Kurze Meldung in der FAZ - Phil.-Hist. Fakultät
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Deutschland und die Welt S E I T E 6 · NR. 252 FR E I TAG , 3 0 . O K T O B E R 2 0 1 5 F R A N K F U RT E R A L LG E M E I N E Z E I T U N G Vermisster Flüchtlingsjunge tot aufgefunden FRANKFURT, 29. Oktober. Seine letzte Schau für Lanvin am 1. Oktober wollte Alber Elbaz als Manifest verstanden wissen. Der Designer, seit 14 Jahren Kreativ-Direktor des französischen Traditionshauses, spielte mit der Aufmerksamkeit seiner Zuschauer: Es ging los, mit Kontrasten in Schwarzweiß. Dann wechselte Elbaz überraschend die Richtung – in supersoft. Ein Wechselbad der Fashion Moods. Die Parodie sollte offensichtlich sein. Also schickte Elbaz auch noch Logo-Kleider über den Laufsteg. Es war wirklich Elbaz’ letzte Kollektion für Lanvin. Der Designer hat das Unternehmen verlassen, das bestätigte eine Mitteilung am Mittwochabend. Der Weggang des 54 Jahre alten israelischen Modemachers ist der zweite innerhalb weniger Tage. Vergangene Woche war Raf Simons als Kreativ-Direktor von Dior überraschend zurückgetreten, um sich anderen Aufgaben zuzuwenden. Der Fall hat eine neue Diskussion über den Druck angestoßen, dem Designer an Modehäusern ausgesetzt sind. Bei Lanvin soll es ebenfalls Auseinandersetzungen zwischen Elbaz und dem Vorstand gegeben haben. Die Kreativen und die Geschäftsführer – es hakt dieser Tage bei der Zusammenarbeit. Auch Alexander Wang, seit Anfang Oktober nicht mehr Kreativ-Direktor von Balenciaga, will sich künftig auf seine eigene Marke konzentrieren. Die Rücktritte der vergangenen Tage sind symptomatisch für den Druck, der sich vor dem Hintergrund neuer – und zugleich unsicherer – Märkte verschärft. Das trifft nicht nur die Ateliers der Blockbuster-Marken wie Dior. Auch die Labels eine Liga darunter, zu denen Lanvin gehört, müssen sich ständig neu erfinden. Das schafft nicht ein Kreativ-Direktor allein, im Gegenteil. So soll es bei den Auseinandersetzungen zwischen Elbaz, der Lanvin-Firmenanteile hält, sowie dem Besitzer der Marke und dem Geschäftsführer auch um den Verkauf der Vorstandsanteile gegangen sein – und damit um die Zukunft der Marke. Während der Besitzer mit den MehrheitsanteiAlber Elbaz len angeblich nicht verkaufen wollte, musste Elbaz dabei zusehen, wie die Marke in der Wahrnehmung der Kunden zunehmend ins Abseits geriet. Elbaz hatte das Haus 2001 zu neuem Leben erweckt. Sein Modeschmuck, die Partykleider und Ballerina-Schuhe wurden zu Hits. Aber zuletzt kamen keine neuen Markenzeichen hinzu. Vergangene Woche war Elbaz in New York. Auf der Veranstaltung „Night of Stars“ sollte er eine zweiminütige Rede halten. Ganze zwei Minuten! Alber Elbaz macht daraus 16. „Ich glaube, jeder in der Mode braucht dieser Tage mehr Zeit“, sagte er. „Wir Designer haben mal als Couturiers angefangen, mit Träumen, Werten und Gefühlen. Dann wurden wir KreativDirektoren. Heute sind wir für das Image zuständig, dazu da, dass die Bilder gut aussehen. Sie müssen von den Bildschirmen schreien.“ So viel zum Wechselbad der Fashion Moods. Die Rede sollte Elbaz’ zweites Manifest in einem Monat sein. Ein paar Worte hatte er auch noch zu seinem ersten zu sagen: „Als ich nach der Schau auf den Laufsteg trat, hatte ich das Gefühl, niemand würde klatschen.“ Nicht nur Designer könnten jetzt mehr als 24 Stunden pro Tag und zwei Köpfe gebrauchen, auch die Modeleute müssten drei Hände haben. Zwei, um zu klatschen, eine weitere, um mit dem iPhone zu filmen. Der Kurz-Clip ist gerade wichtiger als die JENNIFER WIEBKING Wertschätzung. mk. BERLIN, 29. Oktober. Die Berliner Behörden haben am Donnerstag mitgeteilt, im Fall des vermissten Mohamed sei am Vormittag ein Mann festgenommen worden. Er werde verdächtigt, den Jungen getötet zu haben. Im Kofferraum seines Autos habe man den Leichnam eines Kindes gefunden. Am Nachmittag teilten die Ermittler mit, dass es sich um Mohamed handelt. Er sei wohl schon längere Zeit tot. Die Fotos des Mannes, an dessen Hand der vier Jahre alte Mohamed am 1. Oktober das Gelände des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso) verlassen hatte, waren im Laufe der Ermittlungen immer schärfer geworden, die Polizei prüfte mit einer Sonderkommission Hunderte Hinweise und durchkämmte die Nachbarschaft, doch gab es lange keine Spur vom verschwundenen Flüchtlingsjungen Mohamed. Erst als die Mutter des Verdächtigen der Polizei am Donnerstagmorgen mitteilte, ihr Sohn habe ihr gegenüber die Tat gestanden, fand man den Mann. Er ist 32 Jahre alt. Er wurde vernommen und soll die Tat auch gegenüber der Polizei „spontan“ zugegeben haben. Er wurde dem Haftrichter vorgeführt. Die Polizei nimmt an, dass er allein gehandelt hat. Eine Obduktion sollte die Identität und die Todesursache des Kindes klären; sie war am Spätnachmittag, als die Ermittler vor die Presse traten, noch nicht abgeschlossen. Mohamed war mit seiner Mutter und zwei Geschwistern auf dem unübersichtlichen und überfüllten LagesoGelände verlorengegangen; eine Überwachungskamera hatte Bilder davon aufgezeichnet, wie er neben einem Mann das Gelände verließ. Eine intensive Suche der Polizei in der Nachbarschaft war lange ohne Spur geblieben. Mohameds Familie stammt aus Bosnien-Hercegovina. Sie soll, wie es in Berichten über den Fall hieß, seit geraumer Zeit in Berlin leben. Die Staatsanwaltschaft setzte 10 000 Euro an Belohnung für Hinweise aus, zwei Privatpersonen ergänzten dies um weitere 10 000 Euro. Berliner Politiker drückten der Familie am Donnerstag ihr Mitgefühl aus. Foto AP Alber Elbaz verlässt nach 14 Jahren die Modemarke Lanvin Vorzimmerdame im Mittelpunkt: Miss Moneypenny ist auch nicht mehr das, was sie früher einmal war, aber welcher Bond würde sich da beklagen? Fotos Jens Gyarmaty Bonds beste Frau Vom Vorzimmer zum Außeneinsatz: Die Schauspielerin Naomie Harris hat die ikonische Nebenrolle der Miss Moneypenny neu erfunden. Von Claire Beermann BERLIN, 29. Oktober. Miss Moneypenny trägt heute keine Schreibtischuniform. Am Kurfürstendamm wirbelt der Herbstwind das Laub auf, die Leute tragen Daunenjacken – aber Naomie Harris, die aktuelle Darstellerin der vielleicht charmantesten weiblichen Nebenrolle der Filmgeschichte, sieht aus, als käme sie gerade von einem dreiwöchigen Segeltörn in der Karibik. Harris ist seit Wochen auf Promotionstour für den aktuellen 007-Streifen „Spectre“; an diesem Nachmittag soll sie eine Ausstellung zum Film im KaDeWe eröffnen. Mit übergeschlagenen Beinen sitzt sie im streng abgeriegelten Geschäft des Sponsors Omega und wirkt so entspannt, wie es sich für eine Engländerin zur Teestunde gehört. In ihrem gelben Kleid strahlt sie wie die britischen Kronjuwelen, die Nase ist frisch gepudert, die Oberarme sind trainiert, die Absätze der Sandaletten messerspitz. Miss Moneypenny, das hat Naomie Harris schon im letzten Bond-Film „Skyfall“ bewiesen, ist heute viel mehr als nur die kokette Schreibkraft, als die sie einst im Vorzimmer des Geheimdienstchefs M Papierkram erledigen und 007 gelegentlich schöne Augen machen durfte. Nach zwei Filmen Abwesenheit kehrte die Sekretärin in „Skyfall“ zurück – und war gleich in der ersten Szene kaum wiederzuerkennen: Als furchtlose Ko- Agentin jagt sie da im Geländewagen durch Istanbul und feuert zwischendurch ein paar Schüsse durch die Windschutzscheibe. Nicht umsonst hielt man Naomie Harris in „Skyfall“ bis zur letzten Szene für ein Bond-Girl – das erste Bond-Girl wohlgemerkt, das der Verführungskraft des traditionell unwiderstehlichen Helden zu widerstehen weiß. Doch wer Harris gegenübersitzt, merkt schnell, dass sie mit ihrer ikonischen Rolle als Miss Moneypenny mehr als zufrieden ist. Und als „Girl“ will sie schon gar nicht bezeichnet werden, wie überhaupt dem gesamten weiblichen Personal der Filmreihe ihrer Ansicht nach ein neuer Titel gebührt. „Ich finde den Begriff ,Bond-Girl‘ erniedrigend. Monica (Bellucci) ist 51, Léa (Seydoux) ist 30, ich werde demnächst 40. Ich finde, wir haben es verdient, als Frauen bezeichnet zu werden. Es klingt einfach selbstbewusster und stärker.“ Naomie Harris, 1976 in London geboren, wollte schon immer starke Frauen spielen. Im zweiten und dritten Teil der Piraten-Saga „Fluch der Karibik“ verkörpert sie die Rolle der schrulligen Meeresgöttin Tia Dalma. In „Mandela – Der lange Weg zur Freiheit“ war sie 2013 an der Seite von Idris Elba als Winnie Mandela zu sehen. „Meine Mutter hat mich allein aufgezogen und dabei als Drehbuchautorin Karriere gemacht. Sie ist sehr intelligent und tüchtig. Ich wollte immer Rollen spielen, die echte, selbstbewusste Frauen wie sie darstellen.“ Im Alter von neun Jahren trat Naomie Harris zum ersten Mal im Fernsehen auf. Nach der Schule wurde sie an der Universität von Cambridge angenommen, wo sie allerdings nie richtig ins Schema passte: „Ich war ein schüchterner Nerd. Bis heute fällt es mir nicht leicht, im Licht der Öffentlichkeit zu stehen. Ich wollte nie gesehen werden. Tatsächlich verstecke ich mich hinter meinen Rollen.“ Auch mit Miss Moneypenny habe sie wenig gemein: Während sich die zum Außeneinsatz aufgestiegene Agentin am liebsten furchtlos jeder Gefahr stelle, sei sie selbst ein Mensch, der brenzligen Situationen lieber aus dem Weg gehe. „Nur dass ich mich definitiv auch in James Bond verlieben würde“, sagt Harris und lacht vergnügt. „Darin sind wir uns ähnlich!“ Dabei besteht ja der Clou ihrer Rolle darin, dass sie die Grenze zum Unprofessionellen niemals überschreitet. Und auch im neuen Bond-Film „Spectre“ ist auf die leiseste Annäherung zwischen 007 und Miss Moneypenny nicht zu hoffen. Im Gegenteil: „Die Figur hat sich in ‚Spectre‘ definitiv weiterentwickelt“, sagt Naomie Harris. „In ‚Skyfall‘ war die neue Miss Moneypenny noch etwas grün hinter den Ohren. Sie wollte eine Mini-Version von 007 sein, musste aber M lässt bitten: Naomie Harris in Berlin einsehen, dass sie nicht das Zeug zum Töten hat. In ‚Spectre‘ erscheint sie dagegen viel reifer und geerdeter.“ In der Tat lässt sich in den jüngeren Bond-Filmen ein zeitgemäßes Frauenbild erkennen. Es waren immer auch die Frauen, die aus der Agenten-Reihe mehr als reine Action-Thriller machten – auch wenn die Schießereien, Prügeleien und Folterszenen in den jüngsten Folgen brutaler geworden sind. Doch das Zusammenspiel aus heldenhaftem Gentleman, herrlich abgründigen Bösewichten und den schönen, klugen und selbstbewussten Bond-Frauen machte jeden Bond-Film stets zum höchst unterhaltsamen Gesellschaftsereignis. „Die Frauen in den Filmen haben sich wie die Frauen in der realen Welt weiterentwickelt“, sagt auch die Koproduzentin Barbara Broccoli. Sie hält die Bezeichnung „Bond-Women“ ebenfalls für angemessen. „Alles andere wäre doch altmodisch.“ Hätte Naomie Harris eigentlich gern eine zum Verführen lizenzierte BondDame gespielt? „Darüber habe ich gar nicht erst nachgedacht“, antwortet sie. „Für mich ist es ein unglaubliches Privileg, Miss Moneypenny ein ganz neues Gesicht verliehen, sie neu erfunden haben zu dürfen.“ Überraschend kam ihre Besetzung schon – was in der öffentlichen Rezeption jedes neuen 007-Streifens Tradition hat, schließlich folgt die Filmreihe seit Jahrzehnten eingefleischten Codes. Da stößt jede Veränderung zunächst auf Skepsis: ein blonder Bond? M eine Frau? Miss Moneypenny schwarz? „Gerade bei der Frage, wer der nächste James Bond werden soll, merkt man doch, wie sinnlos diese Diskussionen sind“, sagt Naomie Harris. „Es geht doch nicht darum, ob 007 blonde Haare hat oder schwarz oder vielleicht sogar eine Frau ist. Es geht darum, ob er oder sie die richtigen Qualitäten mitbringt.“ Ein weiblicher Bond, könnte es wirklich schon bald dazu kommen? „Ich bin ein Mensch, der prinzipiell glaubt, dass alles möglich ist“, sagt Naomie Harris. Die Rolle einer Agentin 007 wäre ja eigentlich wie für sie maßgeschneidert. Hätten Sie Lust, die erste Miss Bond zu werden, Miss Moneypenny? Schallendes Gelächter. „Auf keinen Fall!“ Kurze Meldungen Sprachwissenschaftler der Universität Augsburg wollen in den kommenden drei Jahren eine fast ausgestorbene Form der deutschen Sprache erforschen. Das sogenannte Unserdeutsch werde nur noch von etwa 100 älteren Menschen in Papua-Neuguinea und Australien gesprochen, teilte die Universität am Donnerstag mit. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt solle die auf dem Deutschen basierende Kreolsprache nun dokumentiert werden. Unserdeutsch ist während der deutschen Kolonialzeit in einer katholischen Missionsstation entstanden, die im heutigen PapuaNeuguinea angesiedelt war. (epd) Eine Software gegen Zusammenstöße mit Kängurus in Australien wird jetzt beim schwedischen Autohersteller Volvo getestet. Nach Angaben vom Donnerstag dient eine zuvor in Schweden mit Elchen, Rentieren und Kühen getestete Technik als Grundlage. Kameras und Sensoren erfassten die Tiere am Straßenrand, der Wagen bremse dann automatisch. In Australien filmten Ingenieure nun Kängurus im Naturpark Tidbinbilla nahe der Hauptstadt Canberra, um die Bewegungsmuster zu studieren. „Kängurus sind kleiner und unberechenbarer“, sagte der Volvo-Ingenieur Martin Magnusson. „Deshalb ist es wichtig, dass wir die Technik an echten Tieren in natürlicher Umgebung testen.“ In Australien komme es jedes Jahr zu mehr als 20 000 teils tödlichen Kollisionen mit Kängurus. (dpa) Veranstaltung in Zusammenarbeit mit: F.A.Z.-KAS-Debatte zur internationalen Politik Wer darf rein? Ursachen und Konsequenzen der Flüchtlingskrise Im Gespräch: Die deutsche Gesellschaft hat auf die hohe Zahl an Asylbewerbern im Sommer überaus positiv reagiert. Um diese Stimmung zu erhalten, ist auch die Betrachtung unserer Aufnahmefähigkeiten notwendig. Wer darf rein? Was können die Kommunen tun? Und was kann Deutschland einbringen, um die Ursachen von Flucht und Migration zu reduzieren? Über diese und andere Fragen wollen wir gerne mit den Panelisten und mit Ihnen diskutieren. Donnerstag, 12. November, 18.00 Uhr, Hannover Congress Centrum, Theodor-Heuss-Platz 1 – 3, 30175 Hannover Anmeldung unter dem Stichwort „F.A.Z.-KAS-Debatte“ per E-Mail an: [email protected] Nils Wörmer Leiter KAS-Länderprogramm Syrien/Irak mit Sitz in Beirut (Libanon) Prof. Dr. Christine Langenfeld Vorsitzende des SVR deutscher Stiftungen für Integration und Migration Dr. Jasper von Altenbockum Verantwortlicher Redakteur für Innenpolitik, F.A.Z. Björn Thümler Vorsitzender der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag Klaus-Dieter Frankenberger Verantwortlicher Redakteur für Außenpolitik, F.A.Z. Dr. Gerhard Wahlers Stellvertretender Generalsekretär, KAS Anmeldeschluss: 6. November 2015. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter www.kas.de/faz