Allergien - Kleintierpraxis Dr. Nina Müller

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Allergien - Kleintierpraxis Dr. Nina Müller
Autorin: Dr. med. vet. Sunayana Mitra
Allergien bei unseren Haustieren
Einleitung
Allergische Erkrankungen kommen bei Tieren (und Menschen) vor, deren Immunsystem gestört
ist.Die normale Funktion des Immunsystems, welches eigene Körperzellen schützt und fremde
Stoffe abwehrt, nennt man die physiologische Abwehrkraft oder Normergie.
Eine krankhaft übersteigerte Reaktionsbereitschaft des Immunsystems nennt man Allergie.
Eine krankhaft verminderte Abwehrfunktion liegt bei der Immunschwäche vor.
Bei allergisch veranlagten Tieren (Menschen) entwickelt sich in den ersten Lebensjahren eine
Sensibilität gegenüber Stoffen, die man Allergene nennt. Kommt das Tier (Mensch) später wieder
mit diesen Allergenen in Kontakt, reagiert der Körper krankhaft übersteigert, nämlich mit einer
Allergie.
Es gibt verschiedene Verlaufsformen der allergischen Immunreaktion.
Bei unseren Haustieren überwiegen die sog. Allergie vom Soforttyp=Typ I und die verzögerte
Allergie vom Typ IV.
Allergien vom Typ II und Typ III kommen seltener vor.
Oft sind die einzelnen Allergietypen nicht klar voneinander zu trennen, meistens kommen
verwischte Allergieformen vor.
Zum besseren Verständnis sei hier die klassische Einteilung der Allergieformen kurz dargestellt.
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ALLERGIE VOM SOFORTTYP, TYP I
Ein gegen einen Stoff (Allergen) sensibilisierter Körper reagiert beim zweiten Kontakt mit
demselben Allergen (denselben Allergenen) in einer krankhaft übersteigerten Form - und zwar
sofort.
Das Immunsystem schüttet sofort massiv Mastzellen aus, die an ihrer Zelloberfläche IgERezeptoren tragen. Bei diesem Vorgang werden Stoffe, z.B. Histamin freigesetzt, welche zum
klinischen Bild der Allergie führen. Diese IgE-besetzten Mastzellen reichern sich hauptsächlich in
der Haut und im Magen-Darmkanal an, sodass diese Organe mit einer hochgradigen Anschwellung
und Entzündung reagieren.
Beispiele der zur Allergie Typ I gehörenden Erkrankungen sind:
Flohbissallergie
Futtermittelallergie
Medikamentenunverträglichkeit
Atopie
ALLERGIE VOM TYP II
Hier zerstören fehlgeleitete Antikörper des Immunsystems einzelne Zellbestandteile oder
Zellmembranen. Viren, Bakterien, Medikamente und andere Stoffe können sich an die
Zelloberfläche von roten Blutkörperchen anlagern. Die belagerten roten Blutkörperchen werden vom
Immunsystem als Fremdkörper erkannt und mit seinen Antikörpern bekämpft. Dabei werden die
roten Blutkörperchen zerstört und es resultiert eine Blutarmut.
Ein Beispiel einer solchen, fehlgeleiteten Immunantwort ist die hämolytische Anämie.
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ALLERGIE VOM TYP III
Antigene und Antikörper bilden Immunkomplexe, die normalerweise einem ständigen Auf- und
Abbau unterliegen. Bei einer Entgleisung dieses Gleichgewichtes von Auf- und Abbau der
Immunkomplexe kommt es zu krankhaften Erscheinungen.
Zum einen können die Antikörper überzählig sein (Antikörperüberschuß), der sich an einer anderen
Stelle im Körper durch Krankheit bemerkbar macht. Dieses Phänomen nennt man
Arthusphänomen.
Beispiel: Bei einer Infektion mit dem Caninen Adenovirus Typ I kann durch Antikörperüberschuß
eine Entzündung der vorderen Augenabschnitte (Uveitis) entstehen, die durch Schädigung des
Korneaentothels zu einem blauen Auge (blue eye) führt.
Ein Antigenüberschuß besteht bei der sog. Serumkrankheit. Hier lagern sich die im Blut
zirkulierenden Immunkomplexe an innere Organe an und rufen dort krankhafte Veränderungen
hervor, wie z.B. Endokarditis, Vaskulitis, Arthritis, Glomerulonephritis u.a.
ALLERGIE VOM TYP IV
Hier wird eine Überreaktion vom verzögerten Typ erst durch sensibilisierte T-Zellen hervorgerufen,
sodass die allergische Erkrankung erst später und nicht sogleich nach dem Kontakt entsteht.
Beispiele: Kontaktallergien, auch die Flohallergie (verwischter Allergietyp), sowie die allergische
Reaktion auf Sarkoptes- und Demodexmilben.
In die tierärztliche Praxis kommen heutzutage viele Haustiere mit starkem Juckreiz,
Hautausschlägen, Magen-Darmerkrankungen, Husten usw.
Treten diese Erkrankungen nach Absetzen der erfolgreichen Therapie regelmäßig wieder auf, muss
man mit einem allergischen Geschehen rechnen. Wenn es sich nicht gerade um einen Bienenstich
handelt, nach dem das Gesicht stark anschwillt, ist die Suche nach den Allergenen oft mühsam,
langwierig und aufwendig. Genauso verhält es sich mit der Therapie.
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Trotzdem müssen wir unsere geplagten Haustiere von ihrer Allergie befreien oder diese zumindest
auf ein erträgliches Maß vermindern.
Häufig vorkommende Allergien
Flohbissallergie, allergische Flohdermatitis
Die Flohbissallergie kann als Allergie vom Soforttyp I gleich nach einem Biss auftreten, wobei
eine lokale Anschwellung der Haut bei kurzhaarigen Tieren ersichtlich ist, bei allen Tieren aber ein
plötzlicher und hochgradiger Juckreiz auftritt. Die verzögerte Allergieform Typ IV entwickelt sich
nach Wochen mit einer stark juckenden Hautentzündung, bei der vor allem auf Rücken, Schwanz,
Bauch und Leistengegend ein haarloses Areal entsteht, das in chronischen Fällen in eine
schrundig, blutende und verkrustende Hautentzündung ausartet. Wird das Tier nicht behandelt,
können bakterielle Infektionen das klinische Bild komplizieren.
BEHANDLUNG:

Ganzjährige Flohprophylaxe durch den Haustierarzt (HTA)!

Auch symptomlose Flohträger in der Umgebung des Tieres müssen mitbehandelt werden.

Wohnung, Zwinger und Auto müssen mit einem Floh und Larven vernichtenden Mittel
saniert werden.

Die Hautentzündungen werden vom HTA mit juckreizlindernden und wundheilenden
Präparaten behandelt.
Insektenstichallergie
Alle Insekten, Spinnen, Bienen, Wespen, Zecken, Milben usw., die sich in die Haut eingraben oder
Blut saugen, können allergische Hautreaktionen hervorrufen. Im Sommer befallen Mückenstiche
besonders die Ohren und den Nasenrücken des Tieres, kommen aber auch am ganzen Kopf und
am Bauch vor.
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Zur Vorbeugung sollte man bei sensibilisierten Tieren im Sommer Mücken-Repellentien
(z.B. Autan) anwenden, ganzjährig Floh- und Milbenmittel und ab dem Frühjahr bis in den Winter
zusätzlich Zeckenmittel auftragen.
Alle Mittel gibt es bei Ihrem HTA in Form von äußerlich anzuwendenden Tropfen (Spot on).
Bienen- und Wespenstiche im Gesicht oder gar im Mund (Vorsicht Bienenschnapper!) können zur
hochgradigen Anschwellung bis zur Atemnot führen. Hier braucht das Tier sofort eine
Kortisonspritze!
Atopie
Atopie bedeutet Ungewöhnlichkeit und wird als Oberbegriff von allergischen Krankheiten vom
Sofort-Typ verwendet. Während beim Menschen hauptsächlich Allergene aus der Luft eine
allergische Reaktion der Atemwege und der Haut verursachen, sind die Eintrittspforten beim Tier
vorwiegend die Haut und der Magen-Darm-Kanal.
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Eine genetische Rassedisposition bei Hunden gibt es bei Terrierrassen, beim Deutschen
Schäferhund, Boxer, Golden und Labrador Retriever und deren Mischlingen.
Die häufigsten Allergene sind Hausstaubmilben, Futtermilben, Pilzsporen, Unkraut-, Gräser- und
Baumpollen und Futtermittel.
Die Sensibilisierung der veranlagten Hunde verläuft im 1. Lebensjahr.
Solche Hunde beginnen dann ab dem 2.-3. Lebensjahr mit einer sog. atopischen Dermatitis.
KLINISCHES BILD:
Die Hunde beginnen an den Pfoten zu knabbern, scheuern sich am Kopf und jucken sich dann am
ganzen Körper. Unter den Achseln und am Unterbauch findet man auf der wenig behaarten Haut
die ersten Anzeichen. Kleine rote Pünktchen, die sich zu Papeln (rote, verdickte, rundliche „Pickel“),
später zu Pusteln (Bläschen) und durch Belecken zu herdförmigen Hautentzündungen entwickeln.
Das Haarkleid von hellen Hunden wird durch das ständige Belecken feucht und verfärbt sich
rotbraun.
Bei einigen Hunden dagegen findet man nur eine saisonal wiederkehrende Entzündung des
äußeren Gehöhrgangs.
Das saisonale Auftreten ist anfangs typisch für die atopische Dermatitis.
Ursachen im Frühjahr sind Pflanzenpollen, im Herbst die Hausstaubmilben, im Winter, bei trockener
Raumluft, Staub und Pilzsporen und gegebenenfalls die Futtermittel (siehe unten).
Neben den Hautsymptomen entsteht oftmals eine allergische Bindehautentzündung mit vermehrter
Rötung und Anschwellung von Lidern und Bindehaut, Tränenfluss und Lidkneifen. Sekundär können
bakterielle Infektionen in der durch Reiben und Kratzen irritierten Haut und Bindehaut eine eitrige
Entzündung hervorrufen.
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DIAGNOSTISCHE MÖGLICHKEITEN:
Es gibt einige Testverfahren, die eine Allergie auf einzelne Stoffe nachweisen können. In unserer
Praxis senden wir Blutserum der Patienten in ein Labor und lassen dieses, je nach Fall, auf
saisonale Allergene (Gräser, Kräuter, Bäume), nichtsaisonale Allergene (Hausstaubmilben,
Futtermilben, Pilzsporen), 15 Futtermittel (Fleischarten, Getreide- und Gemüsearten u.s.w.) und
gezielt auf Epithelien (Mensch, Katze, Kaninchen, Meerschweinchen, Papagei), Staphylokokken,
Sarkoptesmilben, Flohallergie usw. testen.
BEHANDLUNG:
Sie braucht Zeit, Geduld und Kooperation des Tierbesitzers! Das Labor, welches die Allergene aus
dem eingesandten Serum getestet hat, kann eine spezifische Hyposensibilisierung herstellen.
Dieser Art „Impfstoff“ wird dem Tier nach Anweisung ca. 1 x wöchentlich, ca. 6 Monate lang unter
die Haut gespritzt. Nach Einweisung durch den HTA kann das der Tierbesitzer, oder eine im
Pflegesektor ausgebildete Person, zuhause selbst machen.
Wahrscheinlich braucht ein hochallergisches Tier am Anfang zusätzlich kurzfristig noch ein wenig
Kortison oder andere juckreizstillende Tabletten und Lotionen, damit es die Juckattacken ertragen
kann, bis die Hyposensibilisierung die Allergiebereitschaft in der nächsten Saison vermindert.
Das alleinige Anlegen eines Halskragens, ohne begleitend juckreizstillende Medikation halte ich
dem Tier gegenüber für unfair!
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Futtermittelallergie
Die Futtermittelallergie ist heutzutage ein ernstes Thema, da die Tiere meist nicht nur gegen einen
Stoff, sondern gegen eine Vielzahl von Stoffen allergisch reagieren (Allergie vom Soforttyp I). Die
Hauptsymptome sind ein juckender Hautausschlag, meist am Bauch, aber auch im Gesicht und am
Unterhals des Tieres. Die Haut wird durch das ständige Knabbern, Belecken und Kratzen gerötet,
haarlos und später sogar schwartig verdickt.
Bei der Futtermittelallergie muss nicht, kann aber gleichzeitig ein Durchfall auftreten.
Die Futtermittelallergie entwickelt sich langsam, sodass ein Tier, welches jahrelang mit einem Futter
gefüttert worden ist, im Alter eine allergische Reaktion darauf zeigen kann.
Als Allergene funktionieren Milch u. Milchprodukte, Ei, Rind-, Schweine-, Pferdefleisch, Getreide,
Gemüse (Soja!!), Konservierungsmittel in Fertigfuttermitteln, Wurmbefall u.v.a.
Hilfreich ist ein Allergietest auf Futtermittel, der aber nicht alle Komponenten erfasst.
BEHANDLUNG:
Ausschlaggebend für den Erfolg sind eine konsequente Futterumstellung unter der Beratung
Ihres HTA und die Disziplin des Tierbesitzers, keine zusätzlichen Leckereien zu füttern. Um selbst
zu testen, auf welche Stoffe das Tier allergisch reagiert, sollte man ihm zunächst ein selbst
gekochtes Futter anbieten, das aus Einzelkomponenten besteht, die das Tier vorher noch nie
gefressen hat, z.B. gekochte Kartoffeln oder gar mexikanische Süsskartoffeln (Tapioka),Fleisch von
Lamm, Pferd, Kaninchen, Strauss oder Fisch und ein hypoallergenes Multivitaminpräparat
(Apotheke).
Unter dieser Diät sollte das Tier innerhalb von ca. 4 Wochen juckreizfrei sein.
Zusätzlich sollte man den geplagten Tieren anfangs den Juckreiz mit absteigenden
Kortisondosierungen stillen.
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Wenn das Tier keinen Juckreiz mehr zeigt, wird ein einzelnes Futtermittel (z.B. Reis) statt Kartoffeln
gefüttert. Tritt wieder Juckreiz auf, wird der Reis für immer aus dem Futterplan gestrichen. Dann
kommt ein anderes Futtermittel dran, wie z.B. Kaninchenfleisch. Wird das gut vertragen, bleibt es
auf dem Speisezettel.
Es ist zwar mühsam, aber nur so kann man die unverträglichen Futtermittel erkennen und vom
Speiseplan streichen oder die verträglichen in den Speiseplan aufnehmen. Es gibt kommerzielle,
medizinische Allergiediäten bei Ihrem HTA, die nur dann einen Erfolg bringen, wenn das Tier nicht
auch noch gegen Konservierungsmittel allergisch ist.
Kontaktallergien
Diese Allergieform tritt auf, wenn Tiere immer wieder mit Stoffen in Kontakt kommen, auf die sie
eine Sensibilisierung entwickeln.
Sie tritt nicht sofort nach dem Kontakt auf (Allergie vom Soforttyp I), sondern erst nach 2-3 Tagen
(Allergietyp IV).
Ursachen im Hause sind oft Textilfasern von Tieren, Pflanzen und synthetischem Gewebe,
Stofffarben, Putzmittel, Plastikweichmacher (Futtergeschirr), Lederhalsbänder usw.
Ursachen außerhalb des Hauses sind Farben, Holzschutzmittel, Pflanzenpollen, Düngemittel,
Desinfektionsmittel, Insektizide, Flohhalsbänder, Shampoos u.v.a.m.
A propos Shampoo: Bitte verwenden Sie kein Shampoo für Menschen, auch kein Babyshampoo für
Ihren Hund! Diese zerstören mit ihrer Säure den neutralen Schutzmantel der Hundehaut und
können zu erheblichen schuppigen Hautveränderungen führen. Besser ist, Sie holen sich ein
Shampoo von Ihrem HTA, zumal er es auf den Haar- und Hauttyp Ihres Hundes abstimmen kann.
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KLINISCHES BILD:
Bevorzugte Orte sind die spärlich behaarten Stellen der Haut am Bauch, Pfoten, Analgegend,
Hodensack usw. Zunächst entstehen gerötete Stellen, die stark jucken. Dann treten Bläschen auf,
die permanent beleckt werden. Sie platzen und es bildet sich eine nässende Stelle, die ein guter
Nährboden für Bakterien ist und bald haben wir eine eitrige Hautentzündung vorliegen.
BEHANDLUNG:
Für den Behandlungserfolg ist die Ursachenfindung ausschlaggebend. Kennt man die Ursache,
kann man sie abstellen (Flohhalsband, Putzmittel, Desinfektionsmittel, Parfums, Shampoo usw.).
Wenn die Ursache aber in Bestandteilen der Wohnung liegt (Teppich, Stoffe, Farben usw.) muss
man das Tier vorübergehend ausquartieren.
Ideal für die Beruhigung der Hautsymptome ist ein Ortswechsel (Ferien).
Ist der Juckreiz außerhalb des Hauses verschwunden, muss bei einer Kontaktallergie tatsächlich
ein größeres Programm aufgefahren werden.
Das Tier sollte schrittweise wieder in das Zuhause eingefügt werden, z B. erst nur in ein Zimmer, in
dem keine Teppiche, sondern nur Steinboden liegt, dann in eines mit Laminat- oder Parkettböden,
dann kann man Baumwolltextilien hinzufügen, usw. Wenn das Tier wieder Juckreiz zeigt, sollte es
mit den auslösenden Heimtextilien nicht mehr zusammen kommen.
Ist ein Ortswechsel des Tieres nicht möglich, leitet der HTA eine symptomatische Therapie ein.
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Allergie auf Sexualhormone
Diese tritt vorwiegend bei den älteren Haustieren auf.
Oestrogene, Androgene und Progesteron können einen juckenden Hautausschlag (Sofortallergie
Typ I und verzögerte Allergie Typ IV) auslösen.
Die haarlosen juckenden Hautstellen finden sich meist symmetrisch am Bauch, Leistengegend und
um den After / Vulva herum. Sie treten bei der Hündin vermehrt während der Läufigkeit oder
Scheinträchtigkeit auf.
Neben einer Hormonbehandlung durch den HTA ist bei diesen Tieren die Kastration angebracht.
Staphylokokkenallergie
Die Staphylokokkenallergie gibt es häufig beim Deutschen Schäferhund, aber auch beim Golden
Retriever, Setter und West Highland White Terrier.
KLINISCHES BILD:
Das klinische Bild ist eine oberflächliche eitrige Hautentzündung mit starkem Juckreiz und typischen
runden, nässenden Hautveränderungen (Hot Spot). Die geplatzen roten Hautbläschen verdicken
sich, verkrusten und heilen unter kranzförmiger Schuppenbildung ab. Zurück bleiben haarlose
runde Flecken mit einem schuppigen Saum. Bevorzugte Stellen sind Unterbauch und
Leistengegend, sie können aber auch seitlich am Rumpf, an den oberen Gliedmaßen und im
Gesicht auftreten.
Typisch für die Staphylokokkenallergie ist, dass sie nach abgesetzter Antibiotikatherapie oder bei
Tieren mit längerer Kortisongabe immer wieder auftritt.
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BEHANDLUNG:
Antibiotikatherapie durch den HTA, die bei jüngeren Tieren 2 - 4 Wochen und bei älteren Tieren 6 8 Wochen durchgeführt werden muss. Trotzdem sind Rezidive häufig. Manchmal muss das
Antibiotikum lebenslang gegeben werden. Aus Kostengründen kann man eine Intervallgabe
ausprobieren. Es gibt eine Staphylokokkenvaccine, mit der oft gute Erfolge erzielt werden können.
Wie bei allen Allergieformen ist die enge Zusammenarbeit mit dem HTA unumgänglich.
Es sei darauf hingewiesen, dass es auch in der Tierheilkunde für die Hautprobleme speziell
ausgebildete Fachtierärzte für Dermatologie gibt. Sie sind bei den Landestierärztekammern der
einzelnen Bundesländer aufgelistet.
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