Leichen pflastern seinen Weg Vomgroßen und vomkleinen

Transcription

Leichen pflastern seinen Weg Vomgroßen und vomkleinen
ex li bri s
II
FERNANDO VALLEJO
5 7 4 - 2/ 2/ 2 0 0 1
stigt als von anderen Mördern,
die ihnen auf einem Motorrad
Leichen pflastern seinen Weg
Wenn ei n Kill er durch
di e Straßen von
Medellín spazi ert,
si nd Lei chen vorpro-
gra mmi ert, Futter für
den Gei st eher
weni ger. Und doch...
Seit den wirren fünfziger
Jahren ist der Andenstaat Ko-
lumbien nicht nur das Eldora-
nen hilft, ihren Auftrag reibungslos auszuführen.
" Gehen Sie mal in die Basili-
pervertierten Hei mat, über die
katholisch verbrämte Hypokri-
do der linken Guerilla, son-
ca
Medellíns
sie und Gleichgültigkeit seiner
Mafia.
sich die an: die Ganoven, wie
Pflicht, dauernd unverschäm-
dern auch Hort der Kokain−
Der
jahrzehntelange
Bürgerkrieg und die nationa-
len undtransnationalen Mafia−
Aktivitäten haben das blutige
Verbrechen in
der
Gesell-
schaft derart banalisiert, dass
ein offener Straße Er morder-
ter bei Passanten kaum noch
Aufsehen erregt.
Medellín hat Paler mo und
Chicago
als
W
elt metropole
des Verbrechens abgelöst, die
Metropolitana,
Kathedrale, und schauen Sie
te Zeitgenossen um die Ecke
des Rauchs, er ist mit W
eih-
Auf den ersten Blick, und
rauch nicht zu verwechseln."
In Medellín wohnt der ältere
Ich−Erzähler,
ein
gelehrter
Grammatiker, der inzwischen
bringen zu müssen.
das kannin diesemFall nur die
kontinuierliche
Anhäufung
neuer Leichen sein, die den
eg des Grammatikers durch
W
von seinemjugendlichen Lieb-
seine Hei matstadt pflastern,
als von gelehrter Betriebsam-
Buch umein übles Machwerk,
haber Alexis mehr angetan ist
keit. Er streift durch die Stra-
hier zum Alltag wie der tropi-
Morden an Taxifahrern, Polizi-
eher unbefangen − ja, fast "un-
Dabei sinniert der brillante
nung ist das Töten, damit fal-
dungenen Mörder beten zur
Jungfrau Maria, damit sie ih-
Sprachkünstler rethorisch ge-
wandt über die Aussichtslosig-
te heranzüchtet,
dern in Medellín gesorgt. So
donnenbilder.
von vorne an, nach seinem
bis an die Grenze zum Voyeu-
senden von gedungenen Mör-
fängt der Reigen mit W
il mar
Gomorrha. Ihre perfekte Tar-
len sie kaumauf. Von der Poli-
zei werden sie weniger belä-
Festplatte".
Kommentaren nicht abschre-
Angesichts vielen Tausende
von
Morden,
die
Ende i m Buch der
Ostberli ner Schrift-
stell eri n Katja Lange−
Müll er − was bl ei bt,
i st ei ne Sprache voll
Hu mor und
Menschli chkeit
Durch-
schnittsbürgerInnen
jedes
viert bekommen, rei ßt die Se-
kaumeineNvomHocker. Inter-
Rechtfertigungen, die der Ich−
Setzerkunst,
gene Würde zu geben, und ih-
vomLeben Überholten eine ei-
Druckerei
Zeitgeschichte. Esist ein Buch
ren sinnlos scheinenden, ab-
und vomkleinen Aus. Aber die
bisschen so etwas wie Trans-
Ostberlin
be-
schäftigt sind, traurige Typen
vom Verlieren,
Fehlbesetzungen selbst in ei-
Sprache, in der es geschrie-
ten Gewerbe: Püppi, auch ge-
leicht, messerscharf und doch
allesamt und personifizierte
nem dem Untergang geweih-
nannt die "einar mige blaue
Elefantin",
linkshändig,
un-
fähig und glücklos in der Lie-
be; W
illi, verbittert und grau
wie
eine
"fleischgewordene
Bleivergiftung",
der in
der
ben
ist,
vom großen
eindringlich
behutsam,
und
nicht wehrt, stirbt verkehrt.
W
ie sollen LeserInnen auf
ein solches Machwerk reagie-
ren: mit Abscheu oder morali-
mit Kopf-
sonderlichen Geschicken ein
zendenz.
mit einem zärtli-
Dorothea Graf
Schei ße lebt, sollte sich nicht
als Richter der Wür mer und
Fliegen aufspielen. Der Autor,
das merkt man auf jeder Seite
dieses
dichten,
rasanten
der
nur für Maschinen hegt, und
nicht zuletzt Fritz, der reniten-
te, pessi mistische, parteilose
Maschinensetzer mit der un-
bezähmbaren Neigung, Vorge-
setzte zu beschi mpfen. Eine
Zeit lang werkelt diese bedenklich
Truppe
kollektivunfähige
vor
sich hin und
schweigt sich zwischendurch
bei m Bier in der " W
aldschän-
ke" aus. Doch dann, eines Morgens, ist die Fir ma geschlos-
sen, der Chef, Herr Posbich,
abgetaucht...
So manches geht verschütt,
kaputt,
zu Ende in diesem
skurrilen, abgrundtief melancholischen und doch irgend-
wie komischen Buch mit sei-
nen
merkwürdigen
Figuren
und bestürzenden Bildern: sei
es die Topfpflanze als Lie-
schen, aber Überset-
zerI nnen l eben gefähr-
li ch. Ganz besonders
bedroht si nd di ejeni-
gen, di e si ch mit der
Kryptol ogi e, der Wi s-
senschaft von den Gehei msprachen,
befassen.
Rücken gekehrt hat. Hinter der
zynischen Fassade dringt i m-
Kino-
version freuen. Nicht auszudenken,
was
da
wohl
von
der Leinwand heruntertropfen
wird.
Robert Garcia
Fernando Vallejo: Die Ma-
donna der M
örder, Roman
aus demkolumbianischen
Spanisch("La Virgen de
Santafé de Bogota 1994)
Zsolnay Verlag W
ien 2000,
165 S., 748 LUF
.
reicht − was nicht ist, kann ja
Magische Sprachen wirken
kommen zu können. Stehen
ausgestorben und vergessen
cherweise in Zusammenhang
Fachleute zu spüren, die am
ron"? Jener Sprache, die wie
to Esfinge − dem Hafen der
und die Sprache des Gehirns
weiter, selbst wenn sie längst
sind. Das bekommen auch die
Kryptologie−Kongress in Puer-
Sphinx− teilnehmen. Unverse-
hens geraten sie in den Bann
eines uralten Fluchs, dem sie
vergebens ihr geballtes W
is-
sens entgegensetzen.
Es beginnt mit Seehunden,
die tot am Strand gefunden
werden. Später müssen meh-
rere Kongressteilnehmer ihr
die rätselhaften Tode mögli-
mit der "Sprache des Ache-
ein Halluzinogen wirken kann
Der
Pablo
1963,
argentinische
De
hat
Santis,
gottverlassene Kaff an der argentinischen
Atlantikküste
noch nie gesehen. Der Ich−Er-
zähler,
Miguel De Blast, ver-
sucht, etwas Licht ins allgemeine Dunkel zu bringen. An-
zunächst
zung international
bekannt
gelingt es ihmzwar durchaus,
eine dem Thema angemessene, düster−gehei mnisvolle Atmosphäre zu schaffen, womit
er, wie der spanische Autor Ju-
an Manuel de Pradain seinem
kurze Text eine gewisse Un-
ser W
issenschaft auf die Spur
Angela W
icharz−Lindner
den Romanen F
ilosofia y Le-
Gehei mnis mit Hilfe eben die-
anerkannt, in einem Einweck-
sachkundig ins
verfasst, bevor er mit den bei-
und, als Geburtsleistung nicht
setzer davon überzeugt, dem
Haefs
Deutsche übertragen.
Szenarios und Jugendbücher
W
itsch Köln 2000, 135 S.,
der Lende geschnitten wird
bert
Dreh-
und Bioy Casares steht, doch
Kryptologie ein Buch mit sie-
sprechender Ansatz, von Gis-
bücherfürs Fernsehen, Comic−
wurde. I m vorliegenden Kri mi
Einen
Überset-
Autor
solch mysteriösen Fall hat das
überfordert.
Die
Jahrgang
tras (1998) und Die Überset-
ist
werden.
Ziel erreicht hat?
Leben lassen. Die lokale Poli-
zei
noch
zung ist allemal ein vielver-
so lange korrigiert, bis sie ihr
ben Siegeln ist, ist der Über-
616 LUF
.
mag sich auf die von Barbet
Schroeder inszenierte
fantastischen Romans heran-
rasitäre Zwilling", der Fritz aus
ckerei, K
iepenheuer &
Mach-
wenn De Santis noch nicht
aus Udo Posbichs Dru-
Blätter von sich wirft; der "pa-
blutigen
werks noch nicht genug sind,
ganz an die Großmeister des
ders als der Kommissar, dem
Letzten, Aufzeichnungen
die schwarzwei ßen Buchsta-
ben dieses
druck ein wenig trübt. Auch
besersatz, die über Nacht die
Katja Lange− Müller: Die
hörte Pamphlet lieber nicht in
stadt, der er wohl weislich den
PABLO DE SANTI S
Es mag Si e überra-
wissen. Zartbesaitete sollten
von K
laus Laabs, Paul
Hassliebe zu seiner Hei mat-
Die Sprache des Todes
schizophrene
sierten Ausnahmezustands i m
los Sicarios", Santillana,
Mutter abarbeitet und dafür
Manfred, der zärtliche Gefühle
und
Romans, pflegt eine intensive
Hass auf seine über mächtige
ersinnt;
glasklare
psychologisch unwiderlegba-
einander. Und wer nicht in der
Druckerei hauptsächlich den
einen geradezu genialen W
eg
walt letztlich als feinsinnige,
die Hand nehmen. Und wem
und wer sich
stellung Medelliner Ethnogra-
sei es der Arbeitsplatz, die
in
ckenlässt, wird Vallejos' Odys-
see durch das Archipel der Ge-
fie wohl nicht sehr weiter aus-
chen Humor, ver mag es, den
Stückchen
zynischen
tun's andere,
mus? Nun, Fiktion und Realität
glas auf der Anrichte dümpelt;
ein
und
Erzähler von seiner Blutspur
abliefert: wenn nicht wir, dann
liegen in dieser schrillen Dar-
Loser, die Ende der Siebziger
Jahrein Udo Posbichs privater
Mordtaten
dieses eigentlich doch uner-
sis von Zynis mus und Nihilis-
Vomgroßen und vomkleinen Aus
verl oren, kaputt, zu
W
er sich also von den sich
ris mus dahin ver mehrenden
schütteln ob solcher einer Do-
KATJA LANGE− MÜLLER
So manches geht
unter den
mitleidlosen Blicken der Ma-
Motto: " Mit einem Schuss in
die Stirnlöscht manjedemdie
scher Entrüstung,
"Die Letzten", das sind vier
den Elendvierteln der Vorstäd-
für Nachschubist bei den Tau-
Hinterhof der USAzu schätzen
Elendsviertel. Die jungen, ge-
Passanten und Auftragskillern.
sich ihre eigenen Mörder in
essant sind die unmoralischen
schuldig" − durch Sodom und
die
die Trauer ist nicht von Dauer,
einem Quentin-Tarantino-Strei-
Frauen,
durch
ner Straße umzulegen. Doch
das Bild einer sich selbst zer-
fleischenden Gesellschaft, die
re Analyse des institutionali-
sten,
nenprozessionen
und Bodyguard Alexis auf offe-
das den Zynis mus zu unerhör-
sche Regen und die Madon-
schwangeren
seinen Liebhaber
rie von beiläufigen Tötungen
fen wandeln die Protagonisten
anschwellende
chen sein wird. So entsteht
erdreistet,
telfristig kaum zu durchbre-
Jahr auf dem Bildschir m ser-
Blutspur von völlig sinnlosen
stetig
stet, dass die Konkurrenz sich
handelt es sich bei diesem
iein
ten Höhepunktentreibt. W
eine
felskreis des Verbrechens mit-
soziologisch
ßen der Stadt und hinterlässt
Mordstatistiken sprechen eine
klare Sprache. Gewalt gehört
Landsleute und die ärgerliche
sie auf den Bänken hinten kif-
fen. Achten Sie auf den Geruch
nachstellen. Der Erzähler ist
denn auch moralisch entrü-
keit seiner zum Leichenhaus
mer wieder die Verzweiflung
darüber durch, dass der Teu-
Nachwort schreibt, in der Tra-
Pablo De Santis: Die Über-
dition von Jorge Luis Borges
setzung, aus demSpani-
weist der mit 151 Seiten recht
von Gisbert Haefs, Unions-
wucht auf, die den Gesamtein-
schen("Latraducción")
verlagZürich 2000, 151 S.,
572 LUF
.
ex li bri s
2/ 2/ 2 0 0 1 - 5 7 4
MAGNUS MI LLS
und i hr engli scher
Vorarbeiter soll en i n
Engl and ei nen stabil en Zaun erri chten,
und ni cht nur dari n
si nd si e sehr geübt.
Tamund Richie sind die bei-
den Helden der schottischen
Zaunbauerzunft.
Von betont
schlichtem W
esen, tragen sie
als ausgewiesene Heavy− Me-
tal−Fans die Haare überschulterlang
und
zeichnen
sich
durch eine baumgleiche Phy-
sis aus. Sie als maulfaul zu be-
zeichnen, ist schon krass un-
tertrieben,
und die bemer-
kenswerte körperliche Konsti-
tution ist
nicht
nur
bei m
schwei ßtreibenden Zäunebau-
geber sich selten lange daran
erfreuen, weil sie durch mehr
als unglücklich Umstände oft
recht bald zu Tode kommen.
Kein Problem, buddeln können
die zwei sehr gut, muss sein,
für die Pfosten...
Eines Tages gibt Donald ih-
nen Order, nach England zu
reisen,
um in der dortigen
Fremde eine große W
eide ein-
zuzäunen.
Zwecks
Überwa-
chung stellt er ihnen einen
lang Bier trinken.
nämlich von der auswärtigen
Konkurrenz nicht eben begei-
stert...
Magnus Mills ist siebenund-
noch dazu ver-
schärft durch die Arbeiter/
Vorarbeiter−Situation –, aber
unablässig hofft, sie mögen bei
schlagbare an diesem Buch.
wovon er spricht, und wir er-
rettenpausen so regel mäßig
samteindruck verdankt
wir nicht wussten.
Bezeich-
kenschlag zur vollen Stunde,
gentlich gar nicht so viel pas-
bauerzeitplan. Die Antworten
trocken
welche kommen − sind von
Zweifel beabsichtigt. Alle Lieb-
und fußen auf unwiderlegba-
schen Humors, bitte sofort zu-
vierzig, Postbote und ehemali-
ger Zaunbauer. Er wei ß also,
fahren alles über Zäune, was
nendfür das Buchist, dass ei-
siert, außer dass ein paar Kilometer Zaun gebaut werden,
siert ist. Die beiden arbeiten
tionen, die i mmer wieder ent-
sparsamen bis geizigen Schot-
einträchtiger Symbiose. Ihre
dann allerdings viel beschwer-
merweise können die Auftrag-
Reiz aus macht, sondern die
Auftrags hausen werden− Chef
ten. W
as nach einemnor malen
Zäune sind klasse, aber dum-
nicht sosehr die Story, die den
skurrilen Figuren− Tamund Ri-
wie ein langsam tickendes
Uhrwerk, i mmer zu zweit, in
und Unmengen Bier getrunken
land auf, in dem sie aus Ko-
Donald ist der Prototyp des
Ganzen eher verhalten, Ziga-
wiederkehrend wie der Gloc-
und man bangt um den Zaunder beiden − wenn überhaupt
wieder unbemerkt heran, und
die beiden nicht nehmen, die
sen der höchst vergnügten Le-
sind
Verblüffung dem breiten Grin-
serInnen. Es wird nicht mit Kli-
ern− nur mit einer W
echselun-
ausgestattet, lassen es sich
Mähne vor dem abendlichen
Pubbesuch über dem Koch-
topf zu shampoonieren, auf
dass sie glänzen möge, wenn
man
mit Sicherheit auch Katharina
Böhmer, die das Buch gekonnt
übersetzt, weil ebenso (furz)hinbekommen
hat,
wie vom Autor ohne jeden
haberInnen
skurrilen
briti-
greifen!
Suzanne König
W
ohnwagenraum
stehen. Die geniale Komik des
Ganzen schleicht sich i mmer
Diesen hoch erfreulichen Ge-
Zusammenleben der drei auf
engstem
terhose für die sechs W
ochen
licher als erwartet. Die einheiZaunbauer
sonst niemand je käme. Das
läßt einen prustend erschau-
stets weicht die anfängliche
mischen
Schlichtheit
chie − und die absurden Situa-
gestaltet sich
Job aussieht,
dem Knochenjob doch bitte
nicht zu Schaden kommen.
genen W
ohnwagen nach Eng-
auf Spanndrahtzäune speziali-
so unwiderstehlich, dass man
Überhaupt ist das Tempo des
Vorteil.
stengründenfür die Dauer des
Tam und Richie − Alptraum
eines jeden Arbeitgebers, Kol-
dieser Klischees ist das Un-
Überzeichnung
rer Logik, auf die allerdings
brechen die drei i m fir menei-
nend leeren Dorfpub stunden-
legen oder Kunden, und doch
aufgebaute
werden. Es ist aber auch gar
beiter an die Seite (denIch−Er-
wie siamesische
Zwillinge auf ihrem Schemeln
gerade die fast lethargisch
zähler der Geschichte), und so
der Minifir ma von Donald, die
Magnus M
ills: Die Herren
der Zäune(The Restraints
of Beasts, Harper Collins,
London), Deutsch von
Katharina Böhmer, Suhr-
kamp VerlagFrankfurt/
Main 2000, 216 S., 792 LUF
.
Geschichten, die unter seinen
DANI EL PENNAC
HändenzurotzfrechenSprach-
kunstwerken werden.
Hochzeitsfeier mit Knalleffekt
schli mmsten Sorte.
Engländern,
nis zwischen Schotten und
lichen Konsum mehrerer Gal-
Angestellt sind die beidenin
ei ne Mésalli ance der
sitzen und schweigendi mgäh-
das
ein paar Typen umkommen
lonen Bier als unbestreitbarer
Ro man geht es u m
schon klassische Missverhält-
noch
englischen Kollegen als Vorar-
weist sich auch bei mallabend-
neuesten Mal aussène−
sie später
ist
entwaffnender
en ein Trumpf, sondern er-
I n Dani el Pennacs
schees gegeizt − das offensichtlichste
Zäune bauen auf die schottische Art
Zwei junge Schotten
III
Thérèse, aus der Art ge-
schlagene
keusche
Tochter
aus
Pariser
Stadtteil
der berühmten Familienbande
dem
Belleville, scheint ihre hellse-
herischen Qualitäten in eige-
ner Sache völlig eingebüßt zu
haben. Sie verliert ihr Herz an
einen hergelaufenen Adligen,
den Comte Marie−Colbert de
Roberval ("nennen Sie mich
MC2, so wie wir das unter
ENA−Kollegen machen"),
santeletzte Drittel dieses Räu-
berromans, der noch manche
Eveline Passet eine Übersetze-
ben zu haben. Er lebt in Belle-
buntesten
dem wohl
ville,
Überraschung parat hält.
Stadtteil von Paris.
geboren, hat seinen Beruf als
schöpflichen Reservoir dieser
umgenügend Zeit zumSchrei-
Pennac den Rohstoff für seine
Pennac, 1944 in Casablanca
Französischlehrer aufgegeben,
Aus
dem
schier
rin gefunden hat, deren bra-
vouröse deutsche Version sich
in keiner W
eise hinter demOriginal zu verstecken braucht.
uner-
Daniel Pennac: Adel ver-
nichtet, aus demFran-
zösischen("Auxfruits de
la passion")von Eveline
Passet, K
iepenheuer &
multikulturellen Szene bezieht
Angela W
icharz−Lindner
W
itsch Köln 2000, 219 S.,
792 LUF
.
Tag enthält
HANI F KUREI SHI
Dunkel wie der Tag
der
W
elch
ein Glück, dass der Verlag in
schichten,
moyanz,
als einziger Vertreter seines
bittersüße
ohne
jede
wunderschön
Ge-
Large-
schrieben unter völligem Ver-
Geschlechtes keinen Dreck am
zicht auf Pathos oder überflüs-
ne Vorfahren hattenjedenfalls
der als Drehbuchautor an den
Stecken zu haben scheint. Sei-
munter bei so ziemlich allen
Finanzskandalen mitgemischt,
die seit Ende des siebzehnten
Jahrhunderts französische Geschichte machten.
Doch ganz egal, ob unbe-
scholten oder nicht, ein ech-
tes Blaublut in der Familie
Malaussène ist für Benjamin,
den
ältesten
Bruder
von
Thérèse, einfach untragbar. Zu
seinemLeidwesenschlagen al-
le Versuche fehl, die kleine
"Es gi bt für ni chts ei ne
wirkli che Begründung,
wir verli eben uns
ei nfach − und hören
zu m Gl ück auch
wi eder auf zu li eben".
Dieses Zitat aus einer der
senen ausgesetzt. Eine allein
Kureishi findet sich i m Klap-
vom zufälligen Kontakt mit ei-
zehn Erzählungen von Hanif
pentext wieder, und treffender
könnte man dasfeeling der Ge-
erziehende
Mutter,
die sich
ner großen Autorin ihrerseits
den großen Durchbruch als
schichten, die da erzählt wer-
Schriftstellerin erhofft,
geht um gelebte und nicht ge-
tel mäßigen,
sionen und Träume, Unsicher-
renseinefrühere Freundin wie-
Der junge Mann will mit sei-
in seinemLeben über den Hau-
den,
nicht
wiedergeben.
Es
lebte Liebesbeziehungen, Illuheiten und Wünsche.
ner älteren Geliebten ein W
o-
chenende
verbringen
und
Ehemann
konfrontiert,
der
unerfüllten
dertrifft, die plötzlich die Ruhe
fen wirft. Sie alle träumen, hof-
fen, warten, haben sich abge-
sieht sich plötzlich mit dem funden oder auch nicht.
wahren. Das Schicksal ni mmt
spontan beschlossen hat, sei-
det
ten, und statt Akteur in einem
seinen Lauf, die Hochzeit finstatt.
großer
Und
wie!
Anteilnahme
Unter
sämtli-
cher Medien haben die Hurenkinder,
die "Früchtchen der
Leidenschaft" als Streu−Engel-
chenihren großen Auftritt. So
spektakulär die Trauungszere-
ne Frau mal wieder zu beglei-
romantischen Liebeswochenende zu sein,
wird er zum
hilflosen Beobachter einer Ehe
in der Krise degradiert. Für ein
junges Paar, das gerade zusammengezogenist, wird der Kauf
Exi-
stenz. Ein Mann, der nach Jah-
Schwester umzusti mmen und
vor ihrem Bräutigam zu be-
dem
einzigen Ausweg aus ihrer mit-
siges Drama.
Hanif Kureishi,
Kultfil men " Mein wunderbarer
W
aschsalon" und "Sammy und
Rosie tun es" mitgewirkt hat,
konnte schon mit seinem er-
sten Roman "Der Buddha aus
der Vorstadt" − für den er den
Whitbread Prize erhielt −, ein
breites Publikum für sich er-
obern, und auch mit dieser Ge-
schichtensammlung dürfte er
seine Fangemeinde begeistern.
Suzanne König
Einfühlsamund mit präziser
Beobachtungsgabe
schildert
Kureishi − Sohn einer Englän-
derin und eines Pakistani und
in Südlondon geboren− all diese Menschen und ihre W
elt,
das alles i m übrigen very bri-
tish:
Kinder mädchen,
Pubs,
Parks, Landhäuser an der Kü-
ste und tea ti me. Es geht um
ihre Bemühungen, die oft so
Hanif Kureishi: Dunkel
um ihre
die so unüberbrückbarist, und
day", Faber andFaber,
gerissen, weil seine Schwester
fang zu nehmen, stets peinli-
leiser Beharrlichkeit, mal mit
will. Und damit beginnt das ra-
Begegnungen mit der Verflos-
mer wieder. Dunkel wie der
monie, so jäh das Ende der
Prominentenehe: Noch in der
Hochzeitsnacht
wird
Benja-
min unsanft aus dem Schlaf
ihr altes
Bett zurückhaben
der Esszi mmerstühle zur Be-
währungsprobe. Väter, die an
Haustüren klingeln,
Kinder von der Exfrauin Emp-
chen,
manchmal
agressiven
hilflos sind, um die Distanz,
doch versuchen sie es mal mit
aufkei mender Verzweiflungi m-
wie der Tag(" M
idnight all
London), Deutsch von
Bernhard Robben, K
indler
Verlag Reinbek 2000,
237 S., 876 LUF
.

Documents pareils