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„Unsere Zeit liegt in Gottes Hand“ Predigt über Psalm 31, 16 bei der Jubelkonfirmation am 17. März 2013 Evangelische Kirche Spielberg – Pfarrer Theo Breisacher Liebe Jubelkonfirmanden, liebe Gemeinde, eine persische Sage erzählt von einem Mann, der am Strand des Meeres entlanggeht und ein Säckchen voll mit kleinen Steinen findet. Liebe Gemeinde, ich weiß nicht, wer von Ihnen zuhause echte Diamanten in der Schatulle liegen hat. Aber eines weiß ich: Jeder von Ihnen besitzt ein solches Säckchen mit wertvollen Steinen. Denn diese persische Sage erzählt von der Zeit, die Gott uns allen anvertraut hat. Er nimmt das Säckchen und greift mit der Hand hinein. Gedankenverloren lässt er einige Steinchen durch die Finger gleiten. Er beobachtet die Möwen, die auf den Wellen schaukeln. Übermütig wirft er ein paar Steinchen nach den Vögeln. Andere Steine wirft er über die Wellen und versucht sie, tanzen zu lassen. Ein Steinchen nach dem andern verschwindet auf Nimmer Wiedersehen in den Tiefen des Meeres. Ein Einziges nimmt er schließlich mit nach Hause. Als er es im Schein des Herdfeuers genauer betrachtet, fährt ihm ein Riesenschreck durch die Glieder: Es ist ein herrlich funkelnder Diamant! Jeder von Ihnen bekommt jeden Tag – von Gott selber – 24 Stunden geschenkt. Das sind: 1.440 Minuten. 86.400 Sekunden. Und das jeden Tag. Ein ganzes Jahr lang. 50 Jahre lang seit Ihrer Konfirmation. Ein ganzes Leben lang. Die Frage ist: Gehen wir sorgfältiger mit diesem Schatz um als jener Mann am Strand des Meeres? – Die Zeit bestimmt unser Leben von Geburt an. Keine einzige Sekunde kann man dabei wiederholen. Es gibt jeden Augenblick immer nur einmal. Kein Mensch kann die Uhr zurückdrehen, um eine verlorene Stunde zurückzuholen. Unaufhörlich tickt der Sekundenzeiger. Die Begrüßung eben unter der Linde: Schon wieder Vergangenheit. Das Vorspiel des Posaunenchores. Das Eingangslied. Schon wieder Vergangenheit. Unser Leben ist eine Einbahnstraße. Unaufhörlich geht es vorwärts. Gerade deshalb: Ein ganzer Sack voll mit wertvollen Diamanten. Ein wahrhaft kostbares Geschenk, das Gott uns jeden Tag aufs Neue anvertraut. „Wie konnte ich nur so dumm sein und diese wertvollen Steine gedankenlos ins Meer werfen“, klagt er sich selber an. Schnell geht er zum Strand zurück, um die verlorenen Diamanten zu suchen. Doch vergebens. Sie liegen unerreichbar auf dem Meeresgrund. Nichts kann ihm den achtlos weggeworfenen Schatz zurückgeben: keine Tränen und keine Vorwürfe, keine Reue und keine Selbstanklage. Gedankenlos hat er einen ungeheuren Schatz verschleudert. Zugleich kann uns dieses unaufhörliche Ticken natürlich auch ein bisschen Angst machen. Denn wir alle wissen, dass unsere Lebensuhr eines Tages abgelaufen sein wird. Auch heute an Ihrem Festtag, liebe Jubelkonfirmanden, ist uns beides bewusst: Das Geschenk dieses besonderen Festtages. Die Freude über die Begegnung mit den Klassenkameraden. Die Dankbarkeit über Gottes 1 Segen in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten. Aber gleichzeitig schwingt wahrscheinlich auch ein bisschen Wehmut mit. Wie schnell doch die Zeit vergeht: 50 Jahre seit unserer Konfirmation. Schon wieder zehn Jahre seit der Goldenen Konfirmation. Wie lange werden wir noch zusammen sein? Wie viel Jahre werden mir noch bleiben? – Liebe Gemeinde, Zeit ist kostbar. Jeder Augenblick ist wichtig. Leben wir in diesem Bewusstsein? Oder müssen wir uns nicht eingestehen, dass wir ziemlich viel unserer Zeit manchmal sinnlos vertan haben? Einfach vertrödelt und verbummelt? Meister Eckart, der große Mystiker im späten Mittelalter, hatte sich selbst folgendes Lebensmotto gegeben: „Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart. Der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir jetzt gerade gegenübersteht. Das notwendigste Werk ist immer die Liebe“. Als Predigttext habe ich für diesen Gottesdienst einen Vers aus Psalm 31 ausgesucht, der – wie ich finde – wunderbar zu diesen so unterschiedlichen Gefühlen passt: „Meine Zeit steht in Gottes Händen“. Oder wie der Vers in Psalm 31 im Zusammenhang heißt: „Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen!“ Das ist doch ein schönes Lebensmotto: Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart. Und das gilt heute sicher auch für Sie, wenn Sie vieles aus früheren Zeiten erzählen: Von Ihrem Konfirmandenunterricht. Von Pfarrer Thienhaus. Von Pfarrer Wölfle. Oder von irgendwelchen Streichen aus Ihrer Schulzeit. Oder wie es nach der Schulzeit beruflich bei ihnen weiterging in der damaligen „Wirtschaftswunderzeit“. Aus drei Perspektiven möchte ich heute morgen mit Ihnen über diesen Psalmvers nachdenken: (1) Zeit ist kostbar. Jeder Augenblick ist wichtig. Tun Sie das. Nutzen Sie die Gelegenheit. Aber vergessen Sie nicht: Jeder Lebensabschnitt hat seine Licht- und seine Schattenseiten. In jedem Lebensabschnitt greift Schönes und Schweres ineinander. Auch das Älterwerden hat seine schönen Seiten – trotz aller Beschwerden. Unser Zeitempfinden ist bekanntlich sehr unterschiedlich: Wenn ein Teenager spätabends mit seiner Freundin auf der Parkbank sitzt, dann sind fünfzehn Minuten relativ kurz. Extrem kurz sogar! Wenn man dagegen beim Zahnarzt sitzt und er reitet fünfzehn Minuten lang auf dem Zahnnerv herum, dann ist das relativ lang. Unendlich lang sogar! Es bringt wenig, der „guten alten Zeit“ nachzutrauern. So toll war sie in Wirklichkeit gar nicht. Es bringt aber genauso wenig, immer nur in der Zukunft zu leben. Jetzt spielt die Musik! Heute müssen Sie Ihr Leben gestalten! Wir nehmen die Länge eines bestimmten Zeitabschnitt sehr unterschiedlich wahr. Und gerade wenn wir keine Zeit mehr haben, merken wir am stärksten, wie kostbar die Zeit in Wirklichkeit ist. Je mehr sich ein bestimmter Zeitabschnitt dem Ende zuneigt, um so stärker wird uns bewusst, wie wertvoll die noch verbliebene Zeit ist – vielleicht auch, wie gedankenlos man vorher die Zeit vergeudet hat. Oder wie Meister Eckhart es formuliert hat: „Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart. Der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir jetzt gerade gegenübersteht. Das notwendigste Werk ist immer die Liebe“. Königin Elisabeth I von England starb im März 1603. Ihre letzten Worte sollen folgender Ausruf gewesen sein: „Alle meine Besitzungen für einen Augenblick Zeit“. (2) Jeder trägt Verantwortung für seine Zeit. Da hat eine der mächtigsten und wahrscheinlich auch eine der reichsten Personen der damaligen Zeit etwas davon gespürt, wie wertlos alle Reichtümer und alle Macht plötzlich wird, wenn einem keine Zeit mehr verbleibt: „Alle meine Besitzungen für einen Augenblick Zeit“. „Ich hab jetzt keine Zeit“, sagen wir oft. Aber eigentlich ist das gelogen. Natürlich haben wir Zeit. Wir haben immer Zeit. Es kann nur sein, dass wir gerade im Moment etwas anderes machen möchten: Vielleicht die Fenster putzen oder im Fernsehen einen Film anschauen oder was auch immer. 2 Deshalb sollten wir ehrlicherweise nicht sagen: „Ich habe jetzt keine Zeit!“, sondern: „Ich habe dafür keine Zeit! Ich möchte jetzt etwas anderes machen!“ Jeder ist verantwortlich für seine Zeit. mitzubestimmen, was wir aus unserer Zeit machen. Aber wie oft sperren wir uns genau davor? Wie oft sind wir nur mit uns selbst und mit unseren Plänen beschäftigt und lassen Gott überhaupt nicht zu Wort kommen? Eines Tages werden wir uns vor Gott auch dafür verantworten müssen, was wir aus unserer Lebenszeit gemacht haben. Dann stellt uns Gott vielleicht auch manche unangenehme Frage: „Warum hast du mir so wenig Zeit eingeräumt in deinem Leben? Ich hatte so viel mit dir vor, doch du warst ständig nur mit deinen eigenen Plänen beschäftigt. Ich hätte dich gebraucht, um Menschen zu trösten und ihnen beizustehen. Ich hätte deinen Einsatz gebraucht, damit mein Reich auf dieser Welt wächst und größer wird. Ich habe darauf gewartet, dass du dir Zeit nimmst für das Gebet und für die Begegnung mit mir. Aber dafür hast du nie Zeit gehabt!“ Manche kennen vielleicht den Spruch von Heinz Ehrhardt: „Denk an das sechste Gebot – schlag die Zeit nicht tot!“ Eine interessante Auslegung dieses Gebotes: „Du sollst nicht töten!“ Die Zeit schreitet vorwärts. Unaufhörlich. Da können wir gar nichts machen. Aber wir tragen Verantwortung dafür, wie wir unsere Zeit gestalten. „Schlag die Zeit nicht tot“: Das heißt nun aber ganz sicher nicht, dass wir alle noch viel mehr arbeiten müssten. Nein, das Problem von uns Deutschen ist eher umgekehrt: Wir sind oft viel zu fleißig! Wir machen oft viel zu viel! (3) Unsere Zeit ist umschlossen von Gottes Ewigkeit. „Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen!“ Denn man kann seine Zeit auch mit zu viel Arbeit totschlagen: Wenn man vor lauter Arbeit keine Zeit hat für den Menschen, der gerade vor einem steht. Oder wenn man vor lauter Stress und Terminen keine Zeit mehr hat für Gott und für das Gebet. Ich habe da ein wunderschönes Bild vor Augen: Ein Junge hält ein kleines Küken in der Hand: Beide Hände hält er wie eine schützende Schale um das Küken. Zugleich sorgen die Hände des Jungen für Wärme und Schutz. Genauso: Wenn man sich die Zeit „vertreibt“ mit irgendwelcher Arbeit, nur weil man die Stille nicht aushalten kann, dann ist das kein Fleiß, der zu loben wäre. Verantwortlich mit seiner Zeit umzugehen, das heißt nicht notwendig, mehr zu arbeiten, sondern: Das Richtige zu tun. Seine Lebenskraft darauf zu konzentrieren, was in den Augen Gottes wichtig ist und sich nicht in Nebensächlichkeiten verlieren. Ein richtiges Maß zu finden von Arbeit und Stille. Auch das steckt in diesem Psalmwort drin: Wenn unsere Zeit wirklich in Gottes Hand liegt, dann hat Gott auch ein Recht darauf, 3 Genauso stelle ich mir diesen Psalmvers vor: Meine Zeit liegt in Gottes Hand geborgen. Es sind nicht irgendwelche Hände. Es sind die Hände des allmächtigen Gottes. Wer in seiner Hand ist, der braucht keine Angst zu haben. Der darf sich geborgen fühlen – auch mitten in den Gefahren des Lebens. Hedwig von Redern beschreibt dieses tiefe Vertrauen, dass Gott keine Gebete überhört. Kein einziges Gebet von uns ist verloren. Auch wenn Gott ganz anders handelt, als wir es uns gewünscht haben, hat er das Gebet ganz sicher gehört. Und er macht sich garantiert eine Menge Gedanken über uns. Meine Zeit liegt in Gottes Hand: Damit wird Gottes Fürsorge ausgedrückt. Aber zugleich auch Gottes Freiheit. Es ist ja nicht so, dass Gott immer sofort alle unsere Gebete und Wünsche erfüllen würde. Manchmal kommt es auch ganz anders, als wir es erhofft und erbetet haben. Besser kann man unseren Psalmvers heute Morgen fast nicht umschreiben: „Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen!“ – Liebe Gemeinde, liebe Jubelkonfirmanden, dass die Uhr unaufhörlich tickt können wir nicht ändern. Und dass der Sekundenzeiger unermüdlich seine Runden dreht, das können wir nicht verhindern. Aber wir sind dafür verantwortlich, wie wir mit diesem Schatz umgehen, den Gott uns jeden Tag anvertraut. Und manchmal führt das dann in einen richtig tiefen Zweifel: „Warum hast du das zugelassen, mein Gott? Warum bin ich so krank geworden? Warum musste ich so früh meinen Ehepartner verlieren? Warum so früh meine Eltern hergeben? Warum hat sich mein beruflicher Weg so ganz anders entwickelt, als ich es angestrebt habe? Warum konnte ich meine Ehe nicht retten?“ Sie sollen nicht aufs Sofa sitzen und warten, bis Sie 90 sind! Gott braucht Sie – auch in Ihrem Alter noch! Und sei es nur in der treuen Fürbitte: Denn das kann man auch dann noch, wenn die Füße eines Tages nicht mehr so wollen. Jeder und jede von Ihnen könnte sicher von solchen Erfahrungen berichten. Gott handelt oft ganz unerwartet mit uns. Deshalb ist mir dieses Bild von unserer Zeit in Gottes Hand so wertvoll: Es beschreibt zunächst Gottes Freiheit. Als Schöpfer ist er uns Menschen überhaupt keine Rechenschaft schuldig. Zugleich dürfen wir aber auch wissen: Selbst wenn die Zeit oft nur so davonfliegt, in Gott darf ich – mit samt meiner Zeit – geborgen sein. Bei ihm bin ich in wirklich guten Händen. Noch viel mehr beschreibt es aber Gottes Fürsorge: Auch wenn Gott unsere Wünsche einmal nicht erfüllt, so hat er unsere Gebete doch ganz sicher gehört. Er weiß, was uns fehlt. Gott weiß, nach was wir uns sehnen. Und er hat ganz sicher das im Blick, was gut ist für uns! – Und selbst wenn sich die Zeit auf dieser Welt einmal zum Ende neigt, schenkt er uns eine neue Zeit: den ewigen Frieden und eine grenzenlose Freude in seiner Ewigkeit. Amen. Von Hedwig von Redern stammt folgendes Zitat: „Vor dir verschlossene Türen, Unmöglichkeiten, dunkle Wände – bei Gott aber sind Licht, heilige Pläne der Liebe und des Friedens. Warte nur! Glaube, dass sich Gottes Gedanken viel mehr mit deinen Angelegenheiten beschäftigen als du selbst“. Wenn Gott auf unsere Gebete einmal nicht sofort reagiert, befürchten wir Menschen ja schnell, er hätte uns vergessen. Oder er würde sich nicht um uns kümmern. 4 hin: Mit 73 noch auf die Titelseite. Das ist schon was! * Begrüßung: Einen wunderschönen guten Morgen! Ich möchte Sie alle ganz herzlich zu unserem Festgottesdienst begrüßen! Ein herzliches Willkommen all denjenigen, die heute ihr goldenes oder diamantenes Konfirmationsjubiläum begehen: Vor 50 bzw. 60 Jahren wurden Sie hier in unserer Spielberger Kirche konfirmiert – also im Jahr 1963 und 1953. Allerdings steht sie zu auch ihrem Alter. Tina Turner hat einmal gesagt: „Ich bin nun in das Alter bekommen, in dem ich erst mein Gebiss und mein Hörgerät nötig habe, um zu fragen, wo meine Brille ist.“ So schlimm muss es ja nicht gleich sein. Aber immerhin kann das ab dieser Altersstufe langsam ein Thema werden. Und wir haben einen Jubilar, der heute sein 75-jähriges Konfirmationsjubiläum feiert: Das nennt man die Kronjuwelen-Konfirmation. Die Namen der Jubelkonfirmanden werden im Laufe des Gottesdienstes vorgelesen. – Nun muss man kein Fan der Musik von Tina Turner sein, aber was mir an ihr gefällt: Sie hat auch mit Anfang 70 noch viele Pläne. Im Moment lernt sie deutsch, weil sie inzwischen in der Schweiz lebt. Und gleichzeitig versucht sie zu akzeptieren, dass ihre große Zeit als Sängerin in den 80iger Jahren vorbei ist. Deshalb wird sie bis auf weiteres nicht mehr auf die Bühne steigen – es sei denn, sie könne sich ganz neu erfinden. – Liebe diamantene Konfirmanden, letzte Woche habe ich festgestellt, dass eine Jahrgangskameradin von Ihnen richtig berühmt geworden ist. Sie hat es dieser Tage bis auf das Titelblatt der Modezeitschrift „VOGUE“ geschafft. Am 26. November 1939 ist sie geboren; also genauso alt wie Sie! Warum ich das alles erzähle? Weil man vom Älterwerden oft ein völlig falsches Bild hat. Oft hat man das Gefühl, man sei auf dem absteigenden Ast. Bei den goldenen Jubilaren ist die Berufszeit zu Ende. Die diamantenen Jubilare wissen spätestens jetzt, dass sie zur älteren Generation gehören. Aber das heißt doch noch lange nicht, dass nun das Schönste vorbei sein soll. Gott braucht auch die ältere Generation. Unsere Gesellschaft braucht auch die Seniorinnen und Senioren mit ihrer Lebenserfahrung. Und überhaupt: Selbst wenn es körperlich wirklich abwärts geht, so wissen wir als Christen doch auch, dass wir einer herrlichen Zukunft entgegen gehen. So heißt es in der diesjährigen Jahreslosung: „Wir haben hier auf dieser Welt keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“. Warum sollte man also traurig sein, wenn man älter wird? Sie alle werden noch gebraucht – und das Allerschönste kommt ja noch für alle, die auf Jesus Christus vertrauen. In diesem Sinn wünsche ich uns allen einen gesegneten Gottesdienst! Es handelt sich um die Sängerin Tina Turner, die mit 73 Jahren das mit Abstand älteste Covergirl der Modezeitschrift VOGUE geworden ist. Im Radio waren sie sich gestern zwar einig, dass der Fotograf mit einem Bildbearbeitungsprogramm bei den Falten im Gesicht etwas nachgeholfen hat. Aber immer- 5 Vater im Himmel, es gibt so viel, was unser Leben reicht macht. Hilf uns, dass wir das immer wieder ganz bewusst wahrnehmen und uns daran erfreuen. Lass uns jeden Tag und jede Stunde als ein kostbares Geschenk aus deiner Hand nehmen. * Gebet am Anfang: Allmächtiger Gott, lieber himmlischer Vater, wir danken dir für den festlichen Tag, den wir gemeinsam mit den Jubelkonfirmanden feiern dürfen. Danke für diesen besonderen Gottesdienst. Danke für alle Begegnungen mit den Klassenkameraden und die gemeinsame Zeit! Wir denken zurück an die Zeit unserer Konfirmation und was sich seither verändert hat: Wir alle sind älter geworden. So vieles ist anders geworden in unserer Welt – in den vergangenen 50 oder 60 Jahren. Auch wir selbst haben uns verändert und sind vom Leben geformt worden. Aber du, Herr, bist der Gleiche geblieben: In deiner Treue hast du uns begleitet durch all die Jahre hindurch. Dafür danken wir dir! Vater im Himmel, im Rückblick hat es manchmal den Anschein, als würde die Zeit nur so vorbeirauschen. Und doch war es natürlich eine ausgefüllte Zeit mit vielen guten und schönen Erlebnissen: Wir danken dir für unsere Familien und für unsere Freunde. Wir danken dir für alles, was uns im Beruf gelungen ist. Wir danken dir für unsere Lebensenergie, für die Gesundheit, vor allem dafür, dass du uns begleitet und uns immer wieder die nötige Kraft gegeben hast. Treuer Gott, mit großen Erwartungen sind wir damals bei der Konfirmation ins Leben gestartet. Vieles ist aber ganz anders gekommen, als wir es uns erhofft haben. Auch manche Enttäuschung musste verarbeitet werden. Barmherziger Gott, manches ist aber auch ganz anders gekommen, als wir es uns erhofft haben: Manche Träume der Jugendzeit sind schmerzhaft zerbrochen. Manche von uns wurden auch durch schweres Leid geführt. Wir danken dir, dass du uns dennoch die Treue gehalten hast – auch wenn uns deine Wege manchmal rätselhaft geblieben sind. Wir bitten dich für die Menschen, die krank geworden sind; wir bitten dich für alle, die einen Angehörigen pflegen und versorgen: Lass sie immer wieder spüren, dass du sie nicht vergessen hast. Schenke ihnen jeden Tag so viel Kraft, wie sie gerade brauchen. Wir bitten dich auch für alle, die bereits ihren Ehepartner verloren haben: Hilf uns, trotz aller schweren Wege am Glauben festzuhalten. Hilf uns, ganz nahe bei dir zu bleiben – auch dann, wenn wir deine Wege mit uns einmal nicht verstehen. Vater im Himmel, wir denken heute aber auch daran, wo wir versagt haben; wo wir anderen Menschen die Liebe schuldig geblieben sind oder wo wie anderen durch unsere Fehler Schmerzen bereitet haben. Auch das müssen wir dir bekennen, dass wir Wege im Leben ohne dich gegangen sind – und dich manchmal sogar ganz aus den Augen verloren haben. Barmherziger Vater, im Rückblick auf die letzten Jahrzehnte erfüllt uns vieles mit großem Dank. Doch wenn wir an die Zukunft denken, kommt uns manches in den Sinn, was uns unruhig macht: Vater im Himmel, wir bitten dich: Vergib du uns, was nicht gut gewesen ist. Nimm du alles Belastende von uns und lass uns spüren, dass du für uns sorgst! Herr, erbarme dich! Manche haben Angst vor dem Alleinsein oder vor schwerer Krankheit oder vor dem Verlust eines lieben Menschen. Oder sie machen sich Sorgen, ob sie irgendwann ins Seniorenheim umziehen müssen. Wir bitten dich: Lass uns erfahren, dass du uns gerade in schweren Zeiten niemals im Stich lässt. Hilf du uns, unsere Sorgen immer wieder bei dir abzuladen, damit wir unseren Weg getrost weitergehen können. * Fürbittengebet Ewiger Gott, barmherziger Vater: Heute ist ein ganz besonderer Festtag für uns alle. Wir danken dir, dass wir ihn mit unseren Klassenkameraden gemeinsam erleben dürfen. Hilf uns Älteren, ein Vorbild zu sein für unsere Kinder und Enkel. Gib uns einen Blick für die Nöte der Menschen neben uns. Und zeige uns auch beim Älterwerden den Platz, wo du gerade uns brauchst: mit unserer Kraft und mit unserer Zeit. Herr, du hast uns reich gesegnet in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten. Den meisten von uns geht es ziemlich gut. Wir konnten etwas aufbauen und dürfen nun in gesicherten Verhältnissen leben. Wir danken dir für alle lieben Menschen, die unseren Weg begleitet haben: für unsere Ehepartner, für unser Kinder, für unsere Freunde und Bekannte. Wir danken dir für das Glück in unseren Familien, aber auch für das gegenseitige Mittragen in schwierigen Zeiten. Zugleich bitten wir dich: Lass uns nicht vergessen, dass wir auf dieser Welt keine bleibende Heimat haben. Hab Dank, dass du unserem Leben eine Hoffnung geschenkt hast, die weit über das irdische Leben hinausreicht. Vater unser im Himmel … 6