eine Analyse russischer Reiseblogs
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eine Analyse russischer Reiseblogs
Europa aus Sicht russischer Auslandsreisender – eine Analyse russischer Reiseblogs In 2014 hat die European Travel Commission (ETC) in Zusammenarbeit mit der World Tourism Organization (UNWTO) eine Studie* zum Thema „Europa aus Sicht russischer Auslandsreisender“ durchführen lassen. Die Untersuchung wurde von der Firma KAIROS Future in Stockholm / Schweden durchgeführt, die sich auf die weltweite Auswertung von Blogeinträgen und Beiträgen in sozialen Netzwerken zum Thema Reisen spezialisiert hat (sog. Netnographie). Nachfolgend eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse: Hintergrund (Quelle: DZT/World Travel Monitor 2014) • 2014 unternahmen die Russen rund 28,7 Millionen Reisen ins Ausland, darunter 2,4 Mio. nach Deutschland • Die Hauptreiseziele 2014 der Russen im Ausland sind die Türkei, Deutschland, China, Italien, die Ukraine und Finnland • 72% der russischen Auslandsreisen waren Urlaubsreisen, bei 15% handelte es sich um Geschäftsreisen, 12% waren private Besuchsreisen Reiseplanung und Reisebuchung in der Russischen Föderation • • Die Russische Föderation ist weltweit die viertgrößte Quellregion für Auslandsreisen. Dabei beschaffen sich russische Reisende die benötigten Reiseinformationen überwiegend noch auf traditionelle Art: Broschüren und Magazine sind nach wie vor die Hauptquellen für Reiseinformationen. Schätzungsweise nur 25% der Russen suchen online aktiv nach Informationen; die Internetverbreitungsrate in der Bevölkerung liegt bei 60%. • Auch bei Reisebuchungen ist das russische Verhalten eher konservativ: Online-Buchungen finden nur bei 18% des russischen Reisemarktes statt. • Im Vergleich zu anderen großen Quellmärkten ist die Suche nach OnlineBuchungsmöglichkeiten im russischen Markt noch unterrepräsentiert, während die Internet-Suche nach Reisebüros bzw. Reiseveranstaltern überdurchschnittlich ausfällt. • Mehr und mehr der insgesamt 84 Millionen russischen Internet-Nutzer suchen Informationen im Internet und buchen ihre Reise online, für sich selbst oder für ihre älteren Reisebegleiter. • Der Markt der Online-Buchungen wächst jedes Jahr zwischen 40 und 50% und es gibt gute Gründe dafür, dass dies weiterhin anhalten wird, denn die Anzahl von Online-Reiseveranstaltern nimmt ständig zu, mobile Geräte und die sozialen Netzwerke werden in Russland immer beliebter. 1 • Inspirationen für ihre Reiseplanung erhalten russische Reisende aus verschiedenen Quellen; dabei haben z. B. Frauen eine größere Mitsprache, wenn es um die Planung von Reisen von Familien oder Paaren geht. • Besonders durch die sozialen Medien ist der Einfluss von Meinungsmachern und Trendsettern auf die breite Masse der Reisenden groß. Generelle Reiseinteressen der Russen • Gemessen am Volumen der Internetsuchvorgänge zeigen die russischen Reisenden das größte Interesse an Erholung und am Besuch von Attraktionen. Hinzu kommt ein starkes Interesse an Familienreisen sowie für Shopping wenn man die Inhalte in den sozialen Medien zu Grunde legt. • Reisende aus Russland schätzen Komfort und transferieren dies in den Wunsch nach beliebten Erholungsresorts oder großen Städten, wo Attraktionen, Nachtleben, Shopping und Restaurants leicht zu erreichen sind. • Selbst russische Reisende, die den bekannten Reiserouten folgen, entscheiden sich, wenn sie die Wahl haben, dafür, möglichst weit weg von anderen Touristen zu sein, teilweise selbst von russischen Touristen. Europa-spezifische Reisethemen • Für russische Reisende gibt es einige grundsätzliche Hürden bei einer Reise nach Europa wie etwa die Beantragung eines Visums, große Zeitverschiebungen, besonders für Reisende aus den weiter östlich gelegenen Landesteilen, sprachliche und kulturelle Hindernisse, Sicherheitsbedenken sowie die zunehmende Sorge, in Europa nicht mehr willkommen zu sein. • Das größte Interesse an Städtezielen, das russische Reisende bei der Internetsuche haben sind nahegelegene Hauptstädte wie Prag und Riga, kulturelle Drehkreuze wie Paris und Wien sowie touristische Küstenorte wie etwa Split und Catania • Russische Reisende bevorzugen lieber das „City-Hopping“ zwischen großen europäischen Städtezielen und weniger die Erkundung eines einzigen Landes. • Die zentralen Knotenpunkte auf den europäischen Routen der Reisenden aus Russland sind Paris, Prag und München. Die meisten russischen Reisenden kommen über Moskau und St. Petersburg nach Europa. • Bei der Internetsuche russischer Reisender zeigen sich in Bezug auf europäische Länder deutliche Suchmuster auf: Europäische Reiseziele, die relativ nah an Russland liegen wie die Baltischen Staaten, Polen und die skandinavischen Länder verzeichnen eine hohe Zahl an Suchvorgängen zum Thema Transport und Unterkunft. • Bei den anderen europäischen Ländern wird ein unterschiedliches Muster bei der Internetsuche deutlich: Hier werden überwiegend Ziele/Länder gesucht, die Erholung und Ausspannen anbieten (meistens mediterrane Länder) oder Zielländer, die städtische Attraktionen anbieten. 2 • Europa wird von den russischen Reisenden mit gutem Essen und Trinken, Wochenend- und Kulturtrips, Camping und Natur, aber auch mit Wintersport in Verbindung gebracht • Die Vielseitigkeit der einzelnen europäischen Länder stellt für die russischen Touristen ein Vorzug dar, der die Möglichkeit bietet, Reiseerfahrungen wie z. B. Shopping und Dining an verschiedenen Orten zu genießen. • Die am meisten erwähnten positiven Aspekte von Russen bei Reisen nach Europa sind die vielen Sehenswürdigkeiten, die man besuchen kann, die große Auswahl an preiswerten Unterkünften und an Essen, die große Auswahl an ShoppingMöglichkeiten sowie die Sauberkeit. • Die häufig genannten negativen Eindrücke für russische Touristen sind die Qualität der Unterkünfte, verschmutzte Straßen in einigen europäischen Städten, die hohen Preise sowie ein teilweise schlechter Service in Hotels und Restaurants. * Titel der Original-Studie: “Understanding Russian Outbound Tourism – What the Russian Blogosphere is saying about Europe”, 88 Seiten, erhältlich bei der World Tourism Organiszation (UNWTO) in Madrid (www.unwto.org) DZT-Marktforschung, Juni 2015 3