Gespräch mit Hans
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Gespräch mit Hans
Qualität im Hörfunk „Werbung bucht Masse statt Klasse“ Hans-Dieter Hillmoth, Radio-Urgestein, Programmdirektor und Geschäftsführer von Radio/Tele FFH über Ungerechtigkeiten des dualen Rundfunksystems und die einzig brauchbaren Qualitäts-Kategorien – gutes und schlechtes Radio. Austauschbare Musikrotation und wenig Wort: Wodurch zeichnet Hit Radio FFH sich überhaupt aus? Hillmoth: „Wir versuchen uns in allen Zutaten, die wichtig sind für´s Radio, abzuheben.“ Die da wären? Hillmoth: „Die Moderatoren, die Personalities sind, bei der richtigen Musikauswahl, im Service, bei der Interaktion mit dem Hörer und vor allem bei der Nähe zum Hörer.“ Und mit Nähe ist gemeint? Hillmoth: „Der Moderator muss wissen, wovon er spricht. Muss die Region kennen und darf nicht beliebig austauschbar sein. Wir müssen Interaktion mit dem Hörer schaffen, Dinge anbieten zum Mitmachen und Hingehen, Hinhören.“ Also Dauerrotation mit Gewinnspielen, Quiz und Hörergeschichten? Hillmoth: „Das ist ein ganz alter Hut – und all das hat es bei FFH schon früher nicht gegeben. Das haben viele Radiosender erst nach uns gemerkt. Mehr Aktionismus bringt auf Dauer nichts.“ Sondern? Hillmoth: „Werte werden wieder wichtiger. Einer davon ist der Kontakt zum Hörer. Hit Radio FFH hat in Hessen sechs Regionalstudios. Der Hessische Rundfunk übrigens nur drei.“ Dabei finanziert der sich über Gebühren. Fühlen Sie sich ungerecht behandelt? Hillmoth: „Ja es ist ein ungleicher Wettbewerb. Die Öffentlich-Rechtlichen sind besser gestellt bei den Frequenzen und der Finanzierung. Politiker haben dafür aber kein offenes Ohr. Sie sitzen zu gerne im Rundfunkrat.“ Würden Sie das System gerne ändern? Hillmoth: „Ich bin diesbezüglich kein Optimist. Und solange wir trotz allem mehr Hörer haben ...“ …sehen Sie einen Vorteil darin, keinen Programmauftrag erfüllen zu müssen? Hillmoth: „Ich sehe den viel beschworenen Unterschied zwischen öffentlichrechtlichem und privatem Radio im Qualitätsanspruch nicht. Es gibt den Unterschied bei Finanzierung und Auftrag, an den sich die ARD selten hält. Vier von sechs hr-Wellen könnten ebenso gut Privatradios sein. Für mich gibt es nur die Kategorien gutes und schlechtes Radio.“ Im Internet sind schätzungsweise 35.000 Radiosender verfügbar. Warum entscheidet sich der Hörer gerade für FFH? Hillmoth: „Das ist ganz einfach: Unser föderales System in Deutschland wurde früher von vielen als Nachteil gesehen. Kein nationales Radio, nur regionale und lokale Sender.“ Und aus dem Nachteil wurde ein Vorteil? Hillmoth: „Genau. Musik zu spielen, das klingt in jedem Land gleich. Die Nähe, die Regionalität ist wichtig, das hebt uns ab. Das hebt uns auch im Webradio ab, das man weltweit empfangen kann. Es gibt eine Rückorientierung zu Radios aus der Region mit bestimmter Musikfarbe, Nähe und Nachrichten, die rund um die Uhr aktualisiert werden.“ Der Trend zur Ausdifferenzierung hat neben dem Printbereich auch das Radio erreicht. Wie bewältigt FFH die Anforderung an Segmentierung? Hillmoth: „Das ist ein Spagat, den wir versuchen: Breit aufgestelltes Radio anzubieten und dazu klein segmentierte Stationen. Privatradios müssen sich sehr breit aufstellen, denn nur so können sie sich refinanzieren. Es ist eine gesetzlich verordnete Zwickmühle für uns Privatsender.“ Wird sich das Radio durch den Trend zum Regionalen wieder zum Einschaltmedium entwickeln? Hillmoth: „Radio wird immer ein Unterhaltungsmedium bleiben. Aber es wird sicher pointierte Angebote geben, die Hörer gezielt einschalten.“ Warum? Hillmoth: „Weil Radio das einfachste Medium in einer komplizierten Welt ist. Nur einschalten und nicht einstellen. Wenn´s gefällt dabeibleiben, wenn nicht umschalten. So einfach.“ Hätten Sie gerne mehr anspruchsvolle Beiträge in Ihrem seichten Programm? Hillmoth: „Es ist nicht seicht. Seicht bedeutet qualitativ schlecht. Es ist unterhaltsam. Und unterhaltsam anspruchsvoll. Einen guten Beitrag kann jeder, aber ein akzeptiertes Unterhaltungsprogramm wenige.“ Gut. Dann mehr hintergründige als unterhaltsame Beiträge? Hillmoth: „Wir würden uns schon gerne mehr spezialisieren. Aber Werbung bucht Masse statt Klasse. Und daran müssen wir uns orientieren“ Ist Webradio da eine Möglichkeit zur Spezialisierung? Hillmoth: „Ja, das tun wir auch mit 15 Themen-Digitalradios.“ Internet ist also keine Bedrohung für das klassische Radio? Hillmoth: „Im Gegenteil: eine wichtige Ergänzung. Ohne Internet wäre Radio tot.“ Wie kann Internet es denn am Leben halten? Hillmoth: „Erstens haben wir durch Internet einen neuen Verbreitungsweg. Nach UKW der zweitwichtigste. Wir können das Programm auf den Homepages mit Texten, Fotos und Videos anreichern. Und dann wären da noch die sozialen Netzwerke als Kommunikationsinstrument. Hörer können ihr Zugehörigkeitsgefühl dokumentieren. Das ist ihnen wahnsinnig wichtig. Und Feedback ist schneller möglich. Radio hat durch das Internet sehen gelernt.“ Das Interview führte Jasmin Herter