Martin Kippenberger Dortmund 1953 ∆ Wien (A) 1997 √>l Heft
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Martin Kippenberger Dortmund 1953 ∆ Wien (A) 1997 √>l Heft
036 √>/ 037 √>/ 038 √>l Martin Kippenberger Dortmund 1953 ∆ Wien (A) 1997 √>l Heft 1994—1995 036 Martin Kippenberger √>/ Andreas Horlitz √>/ Sigmar Polke √>/ Auke de Vries √>/ Bleistift, Kugelschreiber, Farbstift, Filzstift, Letraset auf Hotelbriefpapier bzw. auf Japanpapier die einzelnen Blätter je: ohne Titel acht Blätter je 29,7 ≈ 21 cm zwei Blätter je 26 ≈ 18 cm gerahmt je 47,5 ≈ 38,3 cm –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ankauf des Förderkreises 06. 01. 1996 Martin Kippenberger bezieht sich in den zehn Zeichnungen auf Daniel Paul Schreber, Schreber junior. Die Blätter tragen Zitate Andreas Horlitz aus seinem Buch Denkwürdigkeiten eines Bad Pyrmont 1955, lebt in München Nervenkranken (1903), meist von den zu Paul Schreber sprechenden >Stimmen<. und Köln Auf zwei Bögen sind in Anspielung auf seinen Vater Daniel Gottlob Moritz Schreber Andreas Horlitz studierte von 1975 bis Gartengeräte, Beete bzw. eine Gartenlau1 976 Grafikdesign an der Fachhochschule für Gestaltung in Hannover und von 1976 be zu sehen. Einige Elemente erinnern an Holzlatten und -leisten, die Beete einhe- bis 1980 Visuelle Kommunikation und Fotografie an der Gesamthochschule Essen. gen. Sie sind in den Werkgruppen Don’t Von 1980 bis 1982 war er Mitarbeiter der Fotowake Daddy (ab 1994) und The Happy End of Kafka´s Amerika (ab 1994) zu finden. grafischen Sammlung im Museum FolkMit den beiden in der Geistes- und Kulturge- wang in Essen. Er übte von 1986 bis 1990 schichte prominenten Männern verweist einen Lehrauftrag für Fotografie an der EuroKippenberger auf eine viel diskutierte Vater- päischen Akademie für Bildende Kunst in Trier aus und von1987 bis 1990 einen LehraufSohn-Konstellation und auf Debatten von Sigmund Freud bis hin zum französitrag für Farbfotografie an der Fachhochschen Dekonstruktivismus. Auch eine Leip- schule für Kunst und Design in Köln. zig-Komponente ist eingeschlossen, war doch diese Stadt über Generationen Lebens- Andreas Horlitz arbeitet mit piktogrammhaften Symbolen, Zeugnissen der Kulturgeund Arbeitsort der Schreberfamilie. schichte und mit Zeichensystemen aus Die Gestalten, Objekte und Texte zeichnete Kippenberger auf Hotelbriefpapier, das der Naturwissenschaft. Mit Motiven aus Aller seit 1987 nutzte. Die Briefkopfbögen sam- tag, Geschichte und Technik reagiert melte er bei seinen Aufenthalten in und Horlitz auf konkrete Räume und historische Situationen. Leuchtkästen mit technoiden außerhalb von Deutschland und ließ sie Motiven platziert er in Museen oder in Büros sich auch von Freunden aus aller Welt mitbringen. Diese Differenz zwischen dem und Korridoren von Firmen und Instituten. Er entwickelt Spiegel- und Lichtarbeiten sostandardisierten Format und der scheinbar sinnfreien Bearbeitung ist eine charakte- wie architekturbezogene Projekte. Horlitz ristische Eigenheit. Sie bringt Raumspannt einen Bogen von persönlichen über kunstgeschichtliche Referenzen bis zu und Zeitelemente ein. Für das Blatt Hotel Weihnachtsmann, Schreber Hirn hat Innenansichten von Maschinen und ApparaKippenberger einen Hotelbriefbogen quasi ten sowie den Orten ihrer Archivierung. fingiert und damit das Reisemotiv, die Unruhe des Künstlers gleichsam parodiert. Einzelausstellungen Andreas Horlitz. Lexicon. Sprengel Museum, Der Titel über das über ist ein für Kippenberger typisches Sprachspiel. Die Blätter wur- Hannover, 1996, Kat. √>/ Andreas Horlitz. den erstmals 1995 mit insgesamt 120 Kunstverein Langenhagen, 1998 √>/ Zeichnungen präsentiert. In dieser Ausstel- Goethe-Institut, Kuala Lumpur (SGP), 1998 √>/ Andreas Horlitz – Lexicon - Leuchtlung Über das Über wurden die einzelnen Gruppen von Zeichnungen durch verschie- kästen 1990 bis 2000. Raab Galerie, Berlin, 2000 √>/ Andreas Horlitz. Palimpsest. denfarbige Rahmungen markiert, der Schreber-Block grün. Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, 2002 Ausstellungsbeteiligungen HS Der Zweite Blick. Haus der Kunst, München, –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1995, Kat. √>/ Unter der Haut. Transforüber das über mationen des Biologischen in der zeitgenös( Schreber junior / Schreber senior) sischen Kunst. Wilhelm Lehmbruck Mu–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– seum, Duisburg, 2001, Kat. √>/ Von Körpern 1994 –1995 und anderen Dingen – Deutsche Fotografie zehn Zeichnungen in Mischtechnik, grün gerahmt im 20. Jahrhundert. Städtische Galerie Prag (CZ), 2003, Haus der Fotografie, Moskau (RUS), Deutsches Historisches Museum, Berlin, 2004, Kat. √>/ Bilder, die noch fehlten – Zeitgenössische Fotografie. Deutsches Hygiene-Museum, Dresden, 2000, ZDF, Mainz, 2003, Kat. √>/ Portrait ohne Antlitz. Kunsthalle zu Kiel, Museum Bochum, 2004, Kat. Literatur Het Siemens Fotoprojekt Nederlands Fotoinstituut, Rotterdam, 1994 √>/ Einstellung 25. Photographie der 90er in Deutschland. Raab Galerie, Berlin / London, 1994, Kat. √>/ Münchner Stadtmuseum (Hg.): Instrumentarium. Andreas Horlitz. Eine Installation im Münchner Stadtmuseum. München,1995,Kat. √>/ Honnef, Klaus / Harling, Gabriele (Hg.): Bilder, die noch fehlten. Dresden, 2000, Kat. √>/ Institut für moderne Kunst Nürnberg (Hg.): Andreas Horlitz, Arbeiten / Works. Nürnberg, 2005 www.andreas-horlitz.de 0 37 Seit 1985 arbeitet Horlitz mit Kopiermontagen. Bei diesen fototechnischen Collagen werden in mehrstufigen Belichtungen oder mittels Sandwichverfahren motivische Überlagerungen auf Ilfochrome-Material hergestellt. Um visuelle Normierungen geht es auch bei Reconnaissance. Der Titel – Aufklärung, Erkundung, Wiedererkennen – deutet auf die Darstellungskonventionen der bekannten Bilder hin. Die Frauenporträts von der Gotik über die Renaissance bis in das 20. Jahrhundert, von Jean Fouquet, Rogier van der Weyden, von der >Schule von Fontainebleau<, von Raffael, Paul Gauguin und Christian Schad hat Horlitz durch geometrisch-technische Piktogramme überblendet. Die Reproduktionen entstammen Bildbänden, so dass ein Raster erkennbar bleibt. Horlitz befragt sowohl die patriarchal geprägten Frauenbilder als auch das Verhältnis von Modell und Künstler. Zugleich geht es um die Kodifizierungen der Wahrnehmung und um die Funktion besonders des fotografischen Porträts. UA ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Reconnaissance –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1995 Portfolio mit sechs farbigen Kopiermontagen / llfochrome je 50 ≈ 65 cm –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Schenkung an den Förderkreis von Gernot von Pape 01. 02. 1996 Sigmar Polke Oels / Oleśnica (PL) 1941, lebt in Köln Von 1960 bis 1967 studierte Sigmar Polke an der Kunstakademie Düsseldorf bei Gerhard Hoehme und Karl-Otto Götz. 1963 gründete er mit Konrad Fischer-Lueg und Gerhard Richter die Bewegung >Kapitalistischer Realismus<. Von 1970 bis 1971 und 1977 bis 1991 war er Gastprofessor an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. 1986 erhielt er den Goldenen Löwen der 42. Biennale di Venezia (I). Sigmar Polke beschäftigt sich seit den 1960er Jahren auf eine für ihn typisch ironische Weise mit der Wahrnehmung der Umwelt, des öffentlichen Lebens und den dort stattfindenden Veränderungen. Immer wieder untersucht er das Potenzial der Kunst in Bezug auf die Gewinnung von neuen Erkenntnissen. Dafür bedient sich Polke aller Mittel und Materialien sowie Themen aus dem Alltag und der Kunstgeschichte. Massenmedien, z. B. Zeitungen, und Textilien bzw. Stoffe werden zum Bildträger und gleichzeitig zum Gegenstand einer subtilen Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit. Polkes Werk ist vieldeutig und spielerisch, voller Widersprüche und Experimente mit Klischees sowie zu entschlüsselnden Codierungen und Mitteilungen. Einzelausstellungen Sigmar Polke. Galerie René Block, Berlin (West), 1966 √>/ Bilder – Objekte – Filme – Konzepte. Lenbachhaus, München, 1973, Kat. √>/ Sigmar Polke. Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam (NL), 1983, Kat. √>/ Zeichnungen, Aquarelle, Skizzenbücher 1962 –1988. Kunstmuseum Bonn, 1988, Kat. √>/ Sigmar Polke – Praemium Erasmianum MCMXCIV. Amsterdam (NL), 1994, Kat. √>/ Sigmar Polke. Die drei Lügen der Malerei. Kunst- und Ausstellungshalle der BRD, Bonn, Nationalgalerie Berlin / Hamburger Bahnhof, 1997, Kat. Ausstellungsbeteiligungen Sigmar Polke: Fotos / Achim Duchow: Projektionen. Kasseler Kunstverein, 1977 √>/ 42. Biennale di Venezia, Venedig (I), 1986, Kat. √>/ Um 1968 – Konkrete Utopien in Kunst und Gesellschaft. Kunsthalle Düsseldorf, 1990 √>/ Allegories of Modernism – Contemporary Drawings. Museum of Modern Art, New York (USA), 1992 √>/ Pro Lidice. Tschechisches Museum für Bildende Kunst, Prag (CZ), 1997 √>/ [Collection 98]. GfZK, Leipzig, 1998 √>/ Kunst nach der Kunst. Neues Museum Weserburg Bremen, 2002 √>/ Die Sammlung als Labor VII, XI. GfZK, Leipzig, 2002 √>/ Bilder im Wechselstrom. Museum der bildenden Künste Leipzig, 2003 √>/ I Hate You. Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk (DK), 2004 √>/ behind the facts – interfunktionen 1968 – 1 975. Kunsthalle Fridericianum, Kassel, 2005 √>/ Mehr als ein Auge fassen kann – Fotokunstausstellung aus der Sammlung der Deutschen Bank. Museo de Arte de Lima (PE), Museo de Artes Visuales Colección Santa Cruz – Yaconi, Santiago de Chile (RCH), Museo de Arte Moderna, São Paulo (BR), Pabellón de las Bellas Artes Pontificia Universidad Católica, Buenos Aires (RA), 2007 ist im Zusammenhang mit Polkes Untersuchungen zu den Möglichkeiten des Bildes als Wiedergabe von Realität zu sehen. In Sechs Richtige spielt der Künstler offensichtlich auf das freundschaftliche Verhältnis zu Klaus Staeck an. Sie verweisen auf das Lottospiel und hintergründig auf den Kunstmarkt. Literatur Polke, Sigmar: Höhere Wesen befehlen. Berlin, 1968 √>/ Westfälischer Kunstverein Münster (Hg.): Sigmar Polke – Achim Duchow. Münster, 1973, Kat. √>/ Hentschel, Martin: Die Ordnung des Heterogenen. Sigmar Polkes Werk bis 1986. Darmstadt,1991 √>/ Ferguson, Russell (Hg.): Sigmar Polke. Photoworks. When pictures vanish. Museum of Contemporary Art, Los Angeles (USA) / Zürich (CH), 1995, Kat. √>/ Thistlewood, David (Hg.): Sigmar Polke. Back to Postmodernity. Tate Gallery Liverpool (GB), 1996 √>/ Becker, Jürgen / Osten, Claus von der (Hg.): Sigmar Polke. Die Editionen 1963 –2000. Catalogue raisonné. Ostfildern-Ruit, 2000 √>/ Shah, Anita: Die Dinge sehen wie sie sind. Zu Sigmar Polkes malerischem Werk seit 1981. Weimar, 2002 √>/ Polke, Sigmar: Daphne. Heilbronn, 2004 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 0 38 JS Sechs Richtige –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1995 Filzstift auf Gitterfolie 41 ≈ 31,5 cm –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Die drei Lügen der Malerei –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1995 Offsetdruck auf Hahnemühle-Büttenkarton 59,4 ≈ 84 cm –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Handkuss –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1995 Offsetdruck auf Hahnemühle-Büttenkarton 75 ≈ 55 cm –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Der dritte Stand –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1995 Siebdruck auf Schoellershammer-Karton 55 ≈ 77 cm –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Der erste Schnitt Durch das Experimentieren mit dem Kopierer 1995 gelangte Polke zu neuen Bildfindungen, Siebdruck auf Schoellershammer-Karton die er für Der erste Schnitt, Der zweite Fall so55 ≈ 75 cm wie Der dritte Stand nutzte. Alle Motive lassen sich in den zwei Jahre später entstan- –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– denen großformatigen Malereien wieder Der zweite Fall –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– finden bzw. deuten auf andere Quellen. 1995 Das Blatt Der dritte Stand steht in Beziehung Siebdruck auf Schoellershammer-Karton zum Gemälde Für den dritten Stand blei55 ≈ 77 cm ben nur noch die Krümel (1997). Dafür diente Polke ein Kupferstich aus dem 19. Jahrhundert als Inspirationsquelle, auf dem der –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ankauf des Förderkreises so genannte Dritte Stand eine neue Ver01. 02. 1996 fassung durchzusetzen versucht. Das Blatt Handkuss zitiert wiederum eine ältere Arbeit, bestehend aus dem zwölfteiligen Zyklus Die Fünfziger Jahre, die als Seitenhieb zur abstrakten Kunst lesbar ist und mit Auke de Vries Der dritte Stand die patriarchalen VerhältBergum (NL) 1937, lebt in Den Haag (NL) nisse der Nachkriegszeit kommentiert. Das Blatt Die drei Lügen der Malerei nahm Nach einer Technikerlehre und einer Arbeit den Titel seiner Ausstellung in der Kunstals Dekorateur bildete sich Auke de Vries und Ausstellungshalle der BRD in Bonn 1997 autodidaktisch zum Künstler weiter. Beginvorweg. Mit Hilfe dreier Ebenen baute nend mit Malerei und Grafik widmete er Polke eine klassische Perspektive auf: ein sich Ende der 1960er Jahre verstärkt der BildStoffrapport als Vorhang im Vordergrund, hauerei. Von 1972 bis 1986 war er Profesein simples Raster, welches das Bild in sechs sor an der Königlichen Akademie für bildende Teile teilt, als Fenster und eine Landschaft Kunst in Den Haag (NL) und hatte danach mit Berg und Baum im Hintergrund. Die Arbeit eine Dozentur an der Rijksakademie Amster- 039 √>l 040 √>l 041 √>l dam (NL) bis 1996 inne. De Vries übte zahlreiche Lehrtätigkeiten an der Universität Groningen (NL), an der Technischen Universität Delft (NL), an der Technischen Universität Eindhoven (NL), an der Kunstakademie Kopenhagen (DK) und an der Hochschule für bildende Künste Dresden aus. Ausgehend von den russischen Konstruktivisten sowie Picassos Drahtplastiken gestaltet de Vries oft weit gespannte, raumgreifende Plastiken, die auf konkrete Raumsituationen reagieren. Zentrale Problematik seines Werks ist das spezifische wechselseitige Verhältnis von Skulptur, Umgebung und BetrachterIn. Als Material verwendet er vorwiegend Eisen. Eisenplatten undble-che in unterschiedlichen Größen, offene und geschlossene geometrische Kubaturen, Bänder, Spiralen sowie Rohre, Stäbe und Drähte bilden die Grundelemente. Teilweise integriert er natürliche und synthetische Materialien wie Stoff, Holz, Plastik. Die abstrakten Skulpturen sind zwar fest installiert, entwickeln jedoch eine spielerische, fast schwerelos wirkende Dynamik. Parallel zu den oft sehr großen Eisenplastiken arbeitet de Vries an kleineren stehenden und hängenden Skulpturen. Tony Oursler √>l Till Exit √>l 039 Seit den 1980er Jahren entstehen grafisch strukturierte Skulpturen. Ab 1986 /1987 setzt de Vries Farbe als neues Gestaltungselement ein. Bei der Plastik o. T. (1985) sind Drähte und Stäbe zu einem Gebilde verbunden und verschweißt, das weder figurative noch anthropomorphe Formen assoziiert und lineaturartig in den Raum greift. Diese Skulptur muss hängend vor weißem Hintergrund gedacht werden. Nur so offenbart sie ihre Leichtigkeit und kann der Richtungsverlauf der Linien nachvollzogen werden: wegstrebend und zusammenlaufend, ohne Mittelpunkt und ohne Begrenzung, frei in den Raum fließend. Die Bodenskulptur o. T. (1994) stellt eine abstrakte Konstruktion dar, wie sie für die Arbeiten von de Vries in den 1990er Jahren typisch ist. In den Raum gesetzt verband er geometrische Flächen – Kreis, Kreuz, Oval – und Körper – Kugel, Kegel – mit Rohren und Stäben zu einer Assemblage. Im Fallen und Schweben, Fliehen und Zusammentreffen der Formen scheinen die Gegensätze im Gleichgewicht vereint, als wären die Gesetze der Statik außer Kraft gesetzt. Diese collagierten Fragmente werden durch die Farbgebung differenziert: Weiße und gelbe Flächen kontrastieren mit den Farbtönen der Eisenmaterialien. Sie unterstreichen die Bewegung der Einzelformen, die ihren Halt nur in der Assoziation der BetrachterInnen findet. Einzelausstellungen Haags Gemeentemuseum, Den Haag (NL), 1 977/1978 √>/ Rijksmuseum KröllerMüller, Otterlo (NL), 1982 √>/ Auke de Vries. Museum Boiimans Van Beuningen, Rotterdam (NL), 1988, Kat. √>/ Auke de Vries. Villa Merkel, Galerie der Stadt Esslingen, TM 1994 /1995, Kat. √>/ Auke de Vries. Skulpturen. Die 90er Jahre. Förderkreis der GfZK, –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– o. T. Leipzig, 1995 √>/ Auke de Vries. Institut –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Néerlandais, Paris (F), 2002 1985 Skulptur Ausstellungsbeteiligungen Metall Galerie Nouvelles Images, Den Haag (NL), 175 ≈ 200 ≈ 10 cm 1980 √>/ Stedelijk Museum Schiedam (NL), –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1988 √>/ Arturodam. Den Haag (NL), Ankauf des Förderkreises 1989 √>/ Mostra internazionale di scultura 01. 02. 1996 all’aperto. Bellinzona / Vira (CH), 1996 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– √>/ Aufriß – Künstlerische Positionen zur o. T. Industrielandschaft in der Mitte Europas. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Grassimuseum – Museum für Angewandte 1994 Skulptur Kunst / ehem. Museum für Kunsthandwerk, Leipzig, 1997, Kat. √>/ [Collection 98]. Metall, teilweise bemalt 34 ≈ 70 ≈ 30 cm GfZK, Leipzig, 1998 Literatur Rattemeyer, Volker / Petzinger, Renate (Hg.): Auke de Vries – Skulpturen. Wiesbaden, 1990, Kat. √>/ Kaiser, F. W.: Public Art Commissions. Exemplified by Auke de Vries. The Centre for the Study of Sculpture, The Henry Moore Institute, Leeds (GB), 1995 √>/ Kuyper, C. de: Auke de Vries. Dukdalven (NL) / Beeldenboek (NL) / Amsterdam (NL), 1996 √>/ Auke de Vries. Skulptur. Den Haag (NL) / Wiesbaden, 1997/1998, Kat. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Schenkung des Künstlers an den Förderkreis 01. 09. 1996 Tony Oursler zählt zu den KünstlerInnen, die die Entwicklung der Videokunst entscheidend geprägt haben. Wie für viele seiner Generation schien ihm das junge Medium Video in den 1970er Jahren wie kein zweites dafür geeignet, sich kritisch mit der Macht der Massenmedien auseinander zu setzen und das Bewusstsein für soziale und politische Missstände zu schärfen. Ourslers Vorbilder finden sich in KünstlerInnen wie seinem Lehrer John Baldessari. Diese verstehen das Medium Video als Teil eines breiter gefassten Spektrums von Ausdrucksmitteln und stellen Fragen über den menschlichen Körper, die kommunikative Kraft der Bilder und die Zerstörung sozialer Beziehungen. Oursler entwickelt ein ausgeprägtes Interesse am Einfluss von Fotografie, Film und Fernsehen auf die RezipientInnen. Er untersucht fundamentale menschliche Hoffnungen, Ängste und Sehnsüchte, die sich in der Populärkultur, Werbung, Religion und auch im Drogen- und Medikamentenkonsum widerspiegeln. Einzelausstellungen Video Viewpoints. The Museum of Modern Art, New York (USA), 1981 √>/ Spheres of Influence. Centre Georges Pompidou, Paris (F), 1986, Kat. √>/ Drawings, Objects, Videotapes. Museum Düsseldorf, Folkwang Museum, Essen, 1989, Kat. √>/ System for Dramatic Feedback. Portikus, Frankfurt a. M., Les Musées de la Ville de Strasbourg, Straßburg (F), Centre d’Art Contemporain, Genf (CH), Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven (NL), 1994 /1995, Kat. √>/ Tony Oursler – My Drawings 1976 –1991. Kasseler Kunstverein, 1996 /1997, Kat. √>/ Videotapes, Dummies, Drawings, Photographs, Viruses, Heads, Eyes & CD-ROM. Kunstverein Hannover, Malmö Konsthall (S), Museum of Art, Tel Aviv (IL), Wellington Museum of Art (NZ), 1998, Kat. √>/ The Influence Machine. Target Art in the Park. Madison Square Park, New York (USA), Soho Square, London (GB), 2000 √>/ Fantastic Prayers. Dia Center for the Arts, New York (USA), 2000 √>/ Ground Zero. Museo d‘Arte Contemporanea di Roma (I), 2002, Kat. √>/ Musée d`Orsay, Paris (F), 2004, Kat. √>/ Studio and Climaxed. Metropolitan Museum of Art, New York (USA), City Art Museum, Helsinki (FIN), GL Strand, Kopenhagen (DK), 2005, Kat. Ausstellungsbeteiligungen documenta 8. Kassel, 1987, Kat. √>/ DOCUMENTA IX. Kassel, 1992, Kat. √>/ The Poetics Project. 1977–1997. documenta X. Kassel, 1997, Kat. √>/ The Watari MuseTony Oursler um of Contemporary Art, Watarium, Tokio (J), New York (USA) 1957, lebt in New York 1997, Kat. √>/ 24. Bienal Internacional de Tony Oursler studierte am California Institute São Paulo (BR), 1998 √>/ 6. International Istanbul Biennial. Istanbul Foundation for of the Arts, Valencia (USA). Oursler lehrt am Massachusetts College of Art in Boston (USA). Culture and Art (TR), 1999, Kat. Literatur Centre Georges Pompidou (Hg.): Sphères d’Influence. Tony Oursler. Paris (F), 1986, Kat. √>/ Centre d’Art Contemporain / KunstWerke (Hg.): Tony Oursler. White Trash and Phobic. Genf (CH) / Berlin, 1993 √>/ Museum of Contemporary Art San Diego (Hg.): Tony Oursler. San Diego (USA), 1996 √>/ CAPC, musée d’art con-temporain (Hg.): Tony Oursler. Bordeaux (F), 1997 √>/ MoMA The Museum of Modern Art New York (Hg.): Timestream. New York (USA), 2001 √>/ Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (Hg.): fast forward. Media Art. Sammlung Goetz. Karlsruhe, 2003, Kat.√>/ Deutsches Hygiene-Museum (Hg.): Die zehn Gebote. Dresden, 2004, Kat. www.tonyoursler.com 0 40 Die Zeichnung spielte von Beginn an eine wesentliche Rolle in Ourslers Arbeit. Sie ist unentbehrlicher Bestandteil eines Prozesses, der Erinnerungen und Gedanken festhält, und drückt seinen Wunsch aus, Motive und Mechanismen der Medienkultur zu isolieren und als einzelne Bilder wiederzugeben. Oft verbinden sich notizbuchartig Bild und Text. Die Aquarellserien aus den frühen 1990er Jahren bestehen aus abgeschlossenen Studien einzelner Objekte, meist ohne Text, welche die Gegenstände von oben oder im Profil in der Mitte des Blattes zeigen. Designer Drugs kombiniert florale Elemente mit den Schemata von Drogen. Closet Paintings zeigt Giftflaschen und deren Behälter sowie Substanzen, die gewöhnlich nicht frei oder nur eingeschränkt zugänglich sind: PC-7 Epoxy, Whisky, Intimwaschlotion, Medikamentenverpackungen. Die Markennamen und Logos sind gut erkennbar. Ourslers Aquarelle thematisieren die Flucht aus dem Alltag und aus persönlichen Problemen mit Hilfe der Versprechungen der Konsumkultur. Die Edition Nr. 59 entstand, um den Katalog zur Ausstellung System for Dramatic Feedback (1995) zu finanzieren. Dafür griff Oursler die Thematik der früheren Aquarellserien wieder auf. Nytol, ein Schlafmittel, ist eins von zehn Motiven, bei denen es sich um Darstellungen von Gift und Arzneimitteln handelt. SL –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Nytol –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1995 Aquarell auf Bütten 18,2 ≈ 24,2 cm –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ankauf des Förderkreises 04. 03. 1996 Till Exit Karl-Marx-Stadt / Chemnitz 1962, lebt in Leipzig Till Exit absolvierte von 1981 bis 1983 eine Lehre als Maler und arbeitete von 1984 bis 1989 als Hausmeister, Sporthallenwart und Heizer. Von 1989 bis 1995 studierte er Malerei und Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Sighard Gille. Von 1993 bis 1994 war Exit Gaststudent am Chelsea College of Art and Design London (GB) und absolvierte dort anschließend ein postgraduales Studium als DAAD-Stipendiat. Seit September 1996 ist er freischaffend tätig. Till Exit entwirft seit 1994 raumbezogene Installationen. Material und Inspiration bezieht er aus leer stehenden, zuvor meist industriell genutzten Räumen. Hier begibt er sich auf die Suche nach Gegenständen und Spuren der ehemaligen NutzerInnen. Das Vorgefundene dient Exit als Ausgangspunkt für seine in der Regel temporären Installationen. Unter Einbeziehung von Video und Licht entstehen ästhetisch und sinnlich erfahrbare Räume, Orte der Erinnerung und Kontemplation. Es sind Zustandsbeschreibungen von Innenwelten des Künstlers, mit denen die BetrachterInnen in einen individuellen Dialog treten. Die unterschiedliche Rezeption dabei ist zentrales Moment: Die eigentliche Arbeit, so Till Exit, ist immateriell. Randori. loop-raum für aktuelle kunst, Berlin, 2000 √>/ Level#7. Parkhaus Treptow, Berlin, 2001 √>/ Genius loci – Kunst und Garten. Stadtpark Lahr, 2003 Literatur Exit, Till (Hg.): Till Exit. Kodierter Raum / coded space. Leipzig, 1997 √>/ Gallwitz, Klaus (Hg.): Till Exit. Objekte / Zeichnungen. Bad Ems / Mainz, 1998, Kat. √>/ Kulturamt der Stadt Baden-Baden (Hg.): Till Exit. Sieben Interventionen. Baden-Baden, 2000, Kat. √>/ Matt’s Gallery, London (Hg.): Till Exit. Strahlungen. London (GB), 2002, Kat. www.tillexit.de 041 Im August 1995 wurde Beyond I in der Galerie VOXXX in Chemnitz auf einem stillgelegten Brauereigelände gezeigt. Ausstellungsort war ein sakral anmutender ehemaliger Brauraum. Der Boden war mit Schotter von Anthrazitkohle bedeckt und mit einem Lichtraster aus 23 leuchtenden Neonlampen überzogen. Ein Lichtstrahl endete an einer leeren Tragebahre. Von der Decke hingen an einer langen Metallkette eine Jacke und eine Hose aus Seidenpapier herab, die vom Boden aus durch eine Halogenlampe angestrahlt wurden. Weiteres Licht drang aus dem Inneren eines alten Metallspindes, der, einem brennenden Hochofen gleichend, hell aufleuchtete. Zwei Monate Einzelausstellungen später war die Installation in veränderter BLUR. HGB, Leipzig, 1993 √>/ FLOOD. Form als Beyond II auf dem einstigen GießeAlternative Art Gallery, London (GB),1994 √>/ reigelände in Leipzig / Plagwitz in einem BEYOND I. VOXXX. Galerie, Chemnitz, hallenartigen Raum zu sehen. Anstelle der 1995 √>/ BEYOND II. Projektraum GießeMetallkette hatte Exit eine Waschkaue reistraße 16, Leipzig, 1995 √>/ SILENCE. im offenen Dachstuhl installiert. An dieser Bow Arts, London (GB), 1996 √>/ Der Begriff Seilzuganlage, die den Arbeitern zur AufbeAngst. Leonhardi Museum, Dresden, 1996 wahrung ihrer Kleidungsstücke gedient √>/ Behälter. Milch Gallery, London (GB),1997 hatte, hingen unzählige seidenpapierene √>/ Archiv. Kunstverein Leipzig, ProjektJacken und Hosen wie leere Kokons von der galerie Elsterpark, Leipzig, 1997 √>/ Ankunft Decke herab. Alle 16 Sekunden sprach (Licht). Weiße Villa, Bad Ems, 1998, Kat. √>/ eine Stimme das Wort beyond in den Raum. Objekt (Die Stadt) und Archiv. Städtisches Die Installation führte die BetrachterInnen Museum Zwickau, 1999 √>/ Strahlung. in ein räumliches und zeitliches Jenseits und loop-raum für aktuelle kunst, Berlin, 1999 konfrontierte sie mit dem Memento mori √>/ Concourse Gallery at Byam Shaw einer vergangenen Industrie. School of Art, London (GB), 2004 √>/ I CABIN. London (GB), 2005 √>/ Innen-Raum, CD außen. Kunstverein Leipzig, loop-raum für –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– aktuelle kunst, Berlin, 2005 Beyond II –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ausstellungsbeteiligungen 1995 Leerstand. Comfortable Conceptions. temporäre Installation Förderkreis der GfZK, Leipzig, 1994, Kat. √>/ Bank, Träger mit Rollen, Metallketten, Bügel Vitale Module. Gegenwartskunst aus Sachbzw. Haken, Jacken und Hosen aus Seidensen. Städtische Galerie e. o. plauen, Plauen, papier, Metallröhren, Halogen-Spotlampen Größe variabel 1 997, Kunsthaus Dresden, 1997/1998, Kunstverein Ludwigshafen am Rhein e. V., –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Galeria Awangarda, Wrocław (PL), 1998, Kat. Ankauf des Förderkreises √>/ Galerie EIGEN+ART, Leipzig, 1999 √>/ 01. 05. 1996 048 √>l 049 √>l 050 √>l kreis der GfZK, Leipzig, 1994, Kat. √>/ Des darstellt oder als Stellvertreter leidenKünstlers Hirn. mit Durs Grünbein. Deutsches der und unterdrückter Menschen fungiert. Museum Bonn, 1998, Kat. √>/ After the Schmerz, Qual und Leid zielen gegen Wall. Moderna Museet, Stockholm (S), 1999, das Ideal der leistungsorientierten und -fähiHamburger Bahnhof – Museum für Gegengen, harmonisch entwickelten sozialiswart. Berlin, 2000, Kat. √>/ Kosmos im Kopf: tischen Persönlichkeit. Gehirn und Denken. mit Durs Grünbein. Deutsches Hygienemuseum Dresden, 2000, HS Kat. √>/ Kunst in der DDR. Neue Natio–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– nalgalerie, Berlin, 2003, Kunst- und Ausstel- Ahnen im Aus –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– lungshalle der BRD, Bonn, 2004, Kat. √>/ Ordnung durch Störung. Auto-Perforations- 1 988 Assemblage Artistik. Micha Brendel, Else Gabriel, 208 ≈ 202 ≈ 12 cm (Leinwand 140 ≈ 133 cm) Rainer Görß, Via Lewandowsky. Oktogon, Hochschule für Bildende Künste –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Dresden, 2006, Kat. Schenkung der Galerie EIGEN+ART an den Förderkreis Literatur 1 1. 12. 1996 Muschter, Gabriele / Thomas, Rüdiger (Hg.): Jenseits der Staatskultur. Traditionen autonomer Kunst in der DDR. München, Ilya Kabakov 1 992 √>/ Stiftung Deutsches Hygiene-Muse- Dnjepropetrowsk (UA) 1933, lebt in New York (USA) um (Hg.): Gehirn und Denken. Kosmos im Kopf. Ostfildern-Ruit, 2000 √>/ Zuschlag, Ilya Kabakov wurde, nachdem sein Vater Christoph (Hg.): Christine de la Garenne / Via Lewandowsky. NEOBIOTA. Fragmente 1 941 zum Kriegsdienst eingezogen worden des Missverstehens: Peking. Köln, 2006 war, mit seiner Mutter nach Samarkand √>/ Wenzel, Jan / Heinecke, Katja, für Experi- in Usbekistan evakuiert. Er studierte an der Kunsthochschule und an der Surikov mentale e. V.: Heimat Moderne. Kunstakademie in Moskau (RUS), wo er 1957 Berlin, 2006 mit einem Diplom als Grafikdesigner und Buchillustrator abschloss. In der Folge arbeitete er für verschiedene Moskauer Verlagshäuser. Kabakov ist Träger verschiedener Preise, u. a. 1993 des Joseph Beuys-Preises Für die Ausstellung Ahnen im Aus im Leipzi- der Beuys-Stiftung, Basel (CH) und des Ehrenpreises der 45. Biennale di Venezia (I). ger Klubhaus Arthur Hoffmann 1988 transportierte Via Lewandowsky das gleichnamige 1 995 wurde er Chevalier des Arts des Kultusministeriums in Frankreich, erhielt 1997 die Selbstbildnis auf dem Dach seines TrabantKombis von Berlin nach Leipzig. Das BildAuszeichnung der Art Critic Association New York (USA), 1998 den Kaiserring nis war zentral für die Ausstellung und der Stadt Goslar sowie den Oskar-Kokoschkasteht technisch im Umfeld der für ihn neuen Form des Bildes mit montierten Folien, Preis der österreichischen Bundesregiedie Lewandowsky Ende der 1980er Jahre ent- rung im Jahre 2002. Darüber hinaus wurde Ilya Kabakov 2000 die Ehrendoktorwickelte. Er arbeitet mit vorgefundenen bzw. aufgespürten Bildmaterial. Als Vorlage würde der Universität Bern (CH) verliehen. dient das Gesicht der Zeichnung, die er auch für Gefrorene Glieder brechen leicht Kabakov war es in Russland als offiziell verwendet hatte. Das Plakat der Ausstelnicht anerkanntem Künstler nur im engsten lung nutzt das gleiche Motiv. Das auf wenige Freundeskreis und im Umfeld der regimeLinien reduzierte Porträt trägt gleich einem kritischen Konzeptualisten möglich, seine Arbeiten zu zeigen. In Westeuropa und in alten Druck Schraffuren. Verlaufende den USA gelang ihm der Durchbruch mit Farbspuren erwecken den Eindruck spontaner künstlerischer Aktion, die gepflegseinen Rauminstallationen, die er seit Beginn der 1980er Jahre realisierte. Kabakov ten akademischen Maltraditionen werden verweigert. Das Bild ist von einem schwarzen bezeichnet sich selbst als >Zeuge einer Metallrahmen gefasst mit spitz nach außen verlorenen Zivilisation<. Er beschäftigt sich ragenden Dornen. Sperrig und gefährlich er- mit der Alltagswelt der russischen Bevölzwingen sie Abstand zur Leinwand. Die kerung im kommunistischen Regime. In seiAnnäherung an Kunst und Künstler wird ver- nen >totalen< Installationen, wie sie der Künstler selbst nennt, verwendet er Bilder, weigert. Zwischen Farbgrund und Rahmen quillt weißes, flockiges Material hervor Texte, Möbel und andere Gegenstände. Sie konstruieren eine komplexe Welt: Komund bildet einen zweiten, weichen Rahmen. Die zitierte christliche Leidenssymbolik munalwohnungen und Psychiatrien entverweist auf traditionelle Künstlerentwürfe, stehen ebenso wie Arbeitsplätze oder Klasbei denen der Künstler das alter ego Christi senräume. Die Installationen werden zu 0 48 Ilya Kabakov √>l Imi Knoebel √>l Susanne Weirich √>l exemplarischen Beispielen eines oftmals absurden und mitunter beklemmenden Alltags in der UdSSR. Seit 1989 arbeitet Kabakov mit seiner Frau Emilia Kabakova an der Umsetzung akribisch geplanter Bauideen für Installationsprojekte. Einzelausstellungen Am Rande. Düsseldorfer Kunstverein, 1986 √>/ Who are these little men. Institute for Contemporary Art, Philadelphia (USA), 1989 √>/ 52 entretiens dans la cuisine communautaire. Art Transit, Marseille (F), 1991 √>/ Het Grote Archief. Stedelijk Museum Amsterdam (NL), 1993 √>/ Stimmen hinter der Tür. GfZK, Leipzig, 1996, Kat. Ausstellungsbeteiligungen Between Spring and Summer. Soviet Conceptual Art in the Era of Communism. Tacoma Art Museum (USA), 1990 √>/ Dislocations. MoMA, New York (USA), 1992 √>/ DOCUMENTA IX. Kassel, 1992, Kat. √>/ NOMA oder der Kreis der Moskauer Konzeptualisten. Kunsthalle Hamburg, 1993, Kat. √>/ Between Cinema and a Hard Place. Tate Modern, London (GB), 2000 √>/ Zeitmaschine. Kunstmuseum Bern (CH), Kat., 2002 √>/ 50. Biennale di Venezia, Venedig (I), 2003, Kat. √>/ Identität schreiben / Writing Identity – Autobiographie in der Kunst. GfZK, Leipzig, 2003, Kat. √>/ Happiness. A Survival Guide for Art and Life. Mori Art Museum, Tokio (J), 2003 / 2004 √>/ Ilya and Emilia Kabakov – The incident in the museum and other installations. Eremitage, St. Petersburg (RUS), 2004 √>/ Arti e Architettura. 1900 –2000. Palazzo Ducale, Genua (I), 2004, Kat. √>/ Russia! Guggenheim Museum, New York (USA), Bilbao (E), 2005 √>/ Ilya & Emilia Kabakov. The House of Dreams. Serpentine Gallery, London (GB), 2005 / 2006 √>/ Ilya & Emilia Kabakov. Rooms No. 2 & 3. Kewenig Galerie, Köln, 2006 Literatur Ilya Kabakov. Galerie Dina Vierny. Paris (F), 1 985, Kat. √>/ Kabakov, Ilya / Groys, Boris: Die Kunst des Fliehens. Dialoge über Angst, das heilige Weiß und den sowjetischen Müll. München / Wien (A), 1991 √>/ Kabakov, Ilya: Über die totale Installation. Köln, 1995 √>/ Centre Georges Pompidou (Hg.): Ilya Kabakov. Installations 1983 –1995. Paris (F), 1995 √>/ Museum für Gegenwartskunst, Öffentliche Kunstsammlung Basel (Hg.): Ilya Kabakov – Ein Meer von Stimmen. Basel (CH), 1995, Kat. √>/ Werner, Klaus (Hg.): Ilya Kabakov 1964 –1983. Stimmen hinter der Tür. Leipzig, 1998, Kat. √>/ Daniels, Dieter / Werner, Klaus (Hg.): O. s Dokumentation. Leipzig, 1998 √>/ Steiner, Barbara / Yang, Jun (Hg.): Writing Identity. Autobiography in Art. London, Hildesheim, 2003, Kat. www.ilya-emilia-kabakov.com 0 49 Reduktion auf die elementaren Koordinaten 1 968 /1989. Köln, 1991 √>/ Ito, Tetsuo: Imi der Malerei inspirierte. Unter dem Einfluss Knoebel. Bew Works. Berlin, 1991 √>/ Kunstvon Malewitsch und dessen >Schwarmuseum Luzern (Hg.): Imi Knoebel. zem Quadrat< entstanden flächige SkulpTag und Nacht & Bunt. Luzern (CH), 1997 √>/ Schulz, Martin: Imi Knoebel. MünDie 18 Tafeln waren Teil der Rauminstallation turen aus übereinander liegenden Hartfaserplatten oder aus farbig bemalten Aluchen, 1999 √>/ Knoebel, Imi: Rot Gelb Weiß Stimmen hinter der Tür, die 1996 im Kutschenhaus der Herfurth’schen Villa realisiert miniumlatten und -platten, die sich teilweise Blau. Köln, 1999 überdecken. Dabei ergeben sich Muster, wurde. Ilya Kabakov inszenierte detailliert das Leben dreier Familien in einer russisch- die Werken von Piet Mondrian ähneln. In den en Kommunalka während der Zeit von 1 970er Jahren erforschte Knoebel die 1963 bis 1984. Den BetrachterInnen erschließt Grundprobleme der Malerei in Serien weißer Bilder. Aus dieser puristischen For sich ein umfassendes Bild des Lebens in mensprache heraus entwickelte er Arbeiten Knoebel entwickelte von 1981 bis 1982 mehder Kommunalka. Die Installation bestand aus sich überlagernden Rechtecken in rere Sachsenbilder. Er hatte seine Kindheit zum einen aus dem rekonstruierten Interieur einer solchen Gemeinschaftswohnung, leuchtenden Farben mit partiell deutlich ges- bei Dresden verbracht und reiste mehrmals tischem Farbauftrag. Viele dieser monoin die DDR. Es gibt mehrere Arbeiten mit zum anderen aus den deutschen und ruschromen Gemälde wurden für eine spezifisischen Stimmen der Bewohner >hinter der Städtenamen aus der DDR, z. B. Leipzig oder sche Raum- und Lichtsituation geplant. Chemnitz (beide 1981). Seine AuseinanTür<. Die Dialoge beruhen auf DokumenAn der Werkgruppe der so genannten dersetzung mit deutscher Geschichte mag ten, Polizeiberichten und Vernehmungspro>Mennigebilder<, benannt nach der im Stahl- ihn zusätzlich angeregt haben. Das Werk tokollen, die Kabakov zufällig 1984 in erscheint ungewöhnlich im Vergleich mit einem gefundenen Koffer entdeckte. Diese bau üblichen Rostschutzfarbe, arbeitet Knoebel seit 1975. In der zweiten Hälfte Knoebels bekannter Arbeitsweise, es wirkt Texte in russischer und deutscher Sprader 1970er Jahre tauchen nach seinen poly- auf den ersten Blick grob und ungeordnet. che auf schlichten Papierbögen sowie Doch trotz aller Abweichungen von den vorfarbige Postkarten aus der sowjetischen Ära gonalen Tafeln freiere Formen auf, deren Farbigkeit die ganze Palette umfassen. hergehenden und den nachfolgenden mit heroischen und trivialen Motiven Werken, die streng und klar geformt sind, sind auf die Tafeln geheftet. Einzelausstellungen bestehen Konstanten im Material, der Imi Knoebel. Kunstmuseum Winterthur (CH), Hartfaserplatte, sowie den Farben Weiß und CT Kunstmuseum Bonn, 1983, Kat. √>/ Imi Schwarz. Das Sachsenbild zeigt Knoebel –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Knoebel. Rijksmuseum Kröller-Müller, Otter- mit ähnlichen Assemblagen, mit der VerwenStimmen hinter der Tür lo (NL), 1985, Kat. √>/ Imi Knoebel. Musedung vorgefundener Elemente und Ob–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1996 um Abteiberg Mönchengladbach, 1984, Kat. jekte des Alltags, mit abgenutzten Metall- und 18-teilige Installation √>/ Imi Knoebel. Mennigebilder. DeichtorHolz- bzw. Pappeteilen sowie industriellen Sperrholztafeln, Kopien, Fotografien, Texte hallen, Hamburg, 1992, Kat. √>/ Imi Knoebel. Baustoffen als Schüler von Beuys. je 49 ≈ 58 cm Chaos mit Ordnung. Tochigi Prefectural Museum of Fine Arts, Tochigi (J), 1994, Kat. HS –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Schenkung des Künstlers an den Förderkreis √>/ Imi Knoebel. Rot Gelb Weiß Blau. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Kunstsammlungen Chemnitz, 1994, Kat. √>/ Sachsenbild 23. 12. 1996 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Imi Knoebel. Retrospektive 1968 –1996. 1982 /1983 Haus der Kunst, München, Stedelijk MuseAssemblage um Amsterdam (NL), IVAM Valencia (E), Imi Knoebel Kunsthalle Düsseldorf, 1997, Musée de Gre- Hartfaserplatten, Metall (Klaus Wolf Knoebel) 1 43 ≈ 106,5 ≈ 7 cm noble (F), 1996 /1997, Kat. √>/ Imi Knoebel. 1940 in Dessau, lebt in Düsseldorf 050 Der Maler und Bildhauer Imi Knoebel lernte an der Werkkunstschule in Darmstadt von 1962 bis 1964 nach der Idee des Bauhaus-Vorkurses von Johannes Itten und Lászlo Moholy-Nagy. Er wechselte wegen Joseph Beuys 1964 an die Düsseldorfer Kunstakademie. Mit Rainer (Imi) Giese und Blinky Palermo vertrat er eine MinimalArt-Strömung unter den Beuys-Schülern. Die Installation Raum 19, benannt nach dem Unterrichtsraum Nr. 19 in der Akademie, entstand 1968 und war Knoebels erstes Hauptwerk. 2006 wurde Knoebel die Ehrendoktorwürde der Universität Jena verliehen. Ab Ende der 1960er Jahre beschäftigte sich Imi Knoebel in analytischen Serien mit dem Verhältnis von Raum, Trägergrund und Farbe. Von 1966 bis 1968 schuf er schwarzweiße >Linienbilder<. Neben Beuys ist ihm Kasimir Malewitsch wichtig, der ihn zur Genter Raum. Kunstsammlung NordrheinWestfalen Düsseldorf, 2000, Kat. √>/ Pictor laureatus. Imi Knoebel zu Ehren. Werke von 1966 bis 2006. Universitätsforum Jena, 2006, Kat. Ausstellungsbeteiligungen documenta 5. Kassel,1972, Kat. √>/ documenta 6. Kassel, 1977, Kat. √>/ documenta 7. Kassel, 1982, Kat. √>/ documenta 8. Kassel,1987, Kat. √>/ Nichts. Schirn Kunsthalle, Frankfurt a. M., 2006, Kat. √>/ Projection. Kunstmuseum Luzern (CH), 2006, Kat. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ankauf des Förderkreises mit Unterstützung von Dr. Arend Oetker und der Galerie Jablonka, Köln 1 7. 01. 1997 Susanne Weirich Unna 1962, lebt in Berlin Von 1984 bis 1990 studierte Susanne Weirich an der Kunstakademie Münster, zuletzt als Meisterschülerin. Von 1984 bis 1 991 schloss sie ein Studium der LiteraturLiteratur wissenschaft an der Westfälischen WilVan Abbemuseum Eindhoven (Hg.): Imi helms-Universität Münster an. Von 1991 bis Knoebel. Eindhoven (NL), 1982, Kat. √>/ Dia 1995 war Weirich künstlerische MitarbeiArt Foundation New York (Hg.): Imi Knoebel. terin im Fachbereich Architektur der TU Berlin New York (USA), 1988, Kat. √>/ Bonnefanund von 1995 bis 1997 Dozentin am Art tenmuseum Maastricht (Hg.): Imi Knoebel. Center College of Design, Pasadena (USA). Ausstellungsinstallationen 1968 –1988. Seit 2000 hat sie eine Professur an der HochMaastricht (NL), 1989, Kat. √>/ Stüttgen, schule für bildende Künste Hamburg inne. Johannes: Der Keilrahmen des Imi Knoebel. Mit Filmen, Fotografien, Installationen und 088 √>l 089 √>l 090 √>l 091 √>l Einzelausstellungen Qualität des Augenblicks. Klösterle, Titisee-Neustadt, 1993 √>/ Hero City / Heldenstadt. Kunstverein Leipzig, 1999, Kat. √>/ us / them. Gallery Anadiel, Jerusalem (IL), 2000, Städtische Galerie Schwarzes Kloster, Freiburg, 2002 √>/ La Rue est à nous. Centre Culturel Franco-Allemand, Karlsruhe, 2005 Sarah Sze √>l Olafur Eliasson / Tobias Rehberger √>l Dan Peterman √>l Mirosław Filonik √>l Spuren jedoch überall zu finden sind. Die von ihm festgehaltenen Motive sind Fragmente der Erinnerung: verlassene Fabrikund Wohnräume, verlebte Fassaden und kahle Wände. Die Veränderungen deuten sich nur selten mit Baustellen und frischen Pflanzungen auf dem neuen Messegelände an. Die Serie geht jedoch über eine nüchterne Dokumentarfotografie hinaus. Riedlinger konfrontiert seine Aufnahmen mit abfotografierten Fernsehbildern des 1998 in Leipzig abgehaltenen SPD-Parteitages sowie Reproduktionen von Bildmaterial, das Alltagsgegenstände der Nachkriegszeit, sozialistische Großstadtentwürfe und Demonstrationen zeigt. Die melancholischen bis ironischen Gegenüberstellungen stellen die Versprechen der PolitikerInnen in Frage. Zehn Jahre nach der >Wende< wurde Hero City / Heldenstadt in einer Einzelausstellung in der Projektgalerie Elsterpark des Kunstvereins Leipzig gezeigt. Ausstellungsbeteiligungen World Young Photography 1996. K4, Ljubljana (SLO), 1996 √>/ Prix Michel Jordi de Photographie. Saint-Gervais Image, Genf (CH), 1997 √>/ Frankensteins Kinder – Film und Medizin. Museum für Gestaltung, Zürich (CH), 1997, Kat. √>/ Nachschlag. Fotoforum, St. Gallen (CH), 1998 √>/ Spuren. Nützliche Bilder. Rheinisches Industriemuseum, Oberhausen, 1998 √>/ Money Nations@access. Shedhalle, Zürich (CH), 1 998, Kat. √>/ 9. Internationales Bochumer Videofestival. Ruhr-Universität, Bochum, 1999 √>/ Transcafé. Galeria Noua, Bukarest CD (RO), 2001, Kat. √>/ kein schöner Land – ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– topografische Fotografien. KMZA, Berlin, Aus der Serie Hero City / Heldenstadt 2002, Kat. √>/ Artists in Town. Darat al –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Fanun, Amman (HKJ), 2003, Kat. √>/ L’expo- 1 997/1998 20 Farb- und Schwarz-Weiß-Fotografien sition collective. Cité Internationale des 40,5 ≈ 56,5 cm / 56,5 ≈ 40,5 cm Arts, Paris (F), 2004 √>/ The Poetry of the 47,5 ≈ 56,5 cm / 56,5 ≈ 47,5 cm Functional. Industriemuseum Chemnitz, 2004, Kat. √>/ FOTOFEST 2006. The Earth. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ankauf des Förderkreises The eleventh Biennial of Photography. 01. 10. 1999 Houston (USA), 2006, Kat. √>/ Kaliningrad Transit, Deutsch-Russisches-Haus, Kaliningrad (RU), 2006 √>/ Cities & Conflicts. fotoK, Wien (A), 2006, Kat. Sarah Sze Boston (USA) 1969, lebt in New York (USA) Literatur Lebensmittel. Zürich (CH), 1997, Kat. √>/ Ab 1991 studierte Sarah Sze an der Yale filterlos – focus98. Dortmund, 1998, Kat. √>/ University, New Haven, Connecticut (USA) The Correspondent. Zürich (CH), 1999, und ab 1997 an der School of Visual Arts, New Kat. √>/ Peter Riedlinger, Hero City / Helden- York (USA). Sie erhielt u. a. 1997 den Paula stadt. Wien (A) / Leipzig, 1999 √>/ TransRhodes Memorial Award und 1999 den Louis café. Bukarest (RO), 2001, Kat. √>/ Persekian, Comfort Tiffany Award. Jack (Hg.): Exposure Jerusalem. Jerusalem (IL), 2001 √>/ Artists in Town. Amman Aus Dingen des täglichen Bedarfs, aus (HKJ), 2003, Kat. √>/ The Poetry of the Gebrauchsartikeln, aus Einmal- bzw. WegFunctional. Chemnitz, 2004, Kat. √>/ Peter werfprodukten baut Sarah Sze grazile und Riedlinger. us / them II (artist‘s contribution). mitunter Raum greifende Gebilde. Die ortsspezifischen Arbeiten sind Mikrokosmen, In: CAMERA AUSTRIA, Graz (A), 90 / 2005 bei denen mit Hilfe von Licht und Schatten die gegensätzlichen Größenverhältnisse verstärkt und dramatisiert werden. Das scheinbare Chaos bezieht sich dabei metaphorisch auf die sich in permanenter Die 100 Farb- und Schwarz-Weiß-FotoVeränderung befindenden städtischen Magrafien umfassende Serie Hero City / Helden- krostrukturen und das komplexe stadt entstand 1997/1998 während Riedurbane Leben. lingers Studium in Leipzig. Mit forschendem, aber Distanz wahrendem Blick näherte Einzelausstellungen er sich der Stadt. Riedlinger war nicht an den White Columns. White Room, New York Symbolen des >Aufschwungs Ost< inte(USA), 1997 √>/ Sarah Sze. Institute of Conressiert. Vielmehr ging es ihm um die jünge- temporary Arts, London (GB), 1998, Kat. √>/ re Vergangenheit einer Stadt und eines Sarah Sze. Still Life with Flowers. GfZK, Landes, das nicht mehr existiert, dessen Leipzig, 1999, Kat. √>/ Sarah Sze: Everything 0 88 that rises must converge. Fondation Cartier pour l’art contemporain, Paris (F), 1999, Kat. √>/ Sarah Sze. Museum of Contemporary Art Chicago, Chicago (USA), Kat. √>/ Sarah Sze. Museum of Contemporary Art San Diego – MCASD La Jolla (USA), 2001 √>/ Sarah Sze – The Triple Point of Water. Whitney Museum of American Art, New York (USA), 2003 sischen Stillleben reflektiert Sze die Rezeption von Natur in der Stadt sowie das Verhältnis von Natürlichem und Künstlichem. Mit Symbolisierungen von Wasser, Luft, Erde und Feuer werden die klassischen vier Elemente, Schöpfungsmythen und die Evolutionstheorie zitiert. Ausstellungsbeteiligungen SoHo Annual. New York (USA), 1996 √>/ Cities on the Move. Contemporary Asian Art on the turn of the 21st century. CAPC, musée d‘art Contemporain, Bordeaux (F), 1997 √>/ Some Young New Yorkers, part 2. P.S.1, New York (USA), 1997 √>/ 1. Berlin Biennale für Zeitgenössische Kunst. Berlin, 1998, Kat. √>/ Where. Allegories of Site in Contemporary Art. Whitney Museum of American Art, New York (USA), 1998 √>/ 48. Biennale di Venezia. Venedig (I), 1999, Kat. √>/ Bo01 City of Tomorrow. European Housing Expo. Malmö (S), 2001 √>/ world rush_4 artists. National Gallery of Victoria, Melbourne (AUS), 2003 √>/ The Fluidity of Time – Selections from the MCA Collection. Museum of Contemporary Art Chicago (USA), 2005 √>/ The Paper Sculpture Show. Atlanta Contemporary Art Center, Atlanta (USA), 2006 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Literatur Slyce, John / Institute of Contemporary Arts (Hg.): The Imagined Communities of Sarah Sze. London (GB), 1998, Kat. √>/ Sarah Sze. Still Life with Flowers. GfZK, Leipzig, 1998, Kat. √>/ Sarah Sze. Center for Curatorial Studies Museum. Bard College, Annandaleon-Hudson, New York (USA), 2002, Kat. 0 89 Still Life with Flowers entstand in einem zehntägigen Arbeitsprozess im Altbau der GfZK Leipzig. Die vorgefundene Architektur diente als Ausgangspunkt. Sarah Sze implantierte im Treppenhaus der GfZK-1 eine Installation, die sich vom Kellergeschoss über die oberen Geschosse bis knapp unter das Dach erstreckt. Von dort aus scheint sich die Konstruktion in den Raum nach unten auszubreiten. Das zarte, mobileartige Gebilde steht in starkem Gegensatz zur kühlen Eleganz des Hauses. Alltägliche Materialien, aus Zahnstochern oder Streichhölzern zusammengesetzte leiterähnliche Formen, künstliche und natürliche Pflanzen und Fotografien bilden Mikrostrukturen, die von verschiedenen Lichtquellen bestrahlt und von Ventilatoren, den natürlichen Luftbewegungen und den Berührungen der BesucherInnen in leichte Schwingungen versetzt werden. In diesem zeitgenös- HS Still Life with Flowers –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1999 Installation –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ankauf des Förderkreises 4. 10. 1999 Olafur Eliasson / Tobias Rehberger √>l Heft 1996 –1997 (Tobias Rehberger) √>l Heft 1999 –2002 (Olafur Eliasson) 0 90 Die ursprünglich aus zwei Teilen bestehende Installation Untitled (ohne Titel) ist eine Gemeinschaftsarbeit von Olafur Eliasson und Tobias Rehberger. Von jeweils einem der Künstler wurde eine Lampe entworfen, für die dann der andere die Art der Beleuchtung konzipierte. Bei der Arbeit, die anlässlich der Einzelausstellung von Tobias Rehberger, Tobias Rehberger. The Secret Bulb in Barry L. 1999 in der GfZK gezeigt wurde, handelt es sich um den realisierten Entwurf Rehbergers. Eliasson entschied sich, dessen hölzerne Kugellampe mit drei verschiedenfarbigen Scheinwerfern so zu beleuchten, dass auf der Wand drei farbige Schatten entstanden. Das Interesse Eliassons an Wahrnehmungsphänomenen traf sich mit dem formal-ästhetischen von Rehberger. Während Eliasson die Mechanismen der optischen Effekte mit exponiert und dabei die Konstruktion offen legt, nimmt Rehberger die Funktion der Lampe zurück und stellt ihre Form und Materialität in den Vordergrund. Form und Funktion sind auf das Äußerste reduziert. BS –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Untitled (ohne Titel) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1998 Installation Größe variabel MDF, lackiert, drei Scheinwerfer, farbige Folie –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ankauf des Förderkreises 06. 12. 1999 Dan Peterman Minneapolis (USA) 1960, lebt in Chicago (USA) √>l Heft 1998 091 Die Installation The Top of the Truck that Hit the Bridge (1999) aus recyceltem Aluminium erinnert an ein Stillleben: Ein runder Obststand mit acht Schalen lädt die AusstellungsbesucherInnen ein, sich an den Früchten zu bedienen und vielleicht miteinander ins Gespräch zu kommen. Es handelt sich dabei um das wiederverwendete Metalldach eines Sattelanhängers, der gegen eine Brücke gestoßen war. Der Kiosk ist nicht nur ein Beispiel für einen Prozess der Wiederverwertung, sondern ebenso ein Produkt für unterschiedliche Bedürfnisse. Er kann als Obststand, aber auch für andere Zwecke benutzt werden. Dan Petermans Arbeit steht für eine Symbiose von autonomem Kunstwerk und praktischer Verwendung. IK –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– The Top of the Truck that Hit the Bridge –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1 999 Installation recyceltes Aluminium 260 ≈ 200 ≈ 200 cm –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ankauf des Förderkreises mit Unterstützung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft 06. 01. 2000 Mirosław Filonik Białystok (PL) 1958, lebt in Warschau (PL) Mirosław Filonik studierte bis 1985 an der Akademie der Bildenden Künste Warschau (PL) bei Jan Kucz. Von 1985 bis 1987 arbeitete er mit Mirosław Balka und Marek Kijewski in der Gruppe Neue Bieriemiennost und von 1987 bis 1989 als Keine Neue Bieriemiennost. Der zweisprachige Name deutet auf das gesellschaftskritische und humorvolle Konzept der Gruppe hin. Die Künstler realisierten Skulpturen, Objekte, Installationen und Ready-mades aus Materialien, die der Arte Povera nahe stehen, und arbeiteten bei ihren Lesungen und Aktionen mit Feuer, Rauch, Wasser und Licht. Seit 1989 nutzt Filonik industriell hergestellte Lampen, dabei zunehmend fluoreszierende Neonröhren mit technischer Unterstützung von Bogusław Czuber. Die Arbeit auf der III. Biennale der neuen Kunst in Góra (PL), 1989, war sein erstes vollständig aus fluoreszierenden Lampen gebautes Kreuz. Seit 1990 betitelt er seine Arbeiten in der Regel nicht mehr. Gelegentlich bezieht Filonik Sound, Aktion und Video in die Installationen ein. Für Mirosław Filonik ist die Beschäftigung mit dem Minimalismus bzw. der geometrischen Abstraktion und dem spezifischen Innenund Außenraum wichtig. Häufig nutzt er für seine ephemeren Installationen Licht und Lichtsysteme sowie einfache Formen und Zeichen, z. B. Rechtecke, Quadrate, Kreuze, Sterne. Dem Kreuz und der Lichtsymbolik aus christlicher Tradition kommt dabei besondere Geltung zu. Ebenso bezieht er sich auf die vier klassischen Elemente sowie indische und ostasiatische Ideen, insbesondere den Hinduismus, Zen und Buddhismus. Gegensätze, das Unsichtbare und Ordnungsstrukturen sind konstituierend für Filoniks Arbeiten. Technische Teile – Kabel, Sicherungen, Transformatoren, Umschalter, Aufhängesysteme – strukturieren das Werk ebenfalls. Filonik entwickelte mit seinem Daylightsystem eine universelle Konstruktion und installierte sie an verschiedenen Standorten. Einzelausstellungen Eine Kleine Nacht. Galerie Dziekanka, Warschau (PL), 1989 √>/ Der Ameisenhaufen. Galeria Wschodnia, Łódź (PL), 1989 √>/ Cross. Installation. Zielona Góra (PL), Hamburg, Kotka (FIN), 1989 /1990 √>/ Light. Hotel Sztuki, Łódź (PL), 1990 √>/ Ohne Titel. Island, Danzig (PL), 1994 √>/ Blue Light System. Universität Białostok (PL), 1995 √>/ Królikarnia Palast Warschau (PL), 1996 √>/ Zentrum für Zeitgenössische Kunst – Schloss Ujazdowski / Galeria Zache˛ta, Warschau (PL), 2000 √>/ Mirosław Filonik. Daylight-system. Polnisches Institut, Leipzig, 1999, Kat. √>/ Daylightsystem. Bielska Galerie, Bielsko-Biala (PL), 2002 √>/ Mirosław Filonik – Daylightsystem. Adam-Mickiewicz-Institut, Warschau (PL), Polnisches Institut, Berlin, Philips Lighting Poland S.A., Piła (PL), 2005 √>/ Mirosław Filonik. Daylight-System. Polnisches Institut, Leipzig, 2006 Ausstellungsbeteiligungen Expression of the 1980’s. BWA, Sopot (PL), 1986 √>/ What’s up. Old Norblin Factory, Warschau (PL), 1987 √>/ Sculpture in the Garden. SARP (Association of Polish Architects), Warschau (PL), 1988 √>/ III. Biennale der neuen Kunst. Góra (PL), 1989 √>/ Radar. Kotka (FIN), 1990, Kat. √>/ Kunst. Europa. Bonner Kunstverein, Bonn, 1991 √>/ Mirosław Filonik. Tilman Küntzel. Installationen. Galerie Arsenal, Białystock (PL), 1992 √>/ Project Island (2). Danzig (PL), 1994 √>/ [Collection 2000]. GfZK, Leipzig, 2000 √>/ DIALOG LOCI. Centrum Kultury, 109 √>l 110 √>l 111 √>l 112 √>l 113 √>l Ausstellungsbeteiligungen Vom Balkon Europas. Krefelder Kunstverein, 1990 √>/ Bundeswettbewerb. Bonner Kunstverein, 1991 √>/ Stile Libero. Palazzo Ruini, Reggio Emilia (I), 1 991 √>/ Pegel 7. Galerie Rähnitzgasse, Dresden, 1993 √>/ out of residence. Zeitgenössische Kunst aus Dresden. Palazzo Vecchio, Florenz (I), Art Gallery Skopje (MK), 1995, Kunst Haus Dresden, 1996, Kat. Literatur ART news. New York (USA), 5 /1993 √>/ Neue Bildende Kunst. Berlin, 1/1993 √>/ Galerie Gebr. Lehmann Dresden / Galerie Lang Leipzig, Berlin / Galerie Refugium Neustrelitz (Hg.): Hendrik Silbermann. Die Zukunft des Libellentöters. Dresden, 1993 1 09 Silbermann hat mehrere Flaggenentwürfe für unentdeckte Gebiete (I-V) geschaffen. Sie sind aus Holzbrettern montiert, alten, mitunter geteerten Dielenbrettern bzw. Türen. Bei Flaggenentwürfe für unentdeckte Gebiete I sind noch die Scharniere der Tür oder des Fensterladens zu erkennen, sie bilden ein zusätzliches Strukturelement. Das hier verwendete Bildmaterial entstammt dem Inventar der sozialistischen Propaganda und ironisiert sakrosankte Bilder. Die >Entwürfe< persiflieren die fahnen- und flaggenübersättigte DDR und das nach der Wende mit Werbeeffekten visuell überrannte Ostdeutschland. Zudem wird eine abenteuerliche Eroberung unbekannter Gebiete suggeriert. UA –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Flaggenentwürfe für unentdeckte Gebiete I –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1 992 Objekt 69 ≈ 130 ≈ 15 cm –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Schenkung an den Förderkreis von Dr. Arend Oetker 03. 05. 2002 Nat Finkelstein New York (USA) 1933, lebt in New York Nat Finkelstein studierte Fotografie bei Alexey Brodovitch, dem künstlerischen Leiter der Zeitschrift Harper’s Bazaar. Anschließend arbeitete er als Bildjournalist für die Fotoagenturen Black Star und PIX, wobei er vorrangig über die Entwicklungen verschiedener Subkulturen im New York (USA) der 1960 er Jahre berichtete. Nat Finkelstein √>l Billy Name √>l Francesco Vezzoli √>l Jun Yang √>l Nat Finkelsteins Fotografien aus den 1960 er Jahren gehören zu den signifikantesten ihrer Zeit. Er war zwischen 1964 und 1967 der >Hoffotograf< in der Factory Andy Warhols. Die Zusammenarbeit zwischen ihm und Warhol begann auf einer Party in dessen Studio, auf der Finkelstein nach eigenen Angaben von der dekadenten Gesellschaft, die sich dort zusammenfand, beeindruckt war. Die meisten von ihnen waren Homosexuelle, die von der Gesellschaft marginalisiert wurden. Andere kamen aus reichen Elternhäusern, die gegen ihre >gute Erziehung< und die gekünstelten Regeln des >guten Benehmens< verstießen. Finkelstein zeigte sich von den sich daraus entwickelnden Protestbewegungen fasziniert. Er war ein neugieriges, von der Factory angezogenes, aber auch kritisches Mitglied. Aufgrund seiner steten Präsenz gelang es ihm, Fotografien von großer Intensität und Nähe aufzunehmen, die einen Einblick in das Studio ermöglichen. Einzelausstellungen Fifth Street Gallery, New York (USA), 1963 √>/ Cedar Bar, New York (USA), 1964 √>/ Victoria & Albert Museum, London (GB), 1989 √>/ Jaski Art Gallery, Amsterdam (NL), Studio Bildende Kunst Berlin, 1994 √>/ Ludwig Múzeum, Budapest (H), 1995 √>/ Tate Modern, London (GB), 2002 √>/ AENIGMA Books & Prints, Amsterdam (NL), Institute of Art, Krakau (PL), 2004 Ausstellungsbeteiligungen Professional Photographers of America. New York (USA), 1956 √>/ Chrysler Museum (mit Andy Warhol), New York (USA), 1965 √>/ Fondation Cartier, Paris (F), 1990 √>/ Ludwig Museum, Köln, 1991 √>/ Stedelijk Museum Amsterdam (NL), 1993 √>/ Whitney Museum New York (USA), 1997 √>/ Andy Warhol Museum, Pittsburgh (USA), 2001 √>/ >Gee … how glamorous<. Andy Warhol. Stars und Theatralität. GfZK, Leipzig, 2002 √>/ Erotica. London (GB), 2004 Literatur The Andy Warhol Index (with Andy Warhol). 1968 √>/ Andy Warhol: The Factory Years 1964 –1967. St. Martin‘s Press, New York (USA), 1989, 1999 √>/ Andy Warhol: >Oh this is fabulous<. Rotterdam (NL), 1989 √>/ Girlfriends. Amsterdam (NL), 1991 √>/ Merry Monsters. Tokio (J), 1993, Kat. www.natfinkelstein.com 1 10 Andy, Bobby and Elvis ist eine von Finkelsteins bekanntesten Fotografien. Das Bild zeigt drei Pop-Ikonen: Andy Warhol präsentiert Bob Dylan einen seiner Elvis-PresleySiebdrucke. Der Fotograf fängt diesen Augenblick ein. Dieser dokumentiert nicht nur den Alltag in der Factory, in der Berühmtheiten wie Allen Ginsberg, Salvador Dali, Velvet Underground und Marcel Duchamp ein- und ausgingen. Die Fotografie ist dahingehend bezeichnend, wie Glanz und Glamour, Macht und Populärkultur, entscheidende Aspekte in der amerikanischen Gesellschaft dieser Zeit, aufeinandertrafen. IK –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Andy, Bobby and Elvis –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1966 Schwarz-Weiß-Fotografie 30,3 ≈ 40,5 cm –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ankauf des Förderkreises 23. 09. 2002 Billy Name (William >Billy< Linich) Poughkeepsie (USA) 1940, lebt in New York (USA) Billy Name arbeitete als Beleuchter in der Off-Broadway-Szene in New York (USA). Er lernte Andy Warhol Ende der 1950 er Jahre kennen, als er im New Yorker Restaurant Serendipity 3 als Kellner arbeitete. Später war er in einem esoterischen Buchgeschäft tätig und widmete sich Grenzwissenschaften. Name war zwischen 1963 und 1970 als Faktotum und Hausmeister in Warhols Factory extrem wichtig. Er gestaltete das Interieur von Warhols erstem Studio in Silber, die Silver Factory. Das Cover für das RockAlbum von Velvet Underground zählt zu seinen bekanntesten Werken. Neben Nat Finkelstein dokumentierte er fotografisch die Szenekultur der ausgehenden 1960 er, Warhols Kunstaktionen, Happenings, Besprechungen, Filmaufnahmen und die Stars der Factory. Von ihm sind zum Teil die Lichteffekte und Diaprojektionen zu Warhols Multimediaprojekt Exploding Plastic Inevitable. Er war auch u. a. für den Schnitt von Warhols Filmen verantwortlich. Einzelausstellungen Billy Name. Gershwin Hotel. New York (USA), 1998 √>/ Billy Name. Roq la Rue. Seattle (USA), 2004 Ausstellungsbeteiligungen I Shot Andy Warhol. Fahey / Klein Gallery, Los Angeles (USA) 1997 √>/ Ten Years After: The Warhol Factory. Audart Gallery, New York (USA) 1997 √>/ >Gee … how glamorous<. Andy Warhol. Stars und Theatralität. GfZK, Leipzig, 2002 √>/ Max’s Kansas City. Nikolaj Contemporary Art Center, Kopenhagen (DK) 2004 √>/ Band à part. Galerie du Jour agnès b., Paris (F), 2005 Literatur Takashi, Asai: Billy Name: Andy Warhol’s Factory Photos. Art Data, o. O., 1996 √>/ Schorr, Collier / Hickey, Dave: Billy Name. All Tomorrow’s Parties. DAP, o. O., 1997 √>/ Name, Billy: All Tomorrow’s Parties: Billy Name’s Photographs of Andy Warhol’s Factory. Frieze, London, 1997 √>/ Woronov, Mary / Name, Billy: Swimming Underground: My Year in the Warhol Factory. Serpent’s Tail, London, 2000 www.billyname.com 1 11 Die vier Fotografien der Sammlung (siehe Heft 2003) entstanden in den 1960 er Jahren, den Blütejahren der Pop-Art. In dieser Zeit kollidieren sowohl auf politischer als auch auf kultureller Ebene die Ideen einer neu aufkommenden Gegenkultur mit dem Wertesystem der amerikanischen Nachkriegsgesellschaft. Names Fotografien dokumentieren diesen Zeitgeist nicht nur, weil der Künstler sieben Jahre in der Warhol Factory verbracht hatte, sondern auch, weil seine Arbeiten den experimentellen Charakter der Pop-Ästhetik reflektieren. IK –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Jacqueline Kennedy canvases on silver foil at Andy Warhol‘s Factory –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1 964 Farbfotografie 25,5 ≈ 31,5 cm –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ankauf des Förderkreises 23. 09. 2002 Francesco Vezzoli Brescia (I) 1971, lebt in Mailand (I) Francesco Vezzoli studierte bis 1995 am Central Saint Martins College of Arts and Design in London (GB). Nach seiner Rückkehr nach Italien produzierte er seine erste Videotrilogie: OK, the Praz Is Right!, 1997, Il sogno di Venere, 1998, The End (teleteatro). 2001 erhielt Vezzoli den Blinky-PalermoPreis, gestiftet von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung. Francesco Vezzoli studiert in seinen Videos, Stickereien und Fotografien die Welt des Glamours, die damit verbundene öffentliche Aufmerksamkeit und deren massenmediale Inszenierung. Aus Filmen oder Fotografien entnommene Motive und Erkennungsmerkmale der jeweiligen Stars werden von Vezzoli adaptiert, überarbeitet, akzentuiert bzw. neue Elemente hinzugefügt. So fokus- sieren etwa seine Stickbilder jene Details, die mit Emotionen verbunden werden: sehnsuchtsvolle Blicke, Tränen, Blutstropfen. Es handelt sich dabei um eine Auseinandersetzung mit öffentlich verankerten Bildern, eine Suche nach Tiefe und Gefühl hinter der Oberfläche einer inszenierten Darstellung. Vor allem in seinen Videos nähert er sich seinen ProtagonistInnen wie Bianca Jagger, Marisa Berenson oder Helmut Berger behutsam an und stellt Morbidität und Vergänglichkeit neben Glanz und Glamour. Sie bergen eine Vielzahl von Referenzen zur Film- und Kunstgeschichte sowie zur Populärkultur. Zwischen konzeptueller Schärfe und populären Motiven, Oberfläche und Tiefe, Intellektualität und Fetisch angesiedelt, versucht er eine Brücke zwischen der Öffentlichkeit und den Stars zu schlagen. Das Sticken ist dabei nicht nur eine Metapher für Obsession, sondern auch ein Sinnbild für den Rückzug aus dem Öffentlichen ins Private. Filme A Love Trilogy – Self-Portrait with Marisa Berenson as Edith Piaf. 1999 √>/ The Kiss (let’s play Dynasty). 2000 √>/ The End of the Human Voice. 2001 Einzelausstellungen Die Handarbeiten von Francesco Vezzoli. GfZK, Leipzig, 2002 √>/ Francesco Vezzoli – Triologia della morte. Fondazione Prada, Mailand (I), 2005 √>/ Francesco Vezzoli. Gagosian Gallery, Beverly Hills (USA), 2006 Ausstellungsbeteiligungen Videodrome. New Museum of Contemporary Art, New York (USA), 1999 √>/ Magic and Loss – Video by young Italian artists. Contemporary Art Center, Vilnius (LT), 2001 √>/ The Future has a Silver Lining – Genealogies of Glamour. migros museum für gegenwartskunst, Zürich (CH), 2004 √>/ 51. Biennale di Venezia. Venedig (I), 2005, Kat. √>/ Superstars – Das Prinzip Prominenz. Von Warhol bis Madonna. Kunsthalle Wien (A), 2005 √>/ A Short History of Performance – Part IV. Whitecapel Art Gallery, London (GB), 2006 Literatur Francesco Vezzoli. Castello di Rivoli, Museo d’Arte Contemporanea, Rivoli-Torino (I), 2002, Kat. √>/ GfZK / Winkelmann, Jan: The Needleworks of Francesco Vezzoli. Ostfildern-Ruit, 2002 1 12 Mit seinem Selbstporträt versucht Vezzoli, sich selbst in die Logik medialer Inszenierung einzuschreiben: Er überzeugte den Starfotografen Francesco Scavullo, mit ihm zu arbeiten. Mit Hilfe von Scavullo, der einst durch ein Porträt von Elizabeth Taylor Berühmtheit erlangte, transformiert sich Vezzoli selbst in einen androgyn anmutenden Star: FRANCESCO BY FRANCESCO: BEFORE & AFTER. Das Foto wurde auf Gaze gedruckt und von Vezzoli bestickt. Nach seiner Ausstellung in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, Die Handarbeiten von Francesco Vezzoli, stiftete Vezzoli das Foto für die Sammlung. BS –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– FRANCESCO BY FRANCESCO: BEFORE & AFTER –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 2002 Schwarz-Weiß-Fotografie mit bestickter Gaze 61 ≈ 83 cm –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Schenkung des Künstlers an den Förderkreis 23. 09. 2002 Jun Yang Quingtian (CN) 1975, lebt in Wien (A) und Yamamoto (J) √>l Heft 1999–2000 1 13 Das dreiteilige Neonlichtobjekt chopsticks / how to do that? (Ess-Stäbchen / wie macht man das?) basiert auf der Erfahrung verschiedener kultureller Kontexte. Für viele EuropäerInnen stellt sich die Frage nach dem Umgang mit Ess-Stäbchen beim ersten Besuch in einem China-Restaurant. Für Jun Yang sind Ess-Stäbchen Ausdruck einer Erinnerung an China, aber auch an seine Sozialisierung in einem europäischen Land. Seine Kindheit verbrachte er zum größten Teil im Restaurant seiner Eltern. Die Neon-Piktogramme werden so für ihn und uns auf unterschiedliche Weise zu einem Bild und Inbegriff eines Chinesischen. BS –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– >chopsticks / how to do that?< (>Ess-Stäbchen / wie macht man das?<) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– dreiteiliges Objekt Neon, Plexiglas je 64 ≈ 89 ≈ 13,3 cm –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ankauf des Förderkreises 08. 10. 2002