Artikel "Clickerspiele mit Welpen"

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Artikel "Clickerspiele mit Welpen"
welpe n
Clicker-Spiele
Akita Inu Juri macht das BeiFuß-Gehen sichtlich Spaß.
Aufmerksam beobachtet er die
Hand seines Frauchens
für clevere
Hunde
So bekommt der
Clicker-Ton für Ihren Welpen
eine Bedeutung
Bevor Sie mit den Spielen beginnen,
muss der Welpe lernen, den ClickerTon mit dem Leckerli zu verbinden.
Stellen Sie eine Schüssel mit kleinen
und weichen Leckerchen auf den
Tisch. In einer Hand halten Sie den
Clicker (gibt’s im Fachhandel). Aber
bitte nicht in die Nähe des Hundeohres, das laute Geräusch könnte ihn
erschrecken. Nun klicken Sie einmal,
greifen sofort nach einem Leckerli
und geben es ihm. Machen Sie diese
Übung etwa zehn Mal. Dann beenden Sie das Spiel mit einem Schlussritual (siehe unten) und machen
etwa zehn Minuten Pause. Dann
wiederholen Sie die Übungseinheit.
Ihr Hund soll dabei lernen, dass auf
jeden Click ein Leckerchen folgt.
die Expertin:
Warum Spielen für Welpen und Junghunde so wichtig ist
und welche Spiele sich für den Anfang eignen, haben
Sie bereits in unserem August-Heft erfahren. Dieses Mal geht
es um Spiele mit dem Clicker, die nicht nur Spaß machen,
sondern als Grundlage der Hundeerziehung dienen können
K
önnen Sie sich vorstellen,
dass es einem Welpen Spaß
machen kann, wenn er lernen soll, brav an der Leine
zu laufen? Wohl eher nicht?
Aber es kann. Clicker lautet das Zauberwort. Mithilfe des „Knackfroschs“ geht
das sogar besonders schnell. Wie eine neue
Studie aus den USA zeigt, ist das Erlernen
von neuen Fähigkeiten mit Clicker um
40 Prozent effektiver als mit Belohnungswort. Denn Lösungen, die man sich selbst
erarbeitet hat, sitzen besser, als wenn man
einfach nur mechanisch lernt.
„Clicker-Hunde sind besonders clever“,
sagt Hundetrainerin Lynn Hesel. Denn
beim Clickern müssen Hunde mitdenken.
Die Gehirnzellen werden angeregt, die
Hunde lernen, selbstständig Probleme zu
lösen und kreativ zu sein. Sie gewinnen an
Selbstbewusstsein und Sicherheit und nehmen dies auch in andere Situationen mit.
Das Prinzip ist einfach. Man lässt den
Hund scheinbar selbständig auf das Ergebnis kommen, das man erreichen möchte. Weil er dabei nichts falsch machen
kann und am Ende immer ein Erfolgserlebnis steht, spornt das an und macht
Lust, noch mehr zu lernen. Dreht sich der
Welpe beim Spazierengehen zum Beispiel
nach dem Besitzer um, belohnt man das
Schauen mit einem Click und wirft ihm
ein Leckerchen zu. „Anfangs wird er sich
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natürlich fragen, warum er jetzt ein Leckerchen bekommen hat. Wiederholt man
das aber immer wieder, kapiert er schließlich: Aha, immer wenn ich mich umdrehe,
kriege ich meine Belohnung – und wird
das erwünschte Verhalten immer öfter
zeigen“, erklärt die Expertin.
Auch der Mensch wird dabei gefordert.
Er muss lernen, sich zu disziplinieren
und zu strukturieren. Denn Erfolg stellt
sich nur ein, wenn man den Clicker
richtig einsetzt, das Training spielerisch,
aber systematisch aufbaut und dem Welpen Zeit gibt, die einzelnen Lernschritte
zu erarbeiten.
Die
Voraussetzungen
Üben Sie anfangs zu Hause, wo es für
den Welpen weniger Ablenkung gibt. Ihr
Hund sollte hungrig und nicht zu müde
sein. Gehen Sie erst dann zum nächsten
Schritt über, wenn der vorherige gut sitzt.
Üben Sie nicht länger als zwei Minuten.
Auch Kopfarbeit ist anstrengend.
Als Erstes müssen Sie den Welpen auf den
Clicker-Ton konditionieren. Das heißt,
er muss lernen, das Geräusch mit einem
Leckerli zu verbinden. Erst wenn er den
Zusammenhang verstanden hat, können
Sie mit den eigentlichen Spielen beginnen.
Zum Beispiel mit dem oben genannten
Konditionieren
auf den
Clicker
Lynn Hesel arbeitet seit 1999 als
Hundetrainerin
und leitet seit
2004 in Freising
die Hundeschule
DreamTeam. Die
Hundeexpertin
Hundetrainerin
Lynn Hesel
bietet neben Einzelunterricht auch Seminare an und
ist Autorin von Hundefachbüchern.
Ziel ihrer Welpen- und Junghundekurse ist es, den Hundenachwuchs
aufs Leben vorzubereiten
▶ Kontakt: Lynn Hesel
Tel. 08744 9679464
[email protected]
www.hundeschule-dreamteam.de
Blickkontakt-Spiel. Es macht Spaß und
fördert die Bindung zu Ihnen. Beobachten Sie ihn. Immer, wenn er Sie freiwillig
anschaut, clicken Sie und geben ihm sofort
ein Leckerchen. Bald schon wird er Sie immer öfter anschauen, denn es lohnt sich.
Bauen Sie dann auch im Garten und beim
Spaziergang kleine Übungseinheiten ein.
Sehr wichtig ist das Timing. Ideal ist,
wenn der Click innerhalb von 0,5 bis maximal einer Sekunde auf das gewünschte
Verhalten folgt. Dauert es länger als zwei
Sekunden, kann er es nicht mehr mit dem
Verhalten verknüpfen. Wichtig ist auch,
dass auf den Click immer die Belohnung
folgt. Sonst wird das Geräusch für ihn
wieder bedeutungslos. Der Click ersetzt
also nicht das Leckerli.
Später, wenn er das eine oder andere
Spiel schon gut beherrscht, können Sie
ihn zwar auch mal mit einem Belohnungswort bestätigen, dann muss aber auch der
Click wegfallen. Denn der Click ist eine
Art Versprechen auf das Leckerli.
Saskia Brixner
Bitte blättern Sie um
Wichtig: Erst clicken, dann folgt
das Leckerli. Immer. Denn das ClickerGeräusch ist wie ein Versprechen
Start- und
Schlussritual
Beginnen und beenden Sie jedes Spiel
mit einem kleinen Ritual. So wird dem
Welpen schnell klar: Jetzt wird gespielt (oder trainiert), und nun ist das
Spiel oder die Übung wieder zu Ende.
Als Startsignal können Sie einfach drei
Mal hintereinander clicken und dann
belohnen. Dadurch verstärken Sie die
Verbindung Click = Futter noch mal,
bevor es losgeht. Als Schlusssignal
können Sie Ihrem Hund die leeren
Hände zeigen und ein Codewort verwenden wie „Ende“ oder „Fertig“.
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welpe n
1
1 Das Handtouch-Spiel:
Hier geht es
darum, dass der
Welpe mit der
Schnauze die
Hand berührt
Ist er darin
fit, zeigen Sie
ihm die Handfläche der linken
Hand und gehen
los. Immer noch
muss er die Hand
anstupsen. Später
können Sie auch
auf der rechten
Seite üben.
Klappt auch
das, wird die
Hand nur noch beobachtet werden
2
DIE HÄUFIGSTEN FEHLER
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Vom handtouch-spiel zum „Bei Fuss“
Akita Inu Juri und sein Frauchen Inga Lemke zeigen Ihnen, wie aus dem Handtouch-Spiel ganz
langsam ein „Bei Fuß“ wird. Ganz wichtig: nie die Geduld und den Spaß dabei verlieren
Nach dem Startritual verstecken Sie die leere rechte Hand
hinter dem Rücken und führen
sie dann nach vorn bis etwa
zwei Zentimeter vor die Hundenase. Vermutlich wird der
Welpe „nachschauen“, ob ein
Leckerchen drin ist. Sobald er
die Hand mit der Schnauze berührt, clicken Sie, holen ein Leckerli aus der Tasche und be-
lohnen ihn. Dann wandert die
Hand wieder nach hinten, und
Sie wiederholen die Übung.
Stupst er Ihre Hand sehr zielstrebig an, können Sie den
nächsten Lernschritt angehen
und den Abstand vergrößern.
Schritt für Schritt können Sie
nun die Hand weiter wegbewegen und schließlich auch mit
der anderen Hand trainieren.
TARGETSTICK-sPIEL
Bei Fuß-„Spiel“
Der Handtouch ist eine tolle
Voraussetzung, um dem Welpen spielerisch das Bei-FußGehen beizubringen. Kann er
den Handtouch aus dem Effeff,
zeigen Sie ihm die Handfläche
der linken Hand.
Stupst er sie an, gehen Sie
langsam los. Läuft er korrekt
neben Ihnen her, wird geclickt
1
FOTOS: www.animals-digital.de/t. Brodmann
Hat Ihr Welpe Freude am Handtouch,
wird er sicher auch viel Spaß am Spiel mit dem
Targetstick entwickeln. Hier lernt er, einen
„Zauberstab“ mit der Schnauze zu berühren
Voraussetzung ist, dass Ihr
Welpe den Handtouch gut beherrscht. Im Zoohandel gibt es
verschiedene Targetsticks (von
englisch target = Ziel), Sie können aber auch eine Fliegenklatsche nehmen. Legen Sie diese
in die Handfläche. Die Spitze
ist anfangs noch im Handteller.
Stupst der Welpe sie an, wird
geclickt und belohnt. In kleinen
Lernschritten wandert der Stick
nun Zentimeter für Zentimeter
aus der Hand heraus.
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Hat der Hund eine Trefferquote von etwa 80 Prozent,
führen Sie ein Signalwort ein,
zum Beispiel „Touch“. Sagen
Sie Touch und halten ihm den
Tagetstick hin. Berührt er den
Stick mit der Schnauze, wird
geclickt und belohnt.
Targetstick ist ein tolles Hilfsmittel für Übungen wie Slalom
oder Kriechen, wenn Sie später
mal Tricktraining machen wollen. Für Welpen ist das aber
noch zu stressig.
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und belohnt. Am Anfang bei
jedem Schritt, dann bei jedem
zweiten. So lernt er, dass es
nun darum geht, mit der Hand
mitzugehen. Belohnt wird immer mit der Hand, wo er geht.
Aus dem Handtouch wird
später dann der Looktouch.
Er schaut also nur noch nach
der Hand, stupst sie aber nicht
mehr an.
1 Der Targetstick, hier
eine Fliegenklatsche, wird
mit etwas
Abstand vor
die Schnauze gehalten.
Anfangs liegt
das vordere
Ende noch
im Handteller,
dann wandert
sie immer
mehr aus der
Hand heraus
Berührt
er sie mit
der Schnauze,
gibt es Click
und dann ein
Leckerli
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Sollen Sie und Ihr Hund auf
Dauer Spaß beim Clickern
haben, ist es ganz wichtig,
bestimmte Grundregeln
einzuhalten. Wir haben deshalb die häufigsten Fehler
zusammengestellt.
Falsches Timing
Es wird zu früh oder zu spät
geclickt. Dadurch kann der
Hund den Click nicht mit dem
erwünschten Verhalten verknüpfen oder verknüpft ihn
mit etwas Falschem.
Keine Belohnung
Der Click ist ein Versprechen.
Folgt kein Leckerli, wird der
Ton für den Hund wieder bedeutungslos und lässt sich
nicht mehr in der ursprünglichen Stärke zurückholen.
Zu große Lernschritte
Sind die Lernschritte zu groß,
versteht der Hund nicht, was
er tun soll. Er ist frustriert und
empfindet Üben als Bestrafung. Die Übungen müssen in
viele kleine Puzzlestücke unterteilt werden. Je kleiner die
Schritte, desto mehr Leckerchen, Spaß und Erfolg.
Clicken und loben
Wird gleichzeitig mit dem Click
verbal gelobt, überschattet
das Belohnungswort den Clicker. Natürlich darf der Hund
auch über die Stimme merken,
dass man sich freut, aber im
Clicker gibt es im
Fachhandel zu kaufen
richtigen Timing: Clicken – Belohnungswort – Leckerchen.
Zu wenig Pausen
Der Welpe braucht Pausen,
wo er ruhen und die Umwelt
auf eigene Faust erkunden
kann. Wird er zu sehr auf Trab
gehalten, verliert er die Lust.
Reizüberschattung
Greift man vor dem Click zum
Leckerli oder hat es schon in
der Hand, wird der Hund abgelenkt. Das Futter wird wichtiger als die Handlung, und
der Lernschritt erfolgt nicht
bewusst. Erst clicken, dann
zum Futter greifen
Click statt Hundepfeife
Weil er darauf reagiert, clickern viele, wenn der Hund
kommen soll. Da der Click
aber gewünschtes Verhalten
bestätigt, belohnt man ihn fürs
Gegenteil: das Weglaufen.
bodentarget-spiel
Hunde-Spaß mit nützlichem Hintergedanken
Setzen Sie sich auf den Boden und lehnen den Target (im
Handel) ans Knie. Nehmen Sie
ausnahmsweise ein Leckerli
in die Hand und legen die geschlossene Faust auf den Target. Stupst Ihr Welpe diese mit
der Schnauze an, reagieren Sie
nicht. Erst, wenn er sie mit der
Pfote berührt, wird geclickt und
belohnt. Im nächsten Schritt legen Sie die leere Hand offen auf
den Target. Langsam wandert
die Hand vom Target weg, bis er
mit der Pfote nur den Target be-
rührt. Schließlich legen Sie ihn
flach auf den Boden. Führen Sie
ein Signalwort ein, etwa „Tipp“.
Später können Sie den Welpen
auf Entfernung zum Target oder
in seinen Korb schicken.
Suna
beherrscht
das Spiel
schon
perfekt

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