“ verwenden, die in manchen Regionen Deutschlands gebräuchlich ist. Darf ich zu einer Frau noch „Fräulein“ sagen? Veraltete Regel: Die Anrede „Fräulein“ war bis in die 1980er-Jahre hinein die gebräuchliche Form für unverheiratete Frauen, unabhängig von ihrem Alter. Die Unterscheidung Frau und Fräulein war wichtig: Die verheiratete Frau hatte gesellschaftlich einen höheren Status als die unverheiratete. Auch heute begegnet uns die Anrede „Fräulein“ noch im mündlichen Gebrauch – denken Sie nur an Kellnerinnen. Und das gilt 2009: Junge und unverheiratete Frauen werden heutzutage nicht mehr mit „Fräulein“ angesprochen oder angeschrieben, verwenden Sie stattdessen das Wort „Frau“ (gleichgültig ob verheiratet oder nicht). Einzige Ausnahme: Wenn eine Frau darauf besteht – was gerade bei älteren Damen der Fall sein kann –, als Fräulein angeredet zu werden. 2 www.stil.de Der moderne Knigge Ist es ein Zeichen von Höflichkeit, wenn ich im Gespräch den Namen meines Gegenübers so oft wie möglich wiederhole? Veraltete Regel: Es galt als Zeichen der Aufmerksamkeit, den Namen des Gegenübers so oft wie möglich zu wiederholen. Und das gilt 2009: Diese Regel ist mittlerweile veraltet. Es stimmt zwar immer noch, dass der eigene Name die liebste Vokabel eines jeden Menschen ist. Jedoch: Neue Regel 2009: Drei Mal genügt! Benutzen Sie den Namen Ihres Gegenübers, übertreiben Sie dabei jedoch nicht. Wenn Sie den Namen jeweils einmal • zur Begrüßung, • in der Mitte des Gesprächs und • bei der Verabschiedung nennen, genügt das vollkommen. Wie wird ein Bischof heutzutage richtig angeredet? Bisher galt: Die traditionelle und korrekte Anrede für einen Bischof ist „Exzellenz“. Und das gilt 2009: Gebräuchlicher und vor allem moderner ist heutzutage die Anrede „Herr Bischof“ beziehungsweise „Sehr geehrter Herr Bischof“. Doch auch mit der Möglichkeit „Exzellenz“ liegen Sie nicht falsch. www.stil.de 3 Der moderne Knigge Ist es richtig, dass Frauen bei der Begrüßung aufstehen? Veraltete Regel: Frauen durften früher aus pragmatischen Gründen bei der Begrüßung sitzen bleiben. Bei gesellschaftlichen Anlässen waren sie oft in lange Ballkleider mit Korsagen und zahlreichen Unterröcken gehüllt. In dieser Kleidung war es schwierig bis unmöglich, sich ohne fremde Hilfe vom Stuhl zu erheben. Und das gilt 2009: Heute, im Jahr 2009, steht die Frau zum Gruß auf. Es ist ein Zeichen der Wertschätzung, dass Menschen sich füreinander erheben. Außerdem ist es gerade im Business ein großer Vorteil, sich „auf einer Augenhöhe“ zu begegnen. Darf ich 2009 bei der Begrüßung die Handschuhe anlassen? Bisher galt: Vielleicht haben Sie noch gelernt, dass man den Handschuh zur Begrüßung auszieht. Genau wie die Geste, den Hut zu ziehen, hat auch diese Umgangsform eine tiefere Bedeutung. Zu Ritterzeiten zeigte man, dass man in Frieden kam, indem man den Helm abnahm oder den Kettenhandschuh auszog. Deswegen empfinden es – insbesondere ältere Menschen – immer noch als höflich, den Handschuh zur Begrüßung auszuziehen. Und das gilt 2009: Sie könnten einen unangenehmen Eindruck hinterlassen, wenn Sie sich nicht die Mühe machen, den Handschuh abzulegen. Es ist zudem viel angenehmer, direkten Kontakt zu haben und eine warme Hand zu schütteln, statt nur einen Leder- oder Wollhandschuh zu berühren. Einzige Ausnahme: Gehört ein feiner Seiden- oder Satinhandschuh 4 www.stil.de Der moderne Knigge zum Abendkleid, dürfen Sie diesen als Dame anbehalten und müssen ihn nicht zur Begrüßung ausziehen. Muss ich beim Grüßen die Hand reichen oder reicht ein „Guten Tag“? Das gilt 2009: Die Formen der Begrüßung haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, die Hand wird zur Begrüßung seltener gereicht. Doch zumindest bei Erstkontakten, wenn Sie einander vorgestellt werden, sollte die Begrüßung per Handschlag Standard sein. Außerdem gibt es noch regionale Besonderheiten: Prinzipiell lässt sich sagen, dass man sich in Ostdeutschland öfter die Hand reicht als in Westdeutschland. Darf man von Ihnen als Gast verlangen, dass Sie Ihre Schuhe ausziehen? Veraltete Regel: Aus Achtung vor ihren Gastgebern haben die Damen und Herren sich von Kopf bis Fuß adrett gekleidet. Es war zu damaliger Zeit nie ein Thema, die Schuhe am Hauseingang auszuziehen. Und das gilt 2009: Nehmen Sie am Wohnungseingang schon eine Reihe von Hausschuhen zur Kenntnis, können Sie sich eigentlich Ihren Teil denken. Wenn Sie auf dem Weg zum Gastgeber durch Schneematsch oder Baustellenschmutz gewatet sind, Ihre Pfennigabsätze den Parkettboden ruinieren würden, die Gastgeber Sie ausdrücklich darum bitten – ziehen Sie Ihre Schuhe aus. Ob Sie dann lieber barfuß, in Strümpfen oder in fremden Pantoffeln gehen, bleibt Ihnen überlassen. Denken Sie daran: Ihre Füße sollten selbstverständlich gepflegt und die Socken sollten loch- www.stil.de 5 Der moderne Knigge frei sein. Knigge-Empfehlung: Die Schuhe auszuziehen gehört traditionell nicht zu unserer Kultur. Machen Sie sich bei lockeren Einladungen jedoch darauf gefasst, dass so eine Aufforderung folgen kann. Darf ein Brief mit „Ich“ beginnen? Veraltete Regel: Ein „Ich“ am Briefanfang sollte vermieden werden, da es als schlechter Stil und egozentrisch galt. Und das gilt 2009: Diese altmodische Vorgabe hat oft zu umständlichen und schwer verständlichen Formulierungen geführt. Es ist heutzutage kein Fauxpas mehr, einen Brief mit dem Wort „Ich“ zu beginnen. Statt „Zum Geburtstag gratuliere ich Ihnen“ dürfen Sie unkompliziert schreiben: „Ich gratuliere Ihnen zum Geburtstag.“ Sie sollten aber vermeiden, die Mehrzahl Ihrer Sätze damit zu beginnen. Stimmt es, dass die Schlussformel „Mit freundlichen Grüßen“ bei der Geschäftspost veraltet ist? Veraltete Regel: Es war die gängige Schlussformel bei der Geschäftspost. 6 www.stil.de Der moderne Knigge Und das gilt 2009: Wollen Sie ein sehr seriöses Geschäftsimage, ist gegen diesen Gruß nichts einzuwenden. Doch moderner und kreativer und vor allem herzlicher sind da andere Grußformen wie beispielsweise: „Für heute grüßt Sie freundlich“ oder „Mit freundlichen Grüßen aus Bonn“. Es soll bestimmte Formulierungen bei Geschäftsbriefen geben, die überholt sind! Welche sind das? Veraltete Formulierungen: Es war üblich und standardgemäß, zum Beispiel „in der Anlage finden Sie ...“, „anliegend sende ich ...“, „beigefügt erhalten Sie ...“, „untenstehend lesen Sie ...“ zu verwenden. Und das gilt 2009: Gerade die oben genannten „Altertümer“ machen auch inhaltlich keinen Sinn. Denn wo sollen die Empfänger dieser Ausdrücke zum Beispiel bei der Formulierung: „in der Anlage finden Sie ...“ bitte suchen? In der nächstliegenden Parkanlage? Oder vielleicht in der firmeneigenen Heizungsanlage? Wenn überhaupt, müsste es „Als Anlage ...“ heißen. Ein korrekter Satz wie „Mit diesem Schreiben erhalten Sie ...“ ist weitaus moderner. Ist „Herrn und Frau Peter Boss“ in Deutschland noch die gängige Variante, wenn man ein Ehepaar anschreibt? Veraltete Regel: Das Ehepaar wurde stets zusammen angeschrieben: „Herrn und Frau Peter Boss“. www.stil.de 7 Der moderne Knigge Und das gilt 2009: Heutzutage schreibt man jede Person einzeln an: „Herrn Peter und Frau Anja Boss“ oder „Herrn Peter Boss und Frau Anja Boss“. Welche Ausdrücke verwende ich in einem Glückwunsch zur standesamtlichen Hochzeit eines gleichgeschlechtlichen Paares? Das gilt 2009: Neu ist, dass man gleichgeschlechtlichen Paaren überhaupt zur Hochzeit gratuliert. Die standesamtliche Trauung steht beispielsweise in Deutschland, Schweiz und Dänemark homosexuellen Paaren offen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird in einem solchen Fall zwar von „Hochzeit“ und „Ehe“ gesprochen. Diese Ausdrücke jedoch in einem Glückwunsch zu verwenden ist nicht empfehlenswert. Zumindest würde der Gebrauch dieser Wörter auf Gedankenlosigkeit schließen lassen. Außerdem entsprechen sie nicht dem Terminus der Standesämter. Dort wird durchgängig von der „Begründung einer Lebenspartnerschaft“ gesprochen und geschrieben. Deshalb ist es sinnvoll, sich dieser Form bei einem solchen Glückwunsch anzuschließen. „Begründung“ klingt allerdings ziemlich nach Amtsdeutsch. Eine Formulierung wie „Wir gratulieren (herzlich) zur Gründung Ihrer Lebens part nerschaft“ wirkt weniger „amtlich“. Trotzdem bleibt „Begründung“ natürlich korrekt. 8 www.stil.de Der moderne Knigge Ist es meine Pflicht, als Gast nach einer Veranstaltung eine schriftliche Danksagung zu verschicken? Veraltete Regel: Früher war es korrekt, einen Brief zu schreiben und per Post zu versenden, wenn man sich für eine gelungene Veranstaltung bedanken wollte. Und das gilt 2009: Neu ist, dass Sie Ihren Dank bei lockeren und alltäglichen Anlässen auch per E-Mail oder SMS versenden dürfen. Zu beachten ist hierbei aber auch die Art und Weise, wie die Einladung erfolgte. Lediglich bei förmlichen Anlässen gilt nach wie vor: Greifen Sie zum Briefbogen oder zur Dankeskarte. Welchen Antwortweg soll ich wählen, wenn auf einer Einladung keine Antwortmöglichkeiten angegeben sind und ich nicht unhöflich sein will? Veraltete Regel: Grundsätzlich galt hier: Man wollte so höflich wie mlöglich sein und antwortete stets schriftlich. Und das gilt 2009: „Der große Knigge“ empfiehlt, dass Sie sich daran orientieren, auf welche Art und Weise eine Einladung erfolgt. Sind auf der Einladung mehrere Möglichkeiten genannt, zum Beispiel eine Telefon-, eine Handy- und/oder eine Faxnummer sowie eine E-Mail-Adresse, haben Sie freie Wahl, welchen der Wege Sie bevorzugen, ohne dass es unhöflich erscheint. Sind Postadresse und Faxnummer genannt, bedeutet dies: Es wird eine schriftliche Antwort gewünscht – kein Telefonat. www.stil.de 9 Der moderne Knigge Darf ich vor dem Ehrengast den Raum verlassen? Veraltete Regel: Vor dem Ehrengast gehen? Eine Unverschämtheit! Und das gilt 2009: Die Regel, dass ein Gast den Raum nicht vor dem Ehrengast verlassen soll, gilt 2009 zwar noch bei hochoffiziellen Anlässen, im Alltag aber nicht mehr grundlegend. Wer einen sehr guten Grund hat und dringend aufbrechen muss, darf das heutzutage – auch vor dem Ehrengast. Noch lockerer sind die Regeln für den Ehrengast. Als geladener Ehrengast haben Sie das Sonderrecht, die Tafel gegebenenfalls eher zu verlassen als alle anderen. Ist es unhöflich, wenn am Ende einer E-Mail jetzt plötzlich alle Geschäftsangaben stehen? Veraltete Regel: Standard und korrekt war früher nur eine Schluss-Grußformel wie „Mit freundlichen Grüßen“ etc. Ein Austausch von Geschäftsangaben war weder vorhanden noch vorgeschrieben. Und das gilt in 2009: Wenn Sie mit einem Geschäftspartner E-Mails austauschen, tauchen selbst bei kurzen Mails am Ende der Mail seit kurzem immer alle Angaben wie Firmensitz, Eintrag ins Handelsregister, Geschäftsführung und so weiter auf, die Sie bislang nur auf gedruckten Briefen unterbringen mussten. Ursache 10 www.stil.de Der moderne Knigge dafür ist eine Änderung im „Gesetz über elektronische Handelsregister und Genossenschaftsregister sowie das Unternehmensregister“, das am 1.1.2007 in Kraft getreten ist. Davon betroffen ist jede schriftliche Mitteilung nach außen. Aber Achtung: Eine Übermittlung in Form einer angehängten elektronischen Visitenkarte genügt nicht. Die Angaben gehören an das Ende jeder E-Mail. Ist dies nicht der Fall, kann ein Zwangsgeld von 5.000 Euro verhängt werden. Ist es unfreundlich, in E-Mails Abkürzungen zu verwenden? Veraltete Regel: Abkürzungen sowie Smileys waren in der E-MailKommunikation neu, interessant und vor allem gern gesehen. Und das gilt 2009: „Der große Knigge“ empfiehlt Ihnen, keine Abkürzungen zu verwenden, weder in Briefen noch in E-Mails. Nicht einmal die wenigen, die allgemein gebräuchlich sind und somit Missverständnisse ausschließen wie „z. B.“ oder „usw.“. Außerdem sollte jede E-Mail zur heutigen Zeit mit einer Anrede versehen sein, denn es ist genauso wie in einem Brief unhöflich, darauf zu verzichten. Auf Smileys und weitere Emoticons sollten Sie in förmlichen E-Mails ebenso verzichten. Gelten im Berufsleben strengere Regeln für den Gebrauch von E-Mails als bei der privaten E-Mail-Korrespondenz? Veraltete Regel: Es wurde im Wesentlichen nicht zwischen privaten und geschäftlichen „Regeln“ unterschieden. www.stil.de 11 Der moderne Knigge Und das gilt 2009: Die E-Mail ist als Geschäftsbrief anzusehen, in dem Anrede und Grußformel nicht fehlen sollten. Und: Denken Sie bitte an Tippfehler, denn sie sind unhöflich. Lesen Sie deshalb vor dem Abschicken jede E-Mail noch einmal in Ruhe durch. Wie verhalte ich mich 2009 mit dem Störfaktor Nr. 1 – dem Handy – richtig? Das gilt 2009: Heutzutage wird auf einen rücksichtsvollen Umgang mit dem Handy großer Wert gelegt, sei es im Zug und/oder Restaurant. Gerade im Restaurant sollten Sie Anwesende nicht zugunsten nicht Anwesender vernachlässigen. Ist es unhöflich, sich am Handy mit „Hallo“ statt mit dem Namen zu melden? Das gilt 2009: Empfehlenswert ist ein „Hallo“ nicht. Laut einer „Der grosse Knigge“-Repräsentativumfrage finden das gut die Hälfte der Deutschen unangenehmen bis sehr unangenehm. Falls Sie Ihr Handy nicht ausschließlich privat nutzen, also auch geschäftliche Telefonate auf dem Handy annehmen, ist das Melden ohne Namen nicht zu empfehlen. Also: Nennen Sie Ihren vollen Namen bitte! 12 www.stil.de Der moderne Knigge Wer ruft erneut an, wenn ein Telefonat unterbrochen wurde? Veraltete Regel: Es war oft unklar, wer nach einem unterbrochenen Gespräch wieder anruft. Und das gilt 2009: „Der große Knigge“ empfiehlt für 2009: Immer die Person, die den Telefonkontakt begonnen hat, erneuert ihn nach einer technischen Panne. Zusatz-Tipp für Handys: Vereinbaren Sie vorher, wer versucht, bei einer „wackeligen Leitung“ die Verbindung wiederherzustellen. Dies beispielsweise Kundinnen oder Kunden direkt anzubieten ist guter Service und empfehlenswert. Was gilt alles als Handy-Tabuzone? Veraltete Regel: Zu Zeiten, als das Handy als Statussymbol galt, wurde oft rund um die Uhr und überall telefoniert. Und das gilt 2009: Neuerdings unterscheidet man uneingeschränkte gesetzliche und gesellschaftliche Handy-Tabuzonen. Die uneingeschränkten gesetzlichen Handy-Tabuzonen sind Krankenhäuser und Passagierflugzeuge. Seit dem 1. April 2004 auch das Auto, wo Sie nur noch über eine Freisprechanlage telefonieren dürfen – ansonsten liegt das Bußgeld bei 40 Euro, zuzüglich einem Punkt in Flensburg. Die gesellschaftlichen Handy-Tabuzonen sind unter anderem Theater, Kino, beim Gottesdienst oder auf einer Beerdigung. Also hier: Handy aus, auch wenn kein Verbotsschild dort hängt – denn allerorts, wo sich viele www.stil.de 13 Der moderne Knigge Menschen eigentlich mit anderen Dingen beschäftigen wollen als einem persönlichen Telefonat, sollte man dieses eben unterlassen. Trage ich mein Handy heutzutage noch in einer Gürteltasche an meiner Hose? Veraltete Regel: Sicherlich sehr angebracht und komfortabel. Und das gilt 2009: „Der große Knigge“ empfiehlt: Die Handys sind heutzutage so klein und passen somit in jede Handtasche oder Jacken- und Hosentasche. Es ist also nicht mehr zeitgemäß und vor allem nicht elegant und modern. Also: Handy weg vom Gürtel! Welchen Klingelton sollte mein Handy haben? Das gilt 2009: Heutzutage gibt es keinen Klingelton, den es nicht gibt: Von lauter Rockmusik, Glockenläuten bis hin zu muhenden Kühen. Verzichten Sie auf merkwürdige Töne als Handy-Ton. Denn es gilt der Grundsatz: „Zeige mir, wie dein Handy sich meldet, und ich sage dir, wer du bist.“ Stellen Sie sich nur einmal vor, das Handy Ihres Anlageberaters lässt „I want your money. I want it now“ ertönen. Also: Für den HandyTon gilt 2009: Weniger ist mehr! Darf ich heute jemandem, der niest, noch „Gesundheit“ wünschen? Veraltete Regel: Es war in Zeitschriften und Büchern zu lesen, sogar im 14 www.stil.de Der moderne Knigge TV hörte man es immer wieder, man solle wieder immer und überall „Gesundheit“ wünschen. Die Antwort: Nein, das stimmt nicht! Sie kennen sicherlich auch den Typ Mensch, der mittags überall – sogar vor den WC-Räumen – lauthals „Maaahlzeit“ wünscht. Sobald jemand niest, nutzt ein solcher Zeitgenosse den Vorfall, um mit tiefer Stimme und Militärston unüberhörbar „Gesundheit“ zu rufen – so dass alle Anwesenden zusammenzucken. Damit setzt er sich selbst sowie den Geräuschverursacher effektvoll „in Szene“. Warum sollte dies höflich sein? Wir wünschen doch auch weder „Verdauung“,wenn jemand rülpst oder pupst, noch „Schlaf“, wenn jemand gähnt. Viel stilvoller ist es, solche ungewollten Körperreaktionen zu übergehen. Vielen Menschen die unter Heuschnupfen oder Allergien leiden ist es außerdem unangenehm, durch ihr Leiden Aufmerksamkeit zu erregen. Auch in Besprechungen und bei Vorträgen ist ein Gesundheitswunsch störend. Es gibt allerdings Ausnahmen von dieser Regel. Manchmal entsteht eine peinliche Stille, wenn der eine laut niest und der andere schweigt. Einige Menschen kennen die Etikette-Regeln nicht und erwarten sogar einen Gesundheitswunsch. In solchen Ausnahmesituationen ist es sinnvoll, die körperliche Befindlichkeit Ihres Gegenübers zu kommentieren und das unangenehme Schweigen zu beenden. Stilvoller als dem anderen nur das Fragment eines guten Wunsches – wie „Gesundheit“ oder „Maaahlzeit“, „Morgen“, „Tach auch“ – ent- Ein Gesundheits-Wunsch ist häugegenzuschleudern, ist allerdings die fig störend. www.stil.de 15 Der moderne Knigge Ausformulierung eines ganzen Satzes. Zum Beispiel: „Das hört sich an, als hätten Sie sich erkältet. Ich wünsche Ihnen gute Besserung.“ So können Sie außerdem einen Small Talk einleiten und auf angenehme und geschickte Weise ein Gespräch beginnen. Darf ich 2009 in der Kirche klatschen? Veraltete Regel: Bitte? In der Kirche klatschen? Eine Frechheit. Und das gilt 2009: Ja, Sie dürfen. Letztes Jahr gab der Medienverband der evangelischen Kirche im Rheinland einen „Kirchen-Knigge“ heraus. Die Botschaft: Es besteht kein generelles Verbot, in einer Kirche zu klatschen. Nur während der Liturgie sollten Sie darauf verzichten, da dies die Konzentration und die geistliche Atmosphäre stören würde. Klatschen sei „der körperliche Ausdruck für Amen“, so heißt es im „Kirchen-Knigge“. 16 www.stil.de Der moderne Knigge Darf ich Geld aus dem Klingelbeutel wechseln, wenn ich nur große Scheine dabeihabe? Veraltete Regel: Früher sollten sich Christen an der Bibel orientieren und ihren Zehnten für das Reich Gottes geben (10% des Einkommens stehen Gott zu). Um keine schiefen Blicke der anderen zu ernten und Gott gehorsam zu sein, achtete man darauf, was beziehungsweise wie viel man gab. Und das gilt 2009: Daran sollten Sie sich nicht mehr orientieren. Unsere Empfehlung: Lassen Sie den Klingelbeutel lieber an sich vorbeigehen, anstatt dass Sie Geld wechseln. Das können Sie nach dem Gottesdienst in Ruhe in der Sakristei tun. Muss ich beim Gottesdienst auf eine bestimmte Kleiderordnung achten? Veraltete Regel: Es wurde sehr darauf geachtet, zum Gottesdienst im „Sonntagsstaat“ zu erscheinen. Und das gilt 2009: Der „Kirchen-Knigge“ des Medienverbands der evangelischen Kirche im Rheinland sagt dazu: „Egal ob in Disco- oder Motorrad-Anzug, mit Bauchnabel-Piercing, Glatze oder Skateboard – alle dürfen kommen.“ Dürfen Damen bei einer Hochzeitsfeier Schwarz tragen? Früher korrekt: Weibliche Gäste durften bei einer Hochzeitsfeier keine schwarze Kleidung tragen. Schwarz war der Trauer vorbehalten. www.stil.de 17 Der moderne Knigge Und das gilt 2009: Entwarnung: Schwarz ist eine wichtige Modefarbe und kann sehr elegant sein. Sie dürfen sich sogar bei Hochzeiten für diese Farbe entscheiden. Passen Sie allerdings auf, dass das Gesamt-Outfit nicht farblos und trist wirkt, denn eine Hochzeit ist auch heute noch ein fröhlicher Anlass. Setzen Sie mit einer Stola, einem Bolerojäckchen, mit Schuhen, Accessoires, Schmuck oder Make-up farbige Akzente. Dann ist auch gegen ein schwarzes Kleid nichts einzuwenden. Lediglich in konservativen Kreisen sollten Sie mit der Farbe Schwarz noch vorsichtig sein. Richtig ist: Die Farbe Weiß ist tabu, sie ist und bleibt einzig und allein der Braut vorbehalten. Sind schwarze Anzüge nur bei Beerdigungen angebracht? Früher korrekt: Die Farbe Schwarz ist nur bei Beerdigungen zu tragen, eine Farbe der Trauer. Und das gilt 2009: Diese Regel ist mittlerweile veraltet. Schwarz avanciert mehr und mehr zur Modefarbe und wird längst nicht mehr mit Trauer gleichgesetzt. Daher finden schwarze Anzüge in der Herrenmode reißenden Absatz, Hersteller und Käufer wagen sich mehr und mehr an diese Anzugfarbe heran. Die Emanzipation schreitet voran: Wenn die Dame ein schwarzes Chanelkostüm oder das „kleine Schwarze“ tragen kann, warum sollte diese Farbe für den Herrn tabu sein? Aber auch hier gilt: In konservativen Kreisen und Branchen beäugt man den schwarzen Anzug selbstverständlich noch kritisch. „Der große Knigge“ empfiehlt: Wählen Sie besser gedeckte Töne, zum Beispiel Anthrazit, Dunkelgrau oder Mitternachtsblau. 18 www.stil.de Der moderne Knigge Dame oder Herr, wer geht beim Restaurantbesuch voran? Veraltete Regel: Noch vor wenigen Jahrzehnten war es selbstverständlich, dass der Herr als Vertreter des stärkeren Geschlechts vorangeht. Und das gilt 2009: Im Zuge der Emanzipation der Frau ist es heute im Privat- und Berufsleben üblich, dass Frauen, befinden sie sich in der Gastgeberrolle, vorangehen. Ist es stillos, wenn ich mir im Restaurant als Gast selbst einen Tisch suche? Veraltete Regel: Es war oft üblich, sich selbst einen Tisch zu suchen und Platz zu nehmen. Und das gilt 2009: Die amerikanische Sitte des „wait to be seated“ wird heutzutage vermehrt eingeführt, gerade in Mittelklasse-Restaurants. In Restaurants der gehobenen Klasse wird es schon seit einiger Zeit in der Tat als stillos betrachtet, wenn ein Gast einfach auf einen Tisch zusteuert. Warten Sie deshalb besser ab, bis Sie vom Oberkellner oder einer anderen Restaurantfachkraft platziert werden. Manchmal gibt es auch entsprechende Hinweisschilder am Eingang. Schauen Sie sich deshalb auch dort erst um, um die herrschende Gepflogenheit zu erkunden. Darf ich meinen Aperitif mit an den Tisch nehmen? Veraltete Regel: Ein Aperitif wurde nicht mit an den Tisch genommen. www.stil.de 19 Der moderne Knigge Und das gilt 2009: Bei einem Bankettessen nehmen Sie Ihr Glas nicht mit an den Tisch. Wenn Sie jedoch á la carte essen und den Aperitif nicht halb voll an der Bar oder in der Lobby zurücklassen möchten, nehmen Sie den Aperitif ruhig mit an den Tisch. Noch eleganter ist es, die Servicekraft zu bitten, den Transport für Sie zu übernehmen. Wird in einem Sterne-Restaurant nur ein vollständiges Menü serviert? Veraltete Regel: Es galt die Regel, dass in einem Sterne-Restaurant nur ein Menü serviert wird. Und das gilt 2009: Aufgrund der geänderten Lebensweisen hat sich diese Regel überholt. Gehen Sie zum Beispiel erst am späten Abend zum Essen, kann es ja sein, dass Sie so spät keinen Nachtisch mehr essen und auch keinen Espresso mehr trinken möchten. Das ist vollkommen in Ordnung und geschultes Personal weiß das und handelt entsprechend. Welche Art von Wein serviere ich zu welcher Speise? Veraltete Regel: Weißer Wein zu hellem Fisch, roter Wein zu dunklem Fleisch. Und das gilt 2009: Um bei Ihrem Festessen Genuss zu garantieren, müssen Sie mehr tun, als den Wein nach der Farbe auszusuchen! Der Egotrip in den Weinkeller ist okay, solange Sie Wein nur für sich allein aussuchen. Sobald Sie die Verantwortung dafür übernehmen, dass andere 20 www.stil.de Der moderne Knigge Personen ein Essen genießen, sollten Sie sich mit den Grundregeln der Geschmackskorrespondenzen auseinandersetzen. Die Basisregeln lauten so: 1. Beginnen Sie mit jungen und gut gekühlten Weinen. 2. Wählen Sie fruchtige Begleiter zu scharfen Speisen. 3. Säuregeprägte Weine passen zu fetten Speisen. 4. Tanninreiche Tropfen harmonieren mit eiweißreichen Speisen. 5. Süß und Süß gesellt sich gern. Kann heutzutage auch mit alkoholfreien Getränken zugeprostet werden? Knigge-Märchen: Anstoßen darf man nur mit alkoholischen Getränken. Und das gilt 2009: Ein Gerücht, das sich hartnäckig hält und immer wieder Thema ist. Stellen Sie sich eine festlich gedeckte Tafel vor, der Gastgeber erhebt das Glas. Alle Gäste tun es ihm nach bis auf einen: Es handelt sich um den armen Kerl, der noch Auto fahren muss und sich sogar bereit erklärt hat, die anderen Gäste nach Hause zu bringen. Wäre es stilvoll, diesen einen Gast aus der Gemeinschaft auszuschließen, nur weil er keinen Alkohol trinkt? Ganz sicher nicht. Auch im Zuge der Aufklärungskampagnen „Kein Alkohol am Steuer“ empfiehlt „Der große Knigge“: Schließen Sie Abstinenzler nicht aus der Gemeinschaft aus! Zuprosten und Anstoßen mit Selters ist nach modernen Regeln erlaubt. Na dann „Prost“, „Salute“ oder „Cheers“ – mit Sekt oder Selters! www.stil.de 21 Der moderne Knigge Darf ich die Dekoration an einem Cocktailglas verzehren? Veraltete Regel: Falls vorhanden, wurde die Deko nicht gegessen beziehungsweise war nicht zum Essen vorgesehen. Und das gilt 2009: Es passt nicht in unsere Zeit, dass Lebensmittel der Etikette wegen weggeworfen werden müssen. Sie dürfen die Dekoration Ihres Cocktails deshalb essen. Die anderen Utensilien wie Holzsticks und Obstschalen legen Sie bitte auf die mit dem Cocktail erhaltene Serviette, nicht in den Aschenbecher! Wie benutze ich 2009 die Serviette korrekt? Das gilt 2009: Spätestens mit dem Servieren des ersten Gangs sollten Sie die Serviette so weit öffnen, dass sie halbiert oder zu einem Drittel gefaltet bleibt und auf Ihren Schoß platzieren. Das gefaltete Ende der Serviette liegt auf Ihren Knien, die beiden offenen Enden weisen zu Ihren Schoß hin. Befestigen Sie sie nicht am Gürtel oder am Hals! (Ausnahme beim Umbinden ist das Krebs-Essen.) Falls Sie sich den Mund abtupfen, benutzen Sie dafür den nach innen gefalteten Teil der Serviette und legen Sie die Serviette danach zur Hälfte gefaltet wieder auf den Schoß zurück. So verbergen Sie eventuelle Flecken in der Serviette. Müssen Sie kurz den Tisch verlassen, legen Sie die Serviette gefaltet links neben Ihren Teller, wie am Ende eines jeden Menüs – nicht auf den Stuhl ablegen, wie es in den USA üblich ist. Übrigens: Die Regeln für Stoffservietten gelten auch für Papierservietten! 22 www.stil.de Der moderne Knigge Beginnt ein Menü mit „Guten Appetit“? Veraltete Regel: Es war bei offiziellen Bankettessen nicht üblich, sich einen „Guten Appetit“ zu wünschen. Und das gilt 2009: Die Eröffnung des Essens mit „Guten Appetit“ muss situationsbedingt betrachtet werden. Es war und ist nicht üblich, bei einem offiziellen Essen (Dinner/Bankett) „Guten Appetit“ zu wünschen. Dort wird von der Gastgeberin das Signal zum Essensbeginn nonverbal gegeben, indem sie zum Besteck greift. Dies gilt bei Einladungen seitens eines Paares sowie einer einzelnen Dame. Gibt es einen Single-Gastgeber, übernimmt er nach modernen Umgangsformenregeln selbstverständlich diesen Part. Im Freundes- und Familienkreis gilt es hingegen nicht als stillos, wenn Einladende Ihren Gästen „Guten Appetit“ wünschen. Ebenso können sich beispielsweise Teammitglieder in einer Kantine gegenseitig gern diesen Wunsch übermitteln. Als Gast aber sagen Sie bitte nicht von sich aus „Guten Appetit“. Dürfen Sie im Restaurant vom Teller Ihrer Partnerin/Ihres Partners probieren? Das gilt 2009: Das hängt von der Art des Restaurants ab. In der gehobenen Gastronomie wird gar nicht vom Teller des Tischnachbarn gekostet. Da man sich dort so viel Mühe mit der Form macht, wäre es ein Affront, nach Belieben die Teller zu tauschen. Es gilt die Regel: Eingedecktes Geschirr wird vom Gast nicht verrückt. Akzeptabel ist es, den Kellner bereits bei der Bestellung um Rat und z. B. um einen Extrateller zu bitten. In einfachen Lokalen wird vermutlich www.stil.de 23 Der moderne Knigge niemand Anstoß daran nehmen, wenn Sie einen Probierhappen Ihres Gerichts auf den Salat- oder Brotteller legen und Ihren Partner kosten lassen oder sich seine Gabel geben lassen und ein Stückchen Fleisch als Probierhappen für ihn aufspießen. Darf ich Hähnchenschenkel mit der Hand essen? Knigge-Märchen: Alles, was fliegt, darf mit der Hand gegessen werden. Und das gilt 2009: Hähnchenschenkel werden im Restaurant mit Messer und Gabel gegessen. Eine Ausnahme stellen lediglich Schnellrestaurants und „Hähnchenbuden“ dar. Darf ich Suppenteller kippen? Veraltete Regel: Vielleicht haben Sie auch gelernt, es gehört nicht zur feinen Tischsitte, den Suppenteller zu kippen. Und das gilt für 2009: Das hat sich geändert. Sie dürfen heute den Teller zu sich hin – oder von sich wegkippen, ohne dass Sie dabei einen Stilfehler begehen. Von sich wegkippen ist allerdings die sicherere Variante. Darf ich kleinere Suppentassen 2009 ausschlürfen? Veraltete Regel: Hier galt, das „Auschlürfen“ gehörte ebenso wie das Kippen nicht zur feinen Tischsitte. 24 www.stil.de Der moderne Knigge Und das gilt 2009: Den Suppenrest in einer Tasse (ohne Einlage) dürfen Sie austrinken, da der letzte Rest aus einer Suppentasse warm, wenn nicht sogar heiß, am besten schmeckt. Aber immer daran denken, wir sprechen hier von einer handlichen, kleinen Suppentasse und nicht von einem Suppenteller. (Fassen Sie dazu die Tasse also am linken Henkel (Ohr) mit einer Hand oder nehmen Sie beide Hände an beide Ohren.) Darf ich nachwürzen oder gilt das eher als unhöflich? Das gilt 2009: Salz hat nicht nur mit gutem Geschmack, sondern auch etwas mit guten Manieren zu tun. Und Menschen mit guten Manieren, insbesondere Feinschmecker, unterscheiden sich von anderen auf den ersten Blick durch ihren sensiblen Umgang mit Salz. Was Sie grundsätzlich nicht machen sollten: Bevor Sie eine Speise überhaupt gekostet haben, schon zum Salzstreuer greifen und die dargebotene Speise nachsalzen. Richtig ist zwar: Gute Köche gehen sparsam mit Salz um – denn während ein Nachsalzen immer möglich ist, ist ein „Entsalzen“ nahezu ausgeschlossen. Dennoch heißt die Etikette-Regel: Erst kosten, dann eventuell nachsalzen! Darf ich mein Frühstücksei mit dem Messer „köpfen“? Veraltete Regel: Das Messer wurde als bedrohlich angesehen und deshalb wurde das Ei nicht mit dem Messer „geköpft“, sondern mit einem Löffel abgeklopft und die Schale abgehoben. Des Weiteren sollten Eier www.stil.de 25 Der moderne Knigge damals nicht mit dem unlegierten Messer in Berührung kommen, damit dieses nicht schwarz anlief. Und das gilt 2009: Heute sind die meisten Messer aus Chromargan und laufen nicht mehr an. Wer die Technik beherrscht, darf Eier heutzutage vorsichtig „köpfen“. Gerade bei ganz frischen Eiern ist es nämlich schwierig, die Schale vom Ei zu lösen. Verhalte ich mich richtig oder falsch, wenn ich im Restaurant den Servicekräften beim Abräumen oder Servieren helfe? Veraltete Regel: Es war ein Fauxpas, das Geschirr anzureichen. Und das gilt 2009: Ist deutlich erkennbar, dass eine Servicekraft ein Geschirrteil gar nicht erreichen oder ein Tellergericht nicht servieren kann, dann ist die Hilfe eines Gastes eine willkommene freundliche Geste. Aber in den meisten Fällen ist es besser, wenn Sie sich rundum bedienen lassen, denn Sie bringen mit Ihrer „Hilfe“ nur die professionellen Abläufe des Personals durcheinander. Völlig tabu ist es in der Gastronomie, Geschirr zu stapeln und an der Tischkante zusammenzuschieben. Darf ich im gehobenen Restaurant nach der „Toilette“ fragen? Veraltete Regel: Begriffe wie Toilette oder Ähnliches wurden nicht ausgesprochen, sondern nur umschrieben. 26 www.stil.de Der moderne Knigge Und das gilt 2009: Die Begriffe „Toilette“ oder „WC“ sind passabel, Sie müssen heutzutage keine gestelzten Umschreibungen wählen. Sie sollten lediglich nicht am Tisch oder während des Essens nach dem stillen Örtchen fragen, sondern sich besser vom Tisch erheben. Ebenfalls empfehlenswert ist die Frage: „Wo kann ich mir die Hände waschen?“ In der durchschnittlichen Gastronomie wird man Ihnen jedoch auf diese Frage oft antworten: „Die Toiletten sind hinten links ...“ Wie ist meine Armhaltung beim Essen richtig? Veraltete Regel: Korrekt war, nur die Handflächen, also die Arme bis zum Handgelenk, auf den Tisch abzulegen. Und das gilt 2009: Der deutsche Knigge-Rat empfiehlt: Sie dürfen Ihre Unterarme auf dem Tisch ablegen. Aber denken Sie bitte daran: ablegen, nicht auf den Ellenbogen abstützen! Darf ich mir am Buffet mehrmals Nachschlag holen? Veraltete Regel: Es galt als unfein, öfter als zweimal zum Buffet zu gehen. Und das gilt heute: Viele einstmals sehr strikte „Regeln“ im Umgang miteinander haben sich stark gelockert, sind jetzt dem täglichen Leben mehr angepasst, sind „menschlicher“ geworden – oft auch ehrlicher. „Der große Knigge“ empfiehlt: Es ist stilvoller, wenn Sie sich www.stil.de 27 Der moderne Knigge mehrmals am Buffet bedienen, als dass Sie sich den Teller randvoll packen! Stimmt es, dass nach Beendigung des Essens das Besteck auf „halb sieben“ abgelegt werden soll zum Zeichen, dass es nicht geschmeckt hat? Knigge-Märchen: Ein Gast signalisiert durch seine Bestecksprache, dass ihm das Essen nicht geschmeckt hat. Und das gilt 2009: Nein, das stimmt nicht. Nach dem Essen wird das Besteck schräg rechts unten – etwa auf „halb fünf“, wenn Sie sich den Teller als Uhr vorstellen – abgelegt. Und zwar unabhängig davon, ob es Ihnen geschmeckt hat oder nicht. Den Gastgebenden durch verschiedene Besteckpositionen zu signalisieren, ob das Essen als gut oder schlecht beurteilt wird, wäre äußerst unhöflich. Darf ich mir heutzutage Essen einpacken lassen, wenn ich mein Gericht nicht aufesse? Das gilt 2009: Essen der Etikette wegen wegwerfen zu müssen, passt nicht in unsere Zeit. In immer mehr Restaurants ist es „keine Schande mehr“, nach einem sogenannten Doggy-Bag zu fragen, also darum zu bitten, die halbe Pizza oder das halbe Hähnchen, die oder das man nicht geschafft hat, in der Küche einpacken zu lassen, um es mitzunehmen. Doch in gehobenen Restaurants ist der Doggy-Bag immer noch nicht gern gesehen – und gehört dort auch nicht hin. 28 www.stil.de Der moderne Knigge Wer übernimmt nach einem Restaurantbesuch die Rechnung? Veraltete Regel: Grundsätzlich zahlt der, der zum Essen eingeladen hat. Lädt der Herr die Dame ein, zahlt er auch die Rechnung. Und das gilt 2009: Wenn der Ober die Karten gereicht hat, kann der Mann, der nicht die erste gemeinsame Rechnung allein zahlen möchte, eine klare Aussage treffen: „Ich freue mich auf diesen ersten Abend. Aber weil es unser erster Abend ist, schlage ich vor, dass wir heute noch getrennte Rechnungen zahlen. Lass uns die Dinge in Ruhe angehen.“ Die Frau kann diese Aussage natürlich auch treffen. Es gilt aber auch: Wenn „Mann“ (aber natürlich auch „Frau“) die Rechnung übernehmen möchte, sollte er/sie diesen Hinweis ebenfalls gleich zu Beginn des Abends geben. Dann kann das Gegenüber immer noch widersprechen, falls ihm/ihr das unangenehm ist – aber auf jeden Fall sind die Fronten frühzeitig geklärt und beide können sich auf das gemeinsame Kennenlernen statt auf die bange Frage konzentrieren: Wer zahlt die Rechnung? Klopfe ich heutzutage noch ans Glas, wenn ich eine Rede halten möchte? Veraltete Regel: Es war üblich, vor einer Rede an das Glas zu klopfen. Und das gilt 2009: Nein, heutzutage stehen Sie einfach auf und beginnen zu sprechen (mit erhobener Stimme), dann wird es in der Runde automatisch ruhig und Sie können mit Ihrer Rede beginnen. Welche Tischmanieren Sie sich 2009 in Deutschland zu eigen machen sollten: www.stil.de 29 Der moderne Knigge • Hände auf den Tisch, ruhig bis zum Unterarm. (Aber auch hier noch einmal: Bitte nicht auf den Ellenbogen abstützen!) • Sitzen Sie aufrecht – nahe am Tisch (so nah, „dass auf dem Schoß eine Katze Platz hätte, zwischen Rücken und Lehne aber eine Maus“). • Fangen Sie nicht an zu trinken, bevor alle etwas haben. • Fangen Sie nicht an zu essen, bevor alle das Gericht auf dem Tisch haben. • Sobald Sie fertig sind mit dem Essen, legen Sie das Besteck schräg rechts unten („halb fünf“) ab. Ist die Frage „Darf ich bitten?“ 2009 noch zeitgemäß? 30 www.stil.de Der moderne Knigge Das gilt 2009: Diese Frage passt in ein klassisches Umfeld und auf Bälle, junge Menschen finden diese Formulierung mittlerweile antiquiert. „Möchtest du tanzen?“ / „Möchten Sie tanzen?“ ist eine zeitgemäße Alternative. Zu Disko-Klängen darf man selbstverständlich auch allein tanzen. Selbstverständlich dürfen Sie heutzutage auch als Frau den Wunsch nach einem Tanz äußern. Den Herrn, der neben Ihnen sitzt, können Sie z. B. auch im Sitzen fragen, ob er mit Ihnen tanzen will. Gehört der erste Tanz nach wie vor der Partnerin? Das gilt 2009: An dieser Regel hat sich nichts geändert. Auch 2009 gehört der erste Tanz immer noch der eigenen Partnerin! Offizielle Pflichttänze gibt es bei öffentlichen Bällen (im Gegensatz zu privaten Bällen) nicht mehr: Sie müssen nicht mehr mit allen Damen an Ihrem Tisch tanzen. Sie beweisen jedoch Stil, wenn Sie die Dame zum Tanz auffordern, deren Partner mit Ihrer Partnerin tanzt. Trinkgeld, auch wenn ich per EC- oder Kreditkarte bezahle? Veraltete Regel: Hartnäckig hält sich die in den 1980er-Jahren entstandene Regel, dass Sie bei Bezahlung mit der Kreditkarte den Trinkgeldbetrag in bar zahlen. Und das gilt 2009: Natürlich freut sich das Servicepersonal, wenn Sie das Trinkgeld bar www.stil.de 31 Der moderne Knigge dazulegen, zwingend erforderlich ist es aber nicht. Möchten Sie das Trinkgeld per Kreditkarte zahlen, schreiben Sie „Trinkgeld“ beziehungsweise „Tip“ unter den Rechnungsbetrag. Dann wird das bei der Abrechung berücksichtigt – und der Wirt weiß, welcher Trinkgeldbetrag beinhaltet ist. Ist es mittlerweile üblich, auch „Chefs“ Trinkgeld zu geben? Veraltete Regel: Chefs bekommen kein Trinkgeld, da sie ja genug verdienen. Und das gilt 2009: Als Anerkennung für guten Service kann man auch Chefs in Restaurants oder Friseursalons ein Trinkgeld zukommen lassen. Grund: Sie arbeiten oft sehr hart (häufig auch ohne Angestellte) und meistens weiß man auch gar nicht, dass es sich um den Chef handelt. Als Stammkunde geben Sie jedoch besser ab und zu ein kleines Geschenk statt Geld – das ist wertschätzender. 32 www.stil.de Benimm ist in! Doch: Sind Sie immer sicher, sich richtig zu verhalten? Was gilt im Jahr 2009 nach wie vor und welche Etikette-Regeln haben sich geändert? Wir haben in dieser Broschüre 62 Knigge-Empfehlungen für 2009 2008 für Sie aufgelistet SEB-K09-9/02