aber ich liebe ihn doch!

Transcription

aber ich liebe ihn doch!
... aber ich liebe ihn doch!
Ein Ratgeber...
(nicht nur) für Angehörige von
onlinesexsüchtigen Partnern.
Hilfe zur Selbsthilfe bei Onlinesucht
Ratgeber
Onlinesexsucht.
Nicht nur für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern
Hilfe zur Selbsthilfe bei Onlinesucht
Herausgeberin: Gabriele Farke, HSO e.V. • www.onlinesucht.de
Wir sagen im Namen aller Angehörigen von onlinesexsüchtigen Partnern: „Dankeschön!“
Diese Broschüre konnte der HSO e.V. nur mit der Unterstützung und
Projektförderung der DAK (Deutschen Angestellten Krankenkasse)
verwirklichen.
Impressum:
Hilfe zur Selbsthilfe bei Onlinesucht
Gabriele Farke
Kottmeierstr. 12
D-21614 Buxtehude
www.onlinesucht.de und www.onlinesexsucht.de
E-Mail: [email protected]
Tel. +49 (0) 41 61 - 55 67 82 (keine Telefonberatung)
Fax +49 (0) 41 61 - 86 59 53
Vorstandsvorsitzende: Gabriele Farke, Buxtehude
Stellvertr. Vorstandsvorsitzender: Andreas Mandewirth, Solingen
Layout und Gestaltung: www.wasganzfeines.de
Fotos: fotolia.com - © LaCatrina, © Tino Hemmann, © DimkaNT © Jacek Chabraszewski
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
Seite
6
2. Onlinesex bzw. Cybersex: Was ist das eigentlich? Seite 8
3. Rede und Antwort Seite 13
4. Warum?
Seite 15
5. Co-Abhängigkeit. Wo stehe ich als Angehörige? (mit Fragebogen) Seite 18
6. Ein Paar, das die Krise als Chance begriff Seite 27
7. Was aber kann ich denn nur tun? Seite 36
8. Und wenn nichts hilft? Seite 39
9. Wann handelt es sich um eine Onlinesexsucht? Seite 41
10. Zahlen und Fakten Seite 47
11. In eigener Sache Seite 48
12. Buchtipps Seite 49
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Vorwort
... das Schlimme war für mich, dass er gechattet
hat, wenn ich schon geschlafen habe und dass er
versucht hat, mit anderen Frauen in Kontakt zu
treten. Er hat sich eine E-Mail-Adresse eingerichtet
und er war in einer Singlebörse angemeldet. Er hat
Frauen angeschrieben und ganz eindeutig auf seine
„Tagesfreizeit“ hingewiesen, auch dass er auf der
Suche nach dem Kick ist.
Nachdem ich durch einen blöden Zufall herausfand,
dass er sich zig Tausende von Pornobilder auf seinem
PC gespeichert hatte, sagte er mir in einem der
vielen darauf folgenden Gespräche, dass er glaubt,
süchtig geworden zu sein und dass er aber bereits
seit einem Monat versucht, sich einzuschränken.
Wie ich mich fühle?
Er hat mich betrogen – er liebt mich nicht mehr –
Wut – Enttäuschung – Trauer. Und ich schaute alle
paar Minuten in den Spiegel. Was stimmt an mir
nicht? Treibe ICH ihn in die Sucht? Ist meine Brust
zu klein, meine Taille nicht ansprechend?
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Diese Zeilen schrieb Astrid, 42 Jahre,
seit 12 Jahren verheiratet. Zeilen wie
diese wiederholen und häufen sich
seit mehreren Jahren, die Unsicherheit
und Hilflosigkeit der Angehörigen
von onlinesexsüchtigen Partnern ist
grenzenlos, Hilfsangebote für Partner/
innen von Betroffenen gibt es so gut wie
gar nicht. Daher entschlossen wir uns,
diese Broschüre zu schreiben. Sie
soll Angehörigen einen Weg aus ihrer
Hoffnungslosigkeit
aufzeigen
und
deutlich machen, dass sich ein Kampf
gegen die Sucht und für die Beziehung
oder für einen neuen Anfang immer lohnt!
Lassen Sie es uns direkt anfangs schon
beantworten:
Nein, es liegt nicht an Ihnen! Mit Ihnen ist
alles in Ordnung!
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Vorwort
Wir möchten betonen, dass es natürlich
auch weibliche OnlineSexSüchtige (in
dieser Broschüre abgekürzt mit OSS) gibt,
wir es aber i.d.R. zu 95 % mit männlichen
Betroffenen in der Beratungspraxis zu
tun haben. Dies mag aber auch mit der
außergewöhnlich hohen Schamgrenze
zu tun haben, der sich Frauen i.d.R. noch
mehr unterwerfen als Männer.
... es gibt auch weibliche
Onlinesexsüchtige, jedoch ...
Es mag aber vielleicht auch darin
begründet sein, dass Pornographie meist
von den Männern konsumiert wird.
Aus diesem Grunde sind die unmittelbaren
Folgen des exzessiven Pornokonsums vor
allem bei Männern zu beobachten, wobei
die mittelbaren Folgen die Beziehung und
Partnerschaft betreffen, also die Frauen.
Hier den Unterschied zwischen Frauen
und Männern erklären zu wollen, wäre
müßig. Aber es ist unbestritten, dass
Männer von Hause aus „anfälliger“ sind
für sexuelle Reize, für Pornographie.
Männer bringen Sexualität nicht unbedingt
mit einer Person in Zusammenhang,
mit der sie Nähe und Vertrauen
erleben wollen.
Männer reagieren eher „automatisch“
auf ihren Sexualtrieb. Sie sind visuell
sehr geprägt, wobei die Frauen mehr
Wert auf innere Werte legen und sich
oftmals einen „unpersönlichen Sex“ nicht
vorstellen können. Wir würden sogar so
weit gehen zu sagen, dass die Sexualität
für einen Mann vergleichbar mit seinen
Mahlzeiten ist.
Frauen wollen nicht immer. Ihre Libido
folgt anderen Regeln als beim Mann.
Zeichen von Liebe, Treue und Wertschätzung lösen bei ihr eher lustvolles
Verlangen aus als ein noch so knackiger,
nackter Männerpopo. Was für Männer
wenig aufreizend klingt, ist Basis der
weiblichen Sexkultur.
Jedenfalls bitten wir die Männer,
die onlinesexsüchtige Partnerinnen
zu Hause haben sollten, schon
jetzt um Entschuldigung, dass wir
hier fast ausschließlich von den
onlinesexsüchtigen Männern – und
deren weiblichen Angehörigen sprechen
werden.
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Onlinesex bzw. Cybersex - was ist das eigentlich?
Es gibt völlig verschiedene Ausprägungen
von Onlinesex. Im weitesten Sinne
versteht man darunter sämtliche verbale
und visuelle Formen von Erotik über
das Internet, meist mit dem Zweck der
Selbstbefriedigung.
Dabei gibt es interaktive Spielarten, die
vom Austausch mit einem realen Partner
leben: Chatten, Mailen, Internet-Telefonie
oder mit Hilfe einer Webcam. Bei anderen
Formen bleibt der Onlinesexsüchtige
allein und erregt sich durch Bilder, Filme,
Comics.
Die Gefahr ist, von dieser Form der
Selbstbefriedigung immer mehr haben
zu wollen und somit davon abhängig
(onlinesexsüchtig)
zu
werden.
Onlinesexsucht ist eine zwanghafte
Internetnutzung, die Abhängigkeit vom
Internet zur Befriedigung oder Beruhigung
des Sexualtriebs. Schließlich erscheint
Onlinesex den Betroffenen weitaus
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problemloser und unkomplizierter als
realer Sex mit realen Partner/innen.
Schlimmer noch, sie denken gar nicht
erst darüber nach, ob es überhaupt einen
Unterschied gibt.
Über die Interaktivität im Internet
erleben einige Menschen, dass ihre Sexund Erotik-Sehnsüchte, Wünsche und
Ängste laufend gespiegelt und bestätigt
werden. Es kann auch vorkommen, dass
verschiedene Vorlieben oder Wünsche
nach realen Erlebnissen erst geweckt
werden.
Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass
jeder Mensch durchaus auch ganz ohne
Selbstbefriedigung leben KANN, d.h. er
stirbt nicht, wenn er keine Hand anlegt!
Wir haben einige Klienten, die von sich
aus wünschen, „es“ nicht mehr tun zu
wollen! Hier kann jeder Betroffene nur für
sich den richtigen Weg finden.
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Onlinesex bzw. Cybersex - was ist das eigentlich?
Über die Interaktivität im Internet erleben einige Menschen, dass ihre Sexund Erotik-Sehnsüchte, Wünsche und Ängste laufend gespiegelt werden.
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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OnlineSEX bzw. Cybersex - was ist das eigentlich?
Wie äußert sich Onlinesexsucht?
•
Während des Betrachtens von
eindeutigen Bildern befriedigt der
Betroffene sich selbst – oftmals
mehrfach hintereinander und über
einen längeren Zeitraum.
•
Es werden spezielle Chatrooms
aufgesucht, in denen es um eindeutige (sexuelle) Inhalte geht.
Es werden eindeutige E-Mails ausgetauscht.
•
Online-Sessions unter Hinzunahme
der Webcam, um sich bzw. die
jeweilige Handlung dem anderen sehr eindeutig vorzuführen.
• Oftmals folgt die Verabredung zum
Telefonsex mit den Online-Sexpart nerinnen.
•
Nicht selten rutschen Betroffene aber
auch in sogenannte Randbereiche
sexueller Handlungen oder auch auf
strafrechtlich relevante Seiten, wie z.B.
- SM
- Sodomie
- Kinderpornographie
- sexuelle Kontakte mit Minderjährigen
- verschiedene Fetische
Die Entwicklung solcher Paraphilien
nennen Experten Eskalationseffekt.
Viele Onlinesüchtige kommen durch den
Prozess des eher zufälligen Durch- und
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Weiterklickens überhaupt erst ihren(Er-)
Regungen auf die Spur. Sie geben einfach
irgendetwas ein, und wenn die Antwort
nicht stimmt – Bilder, Texte, Videos
erscheinen, die nicht gemeint waren –,
können sie es so oft weiter versuchen,
bis sie sich in ihren Wünschen endlich
verstanden und angenommen fühlen.
So halten zum Beispiel viele sexsüchtige
Männer ihre lustvolle Erregung
stundenlang aufrecht. Die Freude, in ihrer
(Er-)regung verstanden, gespiegelt und
bestärkt zu werden, ist neben der
Vorfreude meist wichtiger als die sexuelle
Befriedigung selbst.
Wir hören oft, dass Betroffene sich für
dieses Interesse, das in ihnen meist
zufällig über die maßlose Surferei
auf Pornoseiten aufgekeimt ist, total
verachten. Es ist etwas, was sich
entwickelt hat und was nicht zu ihrer
Persönlichkeit gehört! Meist ist dies auch
der Punkt, an dem ein Betroffener Hilfe
sucht.
Die meisten Onlinesüchtigen verachten und hassen sich selbst für
ihre Handlungen!
Wir sollten deutlicher wahrnehmen,
dass wir bei einer Onlinesexsucht
von einer ernst zu nehmenden
Suchtkrankheit sprechen, nicht etwa
von einem „altbekannten“ Seitensprung.
In Deutschland ist (wir schreiben das
Jahr 2010) die Onlinesucht immer
noch nicht als Krankheit anerkannt,
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Onlinesex bzw. Cybersex - was ist das eigentlich?
obwohl viele Krankenkassen und
Rentenversicherungsträger schon die
Kosten für die Therapien übernehmen.
Es spielen oft auch biologische
Hintergründe eine Rolle, in erster Linie
meinen wir hier die Ausschüttung von
Dopamin. Sexuelle Erregung führt
zu einer automatischen Erhöhung
von Dopamin. Dopamin generiert
Glücksgefühle und gilt als körpereigenes
Belohnungssystem. Es entsteht immer
wieder der Wunsch nach mehr und noch
mehr, bis der Betroffene schließlich keine
Kontrolle mehr über sein Handeln hat.
Die Dopamin-Ausschüttung sollte nicht
unterschätzt werden, sie funktioniert so
wie bei den stoffgebundenen Süchten.
Ein Onlinesexsüchtiger ist vergleichbar
mit einem Alkoholiker, nur dass es sich
hier um eine „mentale Sucht“ handelt,
vergleichbar mit der Glücksspielsucht.
Zur Entwöhnung sind aber auch hier
drastische und konsequente Maßnahmen
notwendig, wie zum Beispiel die absolute
Abstinenz von Pornos und vom Aufrufen
der einschlägigen Seiten im Internet.
Ein „dosiertes“ Aufrufen ist zumindest
in den ersten Jahren kaum denkbar (vgl.
Sie es mit der Weinbrandpraline beim
Alkoholkranken).
„Eine Internetflatrate ist für einen
sexuell Süchtigen etwa so, als ob man
einem Alkoholiker einen kostenlosen
Bierzapfhahn in der Wohnung installiert“,
erklärte der Psychiater Andreas Hill. Er ist
Oberarzt am Institut für Sexualforschung
und Forensische Psychiatrie an der
Universitätsklinik in Hamburg-Eppendorf.
Welche Auswirkungen und Folgen kann
die Onlinesexsucht haben?
Für den Betroffenen:
• Verlust der Zeit- und Realitätskontrolle
• Verstrickung in Lügen
• Reduktion von Sexualität auf ganz
bestimme Stellungen, Praktiken oder
Körperteile (Fragmentierung)
• Egozentrische Sexualität
• Nachlassen bis zum völligen Verlust
der Beziehungsfähigkeit
• Bedrohung der Partnerschaft
• Lustlosigkeit gegenüber der realen
Partnerin
• Erektionsprobleme während des
realen Sex
• Vertrauensverlust
• Isolierung
• Im Extremfall Trennung
• Übertriebene Zielorientierung (nur der
Höhepunkt wird angestrebt, wobei der
Weg dorthin unwichtig ist)
• Unrealistische Vorstellungen
(Kopfkino)
• Entwicklung oder Entdeckung
von Paraphilen
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Onlinesex bzw. Cybersex - was ist das eigentlich?
Für den Angehörigen:
• Misstrauen, Angst, Wut, Verrat,
Einsamkeit
• Verlust von Intimität,
Sex und Selbstwertgefühl
• Verlust von Vertrauen
• Das Gefühl
- sexuell missbraucht zu werden,
- sexuell „unfähig“ zu sein,
- als Objekt betrachtet und prostituiert
zu werden,
- unattraktiv zu sein
• Verlust von Respekt und Achtung dem
Partner gegenüber
• Depression, Trennungsgedanken und
Suizidversuch
Wie schätzen Angehörige von Onlinesexsüchtigen das Verhalten ihrer
Partner ein?
Umfragen in den Beratungen belegen,
dass ...
• 2/3 der befragten Angehörigen meinen,
dass ihr onlinesexsüchtiger Partner
keine Affäre in der Realität habe.
•
1/3 der befragten Angehörigen meinen,
dass der Abhängige eine „reale“ Affäre
habe, auch wenn sie nur online
ausgelebt würde. Für sie besteht darin
kein Unterschied, ob real oder virtuell.
Die meisten, ja, fast 99 % der Angehörigen
glauben aber, dass Onlinesex ihre reale
Beziehung zerstöre und zumindest in
den Auswirkungen mit einem realen
Seitensprung vergleichbar sei.
Onlinesexsüchtige verlernen nach
jahrelangem Cybersex die Fähigkeit, echte Gefühle zu entwickeln.
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Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Rede und Antwort
Wenn ein Betroffener bzw. sein/e
Angehörige/r Rat und Hilfe suchen, sollten
zuvor einige konkrete Fragen geklärt
werden.
Im Folgenden sind einige Beispiele von
Fragen und Antworten aufgeführt, die
sich meist sehr ähneln. Erst wenn diese
Fragen geklärt sind, kann eine konkrete
Beratung beginnen.
Wodurch erfuhren Sie von der
Online(SEX-)sucht Ihres Partners?
Ich fand massenweise Pornobilder auf
seinem Rechner. Nach dem Fund habe
ich recherchiert und herausgefunden,
dass er auf unzähligen Pornoseiten/
bzw. in Chatrooms angemeldet ist.
Mir war eigentlich sofort klar, dass
es ein Suchtverhalten ist bei der
Anzahl von Pornobildern und Filmen,
die er gespeichert hatte.
Welche Gefühle löste diese „Entdeckung“
oder Beichte bei Ihnen aus?
Schock, Wut, Enttäuschung, ich
komme mir betrogen vor, ich komme
mir minderwertig vor, nicht mehr
begehrenswert. Ich habe auch
versucht, mir einzureden, dass „dies“
nichts mit mir zu tun hat, da ich auch
nicht gerade unattraktiv bin. Nun, für
mich ist es eine Art von Betrug. Er hat
sich mit Frauen im Chat getroffen, vor
laufender Kamera, ihnen gesagt, was
sie für ihn tun sollen und sich dabei
befriedigt. Er hatte für mich keine Zeit,
weil er sich zu festen Zeiten mit Frauen im
Chat verabredet hat. Ich kam mir schon
belogen und auch betrogen vor. Diese
Tatsache verletzt mich am meisten und
macht mir am meisten Angst. Ich fühle
mich völlig ohnmächtig, was das Thema
betrifft.
Sind Sie der Ansicht, dass Sie für Ihren
onlinesexsüchtigen
Partner
nicht
schön genug sind? Zweifeln Sie an sich
und Ihrer Attraktivität?
Ja, ich stehe häufig vor dem Spiegel
und frage mich, was mit mir los ist,
was ihm nicht gefällt! Aber ich weiß,
Sie haben mir schon einmal
geschrieben, dass die Schönheit der
Frau nichts mit dem Aussehen zu tun
hat. Das stimmt wohl und ich muss es
einfach nur noch richtig verstehen!
Gab oder gibt es auch andere gravierende
Probleme in Ihrer Beziehung?
Ja, mein Mann hat Erektionsstörungen,
seit ca. einem 3/4 Jahr. Es geht überhaupt
nichts mehr und wir haben seitdem kaum
Sex gehabt. Er war vor ein paar Wochen
diesbezüglich bei einem Urologen, um
abzuklären, ob eventuelle Erkrankungen
vorliegen, dies ist aber nicht der Fall. Von
der Onlinesexsucht hat mein Mann dort
nichts erzählt, vermute ich mal. Der Arzt
hat meinem Mann ein potenzförderndes
Mittel verschrieben. Mit Hilfe dieses
Mittels ist es möglich, dass wir wieder Sex
haben, aber ich denke immer, er meint gar
nicht mich, sondern ist mit dem Kopf bei
den Schönen und Willigen im Internet.
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Rede und Antwort
Seit ich von seinem Problem weiß und der
Urologe eine Krankheit ausgeschlossen
hat, bin ich mir zu 100% sicher, dass die
massenhafte Selbstbefriedigung die
Ursache der Erektionsstörung ist. Man
kann es damit vergleichen: Wenn ich
den ganzen Tag Schokolade bzw. Süßigkeiten esse, bin ich irgendwann so
übersättigt, dass ich keinen Appetit mehr
darauf habe.
Was würden Sie sich für Ihre Beziehung
wünschen?
Ich wünsche mir, dass mein Mann es
schafft, sich von dem Drang zu befreien.
Ich möchte eine erfüllende sexuelle
Beziehung zu ihm, so wie wir es auch
früher in der Vergangenheit hatten. Ich
möchte ihm wieder vertrauen können,
aber ich habe eine ständige Angst. Ich
erhoffe mir Unterstützung bei dem
Umgang mit der Problematik, Tipps wie
mein Mann und ich gemeinsam das
Thema dieser Sucht angehen können.
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Haben Sie über das Thema offen
gesprochen?
Wir haben darüber gesprochen. Genaue
Einzelheiten wollte und will ich aber gar
nicht wissen, denn eigentlich weiß ich aus
eigener Erfahrung, dass diese anderen
Personen und die Aktivitäten, die er mit
ihnen macht, völlig irrelevant für unsere
Beziehung sind. Meist kann man sich
nicht mal mehr an den Namen erinnern,
wenn man sie nur virtuell betreibt.
Viele dieser Fragen können Sie auch für
sich selbst mal beantworten. Die Sorgen
und Nöte der Angehörigen sind immer
wieder dieselben, wie Sie auch im Forum
von onlinesucht.de deutlich erkennen
werden.
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Warum?
Martina schreibt:
Meine erste Feststellung als betroffene Angehörige:
Ich bin nicht alleine!
Seit heute morgen forste ich mich durch das I-Net,
bin auf diese Seite gestoßen (www.onlinesucht.de)
und habe mich schon ordentlich durchgelesen. Egal
welchen Beitrag ich lese, ich finde so viele Gemeinsamkeiten. Fast bin ich froh darüber, denn so weiß ich
jetzt, dass nicht ich diejenige bin, an der es liegt.
Mein Lebensgefährte ist OSS und es belastet
unsere Beziehung. Er liest reihenweise SexKontaktanzeigen (er befriedigt sich auch, laut
seiner Aussage gelegentlich dabei). Er hat sich in
Singlebörsen eingeloggt und mit etlichen Frauen
geschrieben. Er: da wäre nichts dabei, er mache das
nur für den Kick). Sobald sich ihm die Gelegenheit
ergibt, hat er eine Handynummer und schreibt mit
den Frauen.
Sicher würde jetzt so mancher denken: meine
Güte, das ist doch nichts Schlimmes. Aber es IST
schlimm für mich. Weil es ihn so beherrscht. Sobald
ich abends im Bett bin, geht er an den PC. Oder er
kommt von der Arbeit, macht sofort den Laptop an,
nimmt ihn mit ins Bad. Das ist wirklich das Erste!
Tasche weg, ab ins Bad mit dem PC.
Natürlich nur zum Mails abrufen...
Seinen Browser-Verlauf löscht er. Auf mich hat er
keine Lust. Wir schlafen sehr selten miteinander. Er
steht so ein bisschen auf SM, ist gerne devot. Kein
Problem, mache ich mit, solange es nicht nur so
sein muss. Hätte das schon gerne im ausgewogenen
Maße. Aber was ist das Ende vom Lied? Zwei Abende
Sex nach seinen Vorstellungen gehabt und er ist den
nächsten Abend wieder ins Netz, um sich Kontaktanzeigen reinzuziehen.
Für mich steht fest, er kann nicht anders, ist
süchtig. Wir können darüber reden, aber es kommt
dann fast immer zum Streit. Er sagt selber, es sei
wie eine Sucht, ein Zwang, und dann müsse er ins
Internet. Warum er den Abend wieder drin war: er
hätte Lust bekommen. Schade, dass er sich dann
nicht auf mich besinnt.
Er sagt selber, dass er das nicht möchte, ins
Internet gehen, aber nach ein paar Tagen muss
er es dann wieder tun. Ich habe ihn gebeten, eine
Therapie zu machen, doch er meint, das könne man
nicht therapieren. Er hat mir versprochen, damit
aufzuhören, doch eigentlich kann er das gar nicht.
Ohne Hilfe. Ich habe gesagt, wenn er das gar nicht
will, dann könnten wir die Seiten doch sperren... Da
ist er richtig wütend geworden.
Außerdem ist das alles meine Schuld, weil ich immer
schnüffel. In seinem Handy, im PC. Ich sei nur
eifersüchtig, sagt er.
Jetzt wo ich das so schreibe, bemerke ich wirklich,
dass es eine Sucht ist. Es erinnert mich an einen ExAlkoholiker, den ich sehr gut kenne. Mich ärgert es,
dass ich mit abhängig bin. Ich habe mittlerweile den
Zwang, sein Handy zu durchsuchen, jeden Schritt
im Internet zu verfolgen, die Mails zu checken. Das
finde ich ganz fürchterlich. Und ihn ärgert es, er
wirft mir vor, ich vertraue ihm nicht.
Aber ich kann einfach nicht vertrauen und habe
Angst, dass er sich wirklich mit jemandem trifft.
Ziemlich durcheinander geschrieben alles.
Wenigstens habe ich eine Erkenntnis: Ich bin nicht
falsch, an mir und meinem Körper liegt es nicht.
Hat erst einmal gut getan, mir das alles von der
Seele zu schreiben...
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Warum?
Soweit die Angehörigen von betroffenen
OSS. In unseren Beratungen sagen uns
die Angehörigen immer wieder, dass sie
unbedingt das „Warum“ klären wollen.
Dies scheint eine zentrale Frage zu sein.
Unser Rat an Sie ist, diese Frage ganz
schnell zu vergessen! Es gibt keine
Antwort darauf, und der Betroffene
selbst weiß sie meistens auch nicht! Es
kann nicht schaden, sein Handeln zu
hinterfragen, aber ein Schlüsselerlebnis
oder einen ganz konkreten Grund für
die OSS ergründen zu wollen, ist so gut
wie unmöglich. Der berühmte Philosoph
Lichtenberg schrieb einmal in seinen
Aphorismen:
„Es gibt eine Wirklichkeit und
viele Wahrheiten!“
Hier sollen allenfalls einige mögliche
Risikofaktoren für OSS genannt sein:
I. Allgemeine Ursachen
• leicht zugänglich
• anonym
• kostengünstig
• jederzeit verfügbar
• jede Spielart vorhanden
• triebhafte Natur des Menschen
• Sexualisierung, erotische Stimuli
im Alltag & Porno-Kultur
• lange Dauer zwischen Geschlechtsreife und Ehe bzw.
Beziehungsfähigkeit
• Gewöhnung an Selbstbefriedigung als
Ventil zum Frustabbau
• rascher Belohnungseffekt
durch Orgasmus
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II. Persönliche Ursachen
• Beziehungsdefizite und wenig
erfüllende Freundschaften
• Geringes Selbstwertgefühl
• Vernachlässigung in der Kindheit
• Mangel an Abenteuer, Herausforderung, Aufgaben, Sinn
• Mangel an Strukturiertheit bei zu
viel frei einzuteilender Zeit
• Mangel an Disziplin
• Unfähigkeit zur Intimität durch
Grenzverletzungen
(Sexueller Missbrauch)
• Konfliktreiche Sexualität
• Seelischer Schmerz
• Vernachlässigung der Zusammen hänge von Gefühl, Denken
und Handeln
• Möglichkeit der Projektion der
verborgenen Wünsche
• Vernachlässigung in der Kindheit
• Porno-Vorprägung in sensibler Phase
• Störung der Einheit von
Bindungsfähigkeit, Verliebtheit &
Sexualität
III. Situative Ursachen
• Hungry: Hunger
• Angry: Ärger
• Lonely: Einsamkeit
• Tired: Müdigkeit
• Frustration
• Überforderung oder Stress
• Langeweile
• Beziehungsstreit, Konflikte
oder Trauer
• Versuchung
(„Gelegenheit macht Triebe“)
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Warum?
Halten Sie sich auch nicht damit auf, ihn
um die „ganze Wahrheit und nichts als die
Wahrheit“ zu bitten. Diese Wahrheit würde
Sie so sehr verletzen, dass Sie womöglich
wirklich nicht mehr in der Lage wären,
an etwas anderes zu denken oder gar zu
verzeihen. Und die sogenannte Wahrheit
würde nicht einmal stimmen. Sie hat
in den Suchtphasen mit der wirklichen
(realen) Wahrheit nicht das Geringste zu
tun. Schildert Ihnen Ihr Mann nun aber
seine Sessions in aller Ausführlichkeit
und in allen Details, so könnten Sie das
nicht verstehen und würden womöglich
daran zerbrechen, wobei Ihr Partner das
alles gar nicht so ernst gemeint haben
mag, was er online getrieben hat.
Anonym:
Hallo, ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll, es
geht darum, dass mein Partner unsere Beziehung
mehr oder weniger beendet hat, da ich ihm
ziemlich auf den Nerv ging, als ich gemerkt habe,
dass er immer wieder erneut mit anderen Frauen
pornographisch in Verbindung tritt. Per Internet
und Handy. Ich kam damit nicht klar und wollte ihm
helfen, davon loszukommen, da die Rechnungen
große Ausmaße dafür angenommen haben. Er
hat mir immer wieder versichert, er wird damit
aufhören, jedoch vergeblich, er lügt mich nur noch
an. Immer und immer wieder. Ich liebe diesen
Menschen und habe mit meinen Versuchen, ihn
davon loszubringen, nur das Gegenteil erreicht,
so dass er nun keinen Sinn mehr in der Beziehung
sieht. Gibt es dazu einen Rat? Ich liebe ihn doch!
Liebe Grüße
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Co-Abhängigkeit. Wo stehe ich als Angehörige?
Es ist für jeden Angehörigen eines
Onlinesexsüchtigen ein großer Schock
erkennen zu müssen, dass der geliebte
Mensch sich anderweitig sexuell
befriedigt. Man kann es einfach nicht
verstehen!
Was fehlt ihm denn, das ich ihm nicht
geben kann? Die Tatsache, dass die
Frauen, mit denen er seine Spielchen
treibt, nicht „greifbar“ sind, macht es
nicht leichter, mit dieser schockierenden
Situation umzugehen, sondern eher
schwerer. Es entsteht ein regelrechtes
Kopfkino, in dem frau sich ausmalt, wie
schön die anderen Frauen wohl sind, wie
freizügig sie sein können und wie sehr
sie sexuell auf den geliebten Partner
einwirken können.
Allein die Vorstellung, dass andere,
wildfremde Frauen den besten
Freund IHRES Mannes betrachten
und sich an ihm aufgeheizt haben
könnten, löst meist eine tiefe
Abscheu aus.
Aus der anfänglichen Ungläubigkeit wird
schnell Wut und Zorn. Nach den ersten
offenen (Streit-)Gesprächen wird oftmals
immer klarer, wie „krank“ der Partner
wirklich ist und ganz schnell entsteht
dann der Wunsch zu helfen. In guten und
in schlechten Zeiten, nicht wahr?
Haben Sie schon einmal etwas von CoAbhängigkeit gehört?
Der Begriff ‘Co-Abhängigkeit’ (CoDependency) entstand schon in den 70er
18
Jahren, später mit der Erweiterung und
Änderung der Diagnose “Alkoholismus”
zu “Chemical Dependency”, das heißt
der Abhängigkeit von chemischen Substanzen. Er beschreibt die im Verlauf der
Suchterkrankung entstehenden Verhaltensweisen, Einstellungen, Rollen
und Störungen, die diejenigen Menschen
annehmen, die längere Zeit mit einem
Suchtkranken in einer engen Beziehung
gestanden haben oder stehen. Dies kann
ein Partner sein, ein Kollege, ein Freund
oder das eigene Kind.
Wer mit einem suchtkranken Menschen
in seiner Familie zu tun hat, weiß genau,
durch welche Hölle man geht, wenn man
zusehen muss, wie sich ein Mensch
selbst ruiniert. Maßlose Hilflosigkeit
breitet sich aus, weil keine Argumente
fruchten, solange der Betroffene selbst
seine Lage nicht einsieht und etwas
verändern möchte. Co-Abhängigkeit
beginnt genau an dem Punkt, wenn der
Angehörige glaubt, er selbst sei für die
Sucht des Betroffenen verantwortlich.
Angehörige von Suchtkranken bringen
eine enorme Energie auf, um auf den
Betroffenen einzureden und ihn davon zu
überzeugen, dass sein Verhalten falsch
ist, doch außer der eigenen Erschöpfung
wird meist nichts erreicht. Der Abhängige
verschließt sich mehr und mehr, da er
dem Druck und der Kontrolle nicht mehr
standhält und sich entzieht, indem
er genau das Gegenteil tut, was der
Angehörige von ihm erwartet. Versuche,
einen Raucher durch Argumente zum
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Co-Anhängigkeit. Wo stehe ich als Angehörige?
Nichtrauchen oder einen Essgestörten
zur bewussten Ernährung zu bewegen,
scheitern ebenso kläglich wie die
Argumente, dass ein Onlinesüchtiger
sich selbst schadet und sich wieder dem
realen Leben zuwenden sollte.
Co-Abhängige verlieren den Blick für sich
selbst, indem sie dem Betroffenen immer
nur schlaue Ratschläge geben und nach
ihren eigenen Maßstäben bestimmen,
was gut und was schlecht für den anderen
ist. Sie wollen helfen und leiden unter dem
offensichtlichen Versagen, entwickeln
Schuldgefühle, weil der Betroffene nicht
einsehen will, dass sie es eigentlich gut
meinen - mit dem Betroffenen, nicht mit
sich selbst.
Co-Abhängige glauben häufig, dass der
andere (Betroffene) wichtiger sei als sie
selbst und geben sich dabei auf. Ihnen ist
wichtiger, die Bedürfnisse des anderen
zu spüren und enttäuschen lieber sich
selbst als andere. Logisch, dass der Frust
über den ausbleibenden Dank für dieses
„große Opfer“ noch einen draufsetzt und
den Co-Abhängigen in seiner Opferrolle
bestärkt.
Wann ist man denn eigentlich coabhängig?
Sie sollten sich fragen, über wen oder
was Sie sich selbst definieren, dann
werden Sie selbst die Antwort darauf
finden, ob Sie co-abhängig sind oder
nicht. Diagnostische Kriterien für eine coabhängige Persönlichkeitsstörung sind:
• Das beständige Abhängigmachen des eigenen Selbstwertgefühls von der
Fähigkeit, sich selbst und andere
kontrollieren zu können, angesichts
erheblicher nachteiliger Folgen.
• Das Übernehmen der Verantwortung,
die Bedürfnisse anderer zu befrie digen, bis hin zur Unfähigkeit, die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen
zu können.
• Angst- und Abgrenzungsstörungen in
Bezug auf Intimität und Trennung.
• Verstricktsein in Beziehungen mit
Persönlichkeitsgestörten, Abhängig keitskranken, anderen Co-Abhängigen und/oder impulsgestörten Individuen.
Die einzige Welt, die wir verändern
können, ist die eigene!
Und genau da sollten wir anfangen und
zwar mit all dem, was uns gut tut.
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Co-Abhängigkeit. Wo stehe ich als Angehörige?
Was kann ein Co-Abhängiger tun?
Oft hilft die Teilnahme an Selbsthilfegruppen. Aber auch Kuren in psychosomatischen Kliniken können helfen.
Der Besuch beim Therapeuten bleibt den
meisten nicht erspart. Unternehmen
Co-Abhängige gar nichts, kann es in die
soziale Isolation und letztlich zum Suizid
führen.
Hillary schreibt:
... dann bin ich auf Seiten gestoßen, wo er Sexkontakte suchte. Es gab Gespräche, auf die er sich
nicht wirklich einlassen konnte. Es war ihm jedes
Mal unendlich peinlich. Um es kurz zu machen, so
alle halbe Jahre kamen neue Web-Seiten, ZweitHandys, Pornoseiten, Rechnungen, Schulden etc.
ans Licht.
Heimlichkeiten und Lügen wurden zur Tagesordnung. Seine Arbeit und die sozialen Kontakte
hat er extrem vernachlässigt - ich wurde immer
verzweifelter, wütender, trauriger - habe ihm dies
auch jedes Mal mitgeteilt, ihm die Pistole auf die
Brust gesetzt, hab ihm Paartherapie angeboten alles vergebens.
Meine Gefühle fuhren/fahren Achterbahn. Ist er
doch ein liebenswerter Mann. Ich liebe ihn doch!
Er wollte es lassen, hat es aber nicht geschafft. Es
kamen die üblichen Versprechungen, das Heulen
und Zähneklappern. Er hat einen Tag eine Sexsucht
eingestanden, den nächsten Tag war ich die eifersüchtige Furie, die alles aufbauscht. Immer wieder
lenkte ich ein, gab ihm eine Chance nach der
anderen.
Bis heute wusste ich nicht, dass es OSS gibt.
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Wie aber kann ich ihm (und mir)
helfen?
Leider muss man viel zu oft erkennen,
dass man selbst hilflos bzw. machtlos
ist. Helfen können Sie nur dann, wenn
der Abhängige dies auch ernsthaft will.
Sie werden mehr als einen Rückschlag
hinnehmen müssen, denn der erste
Versuch des Suchtausstiegs geht in der
Mehrzahl der Fälle schief.
Wichtig ist dann, dass der Betroffene dort
weitermacht, wo er vor dem Rückfall stand.
Aber wir wollen hier nicht abhandeln, was
der Betroffene selbst tun kann, denn
er findet Hilfe, wenn er diese sucht.
Zum Beispiel bietet der HSO e.V. auch
Beratungen an (www.onlinesucht.de/
berkos.pdf), die eine hohe Erfolgsquote
aufweisen. Aber darüber hinaus gibt es
inzwischen auch erfahrene Therapeuten
und
Kliniken,
die
sich
mit
Onlinesexsucht auskennen. Der HSO
e.V. gibt Ihnen gern Empfehlungen.
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Co-Abhängigkeit. Wo stehe ich als Angehörige?
Zurück zu Ihnen. Sie werden sicher schon
versucht haben, sich zu informieren, wie
Sie es ja auch gerade mit der Lektüre
dieser Broschüre tun.
Man hat am Anfang 1.000 Fragen und
kaum Antworten.
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Warum ist das nur alles so
gekommen?
Wo habe ich versagt?
Wo kann ich mich hinwenden?
Wie verhalte ich mich?
Was mache ich jetzt?
Wie kann ich ihn zurückerobern?
Was macht diese Onlinesexsucht
aus unserer Familie?
Ist es überhaupt so schlimm?
Wie kriege ich ihn dazu, sich Hilfe zu
suchen?
Wie kann ich ihm helfen?
Ich bin nicht schuld an seiner
Onlinesexsucht.
Warum jemand onlinesexsüchtig wird,
können selbst die Betroffenen kaum
erklären. Welcher Alkoholiker kann schon
genau benennen, wann der Genuss zur
Sucht wurde? Viele schlittern einfach aus
einer anfänglichen Erregung in die immer
härtere „Droge Porno“ hinein.
Niemand wird Ihnen die Zweifel abnehmen
können, mit denen Sie sich in der ersten
Zeit und manchmal auch noch lange
darüber hinaus selbst zerfleischen. Ist
das Kopfkino erst einmal eingeschaltet,
läuft es unaufhaltsam weiter.
Was habe ich falsch gemacht oder
übersehen? Warum habe ich nicht früh
genug gemerkt, was los ist? Diese Zweifel
werden auch immer wieder präsent sein,
aber Sie müssen lernen, die Schuld nicht
auf sich zu nehmen!
Die Angehörige eines OSS-Partners empfindet Wut, Misstrauen, Zurückweisung,
Ablehnung, ist sexuell unerfüllt und
häufig depressiv.
Die Folge: Der Abhängige und die
Angehörige meiden den Sex!
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Co-Abhängigkeit. Wo stehe ich als Angehörige?
Christine, 36 Jahre, schreibt:
Ich hatte Angst ihn zu verlieren. Ich versuchte, mit
den sexuellen Phantasien und Online-Partnerinnen
meines Mannes mitzuhalten – ich wurde zum
Sexspielzeug und ließ es mit mir machen. Ich ging
sogar mit ihm in einen Swinger-Club, obwohl es
mir total zuwider war! Nach einer Weile wollte ich
überhaupt keinen Sex mehr! Es ging nicht mehr.
Aber ich liebe ihn doch, so ging es ständig durch
meinen Kopf. Dennoch funktionierte es nicht.
Immer wenn er mich anfassen wollte, bekam ich
eine Gänsehaut und die entstand nicht aus lauter
Lust! Schuldgefühle plagten mich, aber ich konnte
einfach keinen Sex mehr mit ihm haben!
Halten wir aber nun einmal inne:
Niemand hat den Abhängigen gezwungen,
süchtig zu werden. Dieses war sein
eigener Entschluss, es war sein eigener
Weg. Machen Sie sich dies unbedingt klar.
SIE können gar nichts dafür! Nicht Sie
haben ihm die Pornos runtergeladen und
die sexuellen Kontakte aufgezwungen.
Das müssen Sie sich immer wieder sagen!
Und Sie haben bereits lernen müssen, dass
der Süchtige sich verändert. Das ist wohl
einer der schwersten Punkte, aber schon
an dieser Stelle sei darauf hingewiesen,
dass sich diese Veränderung auch wieder
umkehren lässt.
Wir vergleichen Onlinesexsucht mit einer
Art von Schizophrenie. Der Betroffene ist
wirklich nicht mehr Herr seiner Sinne. Er
tut da etwas im Netz und an sich selbst,
was er als onlinesexsuchtfreier Mensch
niemals begreifen würde. Er könnte es
selbst nicht verstehen, es ist ein zweites
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Ich, das da handelt. In den Onlinesex
schleicht sich eine Art von Automatik ein.
Letztlich geht es nämlich gar nicht mehr
um die Befriedigung, sondern ist vielleicht
in eine Art der „Rubbelei“ ausgeartet, die
häufig sogar schmerzhaft sein kann.
Der Süchtige wird lügen, sich prostituieren
und mit Suizid und allem Möglichen
drohen, um seine Sucht zu befriedigen.
Er wird SIE beschuldigen, dass Sie es
sind, die den immer wiederkehrenden
Streit in der Familie auslöst. Er wird mit
dem Finger von sich zeigen, um sich
nicht selbst entlarven oder hinterfragen
zu müssen. Das alles heißt aber NICHT,
dass er Sie nicht mehr liebt. Er kann
einfach nicht anders, denn das Denken
und Handeln wird von der Sucht, dem
Dämon bzw. Suchtteufel bestimmt. Diese
Situation kann sich über Jahre hinziehen,
machen Sie sich das klar. Betroffene
berichten häufig, dass sie bereits über 10
Jahre schon süchtig nach Pornos und
Internetsex sind. Auch wenn ein OSS
sich gegenüber seiner Partnerin outen
sollte, wird diese Dauer der Abhängigkeit
häufig aus einer maßlosen Scham heraus
verschwiegen.
... und ich liebe sie doch genauso
wie sie mich!
Nach der Entdeckung der OSS durch
die Partnerin wird von den Betroffenen
gern als Ausrede benutzt, dass es sich
allenfalls um eine „Phase“ handelt. Die
Sucht wird verharmlost.
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Co-Abhängigkeit. Wo stehe ich als Angehörige?
Der Abhängige wird, wenn er ausstiegswillig ist, häufig viele durchaus
ernstgemeinte Versuche starten, um
sein Verhalten zu verändern, aber meist
gelingt es ohne Hilfe dann doch nicht.
Wer von Ihnen Raucherin ist, weiß wie
es mit den guten Vorsätzen aussieht,
die man im Moment sehr ernst meint,
wenn man ankündigt, mit dem Rauchen
aufhören zu wollen. Nach einigen Stunden
aber werden alle Vorsätze über Bord
geworfen, als hätte man sie nie gefasst.
Oft bedarf es mehrerer Anläufe, um aus
der Onlinesexsucht auszusteigen. Aus
unserer Beratungspraxis wissen wir,
dass es ca. 75 – 80 % den Ausstieg mit
Hilfe einer begleitenden Beratung und der
Unterstützung der Partnerin schaffen,
die Beziehung aufrecht zu erhalten und
sogar durch die gemeinsam bestandene
Krise zu intensivieren. Haben Sie
Mut, denn .......
... die Hoffnung stirbt zuletzt!
Dennoch gibt es immer wieder auch
Trennungen, das soll hier nicht verschwiegen werden.
So schrieb Heike:
Hi,
ich habe den anderen Weg gewählt und mich vor
zwei Monaten von meinem Freund, der so ähnlich
drauf war wie all’ Eure onlinesüchtigen Partner,
getrennt. Und ich muss dir sagen - mir geht es um
1000% besser. Jetzt muss ich mir keine Gedanken
mehr machen, was ich falsch mache und ob es
irgendwie an mir liegt.
In meinem Job läuft alles viel besser, ich habe
wieder viel mehr Kraft und Nerven und würde das
im Nachhinein jederzeit wieder so machen. Es gibt
auch Beispiele, dass es klappen kann und sich
lohnen kann, aber der Weg der Trennung ist auch
nicht “verboten”. Wir leben alle nur einmal und
sollten uns schon überlegen, ob der Stress an der
Seite eines ewig Süchtigen überhaupt lohnt.
Zuerst wurde er süchtig, dann verkrüppelte unsere Liebesfähigkeit
Die Co-Abhängigen haben dem Suchtkranken geholfen, seine Sucht zu vertuschen, sie haben Verantwortung für
ihn übernommen, sie haben für ihn
Konflikte gelöst und sie haben ihm das
Leben erleichtert, wo sie nur konnten.
Doch dabei sind die Co-Abhängigen
die Leidtragenden, denn sie engen oft
ihr eigenes Leben ein, nur um dem
Betroffenen keinen Grund für seine Sucht
oder seinen weiteren Konsum zu geben.
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Co-Abhängigkeit. Wo stehe ich als Angehörige?
Testen Sie selbst, was auf Sie zutrifft:
Frage
Ich habe Versäumnisse des Suchtkranken gegenüber
Dritten versucht zu vertuschen, zu entschuldigen oder
zu verharmlosen.
Meine Beziehung zum Suchtkranken wurde
immer distanzierter.
Ich habe schon bemerkt, dass das Verhältnis meines
Angehörigen/Freundes/Kollegen zu seinem
Suchtmittel Internet nicht normal ist.
Meine Beobachtungen dazu habe ich immer weniger
angesprochen, sondern stattdessen habe ich
angefangen, mich und andere über den tatsächlichen
Umfang des exzessiven Porno-Konsums hinwegzutäuschen.
Ich habe mich immer mehr darum bemüht, ein gutes
Bild meiner Familie bzw. meines Betriebes nach außen
hin zu präsentieren, während dem Betroffenen selbst
dies völlig egal war.
Der Betroffene hatte immer mehr Heimlichkeiten vor
mir, die ich nicht verstand.
Ich wurde von dem Suchtkranken immer wieder
enttäuscht, gekränkt und zurückgewiesen, habe dies
aber ihm gegenüber nicht angesprochen.
Sehr häufig habe ich auch Angst vor den Reaktionen
des Betroffenen und deshalb unternehme ich nichts in
bezug auf seine Sucht. Ich habe immer mehr Verantwortung
und Pflichten für den Betroffenen übernommen,
weil dieser meist nur noch passiv war.
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Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Ja Nein
Co-Abhängigkeit. Wo stehe ich als Angehörige?
Frage
Ja Nein
Es hat mir sehr geholfen, dass Außenstehende meine
Kraft und Initiative bewunderten, die ich durch die
Suchtkrankheit des Betroffenen entwickelt habe.
Ich suche sehr oft Gelegenheiten, um den Kontakt
zum Suchtkranken zu vermeiden.
Wegen der Probleme mit meinem suchtkranken
Angehörigen/Partner/Freund/Kollegen war ich schon
mal in ärztlicher oder psychologischer Behandlung.
Ich musste erkennen, dass ich eigentlich nichts gegen
die Sucht des Betroffenen tun kann, aber ich habe es
trotzdem immer wieder versucht.
Oft fühle ich mich kraft- und mutlos und ohne jede
Zukunftsperspektive und wünsche mir, dass
irgendetwas von außen geschieht, was die ganze
Situation verändern würde.
Wenn ich mich sehr stark wegen der Abhängigkeit des
Betroffenen belaste und dies auch durchstehe, dann
empfinde ich ein Gefühl von Wert und Selbstachtung.
Ich habe schon einmal in Erwägung gezogen, den
Kontakt zum Betroffenen abzubrechen, habe dies
dann aber nicht in die Tat umgesetzt.
Oft habe ich körperliche Beschwerden
(Kopfschmerzen, Magenprobleme), bei denen ich
vermute, dass sie durch psychische Ursachen
ausgelöst werden.
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Co-Abhängigkeit. Wo stehe ich als Angehörige?
Frage
Ja Nein
Es ist schon sehr häufig vorgekommen, dass ich von
mir aus meine eigenen Interessen und Bedürfnisse
wegen dem Suchtkranken nicht erfüllt habe.
Ich habe schon einmal eine innere Ablehnung oder
auch Hass gegenüber dem Suchtkranken empfunden,
über die ich sehr erschrocken war.
Ich bin eher eine starke Persönlichkeit, die Menschen
sucht, die sie umsorgen und führen kann.
Ergebnis:
Punkte Auswertung
0- 2 Gratulation!
Sie sind nicht co-abhängig.
3-5
Sie sind in das Abhängigkeitssystem des Suchtkranken mit verwickelt
und sollten sich fragen, ob Sie ungewollt die Suchterkrankung des
Partners verlängern. Suchen Sie professionelle Hilfe auf.
Durch die Unterstützung einer Selbsthilfegruppe, einer Beratung oder
in einer Reha können Sie lernen, einen klaren und hilfreichen Umgang
mit dem Suchtkranken zu finden.
6 - 20 Sie befinden sich im Teufelskreis der Abhängigkeit mit dem
Suchtkranken. Beide, der Suchtkranke und Sie brauchen Hilfe.
Sie sollten dringend eine Beratung in Anspruch nehmen, einen
Therapeuten oder eine Selbsthilfegruppe aufsuchen bzw. eine
Reha-Maßnahme in Anspruch nehmen!
Bitte beachten Sie, dass ein Fragebogen keine „Diagnose“ sein kann, sondern dass
es sich nur um einen groben Überblick handelt, was eventuell zutreffen könnte.
Wenn Sie berücksichtigen, dass Sie die Sucht Ihres Partners nicht länger unterstützen
wollen, haben Sie schon viel gewonnen – Ihr Partner im Übrigen auch!
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Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Ein Paar, das die Krise als Chance begriff
Die (ehemalige?) OSS meines Mannes (54 J.) ging
auch an mir, Denise, 45 J., nicht spurlos vorbei.
Viele Narben und noch kleine offene Wunden
begleiten auch heute noch mein Leben. Dennoch,
„mit den Steinen die man(n) mir in den Weg gelegt
hat, habe ich mir einen Weg gebaut.“
Ich stieß nach ca. 7 Jahren exzessiven Internetkonsums meines Mannes durch Zufall im Internet
auf die Seite des HSO e.V. und das zugehörige Forum.
Die Leute vom HSO und Mitglieder des Forums
öffneten mir schnell die Augen, und ich erkannte,
dass das, womit mein Mann mir das Leben schwer
machte, auch einen Namen trägt: Onlinesexsucht.
Es lag an mir, dass ich erst ein Jahr später wirklich
begriff, dass ich mich erst selbst ändern muss und
dann, wirklich erst dann, sich auch der andere
ändern wird. Ebenso, dass die andere Seite sich
aber auch niemals ändern wird, wenn sie es nicht
selbst wirklich will!
So begann ich mit der Arbeit an mir, indem ich
mich über dieses Phänomen der OSS informierte.
Ich wusste schließlich, dass es sie gab, dass sie
existent ist, und dass ich sie nicht ungeschehen/
rückgängig machen konnte.
Aber sie nahm mir „die Luft zum Atmen“, betäubte
meine natürlichen Sinne, nahm meiner Seele
jegliches unbefangenes Glück. Mein Mann hatte
mir lange genug eindeutig mitgeteilt, dass er sich
nicht für süchtig hält, dass alles was er tut, absolut
normal und harmlos sei, er doch nur mit den
Personen im Sexchat „spiele“, nichts real anfasse
und deshalb auch nicht untreu sei.
In allen Gesprächen, die ich mit ihm suchte, wollte
ich in ihm etwas erreichen, etwas verändern.
Abgesehen davon, dass man nie einen anderen
Menschen verändern kann, war mir nie bewusst
gewesen, dass ich einen süchtigen Menschen nicht
erreichen konnte und machte mich selbst immer
weiter zu einem machtlosen, leidenden Geschöpf.
Ich tat mir in meiner Hilflosigkeit unendlich leid.
In dieser „Katastrophenbeziehung“, wie ich sie
damals empfand, hielt ich es SO aber nicht weiter
aus. Ich musste endlich begreifen lernen, dass
ich für meine Gefühle selbst verantwortlich war
und mich von der Vorstellung einer vergifteten
Zukunft befreien musste. Erst dann konnte ich die
Gegenwart sinnvoll und freudvoll gestalten. Eine
positive Veränderung musste zu allererst in mir
selbst stattfinden.
Ich hörte auf, meinen Mann für seine OSS zu
verurteilen und richtete meinen Fokus immer weiter
auf mich und hörte auf, alles wissen zu wollen was,
wann und wie er es getan hatte oder noch tat. Und
das Wichtigste, ich musste meinen Kontrollzwang in
den Griff bekommen, meine eigene Co-Abhängigkeit
besiegen. Ich mochte mich selbst nicht dafür,
konnte aber nicht dagegen angehen. Eins wurde mir
ganz klar: ICH wollte nicht mehr das Opfer SEINER
OSS sein.
Auf meinen Weg der inneren Wandlung brachte mich
die Beraterin des HSO e.V. und meine wunderbare
Mutter, der ich immer alles anvertrauen konnte und
kann. Meine Mutter sagte an einem Tag unserer
vielen Gespräche: „Denise, es geht nicht darum, was
*.....* tut, damit du dich wohl fühlst und glücklich
bist, es geht immer nur darum, für was du dich
selber entscheidest und wie du selbst handelst und
denkst. Nicht andere tragen die Schuld für Dein Leid,
das entscheidest Du selbst. Abgesehen natürlich
von Schicksalsschlägen wie Krankheit, Verlust etc.
Diesen Rat sog ich in meinem Bewusstsein auf wie
ein Schwamm. Daraufhin informierte ich mich mit
entsprechender Fachlektüre und zum Teil auch im
Forum des HSO, wie andere es geschafft hatten,
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Ein Paar, das die Krise als Chance begriff
der OSS Herr (Frau) zu werden. Um es auf den Punkt
zu bringen:
Mein Leben ist die Summe aller Entscheidungen!
...aber trennen wollte ich mich (noch) nicht. Als
mir das bewusst war, konnte ich meine Gedanken
ändern. Und es dauerte nicht lange bis ich spürte,
was ich schon fast vergessen hatte:
Ich fühlte wieder Freude an meinem Leben, an allem
was ich tat, Wohlsein, glücklich sein, so intensiv
wie noch nie zuvor. Es war, als hätte sich eine
Zentnerlast von meinem Herzen entfernt. Ich habe
mit der positiven Arbeit an mir selbst nicht nur den
Kummer der OSS verarbeiten können, ich konnte
auch lernen, weitere Probleme meines Lebens mit
anderen Augen zu sehen.
Endlich passten Körper und Seele wieder
harmonisch zusammen und es war von Anfang
an ein wunderbares Gefühl, das ich nie wieder
hergeben möchte. Es war ein langer Weg, auf dem ich
u.a. auch lernen musste, meine Ängste abzulegen.
Angst vor weiteren brutalen Lügen, Angst, dass er
„es“ wieder tun wird ..... wann? ...wo? .....wie? ...mit
wem? ...reale Treffen mit Kontaktpersonen aus dem
Web ... Angst, es nicht weiter auszuhalten, neben
einem Mann zu leben, der kein sexuelles Interesse
mehr an mit zeigte. Würde er es je wieder tun?
Genau diese Angst hatte mich so verändert, genau
davon musste ich mich befreien. Für mich und wie
mir jetzt bewusst ist, auch für meinen Mann.
Meine Angst distanzierte mich in meinen Gefühlen
von meinem Mann. Ich wurde aggressiv und
wütend. Wir stritten ständig und ich selbst glaubte
manchmal von mir selbst, ich sei eine Furie. Die
Angst und mein Misstrauen fraßen mich auf.
Manchmal war es sogar soweit, dass er mich
zeitweise richtig anekelte. Aber ich liebte ihn doch,
wie konnte das also sein? Meine Beraterin stellte
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mir die alles entscheidende Frage: Liebst Du ihn
WIRKLICH noch? JA, meine Liebe zu ihm war die
Basis unserer Beziehung geblieben, hier war der
Weg geebnet, um unserer Beziehung eine neue
Chance zu geben. Obwohl mein Mann unsere Liebe
unbewusst und mit den Angriffen des Suchtteufels
auf eine harte Probe stellte, war meine eigene
Veränderung schlussendlich unser Rettungsanker.
Unsere Gespräche begannen sich zu verändern.
Mein Mann nahm immer mehr die Veränderung
an mir wahr. Selbstsicher war ich endlich in der
Lage, ihm unmissverständlich klar zu machen,
das jeder von uns die totale Selbstverantwortung
für sich übernehmen müsse. Ich sagte ihm (und
frage mich heute noch, wo ich den Mut hernahm),
dass er die Konsequenzen zu tragen habe, die unter
Umständen eine Trennung nach sich zöge, wenn er
weiterhin keine therapeutische Hilfe in Anspruch
nehmen würdee, um die Sucht zu bekämpfen.
Ich machte ihm klar, dass es Regeln in einer
Beziehung gibt, an die sich beide Seiten zu halten
haben. Ich sagte ihm auch, dass ich meinem Sinn
des Lebens wieder nachgehen und mich nicht
weiter mit seiner Sucht befassen würde. Das war ab
diesem Zeitpunkt sein Part.
Wir standen an einer Weggabelung unseres
Lebens, das war mir klar. Ob mein Mann das auch
so empfand, wusste ich nicht. Hier würde sich jetzt
jedenfalls herausstellen, in welchem Maße unsere
Liebe trotz aller Hürden noch existent war. Siegte
der Suchtteufel oder siegte unsere Liebe?!
Keiner von uns wusste es. Mein Mann hatte zuvor
mit all seinen Lügen mein Vertrauen zu ihm
zerbrochen und so konnte ich seiner Aussage, dass
er nun konkrete Hilfe vom HSO e.V. in Anspruch
nehmen wolle, nicht trauen.
Log er mich wieder an?
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Ein Paar, das die Krise als Chance begriff
Ich konzentrierte mich jedenfalls wieder zu 100%
auf das Wesentliche in meinem Leben: Die Kinder,
meine Gesundheit, mein Wohlbefinden!
In meinen Gedanken wirbelten alle Phasen und
Facetten meiner/unserer Vergangenheit und die
der Gegenwart. Wurde es mir doch gerade jetzt
zeitweise immer wieder bewusst, wie sehr die Sucht
meine Mannes mich „aus der Spur“ gebracht und
innerlich so zerrüttet hatte.
Doch um so mehr ich in vielen hilfreichen Büchern
las, verinnerlichte, umsetzte, desto schneller
konnte ich auch diese negativen Gedanken ablegen.
Diese Fachliteratur hat mir von Seite zu Seite mehr
die Augen geöffnet.
Mein Mann hatte die Beratung tatsächlich begonnen und zeigte mir, dass er es ernst meinte mit
seinem Suchtausstieg. In mir keimte eine Hoffnung
auf, und ich beschloss, selbst auch eine Beratung
in Anspruch zu nehmen. Ich glaube, das war unsere
Rettung. Mir hat die menschliche Hilfe Mut und
Kraft gegeben durchzuhalten, mit vielen wertvollen
Ratschlägen. Und dabei kannte uns diese Beraterin
gar nicht. Dennoch war sie damals unendlich
wichtig für uns und unsere Zukunft.
Diese Zeit gab uns beiden die Hoffnung zurück.
Mein Mann sagte mir das erste Mal aufrichtig,
dass er jetzt erst erkennen würde, wie sehr er
mich verletzt hatte. Das erste Mal schien sich
endlich auch mal in ihm ein schlechtes Gewissen
mir gegenüber zu regen. Ich nahm von Tag zu Tag
weitere positive Veränderungen an ihm wahr. Er war
es, der nun selbst erkannte, dass sein exzessives
Pornoverhalten längst zur Sucht geworden war.
Und er sprach mit mir darüber. Das Paradoxe war
ja, dass mein Mann sich in den Zeiten seiner OSS
immer wohl gefühlt hatte, ich aber gleichzeitig litt
wie ein Hund.
Zu dem Zeitpunkt, als er einsah und zugab, süchtig
zu sein, fing er an zu leiden und mir ging es etwas
besser. In der Zeit des Ausstiegs litt er und ich
fühlte mich wohler. Die Verhältnisse hatten sich
umgekehrt.
Ich arbeitete weiter auch an mir, mein Mann an sich
und der Bekämpfung seiner Sucht. Aber es wurde
auch mehr und mehr ein gemeinsamer Weg, auf
dem wir uns beide wieder gefunden hatten.
So wurden unsere Gespräche auch zunehmend
konstruktiver und von seiner Seite aus endlich
ehrlicher. So konnte mein Vertrauen ihm gegenüber
wachsen, wenn auch in kleinen, aber sicheren
Schritten. Rückfälle??? Ja!! Wie bei allen anderen
Betroffen, die aus einer Sucht aussteigen, blieb der
eine und andere Rückschlag auch bei meinem Mann
nicht aus. Ich war jedes Mal sehr enttäuscht ... aber
mehr wegen den jetzt immer noch aufgetischten,
(wenn auch nicht mehr hemmungslosen) Lügen,
als über den Rückfall selbst. Denn die Lügen zeigten
mir, dass mein Mann immer noch nicht begriff, was
mir, seiner Frau, in solchem Moment wirklich wichtig
war: Die Wahrheit!
Sie war so notwendig, um das zaghaft aufgebaute
Vertrauen nicht wieder zu zerbrechen. Ich war doch
mittlerweile aufgeklärt genug um zu wissen, dass
Rückfälle in der ersten Zeit nicht ausbleiben würden,
warum also dann immer noch die Heimlichkeiten?
Beim letzten Rückfall machte ich ihm klar, dass es
„5 nach 12“ sei.
Ihm blieb, nein, uns blieb nicht mehr viel Zeit,
wenn er den Suchtausstieg nicht konsequenter
durchziehen würde. Er begann nämlich schon, so
einen Rückfall als „normal“ anzusehen. Wichtig
war für mich, nicht ebenfalls wieder in mein altes
Muster zu verfallen und weiter meinen Weg nach
vorn zu gehen. Bewusst auf mittlerweile unser Ziel
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Ein Paar, das die Krise als Chance begriff
gerichtet schauen: Die Sucht in der Vergangenheit
zu lassen. Meine gefühlte Freude am Leben nicht
wieder zu verlieren, niemals mehr wegen der/einer
OSS meines Partners! Heute bin ich durch diese
Krise gereift, habe in der Zeit meiner Wandlung
nicht nur die OSS hinterfragt, sondern auch das,
was im Allgemeinen starr und festgefahren in
unserer Beziehung war.
Mein Mann ist nun seit 5 Monaten frei von
Rückfällen. Er sagt, es sei Vergangenheit. Von einer
„Heilung“ sprechen wir bewusst nicht, denn wir
haben lernen müssen, dass ein suchtgefährdeter
Mensch immer suchtgefährdet bleibt. Und vielleicht
würde das Wort „Heilung“ ihn zu sehr in Sicherheit
wiegen.
Wir sind also beide weiterhin auf der Hut, haben aber
ein gutes Gefühl! Wir sprechen heute kaum noch von
OSS und wenn, dann können wir uns in Ruhe und
konstruktiv darüber unterhalten. Wir verarbeiten
zurückgelassenen Seelenmüll gemeinsam.
Man sagt: „Eine überstandene Krise nutzt einer
Beziehung!“ Schön, dass wir es geschafft haben,
denn wir haben gelernt, auch in dieser schweren
Zeit nicht einfach voreinander wegzulaufen!
Liebe ist .... die stärkste Macht im Kosmos!
Das ist die Realität. mit der wir beide im Hier und
Jetzt leben! Unsere Beziehung ist gefestigt und wir
erleben vieles bewusster als es zuvor möglich war.
Mein Rat an alle kann nur sein, sich Hilfe zu suchen,
sich aufklären zu lassen und sich seiner Liebe zum
Partner ganz bewusst zu sein!
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Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Ein Paar, das die Krise als Chance begriff
Und das sagt ihr Mann:
Nach 10 Jahren OSS kann ich , Jens 54 Jahre,
endlich behaupten, frei von OSS, frei von etwas zu
sein, das mich über die Jahre hinweg regelrecht
„gefangen“ hielt. Meine Begeisterung und Freude
für das was ich tat, wurde von Mal zu Mal größer.
Was ich tat? Nun, ich sog alles in mich auf, was mit
Pornos, Stellungen und sexuellen Aktionen zu tun
hatte. Ich sammelte Fotos von nackten Frauen und
probierte das gesamte Spektrum dieses Mediums
Internet aus.
Das ging sogar so weit, dass ich reale Kontakte
suchte (zu denen es aber nie kam, wofür ich heute
noch dankbar bin). Cybersex mit einer fremden
Frau zu haben, das war für mich das Höchste
der Gefühle. Das heißt, es wurden verschiedene
Szenarien durchgespielt bis zur körperlichen
(Selbst-) Befriedigung. Es ging mir dabei gut , weil
ich das Gefühl hatte, alles das was ich mal gesehen
bzw. gelesen habe, konnte ich per Tastatur und
Fantasie erleben bzw. ausleben. Während meiner
Zeit am PC hatte ich meinen Kopf ausgeschaltet
und mich nur auf die Entwicklung der Geschichte
auf dem Monitor konzentriert. Es ging mir super.
Kurz nachdem ich den PC ausgeschaltet hatte und
ich in die Realität zurück musste, meldete sich
langsam mein Gewissen. Ich fühlte mich innerlich
ziemlich zerrissen. Ich wusste, und es war mir
wirklich ganz klar, dass ich meine Frau „betrogen“
bzw. hintergangen hatte. Dieses schlechte Gewissen hielt allerdings nicht sehr lange an. Kaum
war ich wieder in meinem Auto, waren die Gedanken
schon wieder in den Pornoszenen des Internets.
Erst kurz bevor ich wieder nach Hause kam und
meiner Frau begegnen würde, überkam mich ein
ungutes Gefühl und eine innere Unruhe. Nach
einer kurzen Zeit konnte ich feststellen, dass sie
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Ein Paar, das die Krise als Chance begriff
gott sei dank nichts bemerkt hatte. Ich fühlte mich
wieder sicher und „normal“. Allerdings hatte ich
nicht unbedingt das Verlangen, mich abends noch
mit ihr zu befassen, ich hatte weder das Bedürfnis
nach Kuscheln noch nach Sex. Nichts, null Lust,
denn die hatte ich ja bereits im Laufe des Tages per
“Cybersex“ ausgelebt.
Die vielen geilen Bilder waren alle noch in meinem
Kopf, sie hatten aber nichts mit meiner Frau
zu tun und ich kam niemals auf die Idee, diese
Pornoszenen mit ihr ausleben zu wollen. Ich weiß
gar nicht, wie ich es beschreiben soll, aber meine
Frau war mir für so etwas zu wertvoll, zu unberührt.
Klingt doof, ich weiß, aber sie passte einfach nicht
in diese harte Porno-Szene, die ich virtuell in mich
aufsog wie ein Schwamm.
Ich ging immer öfter online, über Wochen, über
Monate. Und dann passierte, was passieren musste:
Meine Frau entdeckte auf dem PC meine besuchten
Seiten und hatte dann auch in der Mailbox einige
ziemlich offensichtliche E-Mails gefunden.
Was war mir das peinlich! Ich fühlte mich ertappt,
entdeckt, entlarvt und schrecklich schuldig!
Dennoch versuchte ich, alles zu verharmlosen.
Sätze wie „Stell dich nicht so an, das machen
alle Männer. Ein bisschen über Sex sprechen mit
fremden Leuten am Rechner, na und?“ klingen mir
noch heute in den Ohren.
Die Jahre vergingen. Ich kam überhaupt nicht auf
den Gedanken, süchtig sein zu können. Ich redete
mir ein, jederzeit aufhören zu können. Heute weiß
ich, dass es die gleiche Suchtlüge war wie die eines
Rauchers oder Alkoholikers. Ich versuchte es aber
dann doch und es gelang mir tatsächlich, mich
einige Zeit nicht an den PC zu setzen. Es waren
bestimmt drei Stunden! ;-)
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Dann wurde das Verlangen und die Neugier wieder
stärker und es überkam mich. Schon war ich
wieder im alten Trott. Es ging weiter mit Lügen
und diesem abendlichen unguten Gefühl meiner
Frau gegenüber. Ich hatte wirklich ein schlechtes
Gewissen, aber meine Gier, an den PC zu drängen,
war viel stärker.
Meine Frau begann in dieser Zeit, sich zu verändern.
Sie wurde viel „selbständiger“, wirkte viel
selbstbewusster und fixierte sich immer mehr auf
ihr Leben „ohne“ mich. Sie ging plötzlich mit ihrer
Freundin aus, kaufte sich neue Klamotten, die sie
mir nicht mehr zeigte. Erst heute ist mir bewusst,
wie sehr ich das Interesse an ihrem Leben verloren
hatte. Ich nahm so manche Veränderung an ihr
wahr, begriff aber nicht, was in ihr vorging. Heute
muss ich zugeben, dass ich mir auch nicht viele
Gedanken darüber gemacht hatte, zu sehr war
ich auf mich und meine „Kontakte“ im Chat fixiert.
Dennoch stellte ich mir die eine Frage immer wieder:
Würde ich sie am Ende doch verloren haben? Ich
kannte sie nicht mehr wieder.
Sie setzte sich aber trotzdem in dieser Zeit mit mir
und meiner Sucht auseinander. Sie las Fachliteratur,
nahm Beratungen in Anspruch, und ich glaube, sie
sprach auch mit ihrer Mutter darüber. Ganz genau
wusste ich das nicht, aber es machte mich noch
unsicherer. Zeigten sie alle schon mit dem Finger
auf mich? Es kamen nur noch zwei Möglichkeiten
für uns in Betracht, nämlich entweder die Trennung
oder aber ich hörte sofort auf und würde mir durch
eine Therapie helfen lassen. Eine Alternative würde
sie niemals dulden, sagte sie.
Was sollte ich nur tun? Wieso setzte mich meine
Frau so unter Druck? Erst jetzt wurde mir nach und
nach bewusst, welchen Mist ich durch meine Sucht
angestellt habe, wie ich meine Frau verletzt und
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Ein Paar, das die Krise als Chance begriff
gekränkt hatte. Ich begann, die Sache aus ihrer Sicht
zu betrachten, und ich fühlte mich plötzlich ziemlich
schlecht, dass ich sie über Jahre hinweg so mies
behandelt hatte. Was hätte ich getan, wenn der Fall
umgekehrt passiert wäre, also wenn meine Frau
mit fremden Kerlen im Netz rumgemacht hätte?
Unvorstellbar! Ich spürte etwas von Dankbarkeit,
dass sie mich noch nicht verlassen hatte.
Schließlich suchte ich mir Hilfe im HSO. Dort nahm
ich eine individuelle Beratung in Anspruch und bat
offen um Hilfe. So bekam ich viele Anregungen und
Ratschläge, wie ich von dieser Sucht wegkommen
könne, und ich befolgte sie auch. Ich lernte, dass
man mit Lügen in einer Beziehung nicht weiter
kommt. Ich begriff, dass sehr viel an Vertrauen
verloren gegangen war und dass es schwer sein
würde, unsere Beziehung wieder in einigermaßen
vernünftige Bahnen zu lenken. Je mehr ich aber
begriff, wie ich meine Frau verletzt hatte, desto
mehr litt ich auch unter dieser Situation.
Was hatte ich getan? An meiner Frau stellte ich
fest, dass es ihr durch meine Einsicht und meine
Selbstvorwürfe besser ging. Nun bin ich mittlerweile
gute fünf Monate „suchtfrei“ (wenn man das
überhaupt so sagen kann) und es geht mir viel
besser. Es ist gar kein Vergleich mehr zu früher. Die
Last dieses Lügengebildes, das ich mir aufgebaut
hatte, die Last des Verstellens und Schauspielerns
zu Hause, das alles war plötzlich weg. Mir war eine
Zentnerlast vom Herzen gefallen.
In diesen letzten fünf Monaten habe ich öfter
auch das Gefühl gehabt, ich würde kurz vor einem
Rückfall stehen. Leider kam es dann auch dazu. Nur
war es dieses Mal so, dass ich von mir aus die Sache
schnellstens (nach ca. 10 Min) beendet hatte.
Außerdem hatte ich in den letzten Monaten gelernt, es meiner Frau zu erzählen. Leicht ist mir das
sicherlich nicht gefallen . Aber nachdem es raus
war, fühlte ich mich sehr erleichtert. Vor allem, weil
sie mir keine Vorwürfe machte, sondern sich mit mir
über die Gründe des Rückfalls unterhielt. Es war der
letzte Rückfall (bisher).
Einfach war diese Zeit für mich sicher nicht, einfach
einen Schalter im Kopf umlegen und das war es
dann? Nein!! Ich musste schon öfter gegen den
„Suchtteufel“ ankämpfen . Es fiel mir nur von Mal zu
Mal leichter, ihm nicht wieder zu verfallen. Heute bin
ich stolz darauf, es soweit geschafft zu haben.
Es war mir einfach ein Bedürfnis, meiner Frau zu
sagen, dass mir alles sehr leid tat und dass ich
froh war, sie nicht verloren zu haben. Wir begannen
wieder, mehr gemeinsam zu unternehmen. Zum
Beispiel haben wir uns beide im Fitness-Studio
angemeldet und haben viel Spaß in der gemeinsam
verlebten Zeit. Kontakte zu alten Freunden sind
wieder aufgeblüht. Unsere Beziehung ist viel
intensiver und ich kann sie nur so erleben, weil die
OSS in meinem Leben keinen Platz mehr hat. Wir
haben uns wieder mehr angenähert und führen
heute konstruktive Gespräche über Suchtverhalten,
über Vertrauen und über Liebe. Ich möchte auch
nicht unerwähnt lassen, dass wir uns körperlich
wieder sehr nahe gekommen sind. Das war fast
verloren gegangen während meiner Suchtphase. Es
war, als hätte ich meine Frau damals gar nicht mehr
wahrgenommen.
Was bin ich froh, dass sie das alles entdeckt hat.
So sehr ich mich seinerzeit auch schämte, so sehr
weiß ich heute, dass sie unsere Beziehung gerettet
hat.
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Ein Paar, das die Krise als Chance begriff
Wir freuen uns natürlich über jede
Beziehung, die nicht wegen OSS
auseinanderbricht! Allerdings ist die
überwundene Krise kein Garant dafür,
dass Onlinesex nie mehr ein Thema sein
wird. Beachten Sie daher immer, dass die
Gespräche nicht abbrechen. Fragen Sie
sich gegenseitig, wie es Ihnen geht und
seien Sie sehr offen!
Nur so verhindern Sie, dass nicht im
Geheimen wieder etwas „gährt“, wovon
Sie keine Ahnung haben!
Wie versuchen Angehörige, die Sucht
ihres Partners in den Griff zu
bekommen?
• Anfangs häufiger und experimenteller Sex, um den Partner vom Cybersex fern zu halten
• Erscheinungsbild ändern
(Schönheitschirurgie/ Hungern/
Dessous)
Vergessen Sie all diese Maßnahmen, denn
sie bringen Sie keinen Schritt weiter. Sie
unterwerfen sich mit diesen Handlungen
nur einem zerstörerischem Schmerz,
den Sie sich selbst zufügen. Sie können
Ihrem Partner nicht helfen, ohne dass Sie
darüber gesprochen haben und er das
will. Und Sie werden auch niemals einen
Kampf gegen virtuelle willige Frauen
gewinnen können. Ihrem Partner sind
Sie die gleiche Schönheit, die Sie immer
für ihn waren. Er ließ sich nicht mit den
Internetabenteuern ein, weil Sie ihm
nicht mehr genügen oder Sie nicht mehr
attraktiv sind. Sie könnten Heidi Klum
sein oder Marilyn Monroe, ein Süchtiger
hätte trotzdem seiner Sucht gefrönt. Also
nehmen Sie um Gottes willen keine Nasenoder Busenkorrektur vor, nur damit Ihr
Partner den Blick von der Tastatur hebt.
Er wird es nicht einmal bemerken, wenn
er nicht selbst seine Sucht erkennt.
• Schnüffeln, beobachten, Zugang zum
Computer und Handy kontrollieren
• Filtersoftware hinter dem Rücken des
Partners installieren
• Mit Konsequenzen drohen, ohne sie ernst zu meinen
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Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Ein Paar, das die Krise als Chance begriff
Liliane schreibt:
Corinna schreibt:
Ich war an diesem Abend am PC und habe eben seine
Mails durchgesehen, nachdem er mir das Passwort
gab. Er hat mich gebeten, gleich alles zu löschen, da
er es eh schon vorhatte. Hinter seinem Rücken habe
ich dann auch gleich eine Überwachungssoftware
runtergeladen und installiert.
... mit 39 Jahren habe ich jetzt ein Zusatzstudium
begonnen, um überhaupt noch auf andere
Gedanken zu kommen als die, dass mein Mann mit
anderen Frauen im Internet rum macht.
Damals habe ich gesagt, sobald ich 10 kg
abgenommen habe, verlasse ich meinen Mann. Der
nächste Gedanke war, sobald ich einen Job habe,
verlasse ich meinen Mann. Beide Vorsätze sind
eingetreten, und ich bin immer noch da. Ich fühle
mich als Co-Abhängige. Es ist immer noch so, dass
ich meinen Mann im wahrsten Sinne des Wortes
noch riechen kann, wir leben in einer „guten“ Wohngemeinschaft, mehr nicht. Seit den letzten
Jahren geht meine körperliche Gesundheit
den Bach hinunter. Angefangen mit einem
Bandscheibenvorfall im HWS-Bereich, Verspannungen im Nackenbereich, in letzter Zeit extreme
Hüftschmerzen, die physikalisch nicht zu erklären
sind. Außerdem leide ich unter Schlafstörungen
und bin viel pessimistischer geworden. Ich grüble
darüber nach, wo das noch hinführen soll.
Wem sollen diese Maßnahmen nutzen?
Bitte vergessen Sie nicht, dass SIE nicht
schuld an der Sucht Ihres Partners
sind. SIE können diese Sucht auch nicht
besiegen, das kann nur er selbst!
Nehmen Sie ihm die Arbeit nicht ab.
Er selbst sollte die Daten löschen, Sie
können gerne dabei bleiben, aber SIE
sollten es nicht für ihn tun! Das ist seine
Sache!
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Was aber kann ich denn nur tun?
Es kommt zunächst mal darauf an, wir
sagten es schon, ob derjenige Ihre Hilfe
überhaupt will! Wie ist die Situation?
Will der Süchtige überhaupt aufhören,
Onlinesex zu betreiben?
Wichtig ist in jedem Fall, den Kontakt
aufrecht zu erhalten. Brechen Sie ihn
nicht ab, das könnte fatal sein. Wenn
der Abhängige selbst den Kontakt nicht
sucht oder will, können Sie das nicht
ändern. Aber von Ihrer Seite sollte immer
ein Gespräch möglich sein, das sollte er
wissen. Sie können ihn zu nichts zwingen,
das bringt auch nichts.
Drohen Sie nicht (wenn du jetzt keine
Therapie machst...), auch das bringt
nichts. Versuchen Sie, ihn in Gesprächen
davon zu überzeugen, dass er Hilfe
annehmen muss.
Wenn Ihr Partner trotz aller Gespräche
nicht aus seiner Sucht aussteigen will,
dürfen Sie auch mal über Konsequenzen
nachdenken.
Ein Onlinesexsüchtiger hat immer eine
zweite Chance verdient. Aber nicht um
jeden Preis! Nicht, wenn SIE dabei auf
der Strecke bleiben! Wenn Sie selbst
aber sehen, dass die Kämpfe Sie zu
sehr auszehren, wenn Ihr Partner
keinerlei Einsicht hat, wenn Sie immer
unglücklicher werden, überdenken Sie
mal, ob eine Trennung für Sie beide nicht
doch das Beste wäre. Denken Sie auch an
sich und geben Sie sich auf keinen Fall
wegen der Sucht Ihres Partners auf! Das
wäre dann eine Co-Abhängigkeit und Sie
wären ebenfalls therapiebedürftig.
Versuchen Sie also, eine vernünftige
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Kommunikationsbasis zu schaffen (zu
zweit, in entspannter Atmosphäre, bei
einem Berater oder Therapeuten):
• Führen Sie aufrichtige, offene und rücksichtsvolle Gespräche.
• Versuchen Sie, keine Vorwürfe zu
formulieren, sondern sprechen Sie nur von Ihrem eigenen Schmerz, den Sie
durch seine Sucht empfinden.
•
Machen Sie Ihrem Partner klar, dass
er sich für nichts zu schämen braucht, wenn er mit Ihnen
über die OSS spricht.
• Hören Sie aufmerksam und
einfühlsam zu.
Sollte ein sachliches Gespräch zwischen
Ihnen noch nicht möglich sein, können
Sie Ihrem Partner auch eine offene und
ehrliche E-Mail schreiben. Aber Vorsicht:
Frauen neigen häufig dazu, ganze
Romane zu schreiben. Dies entlockt
dem Empfänger meistens ein entnervtes
Augendrehen und er liest allenfalls nur
flüchtig. Kurz und knapp ist da wesentlich
wirkungsvoller.
Zum Wiederaufbau des ehelichen
Vertrauens sind viele Kompromisse
auf beiden Seiten notwendig, die Sie
bestenfalls in Gesprächen gemeinsam
festlegen können. Zerstörtes Vertrauen
lässt sich wieder aufbauen, aber es
dauert seine Zeit und bedeutet ein großes
gegenseitiges Einfühlungsvermögen und
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Was aber kann ich denn nur tun?
Respekt. Stellen Sie Regeln auf, egal ob Ihr
Partner schon soweit ist, aus der Sucht
aussteigen zu wollen oder nicht.
• Bringen Sie ihm niemals das Essen, Getränke oder Tabak an den Rechner.
•
Bedienen Sie ihn nicht! Wenn er zu den Essenszeiten nicht an den Tisch
kommt, räumen Sie ab und entsorgen
Sie das Essen! Stellen Sie es auch
nicht in die Mikrowelle!
• Ziehen Sie den Schlüssel von der
Zimmertür ab, in dem der Rechner/
das Notebook steht!
• Stellen Sie den Schreibtisch um,
so dass der Monitor seines PCs zur
Tür zeigt!
• Betreten Sie öfter mal sein Zimmer unter einem Vorwand, wenn er
online ist!
•
Gehen Sie öfter mal aus, auch allein! Verabreden Sie sich mit Ihren
Freundinnen und zeigen Sie ihm
damit, dass Sie durchaus in der Lage
sind, ohne ihn zu leben!
• Laden Sie öfter mal Freunde zu sich
nach Hause ein!
•
Schließen Sie die Schlafzimmertür,
wenn er nicht gemeinsam mit Ihnen
ins Bett gehen mag. Raten Sie mal,
was er macht, wenn Sie schon in den
Träumen schlummern?
•
Möchten Sie, dass er sich des Nachts „danach“ erschöpft an Ihre Seite legt? Eben! Also sperren Sie ihn aus Ihrem Schlafzimmer aus!
•
Solange er seiner Onlinesexsucht frönt, räumen Sie nicht das Zimmer
auf. Egal, wie sehr es im Laufe der Zeit zumüllt, Sie sind nicht sein
Dienstmädchen!
• Zeigen Sie ihm, dass Ihre Grenzen erreicht sind!
•
Stellen Sie ein Ultimatum und zeigen Sie die Konsequenzen auf, die er zu
tragen hat! Meinen Sie diese aber ernst, bluffen Sie nicht!
• Sagen Sie auch mal NEIN, wenn es
sein muss!
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Was aber kann ich denn nur tun?
Aber ich liebe ihn doch!
Eben! Und genau deswegen sollten Sie
Konsequenz an den Tag legen. Eines
Tages wird Ihr Partner es Ihnen danken!
Ihr Partner wird immer wieder versuchen,
Sie unter Druck zu setzen und Ihnen
die Schuld zu geben. Versuchen Sie,
die Verbalattacken nicht allzu wörtlich
zu nehmen. Seine Worte schmerzen
manchmal sehr, aber jeder Abhängige
versucht, jeden anderen für sein Schicksal
verantwortlich zu machen, nur nicht sich
selbst.
• Legen Sie ihm die Internetadresse www.onlinesucht.de auf die Tastatur.
Wortlos.
Eine entscheidende Frage hätten wir da
noch an Sie:
Angenommen, Ihr Partner will aus der
Sucht aussteigen und sucht nach Hilfe.
Sind Sie unter diesen Umständen wirklich
bereit, Ihrem Partner zu verzeihen?
WOLLEN Sie verzeihen?
Zu lieben heißt auch, konsequent
zu sein!
Beantworten Sie sich selbst diese Frage
ganz gewissenhaft, denn sonst ist jeder
weitere gemeinsame Tag mit Ihrem
Partner sinnlos.
• Lassen Sie diese Broschüre und eventuelle weitere Fachliteratur offen
im Wohnbereich liegen.
Lisa schreibt:
Was wünsche ich mir:
Ich möchte meinem Partner darin unterstützen
von dieser Sucht loszukommen, dies natürlich
nicht zuletzt auch aus eigenem Interesse. Ich liebe
meinen Mann und ich möchte ihm verzeihen, ich
merke aber, dass ich mir eine Beziehung UNTER
KEINEN UMSTÄNDEN vorstellen kann, wenn er
weitermacht. Ich werde mich trennen, wenn es
auch nur noch einmal vorkommt. Da ich derzeit
null Vertrauen habe, haben wir vereinbart, dass er
mir seine Handyrechnungen zeigt, wenn ich das
möchte, damit ich mich davon überzeugen kann,
dass er „clean“ ist.
Das war er seit meiner Entdeckung offensichtlich
auch. Aber ich habe trotzdem Angst, Angst davor,
dass der Rückfall kommt.
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Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Und wenn nichts hilft?
Leider bleiben manchmal auch alle gut
gemeinten Versuche einfach ohne Erfolg.
Der Partner zeigt sich uneinsichtig und
denkt gar nicht daran, sein Verhalten zu
verändern. Die Folge davon sind:
• Partnerschaftskrise
• Verlust der Libido (Ablehnung jeglicher Berührung durch den Partner)
• Depression und das Gefühl
der Unerträglichkeit
• Auswirkungen auf andere Lebensbereiche (auch Beruf)
• Isolation und Scham, sich
jemandem anzuvertrauen
Es hat sich durchaus bewährt, dass
Partnerinnen mit Sack und Pack erst
einmal ausgezogen sind. Das muss in
Ihrem Fall nicht der richtige Weg sein,
aber es kann. Manch onlinesexsüchtiger
Mann, der seine Frau mit den Kindern und
zwei Koffern aus dem Haus gehen und in
ein Taxi steigen sah, stand schon unter
einer Art Schock. Der Denkprozess war
eingeleitet und der Betroffene begann,
sich selbst zu hinterfragen. Der erste und
wichtigste Schritt war damit getan. Aber
Vorsicht: Dieser Auszug sollte nicht als
Bluff gemeint sein. Vielleicht nehmen
Sie sich insgeheim eine Zeit vor, die Sie
vielleicht bei der Mutter oder der Freundin
verbringen wollen. Die Zeit des Abstands
wird Ihnen beiden gut tun!
• Trennungs- und Scheidungsgedanken
• Zorn und Wut auf den Partner
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Und wenn nichts hilft?
Wenn das aber alles nicht nutzt,
dann sollten Sie schnellstens Hilfe
aufsuchen. Für sich selbst! Allerdings
kommt es darauf an, dass Sie an einen
erfahrenen Therapeuten geraten, der
Erfahrung mit Onlinesexsucht hat. Dies
ist ganz besonders wichtig, denn wir
hören fast täglich von gravierenden
Beratungsfehlern, die schreckliche Folgen haben können.
Wenn ein Therapeut nicht weiß, welchem
außergewöhnlichem Druck Ihre Beziehung ausgesetzt ist und was das ganz
Spezielle (und nicht mit einer „ganz
normalen“ Sexsucht vergleichbare) an
einer OSS ist, dann passiert eventuell
Folgendes:
• Das Problem wird immer noch unterschätzt und heruntergespielt.
•
Die Frauen werden vom Therapeuten meist als „prüde“ angesehen und zu
mehr Toleranz aufgefordert, zum
Beispiel sollen sie sich auch mal mit
ihrem Partner zusammen auf
Onlinesex einlassen.
• Die OSS wird ausgelegt als
Beziehungsproblem.
• Der Grund für die OSS wird oft einer unterstellten Frigidität der Frau
zugeschrieben.
• Es wird dazu geraten, dass der
Mann doch einfach weniger Zeit
am Rechner verbringen sollte.
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Wir haben es in den Beratungen leider
oft mit Angehörigen zu tun, denen durch
eine Therapie noch mehr Frust zugefügt
wurde als dass sie ihnen geholfen hätte.
Deshalb erkundigen Sie sich unbedingt
speziell nach der OSS-Therapieerfahrung
und bevorzugen Sie im Bedarfsfall eine
weibliche Therapeutin, falls Sie die Wahl
haben.
Wir raten auch unbedingt dazu, dass
Sie in Ihrer Situation über eine psychosomatische Rehabilitationsmaßnahme
nachdenken! Bevor Sie ganz zusammenbrechen, helfen Ihnen einfühlsame
Gespräche mit erfahrenen Therapeuten,
die sich mit Onlinesucht auskennen,
weiter und Sie werden lernen, mit der
neuen Situation viel besser umzugehen!
Gönnen Sie sich dieses Angebot, es
kommt Ihnen und Ihrer Seele zugute.
Wir geben Ihnen gern Empfehlungen und
Anschriften von Kliniken, mit denen wir
(bzw. die Angehörigen) gute Erfahrungen
gemacht haben. Sprechen Sie uns an!
Falls Sie sich zutrauen, eine eigene
(reale) Selbsthilfegruppe für Angehörige
ins Leben zu rufen, dann wenden Sie sich
an die NAKOS (Nationale Kontakt- und
Informationsstelle zur Anregung und
Unterstützung von Selbsthilfegruppen)
unter www.nakos.de.
Dort erhalten Sie Informationen und
Hilfestellungen.
Selbsthilfegruppen für Betroffene in
Deutschland, Schweiz & Österreich finden
Sie unter:
www.shg-pornographieabhaengigkeit.de
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Wann handelt es sich eigentlich um Onlinesexsucht?
Dafür gibt es inzwischen recht
eindeutige Kriterien, die vom Österreicher Primarius Dr. Hans Zimmerl
(http://e-health.at/zimmerl)
festgelegt wurden:
Falls Ihr Partner in diesem Heftchen lesen
sollte (was wir uns sehr wünschen), im
Folgenden finden Sie zwei Fragebögen
für Betroffene oder Gefährdete, um sich
selbst einmal ehrlich zu hinterfragen:
Wenn drei Kriterien über sechs Monate
hinweg gegeben sind, befindet sich
der Betroffene im kritischen Stadium.
Wenn mindestens vier Kriterien über
vier Monate hinweg vorhanden sind, wird
der Betroffene als internetsüchtig
betrachtet.
1. Häufiger unwiderstehlicher Drang, sich ins Internet einzuloggen
2. Kontrollverluste (länger als geplant online sein) mit Schuldgefühlen
3. Negative soziale Auffälligkeit im engsten Umkreis
4. Nachlassen der Arbeitsfähigkeit
5. Verheimlichung des Ausmaßes der Online-Zeiten
6. Psychische Irritabilität bei
Verhinderung online zu sein
7. Mehrfach vergebliche Versuche der Einschränkung
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
41
Wann handelt es sich eigentlich um Onlinesexsucht?
Fragebogen, um einen Überblick über die Intensität des Sexverhaltens zu erhalten.
(Quelle: Wenn Bilder süchtig machen- Sexuelle Abhängigkeiten erkennen, Ralph H. Earle & Mark R. Laaser, Brunnen Verlag)
Frage
1. Bist du als Kind oder Jugendlicher
sexuell missbraucht worden?
2. Abonnierst, kaufst oder leihst du dir regelmäßig
Zeitschriften oder Videos, die vornehmlich sexuelle
Darstellungen enthalten?
3. Hatten deines Wissens deine Eltern Probleme
mit ihrem eigenen Sexualleben?
4. Bist du oft mit starken sexuellen Gedanken beschäftigt?
5. Glaubst du, dass dein sexuelles Verhalten normal ist?
6.
Haben sich andere Menschen über dein
sexuelles Verhalten beschwert?
7. Hast du Schwierigkeiten, dein sexuelles Verhalten
aufzugeben?
8. Hat dein sexuelles Verhalten jemals zu Problemen geführt?
9. Hast du dir jemals darüber Sorgen gemacht, dass dein
sexuelles Verhalten entdeckt werden könnte?
10. Wurde jemand durch dein sexuelles Verhalten
emotional verletzt?
11. Hast du dich bemüht, dein sexuelles Verhalten zu beenden
und hast es nicht geschafft?
12. Hat sich jemand durch dein sexuelles Verhalten erniedrigt
gefühlt?
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Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Ja Nein
Wann handelt es sich eigentlich um Onlinesexsucht?
Frage
Ja Nein
Ja Nein
13. Ist Sex oder Selbstbefriedigung für dich häufig ein Weg
um Problemen zu entfliehen?
14. Fühlst du dich nach sexuellen Aktivitäten unwohl?
15. Hast du jemals das Bedürfnis gespürt, mit einem Teil
deines Sexualverhaltens aufzuhören?
16. Hattest du jemals sexuellen Kontakt zu Minderjährigen?
17. Hast du jemals daran gedacht, dass dein sexuelles
Verlangen stärker ist als du selbst?
18. Befriedigst du dich regelmäßig sexuell selbst?
Fragebogen, um die Cybersexsüchtigkeit zu erfassen
Frage
1. Verbringst du mehr Zeit mit sexuellen Inhalten im Internet,
als du dir vorgenommen hast?
2. Wurdest du jemals beim Betrachten sexueller Inhalte
auf deinem Bildschirm erwischt?
3. Hattest du dir vorgenommen, deine sexuellen Internet
gewohnheiten zu unterbinden und hast den
Vorsatz gebrochen?
4. Ärgerst du dich selbst, wenn du zu viel Zeit auf der Suche
nach Sexseiten verschwendest?
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
43
Wann handelt es sich eigentlich um Onlinesexsucht?
Frage
Ja Nein
5. Onanierst du am Computer?
6. Brauchst du zunehmend stärkere Reize, um das
sexuelle Erregungsniveau zu erreichen?
7. Bezahlst du Geld für gebührenpflichtige Anbieter?
8. Schaust du dir während der Arbeitszeit sexuelle
Internetseiten an?
9. Hat dein Internetverhalten Probleme mit Menschen deiner
Umgebung gebracht?
10. Denkst du daran, wieder ins Internet zu gehen,
um sexuelle Bilder zu sehen?
11. Suchst du bestimmte Sexseiten immer wieder auf?
12. Wenn du mit deiner Frau sexuellen Kontakt hast, stellst du
dir dabei Internetpersonen vor?
13. Fühlst du dich schuldig nach einem sexuellen Kontakt im
Internet?
14. Ist es leichter, einen sexuellen Höhepunkt zu erleben, nachdem du im Internet gesurft hast?
15. Machst du dir Sorgen, ob deine Sexualität außer Kontrolle
geraten kann?
... Vielleicht schneiden Sie die Fragebögen auch einfach aus und legen sie neben
seinen PC/ Notebook?
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Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Wann handelt es sich eigentlich um Onlinesexsucht?
Und dann gibt es da Bettina. Sie schreibt:
...ich weiß nicht mehr weiter! Das Thema
Onlinesexsucht war lange ein leidiges Thema bei
uns, sehr lange und in allen Facetten. Pornoseiten,
Chats, Kontaktbörsen bis hin zu realen Treffen. Das
ist aber vorbei! Zumindest habe ich ihn seit fast
zwei Jahren bei nichts mehr ertappt.
Jetzt aber stehen wir, vielleicht auch nur ich, vor
dem nächsten Problem: Mein Mann schläft nicht
mehr mit mir. Alle Gespräche, die ich mit ihm
über dieses Thema führen wollte, sind im Nichts
geendet. Immer hatte er eine neue Ausrede, wir
würden zu viel streiten (stimmt nicht), mangelnde
Feuchtigkeit (ich lief los und kaufte Gleitgel), ich sei
ihm zu eng gebaut... Mein Selbstbewusstsein war
mitunter auf dem absoluten Tiefpunkt, und ich fing
an, an mir als Frau zu zweifeln, fand mich zu fett,
nahm ab und machte Sport. Nichts half, er hatte
keine Lust, wenn es um Sex ging.
Wenn er denn mal, was sehr selten vorkam, mit
mir schlief, hatte ich noch das Gefühl, mich bei ihm
bedanken zu müssen. Es verletzt mich so sehr,
wenn ich sehe, dass mein eigener Mann mich nicht
begehrt und ich keine Antwort finde, warum das so
ist. Ich sehe und merke anhand der Reaktionen von
anderen Männern, dass ich keineswegs unattraktiv
bin, eher das Gegenteil ist der Fall, den Blicken und
Komplimenten nach zu urteilen.
Selbst mein Mann hat erst vorgestern zu mir
gesagt, dass er mich schön findet. Er hat wirklich
schön gesagt! Also was ist an mir so verkehrt, dass
ich zu einem sexlosen Leben verdammt sein soll?
Wenn wir uns einen Film im Fernsehen anschauen
und dort ist der leiseste Anflug von Erotik zu sehen,
bekommt er eine Erektion. Von der ich aber leider
nichts habe. Mittlerweile mag ich schon keine Filme
mehr mit ihm ansehen, denn in fast jedem Film ist
mindestens eine erotische Szene, und es schnürt
mir die Kehle zu, wenn ich sehe, wie er krampfhaft
versucht, seine Erektion vor mir zu verbergen.
Das tut so weh, dass es fast schon körperlich
schmerzt.
Mich fasst er nicht an, andere Frauen im Internet
(egal, wie sie aussehen) erregen ihn und Lust
scheint er auch zu haben, sonst würde er sich nicht
selbst befriedigen. Nur nicht auf mich. Ich war so
tief getroffen nach meinem Fund von Tausenden
von Bildern und Videos, dass ich ein Gespräch von
vor längerer Zeit aufgriff, in dem ich anbot, dass,
wenn es bei uns sexuell nicht stimmt (ansonsten
verstehen wir uns prima), wir vielleicht eine offene
Beziehung in Erwägung ziehen sollten. Das aber
wollte er auf keinen Fall, er würde mich nicht teilen
wollen.
Gestern Abend, ich war wirklich am Ende, sagte ich
dann zu ihm, dass sein Argument, mich nicht teilen
zu wollen, wohl nur ein Witz gewesen sein kann.
Denn das, was er sowieso von mir nicht haben will,
könnte ich doch ruhig einem anderen geben. Was
soll ich nur machen?? Ich bin sicher, er liebt mich,
aber er begehrt mich nicht. Und so kann ich nicht
leben. Ich bin noch keine 30, möchte vielleicht
auch mal ein Kind bekommen. Aber woher? Ich bin
schließlich nicht die Jungfrau Maria...
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Wann handelt es sich eigentlich um Onlinesexsucht?
Und immer wieder die Frage:
Mein Mann sagt, er sei clean, aber meine Zweifel
wollen einfach nicht verschwinden.
Was soll ich nur tun?
Wann kann ich wieder vertrauen?
Und wie? Wir raten:
Eine ganz konkrete Antwort kann Dir
wohl niemand darauf geben. Deine Zweifel sind noch in Dir, das ist so normal und
verständlich nach dieser langen Zeit der
Lügen. Nur, was bleibt Dir anderes übrig,
als es noch einmal zu versuchen, ihm diesen Vertrauensvorschuss zu geben? JA,
es IST gefährlich, weil es Dich wieder angreifbar macht. Und eigentlich denkst Du,
dieses Risiko nicht eingehen zu können,
nicht wahr? Was bleibt dann aber? Die
einzige Alternative dazu wäre die Trennung, das musst Du Dir klar machen!
Wenn Dich ein Partner so dermaßen
enttäuscht hat, dann machst Du immer
mehr „zu gemacht“ im Herzen. Das will
man gar nicht, es passiert einfach. Und
trotzdem ist nach einiger (langer) Zeit
wieder das Vertrauen da. Aber, und das
muss all den Menschen klar sein, die
jemals enttäuscht wurden, es werden
wahrscheinlich niemals mehr die unbedarften, unenttäuschten 100 % sein.
Wenn Du das mit JA beantwortest, dann
beginnt Deine Arbeit. Dann nämlich
solltest Du ALLES tun, um DICH wieder
gesund werden zu lassen. Dazu gehört
ein Rundumpaket zum Wohlfühlen. Erholung für die Seele - evtl. in einer Reha
über 6-8 Wochen (Empfehlungen geben
wir gerne), neue Freunde, Hobbys, kleine
Glücksmomente.
Dein BLICK muss sich drehen - von ihm
auf DICH! Je mehr Du Dich auf Dich selbst
konzentrierst, desto leichter fällt Dir das
Zusammenleben mit Deinem Partner,
dem Du ja im Grunde vertrauen WILLST!
Es kann IMMER passieren, dass trotzdem
eines Tages wieder eine Enttäuschung ins
Haus steht. Es KANN sein, dass da wieder
was ist, womit Dein Vertrauen enttäuscht
wird. Du bekommst leider keine Garantie!
JEDE Beziehung, die Du eingehst, birgt
dieses Risiko.
Du solltest Deinen Mann nicht spüren lassen, dass Du ernsthaft zweifelst. Bitte ihn
einfach, ehrlich zu sein, mehr kannst Du
nicht tun! Jeder, der lügen WILL, wird lügen. Daran änderst Du auch mit Misstrauen nichts, das schadet nur Dir selbst!
Die Frage ist nun, ob Du mit 95 oder 98 %
Vertrauen auch leben kannst und willst?
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Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Zahlen und Fakten
Wissenschaftliche Studien belegen, dass
wir in Deutschland allein von ca. 2,5 Millionen Onlinesüchtigen ausgehen müssen.
Presseberichten zufolge sind ca. 500.000
Deutsche sexsüchtig.
Sie finden im world wide web ca. 150
Millionen (!) Seiten unter dem Stichwort
„Porno“. 70 % der Internetsüchtigen surfen während der Arbeitszeit. 90 % der 8bis 16-Jährigen suchen Pornoseiten, oft
während der Erledigung ihrer Hausaufgaben. Laut einer skandinavischen Studie
gaben 96 Prozent der 14 bis 18-Jährigen
an, pornografische Inhalte im WWW angesehen zu haben. Nach Ansicht des Sexualpädagogen Rainer Wanielik (Wiesbaden)
ist diese Zahl realistisch. 48% aller 12- bis
19-Jährigen schauen sich mindestens
einmal jährlich Pornoseiten an.
570.000 Internetseiten sind unter dem
Suchbegriff „Kinderpornographie“ zu finden. 97 % der pädophil veranlagten Täter
bedienen sich des Internets, um Kontakt
zu Kindern aufzunehmen.
Google führt unter dem Suchbegriff
„Hardcore Porno“ ganze 7.420.000 Internetseiten auf (zur Verdeutlichung nochmal in Worten: Sieben Millionen vierhundertzwanzigtausend). 200 sexbezogene
Webseiten werden jeden Tag neu ins Internet gestellt.
In den USA halten sich ca. 8,5 % der Internetbenutzer mehr als 11 Stunden in der
Woche auf Pornoseiten im Internet auf.
Eine Untersuchung fand heraus, dass
80 % der Besucher von Sexwebsites so viel
Zeit mit dem Herunterladen von Erotika
verwendeten, dass sie die Beziehungen
des realen Lebens und ihre Jobs gefährdeten. „Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie
Cybersex entdeckten, hatten die meisten
dieser Leute keine Probleme mit Sexabhängigkeit“, gab der Autor der Untersuchung, Al Cooper, an, ein Sexualtherapeut
der San José Eheberatung und am Zentrum für Sexualtherapie in San José, Kalifornien, tätig.
(Quelle: www.msnbc.com, Linda Carroll, 27.07.2002, www.msnbc.msn.com/id/3078769/).
Wie viel Sex ist überhaupt „normal“?
97-mal vereinigen sich die Deutschen im
Jahr – so die neue Studie des KondomHerstellers Durex -, während die Amerikaner sich unter 27 Ländern an die Spitze
liebten: 132-mal pro Jahr Sex für etwa 28
Minuten – knapp acht Arbeitstage. Weltweiter Rekord!
Focus fragte: Wie viel Sex ist für Sie normal? Diese Frage beantworteten Auskunftswillige in einer im Januar 2010
von FOCUS in Auftrag gegebenen Untersuchung: Zwölf Prozent plädierten für ein
bis dreimal im Monat, fast jeder Zweite für
ein- bis zweimal in der Woche, und 26 Prozent glaubten, dass Geschlechtsverkehr
öfter als zweimal pro Woche normal sei.
(Quelle:http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/sexforschung-wieviel-sex-brauchtder-mensch_aid_187457.html)
38 % der Erwachsenen glauben, dass es
„moralisch akzeptabel“ sei, sich Bilder
mit Nacktaufnahmen oder eindeutigem,
sexuellen Verhalten anzuschauen.
(Quelle: Barna Research Online, Morality Continues to Decay, Barna Research Group Ltd., 3.
November 2003, www.barna.org).
HSO: Aber bitte bedenken Sie, dass Sie
jetzt nicht unbedingt auf 97 mal pro Jahr
„kommen“ müssen! Es handelt sich hier
immerhin „nur um Studien“! ;-)
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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In eigener Sache
Der HSO e.V. bietet auch für Angehörige intensive Beratungen an. Diese Beratungen
finden per E-Mail, in einem Selbsthilfegruppenraum statt. Sich über das Internet auszutauschen, mag auf den ersten
Blick etwas konfus erscheinen. Ist es
aber nicht.
Die Betroffenen und Angehörigen kennen
sich mit dem Medium aus und werden
durch die zugesagte Wahrung der Anonymität dazu angeregt, sich den Kummer zu
100 % ehrlich von der Seele zu schreiben.
Und an dieser Stelle setzt dann unsere
begleitende Beratung ein.
(www.onlinesucht.de/berkos.pdf)
Treten Sie ein in die virtuelle
HSO-Beratungspraxis:
Außerdem können Sie unsere Antworten
auch jederzeit wieder hervorholen und
nachlesen. Wir bieten die Beratungen
für Betroffene, Angehörige und Paare an.
Aber besuchen Sie sich auch mal unsere
„Virtuelle Selbsthilfegruppe“ für Angehörige von Onlinesexsüchtigen sowie an
einem anderen Wochentag für betroffene
oder ehemals betroffene Onlinesexsüchtige.
Zugang über:
www.onlinesucht.de/beratung
Termine:
www.onlinesucht.de/shg-termine.htm
Hier finden Sie u.a. auch regelmäßig:
Kostenlose Klinik-Sprechstunden mit
Therapeuten, Ärzten und Psychologen!
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Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
Buch Tipps
OnlineSucht
Wenn Chatten und Mailen zum Zwang werden
Autorin: Gabriele Farke
Kreuz Verlag
ISBN: 3-783122-91-0
9,80 Euro
Broschüre für Angehörige von onlineSPIELsüchtigen Personen
Elternratgeber bei Onlinesucht
Autor: HSO e.V.
Bestellung über www.onlinesucht.de
1,50 Euro zzgl. Porto
SEXSUCHT - Kornelius Roth
Krankheit und Trauma im Verborgenen
Ch. Links Verlag
3., aktualisierte und erweiterte Auflage 2010
208 Seiten, ISBN: 978-3-86153-586-7
14,90 Euro
Nach seriösen Schätzungen leben allein in Deutschland eine halbe Million Sexsüchtige. Sie werden
von Kick zu Kick getrieben, rastlos, wahllos und letztlich unbefriedigt. Von Außenstehenden wird
Sexsucht hingegen oft als »zu viel des Guten« verkannt und nicht als Suchterkrankung ernst genommen. Dabei sind die Folgen für Betroffene und Angehörige gravierend, finanziell und gesundheitlich, besonders aber in den sozialen Beziehungen, am Arbeitsplatz und in der Partnerschaft.
Angehörige stehen den Problemen meist ratlos gegenüber: Was ist schon süchtig und was noch
normal? Kann dieses Verhalten beeinflusst werden, wo bekommt man Hilfe?
Das Buch »Sexsucht« von Dr. Kornelius Roth gibt Antworten auf diese Fragen.
Es ist ab sofort im Buchhandel erhältlich bzw. im Internet bestellbar:
www.christoph-links-verlag.de (portofreie Lieferung innerhalb Deutschlands!).
Empfehlenswerte Informationen zum Thema OSS finden Sie auch bei unseren Kooperationspartnern
und unter:
www.internet-sexsucht.de
www.weisses-kreuz.de
Themenseiten und Downloads - wertvolle Tipps zu Beziehungs- und Lebensfragen!
Ein Ratgeber. Für Angehörige von onlinesexsüchtigen Partnern.
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Wir bedanken uns bei unseren Kooperationspartnern
Die Psychosomatische Abteilung der Kinzigtal-Klinik in Bad Soden-Salmünster
behandelt Patienten, die an Online- und Computersucht leiden. Die Übernahme der Kosten
für die 6-8 wöchige Therapie kann bei den zuständigen Kostenträgern
(Rentenversicherung bzw. Krankenkasse) beantragt werden.
Aufgenommen werden können Patienten ab 18 Jahren.
www.online-und-computersucht.de
Als Fachverband für Sexualethik im Diakonischen Werk e.V. hilft das Weiße Kreuz
Menschen in Krisen der Intimität und Identität.
www.weisses-kreuz.de
Eine Plattform zu Themen der Sexualität, Pornographie, Sexabhängigkeit und Kinderschutz.
Der Verein Nacktetatsachen gibt Hilfestellung bei der Vermittlung von therapeutischen Angeboten, z.B. ausgebildetes Fachpersonal, Ärzte und Selbsthilfegruppen – durch Websitelinks sowie
durch Präventionsmaßnahmen, insbesondere zum Schutz von Kindern und Jugendlichen.
www.nacktetatsachen.at • www.internet-pornografie.de
Wir bedanken uns bei unseren Kooperationspartnern
wasganzfeines
advertising + public relations
Ihre Agentur für Print. Marketing, Public Relations und neue Medien. In enger Zusammenarbeit mit
unseren Kunden entwickeln wir zielgerichtete und effektive Marketingmaßnahmen.
www.wasganzfeines.de
www.institut-wirtschaftlicher-balance.de
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Ihre Kindersicherung Software
Legen Sie Zeitlimits für den PC, für Programme und für das Internet fest. Sperren und
filtern Sie unerwünschte Internet-Inhalte. Ein Protokoll gibt jederzeit Auskunft
darüber, was wann an Ihrem PC geschah (auch per Email).
http://salfeld.de/hsoev.html
HSO 2007 e.V.
Hilfe zur Selbsthilfe bei Onlinesucht
Kottmeierstr. 12
21614 Buxtehude
VR 200108 (Amtsgericht Tostedt)
FA Stade: Steuernummer 43/270/28621
(als gemeinnützig anerkannt) und nach § 10 b EStG
§ 9 Abs. 1 und 2 KStG und § 9 Nr. 5 GewStG
berechtigt, Spendenquittungen auszustellen
Tel. 0 41 61 - 55 67 82 (nicht für Beratungen)
Fax 0 41 61 - 86 59 53
E-Mail: [email protected]
www.onlinesucht.de
www.onlinesexsucht.de
www.onlinesucht.de/beratung
SPENDENKONTO:
HSO e.V.
Sparkasse Harburg-Buxtehude
Konto-Nr.: 900 53 596
Bankleitzahl: 207 500 00
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BIC-/SWIFT-Code: NOLADE21HAM