Coaching heute

Transcription

Coaching heute
März 2010. mit trainingheute und speakingheute
Sabine Asgodoms Magazin für Coaches, Trainer und Speaker
Roswitha van der Markt
Als Mensch werden wir geboren – Persönlichkeit
müssen wir uns erst selbst erarbeiten
Coaching plus Positive Psychologie
Der Methoden-Mix der Zukunft
Editorial
W
illkommen
Liebe Leserin, lieber Leser,
Ein Jahr Coaching-heute. Mit dem Equal Pay Day (EPD) am 20. März 2009 hat es angefangen. Und mit 56
Coaches. Die Kollegen und Kolleginnen sind damals zu unserer großen Highspeedcoaching-Aktion auf eigene Kosten nach Hamburg gekommen und haben auch eine weite Anreise – zum Beispiel von Klagenfurt am
Wörthersee oder Edinburg nicht gescheut. Sie haben einen Tag gespendet, um Frauen am Equal Pay Day in
Sachen Gehaltsverhandlungen zu coachen (siehe den Beitrag auf Seite 4).
Der Equal Pay Day, seit Jahren international begangen, ist der Tag, an dem eine berufstätige Frau so viel
verdient hat wie ein Mann bis zum 31. Dezember des Vorjahres (im Schnitt, laut Statistik). 2009 war der EPD
am 20. März. In diesem Jahr ist er erst am 26. März, was heißt, Frauen brauchten 2009 79 Tage mehr, bis sie
mit den Männern finanziell gleichziehen konnten. Über 160 Veranstaltungen wird es dieses Jahr in Deutschland
dazu geben.
Zum Equal Pay Day 2009 hatten wir eine Liste der teilnehmenden Coaches zusammengestellt,
einige Seiten über Coaching und Coaching-Ethik hinzugeschrieben – und dann kam die Idee, ein
Zeitschriften-Cover um die 48 Seiten zu legen. So ist Coaching-heute entstanden.
Und die Grundidee steht immer noch: Eine Zeitschrift, die kostenlos im Internet zu lesen und
downzuloaden ist, und die ein Forum für Coaches ist – aber auch Speaker und Trainer, von
denen viele ja ebenfalls coachen.
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gabe zum
Equal Pay
Day
3/2009
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Ich habe die besondere Freude, Ihnen unsere Titelgeschichte ans Herz zu legen. Lebensphilosophische Hintergründe des Coaching – das klingt nur abstrakt, ist aber aus dem Leben
gegriffen. Unsere Titelbild zeigt Roswitha van der Markt, MBA in Harvard, langjährige Partnerin bei Accenture, erfolgreiche Beraterin und Coach, die die These vertritt: „Als Mensch werden wir geboren, Persönlichkeit müssen wir uns erst selbst erarbeiten“. In einem weiteren spannenden Bericht zeigen wir,
wie Coaching und Positive Psychologie zusammenwachsen.
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Übrigens: Am 26. März werde ich mich erstmals als Kabarettistin versuchen. Im Neuen Rathaus in München
werde ich ab 20 Uhr im Rahmen des EPD vor 200 Frauen mein neues Kabarettprogramm „Habt Mitleid mit
den Männern“ vorführen, der Eintritt ist frei, aber Sie müssten sich, um sicher einen Platz zu bekommen, anmelden (siehe den Kasten auf Seite 6).
Ihre
Sabine Asgodom, CSP
Herausgeberin
– März 2010
2
In dieser Ausgabe
Klicken Sie bitte das Foto an und der Beitrag öffnet sich!
Caroline Bernardi
Spirituelles Management-Coaching
11
Ein ganzheitlicher Coaching-Ansatz für die Zeiten des Umbruchs und der Veränderung. Was
Urvölker bereits wussten und nutzten, hilft auch
dem Management. Der neu-alte Coaching-Ansatz wirkt effektiv und effizient
Monica Deters
Equal Pay Day
12
Als Mensch werden wir geboren – Persönlichkeit müssen wir uns erst selbst erarbeiten
Was große Denker uns an Lebenseinsichten und Lebensrat geben, wird
heute in der Weiterbildungsbranche wiederentdeckt. Es ist oft wertvoller
als die immer wieder neuen Methoden und Methödchen, mit denen der
Markt der Coaches, Trainer und Speaker bereichert werden soll.
Frauen tragen selber Mitschuld, wenn sie
weniger Geld bekommen als ihre männlichen
Kollegen. Die 5 größten Fehler der Gehaltsverhandlung – und wie Frauen sie vermeiden
Renate Hannemann
Coaching*****prozeß 2010
13
8
Die „Krise“ hat ja nicht etwa „die Wirtschaft“
oder „die Finanzindustrie“ betroffen – sondern
Menschen. Eine der Folgen: Coaching im
Großraum der Ballungszentren boomt, weil
viele Menschen die Krise als Chance nutzen, ihr
Leben und Wirtschaften neu aufzustellen
Eva Loschky
4
Equal Pay Day
Frauen verdienen deutlich weniger Geld als Männer. Dagegen engagieren sich inzwischen sogar Unternehmerorganisationen wie die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und der Verband
deutscher Unternehmerinnen (VdU). Sie tun gut daran, denn hier gibt es
seit langem eine Gerechtigkeitslücke. Und die Menschen sind hier sehr
sensibel geworden.
Rede-Coaching: nötiger denn je!
14
Große Leidenschaft, die Tiefe von Botschaften
sind es wert, in die Welt getragen zu werden:
mit klangvoller Stimme, italienischer Gestik und
großer Bühnenfreude! Denn es ist und bleibt
der Mensch, der bewegt und überzeugt!
Roswitha van der Markt
Wie sieht es eigentlich mit Ihrer
Gesundheit aus?
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Wir wissen, wie es gehen könnte – mehr Bewegung, gesunde Ernährung und Entspannung.
Warum aber setzen dies nur wenige wirklich
konsequent um?
Anne Schweppenhäußer
Die Cicero-Coaching Prinzipien:
16
Aufregen und Erkennen eigener unbewusster
Motive. Eigene egoschützende Filtermechanismen kennenlernen: Angst = Enge. Prozessorientierte Bearbeitung erkannter Motive mit
vielfältigen zielführenden Methoden
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Coaching und Positive Psychologie:
unschlagbar und zukunftsfest
Weltweit erlebt die Angewandte Positive Psychologie einen starken
Aufschwung – besonders in der Weiterbildung. Nur manche deutschen
Psychologie-Funktionäre träumen noch davon, ein traditionelles Psychologie-Studium als Zugangs-Hürde für das Coaching etablieren zu können. Die Tools, die aus der Angewandte Positive Psychologie kommen,
aber sind wissenschaftlich abgesichert und für alle nutzbar.
Save the Date
Der nächste Asgodom Persönlichkeits-Kongress findet
am 18. November 2010 wieder in Mainz statt. Thema:
Erfolg durch Leidenschaft
Impressum – Seite 29
Jahresthemenplan – Seite 29
Termine – Seite 7
– März 2010
3
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Equal Pay Day
EQUAL PAY DAY
2010 noch später
als 2009
Am Equal Pay Day sind alle Frauen dazu aufgerufen, eine rote Handtasche zu tragen,
um so gegen die geschlechtsbedingte Unterbezahlung von Frauen zu protestieren.
Erfahren Sie im folgenden Interview mit Monica Deters, was sonst noch geplant ist
– am 26. März 2010 – dem diesjährigen „Tag der einheitlichen Bezahlung“
2009 hatten Sie anlässlich
des Equal Pay Day am 20.
März, gemeinsam mit dem
BPW (Business of Professional Women) und Sabine
Asgodom, zum HighspeedCoaching eingeladen. Ziel
war es, den EPD bekannter zu
machen und so noch intensiver für die faire Bezahlung
von Frauen einzutreten. In
diesem Jahr wird der EPD
jedoch später stattfinden als
noch im Vorjahr. Also trotz
„Vaterzeit“ und des unermüdlichen Einsatzes vieler
(Wirtschafts-)Frauen hat sich
die Situation der arbeitenden
Frauen verglichen mit der der
Männer nicht verbessert, sondern verschlechtert. Woran
liegt diese Rückentwicklung?
Aktuell haben wir in Deutschland lt. Statistischem Bundes-
Monica Deters
(links) und Sabine
Asgodom beim Highspeed-Coaching anlässlich des Equal Pay Days 2009
amt einen Gehaltsunterschied Pay Day zwar 6 Tage früher, neuen (leicht gesunken) und
zwischen Frauen und Män- aber im Jahr davor sogar erst alten Bundesländer (leicht genern von 23 %. Diese Gender am 15. April. Insgesamt haben stiegen). Und letztlich haben
Pay Gap, also die prozentuale wir schon deutliche Fortschritte wir alle ein schwieriges Jahr
Entlohnungs-Lücke zwischen gemacht, jedoch kann uns das mit der Wirtschaftskrise hinter
den Geschlechtern, bezeichnet nicht reichen.
uns.
den durchschnittlichen Brutto- Die aktuelle Terminverschlech- Insgesamt würde ich sagen,
stundenverdienst
haben wir uns
von allen sozinicht gravierend
alversicherungsverschlechtert,
pflichtigen Arbeitaber natürlich
Von der Redaktion des Coaching-Magazin bin ich ein,
nehmerinnen und
auch nicht verzwei Mal schräg von der Seite angeredet worden. Zum
Arbeitnehmern in
bessert. Und das
Beispiel würde ich so etwas Fürchterliches wie HighDeutschland.
zeigt mir, dass
Speed-Coaching machen. Nun lese ich im Oxford University Handbook of Positive Psychology and Work in eiDas Datum des
wir noch viel
nem Aufsatz des auf Seite 17 ausführlich erwähnten Dr.
Equal Pay Day in
konsequenter,
Anthony M. Grant, dass die Coaching-Fachwelt für das
diesem Jahr der 26.
noch fordernder
High-Speed-Coaching
einen
schönen
Fachausdruck
hat:
März. Bis zum 26.
und überzeu„Corridor Coaching“ – also eine Art „Coaching en pasMärz muss eine
gender werden
sant“, im Vorbeigehen. Dr. Grant ist einer der führenden
müssen.
Frau länger arbeiCoaching-Psychologen der Welt.
Immerhin hat
ten als ihr männeine Umfrage
licher
Kollege,
um gleiche Bezahlung („equal terung in diesem Jahr erklärt im letzten Jahr von Sinus Socipay“) zu erhalten.
sich überwiegend in der leich- ovion im Auftrag des BundesIm letzten Jahr lag der Equal ten Verschiebung innerhalb der frauenministeriums ergeben,
Ach ja, das High Speed Coaching
– März 2010
4
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Equal Pay Day
dass ganze 92 Prozent der Bevölkerung der Meinung sind, dass
Frauen und Männer für gleiche
oder gleichwertige Arbeit auch
gleich bezahlt werden sollten. Also
raus aus dem Konjunktiv – rein in
die Kraft. Wussten Sie übrigens,
dass ganz besonders Banken und
Versicherungen ungleiche Gehälter zahlen?
Was planen Sie und der BPW
dieses Jahr anlässlich des EPD?
Nachdem wir im letzten Jahr in
Hamburg so einen unglaublichen
Erfolg mit unserem Weltrekordversuch im Highspeed-Coaching
in Gehaltsverhandlung mit Sabine
Asgodom hatten, werden wir hier
wieder anknüpfen.
Wir haben gemerkt, wie wichtig
den Frauen die aktive Unterstützung ist und so werden wir wieder
mit 20 Beratern kostenlos für ein
Coaching zur Verfügung stehen.
Ebenso bieten wir neben einem
informativen und unterhaltsamen
Messe-Rahmenprogramm
eine
kontroverse Podiumsdiskussion
mit prominenten Vertretern aus
dem Hamburger Senat, der Wirtschaft, den Medien und dem Sport
an.
Stellen Sie sich vor, als die Fußballfrauen das erste Mal die Europameisterschaft 1989 gewonnen
haben, wurde ihnen ein Kaffeeservice überreicht, während ihre
männlichen Kollegen auch damals
schon in der Summe Millionenbeträge eingestrichen haben.
Besonders freue ich mich in diesem Jahr auf das spektakuläre
Aufsteigen von 500 Gehaltswunschballons in den Hamburger
Himmel. Jede Frau, aber natürlich
auch die Männer, sind sehr herzlich eingeladen, am 26.03.2010
von 7:00-15:00 Uhr in das Logenhaus in Hamburg zu kommen
(Uninähe). Aber schauen Sie auch,
unter www.equalpayday.de was in
Ihrer Stadt für eine Aktion geplant
ist und gehen Sie dort hin!
Was passiert gerade auf politi-
scher Ebene, um die Aufhebung
der geschlechtsspezifischen
Bezahlung zu erlangen, und was
muss Ihrer Meinung nach noch
stärker gefördert werden?
Bis einschließlich 2011 unterstützt
das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
(BMFSFJ) den Equal Pay Day,
wobei wir die Entwicklung nach
dem Wechsel der Frauenministerin erst abwarten müssen.
Die Bundesregierung hat uns ein
Instrument für eine Entgeltanalyse nach Geschlecht zur Verfügung
gestellt, das sogenannte LogibD („Lohngleichheit im Betrieb
– Deutschland“), das sich jedoch
noch in der Erprobung befindet
(200 exemplarische Betriebe).
Außerdem ist hier kritisch zu hinterfragen, ob das Instrument überhaupt ausreicht, um eine gerechte
Bezahlung zu gewährleisten.
Spannend jedoch ist, dass es eigentlich noch von der alten Bundesregierung das feste Ziel gibt,
die Lohnlücke im Jahr 2010 auf
15 Prozent zu reduzieren – und bis
2015 um weitere 5 Prozentpunkte.
Aber ich bin ehrlich – daran glaube ich nicht. Dazu bedürfte es zu
vieler Änderungen der politischen
Strategie zur Förderung der Entgeltgleichheit wie z.B. die Änderung,
l dass Frauen nicht mehr als Berufeinsteigerin gelten, wenn sie
nach der Familienpause zurückkehren,
l dass die Pflege von Menschen
– ein „typischer“ Frauenberuf
– zumindest gleich eingestuft werden muss wie ein Tierpfleger, der
als Männerberuf gilt,
l dass mehr KITA- und Krippenplätze geschaffen werden müssen,
l aber auch, dass es im Niedriglohnsektor zumindest ein flächendeckender Mindestlohn erforderlich ist, wenn es schon keine
Tarifregelung gibt.
Und die neue Regierung von
Union und FDP hat im Koalitionsvertrag lediglich versprochen,
für Logib zu werben. Naja... Und
Danke!
… falls Sie einen Coach suchen: Diese 56 Coaches waren 2009
beim EPD dabei und waren somit Inspiratoren für Coaching-heute
Deutschland Nord
Nicola Baark Hamburg – [email protected]
Heike M. Bönisch Hamburg – offi[email protected]
Wolfgang Bönisch Hamburg – offi[email protected]
Petra Danowski Hamburg – [email protected]
Gabriele Golling Hamburg – [email protected]
Gabriele Hoffmeister-Schönfelder Hamburg – [email protected]
Ute Körner Hamburg – [email protected]
Sabine Loch Hamburg – [email protected]
Christa-Marie Münchow Hamburg – offi[email protected]
Dr. Volker Römermann Hamburg – [email protected]
Tom Schmitt Hamburg – [email protected]
Ilonka Winkler Hamburg – [email protected]
Monica Deters Bargteheide bei Hamburg – [email protected]
Roland Arndt Bad Oldesloe – [email protected]
Margret Andrich-Stich Stade bei Hamburg – [email protected]
Christiane Jost Stade bei Hamburg – Telefon 0414-411484 / www.mub-stich.de
Alexander Maria Faßbender Kaltenkirchen bei Hamburg –
[email protected]
Anabel Schröder Kaltenkirchen bei Hamburg – [email protected]
Anja Mýrdal Scheeßel bei Rotenburg/Wümme – [email protected]
Ulrike Schalow Buxtehude – [email protected]
Deutschland Mitte
Glücksrabe /Peter Rabeneck Berlin – info@glücksrabe.de
Annette de los Santos Berlin und Edinburgh – [email protected]
Susanne Schwarzer Berlin – [email protected]
Alexandra Schwarz-Schilling Berlin – [email protected]
Jörg Hartig Leipzig – [email protected]
Annett Graf Kassel – [email protected]
Andrea Sachtleben Köln – [email protected]
Martina Hautau Bochum – [email protected]
Nadja Lins Giessen-Linden – [email protected]
Beate Oehl Idstein/Taunus – Telefon +49 6126 990 301
Markus Söhngen Linden-Leihgestern – [email protected] /
[email protected]
Claudia Steiger Frankfurt am Main – [email protected]
Karin Hafen Offenbach – [email protected]
Susanne T. Hansen Zornheim bei Mainz – [email protected]
Doris Stempfle Erlenbach bei Heilbronn – dstempfle@stempfle-training.de
Renate M. Hannemann Bensheim – [email protected]
Deutschland Süd
Stefanie Demann Fürth – [email protected]
Sabine Asgodom München – [email protected]
Claudia Dietl München – 089-8144350 / www.art-of-sales.de
Dr. Stephanie Hann München – [email protected]
Uschi Kaltner München – www.smsgmbh.de
Ursu Mahler München – [email protected]
Claudia Scherzinger München – [email protected]
Armin Kittl Fischbachau, Oberbayern – [email protected]
Karin Lohner Stockdorf bei München – [email protected]
Christa Mesnaric Weßling bei München – [email protected]
Claudia Nuber Glonn bei München – [email protected]
Barbara Wittmann Hettenshauser bei München [email protected] / [email protected]
Anne Schweppenhäußer Stuttgart – [email protected]
Angelika Pfisterer Pforzheim – a.pfi[email protected]
Ursula Kraemer Friedrichshafen – [email protected]
Österreich / Schweiz
Ulrike Aichhorn Salzburg – [email protected]
Robert Ukowitz Klagenfurt am Wörthersee – [email protected]
Barbara Graber Klagenfurt am Wörthersee – offi[email protected]
Timo Hinrichsen Galgenen, Schweiz – timo.hinrichsen@loesungsfinder.ch
Gabriele Schendl-Gallhofer Zürich – [email protected]
– März 2010
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Equal Pay Day 2010
das, obwohl Deutschland im
EU-weiten Vergleich derzeit an
siebtletzter Stelle steht.
Was kann jede einzelne Frau
dafür tun, gerecht bezahlt zu
werden und woran scheitert
dieses Vorhaben so oft?
Frauen können viel selbstbewusster auftreten! Dazu gehört
aber, dass wir uns unser eigenen Stärken bewusst sind.
Ich sage immer, wie sollen
wir andere überzeugen, wenn
wir nicht von uns selbst überzeugt sind.
Insgesamt müssen wir mehr
lernen, dass sich unser Wert
und unser Selbst-Wert durchaus in der Höhe des Gehalts
ausdrücken dürfen – und
nicht nur, dass wir Spaß im
Job haben und wir uns ausgefüllt fühlen, obwohl das auch
durchaus erstrebenswert ist.
Das Beste ist, Sie kombinieren beides!
Lesen Sie hierzu meine Tipps
auf Seite 12!:
Sind Frauen zu bescheiden? Zu wenig fordernd?
Oder einfach mehr interessiert an einem sicheren Job,
als an gutem Geld – wollen
sie deshalb lieber nichts
riskieren?
Ich glaube, wir Frauen sind
noch viel zu sehr in unseren
traditionellen Rollenverhalten verhaftet. Es greifen noch
zu sehr die alten Verhaltensmuster, die wir ursprünglich
gelernt haben. Ich musste
früher immer einen Knicks machen, wenn ich mit Autoritätspersonen sprach. Und gerade in
meiner Funktion als Sekretärin/
Assistentin war es besonders
schwer, aus einer hierarchisch
„tiefen“ Ebene für sich selbst
einzustehen.
Meine Laufbahn begann sozusagen knicksenderweise, wenn
ich einen Haufen Arbeit über-
gestülpt bekommen habe. Das
ist zum Glück lange vorbei,
und wir sind schon einen guten
Weg gegangen. Aber wir können noch stärker auftreten.
Und wir können beides – Familie UND Karriere. Ich kenne
genug Beispiele, wo es sehr gut
funktioniert. Es bedarf nur angepasster Strukturen und einer
sehr guten Organisation und,
wie ich neulich gelernt habe,
einer guten Gesundheit.
zu verhandeln. Doch trotzdem
ist es erlaubt, weiterhin Frau zu
bleiben, mit all unseren Vorzügen, Stärken und unserem eigenen Stil.
Wie steht es um die Selbstständigen, also diejenigen,
die ihr Gehalt selbst festlegen
– ist die Schere zwischen den
Geschlechtern da ähnlich
breit?
Equal Pay Day 26. März 2010,
München:
Der Marienplatz sieht rot
Am 26. März 2010 lädt das „Aktionsbündnis Equal Pay
Day“ ab 15 Uhr auf den Marienplatz dazu ein, bei verschiedenen Aktionen zum dritten Equal Pay Day mitzumachen und sich zu informieren. Ferner haben Sie die Gelegenheit, die Arbeit der 24 Netzwerke und Vereine des
Aktionsbündnisses kennen zu lernen.
In der von Angelika Knop moderierten Podiumsdiskussion
von 18 Uhr bis 19.30 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses mit Teilnehmerinnen aus Politik, Wissenschaft und
Wirtschaft werden die Themen der Gleichstellung, Entgeltgleichheit und gendergerechten Behandlung anhand von
Beispielen diskutiert.
Das Bündnis präsentiert einen Forderungskatalog an die
Wirtschaft und die Politik, in dem Lösungswege aufgezeigt
werden.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion gibt es einen kleinen Empfang und danach Kabarett mit der ManagementTrainerin und Bestseller-Autorin Sabine Asgodom „Habt
Mitleid mit den Männern“.
Da der große Sitzungssaal nur Platz für 200 Teilnehmer
bietet, müssen Sie die Plätze bitte vorher reservieren.
Wer mit dabei sein möchte, meldet sich bitte bis zum
08.03.10 bei [email protected].
Und nicht die rote Handtasche vergessen: Sie steht seit
Jahren als Symbol des Kampfes für Gleichberechtigung!
Und wenn wir im Job richtig
gut sind, wird uns kein Unternehmen gehen lassen, wenn wir
dem Management einen echten
Nutzen bieten. Und es wird
auch entsprechend honoriert!
Wir müssen uns den Erfolg nur
selbst holen, in dem wir ihn
sichtbar machen.
Natürlich können wir viel von
den Männern lernen, z.B. härter
Ja, wenn nicht sogar breiter,
weil wir hier unsere Honorare
selbst festlegen können. Hier
sehe ich ähnliche Gründe, wie
im
Angestelltenverhältnis.
Selbstbewusster werden, mutiger werden, den eigenen Wert
und Nutzen erkennen und eine
hervorragende Selbstvermarktung praktizieren. Hier kann ich
nur auf das Buch von Sabine
Asgodom verweisen „Eigenlob
stimmt“. Nach wie vor meine
„Bibel“.
Ist die Popularität des EPD
in den letzten Jahren gestiegen? Und wie kann man noch
deutlicher auf die Missstände
aufmerksam machen?
Die Popularität des Equal Pay
Days ist in Deutschland enorm
gestiegen! Wir sind im 3 Jahr,
in dem dieser Tag offiziell ist,
und dafür machen wir ganz
schön Stimmung.
In jeder größeren Stadt macht
der BPW mit spektakulären
Aktionen auf diesen Tag aufmerksam. Wir haben mittlerweile ein prominentes Bündnis mit Organisationen, die
mit uns fest zusammenarbeiten, wie z.B.
l die Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG)
l die Bundesvereinigung der
Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA),
l der Deutsche Frauenrat
(DF) und der
l Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU).
Aber es stimmt, Sie haben vollkommen recht. Wir
müssen und können noch
deutlicher werden. Ich träume davon, dass jede Frau
in Deutschland gleichzeitig
aufsteht und ihr Gehalt von
ihrem Vorgesetzten oder von
ihren Kunden einfordert,
denn selbst Tarife regeln die
Gleichbehandlung nicht, da
es ist ja immer die Frage ist,
wie man dort eingestuft wird.
Wann denken Sie, werden wir
den EPD am 31.12. feiern
– also eine gleichberechtigte
Entlohnung erreicht haben?
Nächstes Jahr – Träumen darf
man ja wohl, oder?
n
Interview: Charlotte Brockert
– März 2010
6
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Termine
Anzeige
Vom Trainer
zum Speaker
So erobern Sie die Bühne!
Intensiv-Workshop mit
Die Medaille, die ich auf
dem Foto trage, ist mir
im vergangenen Sommer
von der NSA (National
Speakers
Association
der USA) und der Dachorganisation der Speaker
GFS (Global Speakers
Federation)
verliehen
worden. Die Buchstaben
CSP stehen für Certified
Speaking Professional.
Ich bin der erste Träger
dieser Auszeichnung in
Kontinental-Europa, weltweit gibt es nur rd. 500
CSP.
Sie begeistern seit Jahren als
Trainer Ihre Seminarteilnehmer. Sie führen als Coach Ihre
Klienten zu tollen Lösungen.
Und haben auch schon gute
Vorträge gehalten.
Trainieren Sie
drei Tage mit mir.
Doch Sie wollen mehr, Sie
wollen die große Bühne erobern: Zuhörer begeistern,
Impulse geben – und gutes
Geld damit verdienen.
im Favorite Parkhotel in Mainz
oder
l Erfahren Sie, was das Speaking Business vom Beruf des
Coach und des Trainers unterscheidet.
l Finden Sie Ihr Selbstverständnis als Redner/in.
Drei Termine:
28. bis 30. Mai 2010
27. bis 29. August 2010
Hotel Marc Aurel, Bad Gögging
oder
17. bis 19. Dezember 2010
Hotel Marc Aurel, Bad Gögging
Programm, Informationen
und Anmeldung bei:
Monika Jonza, Asgodom Live
l Werden Sie vom Seminar-Profi Prinzregentenstr. 85
81675 München
zum Bühnen-Profi.
l Finden Sie Ihre persönliche
Mischung aus Inhalt und Entertainment.
l Entwickeln Sie den roten Faden Ihrer Rede.
l Inszenieren Sie Ihr Wissen
und Ihre Aussagen.
Tel. 089 98 24 74 90;
Fax. 089 98 24 74 98
E-Mail: [email protected]
ausführliche Informationen auf
http://www.asgodom.de/training/
asgodom-live-seminare/asgodom-live-vom-trainer-zum-speaker
l Entwickeln Sie Ihre SignatureStory.
– März 2010
7
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Titelthema
Als Mensch
werden wir geboren –
Persönlichkeit
müssen wir uns erst selbst
erarbeiten
W
as bezeichnen wir als „Persönlichkeit“? – Was
macht „das Besondere“ des Menschen aus, worin er sich durch das Entfalten seines Potentials,
seiner Werte und seiner Lebensführung von allen
anderen unterscheidet und abhebt. Die Kernfragen drehen sich um
die wesentlichen Eigenschaften, Fähigkeiten, Vorlieben, Abneigungen, Temperamente eines Menschen, teils genetisch bedingt.
Daher lässt sich „Persönlichkeit“ bereits bei Kindern erkennen.
Gerade Kinder sind offen im Aufzeigen ihres „Kern-Wertes“, ihrer
Vorlieben und Abneigungen. Sie sind einfach wahrhaftig im Denken und Tun und wissen instinktiv, was gut ist. Sie begeben sich
in den „Flow“ der Erkundung des Lebens, sind neugierig ohne
Mihaly Csikszentmihalyi
Sich in den „Flow“ der Erkundung des Lebens begeben und
neugierig schauen, wo die eigenen Talente liegen
Vorurteile, wo ihre Talente liegen. 1)
Diese machen ihnen einfach Spaß und gehen leicht von der Hand.
Sie lernen gerne. Als Kinder sind wir Roh-Diamanten, ein einzigartiger Wert, der sich durch eine kundige Bearbeitung über den
gesamten Lebensweg zu einem Brillanten von unschätzbarem
Wert herauskristallisiert. Einige haben das Glück, sehr schnell
herauszufinden, was sie am meisten „auszeichnet“ und Freude
bereitet und konzentrieren sich darauf, ohne Zwang durch Eltern
oder Schule. Sie werden zu geborenen „Lebenskünstlern“, die ihre
Persönlichkeit immer stärker entwickeln. Den meisten anderen
fällt der Entfaltungsprozess der Persönlichkeit erheblich schwerer.
In allen Fällen jedoch dauert er ein Leben lang.
Erich Fromm
„Die Fragen, nicht die
Antworten machen das
Wesen des Menschen aus.“
Persönlichkeiten zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie sich
schon sehr früh wesentliche Fragen zu ihrer eigenen Person, der
Entwicklung ihrer Persönlichkeit und den eigenen Werten stellen.
Sie nehmen die eigene Lebensführung als Herausforderung an,
Selbsterkenntnis, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Damit haben sie über ihre gesamten Lebenslinien hinweg
einen guten Kompass, der ihnen gerade in Krisenzeiten hilft, die
richtigen Entscheidungen für sich zu treffen. Wie Erich Fromm
feststellte: „Die Fragen, nicht die Antworten machen das Wesen
des Menschen aus.“ 2)
Denn wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, sie sich ihrer
selbst bewusst sein können, über die eigene Person, die Vergangenheit und die Zukunft. Daher stehen wir vom Augenblick der
Geburt vor der Aufgabe, die Fragen des Lebens zu beantworten:
1)
Mihaly Csikszentmihalyi: Flow, Das Geheimnis des Glücks,
Stuttgart Klett-Cotta 2001
2)
Erich Fromm: Einleitung zu E. Fromm und R. Xirau, The
Nature of Man, aus: Authentisch leben, Herder Freiburg
i.Breisgau, 2000, S. 29
– März 2010
8
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Titelthema
„Was sollen wir aus unserem Leben machen? Wohin gehen wir? Welchen Sinn geben wir dem Leben?“ 3)
Wir entwickeln ein Ideal-Bild unseres Selbst,
ein Wunschbild, welches jeder einzelne für
sich in sich trägt und nach dem er beschaffen sein und leben möchte. Nach diesem
Ideal zu streben, es umsetzen zu wollen,
setzt letztendlich unsere Marke als einzigartige Persönlichkeit, die unsere innere Wahrhaftigkeit mit unserer äußeren Wirksamkeit
vereint. Dann funkelt unser Diamant mit allen Facetten unserer Potentiale.
Persönlichkeit stellt „die ethische Qualität
in der Auslegung des eigenen Lebensweges“ 4) dar. (Ulrich Hemel) Es geht dabei
nicht um die „Außen-Wirkung“, um Ansehen und Status, sondern vielmehr um
die Definition des inneren Erfolgs und des
eigenen „Kern-Werts“, um das wofür wir
selbst stehen.
Es geht dabei weniger um Philosophie,
sondern vielmehr um einen pragmatischen
Realismus, ein erfülltes Leben führen zu
wollen. Sein Denken, Fühlen und Handeln
einerseits in Einklang zu bringen und andererseits seine persönlichen Werte und Ziele souverän umzusetzen und sich dadurch
„gute“, das heißt ethisch-gute Entscheidungen im Leben zu erarbeiten.
Aktuelle wissenschaftliche Studien zeigen
uns die Brücke zwischen Ethik und Psychologie zur Neurobiologie mit Fokus auf
die Bedeutung des Gehirns für unseren Entwicklungsprozess. Denn wer möchte nicht
ein bis ins hohe Alter lernfähiges, komplex
denkendes und vor Agilität strotzendes Gehirn. Was hat aber nun Persönlichkeit mit
der richtigen Bedienung unseres Gehirns
zu tun?
Wie Gerald Hüther in seiner „Bedienungsanleitung für das menschliche Gehirn“
provokant ausführt, wissen wir heute zwar
perfekt, wie wir alle mögliche Technik
– Computer, Auto, Handy – bis ins kleinste
Detail bedienen können, haben aber keine
Vorstellung davon, dass es unsere eigene
Verantwortung ist, unser Gehirn „richtig zu
3)
4)
Erich Fromm (siehe Fußnote 1), S. 16
Ulrich Hemel: Wert und Werte, Ethik
für Manager – ein Leitfaden für die
Praxis, 2. Auflage, Hanser, München
2007, S. 298
Roswitha van der Markt, 1959 geboren in München, studierte Germanistik, Geschichte
und Psychologie in München, Amsterdam und Pretoria, aber ihre Karriere führte sie
in die Industrie – mit mehr als 20 Jahren Unternehmenserfahrung als Bereichsleiterin für strategisches Marketing im Solution Business wie für Produktivität des internationalen Industrie-Unternehmens Siemens-Nixdorf und SBS. Mitte der 90er Jahre
absolvierte sie das Executive MBA Programm der Harvard Universität in Kooperation
mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT). 1998 wurde sie Partner in der
Geschäftsführung der weltweit führenden Unternehmensberatung Accenture, wo sie
die Leitung des Bereichs Change Management, Human Performance und Knowledge
Management für ASG, ab 2000 für Europa übernahm. Als Expertin für Post-MergerIntegration leitete sie internationale M&A-Projekte, Turnaround, Culture Change und
Restrukturierung von Top 50 Unternehmen.
Nach einer beruflich wie gesundheitlichen Krise hat die Autorin selbst den Wandel
von einem bekennenden Workaholic und einer Couch Potato zu einem glücklichen,
erfüllten Leben voller Dynamik, Gesundheit, Selbstbestimmung mit Gelassenheit und
Souveränität vollzogen. Sie änderte ihr Leben, wurde Executive Coach, Mentaltrainerin und ganzheitliche Gesundheits-Expertin (NLP Master, Heilpraktikerin, zertifizierte Entspannungstherapeutin, Fitness Trainerin B Lizenz, Cardio- & Physio-Trainerin,
Fachtrainerin für gesundheitsorientierte Fitness).
Mehr Balance, mehr Energie, mehr Fokus, mehr Lebensqualität – der ganz persönliche Veränderungsprozess zu mehr Lebens-Exzellenz. Mut zu haben, sich selbst zu
führen, sich auf sich selbst zu konzentrieren und gute Entscheidungen zu treffen. Eine
gesunde Lebensführung, welche die äußeren Anforderungen mit den eigenen Lebenszielen und der Sorge um sich selbst in Einklang bringt. Achtsamkeit und Selbstreflektion, die Professionalität, Integrität und Souveränität verbindet zu wahrhaftigen LebensErfolg– dazu ermutigt sie seit 2004 Führungskräfte als internationaler Management
Trainer und Coach. Sie ist Professionelles Mitglied der German Speaker
Roswitha A. van der Markt
Titel: Assessorin (1./2. Staatsexamen), Commercial Manager (Babson College), Master
Business Administration MBA (Harvard)
Kontakt: [email protected]
Webpage: http:// www.visionundsuccess.com
Geburtsdatum: 31. Januar 1959
– März 2010
9
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Titelthema
benutzen und zu pflegen“ – und hierzu gehört weder Brain Jogging noch Kreuzworträtsel, sondern eben Selbst-Wahrnehmung,
Selbst-Erkenntnis und Bewusstsein. 5)
Wesentliche Meilensteine auf dem Weg, eine Persönlichkeit zu werden
Unser Gehirn ist laut Hüther gerade auf komplexe Erfahrungen
angewiesen. Dies sind einerseits Erfahrungen im Aneignen und
Ausbauen von Fähigkeiten, Kenntnissen und Wissen. Die wichtigsten Erfahrungen aber macht der Mensch durch seine Einbettung in soziale Beziehungen – Familie, Schule/ Universität, Peer
Groups / Freunde, Partnerschaft, in der Gemeinde, im Unternehmen, in der Auseinandersetzung mit anderen Kulturen. „Nur im
Umgang mit anderen sind neue Ressourcen für den Umgang mit
sich selbst zu erschließen.“ 6)
Gerade diese sozialen Erfahrungen fordern oftmals die kritische
Reflexion zwischen den Erwartungen der Umwelt und dem eigenem Selbstverständnis. Die Realität zeigt Grenzen auf. Kritische
Situationen erfordern ethische Entscheidungen, Veränderungen im
Denken wie in der Lebensführung. Wir sind gezwungen unsere
„synaptischen Vernetzungen“ immer wieder umzustrukturieren,
anzupassen oder zu erneuern. Manchmal zur Wahrung unserer
Persönlichkeit, unserer Identität auch unser gesamtes Leben völlig
umzuwerfen und etwas Neues aufzubauen. Gerade eine solch einschneidende Krise ist das Beste, was einem menschlichen Gehirn
und „unserer Persönlichkeit“ passieren kann. Diese „individuell
gemachten Erfahrungen“ sind daher „der wichtigste und wertvollste Schatz, den ein Mensch besitzt... Unser Gehirn ist demnach
weniger ein Denk- als vielmehr ein Sozialorgan.“ 7)
Denn unser menschliches Gehirn lernt erst im Laufe der ersten
Lebensjahre sein ICH von anderen und der Umwelt zu unterscheiden. Nicht nur mit Sinnen wahrzunehmen, sondern Selbst-Macht
zu erfahren, Bewegungen zu steuern, über sich selbst bestimmen
zu können und sich mehr und mehr Freiheiten zu erarbeiten. Die
Entwicklung zum ICH hängt somit immer auch mit der Autonomie
Anzeige
des Selbst, der Freiheit in der Selbstbestimmung zusammen. „Man
kann sich deshalb kaum eine Willensfreiheit vorstellen, die nicht
bewusste Erkenntnis im Sinne der inneren Emanzipation ist.“ 8)
Da ist er natürlich, der Kant‘sche Imperativ, „der Weg hinaus aus
der selbst gewählten Unmündigkeit“. Diesen individuellen Weg zu
gehen, erfordert Mut, sich von anderen abzusetzen, ruhig mal als
„merkwürdig“ und als „Außenseiter“ zu erscheinen. Er ist komplex und unbequem und wird deshalb immer noch nicht so gerne
gewählt. Einfacher ist es, sich dem Imperativ der Masse anzupassen und deren Strukturen und Ziele zu übernehmen.
Gerald Hüther
Es ist unsere eigene
Verantwortung, unser Gehirn
richtig zu benutzen
und zu pflegen
Kennen Sie sich selbst? –
und wenn ja, wie würden Sie
sich selbst als Persönlichkeit beschreiben?
Das lateinische Wort „Persona“ bezieht sich interessanterweise
nicht auf den Menschen selbst, sondern auf die Maske eines Schauspielers, der durch sie den Charakter der Figur „durch-tönen“ ließ.
Der Psychoanalytiker C. G. Jung prägte den Begriff „Persona“ in
der Psychologie und meinte eben die vorher erwähnte Idealvorstellung, die jeder Mensch von sich hat und seiner Umgebung präsentieren will. Diese Person, die man dem anderen preisgibt, ist
die Persona, die Maske. Sie stellt nur einen Ausschnitt des Ichs dar
und ist ein Kompromiss zwischen den Erwartungen der sozialen
Umwelt mit der inneren Struktur des Menschen. Eine richtig funktionierende Persona muss immer drei Faktoren Rechnung tragen:
1. Dem eigenen Ideal- und Wunschbild – der individuelle
Kompass, dem man folgt. Die ganz individuelle Auslegung
des Lebensweges. Die Beantwortung der Fragen, was wir aus
unserem Leben machen und welchen Sinn wir unserem Leben
geben wollen.
5)
Gerald Hüther: Bedienungsanleitung für ein menschliches
Gehirn, 8. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
2009, S. 7ff
6)
Wilhelm Schmid: „Mit sich selbst befreundet sein. Von
der Lebenskunst im Umgang mit sich selbst, Suhrkamp, 1.
Auflage, Frankfurt/ Main 2007, S. 19
7)
Gerald Hüther: ebd. S. 12 und S. 18
8)
Erich Fromm: Authentisch leben, Herder Freiburg i. Breisgau, 2000, S. 46
Weiter auf Seite 23.
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– März 2010
10
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Caroline Bernardi
www.bernardi.li
[email protected]
Spirituelles
Management-Coaching
Spirituelles Management-Coaching? Ein ganzheitlicher Coaching-Ansatz für die
Zeiten des Umbruchs und der Veränderung. Was Urvölker bereits wussten und
nutzten, hilft auch dem Management. Der neu-alte Coaching-Ansatz wirkt effektiv
und effizient.
Z
eiten des Umbruches und der
Veränderung fordern ein Umdenken und Querdenken. Neue
Ansätze sind gefragt, die effektiv und effizient sind. Bereits Albert Einstein sagte: „Man kann Probleme nicht auf
der selben Ebene lösen auf der sie entstanden sind.“
Ein ganzheitliches Management-Coaching
(auch spirituelles Coaching genannt), welches alle Ebenen der Persönlichkeit berücksichtigt, hilft in Zeiten des Umbruchs,
der Unsicherheit und des persönlichen
Wachstums.
Ein ganzheitliches Management-Coaching
beinhaltet den Körper, die Emotionen, das
„Innere Feuer“, den Verstand und den Geist.
Der ganzheitliche Ansatz geht dort weiter,
wo andere stoppen. Er beinhaltet die nichtsichtbaren und nicht-greifbaren Ebenen des
Seins. Oder wie es in der Geschäftswelt benannt wird: Die unbewussten Anteile. Das
ganzheitliche Management-Coaching hat
den Vorteil, dass es alle Dimensionen mit
einbezieht.
Es eröffnetes bisher nicht erkannte und
nicht beachtete Perspektiven. Dadurch
kann es den Kunden aufzeigen, wer sie
sind und was sie können. Sie erkennen ihr
ungenutztes Potential, ihre Einzigartigkeit
und ihren Lebensweg. Wer bin ich? Was
kann ich? Wo soll es hingehen – beschäftigt die Menschheit seit Urzeiten.
Persönlicher und beruflicher Erfolg hangen
davon ab, wie weit es einer Person gelingt
sich selber zu erkennen und zu verstehen.
Diese Fragen zu klären, geben in der heute
so bewegten Zeit Stabilität, Sicherheit und
Verständnis.
Der gesamte Coaching-Prozess bringt jedoch nur das ans Licht und löst nur dort
Blockaden, wo die Menschen bereit dazu
sind. Der Coaching-Ansatz ist von Respekt
und Wertschätzung geprägt. Durch die Tiefe
des gesamten Verfahrens lernt der Mensch
altes loszulassen, denn Veränderung und
Entwicklung ist nur dann möglich.
Coaching-Prozess
Ein ganzheitliches Coaching bedient sich
verschiedener Hilfsmethoden, um den
Klienten zu unterstützen. Sinnvollerweise
werden klassische Coaching-Methoden wie
z.B. spezielle Fragetechniken mit energetischen Methoden und Meditation kombiniert. Ausserdem lohnt es sich das Wissen
der Urvölker in die Arbeit als Coach mit
einzubeziehen. Denn sie haben einen unendlichen Schatz an Möglichkeiten nichtfassbares zu erkennen und zu lösen. Dadurch entsteht Bewusstsein und Klarheit.
Slow down
Aktiv den Prozess zu gehen soll nicht heissen, dass man rennen muss. In den kommenden Jahren, in Zeiten des Umbruchs
und der rasanten Veränderung, ist Zeit für
Ruhe und Musse zwingend notwenig.
Tipps für die Zeiten des Umbruchs und der
Veränderung können Sie kostenlos per EMail bei [email protected] bestellen.
n
Ein ganzheitliches Coaching beinhaltet den
Körper, die Emotionen, das „Innere Feuer“,
den Verstand und den Geist. Ein ganzheitliches Weltbild ist in sich geschlossen.
Dieselben Themen zeigen sich in anderen
Kleidern und unterschiedlichen Ausdrücken auf verschiedenen Ebenen (vgl. Grafik
Unternehmensebene und persönliche
Ebene). Es herrschen jedoch dieselben
Gesetze.
Ein ganzheitliches Coaching geht auf die
geistige (spirituelle) Ebene, die Ebene der
Vogelperspektive. Diese Sicht des Adlers
eröffnet neue Blickwinkel und hilft seine
Ziele aus einer neutralen Position her
zu betrachten. Das bringt Klarheit und
Verständnis für sich und andere. Viele Themen, die bis anhin aussichtslos wirkten,
erhalten aus dem Blickwinkel des Adlers
Leichtigkeit. Ein ganzheitliches Coaching
beinhaltet jedoch auch den Boden, die
Ebene des körperlichen. Immer wieder
werden deshalb gewonnene Erkenntnisse
verankert und gefestigt. Dadurch fällt die
Umsetzung der Verhaltensänderungen im
Alltag leichter.
Alle Ebenen, der Körper, die Emotionen,
das „Innere Feuer“, der Verstand und der
Geist ergeben ein Ganzes. Der Kreis ist nur
durch alle fünf Komponenten rund.
– März 2010
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www.deters-coaching.de
Monica Deters
[email protected]
Equal Pay Day – Frauen haben selber schuld
Die 5 größten Fehler der Gehaltsverhandlung
D
as ist doch unfassbar“ rutscht es mir raus, als ich den
neuen Termin für den nächsten Equal Pay Day vom
BPW-Präsidium (Business and Professional Women
e.V. Germany) erfahre. 26. März 2010! Eine Woche
später als im letzten Jahr? Das kann doch nicht wahr sein! Ich war
so guter Dinge, dass wir uns zumindest um ein paar Tage verbessern würden, haben doch im ganzen Land starke Aktionen in fast
jeder größeren Stadt zu diesem Thema stattgefunden. Warum ich
mich so aufrege? Sogar im europäischen Vergleich ist Deutschland eines der Schlusslichter. Das erklärte Ziel meines BPW-Frauen-Netzwerks ist also, diesen Termin immer weiter nach vorne zu
ziehen.
Frauen, was ist los mit Euch? Wenn ihr Kinderkleidung auf dem
Flohmarkt kauft, seid Ihr doch auch wahre Verhandlungskünstlerinnen. Oder lass nur eine kleine Macke am neuen Geschirr-Service sein, welches Ihr kaufen wollt. Dann wird mit dem Verkäufer
mit den dramatischsten und originellsten Gründen so hart verhandelt, dass er argumentativ nicht mehr hinterherkommt und sich
gnadenlos geschlagen gibt. Also, es geht doch!
Fehler Nr. 1: Mangelnde Vorbereitung
„Ach, heute ist ja noch mein Mitarbeitergespräch. Da frage ich
gleich mal, ob ich mehr Geld bekommen kann.“ Der allergrößte
Fehler beginnt gleich hier.
Fehler Nr. 2: Falsche Bescheidenheit
„Aber mein Chef weiß doch, dass ich gut bin. Er sieht es doch
jeden Tag.“ Der Klassiker! Ich nenne es die „Frauen-Falle“.
Fehler Nr. 3: Schlechter Zeitpunkt
„Ach, wo ich Sie gerade treffe. Ich hätte da noch mal eine Frage.“
Auch dies gehört zur professionellen Vorbereitung.
Fehler Nr. 4: Nicht an sich selbst glauben
„Eigentlich denke ich, dass es jetzt wohl ganz gut wäre, wenn ich
eine Gehaltserhöhung bekommen würde, oder?“ Wenn wir nicht
selbst von uns überzeugt sind, wie sollen wir andere überzeugen?
Fehler Nr. 5: Den „Killer“-Argumenten des Chefs
erliegen
„Ich würde Ihnen ja gerne mehr Geld geben. Gerade Ihnen! Verdient haben Sie es allemal, aber leider sind mir die Hände gebunden. Vorstandsbeschluss. Tut mir sehr leid.“ Wie ist Ihre Antwort?
„Ach, das ist aber schade. Tja, da kann man wohl nichts machen.
Schade. Trotzdem vielen Dank!
8 Tipps für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung:
l Planen Sie Ihren Gehaltstermin mittel- bis langfristig beim Chef
und bereiten Sie sich
professionell, mit in sich
schlüssiger Argumentationskette vor.
l Seien Sie viel mutiger
und fordernder – gerade
zu Beginn. Leistungsbeispiele sichtbar machen – konkret werden
– Gegenwind aushalten
– Nutzen für das Unternehmen aufzeigen.
l Warten Sie nicht darauf, für Ihre Arbeit gerecht „belohnt“ zu werden.
l Informieren Sie sich
aktiv über Arbeitnehmerinnenrechte, wie das
Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) Monica Deters – sie engagiert
das seit 2006 in Deutsch- nicht mehr so sehr DAGEGEN,
land in Kraft ist und nicht
dass Frauen keine Chancengleichwirklich genutzt wird.
l Erst die Arbeit – dann heit bekommen, sondern DAFÜR,
das Vergnügen. Ausnah- dass Frauen nicht länger darauf
me: Zusätzliche Projekte warten, dass ihnen gleiche Bel Zeigen Sie Verständ- rufs-Chancen gleichsam serviert
nis in schweren Zeiten:
werden.
„Natürlich
verstehe
ich die Situation, dennoch möchte ich darauf
aufmerksam
machen,
dass...“
l Sammeln Sie das ganze Jahr Argumente: WARUM sollte ich mehr
Geld bekommen? Welchen Nutzen bringe ich dem Unternehmen?
Bringen Sie Leistungsbeispiele!
l Auch wenn es aussichtslos scheint; es gibt es immer Lösungen.
Wie wäre es denn mit einer nicht monetären Leistung, z.B. einem
Seminar? Zusätzliche Urlaubstage? Einer Prämie? Alles nur Verhandlungssache...
Lernen wir von den Männern und formulieren wir unsere Stärken
und Erfolge in klare Worte. Je besser Sie verhandeln, desto früher
können wir im nächsten Jahr feiern! Viel Erfolg! Ich glaube fest an
Sie!
n
– März 2010
12
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Renate Hannemann
www.hannemann-renate.de
[email protected]
Coaching*****prozeß 2010
Ihr Coachingprozeß 2010 kann schon HEUTE beginnen...
„Denke immer daran, dass deine eigene Entschlossenheit, erfolgreich zu sein, wichtiger ist als alles andere“
Abraham Lincoln
W
ir
verstehen
ManagerInnen-Coaching
als interdisziplinär angelegte Einzelberatung
für Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft &
Sport. Gerade in diesem Jahr
wird Coaching-Hilfe verstärkt
nachgefragt.
Unsere interdisziplinäre Einzelberatung ist Qualifikation plus
Erfahrung. Konkret bieten wir
in unserem Institut langjährige
Führungskraft- und Managementerfahrung, sowie Beratungs-Praxis und Rhetorik an.
Im Coaching-Prozeß – mit
wissenschaftlichen Analysen
– wird etwas persönlich oder
beruflich Bedeutsames in einer Einzelberatung für sich
Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt...
geklärt, erlernt, besprochen,
eingeübt, ausgewertet oder
herausgefunden (sprich neu
erfunden). Das hinter solchem
Bemühen stehende Ziel kann
dabei in Zukunft sehr unterschiedlich sein. Oft ist es zu
Beginn jeden Beratungsprozesses nicht einmal bekannt.
Es mag dabei um Leistungssteigung gehen, es kann sich
um den Erwerb neuer Fähigkeiten handeln, um das
Auswerten von gemachten
Erfahrungen, um emotionale
Entlastung, um gemeinsames
Nachdenken, Konfliktbearbeitungen, Ausprobieren neuer
Verhaltensweisen, die Vorbereitung persönlicher Entscheidungen oder noch andere Absichten und Fragestellungen.
Die Beratungsqualität geht im
Coaching dabei weit über das
klassische Begriffsverständnis
von Beratung hinaus. Das Einstudieren/Trainieren (gezielt
üben) steht im Vordergrund.
Als Coach bin ich gleichzeitig BeraterIn und TrainerIn,
mentale(r) BetreuerIn und Tutor-FreundIn.
Ziel bleibt es, Menschen im
Umgang mit Konflikten, Problemen, Misserfolgen, Erfolgen, Erwartungen sowie Zielsetzungen hilfreich zur Seite
zu stehen und zu sie zu fördern.
Zukünftige Herausforderungen
– beruflich und privat – souverän zu meisten und Hürden zu
bewältigen.
Individuelle Herangehensweise
ist Nachhaltigkeits-Garantie.
Im Coachingprozeß 2010 helfen wir unseren Coachees sicherer mit Frustration, Aggression, Leistungsdruck, Mobbing,
Versagungsängsten, burn out
und vielen anderen Alltagssituationen besser umzugehen. Wir
begleiten bei der Stabilisation,
dem Ausbau von Selbstwertgefühl, im Gesundheits-Coaching,
bei der Selbst-Motivation, im
Stärken des Selbstvertrauens,
der Selbstständigkeit und der
Selbstverantwortung.
Gehören Sie schon zu den aktiven Lebensgestaltern?
Schreiben Sie uns Ihr Anliegen und gewinnen Sie eine
von 3 Einzel-Coaching-Stunden bei Renate M. Hannemann– ohne Berechnung! n
– März 2010
13
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Eva Loschky
www.evaloschky.de
[email protected]
Altes Lied – Neu gesungen
Rede-Coaching: nötiger denn je!
Ein Erfahrungsbericht
K
ürzlich war ich als Keynote-Speakerin auf einem
Fachkongress von Orthopäden eingeladen, mein Thema „Mit Stimme und Körpersprache überzeugen“.
Dieser Kongress hat mich tief beeindruckt. Der Vorsitzende der Gesellschaft, der Münchner Orthopäde Dr. Gregor
Pfaff hat sein ganzes Herzblut in diesen
1. Kongress der GHBF fließen lassen
und ein Expertennetzwerk der ganzheitlichen Orthopädie aufgebaut, was
überwältigend ist. Schon Wochen vor
dem Kongress war er ausgebucht – sensationell.
Alle mussten den ganzen Tag den Kopf nach links drehen – Sie
können sich die geballten Nacken- und Schulter-Verspannungen
am Abend bestimmt lebhaft vorstellen.
Auch ich war voller Vorfreude,
habe ich doch über 20 Jahre im staatlichen Gesundheitssystem gearbeitet
(und mich leichten Herzens 2005 daraus gelöst). Jetzt gab es die Chance, mit
Orthopäden, die andere Ansätze als die
herkömmlichen verfolgen, hautnah zu
diskutieren.
Dabei gab es so wichtige Messages wie z.B. diese: 50 Prozent der
Gelder für die Pharmaforschung werden zur Zeit in die Entwicklung eines Medikaments gegen Alzheimer und Demenz gesteckt,
anstatt Menschen individuelle Hilfe zu geben, sie anzuleiten, sich
sinnvoll zu bewegen.
Was sind sinnvolle Bewegungen nach Meinung dieser Experten?
Federn, balancieren, Bewegungen, die spiralförmig und asymmetrisch sind.
Die 20 Minuten- Vorträge waren inhaltlich sehr beeindruckend,
die Redner allesamt sehr bekannte Persönlichkeiten und Experten
ihres Fache, die meisten von Ihnen auch Dozenten, Hochschulprofessoren. Doch die Präsentationen dieser Experten waren unglaublich ermüdend, obwohl die Studienergebnisse und die Missionen der einzelnen fantastisch waren. Zum Beispiel: Wenn Du
pro Tag schnellen Schrittes einen Spaziergang von einer halben
Stunde machst, senkst Du das Alzheimer Risiko um 35 Prozent.
Wahnsinn, oder?
Die Redner vergaßen allesamt auch, dass sie selbst die Hauptrolle
spielen in einem Vortrag (und nicht die Leinwand), dass die Präsentation vom Vortrag lebt.
Die Leinwand für die Power Präsentation war links im Raum aufgestellt. Sehr
sinnvoll, denn die Regel „ der Redner
sollte im Mittelpunkt der Bühne stehen,
niemals die Leinwand“ wurde beachtet!
Aber was machten die Herren Redner
(ich war die einzige Frau unter den Referenten)??
Sie stellten sich links von der Leinwand an die Wand hin gepresst
und – es kam noch schlimmer – sie schauten selbst auf die Leinwand anstelle ins Publikum. Bis auf einen Redner machten das
alle!!
Außerdem hatte man trotz perfekter Anlage Mühe, die Redner zu
verstehen: Wir brauchen Blickkontakt, Mimik, Gestik, um Inhalte
zu verstehen. Schnee von gestern: ca. 90 Prozent unserer Wirkung
machen Körpersprache, Mimik, Gestik, Ausstrahlung und Stimme
aus!
Kurzum: die Herren taten alles, um ihre so wunderbaren Botschaften zu ruinieren!
Die 10-20-30 Regel Sinn von Guy Kawasaki macht Sinn
10 Folien, 20 Minuten Dauer, 30-Punkt-Schriftgröße!
n
Fazit:
Große Leidenschaft, die Tiefe von Botschaften sind es wert, in die Welt getragen zu werden: mit klangvoller Stimme,
italienischer Gestik und großer Bühnenfreude! Merke:
Dichter werden geboren, Redner werden
gemacht!
Rede-, Präsentations-, Stimm-Coaching
machen tiefen Sinn: denn es ist und bleibt
der Mensch, der bewegt und überzeugt!
– März 2010
14
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www.visionundsuccess.com Roswitha van der Markt
[email protected]
„Butter bei die Fische“
– wie sieht es eigentlich mit Ihrer Gesundheit aus?
Gesundheit steht an Rangstelle 1 unserer Werteskala –
das belegen zahlreiche Studien und Statistiken. Wir wissen,
wie es gehen könnte – mehr Bewegung, gesunde Ernährung
und Entspannung. Warum aber setzen dies nur wenige wirklich konsequent um?
Gesundheit ist mehr als ein Fehlen von Krankheit! – ein gesunder
Körper lässt uns stark, kraftvoll und energiegeladen sein. Er ermöglicht uns Freude und Wohlergehen. Unser Körper ist unser
bester Freund und Partner. Jemand der mit großer Intelligenz und
positiver Weisheit immer für uns da ist und sich meist unglaublich
für uns „verausgaben“ muss. Denn wie gut wir leben, hängt ganz
allein davon ab, wie wir uns um uns selbst, um unseren Körper
kümmern.
Viele Manager leben dagegen permanent am Limit: immer verfügbar, viel Stress, zu viele Termine, zahlreiche Reisen gehören zur
Tagesordnung. Laut einer Kienbaum-Studie arbeiten Manager mit
über 200 000 € Jahresgehalt im Durchschnitt 60 bis 70 Stunden
pro Woche. Im Durchschnitt! – das heißt die Höchstbelastung
ist zu einem Dauerzustand geworden. Das kann keiner über eine
lange Zeit durchstehen und dennoch wundern sich Führungskräfte immer wieder, dass sie sich ausgepowert fühlen und selbst am
Wochenende nicht richtig entspannen können.
Wolfram S. war so ein Fall – Partner einer weltweit tätigen Unternehmensberatung, 47 Jahre, erfolgsverwöhnt und Top Performer,
verheiratet, 2 Kinder. Er wollte eigentlich nur mal eine „kurze Klärung seines Zeitmanagements, gerade weil größere Aufgaben einer Fusion anstehen.“ Bei dieser Analyse zeigte sich sehr schnell,
was in dieser Branche üblich und zum guten Ton gehört:
l Ständige Verfügbarkeit. Mobile, Mails werden auch spätnachts
und am Wochenende beantwortet
l Ein Arbeitstag von üblicherweise 12 bis 14 Stunden
l Zahlreiche Business Reisen, auch interkontinental
l Häufige Geschäftsessen mit Klienten und Kollegen
l Ein schlechtes Gewissen gegenüber Partner und Familie, übertüncht mit schönen Geschenken
Zusätzlich empfand Wolfram S. auch noch die Anforderung, drahtig und durchtrainiert sein zu müssen. So nahm er seine Laufschuhe auch auf Business Trips mit und nutzte die Fitness Center der
Hotels exzessiv. Er hatte ein gutes Gewissen, etwas für sich zu
tun und konnte dadurch ruhig auch mal ausgiebige Geschäftsessen
„wegstecken“. Nur ja keine Schwäche zeigen, – die jüngeren haben den vollen Biss und stehen in den Startlöchern.
Auf die Frage, wie er sich denn „fühle“, wie sein Körper die Belastung vertrage, antwortete Wolfram S. erst mal gar nicht – und war
sichtlich irritiert. Erst auf meine Fragen, ob er gut schlafen könne,
ob er in der Nacht öfters mal sein Herz schlagen „höre“, – antwortete er erstaunt: „Woher wissen Sie das? – manchmal macht mir
das Angst.“ Unser Coaching konzentrierte sich nun auf das wirklich
Wesentliche – sein Energiemanagement, seine Gesundheit.
Wolfram S. hatte seit langer Zeit kaum eine Nacht durchgeschla-
fen, häufig plagten ihn Herzrhythmusstörungen. Ein EKG und ausführlicher Gesundheits-Check zeigten, dass außer Bluthochdruck
noch keine schweren Schäden aufgetreten waren. Erdrückend allerdings war die Aussage des Arztes, dass er biologisch nicht 47,
sondern sein Körper eigentlich 67 Jahre alt sei. Das war eine klare
Aussage. So konnte er nicht weitermachen.
Ein grundlegender Turn-around zu einem gesunden Lifestyle war
Wolfram S. aber auch noch nicht machbar. Vor allem Entspannung
war für ihn ein „rotes Tuch“. Dafür hatte er keine Zeit, immerhin
wären da ja auch noch seine Frau und Kinder. Er war froh, wenigstens im Flugzeug schlafen zu können. Nur ja keine klassischen
Entspannungsmethoden: „Ich hab nun wirklich anderes zu tun, als
still zu sitzen und vielleicht OM zu singen.“
Aber selbst Top-Athleten wissen, dass Höchstleistung und Regeneration eine Einheit bilden. Regeneration ist wesentlich. Damit
hatten wir eine intellektuelle Basis der Zusammenarbeit für das
neue Thema des eigenen Energie-Managements erreicht. Wir begannen mit kleinen Veränderungen und Ritualen während des Geschäftsalltags:
l Lunch – kein notwendiges Übel, am Schreibtisch eingenommen, sondern leicht und gesund in einem angenehmen Restaurant
genießen.
l Dafür einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft unternehmen, der einem neue Eindrücke und eine Pause verschafft.
l Bei Geschäftsessen auf Alkohol verzichten und sich spätestens
ab 23:00 Uhr verabschieden.
l Im Zimmer den Tag mental mit mindestens zwei positiven Ereignissen abschließen.
l Sport weiter betreiben, nicht exzessiv, sondern genau auf seinen
Körper (einzelne Muskeln, Atem) achten. Immer ausgiebig Stretchen und zur Ruhe kommen.
l Abends ab 20:00 konsequent das Mobile ausschalten und ebenfalls am Sonntag.
l Mindestens alle 2 Wochen einen Event mit dem Partner und Familie einplanen.
l Soviel wie möglich im Home Office arbeiten, dabei aber feste
Zeiten mit der Familie ausmachen und einhalten.
Diese kleinen Rituale verhalfen Wolfram S. schnell zu einem
durchgängigen Schlaf. Er fühlte sich ausgeruhter. Seine Energien regenerierten. Das „Runterschrauben“ seiner Laufleistung
von Schnelligkeit auf Länge mit niedrigeren Pulsfrequenzen war
schwieriger, zahlte sich aber aus, als er mehr an der frischen Luft
als im Fitness Center trainierte. Er fand wieder Muse, die Natur zu
genießen. Wenn er bei seiner Familie war, war er mit Gedanken
und im Tun ganz bei ihnen, – nahm Auszeit vom Office. Statt großer Vorsätze ohne Umsetzung lieber kleine Änderungen – große
Wirkung!
Wolfram S. war auf dem besten Weg, seinen Körper als Freund
anzunehmen und zu akzeptieren, dass diese Investition sich lohnt,
sein Körper ihm sehr viel Energie, Lebensfreude und Lebensqualität schenkt. Gesundheit ist Zeichen unserer Lebenskompetenz. n
– März 2010
15
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www.cicero-oe.de
Anne Schweppenhäußer
[email protected]
Überflieger „Ryan Bingham“
im Cicero-Coaching
Ein rein hypothetischer Coachingverlauf
J
ason Reitmans Filmkomödie „Up
in the air“ (USA, 2009) zeigt den
320 Tage im Jahr mobilen Ryan
Bingham, dargestellt von George
Clooney, mit dem Lebenskonzept „Von
niemandem abhängig sein“, „Alles Lebenswichtige geht in einen Rucksack“ und
„Wir sind Haie!“. Ein effizienter Kündigungsprofi und renommierter Vortragsredner, dessen vordergründiges Lebensziel es
ist, als siebter Mensch 10.000.000 Flugmeilen zu erreichen. Dieser Lebensstil ist
in Gefahr, als Umstrukturierungen in der
Firma geplant sind (Keine Reisetätigkeiten
mehr, sondern Arbeiten von der Zentrale
aus) und die zunächst als unverbindliche
Barbekanntschaft mit einer ebenfalls vielreisenden Businessfrau den Wunsch nach
einer tiefergehenden Beziehung entstehen
lassen.
Coachinganlass
Rein hypothetisch: Welcher Anlass im
Film könnte für einen Ryan Bingham so
„motiv-aufregend“ sein, ein persönliches
Coaching zu beginnen? Ist es die Situation,
dauerhaft von einem festen Bürostandort
arbeiten zu müssen; das Erlebnis von Nähe
und Geborgenheit während einer Familienfeier; der spontane Entschluss, seinen gut
dotierten Standardvortrag nach den ersten
Worten abzubrechen und stattdessen die
„Dame seines Herzen“ zu besuchen; die
jähe Erkenntnis, nicht willkommen zu sein
oder das sehr persönliche und konfrontative Feedback als Spiegel des eigenen Verhaltens eben dieser „Dame“? Oder ist es
das „un“-glückliche Zusammentreffen all
dieser un-bewusst gestalteten Lebensumstände, welche dazu führen, dass ein be-
stimmter „Schwellenwert“ unbewusster
Motive überschritten wird und der den
egoschützenden Filter zwischen Bewusstem und Unbewusstem durchlässig macht?
Durch diese ungewohnte Bewusstheit
ist der bisherige Lebensstil in gewohnter
Form in Frage gestellt und vorerst so nicht
mehr „lebbar“.
Coachingbeginn
Nach dem Aufbau einer tragfähigen Arbeitsbeziehung mit diesem eloquent wortspielenden Coachee ist der nächste Schritt
die konkrete Klärung des Coachingauftrages. Rein hypothetisch könnten sich folgende Fragen herauskristallisieren: Welche meiner Motive haben dazu geführt,
meinen Lebensstil nur in dieser Form im
Außen zu wählen? Welchen bewussten
und unbewussten Stellenwert haben folgende Motive: Nähe, Distanz, Bindung,
Verbindlichkeit, Freiheit, Unabhängigkeit, Selbst-Liebe in meinem Leben (diese
Motivliste kann weiter ergänzt werden)?
feld-Faktoren bilden die neu entdeckten
Motive besser ab?
Die Sensibilisierung für die eigenen unbewussten Motive und die Motive anderer
Menschen dürften einen wertvollen Beitrag für den zielorientierten Verlauf des
Coachingprozesses leisten. Über weitere
prozessorientiert unterstützenden Interventionen in einem Cicero-Coaching mit Ryan
Bingham kann an dieser Stelle nur spekuliert werden.
Coachingergebnis
Und wiederum, rein hypothetisch: Ein
mögliches Ergebnis eines Cicero-Coachings könnte sein, dass sich das Verhalten
von Ryan Bingham in der äußerlich wahrnehmbaren Form auf den ersten Blick nicht
wesentlich verändert. Ein Außenstehender
stellt bei genauerer Betrachtung fest, wie
sich die Handlungsoptionen von Ryan
Bingham erweitert haben, die flexibel und
situationsangemessen/er eingesetzt werden. Die nachhaltige Klärung der eigenen
Cicero – Coaching Prinzipien:
Cicero – Coaching Prinzipien:
Aufregen und Erkennen eigener un-bewusster Motive
Eigene egoschützende Filtermechanismen kennenlernen: Angst = Enge
Prozessorientierte Bearbeitung erkannter Motive mit vielfältigen zielführenden Methoden
Welche Motiv-Aufregung ist für diese
Überprüfung verantwortlich? Wie könnte
ein zukünftig tragfähiges, die neu erkannte Motive/Antreiber besser abbildendes
Lebenskonzept aussehen und gelebt werden? Welche Glaubenssätze, Fähigkeiten,
Verhaltensweisen und systemischen Um-
Motivsituation wird sich allerdings unmittelbar auf das eigene aktuelle (und zukünftige) Befinden auswirken – und ob Ryan
Bingham seinen Vortrag über das „Lebenswichtige in einem Rucksack“ noch in
bewährter Form „abliefern“ könnte, bliebe
abzuwarten ...
n
– März 2010
16
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Coaching der Zukunft
niedergeschlagen
gestresst, aber funktionierend
angepasst, aber unengagiert
in voller Blüte Stärke zeigend
Vier Seelenzustände im Beruf und privat. Wie kommen die drei geschwächten Einzelkämpfer-Tulpen ins Bild rechts?
Und falls Sie sich fragen, was die Tulpen sollen: Sie führen zu einer spannenden Graphik (auf Seite 22),
die Sie aber spontan nicht verstehen werden. Weshalb Sie gleich wieder hierher zurückkehren werden. Worum es geht?
Um einen wissenschaftlichen Unterbau des Coaching, den im deutschen Sprachraum noch niemand so recht sehen will:
COACHING und
POSITIVE PSYCHOLOGIE
unschlagbar und zukunftsfest
1
Coaching und Training
brauchen wissenschaftliche
Forschung, um zu belegen, was
warum funktioniert
Dr. Anthony M. Grant ist wer in der internationalen Coaching-Szene. Sein Wort hat
da Gewicht – auch wenn er mal lästert.
Worüber er lästert?
Über den Stand der Coaching-Forschung.
Einen Stand gibt es hier nämlich so gut wie
gar nicht. Kein Coach weiß genau, was andere Coaches machen und wie sie es machen.
Das ist ähnlich wie bei Psychotherapeuten
oder Lehrern, bei denen sich ja auch kein
Kollege mit neben die Couch oder mit in
die Schulklasse setzt, um die KollegenLeistung zu evaluieren.
Dr. Grant beklagt, dass es über Coaching
zwar wissenschaftliche Forschungsergebnisse gibt, dass die aber kaum aussage-
kräftig sind, weil man immer in Gefahr ist,
Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Coaching
ist eben durch hoch individuelles Vorgehen
geprägt ist. Grant weiß, wovon er spricht,
denn er hat im Januar 2000, am Beginn des
dritten Millenniums also, das weltweit erste
Universitäts-Institut für Coaching-Psychologie gegründet: den Coaching Psychology
Unit an der School of Psychology der Sydney University. Dort ist er Direktor, Lehrer,
Forscher, und er arbeitet auch selbst als
Coach.
Anthony M. Grant ist zudem Berater des
Institute of Coaching der Harvard Medical School, und auf www.instituteofcoaching.org/index.cfm?page=council ist er
zu sehen – gemeinsam mit Zelebritäten der
Psychologie wie Prof. Ellen Langer (Coaching-heute 01/2010)) und Prof. George
Vaillant (Coaching-heute 12/2009).
Dr. Grant warnt zudem vor zu hohen Erwartungen von Unternehmen an ihre Füh-
rungskräfte das Coaching betreffend: „Von
Managern wird heute erwartet, dass sie mit
ihren Teams eine Beziehung aufbauen, die
das Mitarbeiter-Engagement maximiert,
das Well-Being und die Leistung steigert
und Veränderungsprozesse bei den Mitarbeitern und im Unternehmen ermöglicht.
… Manager sollen (also) Weltklasse-Coaches werden.“
Und dann fährt er mit britischer Ironie
fort, „dass Unternehmen und Organisationen dadurch, dass sie Coaching zu einer
Kern-Kompetenz der Manager und Leader
erklären, ein starkes Wachstum der Coaching-Industrie einleiten.“
Dies Wachstum aber besteht in einem
„Überangebot an Coach-Akkreditierungen, an eindrucksvoll klingenden (aber
selbst-akkreditierten) Trainings-Organisationen, an selbst-ernannten Master Coaches. Falls dies als Wachstum bezeichnet
wird, würden wir dem nicht folgen.“
– März 2010
17
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Coaching der Zukunft
Ein Mensch, der Coaching suchen könnte:
Niedergeschlagen
Die Blüte ist noch da, aber die Kraft fehlt. Eigentlich hat der aufgegeben. Er oder sie zieht sich
zurück von der Teilnahme am Leben – beruflich und dann auch privat.
2
Dr. Grant hat 20 Jahre gearbeitet, bevor er angefangen
hat, Menschen aus der Arbeitswelt zu coachen
ver Psychologie. Er zeigt das mithilfe von
zwei Listen auf. Grant der ja Psychologe
und Coach ist, sagt: Im Kern hilft Coaching
beim Erreichen von persönlichen Zielen in
sechs Schritten – und Sie werden gleich
sehen, dass Positive Psychologie ganz ähnlich vorgeht:
a) das gewünschte Coaching-Ergebnis
benennen
Zur Psychologie und zum Coaching ist
Dr. Grant auf dem dritten Bildungsweg
gekommen. Mit 15 hat er die Schule geschmissen, eine Zimmermannslehre gemacht, dann ein
Bauunternehmen Ich halte es für falsch, sehr viel Mühe darauf
gegründet, danach
zu verwenden, die eigenen Fehler, Mängel
hat er im Vertrieb
und Schwächen zu korrigieren.
gegangen (Sales
und Marketing),
Vielmehr glaube ich, dass tiefste emotionale
dann folgte das
Befriedigung daraus resultiert, die persönPsychologie-Stulichen Signatur-Stärken zu entwickeln und
dium, und erst als
er Mitte 30 war ist
einzusetzen. Martin Seligman
er erst CoachingPsychologe
geworden.
b) spezifische Ziele aufstellen
Im Gegensatz zu sehr vielen Psycholo- c) Motivation fördern durch Identifiziegen, die coachen, hat er also – bevor er
ren persönlicher Stärken des Coachee
arbeitende Menschen gecoacht hat – ein
und Aufbau von Selbst-Wirksamkeit
rd. 20-jähriges „berufskundliches Prakti(„Aufbau der berechtigten Überzeukum in der real existierenden Arbeitswelt“
gung, dass man in jeder Situation die
gemacht, in der ja andere Sitten und Geangemessene Leistung erbringen kann)
bräuche herrschen als in der Psychologen d) Ressourcen für persönliches Wachstum
vertrauten Welt. Grant kennt diese vielen
werden identifiziert und ein AktionsLebenslang-Akademikern nie wirklich
plan wird formuliert
vertraut gewordene Arbeitswelt also nicht e) Fortschritte werden überwacht („Moninur zum Beispiel durch Studenten-Jobs,
toring“) und evaluiert
aus Schilderungen von unglücklich gewor- f) Aktionspläne werden, wo es nötig ist,
modifiziert.
denen Therapie-Klienten oder „von oben
herab“ als Berater, Trainer, Coach oder
Parallelen zum Denken und Handeln der
Consultant …
Positiven Psychologie gibt es in allen
„Coaching ist: Erkenntnisse
Punkten – hier kurz benannt:
der Positiven Psychologie in
a) + b) Positive Psychologie ist, wie
Coaching, ziel-orientiert (und ist im
die Arbeitswelt hineintragen“
Gegensatz zu den allermeisten psyDr. Anthony M. Grant sieht viele Gemeinchologischen, psychiatrischen oder
samkeiten zwischen Coaching und Positipsychotherapeutischen Verfahren nicht
3
diagnose-orientiert)
c) Positive Psychologie macht – wie erfahrene Coaches – keine Schwachstellen-Analysen („Wo muss ein Mensch
Fehler, Mängel und Schwächen korrigieren?“), sondern macht StarkstellenAnalysen („Was hat ein Mensch an
Stärken, die beim Erreichen von Zielen
hilfreich eingesetzt werden können?
Also wie wird ihre/seine Selbstwirksamkeit gefördert?“)
d) Angewandte Positive Psychologie
strebt nicht primär Persönlichkeitsoder Charakter-Veränderung an, sondern den Aufbau und Ausbau geistigseelischer Ressourcen und versucht,
durch einfache konkrete Tools neues
Verhalten aufzubauen oder zielführendes Verhalten zu stärken
e) Ob dieser Auf- und Ausbau gelingt,
wird in der Angewandten Positiven
Psychologie ständig verfolgt: Monitor
sein können Coaches, aber auch Teams
am Arbeitsplatz. Und diese Teams
beobachten und evaluieren nicht nur,
sondern geben Social Support – sie sind
somit eine tragende Säule der Entwicklung
f) zum Thema „Modifizieren von Aktionsplänen“: Ein Kern-Thema der Positiven
Psychologie ist Hoffnung. Forschungen
haben ergeben, dass „High Hopers“
nicht irgendeinen „Alles-wird-gut“Schwulst denken, sondern in der
Analyse einer Situation ziemlich genau
die Punkte a) bis d) durchlaufen, dann
eine Aktions-Entscheidung treffen, ein
genaues Monitoring machen und gegebenenfalls den Aktionsplan ändern.
Kurz gesagt: Coaching ist im Kern Angewandte Positive Psychologie. Grant nennt
Coaching-Ziele, die ebenfalls in der Positiven Psychologie angestrebt werden: Stärkung der Selbstbestimmung und Anstreben
– März 2010
18
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Coaching der Zukunft
Ein Mensch, der Coaching suchen könnte:
Gestresst sein, aber funktionieren
Die Blüte ist angegriffen. Aber die eingeübten Abläufe sind noch intakt. Der Mensch läuft und
läuft und läuft … die Teilnahme am Leben – beruflich und dann auch privat – gelingt in den vorgegebenen Bahnen.
selbst-konkordanter (also mit den eigenen
Stärken und Werten übereinstimmender)
Ziele.
4
Coaching hat mit dem Verstand formulierte Ziele. Der
Erfolg aber hängt stark mit psychischen Faktoren zusammen
– 1. mit der Motivation
Wer in ein Coaching mit der Frage kommt:
„Soll ich mich selbstständig machen, und
wenn ja: wie?“ wird – logischerweise – mit
der Erwartung kommen, dass genau diese
Frage geklärt wird. Und jeder Coach wird
sich in der Pflicht fühlen, diese Frage zu
klären.
Coachings beginnen in aller Regel auf der
rationalen – also auf der dem Verstand am
besten zugänglichen – Ebene. Aber von
Anfang an spielt bereits die Psyche mit
hinein: Coachees unterscheiden sich nämlich darin, wie stark sie motiviert sind.
Die einen sind regelrecht begierig, zu einer Lösung zu kommen, andere sind tranig, schwerfällig und eher unmotiviert. Ein
gutes Coaching-Ergebnis hängt also nicht
nur von der sachlichen Brillanz des gefundenen Aktionsplans ab, sondern auch vom
Willen der Coachees mitzumachen.
Ein wesentlicher Grund für mangelnde Motivation ist, dass das Coaching-Ziel nicht
selbstkonkordant ist – das heißt: Es stimmt
nicht mit den wahren Interessen überein.
Auch wenn ein Coachee sich verbal noch
so stark mit einem Coaching-Ziel identifiziert, kann dies ein Lippenbekenntnis sein
– und bleiben. Dann kommt das Interesse
am Coaching eben nicht aus vollem Herzen, sondern zum Beispiel aus Zwang des
Arbeitgebers, Selbstzwang, Pflichtgefühl,
schlechtem Gewissen, aus widerwilliger
Einsicht, um jemand anderem einen Gefallen zu tun oder zig anderen Quellen.
Hierzu Dr. Grants Rat als Faustregel:
Beste Motivation entsteht, wenn es um ein
persönlich wichtiges Ziel geht. Gute Motivation entsteht, wenn es – zum Beispiel in
der Anfangsphase des Coaching und mithilfe des Coaches – gelingt, sich ein Ziel zu
eigen zu machen.
Grant rät zu unterscheiden, ob es sich bei
dem Bekenntnis eines Coachees um echtes Streben (striving for a goal) oder nur
um ein aspirational goal handelt, das kein
Streben, sondern nur eine „zielgerichtete
Hoffnung“ auslöst: ein Es-wäre-so-schönwenn-Gefühl, das zumeist gepaart ist mit
einem Es-wäre-noch-schöner-wenn-ichnichts-dafür-tun-müsste-Gefühl – oder
auf der resignativen Seite mit einem Ichschaff‘s-ja-doch-wieder-nicht-Gefühl.
5
Coaching-Erfolg hängt stark
mit psychischen Faktoren zusammen – 2. mit den Emotionen
Positive Emotionen fördern den Coaching-
Erfolg extrem stark. Der Grund, ein Coaching zu suchen, ist meist die eine wichtige
Frage – oder ein Bündel solcher Fragen –,
und der Coachee kommt von allein nicht
weiter.
Zeigen sich die ersten guten Antworten auf
die Frage, dann entsteht – gleichsam naturnotwendig – eine gute Stimmung, und es
wachsen Hoffnung, Mut, Selbstvertrauen
und was immer es noch an positiven Emotionen gibt.
Positive Emotionen fühlen sich gut an.
Aber wenn sie nichts mehr sind als einfach
nur Good Feelings – wie bei einem Eis an
einem heißen Sommertag – dann ebben sie
auch rasch wieder ab. Wenn sie aber etwas
beständiger sind als Eis in der Sonne, öffnen positive Emotionen wie Freude, Neugier, Interesse den Kopf und das Herz.
Lust entsteht, sich einer Sache oder einer Suche ganz zu verschreiben, und
so kommen wir in jenen Zustand, den
Positive Emotionen öffnen Herz und Verstand
Machen Sie sich einmal klar, was passiert,
wenn Sie unter negativen Emotionen stehen
(die wichtigste drei sind Angst, Wut und Trauer): Sie konzentrieren sich voll und ganz auf
die Situation oder die Menschen, die Angst,
Wut und Trauer. Je größer Angst, Wut und
Trauer, desto stärker blendet Ihr Geist alles
andere aus und reduziert Sie auf einfache
Alternativen wie Flüchten oder Standhalten,
Kämpfen oder Weglaufen.
Ganz anders die Wirkung von positiven
Emotionen – die wichtigsten sind Freude,
Interesse/Neugier und Zufriedenheit.
Freude zeigt sich in, meist unspezifischer,
Unternehmungslust.
Interesse/Neugier lenkt Ihre Unternehmungslust auf ein Betätigungsfeld.
Und Zufriedenheit gibt die Ruhe, sich ohne
Vorbehalte in einer Situation zu verlieren.
Nur unter positiven Emotionen sind wir kreativ. Unser Blick ist nicht fixiert auf ein einziges
Objekt oder Thema (so wie das „Kaninchen
auf die Schlange“ blickt).
Positive Psychologie, so Martin Seligman,
ruht auf drei Säulen:
Säule 1. ist die Erforschung des subjektiven
Well-Being. Wichtige Fragen dazu sind:
a) bin ich zufrieden mit meiner Vergangenheit
b) blicke ich fröhlich und (deshalb) mit Neugier und Tatendrang auf mein jetziges Leben
c) blicke ich mit Optimismus, Hoffnung und
Vertrauen in die Zukunft
Säule 2. ist die Erforschung positiver Charakter-Eigenschaften. Beispiele sind Integrität, Altruismus, Weisheit oder Hingabe an
sinnvolle Lebensziele
Säule 3. ist die Erforschung „positiver Institutionen“. Institutionen sind Unternehmen oder
formal streng oder weniger streng durchorganisierte menschliche Gemeinschaften,
positiv sind Institutionen, die menschliche
Werte und menschliche Stärken fördern.
– März 2010
19
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Coaching der Zukunft
Ein Mensch, der Coaching suchen könnte:
Angepasst, aber unengagiert
Der Mensch erledigt im Beruf seine Pflicht. Das Leben, an dem er oder sie teilnimmt, findet aber
außerhalb der Arbeitswelt statt.
u
seelische
Schwacher
Wille, das
CoachingZiel zu
erreichen
Gesundheit
Starker
Wille, das
Coachingu Ziel zu
erreichen
u
Mihaly Csikszentmihalyi als „Flow“
beschrieben hat: in „selbstvergessene
Konzentration und Hingabe“. Und dann
ist Kraft und Interesse für Stunden geistiger Arbeit da.
Positive Emotionen haben den guten Nutzen, dass sie uns kreativer machen und zugleich unbefangener, auch „unmögliche“
Ideen zu kultivieren und vor anderen ungeniert in eine Diskussion einzubringen.
Mehr über die Auswirkungen positiver und
negativer Emotionen auf Körper, eist und
Seele steht im Kasten auf dieser Seite.
6
Wenn positive Emotionen von Dauer sind,
tritt ein „Seelenwandel“ ein, den wir auf
Neudeutsch „Well-Being“ nennen und auf
Normaldeutsch „Wohlbefinden“. Ein hohes
und beständiges Maß an Wohlbefinden nennen wir „seelische Gesundheit“, ein hohes
und beständiges Maß an Nicht-Wohlbefinden – bei dem nicht positive, sondern negative Emotionen unseren Seelenhaushalt
bestimmen – nennen wir „seelische Krankheit“, „seelisches Leiden“, „Burnout“, „Depressivität“, „Null Bock“, Trauer, Angst
oder von der aktiven Seite her: Wut.
7
Vier seelische Grundhaltungen – und ihr Einfluss auf
Coaching und Coaching-Erfolg
Dr. Anthony M. Grant erkennt vier wichtige seelische Grundhaltungen, die im
Arbeitsleben typischerweise angetroffen
werden – auch von Coaches. Drei dieser
seelischen Grundhaltungen sind im Kasten jeweils oben auf den Seiten 18, 19, 20
erklärt, das vierte, das positive, ebenfalls
oben auf Seite 21:
seelische
u
Coaching-Erfolg hängt stark
mit psychischen Faktoren
zusammen – 3. mit seelischer
Gesundheit
Krankheit
Zur ersten Orientierung in dieser Graphik drei Punkte:
l Die drei Felder, die nur eine einzige Blume enthalten, sind die psychisch problema-
tischen. Das Feld oben rechts hingegen enthält die seelisch Starken.
l Von der Mitte der Graphik geht ein Pfeil nach oben und nach unten. In den beiden
Felder links davon finden sich die Menschen mit nur schwachem Willen, das CoachingZiel zu erreichen, weil sie entweder „niedergeschlagen“ (also seelisch krank) sind –
oder weil ihre selbstkonkordanten Wünsche auf Gebieten außerhalb der Arbeit liegen.
Beide Gruppen brauchen für den beruflichen und den Coaching-Erfolg einen, wie sie
selbst oder ihre Chefs oft vermuten, „kick in the ass“. Aber die Menschen unten links
brauchen eher ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe. Und die oben links brauchen
evtl. einen neuen „selbstkonkordanten“ Job oder neue Wünsche an den alten Job.
l Rechts von der Pfeil-Linie in der Mitte der Graphik sehen Sie die hoch motivierten
Menschen. Aber auch bei ihnen gibt es Unterschiede im Ausmaß von seelischer Gesundheit. Unterhalb der von links nach rechts führenden Pfeillinie sind die Menschen,
die ihren hohen Leistungswillen auf Druck, Stress und andere auf Dauer krank machende negative Faktoren abstützen.
Oberhalb der Linie, also in dem Quadranten mit dem Blumenstrauß sind die Menschen
seelisch intakt.
18 Niedergeschlagen sein (um das Wort
„Depression“ zu vermeiden)
19 Gestresst sein, aber funktionieren
20 Angepasst, aber nicht engagiert sein
21 Seelisch voll aufblühen und die per-
sönlichen Stärken leben.
Diese – durch Blumenbilder symbolisierten
– seelischen Grundhaltungen, finden Sie im
Kasten auf Seite 21 eingeordnet in das in
den Punkten 4, 5 und 6 erklärte System.
– März 2010
20
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Coaching der Zukunft
Ein Mensch, der Coaching suchen könnte:
In voller Blüte – Stärken lebend
Der Mensch ist hoch motiviert – und ist seelisch fit, alle Coaching-Ziele erreichen zu können.
Eine Zwischen-Bilanz bis zu diesem Punkt
u
seelische
Starker
Wille, das
Coachingu Ziel zu
erreichen
u
Schwacher
Wille, das
CoachingZiel zu
erreichen
Gesundheit
So „lesen“ Sie diese Tabelle:
Coaching-Erfolg hängt wesentlich ab von 4
Faktoren:
1. von der rationalen, intelligenten Antwort auf
die Eingangsfrage
2. von der Motivation – also der Willensstärke,
mit dem das Coaching-Ziel angestrebt wird
3. von den Emotionen, die den Geist und die
Seele öffnen oder verschließen
4. von der seelischen Gesundheit
l Sind Wille, positive Emotionen und seelische Gesundheit hoch ausgeprägt befinden
wir uns oben rechts im Feld (das mit dem Blumenstrauß). Dort stellen sich Coaching-Erfolge am ehesten ein.
l Ist nur die Gesundheit stark, der Wille aber
schwach, weil unsere selbstkonkordanten (siehe Pkt. 4 des Beitrages) Motive nicht in dem
Bereich liegen, der gecoacht wird (also zum
Beispiel nicht in den Themen der Arbeitswelt
oder des Arbeitsplatzes), sind wir im Feld oben
links: eine Mensch, der nicht störend auffällt,
aber auch nicht viel bringt.
u
seelische
Krankheit
l Im Feld unten rechts zeigt Stress seine negative Wirkung. Der Mensch funktioniert noch
– aber eher wie Charly Chaplin in dem FilmKlassiker moderne Zeiten.
l Und im Feld unten links ist kaum noch oder
keine Kraft vorhanden, das Coaching-Ziel zu
erreichen. Es bleibt ein (siehe Pkt. 4 des Beitrages) aspirational goal.
Coaching arbeitet immer auf zwei Ebenen gleichzeitig:
l einerseits auf der „rationalen Ebene“, dort
wo Ziele, Strategien und Schritte geplant werden: oft sind es jene 10 Punkte, die leicht klingen und schwer einzuhalten sind.
l Und Coaching arbeitet andererseits auf der
„psychologischen Ebene“ und stärkt den Willen, das Coaching-Ziel zu erreichen (es werden
selbst-konkordante Ziele gewählt). Positive
Emotionen werden aufgebaut. Und seelische
Dauer-Belastungen oder Krankheiten werden
abgebaut. Dazu dienen Tools aus der Positiven
Psychologie. Insofern ist Coaching ein Teil der
Angewandten Positiven Psychologie.
8
Darf Coaching in seelisches
Geschehen eingreifen? Die
erste Antwort ist: Wie bitte wollen Sie das verhindern?
In Gesprächen über Coaching und Psychotherapie wird immer und mit Recht auf die
Trennung dieser beiden Gebiete hingewiesen. Allerdings: Auch als erfahrener Coach
können Sie nicht verhindern, dass auch
therapie-bedürftige Klienten zu Ihnen ins
Coaching kommen. Darunter sind Klienten,
denen Coaches, aber auch viele Psychologen, die nicht speziell in Psychodiagnostik geschult sind, ihre seelische Not nicht
anmerken. Und weitaus mehr kommen ins
Coaching, die sich selbst ihre seelische Not
nicht anmerken – oder die sie nicht wahrhaben wollen und verdrängen.
Boris Becker hat mal gesagt: „Alle Menschen machen Fehler, ich mache Doppelfehler.“ Und einen Doppelfehler würden
Coaches machen, die bei seelisch belasteten
Menschen „na, dann eben doch mal etwas
psychotherapeutisch“ vorgehen wollten.
„Therapeutisch“ meint hier sehr konkret
ein Denken und Handeln, bei dem
1. ein Schaden erkannt wird,
2. eine Ursache dafür erkannt wird,
3. eine Intervention gemacht wird, und
4. durch diese Intervention der Urzustand
wiederhergestellt wird.
Beispiel:
1. Ein Klempner sieht einen tropfenden
Wasserhahn.
2. Er stellt als Ursache einen defekten
Dichtungsring fest.
3. Die Ursache wird behoben: der Dichtungsring wird ersetzt.
4. Der Urzustand „kein tropfender Wasserhahn“ ist wiederhergestellt.
Für die Behandlung der meisten seelischen
Pleiten, Pechs, Pannen, Probleme, Krisen,
Konflikte, Krankheiten und Katastrophen
– März 2010
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Coaching der Zukunft
u
seelische Gesundheit
Noch einmal sehen Sie hier die Ihnen inzwischen vertrautere Graphik.
Sie wird sinnvollerweise durch zwei weitere Kategorien ergänzt:
angepasst
unengagiert sein
in voller Blüte
Stärken lebend
normal
funktionierend
u
normalfunktionierend und daniederliegend. Nehmen Sie
die beiden Begriffe als Merkwörter für ein bekanntes Phänomene:
Menschen können normal funktionieren – und sich
Schwacher
ganz wohlig einrichten, aber ihr Potenzial nicht
Wille,
einbringen oder nicht ausschöpfen. Meist sind
Ziele zu
es Menschen mit mehr als nur durchschnittlicher
erreichen
seelischer Gesundheit, aber auch Menschen mit
unterdurchschnittlicher seelischer Gesundheit
gehören hierher.
Sie sind im Coaching durch rationale Argumente oft nur schwer
in heilsame Bewegung zu bekommen. Eine hohe Dosis positiver Emotionen aber kann sie Lust an der eigenen Leistung
spüren lassen – deutlicher als materielle Anreize es könnten.
daniederliegend
niedergeschlagen
sein, seelisch
extrem leidend
Starker
Wille,
u Ziele zu
erreichen
gestresst
sein, aber
funktionieren
u
seelische Krankheit
aber führt dieses Klempner-Modell nicht
zum gewünschten Erfolg. Beispiel:
1. Ein Manager steht unter starkem Stress.
2. Ein Seelenklempner stellt als Ursache
Angst um den Job fest.
3. Die Störungs-Ursache aber kann leider
nicht auf einfachem und sicherem Wege
behoben werden, denn der Manager muss
für seine Familie sorgen und für drei außereheliche Kinder Alimente bezahlen …
4. Der Urzustand „kein Stress“ kann also
nicht wiederhergestellt werden – jedenfalls
nicht durch eine rasche, zielsichere Intervention …
… und auch eine psychologische Beratung,
ein Coaching, ein Anti-Stress-Training hilft
hier wenig bis gar nichts, weil die Ursache
des Problems – nämlich die Angst um den
Arbeitsplatz – nicht wegtherapiert werden
kann.
Dennoch gibt es für diesen Manager Hilfen. Sie liegen in dem für viele Menschen
unfassbaren – eigentlich aber einfachen –
Gedanken, dass Gesundheit und Krankheit
keine Gegensätze sind. Einfache Tatsache
aber ist:
l Wir können in Teilen gesund und in Teilen krank sein. Wer einen Beinbruch auskuriert, ist erstmal an ein Krankenbett gefesselt, kann ansonsten vielleicht aber vor
Gesundheit nur so strotzen.
l Zwischen Gesundheit und Krankheit gibt
es auch keine Null-Summen-Spiele. Die
bekannte Null-Summen-Spiel-Regel gilt
hier also NICHT. Ob man „20 Prozent mehr
Gesundheit“ hat oder spürt, hängt NICHT
davon ab, dass man „20 Prozent weniger
Krankheit“ hat oder spürt. Und man kann
sich zum Beispiel um die Krankheit überhaupt nicht scheren und sie lassen, wie sie
ist, aber mehr Gesundheit schaffen.
Der Ordnung halber soll nicht unerwähnt
bleiben, dass dies nicht für jede Krankheit
in jedem Stadium gilt – und dass es für seelische Leiden möglicherweise eher gilt als
für körperliche. Und nach diesen Vor-Überlegungen macht Ihnen der Satz von Martin
Seligman auf Seite 18 besseren Sinn:
Ich halte es für falsch, sehr viel Mühe
darauf zu verwenden, die eigenen Fehler,
Mängel und Schwächen zu korrigieren.
Vielmehr glaube ich, dass tiefste emotionale Befriedigung daraus resultiert, die
persönlichen Signatur-Stärken zu fördern
und einzusetzen.
Und dies ist der Ansatz des Coachings
– und ebenso der Ansatz der Positiven Psychologie. Kaputtes und Heiles kann nebeneinander existieren.
9
Stärken stärken, statt Schwächen zu bejammern, ist der
gemeinsame Nenner von Coaching und Angewandter Positiver
Psychologie
Der heile Anteil kann wachsen, und die
„seelische Fitness“ des oben erwähnten
Managers mit den drei außerplanmäßigen
Kindern kann wachsen – durch Interventionen wie
l die Sinn-des-Lebens-Übung:
Wer arbeitet und arbeitet sieht oft den
Grund dafür nicht mehr. Aufschreiben,
welchen Sinn das Leben hat, kann Arbeit
– und auch die ungeliebten Aspekte der
Arbeit – wieder so wie früher attraktiv machen.
l die Dankbarkeits-Übung:
Jeden Tag die Gründe aufschreiben, für die
man selbst unter miserablen Umständen
dankbar sein kann, stärkt die seelische Gesundheit.
l Methoden zur Steigerung der Resilienz wirken in ähnlicher Weise positiv auf
Arbeits-Einstellung und Arbeitsleistung
(siehe Coaching-heute 12/2009 (GratisDownload www.coaching-heute.de/media/
ausgaben/Coaching-heute-12-2009.pdf)
Positive Psychologie arbeitet im Positiven
Bereich – und auch einer, der Sorgen hat,
kann lachen. Und es ist keine Sünde, sondern ein Liebesdienst, den mit Sorgen zum
Lachen zu bringen.
l „Willkürlich und ungezielt Gutes tun“
(„random acts of kindness“) hat sich im
coaching bewährt:
Menschen lassen irgendwo eine Münze
oder einen kleinen Geldschein liegen und
denken sich aus, wer das Geld findet – und
hoffen, dass es jemand ist, der sich darüber
freut. Was das bringen soll? Dies Tool erhöht die Achtsamkeit für das eigene Leben
und die eigenen Welt. Und es gibt Menschen ein viel besseres Gefühl als wenn sie
im Gegenwert des liegengelassenen Betrages zum Beispiel Alkohol als „Upper“ in
sich hineingeschüttet hätten.
n
Dieser Beitrag stützt sich auf einen Text von Anthony M. Grant und Gordon B. Spence: Using
Coaching and Positive Psychology to promote a
flourishing Work Force: a Model of Goalstriving
and Mental Health – erschienen im Oxford Handbook of Coaching and Positive Psychology.
– März 2010
22
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Titelthema
Überlauf TITELTHEMA von Seite 10
2. Dem Kultur-Bild – die Erwartungen und Forderungen,
Einschränkungen, aber auch Chancen und Möglichkeiten, die
das jeweilige soziale Umfeld den Einzelnen bietet und ihn
kulturell prägen.
3. Dem realen Ich – die Talente, Fähigkeiten, Kenntnisse, Stärken wie Schwächen, genetische Prädispositionen genauso wie
Vorlieben und Abneigungen.
Die Diskrepanz zwischen dem eigenen Ideal und dem realen Ich
kann zu Lebensbrüchen führen, an denen einige verzweifeln und
aufgeben, andere diese Reibung an der Realität dagegen herausfordert, entweder hart am Ideal zu arbeiten oder Neues anzugehen.
Jedes Jahr wieder versuchen Jugendliche, ihr Talent zum Singen
bei DSDS unter Beweis zu stellen. Einige zeigen Talent, Können
Hermann Hesse
Es gehört Mut dazu, gegen den
Herdensinn, gegen Anpassung
und Unterordnung mit „Eigensinn“ zu antworten
braucht seine Zeit, auch Mut und Ausdauer bis wir sagen können:
„Ich kenne mich“.
Dabei kann niemand einem die Arbeit abnehmen. Denn nur ich
selbst lebe mein Leben, – aber es lohnt sich, sein Leben immer
wieder nach den eigenen Maßstäben und Zielvorstellungen, der
eigenen Vision zu durchloten. „Erkenne dich selbst! – dieser klassische griechische Spruch zeigt, wo die Wurzel der Freiheit zu
suchen ist. Selbsterkenntnis besagte von jeher, seine Grenzen zu
überschreiten und zur Reife gelangen – bedeutete also, der zu werden, der wir potentiell sind.“ 9)
Es geht also darum, das uns Eigene herauszuarbeiten und zu entwickeln und nicht im Einheitsbrei der Masse unterzugehen. Es
gehört Mut dazu, gegen den Herdensinn, gegen Anpassung und
Unterordnung mit „Eigensinn“ (Hermann Hesse) zu antworten.
Dabei handelt es sich nicht um Egoismus, sondern um den Mut
„zum eigenen Sinn“. Mut, so zu sein, wie Sie sind – authentisch,
mit allen Zweifeln, Unsicherheiten, Ecken und Kanten, aber eben
auch mit allen Stärken und Selbstvertrauen.
Hermann Hesse hat deshalb Menschen mit „Eigen-Sinn“ als „Helden“ bezeichnet. Menschen, die sich selbst treu und bei sich angekommen sind. Die der eigenen Lebenskraft vertrauen, die ihnen zu
leben und zu wachsen hilft. 10)
Dieser Eigensinn beruht auf Selbstkenntnis und Selbsterkenntnis,
9)
und Einsatz. Sie kommen weiter, siegen sogar, um dann meist in
den weiteren Jahren „irgendwo lautlos im Äther unterzugehen“.
Andere haben weder Talent noch Engagement, aber ein großes
Selbst-Bild fernab jeglicher Realität.
In diesem Spannungsfeld zwischen Ideal, Umfeld und Realität
muss also jeder für sich allein seine Persönlichkeit finden und entwickeln. Immer wieder justieren bis wir zu einer authentischen
Persönlichkeit mit Gelassenheit und Souveränität gelangen. Es
Erich Fromm: Authentisch leben, Herder Freiburg i. Breisgau, 2000, S. 49, vgl. auch Wilhelm Schmid: Mit sich selbst
befreundet sein. Von der Lebenskunst im Umgang mit sich
selbst, Suhrkamp, 1. Auflage, Frankfurt/ Main 2007, S. 84ff und
97ff
10)
Hermann Hesse: Eigensinn, aus „Betrachtungen“ in Glück:
Amandus Verlag, Wien 1952, S. 107-116, sowie Hermann Hesse: Eigensinn macht Spaß, Individuation und Anpassung,
Suhrkamp, Frankfurt/ Main 1986
Vom Trainer zum Speaker
So erobern Sie die Bühne!
Ein Intensiv-Workshop mit
Sie begeistern seit Jahren als Trainer Ihre Seminarteilnehmer. Sie führen als Coach Ihre Klienten zu tollen
Lösungen. Und haben auch schon gute Vorträge gehalten. Doch Sie wollen mehr, Sie wollen die große Bühne
erobern: Zuhörer begeistern, Impulse geben – und gutes Geld damit verdienen.
l Erfahren Sie, was das Speaking Business vom Beruf des Coach und des Trainers unterscheidet.
l Finden Sie Ihr Selbstverständnis als Redner/in. l Werden Sie vom Seminar-Profi zum Bühnen-Profi.
Trainieren Sie drei Tage lang mit mir.
3 Termine:
28. bis 30. Mai 2010 im Favorite Parkhotel in Mainz
27. bis 29. August 2010 im Hotel Marc Aurel in Bad Gögging (nördlich von München)
17. bis 19. Dezember 2010 im Hotel Marc Aurel in Bad Gögging (nördlich von München)
Programm, Informationen und Anmeldung bei: Monika Jonza, Asgodom Live Tel. 089 98 24 74 90; [email protected]
Die Medaille, die ich auf dem Foto trage, ist mir im vergangenen Sommer von der NSA (National Speakers Association der USA) und
der Dachorganisation der Speaker GFS (Global Speakers Federation) verliehen worden. Die Buchstaben CSP stehen für Certified
Speaking Professional. Ich bin der erste Träger dieser Auszeichnung in Kontinental-Europa, weltweit gibt es nur etwa 500 CSP.
– März 2010
23
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Titelthema
ein gefestigtes ICH immer im Bezug zum größeren Ganzen, dem
WIR.
Eine Herausforderung in der heutigen Zeit. Nicht nur Jugendliche
wollen so sein wie ihre Peer Group. Es ist entscheidend, die „richtigen Marken“ zu tragen und die „richtigen Locations“ zu besuchen, ansonsten ist man „out“ und alle wollen „in“ sein.
Auch Erwachsene beugen sich dem Zwang zur Jugendlichkeit und lassen sich lieber operieren, um einem „vorgegebenen
Schönheitsideal“ zu entsprechen als voll hinter ihrer einzigartigen Persönlichkeit zu stehen. Schlimm genug, dass die Masse
der „Wirtschaftswelt“ Personalentscheidungen nun auch mittels
„Jugendfaktor“ fällt und dadurch glauben macht, man könne mittels Operation vitaler sein, den Job behalten oder einen neuen
leichter bekommen.
Es fällt selbst Männern schwer, sich dieser Maxime neuerdings zu
entziehen. Wir sollten uns Mut machen, unsere Persönlichkeit zu
finden, herauszuarbeiten und zu schärfen. Uns selbst anzunehmen,
mit unseren liebenswürdigen Ecken, Kanten und Eigenarten. Uns
selbst abzuheben, von der Masse und der Langeweile des „Einheitsbreis“.
Wie würden Sie sich als Persönlichkeit beschreiben? Worin
Wilhelm Schmid
Lebenskunst ist, mit sich selbst
befreundet zu sein
unterscheiden Sie sich von der Masse der anderen? Dabei geht
es viel weniger um die „Außen-Wirkung“, das Branding, das
Image und die Unique Selling Proposition (USP), sondern um
Ihr inneres Potential, Ihren inneren „Kern-Wert“: Kennen
Sie Ihre „Unique Personal Proposition“ (UPP):
l Was lieben Sie an sich? Welche Eigenschaften, welche Fähigkeiten? Welche Gesten? Welche Eigenarten?
l Was haben Sie als Kind schon gerne gemacht? Was haben Ihre
Freunde damals an Ihnen geschätzt? Welche Märchen haben
Sie geliebt? Welche Träume hatten Sie?
l Worin sehen Sie Ihre Stärken? Worin sind Sie unschlagbar?
Welche Talente haben Sie? Was geht Ihnen „leicht von der
Hand“? Was macht Ihnen einfach Spaß?
l Welche Vorlieben haben Sie – was machen Sie heute ausgesprochen gerne? Worin gehen Sie auf, geraten in „Flow“ 11)
und verlieren Zeit und Raum?
l Was mögen Sie gar nicht, was macht Sie rasend? – Was stößt
Sie ab?
l Was ist für Sie wichtig? Was sind Ihre wesentlichen Werte,
nach denen Sie Ihr Leben ausrichten? Was macht für Sie Sinn?
l Was macht Sie einzigartig?
Der erste Punkt ist für viele oft der Schwierigste. Vor allem Frauen
tun sich schwer damit, sich selbst, so wie sie sind, anzunehmen
und zu lieben. Sie kritisieren lieber an sich herum und schwächen
dadurch ihr Selbst-Wert-Gefühl. Denn im Vergleich zu „Idealen“
fehlt einem immer etwas. „Sich selbst zu lieben, sich selbst der
beste Freund zu sein“ 12), ist jedoch nach dem Philosophen Wilhelm Schmid eine wesentliche Grundvoraussetzung für ein erfülltes Leben. „Mit sich selbst befreundet sein“, also auch „die Sorge
um sich selbst“ und „für sich selbst“ führt dazu, sich erstmal selbst
kennen zu lernen.
Selbsterkenntnis und Selbstverständnis – wie ein guter Freund,
der es interessant findet, was man gerade denkt und fühlt, der akzeptieren kann, wenn man Fehler macht und einem aufmuntert,
daraus zu lernen und mit Zuversicht, Neues zu probieren. 13)
Verständnis-für-sich-selbst-haben hilft, die eigene Ängstlichkeit
und die individuellen Spannungen von Denken und Fühlen zu akzeptieren, ob Freiheit oder Bindung, Liebe oder Hass, Hoffnung
oder Enttäuschung. Um sich selbst besser kennen zu lernen, sollten wir offen sein für die Möglichkeiten, die in unserer Person
liegen, oftmals verborgen hinter Selbstzweifeln und Fremdbestimmungen.
l Was sind typische Verhaltensweisen in bestimmten Situationen? Wie reagieren Sie auf Stress? Wie versuchen Sie,
Probleme zu lösen? Was schätzen Sie an Ihren Verhalten? Was
stört Sie? Haben Sie Verhaltensweisen als richtig oder falsch
übernommen? – von Ihren Eltern, Freunden..?
l Was bezeichnen Sie als Ihre Schwächen? Was stört Sie daran
persönlich? Welche Vorteile ziehen Sie aus diesen Schwächen?
l Was stört andere an Ihrem Verhalten? Welche Vorteile haben
andere von Ihren Schwächen? Sind Ihre Schwächen wirklich
reale Schwächen?
l Wem schaden Sie damit? – sich selbst und/ oder anderen und
in welchem Umfang?
l Was sollten Sie daraus lernen und wirklich verändern?
Finden Sie heraus, worin bei Ihren Stärken- und Schwächen-Profil der „rote Faden“ Ihrer Persönlichkeit liegt. Also Fähigkeiten,
Liebenswürdigkeiten, Ecken und Kanten, die Sie als Person charakterisieren. Sie gewinnen dadurch mehr und mehr Selbstachtung
und Selbst-Bewusstsein. Eine wesentliche Voraussetzung, um sich
selbst zu lieben, Schwächen zu akzeptieren und positiv an sich zu
arbeiten.
Finden Sie heraus, wer Sie sind und wer Sie sein könnten und dann
arbeiten Sie daran. Seien Sie offen für hilfreiche Anmerkungen
von „außen“, aber hinterfragen Sie immer, welche Vorteile Freunde wie Feinde daran haben könnten. Bleiben Sie sich selbst treu.
Sich selbst sein zu können, authentisch als einzigartige Persönlichkeit geachtet zu werden – das macht Sie zu einer charismatischen Persönlichkeit.
11)
Mihaly Csikszentmihalyi: Flow, Das Geheimnis des Glücks,
Stuttgart Klett-Cotta 2001
12)
Wilhelm Schmid: Mit sich selbst befreundet sein. Von der
Lebenskunst im Umgang mit sich selbst, Suhrkamp, 1. Auflage, Frankfurt/ Main 2007
13)
ebd. S.71-77, sowie S. 115ff
– März 2010
24
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Titelthema
Sein volles Potential ausschöpfen
Im Coaching wird häufig auf die Frage „Was wollen Sie im Leben
erreichen?“ geantwortet: „Ich will mich selbst verwirklichen, Erfolg haben und im Leben etwas Sinnvolles bewirken?“ Was aber
bedeutet dies im Einzelnen? –
Geht es dabei mehr um innere Wirksamkeit oder den äußeren Einfluss oder Macht in der Gesellschaft, manchmal vielleicht auch nur
um ein bequemes Leben im vorgegebenen Raster. Einige wissen
gerade noch, welchen nächsten Karriereschritt sie erzielen wollen.
„Man tut halt, was man tun muss“ – man richtet sich nach den
Anforderungen, die täglich an einen gestellt werden – vom Bügeln
bis zur Führungsentscheidung.
Manche dagegen wissen überhaupt nicht, was sie eigentlich wollen. Nur – was sie nicht wollen, das können sie recht gut artikulieren. Sie finden überall Blockaden zu einem angestrebten bequemen Leben, haben sich aber noch keine Gedanken gemacht, auf
welchen Weg sie sich eigentlich machen wollen.
Da kann es leicht geschehen, dass man erst nach einiger Zeit,
nach etlichen Jahren feststellt, dass eine lange Kette „verpasster Lebenschancen“ entstanden ist und das „ungelebte Leben“
zuviel Platz einnimmt. Denn es war „relativ bequem“, sich nach
den Erwartungen der anderen zu richten. Sich nicht zu überlegen, ob das was man gerade tut, eher den Vorstellungen anderer
entspricht als seinem eigenen Lebensplan.
Aber jede alltägliche Handlung kann über unseren gesamten Lebensweg entscheiden. Das Zubereiten eines Abendessens kann sowohl die Perfektion und Erfüllung einer Berufung als Sternekoch,
der Ausdruck von Liebe und Fürsorge einer Familienmanagerin
wie auch einer verpatzten Lebenschance sein, weil man seine eigenen Fähigkeiten untergräbt und weit unter seinem Potential zurückbleibt.
Die Deutung können nur Sie selbst auf Ihrem Lebensweg treffen.
Sie liegt in der ganz individuellen, eigenen Definition von äußerem und innerem Erfolg.
Ein klares Selbstbild erzeugt dann Souveränität, Gelassenheit und
eine in sich ruhende Persönlichkeit. Chancen wie Grenzen der eigenen Wirksamkeit konzentrieren unsere Aufmerksamkeit auf die
Aufgabe, den eigenen Lebensweg zu entdecken und eine langfristige und nachhaltige Strategie der eigenen Karriere- und Lebensplanung vorzunehmen.
Sich selbst verwirklichen – konzentriert sich dann auf den Imperativ, sein inneres Potential voll auszuschöpfen, seine Person
voll zu entfalten in allen Lebensbereichen. Da der Beruf einen
großen Raum in unserem Leben einnimmt, sollte gerade auf die
Berufswahl größte Sorgfalt gelegt werden. Nicht einfach einen
Job machen, weil man Geld verdienen will oder muss. Auch wenn
einem die Realität vielleicht zeitweise dazu zwingen mag. Ihren
„Lebensplan“ sollten Sie dabei niemals aus dem Auge verlieren.
Machen Sie sich klar, dass Sie in einem ungeliebten Beruf kaum
zur Spitzenleistung fähig sein werden, kaum die Motivation und
das nötige Engagement aufbringen werden, die einem die Wertschätzung und die Zufriedenheit einbringt, die jeder als Bestätigung seines Tuns anstrebt.
Über Jahre einen ungeliebten Beruf auszuüben, bedeutet mindestens 50% des aktiven Tages mit ungeliebten Tätigkeiten, meist in
einem nicht zu Ihnen passenden Umfeld verbringen zu müssen.
Diese Frustration wirkt sich dann auch auf die 50% des positiven
privaten Umfelds aus, in denen Sie Ihr Potential nur noch eingeschränkt einbringen können. Den Rest des Tages verbringen Sie
mit Schlaf, um sich die Energie zurückzuholen, die vor allem der
ungeliebte Beruf verbraucht hat.
Tja, werden Sie vielleicht antworten: „Manchmal hat man aber
keine Wahl, man braucht das Geld?“ – oder auch „Warum ist denn
das Streben nach Höchstleistung oder auch nach Erfolg überhaupt
erforderlich?“ Eine Antwort könnte man im Kinderspiel finden.
Ein Kind beginnt im Spiel, aufzustehen und zu gehen. Immer wieder fällt es hin, sieht Erfolge, kann länger stehen, länger gehen,
gewinnt mehr und mehr Sicherheit – bis es voller Freude läuft,
hüpft und springt.
Es gewinnt dadurch eine bessere Selbst-Wahrnehmung, zollt sich
selbst Anerkennung, die es motiviert, weiterzumachen und entwickelt dadurch immer mehr Selbst-Sicherheit und Selbst-Bewusstsein. Intuitiv integriert ein Kind inneren mit äußerem Erfolg. Es
folgt darin einem Prinzip, das in östlichen wie westlichen Philosophien und Kulturen gleichermaßen anerkannt ist: Man sollte das,
was man tut, möglichst gut tun.
„Dazu gehört auch die Vervollkommnung beruflicher Fähigkeiten.
Schon die Berufswahl, erst recht aber die Berufsausübung steht
vor dem ethischen Imperativ, sich sehr genau auf die eigenen Stärken und Schwächen zu konzentrieren, um die eigenen Fähigkeiten
optimal zur Entfaltung zu bringen und gerade deshalb eine besonders gute berufliche Leistung zu erzielen.“ 14)
Was aber bedeutet Erfolg? – ist Erfolg gleichbedeutend mit beruflicher Leistung? Warum sollten Sie sich dem Imperativ von Erfolg
und Spitzenleistung beugen, – folgen Sie damit nicht gerade dem
Imperativ der Masse, vor allem der Wirtschaft und Politik?
Genau in der individuellen Beantwortung dieser Fragen, liegt
die Herausforderung. Aus ethischer Perspektive konzentriert
sich Erfolg auf die Entfaltung der Person, die Vervollkommnung
seiner Anlagen und Fähigkeiten, – nicht nur, aber auch im Berufsleben.
Wenn Sie in einem Beruf genau die Fähigkeiten, Kenntnisse, Talente verwirklichen können, die Ihnen Freude bereiten, die Sie
zum „Flow“ 15) bringen und Raum und Zeit vergessen lassen,
dann empfinden Sie Ausbildung, Studium und Berufsausübung
nicht als Last, sondern als Hobby. Sie machen Ihr Hobby zum
Beruf, – ob Sportler, Künstler, Arzt, Handwerker oder Gastronom. Dann gibt es für Sie kaum eine Trennung von Beruf und
Privat, dann ist Work-Life-Balance überflüssig geworden.
Auch das birgt die Gefahr des Ausgepowert-sein und des Burnouts, aber wenigstens aus eigener Motivation, selbst gesteuert und
nicht fremdbestimmt.
14)
Ulrich Hemel: Wert und Werte, Ethik für Manager – ein Leitfaden für die Praxis, 2. Auflage, Hanser, München 2007, S. 297
15)
Mihaly Csikszentmihalyi: Flow, Das Geheimnis des Glücks,
Stuttgart Klett-Cotta 2001
– März 2010
25
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Titelthema
Karl Lagerfeld kann sich zum Beispiel ein Leben, einen Tag ohne
„Arbeit“ nicht vorstellen. Er ist „unentwegt“ kreativ und integriert
alle Eindrücke, alles Denken in seine „tägliche Arbeit“. Er verwirft Lebensentwürfe „von gestern“, wenn sie für seinen weiteren
Lebensweg obsolet geworden sind und gestaltet sein Umfeld und
sich selbst „einfach neu“, sobald er erkannt hat, dass dies ihn weiter bringt in seiner Vervollkommnung.
Dennoch hat er eine klare Linie – in seinem Leben, seiner Profession, seinem Stil und seinen Wertmaßstäben. Macht Mode, macht
Photographie und verbindet beides in Perfektion. Wie immer
man auch zu der Person Karl Lagerfeld steht. Er ist eine „Persönlichkeit“. Er ist eindeutig „ein Marke“ mit klaren „Macken“
und Schwächen, zu denen er steht. Er will ganz bewusst nicht
„everybody‘s darling“ sein.
Er hat Mut, anders zu sein als andere, anzuecken und ruhig auch
noch im Alter zu provozieren, „sein individuelles Leben zu führen.“ Sein Gehirn bedankt sich für diese „richtige jahrelange Bedienung“ mit Esprit.
Was hat nun Karl Lagerfeld mit uns zu tun? Er ist ein Künstler
und lebt in einer Kunstwelt. Richtig, – eine Modekultur, die seine Person wie seinen Erfolg beeinflusst, bedingt, befruchtet und
ihn zum „Zar“ gemacht hat. Stellen Sie sich Karl Lagerfeld nun
einmal als Finanzvorstand eines Pharmakonzerns vor, der gerade
Analysten die Quartalszahlen erläutert. Glauben Sie, dass er die
gleiche Ausstrahlung, das gleiche Können, den gleichen Esprit
aufbringen könnte? –
Verstehen Sie nun, was ich meine? Karl Lagerfeld wusste schon in
jungen Jahren, was ihm Spaß machte, worin er gut war. Er wollte
Erfolg haben. Er war bereit, für seine Karriere „klein“ anzufangen
als Modezeichner, ging nach Paris und hat alles, was Mode betrifft
von der Pike auf gelernt, alles in sich aufgesogen und in sich verarbeitet. Er hat hart gearbeitet, seine Karriere geplant, aber blieb
immer offen für die nötige Flexibilität.
Er steht nicht nur für Kreativität, sondern auch für exzellente Qualität in jedem Detail. Mode ist sein Leben. Er hätte in Hamburg
bleiben und in die Geschäfte seiner Familie eintreten können. Er
hätte in Paris auch Modezeichner bleiben oder in einem Atelier eines anderen Modeschöpfers arbeiten können. Er wollte aber mehr,
seine eigene Linie und seine eigene Lebenslinie prägen.
Es liegt allein in der eigenen Verantwortung, die wesentlichen Entscheidungen für sein Leben und die Entwicklung seines Potentials
zu übernehmen und die Herausforderungen, die Konsequenzen
daraus bewusst zu tragen.
Sich selbst zu führen – ist die größte Herausforderung, um im Leben etwas Sinnvolles zu bewirken
Nicht den „bequemen Weg“ der Masse zu gehen, sondern zu fragen: Was will ich wirklich in meinem Leben? Wie will ich leben?
Welche Mission, welche Werte, welche Vision habe ich? – welche
Ziele bringen mich auf diesem Lebensweg Stück für Stück weiter?
– und machen mich letztendlich zu einer strahlenden Persönlichkeit.
„Der größte Erfolg, den ein Mensch –so gesehen- erringen kann,
ist ein anspruchsvolles, aber auch realistisches Bild der eigenen
Fähigkeiten und Grenzen, verbunden mit der Umsetzung des Bil-
des in die Realität persönlicher und beruflicher Rollen. Dabei mag
es manche Überraschung geben, denn manche Talente werden erst
spät entdeckt und entfaltet.“ 16)
Jeder muss echte Selbst-Verantwortung für seine Entwicklung
übernehmen und definieren, was für ihn SINN bedeutet. SelbstWahrnehmung, Selbsterkenntnis und ein sicheres Selbstbewusstsein führen zu einer anspruchsvollen und sinnvollen Vision für
den eigenen Lebensweg. Unser soziales Umfeld ist dabei unser
Reibungsfeld bei der Umsetzung unserer Ziele.
Es kann uns mit Chancen und Möglichkeiten unterstützen oder uns
Grenzen setzen und herausfordern. Gerade aus den Krisen ziehen
wir aber den meisten Nutzen. Denn sie bezeichnen die Schnittstellen, an denen wir uns und unseren Kern-Wert, unser Wertesystem
validieren und beweisen müssen.
Daher ist es für jeden von uns entscheidend, nicht allein bei der
Berufswahl selektiv vorzugehen, sondern gerade auch bei der
Wahl des beruflichen Umfelds. Optimal entfalten kann ich mich,
wenn mein ethisches Wertesystem größtenteils mit dem Wertesystem des Unternehmens, der Unternehmenskultur wie der Branche
übereinstimmt. Dann können sich beide Seiten befruchten. Unternehmenspraktiker wissen „zwei wichtige Dinge zu maximieren:
Wohlbefinden für das Individuum und Erfolg für die Organisation.“ 17)
Werte und Werte-Management gewinnen wieder an Bedeutung in
den Unternehmen.
So bezeichnet Lord Griffith, Vice Chairman von Goldman Sachs,
im ISC-Symposium (International Students Committee) in St.
Gallen „Werte als die vierte Dimension der Unternehmensführung.“ 18) Werteorientierte Führung, sowohl im Unternehmen wie
die eigene persönliche Selbst-Führung, ist eine Frage der Haltung:
„Es wird genau gesehen, wie ernst es dem Manager wirklich ist.
Das ist Führung!“ 19)
Man sollte also bei einer Bewerbung wie bei einer Heirat genau
hinsehen, „mit wem“ man sich da „einlässt“. Muss ich mich und
mein Wertesystem „verbiegen“, um mich dem Unternehmen anzupassen und mein Verhalten justieren, um die Karriereleiter zu
erklimmen oder kann ich Erfolg haben, in dem ich das auslebe und
umsetze, was mich im inneren Kern so wie so antreibt? Dann entspricht der berufliche wie private Erfolg auch der Vervollkommnung der eigenen Persönlichkeit.
Was im Unternehmen die Fokussierung auf Kernkompetenzen
16)
Ulrich Hemel: Wert und Werte, Ethik für Manager – ein Leitfaden für die Praxis, 2. Auflage, Hanser, München 2007, S. 197
17)
Stefanie Unger, Kai Hattendorf, Sven H. Korndörffer: Was
uns wichtig ist. Wiley Verlag, Weinheim 2007 S.154
18)
ebd. S. 153
19)
Prof. Dr. Bolko von Oetinger, im Vorwort zu Ulrich Hemel:
Wert und Werte, Ethik für Manager – ein Leitfaden für die Praxis, 2. Auflage, Hanser, München 2007, XII
– März 2010
26
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Titelthema
und Werten, ist für den Einzelnen dann die Konzentration auf die
Entwicklung seiner Stärken und Werte in einer langfristig nachhaltigen Lebensstrategie. Bei jedem kann man erkennen, ob er es
wirklich ernst meint. Kernwerte lauten hierfür Glaubwürdigkeit,
Integrität, Respekt, Nachhaltigkeit, Verantwortung, Vertrauen,
Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit 20) – sich selbst gegenüber
wie gegenüber anderen, sowohl im Privatleben wie im Beruf.
l Das Leben als kontinuierlichen Lernprozess annehmen.
l Auftretende Hindernisse als überwindbare Herausforderungen
begreifen, die eine Verdoppelung der Zielenergie bewirken
l Selbst- Überschätzung vermeiden, aber auch Selbst-Unterschätzung
l Mut haben zu notwendigen Problemlösungen, sich nicht
anpassen und resignieren. Damit der Satz: „Da kann ich leider
nichts machen“, nicht „als Ausrede für mangelndes Engagement und als Indikator für ungelebtes Leben“ steht. 21)
l Persönliche Verantwortung übernehmen – das ICH im Bezug
zum größeren Ganzen, dem WIR, dem Wohle der Gemeinschaft setzen.
l Scheitern annehmen: ein „äußerer Misserfolg“ kann dann sehr
wohl ein großer „innerer Erfolg“ sein. Die Anerkennung und
Deutung auf Ihrem Lebensweg müssen Sie selbst vornehmen.
Selbst im Privatleben ist keine „laxe Entspannung“ bei der Persönlichkeitsentwicklung angesagt. Da darf man sich erst recht nicht
„gehen lassen.“ Denn auch privat können Sie sich nur optimal
entfalten, wenn Ihr ethisches Wertesystem größtenteils mit dem
Wertesystems Ihres Partners übereinstimmt. Ein gemeinsames
Wertesystem trägt die gemeinsame Mission, Vision und hilft bei
der Verwirklichung der gesetzten Ziele.
Dabei geht es zum Beispiel viel weniger um den Wert „Treue“
Stephen R. Covey
Sich über die eigene Lebenssituation, die eigene Vision und die
eigenen Ziele klar werden
an sich, sondern vielmehr um die gemeinsame Deutung dieses
Werts in kritischen Situationen. Die meisten Ehen scheitern nicht
an einem Seitensprung, sondern vielmehr an der Langeweile und
Erstarrung in alten Lebenskonzepten, die wenig Toleranz und gegenseitigen Respekt zulassen. Die gemeinsame Vision wurde aus
dem Auge verloren oder war bereits zu Beginn nur rudimentär
vorhanden.
Man kannte sich selbst nicht gut genug und erst recht nicht den
Partner. Wenn man dann zu viele Kompromisse machen muss
und damit sein Potential untergräbt, bleibt die Entwicklung der
eigenen Persönlichkeit und damit auch Lebensfreude, Zufriedenheit und eben auch Liebesfähigkeit auf der Strecke. Der Diamant
verliert seine Brillanz, ebenso wie die Ehe. Partner müssen sich
Freiraum zur Entfaltung zur eigenständigen Persönlichkeit geben,
in denen jeder sein Potential entwickeln kann und dennoch am
„gemeinsamen“ Wohlergehen arbeitet. Dann befruchtet man sich
gegenseitig.
Ob im Privatleben wie im Beruf – unsere alltäglichen Handlungen helfen uns bei der Auslegung der ethischen Qualität unseres
Lebensweges 22) und definieren unsere Persönlichkeit. Denn jeder
kann sich fragen,
l Warum tue ich, was ich täglich tue? – Mit welchem Ziel und
welcher Intention?
l Welche Auswirkungen haben mein Denken und meine Handlungen auf mich selbst wie auf andere? – bin ich zufrieden
oder unzufrieden mit den Ergebnissen?
l Welche Vision, welche Idealvorstellung habe ich von mir?
– und wo stehe ich auf diesem Weg zum Ideal?
l Wie sind meine lebensgeschichtlichen Meilensteine verlaufen?
Habe ich erreicht, was ich erreichen wollte – oder habe ich
mein Potential nicht ausgeschöpft?
l Wie weit habe ich meine Chancen und Möglichkeiten genutzt?
Wie hoch war mein eigener Anteil daran? – Wie hoch der
Anteil anderer oder externer Faktoren?
l Passen meine lebensgeschichtlichen Meilensteine zu meiner Lebensstrategie? – zu meinen persönlichen Fähigkeiten,
Kenntnissen, Talenten und Zielen? Bin ich noch auf dem
„richtigen Weg“?
l Wie habe ich mich gerade in schwierigen Situationen verhalten? Habe ich richtig gute Entscheidungen getroffen – geleitet
von meinem inneren Wertesystem und meiner Persönlichkeit
oder vielmehr angepasst an die Erwartungen anderer (Eltern,
Partner, Unternehmen), des „äußeren Erfolgs“ oder dem
„Willen nach Harmonie und Bequemlichkeit“? Habe ich gegen
meine eigenen Werte verstoßen, um einen leichten Erfolg zu
erzielen?
l Wie sieht mein Verhältnis, meine Bilanz von „äußerem“ zu
„innerem“ Erfolg aus? – oder sind Sie sich der Diskrepanz
nicht bewusst?
l Gibt es Diskrepanzen, die Sie bis heute noch beschäftigen?
Selbstmanagement wie modernes Zeitmanagement mit all seinen
Methoden und Tools sind zur Beantwortung dieser Fragen nicht
ausreichend. Wir müssen sehr viel tiefer greifen in unsere Schatzkiste des persönlichen Kern-Wertes und Wertesystems. Denn wir
müssen unsere Lebensstrategie und unseren Lebensplan heutzutage langfristig und nachhaltig über eine Spanne von durchschnitt20)
Werte wie sie in der Wertekommission der neuen Führungsgeneration als wesentlich angesehen werden, vgl. Stefanie
Unger, Kai Hattendorf, Sven H. Korndörffer: Was uns wichtig
ist. Wiley Verlag, Weinheim 2007 S. 154
21)
vgl. Ulrich Hemel: Wert und Werte, Ethik für Manager – ein
Leitfaden für die Praxis, 2. Auflage, Hanser, München 2007, S.
197
22)
vgl. hierzu Ulrich Hemel: Wert und Werte, Ethik für Manager – ein Leitfaden für die Praxis, 2. Auflage, Hanser, München
2007, S. 297-300
– März 2010
27
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Titelthema
lich mehr als 80 Jahren gestalten. Eine herausfordernde Aufgabe. Wir müssen wie der amerikanische Management-Guru Peter
Drucker (1909-2005) entscheiden, ob wir dabei auf der simplen
Ebene eines guten Lebens-Managers bleiben oder vielmehr zum
„Personal Leader“ mit Authentizität, Identität und Gelassenheit
werden wollen.
„Management is doing things right, Leadership is
doing the right things.” (Peter Drucker)
Stephen R. Covey hat dieses Zitat in seinem Buch „The 7 Habits of highly effective people“ 23) gut illustriert. Die Szene spielt
in einem Urwald. Die Manager lassen mit Macheten einen Weg
roden, entwickeln Arbeitspläne, Prozesse, Ziele und Motivationsprogramme für die Mitarbeiter. So schlagen sie erfolgreich einen
breiten Weg durch den Dschungel.
Der Leader dagegen investiert zunächst Zeit, den höchsten Baum
zu besteigen und sich von dort einen Überblick zu verschaffen,
über die gesamte Situation, die Möglichkeiten und das eigentliche Ziel. Er erkennt, sie sind auf dem falschen Weg zum falschen
Ziel. Er wird aber von den Managern gestoppt mit den Worten:
„Schweig! Wir machen Fortschritt!“
Ja, – sie machen Fortschritt, können den Weg „wachsen“ sehen
– aber wohin führt dieser, wenn das eigentliche Ziel nicht bekannt
oder verloren gegangen ist?
gute Manager“ und zeichnen sich laut Peter Drucker durch einen
beeindruckenden Ergebnisrekord trivialer „Erfolge“ aus. Zu einer
„Persönlichkeit“ werden Sie so nicht.
Sie laufen Gefahr nach weiteren Jahren, vielleicht mit 50 oder 60
feststellen zu müssen, dass Sie irgendwo „gelandet“ sind, wo Sie
gar nicht hinwollten. Im schlimmsten Fall stehen Sie am Ende des
Lebensplans eines anderen, der seine Ziele sehr wohl verwirklicht
hat, während Sie „auf der Strecke“ geblieben sind. Weit ab von
den Lebensplänen, die Sie hatten und weit unter dem Potential, das
Ihnen möglich war. Dann ist es zwar auch nicht zu spät, nochmals
den Mut für eine „neue Reise“ aufzubringen, aber Sie haben schon
Viktor E. Frankl
„Was also ist der Mensch? Er ist
das Wesen, das immer entscheidet, was er ist“
viel Energie und Zeit vergeudet – also doch nicht optimal „gemanagt“ – sei es als Familienmanager oder als Unternehmer, sondern
„die eigenen Ressourcen verbraten“.
Sich selbst zu führen, sich nicht in den Anforderungen des Lebens
zu verlieren, ist daher die größte Herausforderung. Eine in sich
Wie sehen Ihr Lebensplan und Ihr Lebensweg aus? – befinden ruhende und strahlende Persönlichkeit zu sein, ein erfülltes Leben
Sie sich noch mitten im Dschungel, funktionieren zwar bestens, zu führen, für andere da sein, aber sich nicht fremd bestimmen
zu lassen. Das eigene Ziel, den eigenen
sind beschäftigt mit „Erfolg machen“, wisLebensweg nicht aus dem Auge verlieren.
sen aber nicht genau, auf welchem Weg
Das alles können nur Sie selbst – in der
Sie sich eigentlich befinden? – Dann ist
Stephen R. Covey: The 7 Habits of highly efDeutung Ihres Lebensweges für sich hees Zeit, endlich auf den „höchsten Baum“
fective people, Powerful lessons in personal
zu steigen, um sich über Ihre Lebenssituarausfinden. Einzigartig sein und dazu mit
change, Fireside, New York, 1990
tion, Ihre Vision und Ihre Zielsetzung klar
Lebenskraft zu stehen:
Mihaly Csikszentmihalyi: Flow, Das Geheimzu werden.
l Was bedeutet es für Sie, sich selbst zu
nis des Glücks, Klett-Cotta Stuttgart 2001
verwirklichen? Was bezeichnen Sie als
Erich Fromm: Einleitung zu E. Fromm und R.
Es gehört zwar Mut dazu, „allein“ den
Ihre
persönlichen Kernfaktoren – Ihre
Xirau, The Nature of Man, aus: Authentisch leBaum zu erklimmen und erst recht, unpopersonal key success factors?
ben, Herder Freiburg i. Breisgau, 2000
puläre Entscheidungen zu treffen und nicht
l Wie zufrieden sind Sie „mit Ihrer
Viktor E. Frankl: ....trotzdem Ja zum Leben saden Erwartungen anderer zu entsprechen,
Persönlichkeit“? – sind Sie mit sich in
gen, Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager,
dtv
München
2000
der Lohn aber ist genau das, was AmeriEinklang? Wollten Sie so sein, wie Sie
kaner als „you can make a difference!“
nun sind? – so leben wie Sie gerade
Ulrich Hemel: Wert und Werte, Ethik für Manager – ein Leitfaden für die Praxis, 2. Auflage,
bezeichnen.
leben?
Hanser, München 2007
Sie können dann eine „Marke“ im Leben
l Was bedeutet für Sie Selbstachtung
Hermann Hesse: Eigensinn, aus „Betrachtunsetzen mit der Einzigartigkeit Ihrer Perund Selbstwert? Können Sie sich selbst
gen“
in
Glück:
Amandus
Verlag,
Wien
1952,
sönlichkeit – „das Besondere“, worin Sie
loben und Ihre Erfolge wertschätzen oder
Hermann Hesse: Eigensinn macht Spaß, Indisich durch das Entfalten Ihres Potentials,
brauchen Sie die Anerkennung und damit
viduation und Anpassung, Suhrkamp, Frankfurt/
Main 1986
Ihrer Werte und Lebensführung von allen
die Fremdbestimmung durch andere?
anderen unterscheiden und abheben.
l Wie können Sie selbst sich ein guter
Gerald Hüther: Bedienungsanleitung für ein
menschliches Gehirn, 8. Auflage, Vandenhoeck
Freund sein? – und sich bei Schwächen
& Ruprecht, Göttingen 2009
Dazu aber müssen Sie auf Ihrem Weg
und in Krisen selbst unterstützen, lieben
Wilhelm Schmid: Mit sich selbst befreundet
wissen, warum Sie tun, was Sie tun. Den
und wertschätzen?
sein. Von der Lebenskunst im Umgang mit sich
Sinn Ihres Handelns erkunden. Ansonsten
selbst, Suhrkamp, 1. Auflage, Frankfurt/ Main 23)
können Sie die besten Strategien haben,
Stephen R. Covey: The 7 Habits of
2007
die besten Methoden, Technologien und
highly effective people, Powerful lesStefanie Unger, Kai Hattendorf, Sven H.
optimales Zeitmanagement anwenden. Sie
Korndörffer: Was uns wichtig ist. Wiley Verlag, sons in personal change, Fireside, New
sind und bleiben dann doch „nur immer
York, 1990, S. 101
Weinheim 2007
Literatur:
– März 2010
28
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Titelthema / Vorschau
l Was bedeutet für Sie Erfolg? – Wie sieht Erfolg aus? – in welchen Gebieten? Wie fühlt er sich an? Woran wissen Sie, dass
Sie erfolgreich sind?
l Was ist für Sie sinnvoll? Woran erkennen Sie, dass etwas Sinn
macht?
l Was sind Sie bereit, zu tun und zu geben, um diesen Sinn in
Ihrem Leben umzusetzen?
Leisten Sie sich Zeit zum Nachdenken und machen Sie sich Mut,
zum Umdenken und zur Veränderung. Steigen Sie immer wieder
mal „auf den höchsten Baum“ und verschaffen Sie sich einen
Überblick, ob Sie sich noch auf dem RECHTEN WEG befinden
und das WIRKLICH WICHTIGE tun.
Tragen Sie Verantwortung für die rechte Beantwortung Ihrer
eigenen Lebensfragen. Denn nur Sie selbst können im Handeln, bei den Entscheidungen im konkreten Leben Ihre einzigartige Persönlichkeit herauskristallisieren. Dabei geht es
weniger um den strahlenden äußeren Erfolg, vielmehr um das
eher seltenere und daher kostbarere – das innere Siegen! „Was
also ist der Mensch? Er ist das Wesen, das immer entscheidet,
was er ist“ 24) (Viktor Frankl).
n
24)
Viktor E. Frankl: ....trotzdem Ja zum Leben sagen, Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager, dtv München 2000, S.
139, siehe auch S. 118ff .
Unter Copyright und unter Vorbehalt finden Sie hier die
Coachingheute-Themenschwerpunkte für 2010
Wenn Sie Themenwünsche haben, bitte schreiben Sie an [email protected]
April Führungserfolg durch Freundlichkeit: „The Power
of nice“
l Coaches, Trainer und Speaker berichten: Werte im Coaching – werden wir wieder konservativer?
Mai Führen durch positive Emotionen: Neugier, Inte-
resse an dem, was das Leben bringt und fordert. Statt
Rückzug von der Teilnahme am Leben
l Coaches, Trainer und Speaker berichten: Wann bin ich in
der Arbeit hart zu mir selbst? Wann lasse ich mich in der Arbeit
treiben?
Juni Erfolgsgarant Flow: Das große Glücksgefühl, dass
Sie nicht spüren.
l Coaches, Trainer und Speaker berichten: So motiviere ich
mich selbst in meiner Arbeit
Juli Selbstbestimmung statt Everybody‘s Darling
l Coaches, Trainer und Speaker berichten: Wie habe ich
Selbstbewusstsein gelernt?
August Körper und Coaching: Selbstliebe statt Kampf
gegen mich selbst
l Coaches, Trainer und Speaker berichten: So entschlüsseln
Sie Körpersignale und fördern Ihre Intuition
September Coaching-Ziele: verorten, vernetzen,
führen. Das Rüstzeug für den Erfolg
l Coaches, Trainer und Speaker berichten: Meine Top Ten der
Menschenführung
Oktober Niemand belehren, niemand bekehren, sondern Mitarbeiter und Kunden begeistern
l Coaches, Trainer und Speaker berichten: Wie Chefs sich
am besten präsentieren. Was Mitarbeiter ihnen am ehesten
abkaufen
November Sinn in der Arbeit, Sinn im Leben – die
vergessene Quelle für Glück
l Coaches, Trainer und Speaker berichten: Mein persönlicher
Sinn der Arbeit, mein persönlicher Sinn des Lebens
Dezember Der dritte Asgodom Persönlichkeits-Kon-
gress: Passion pays – Erfolg durch Leidenschaft
l Coaches, Trainer und Speaker berichten: Meine Top Ten für
beruflichen Erfolg
Impressum:
Coachingheute – das Internet-Magazin wird herausgegeben von Sabine Asgodom. Mitherausgeber der oben auf den Seiten namentlich gekennzeichneten
Beiträge sind die jeweils dort erwähnten Coaches. Coachingheute will durch die Mitherausgeber thematische Vielfalt statt einer festgelegten Blattlinie garantieren.
Die Mitherausgeber beteiligen sich an den Redaktions- und Produktionskosten. Bitte richten Sie alle Kommentare, Fragen etc. zu Einzelbeiträgen an die
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www.asgodom.de. V.i.S.d.P.: Sabine Asgodom. CSP. Redaktion: Siegfried Brockert, Dipl.Psych., Philipp Brockert (Gestaltung), Charlotte Brockert (Chefin vom
Dienst), Moni Jonza (Office Managerin). Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Weiterverbreitung ist nur mit schriftlicher Erlaubnis der Herausgeberin und der für
bestimmte Texte betreffenden Mitherausgeber gestattet. Die elektronische Archivierung der Inhalte zu Ihrem persönlichen Gebrauch ist erlaubt.
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Die Redaktion kann trotz sorgfältiger Recherchen und Überprüfung der zugrundeliegenden Quellen keine Gewähr für den Inhalt übernehmen. Jegliche
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– März 2010
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