Eklektizistisch. Laut. Gut. - chilli:freiburg:stadtmagazin

Transcription

Eklektizistisch. Laut. Gut. - chilli:freiburg:stadtmagazin
Seite_68_71_Musik_.qxd
09.10.2007
9:59 Uhr
Seite 2
MUSIK THE ROBOCOP KRAUS
.
t
u
G
.
t
u
a
L
.
h
EklektizisoptisKc
m Lande
vo
gs
un
J
e
ild
W
raus
The Roboc
dann nicht rechtzeitig
rnberg aufwächst und
Nü
i
be
k
ruc
rsb
He
en
wir uns gegen
dem fränkisch
ckstars? „Bislang haben
man in einem Nest wie
oder doch gefeierte Ro
Was macht man, wenn
n
rde
we
kie
Kraus.
Jun
en,
bo
in geh
der Band The Ro cop
und den Schützenvere
und Gründungsmitglied
ger
wegzieht? In die CSU
Sän
g,
Lan
s
ma
ht Tho
olgreich gewehrt“, lac
alles von dem recht erf
ht etwas komsammen. Dabei entste
ürdirw
eh
alt
em
ein
t
mi
d
g. Eklektizison-Film un
it ist das
plett Neues“, sagt Lan
Vormit
er
oll
n'R
Die ganze Wahrhe
ck'
Ro
n
ue.
gen deutsche
tisch. Laut. Gut. Das Ne
en rocken seit
nicht. Denn die Frank
er zu tun gehabt hat …
Pet
akes“ (auf
en
st
Mi
nam
&
rs
ren
fünf Jah
„Blunde
n unrde
we
s
au
ihrem Durchbruch vor
Kr
p
co
Fehler“), das
The Robo
deutsch „Schnitzer &
r renommierte
genk
Pu
stPo
rt
recht erfolgreich. De
wo
lag
geles produter dem Sch
in Hamburg und Los An
(NME) schrieb
nur
hl
wo
sen
wis
New Musical Express
s
da
,
bsches, eher
führt. Warum
: „Inspiratioziert wurde und ein hü
Musiken
ich
rtl
über das letzte Album
wo
ant
ver
erndes Cover
die dafür
an Hippie-Zeiten erinn
an post-punk“,
ndete
grü
ge
98
nal idea-packed Germ
19
Die
.
en
sikalisch nun
journalist
hat, orientiert sich mu
der Szene eine
es das
wa
t,
rag
in Spanien sind sie in
erf
üb
ist
schen PsychaBand selbst
Deutschland
an den 90ern. „Ein bis
nehin
Oh
n.
kan
große Nummer, und in
en
hab
h
ement“ verrät
mit auf sic
delic, ein bisschen Pav
eheimtipp“ohsikfans
Mu
he
isc
sind sie das Etikett „G
rist
pu
ige
mert, es klingt
war für ein
Lang. Der Sound flim
Ende SeptemttenPla
die
auf
nehin schon lange los.
77
19
h
nac
licher als die
alles, was
etwas dreckiger und ehr
fünfte Album
Was die
nk.
Pu
stber ist das bereits
Po
on
sch
,
f übermäßige
teller kam
“ herausgeVorgängeralben, au
s ist
da
n,
che
ma
„Blunders & Mistakes
ls
fal
en
PC wurde beFranken jed
Nachbearbeitung am
ren The Robon Bühne
de
ela
ieg
kommen, derzeit tou
erg
en
er
bei sich die
neben ein
chland, Spawusst verzichtet. Wo
tpourri
Po
s
ne
ge
cop Kraus durch Deuts
lun
ge
ein
u geblieben
nenshow
die Schweiz.
Franken weiterhin tre
rdcore,
Ha
p,
Po
nien, Österreich und
ul,
So
k,
roc
derstatement
aus Punk
sind, ist ihr Style: Un
die wilde Parch irdo
o
als
–
ie
Am 23. Oktober macht
Ind
d
un
as verlotterter
Rock'n'Roll
p in Freiburg
und stilsicherer, etw
postmoest
ind
ty einen Zwischenstop
zum
,
st“
„po
Second-Handgendwie
Chic aus den besten
z & Rock Schuals Dierer
ge
rin
im Auditorium der Jaz
ge
n
kei
nn
resscode zum
dern. De
Läden Europas – ein „D
aße.
on 1993
sch
t
ha
n
le in der Haslacher Str
hse
ric
de
b das onlinedrich Die
den KerDurchdrehen“ schrie
cht arm.
ma
eit
eih
Warum heissen die wil
„Fr
ch
Bu
er, wir geben
in seinem
Portal laut.de. „Sich
h so seltsam?
“ mit
oll
n'R
ck'
Ro
le vom Land eigentlic
ch
na
n
Die Fans, und
Das Lebe
uns Mühe“, so Lang.
age. Keine AhsammenZu
m
de
„Das ist eine No-No-Fr
us
„A
tum
Mädels, woldem Dik
. Wichtig ist,
beileibe nicht nur die
nhang
me
sam
Zu
n
nung mehr, wie das kam
de
in
/
n
Und natürlich
hang reiße
len ja auch was sehen.
für unsere Muh-monac
n,
ue
ne
dass der Name heute
er
ein
n“
schmeiße
hören.
hr für irgendProgramm gesik steht, und nicht me
dernen Popkultur das
g.
Lan
so
“,
en
ion
s
iat
un
soz
nen
bedie
welche As
Dominik Bloedner
schrieben. „Sicher, wir
lt, dass dies irdies zuen
füg
d
Dennoch, man munke
un
us
nd
Fu
aus dem
Science-Fictigendetwas mit einem
Info:
Schule
orium der Jazz & Rock
amp-Konzert im Audit
Sw
r,
Uh
20
.,
Karten,
.10
2x2
23
t
,
eland, chilli verlos
The Robocop Kraus, Di.
Punkhelden aus Neuse
rn,
de
Mo
So
So
:
ort
Supp
.de
– an info@chilli-online
chwort Robocop Kraus
schickt eine Mail – Sti
Foto © Majid Moussavi
68 CHILLI OKTOBER 2007
Seite_68_71_Musik_.qxd
09.10.2007
9:59 Uhr
Seite 3
MUSIK LAURA LÓPEZ CASTRO
L a u r a L ó p e z C a s tr o u
n d D o n P h il ip p e
erfinden das
Foto © SonjaMueller
Glück
Als im November 2004
das Solo-Album des ein
stigen Freundeskreis-Fr
darauf befindlicher „h
ontmanns Max Herre
idden track“ das eigen
erschien, war ein
tliche musikalische Juw
Castro mit einzigartig
el. In „flor que marchita
sanfter und zugleich tie
rá“
singt Laura López
f in die Seele dringende
wird“, untermalt von de
r Stimme von einer „B
n schwermütig-schöne
lum
e, die verwelken
n Klängen ihres Gitarr
zu einer prachtvollen
isten Don Phillippe. Inz
Pflanze gereift – zu hö
wis
che
n ist die Blume
ren
auf dem neuen Album
Castro y Don Philippe
des Duos, das sinnigerw
inventan el ser feliz“ (La
eis
e
„Laura López
ura López Castro und
chilli-Autor Kai Hocke
Don Philippe erfinden
njos hat sich mit den mu
das Glück) heißt.
sikalischen Glücksbring
ern unterhalten.
chi
lli: Wer bei eurem Tit
el ein vergnügtes un
d beschwingtes Album erw
nie zuvor auf der Gitarr
artet, wird getäuscht
e gespielt, ich hatte kei
werden ...
ne AhLaura: Ja, das war nat
nung davon und habe
ürlich Absicht. Man de
erst alles lernen müsse
nkt immer,
n. Nun madass man nur glücklich
chen wir seit vier Jah
ren nichts anderes un
ist, wenn alles schön
d es macht
und lustig
ist, man mitsingen kan
mir große Freude, die
se Musik spielen zu dü
n und fröhlich ist – die
rfen, ich
s ist bei
unserer Musik genau
stecke da alles rein.
nicht der Fall. Unsere
Musik mutet vielleicht traurig un
chilli: Laura, du hast ein
d schwermütig an, eig
mal gesagt, der Mome
entlich ist
nt auf der
es aber eine sehr hoffn
Bühne ist für dich ein
ganz intimer Moment
ungstragende Musik.
–
wie perchilli: Ist es die süße
sönlich wird es beim Ko
Melancholie, die eurer
nzert in Freiburg werde
persönlin?
chen Vorstellung von
Laura: Egal wie es mi
Glück am nächsten kom
r geht, ob ich nun kra
nk bin oder
mt?
Phillipe: Ja, auf jeden
Liebeskummer habe,
sobald wir ein Stück spi
Fall. Was die Musik be
trif
elen, bin
ft, fühlen wir uns in melancho
ich zu 100 Prozent in die
lischer Kunst eher wo
Musik vertieft. Desweg
hl, als in
en wer„Schenkel-klopf-Mu
den wir auch in Freibu
cke", privat laufen wir
rg sehr konzentriert sei
n und vernatürlich
nicht missmutig umher
suchen, das Konzert
so intim, spannend
, im Gegenteil!
Laura: In der heutigen
und nah wie möglich zu
Gesellschaft ist es sch
machen.
einbar einfach nicht angebracht,
seine Melancholie un
d seine
Schwermut nach außen
zu tragen. Wir leben es
deshalb
anders aus, indem wir
zum Glück dieses Venti
l haben,
Laura López Castro und
es in unsere Musik rei
nzulegen.
Don Philippe live in Fre
chilli: Eurer Zusamme
iburg: 17.11.07,
ntreffen vor fünf Jahren
Waldsee, 20 Uhr
war eher
zufällig – hätte es die
Sängerin Laura López
Castro auch
ohne den Musikprodu
zenten Don Phillippe ge
Laura López Castro y
geben?
Laura: Ja, es war eigent
Don Philippe inventan
lich immer klar, dass ich
el ser feliz:
Mi
t ihrem zweiten Album
singen
werde. Das es dann die
öffnen die beiden Wa
se Richtung nahm, lag
hlberliner dem Zuhörer die Tür
natürlich
daran, dass Phillipe un
nach Arkadien und ent
d ich eine Freundschaf
füh
ren
ihn
in
t
schlosein geheimnisvolles Lan
sen, ich mich soweit ge
d mit betörenden Me
öffnet habe und Phillip
lodie
e
n
das
von
richpittoresker Schönheit
tige Händchen dafür hat
. Castros Stimme klingt
te.
wie
ein
wie ein lichtdurchflutet
Phillipe: Der Stil unser
er Traum unter südlich
er Musik ist durch un
er
Sonne. Mal schwerfällig
sere Begegnung entstanden.
, dicht und betörend ,
Dadurch habe ich auch
mal
leic
ers
ht
t
und sanft, immer wohl
ernsthaft angefangen, mich
akzentuiert und stets
mit dieser Art von Mu
perfekt begleitet von der
sik auseinanderzusetzen, obwo
virtuos gespielten Git
hl ich zuvor schon ein
arre Don
Phi
llip
e
es´.
große
Bossa-Nova-Plattensam
mlung hatte. Ich habe
es aber
IN FO :
OKTOBER 2007 CHILLI 69
Seite_68_71_Musik_.qxd
09.10.2007
9:59 Uhr
Seite 4
CHILLI ALL INN
n
o
i
t
a
r
e
n
e
G
r
e
r
e
s
n
u
l
h
ü
f
e
g
s
n
e
Leb
e
nmacht wollen di
etropole. Diese Oh
M
pen
Ra
tz
als
se
t
d
ch
un
ni
weit
mpfen
lt Freiburg bundes
als „All Inn“ bekä
pper
art oder Berlin, gi
d M.I. gemeinsam
un
der Freiburger Ra
e
m
ch
au
Na
e
Nu
wi
,
ne
sie
Anders als Stuttg
dO
en
rd
An
er
we
t
pp
tz
Ra
tü
rs
er
au
Unte
m
drei jungen Breisg
d geballte Beats.
enjos hat sich zu
ozentige Texte un
illi-Autor Kai Hock
ch
T.
r
ylo
Ta
r
tu
dabei auf hochpr
en.
ger Agen
darüber unterhalt
jungen Gundelfin
Dritteln der Band
McKrom von der
ei
zw
it
m
s“
ris
ilm
Albumrelease „F
chilli: In einer Pressemitteilung eures
Managements hieß es, „Einer ganzen
Generation werden völlig falsche
Werte verkauft“ – welches sind die
Werte, die ihr vermitteln wollt und
wie verhält sich das mit Posieren mit
Bierflaschen und einem Konzeptalbum zu Alkohol?
M.I.: Wichtig: Wie wollen keine Zeigefinger-Musik machen! Im Endeffekt muss jeder selber entscheiden
und lernen, was richtig oder falsch
ist. Unsere Musik soll lediglich als
Denkanstoß dienen. Was die Leute
daraus machen, ist deren Angelegenheit.
chilli: Wie schwer ist es in Freiburg,
sich mit Rap-Musik Gehör zu verschaffen?
AndOne: Ich glaube, Qualität setzt
sich durch. Viele, die Musik machen,
bekommen ja auch zu Recht keine
Aufmerksamkeit.
M.I.: Freiburg ist ja nicht gerade eine
Rap-Metropole. Das macht es zwar
leichter herauszustechen als beispielsweise in Berlin, allerdings gibt
es hier einfach keine vergleichbaren
Strukturen.
chilli: Wofür steht euer Rap?
M.I.: Wir wollen musikalisch vielseitig sein. Technisch und textlich
gesehen, gehören wir
inzwischen bestimmt zu den
Besseren in
Deutschland.
AndOne: Wir versuchen ehrliche
Texte zu schreiben, hinter denen wir
zu einhundert Prozent stehen können. Angeber-Attitüde gehört zum
Rap einfach dazu. Ich denke, wir haben da eine ganz gute Mischung zwischen dummen Sprüchen und eher
nachdenklichen Tracks gemacht.
chilli: Für Kool Savas habt Ihr schon
als Vorband die Bühne gerockt, was
sind eure nächsten Ziele?
M.I.: Wir wollen unseren Bekanntheitsgrad auch über Freiburg hinaus
erweitern, das Album soll dazu der
erste Schritt sein. Ansonsten? Von
der Flasche wegkommen und eventuell ein Marc Terenzi Feature
... (lacht).
chilli: Na, dann viel Glück dafür und
besten Dank für das Interview.
Das Album „Filmriss“ soll ab Mitte
Oktober in Freiburg im „Still Ill“
und „Wildwuchs“ erhältlich sein,
oder über die Band-Homepage zu
bestellen.
www.allinn-music.com
www.myspace.com/allinnmusic
Foto © All Inn
chilli: Im Poker setzt ein Spieler für
den Sieg beim „ALL IN“ seine gesamten Chips – was werft ihr alles in
die Rap-Wagschale?
AndOne: Wir haben uns eine produktive und professionelle Einstellung beim Aufnehmen angeeignet.
Das Album ist zu hundert Prozent
Herzblut, weil viele persönliche Dinge dahinterstecken, die man als Außenstehender vielleicht gar nicht so
mitbekommt.
chilli: Wie kam es zum „Filmriss“?
M.I.: Ende 2006 haben wir zu dritt
angefangen aufzunehmen, was sich
ergab, da wir alle im gleichen Freundeskreis sind. Wir bekamen gutes
Feedback auf die ersten Aufnahmen
und planten so ein gemeinsames Album.
AndOne: Der Titel sollte zum einen
prägnant sein, zum anderen die Thematik des Albums widerspiegeln.
Filmriss steht für ein Lebensgefühl
unserer Generation, auf einen Begriff reduziert.
chilli: Ihr behandelt darauf ausgiebig das Thema Alkohol, wollt ihr
Filmrisse und Komasaufen nun glorifizieren oder verteufeln?
AndOne: Weder noch.
Das muss ja jeder
selber mit sich ausmachen, es geht ja
wie bei allem im Leben um das richtige
Maß.
Seite_68_71_Musik_.qxd
09.10.2007
9:59 Uhr
Seite 5
Einstürzende Neubauten
Manu Chao
Alles wieder offen
La Radiolina
POTOMAK/INDIGO
WARNER
Der Sounddreck
zur Landeshauptstadt
Titel: Stuttgarter Nächte
Interpreten: Brigitte Hennrich
(es bruddelt dazu Erich Erber)
Erschienen auf: viel zu kostbarem Vinyl
Frisch und kracharm
Politik, Protest & Liebe
„Ach, die gibt’s noch!“ mag sich der
Musikfreund wundern, der Blixa Bargeld zuletzt noch als Gitarrist bei Nick
Cave oder als Solokünstler wahrgenommen hat und der mit den „Einstürzenden Neubauten“ nur den Industriesound der frühen Jahre verbindet.
Dabei hat die Band in ihrem siebenundzwanzigjährigen Bestehen grade
nach ihrer Geräuschmusikphase wichtige, spannende, schräge und oft unerwartete Entwicklungen genommen,
unabhängig von der Besetzung, die
Blixa Bargeld um sich scharte, und in
den letzten fünf Jahren auch unabhängig von einer großen Plattenfirma.
Stattdessen gingen sie neue Wege,
setzten auf die finanzielle Unterstützung durch ihre Fans in Internetprojekten, die den Supportern exklusive Alben garantierten. Nun erscheint Mitte
Oktober wieder ein „öffentliches“ Album, das für alte und neue Fans der
Berliner Band viele Überraschungen
parat hält.
Die zehn Stücke vermitteln eine große
Spielfreude, sind zwischen vorwärtstreibenden Rocksongs, eingängigen
Popstücken und düster-poetischem
Sprechgesang angesiedelt, und die
Texte sind so gut, dass sie so manches
hochgelobte sogenannte Talent aus
der literarischen Fraktion vor Neid erblassen lassen sollten. Ja, es gibt sie
noch, und es ist alles wieder offen.
Georg Giesebrecht
Sechs Jahre nach seinem letzten Album und einige G-8-Gipfel später hat
sich der französisch-spanische Musiker Manu Chao mit seinem dritten Studioalbum „La Radiolina“ zurückgemeldet. Die Welt hat sich seitdem nicht
unbedingt zum Besseren gewendet,
und auch der mittlerweile 46 Jahre alte Sänger ist sich treu geblieben: Politische Texte in einem babylonischem
Sprachengewirr und ein unwiderstehlicher Groove aus Ska, Rock, Reggae
und südamerikanischen Rhythmen.
„Politik kills“ heißt einer der insgesamt 16 Songs. „That why my friend its
evidence, politik is violence“, singt
Manu Chao, der als Kind eines galicischen Journalisten und einer baskischen Künstlerin, die beide von der faschistischen Diktatur ins Exil geflohen
waren, das Licht der Welt erblickte.
Aber es geht auch um die Liebe, um die
Hoffnung. Und dies alles andere als
auf kitschige, pathetische Art.
„La Radiolina“ ist eine gelungene Fortsetzung der Alben „Clandestino“ und
„Próxima estación: Esperanza“. Und
auch wenn ehemalige Mitglieder der
vor zehn Jahren aufgelösten Kultband
Mano Negra ihrem einstigem Sänger
vorwerfen, er würde mit seinem Protest gegen das System eben von diesem profitieren – alles Quatsch. PC auf
dem Plattenteller rockt. Wenn Manu
Chao dahinter steckt.
Dominik Bloedner
Gina Kutkat
Stuttgart, dieser Versuch einer Metropole
mit Landesmitteln und anderen Geldern, ist
in dem vorliegenden Fall zum Gegenstand
einer Hommage geworden, genauer gesagt die Nächte unserer aller Landeshauptstadt. Es handelt sich hierbei um
eine schwäbische Version des gefürchteten Karnevalshits der Gebrüder Blattschuss, den „Kreuzberger Nächten“. War
dies schon ein Frohsinnsanschlag mit
Langzeit- und Spätfolgen, so sind die
Stuttgarter Nächte von Brigitte Hennrich
der Geschmacks-Super-GAU im 4/4 Takt,
der auf dem Cannstatter Wasen sicherlich
jedes Festzelt verstrahlt. Das schwäbische
Idiom tut uns sein Übriges an, um in diesen
Stuttgarter Nächten von multiplen Alpträumen
heimgesucht zu werden. Es lässt sich kaum
in vertretbare Worte fassen, wie hier kostbarstes Vinyl zerschwäbelt und entwertet
wurde.
Auch in dieser Version sind die Nächte
unsinnigerweise lang, und fangen ganz
langsam an, um aber dann, aber dann in
einem unterirdischen Sackbahnhof bei
völliger geistiger Umnachtung zu enden.
Günther Oettingers Stuttgart 21,0815 in
der Audiofassung. Wer diese Nächte erlebt, der bekommt gleichermaßen auch den
namhaften Einfluss von Stuttgarts Partnerstadt Hanoi schmerzhaft zu spüren. Zu
befürchten ist allerdings, dass der
glänzende Ruf, den Stuttgart in und
um Stuttgart herum hat, durch solche
Scheintonträger nur noch fürchterlicher wird.
Kommissar Bienzle, Sie sind entlassen!
Ihre Geschmackspolizei Freiburg
GeschPOM Welteroth, GeschPOM Burgey