Spielerfrauen - bei Klaus W. Hoffmann
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Spielerfrauen - bei Klaus W. Hoffmann
Spielerfrauen Böse Zungen behaupten, eine Spielerfrau sei eine Mischung aus einem Boulevard-Girl, einer Go-go-Tänzerin, drittklassigem Model und einem Boxenluder. Noch bösere Zungen setzen ihren IQ unter 0 an und sind davon überzeugt, dass herausragende Exemplare dieser Berufsgruppe die Namen eines halben Kaders einer Fußball-Spitzenmannschaft im Bettpfosten verewigt haben. Das mag ja alles sein, aber das Mädchen, das einmal Spielerfrau werden will, muss, um sein Berufsziel zu erreichen, eine harte Ausbildung absolvieren. Und die erfordert schon ein Minimum an Intelligenz, aber auch Fleiß, Zielstrebigkeit, Exibitionismus und Kenntnisse im Intrigenspiel. So einfach ist es für die angehende Spielerfrau nicht, sich in den verschiedenen Ausbildungsstätten als Disco-Tänzerin, als Bild-Zeitungs-Pin-Up-Girl, als Germanys-Next-Top-Model und im Dschungelcamp, also in der Welt des Boulevard- bekannt zu machen. Um Statussymbol eines Fußball-Stars zu werden, reicht das aber nicht aus. Die angehende Spielerfrau muss dafür sorgen, dass sie Einladungen zu wichtigen Partys erhält, bei der das Objekt ihrer Begierde anwesend ist. Dann braucht sie Helfer, die sie mit dem Fußballstar verkuppeln. Klappt die Verkupplung, ist die angehende Spielerfrau am Ziel ihrer Träume. Der Fußballstar reiht sie neben anderen Statussymbolen, wie Ferrari und Rolex-Uhr, in seine Sammlung ein. Als schmückendes Beiwerk eines Schweini oder Semi genießt die Spielerfrau nicht nur dessen mehr oder weniger große Zuneigung, sondern auch die Beachtung der Boulevard-Medien. In einer Bildzeitungs-Kolumne darf sie dann auch schon mal über ihr Lieblingsgetränk Soja-Latte berichten und selbstkritisch anmerken, dass sie nicht so gut rasierte Beine wie Ronaldo habe. Die Spielerfrau schafft es locker, die schwarze Kreditkarte ihres Mannes zum Glühen zu bringen. Sie verbringt die meiste Zeit des Tages mit dem Handy in der Hand oder am Ohr. Auch beim Shopping, im Nagelstudio und bei der Optimierung ihres Körpers. Dazu gehören Schminken, Frisieren, Rasieren und das geschickte Führen des Lippenstiftes. Sie entdeckt an sich immer wieder Körperteile, die, wie es meint, gepierct oder tätowiert werden müssen. Die Spielerfrau sieht ihren Mann als Trophäe an, den sie erobert hat. Durch ihn und mit ihm lernt sie auf Partys auch andere Fußballstars näher kennen. Da erwacht dann manchmal ihr Jagdtrieb, denn ihre Bestimmung „Spielerfrau“ bedeutet nicht, dass sie sich nur einem Spieler zugehörig fühlt. Nachdem ich mir dieses Wissen über Spielerfrauen angeeignet hatte, erwartete ich solch ein interessantes Wesen als Gesprächspartnerin. Meine Redaktion hatte mich gebeten, die Frau eines Drittliga-Spielers von Rot-Weiß Erfurt zu interviewen. Meine Enttäuschung war groß. Die hübsche junge Frau entsprach überhaupt nicht dem Typ Spielerfrau, den ich mir vorgestellt hatte. Sie erzählte mir, dass sie ihr Jura-Studium abgeschlossen habe und bald als Partnerin in eine Rechtsanwalts-Kanzlei einsteigen werde. Sie sei froh, dass ihr Mann seine aktive Karriere als Fußballspieler bald beenden und als Trainer arbeiten werde.