- Christliches Zentrum Buchegg

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Hauptgedanken der Predigt vom 22. Juni 2008
gehalten von Urs Schmid im Christlichen Zentrum Buchegg
Thema: Die Beschneidung des Herzens
Bibeltext: Apg. 7, V. 51: „Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit
dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr. Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und
sie haben die getötet, welche die Ankunft des Gerechten vorher verkündigten, dessen Verräter und Mörder ihr
jetzt geworden seid, die ihr das Gesetz durch Anordnung von Engeln empfangen und nicht befolgt habt. Als sie
aber dies hörten, wurden ihre Herzen durchbohrt, und sie knirschten mit den Zähnen gegen ihn. Da er aber voll
Heiligen Geistes war und fest zum Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten
Gottes stehen; und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten
Gottes stehen! Sie schrien aber mit lauter Stimme, hielten ihre Ohren zu und stürzten einmütig auf ihn los. Und
als sie ihn aus der Stadt hinausgestossen hatten, steinigten sie ihn. Und die Zeugen legten ihre Kleider ab zu
den Füssen eines jungen Mannes mit Namen Saulus. Und sie steinigten den Stephanus, der betete und sprach:
Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Und niederkniend rief er mit lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese
Sünde nicht zu! Und als er dies gesagt hatte, entschlief er.“
Es ist eine unglaubliche Passage! Eine Passage, wo Menschen da sind, die Gott gehört
haben, die ihn verstanden haben, die seine Zeichen aufgenommen und erkannt haben. Und
diese Schar, die Jesus zu bezeugen begann, wollte auch alle anderen Juden für den
Glauben an diesen Herrn gewinnen. Stephanus war einer unter ihnen, der seine Mitbrüder
und Schwestern gewinnen wollte. In diesem gesamten Kapitel geht Stephanus feinfühlig
hindurch und zeigt immer und immer wieder, wie Gott die Juden gerufen hat. Aber je mehr er
diese Heilsgeschichte erzählt, je mehr merkt er, dass ihm nur Ablehnung und Wut entgegen
kommt. Und so kommt er zu dieser Passage, als er zu den Juden sagen musste: „Ihr
Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren, Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen
Geist.“
An dem, was er hier sagt, können wir erkennen, wann etwas schief läuft. Wann hören wir die
Stimme des Heiligen Geistes nicht? Wann verstehen wir ihn nicht? Wann geht Gottes
Stimme an uns vorbei? Stephanus beschreibt es, weil sie halsstarrig und unbeschnitten an
ihren Herzen sind, darum hören sie die Stimme des Heiligen Geistes nicht. Und noch
schlimmer, sie widerstehen ihm, sie widersetzen sich dem, was der Heilige Geist tun will.
Schauen wir einmal durch die Geschichte der Bibel hindurch. Die erste Berufung, die Gott
ausgesprochen hatte, war: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ Diese
Berufung an Abraham war eine Berufung an Abrahams Samen. Es heisst auch: „Im Namen
deines Volkes werden sich Heil wünschen alle Geschlechter der Erde.“ Gottes Segen ist
verheissen auf die Nachkommenschaft von Abraham. Segen bedeutet auch, es soll ein Volk
voll Freude, voll Kraft sein. Ein Volk, das ein Beispiel ist für die herrlichen Taten Gottes, für
all die Wunder, die er tut. Aber wir sehen auch zur Zeit Jesu eine andere Beschreibung von
Johannes, die genau beschreibt, was hier mit Stephanus geschehen ist: „Er kam in das
Seine und die Seinen nahmen ihn nicht an, wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er
Anrecht darauf, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben“. Und hier
wollte Stephanus noch einmal sagen, jetzt habt ihr es doch gesehen, Jesus ist doch
auferstanden, so viele bezeugen seine Auferstehung. Gewaltige Wunder sind unterdessen
auch im Tempel geschehen. Nehmt Gottes Reden an, kehrt um, anerkennt Jesus als den
gesandten Gottes. Und in Scharen hätten doch die Juden Christen werden können. Jakobus,
der Halbbruder von Jesus, gab sich alle Mühe über Jahrzehnte in Jerusalem, das Zeugnis
festzuhalten, dass Juden gläubig an Jesus geworden sind und dass sie eine lebendige
Gemeinde waren in dieser Stadt. Aber auch er und seine Mitzeugen wurden abgelehnt und
furchtbar umgebracht.
Wenn wir in die Geschichte hineinschauen, gibt es immer wieder Stationen, wo wir uns
fragen müssen, warum ist das so? Warum zieht sich so eine Tragik durch Gottes Volk?
Warum wird Gottes Volk mit grosser Kraft und Vollmacht von Mose hinausgeführt aus
Ägypten, durch machtvolle Zeichen und Wunder, die vor dem Pharao geschahen ? Und dann
wäre Gottes Plan weiter gegangen: So geht nun ein, in das verheissene Land, geht ein in
das Land, das von Milch und Honig fliesst, geht ein ihr gesegnete Generation, die
ausgezogen ist von Ägypten. Die Wüstenwanderung hätte nur 1 bis 2 Jahre lang dauern
sollen, aber sie sind nicht eingegangen. Sie waren unbeschnitten an Herzen und Ohren. Sie
planten einen Aufstand gegen Mose. Sie wollten sich einen anderen Führer erwählen, der mit
ihnen wieder zurückginge zu den Fleischtöpfen Ägyptens. Eine ganze Generation ist
ausgestorben in der Wüste und ein Rest blieb, der von Josua und Kaleb belehrt wurde, im
Glauben an Gottes Kraft und an seine Verheissung festzuhalten. Dieser Rest stürmte dann
ins verheissene Land, nahm Jericho und verschiedene Städte ein. Aber welche Tragik, dass
eine Generation aussterben musste in der Wüste! Und wenn wir weiter schauen, gibt es
weitere, unbegreifliche Momente. Als David Jerusalem eroberte, gelangte das Volk zu einer
Blüte wie nie zuvor. David war ein Zeuge für Gottes Kraft, für seine Herrlichkeit, für den
einzig wahren Gott. Und als Salomo den gewaltigen Tempel baute, und wie das Volk eine
Ausdehnung, einen politischen und wirtschaftlichen Einfluss hatte im Nahen Osten wie nie
zuvor. Man hätte eigentlich sagen müssen: Jetzt hat es das Volk begriffen, 1000 Jahre nach
Abraham ist die Verheissung in Erfüllung gegangen. Israel ist bereit, ein Segen für alle Völker
zu sein. Aber nein, es kamen Streitigkeiten, Reichsteilungen, andere Götter, Not, Bedrängnis
durch die Babylonier und schlussendlich 70 Jahre Gefangenschaft. Das alles wäre nicht nötig
gewesen, wären die Herzen beschnitten gewesen, wäre der Gehorsam der Könige und
des Volkes da gewesen dem einen wahren Gott, der sie so gesegnet hatte zu dienen und
IHM nachzufolgen. Aber nach 70 Jahren, wie es die Propheten verheissen hatten, bekamen
sie ihr Land wieder. Schon eigenartig und auch wunderbar, von dem Moment an, dienten sie
nie mehr fremden Göttern! Sie blieben ihrem Gott treu. Sie hatten durch ganz schwere
Lektionen gelernt, dass es gibt nur einen Gott gibt, es gibt nur Jahwe, er allein ist unser
Herr und König.
Die Schriftgelehrten und Pharisäer, die immer negativ dastehen, weil sie Jesus nicht
angenommen haben, hatten eigentlich über Jahrzehnte etwas Wunderbares gemacht.
Obwohl Israel unter griechischer Besatzung war und später unter römischer Besatzung,
haben sie nicht nur in Jerusalem das Gesetz und die Propheten gelesen, sondern sie haben
in allen Dörfern und Städten Synagogen gebaut, sie haben ihren Nachwuchs gelehrt. Ja,
sogar hinaus ins römische Reich, wo es jüdische Kolonien gab, haben sie Synagogen gebaut
und haben ihren Nachwuchs treu im Glauben an den einen Gott, in der Treue zu dem einen
Gesetz, in der Hingabe an die Propheten gelehrt. Es war eigentlich eine Erweckungszeit im
geistlichen Sinn unter dieser griechischen und anschliessend römischen Besatzung.
Eigentlich müssten wir sagen, sie waren bereit für den Messias, sie waren unmittelbar kurz
davor. Sie erwarteten den Messias. Ja, sie empfingen ihn, sie riefen ihm zu „Hosianna du
Sohn Davids“. Aber nicht den Messias, wie es Jesus war, für die Versöhnung der Sünde,
sondern sie wollten einen Messias, der ihnen politisch helfen würde, der die Römer aus dem
Land wirft und der ihre Vorstellung, wie Gott jetzt seine Verheissung einlösen müsste, erfüllt.
Und wie kam dieser Fehler zustande? Dieser Fehler, dass sie in den alttestamentlichen
Schriften nur das lasen, was sie interessierte, nämlich vom Messias, vom Friedefürst, vom
Sohn Davids, der seine Feinde besiegte, und dass sie alsdann diese Tatsachen zu einem
Messiasbild aufbauten und nicht auch jene, wo der Knecht Gottes die Sünde der Welt
trägt. Es sind die unbeschnittenen Herzen und Ohren, die auch dich und mich dazu führen,
dass wir die Bibel selektiv lesen, dass wir in der Bibel nur jene Dinge herausnehmen, die uns
gefallen, die in unser Bild passen, die uns in unserer Vorstellung, wie alles in unserer
Gemeinde sein sollte, bestärken. Und das ist die Gefahr heute 2000 Jahre später, wie
damals vor 2000 Jahren. Sie lasen die Bibel nur so, wie es ihnen passte, wie es ihrer
Tradition entsprach, und sie liessen sich nicht leiten vom Heiligen Geist, in eine tieferes
Verständnis, in ein tiefere Erkenntnis und so musste ihnen Stephanus am Ende sagen. "Ihr
widerstrebt dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr!“.
Liebe Gemeinde, hier sehen wir etwas Schreckliches. Es ist nämlich möglich, dass wir als
Gottes Volk, das wir tatsächlich sind, ihm nachfolgen, ihm dienen, trotzdem etwas Tieferes
fehlt. Die Gefahr ist da, dass wir – ohne es zu merken – unbeschnitten sind am Herzen und
Ohren. Und alles, was geschieht, in der Gemeinde, in der Kleingruppe, mit dem ChurchCamp, dass alles von unbeschnittenen Ohren und Herzen her gesteuert wird, in unseren
Gedanken, Worten und Taten – und wir merken es nicht. Wir meinen, wir sind fromm und
gut, wir setzen uns für das Richtige ein. Die gleiche Tragik, die wir jetzt gesehen haben im
alttestamentlichen Volk, sich auch in der Kirchengeschichte immer wieder, tragischerweise
wiederholt. Wir würden es ja verstehen. Das alttestamentliche Volk ist steckengeblieben in
ihrem Gesetz, bei Mose, bei ihren Ritualen, aber dann kam die Kirche. Sie hat Jesus
erkannt, sie hat ihn gepredigt, sie hat für ihn gelitten. Sie gingen für Jesus durch die
Christenverfolgungen im Römischen Reich und endlich, die Kirche ist das Volk, das Gott
gehört, ihm dient und nachfolgt!
Heisst es nicht schon in der Offenbarung: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.“ Sehen
wir nicht auch schon durch das ganze Neue Testament hindurch, dass die neutestamentliche
Gemeinde genau in der gleichen Anfechtung, in der gleichen Herausforderung stand und
steht, dass sich unbemerkt unbeschnittene Herzen und Ohren einschleichen? Die Stimme
des Heiligen Geistes nicht mehr unterschieden wird von der Tradition, die sich mittlerweile
entwickelt hat. Und ganze Generationen, ganze Kirchentümer laufen in die Irre. Und jene, die
die Stimme des Heiligen Geistes hören, einen unglaublichen Kampf haben, um ihre
Wahrheit, ihre Erkenntnis, das, was der Heilige Geist ihnen offenbart hat, hineinzubringen in
die Gemeinde und das auch hineinzubringen in eine neue Tradition der Kirche.
Wenn wir das anschauen, wir wissen es, dreihundert Jahre brauchten sie, um das römische
Reich friedlich zu erobern, mit Singen, mit Beten, mit einem vorbildlichen Leben. Unzählige
haben als Sklaven Jahrzehnte hingegeben ihrem Herrn gedient, bis die römischen Herren
überwunden waren, von der Treue und der Kraft, vom Glanz der Herrlichkeit von Jesus, die
sich in diesen Sklaven widerspiegelte. Und so sind sie zum Glauben gekommen, im Senat, in
den hohen Königs- und Kaiserhäusern. Bis im Jahr 375 das Christentum Staatsreligion
wurde der ganze römische Senat dem alten Glauben abschwor. Dann könnten wir doch
meinen, oh wie wunderbar, Jesus hat das Römische Reich erobert. Aber dann sehen wir, wie
wenige Jahre später die Erwachsenentaufe, die Jahrhunderte lang Standard war in der
Urgemeinde, wo die ersten Christen daran festgehalten haben abgeschafft wurde. Nur wer
zum Glauben kommt. Nur wer als erwachsene, mündige Person seinen Glauben an Jesus
bezeugt, nur der wird getauft, nur der kommt hinein in die Kirche. Und es muss immer einen
Unterschied geben zwischen Kirchengemeinde und Bürgergemeinde. Diese Grenze wurde
verwischt. Plötzlich waren alle in der Kirche. Die Säuglinge wurden getauft, und Streitereien
brachen aus, ob dann jemand ungetauft gerettet sei und ob man nicht schon die Säuglinge
möglichst gleich nach der Geburt taufen müsste. Welche frommen Gedanken sind da
aufgekommen, und wie weit ist es eigentlich weg von der ursprünglichen Meinung, die
einfach und klar ist!
Was ist aus Ländern geworden, wie der Türkei, Irak, Syrien, Lybien, Algerien, Marokko. Es
waren riesige Länder, die über Jahrhunderte blühende Gemeinden hatten. Überall waren
Kirchen. Die Bevölkerung diente Jesus und war zum Glauben gekommen an ihn. Diese
gesamten Länder gingen verloren. Es wäre falsch zu sagen, irgendwelche anderen bösen
Mächte sind gekommen und haben das geraubt, sondern es waren die unbeschnittenen
Herzen von Führern und von Gemeindegliedern, die die Stimme des Heiligen Geistes nicht
mehr gehört haben. Sie haben die Chance zu einer Busse, zu einer rechtzeitigen
Reformation verpasst, die innere Kraft dieser Christengemeinden wurde zerstört und dann
wurden sie eine leichte Beute für neue Kräfte, die stark geworden sind.
Wir müssen es für uns, als Warnung entgegen nehmen. Es ist für einen Christen nichts
gefährlicher, als wenn er unbeschnitten ist am Herzen und an den Ohren. Er ist wie ein
Fahrzeug, wie ein Satellit im Weltall, der plötzlich die Orientierung verliert, der plötzlich die
Kontrolle mit dem Hauptzentrum verliert und der irgendwo „lost in space“ hinaussaust, und
das kann ganzen Denominationen, grossen Gruppierungen, Millionen von Christen
geschehen, weil in der Tiefe die Beschneidung der Herzen gefehlt hat und darum die Stimme
des heiligen Geistes nicht mehr gehört wird.
Oh, wie sind wir dankbar für Männer wie Luther, Zwingli und Calvin, die die Stimme des
Heiligen Geistes gehört haben. Es fällt auf, dass der junge Mönch Luther ernsthafter und
gottesfürchtiger als alle anderen war. Er hatte Gott mehr gesucht als alle anderen. Er rang
um eine Beschneidung des Herzens. Darum hat er die Stimme des Heiligen Geistes gehört.
Der Heilige Geist ist zu ihm durchgedrungen. Er kam zur Erkenntnis: Es gilt die Schrift, es gilt
der Glaube, es gilt Jesus. Lasst uns die Bibel übersetzen, lasst uns dieses wunderbare
Evangelium drucken und in alle Lande verbreiten, dann wird der Spuk der Religiosität
verschwinden. Dann können alle sehen, unser Heil liegt allein im Glauben an Jesus.
Auch die Biographie von Wesley. Bereits seine Eltern waren Personen, die Gott mehr
gesucht haben, als alle anderen. Er hat Gott gesucht, er hat gefastet, gebetet und gearbeitet.
Spannend genug, er liess sich noch mit 35 Jahren zur Bekehrung führen, was etwas
bedeuten soll. Ein Mann sieht plötzlich in der ganzen Kraft seines Lebens ein, mein ganzes
vorheriges Leben war nichts anderes als Religiosität. Und dann dieser gewaltige Aufbruch
der Methodisten. Es war erschütternd zu sehen, dass in ca. 1860 die Methodisten riesig
gross waren und Millionen von Mitgliedern hatten. So befolgten sie jene Dinge, die Wesley
sagte, und die auch unserer Gemeinde als Leitstern dienen, nämlich, dass es wichtig ist,
dass jeder Christ einen Eifer für die Evangelisation hat. Es sind nicht alle gleich begabt, und
es haben nicht alle die gleiche Aufgabe. Aber wir erwarten noch viel mehr, die mit uns auf die
Strasse kommen. Das war eines der Kennzeichen, warum die Methodisten Nordamerika
evangelisieren konnten, jeder hatte Eifer für die Evangelisation. Und das Dritte, was Wesley
gesagt hat: Es ist entscheidend, dass jeder Christ ein Leben lang die Beschneidung des
Herzens sucht. Daraus ist die Geistestaufe geworden. Aber die Geistestaufe ist nicht
einfach ein Erlebnis und dann hast du es, sondern es bedeutet, ich suche diese Heiligung
jeden Tag neu. Wesley sagte es so: Es gibt keinen Tag wo ich Jesus nicht noch tausend Mal
näher kommen könnte als zuvor. Und diese Haltung, wo ich jeden Tag darunter leide, dass
zwischen mir und dem Herrn noch eine so grosse Distanz ist, das ist Beschneidung des
Herzens. Wenn mir das weh tut. Wenn ich sage, warum bin ich heute nicht tiefer, echter,
nicht glaubwürdiger mit dir verbunden? Wer in dieser Haltung lebt, hat verstanden, was diese
Beschneidung des Herzens bedeutet. Der hat verstanden, da ist eine Substanz drin, die mich
immer weiter ziehen lässt. Wesley sagte: Eile weiter, renne, jage nach der Heiligung.
Kommen wir einmal zu dir und mir: Kol. 2.9 „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit
leibhaftig: und ihr seid in ihm zur Fülle gebracht. Er ist das Haupt jeder Gewalt und jeder
Macht. In ihm seid ihr auch beschnitten worden mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen
geschehen ist, sondern im Ausziehen des fleischlichen Leibes, in der Beschneidung des
Christus, mit ihm begraben in der Taufe, in ihm auch mit auferweckt durch den Glauben an
die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat“.
Wie kann eine Beschneidung für dich und mich konkret aussehen? Wir haben in der Bibel
das Bild des Weingärtners (Gott selber), der kommt und die Rebe beschneidet, dass sie
mehr Frucht bringt. Du bist eine Rebe, du bist eingepflanzt in Jesus Christus. Durch dich soll
Gottes Kraft spriessen, Frucht entstehen. Beschneidung könnte heissen, ich nehme einmal
etwas, wo ich weiss, das ist in Konkurrenz zu Gottes Reich, und das schneide ich ab. Jetzt
bin ich einmal an einem Samstagnachmittag nicht irgendwo auf Einkaufstour oder in der
Badeanstalt, sondern ich gehe hinaus auf die Strasse. Freunde glaubt mir, für mich ist
Einsatz auf der Strasse Beschneidung. Ich mache immer wieder ganz tolle Erfahrungen, aber
dieses Jahr ist es mir passiert, dass ich eine Stunde lang nur Absagen bekommen habe und
kein Gespräch. Auch ich habe es nötig, weil ich Beschneidung nötig habe. Jesus im Alltag zu
bezeugen ist Beschneidung, weil es unser Leben schwieriger, auch anspruchsvoller macht.
Könnte es sein, dass dir und mir die Beschneidung fehlt? Es hilft nichts so bei Jesus zu
bleiben, als zu sagen, ich bezeuge ihn immer wieder, immer neu.
Etwas Weiteres: FASTEN. Ist es Dir und mir denn so ernst, dass sein Name geheiligt wird,
sein Reich kommt, sein Wille geschieht? Könnte es uns auch einmal ins Gebet oder ins
Fasten führen, dass wir sagen, Herr es tut uns leid, dass dein Name so wenig geheiligt wird,
dass dein Reich so wenig Kraft hat? Das bedrückt und bedrängt mich und dann gebe ich
einmal einen Tag hin in der Woche, um zu Fasten. Das ist auch ein Stück Beschneidung. Ein
Verzicht auf Fernsehen, ein Verzicht auf irgendetwas, ich möchte es tun, um meiner eigenen
Seele zu sagen, es soll mehr geschehen für Gottes Reich.
Es gibt in unserem Leben Momente, wo sich zeigt, ob das Herz beschnitten ist oder nicht.
Wenn plötzlich eine schöne Frau ins Leben eines Christen kommt, wenn er sich auf diese
Beziehung einlässt, seinen Dienst, seine Glaubwürdigkeit, seine Familie verliert. Da offenbart
sich ein unbeschnittenes Herz, das vielleicht schon Jahre vorher unbeschnitten war, aber
plötzlich kommt der Moment, wo die Kraft fehlt, der Versuchung zu widerstehen. Das ist die
innere Tragik.
Noch etwas: Ich sass mit leitenden Leuten zusammen und wir haben uns gefragt: Warum
verlassen so viele Kinder aus gläubigen Familien die Gemeinde und machen nicht mehr mit?
Könnte es sein, dass sie in frommen Häusern aufwachsen, wo aber die Beschneidung des
Herzens fehlt; wo sie sehen, da ist eine äusserliche Fassade von Frömmigkeit und hinten
stimmt es nicht? Dieses Missbild, das sie sehen, hält sie davon ab. Könnte das sein? Könnte
es sein, dass wir einfach heute dazu gerufen sind und sagen müssen: „Herr, schenk uns
einen Eifer, dass wir die Beschneidung des Herzens aufrichtig suchen, dass wir mit unseren
Ohren des Herzens die Stimme des Heiligen Geistes auch wirklich hören, damit du zu uns
sprechen kannst? Lass es Wirklichkeit werden, dass wir auch ganz bewusst Schritte in die
Beschneidung hineingehen können. Und ich will die Schmerzen, die daraus entstehen mit
Jubel annehmen und sagen: Ja, das ist der Schmerz der Beschneidung. Und ich habe diese
Beschneidung gesucht, weil ich erkannt habe, ich brauche es, und es wäre nichts
schrecklicher in meinem Leben, als wenn ich plötzlich die Stimme des Heiligen Geistes nicht
mehr hören würde. Gebet
25. Juni 2008 cpf