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MESSTECHNIK Schweizer Offiziersmesser im Messbereich? Multichoice PCI Multifunktionsmesskarten Hans Joachim Goldammer Die Schweizer Offiziersmesser ist bekannt für seine Flexibilität und vielfältigen Einsatzbereiche. Egal was man benötigt, man findet das nötige Werkzeug zum Ausklappen an dem roten Wunderding. Im Bereich der Messtechnik sind solche Offiziersmesser selten. Jedes eingesetzte Produkt erkauft sich Vorteile in einem Bereich durch Nachteile in einem anderen. Inzwischen gibt es ein solches Universalprodukt. Die Goldammer Soft- & Hardwareentwicklung, seit 12 Jahren spezialisiert auf die Entwicklung von intelligenten Messkarten, hat mit der Entwicklung der Multichoice PCI-Serie einen großen Schritt zu dem „Schweizer Offiziersmesser“ geleistet. D ie Multichoice PCIMesskartenserie hebt sich durch prägnante Merkmale hervor, die in dieser Kombination auf dem Markt sonst nicht zu finden sind. So wird jede dieser Multifunktionskarten mit einem oder mehreren Signalprozessoren bestückt, die je nach Programmierung die unterschiedlichsten Aufgaben in Echtzeit lösen können. Durch hohe Rechengeschwindigkeiten und die Kombination mit einem updatefähigen FPGA werden nahezu alle Einsatzgebiete der Messtechnik von dieser Kartenserie abgedeckt. Neben einfachen Messwerterfassungen oder Steuerungen von extern angeschlossenen Geräten durch analoge oder digitale Signale sowie pulsweiten- oder frequenzmodulierte Ausgabe können noch komplexe Zählersignale erfasst und verarbeitet werden. Das Spektrum der Zählarten umfasst Impulszähler, Frequenz-, Perioden- und Pulsweitenmesser, Vorwärts- und Rückwärtszähler und Inkrementalzähler, welche direkt die Signale eines angeschlossenen Inkrementalgebers mit Interpolation, Resetimpuls und weiteren Besonderheiten der Signalgeber verarbeiten. Diese Zähler können durch Bestückung der Messkarte oder Erweiterung über Aufsteckmodule beliebig kombiniert werden und ermöglichen so, das „Offiziersmesser“ mit kundenspezifischer Ausrüstung zu bestellen. 56 Alle diese Mess- und Ausgabearten würden allerdings auch ohne Signalprozessoren lauffähig sein. Die Steuerung durch diesen hat jedoch den Vorteil, dass der Prozessor sich in jede beliebige Aufgabe einklinken und eine Onlineverarbeitung vornehmen kann. Unter Onlineverarbeitung versteht man beliebige mathematische oder steuernde Funktionen, die in einem kurzen, vorher definierbaren Zeitfenster ausgeführt werden. Diese Funktionen können durch Setzen digitaler bzw. analoger Ausgänge externe Prozesse steuern und regeln oder durch mathematische Verarbeitung der Messdaten den PC von Berechnungen entlasten. Ein Beispiel für solche Onlineverarbeitungen sind Berechnungen von Fouriertransformationen (FFT), die ein Signal vom Zeitbereich in den Frequenzbereich transformieren. Diese Berechnungen erfolgen in den Zeitbereichen, in denen der Prozessor sich im Idle-Status befindet, also keine anderen Berechnungen durchführt oder auf Fertigmeldungen der Hardware wartet. Dieses Verfahren garantiert eine optimale Ausnutzung der verfügbaren CPU-Rechenzeiten, ohne die Gesamtperformance des Systems zu beeinflussen. Die FFT-Berechnung liefert dann zusätzlich zu den Zeitdaten, die weiterhin abgerufen werden können, parallel die zugehörigen Frequenzspektren. So können während einer Erfassung ohne Einsatz zusätzlicher Hard- oder Software beide Signalarten betrachtet werden. elektronik industrie 04-2002 OnlineFunktionen Die Multichoice PCI-Serie stellt eine große Anzahl an Online-Funktionen zur Verfügung. So sind verschiedene PID-Regelungen auf mehreren Kanälen mit einer einzigen Messkarte möglich. Die Anzahl der Regelungen ist nur durch die Anzahl der verfügbaren D/A-Kanäle auf den Messkarten begrenzt. Diese sehr schnellen PID-Regelungen werden in Echtzeit auf dem Signalprozessor gerechnet und direkt auf die Ausgabekanäle geschrieben, so dass keine unnötigen Latenzzeiten durch Datentransfer zwischen PC und Messkarte entstehen. Verschiedene Filter stellen das Paradebeispiel für wertemodifizierende Funktionen dar. Diese digitalen Filteralgorithmen berechnen anhand von frei einstellbaren Parametern die unerwünschten Frequenzanteile eines Signals und entfernen diese aus dem Signal. Durch die Implementierung der Filter auf dem Signalprozessor sind beliebige Parameter, Filterarten und Frequenzgänge realisierbar. Die Flankensteilheit kann ebenso gewählt werden wie die Genauigkeit der Cut-Off-Frequenzen. Bei Filtermechanismen, die auf dem PC in Software realisiert sind, entstehen oft unnötige Verzögerungen oder Einschränkungen, da keine Bearbeitung in Echtzeit mehr möglich ist. Eine weitere Onlinefunktion ist die prozessorinterne Kennlinienskalierung, welche erfasste Messwerte auf beliebig definierbare Kurven abbilden oder Online-PWM-Ausgaben, bei denen abhängig von dem anliegenden analogen Signal das Puls-Pausenverhältnis automatisch variiert wird, um z. B. abhängig vom analog gemessenen Durchfluss die Ventile mittels PWM zu steuern, ohne den zeitintensiven Weg über PC-Steuerung zu wählen. Triggerung Eine wichtige Stelle bei der Messwerterfassung nimmt die Steuerung der eigentlichen Messung durch Trigger ein.Trigger definieren Start- oder Stoppbedingungen, bei denen die Messwerterfassung entsprechend gestartet oder angehalten werden soll oder auf die eine Messung synchronisiert werden soll. Solche Trigger werden normalerweise mit digitalen Signalen realisiert. Sind die Voraussetzungen entsprechend ausgelegt, dass logische Verknüpfungen oder mathematische Vergleiche durchgeführt werden müssen, sind digitale Trigger schnell an ihrer Grenze angelangt. Für solche Anforderungen sind die Messkarten der Multichoice PCI-Karte mit Triggern ausgerüstet, die durch den Signalprozessor überwacht werden. Werden diese aktiviert, so wird jeder Messwert direkt nach der Erfassung auf die vorgegebenen Kriterien geprüft und die programmierte Aktion bei erfüllter Bedingung sofort eingeleitet. Durch diese direkte Reaktion bei erfüllten Bedingungen gibt es fast keine Verzögerung zwischen Eintritt des Ereignisses und Auslösen der Reaktion. Vordefinierte Triggerarten sind Schwellen- und Fenstertrigger sowie Schwellwerte der ersten Ableitung (Gradientensteigung oder Gradientenfenster). Diese Triggerbedingungen sind individuell kombinierbar für Start- oder Stoppbedingungen und können Messungen starten und stoppen oder durch sofortiges Setzen digitaler Ausgänge extern angeschlossene Maschinen anfahren oder -halten. 716 GOLDAMMER Hans-Joachim Goldammer, Goldammer GmbH Soft & Hardware Entwicklung,38440 Wolfsburg elektronik industrie 04-2002 57