Schule als Integrationsmotor - dbb beamtenbund und tarifunion
Transcription
Schule als Integrationsmotor - dbb beamtenbund und tarifunion
6 dbb magazin Juni 2009 – 60. Jahrgang Reportage: Postvertriebsstück • Deutsche Post AG „Entgelt bezahlt“ Schule als Integrationsmotor Seite 4 > Interview: PISA-Koordinator Prof. Dr. Manfred Prenzel Seite 32 > Hintergrund: Wie sicher ist die Rente? dbb > aktuell Scheidet ein Beamter freiwillig aus dem Dienst aus, um eine Stelle in der freien Wirtschaft anzutreten, wird er nach der geltenden Rechtslage bestraft: Der Dienstherr übernimmt für die zurückgelegten Berufsjahre nur die Kosten für die Nachversicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung. Die Pensionsansprüche gehen verloren. Ein unhaltbarer Zustand, denn genau so wird mit den Anwartschaften von Beamten verfahren, die in Folge von Disziplinarmaßnahmen aus dem öffentlichen Dienst ausscheiden müssen. Verfassungs- und beamtenrechtlichen Bedenken stehen einer gerechten Lösung nicht im Weg, aber der Bundesinnenminister will keine Veränderungen. Offenbar befürchtet Schäuble, die Mobilität zwischen Staatsdienst und Privatwirtschaft werde sich zu einer Einbahnstraße weg vom öffentlichen Dienst entwickeln, wenn Versorgungsansprüche mitgenommen werden können. Eine solche Politik ist kurzsichtig, denn ein Austausch wird beide Seiten begünstigen und dazu beitragen, den öffentlichen Dienst konkurrenzfähig und zukunftsfest zu gestalten. dbb Chef Peter Heesen bezeichnete deshalb die Mitnahmefähigkeit von Versorgungsbezügen vor dem Bundestagsinnenausschuss (siehe dazu den Bericht in diesem Heft) als unverzichtbar. Ausgleichsregelungen erbringen ein grundsätzliches Plus an Attraktivität, denn sie erleichtern Quereinsteigern, die zu einem späteren Zeitpunkt ihres Berufslebens in den öffentlichen Dienst wechseln, ihre Entscheidung ebenso wie dem dringend benötigten Nachwuchs. Kreative Kräfte werden den Weg in den öffentlichen Dienst nicht länger meiden, wenn sie für den Fall eines späteren Wechsels in die Privatwirtschaft Sanktionen ausschließen können. Deshalb sollte schnellstens darauf verzichtet werden. > > > 6 > > > > > 10 > > > > 14 > > > > 24 > > > 26 > > > Impressum: Herausgeber: Bundesleitung des dbb beamtenbund und tarifunion – Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin, 030.4081-40, Fax 030.4081-5599. Internet: www.dbb.de. E-Mail: [email protected] Chefredakteur:Dr. Walter Schmitz (sm); Redaktion: Christine Bonath (cri), Jan Brenner (br). Mitarbeiter dieser Ausgabe: Alexander Schrader (as), Birgit Ulrich (bau), Sandra Elena Brauckmann (seb). Redaktionsschluss am 10. jeden Monats. Namensbeiträge stellen in jedem Falle nur die Meinung des Verfassers dar. Gestaltung: Marian-A. Neugebauer. Fotos: dbb, MEV, Project Photos, www.fotolia.de: Helder Almeida, Liana, Sven Hoffmann, Phoenixpix, York, Kaarsten, Slawomir Jastrzebski. Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift für Beamte, Angestellte und Arbeiter erscheint zehnmal im Jahr. Für Mitglieder ist der Verkaufspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Der Abonnementpreis für Nichtmitglieder des dbb beträgt jährlich 32,90 Euro inkl. Porto und Umsatzsteuer. Der Bezugspreis für das Einzelheft 3,90 Euro inkl. Porto und Umsatzsteuer. Bezug durch die Post. Einzelstücke durch den Verlag. Verlag: dbb verlag GmbH, Internet: www.dbbverlag.de, E-Mail: [email protected]. Verlagsort und Bestellanschrift: Friedrichstr. 165, 10117 Berlin, 030.7261917-0, Telefax 030.726191740, Commerzbank Berlin: Konto 0 733 998, Sparkasse Köln/Bonn: Konto 21 006 903. Versandort: Düsseldorf. Herstellung und Anzeigen: Vereinigte Verlagsanstalten GmbH, Höherweg 278, 40231 Düsseldorf, Internet www.vva.de, E-Mail [email protected]. Anzeigenleitung: Ulrike Niggemann. Anzeigenverkauf: Panagiotis Chrissovergis, 0211.7357-841, Anzeigendisposition: Anke Stemmerich, 0211.7357-563, Fax 0211.7357-507, Anzeigentarif Nr. 50 (dbb magazin), gültig ab 1. 10. 2008. Druckauflage: 771 050 Exemplare (IVW 2/2008). Vertrieb: 0211.7357-155, Fax 0211.7357-891. Anzeigenschluss: 6 Wochen vor Erscheinung. Gedruckt auf Papier aus elementar-chlorfrei gebleichtem Zellstoff. ISSN 0941-8156 Schwerpunkt: Integrationsmotor Schule > > 32 > > > > 47 > aktuell Interview mit PISA-Koordinator Prof. Dr. Manfred Prenzel 4 Föderalismusreform II: Schuldenbremse nicht ins Grundgesetz 6 Gespräch zum SPD-Wahlprogramm 7 Beamtenbesoldung: Zurück in Bundeshand 8 Öffentlicher Dienst: Sichere Leistung auch in Krisenzeiten 9 Privatisierung: Kein Patentrezept für Kommunen 9 Betriebsrente: Punktemodell erhalten 10 7. Forum Personalvertretungsrecht 12 fokus reportage: Schule als Integrationsmotor: Wenn die Worte fehlen brennpunkt: DDR-Geschichte im Unterricht mittagsgespräch: Rainer Saalfrank, Vorstandssprecher der VVS Holding dbb akademie: Kongressmesse „neueVerwaltung“ die andere meinung: Heilsamer PISA-Schock mitgliederservice: www.dbb-vorsorgewerk.de 14 18 3 20 22 24 25 spezial frauen: Gerichtsurteil zur Diskriminierung jugend: Arbeit an der Basis t@cker europa: 9. Europäischer Abend hintergrund: Rentenkassen unter Druck – Wie sicher ist die Rente? senioren: Ältere Beschäftigte – Berufserfahrung länger nutzen blickpunkt: 100 Jahre Bund Deutscher Rechtspfleger 26 28 28 30 32 34 38 finale dbb online: Der dbb im Internet glosse: Drei sind einer zu viel ... mitgliedsgewerkschaften kulisse: Die wollen nur spielen ... 40 42 42 47 > dbb magazin | Juni 2009 editorial Unverzichtbar > interview 4 „Wir brauchen eine Lehrerbildung auf hohem wissenschaftlichem Niveau“ > dbb magazin Die PISA-Studien haben die deutsche Bildungslandschaft aufgerüttelt. Nach der ersten war gar von einem „PISASchock“ die Rede. Inzwischen sind Konsequenzen unterschiedlichster Art gezogen worden, und Deutschland holt auf. Sind wir auf dem richtigen Weg, oder benötigen wir ein anderes als unser gegliedertes Schulsystem, Herr Prenzel? > Prenzel Die Ergebnisse aus den bisherigen drei PISA-Runden belegen tatsächlich große Fortschritte in Deutschland: Die Schülerinnen und Schüler sind insbesondere in den Naturwissenschaften und in der Mathematik im Durchschnitt besser geworden, die Leistungsstreuung hat sich etwas verringert, und die Prozentanteile leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler fallen heute kleiner aus als vor sechs Jahren. Auch > dbb magazin | Juni 2009 im internationalen Vergleich sind die positiven Entwicklungen bemerkenswert. Wir sind also auf einem guten Weg, wenn auch noch Herausforderungen bleiben. Eine davon betrifft die nach wie vor großen Unterschiede zwischen den Bundesländern. Die Frage der Schulstruktur bezieht sich auf einen Faktor, der neben sehr vielen anderen die Qualität von Bildung beeinflusst, und mit Sicherheit nicht der wichtigste ist. > dbb magazin Stichwort Lehramtsstudium/Referendarausbildung: Welche Wünsche haben Sie diesbezüglich an die politisch Verantwortlichen in den Ländern aber auch im Bund? Prof. Dr. Manfred Prenzel Allerdings haben bisher nur wenige Universitäten den Stellenwert der Lehrerbildung erkannt: Eine ausgezeichnete Lehrerbildung ist die beste Investition, um hervorragend ausgebildete und motivierte Studienanfänger begrüßen zu dürfen. Vor allem brauchen wir eine Lehrerbildung, die auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau auf die Herausforderungen des Berufsfelds Unterricht und Schule vorbereitet. Die Referandarausbildung erfolgt bisher meist losgelöst von der ersten Phase. Hier sind mehr Abstimmungen erforderlich, aber auch eine Qualitätssicherung, die sicherstellt, dass junge Lehrkräfte auf dem aktuellen Stand des Wissens unterrichten. > > Prenzel Für das Lehramtsstudium tragen heute vor allem die Universitäten Verantwortung. dbb magazin Als eine Folge der Föderalismusreform werben reichere Bundesländer zurzeit massiv hoch qualifizierte Lehrer aus anderen Bundesländern ab, die dem Nachwuchs nur eingeschränkt gute Arbeits- und Bezahlungsmöglichkeiten bieten können. Gefährdet diese Form des Wettbewerbsföderalismus die einheitlichen Bildungsstandards in Deutschland? > Prenzel Das Abwerben von Lehrkräften aus anderen Bundesländern erscheint mir als eher harmlose Folge der Föderalismusreform. Die Umsetzung nationaler Bildungsstandards hängt doch eher davon ab, ob wir Anreize für guten Unterricht setzen können. Das schließt auch Unterstützungskonzepte ein, wenn in Klassenzimmern und Schulen wenig erfolgreich gelehrt und gelernt wird. > dbb magazin Was kann/muss in den Schulen getan beziehungsweise Foto: IPN dbb > aktuell dbb > aktuell > Prenzel Es gibt keinen Zweifel, dass Kinder, die oder deren Eltern zugewandert sind, bereits möglichst früh eine vielseitige, vor allem sprachliche Förderung erfahren sollten. An den Schulen in Deutschland müssen wir auch noch besser verstehen, auf unterschiedliche Lernvoraussetzungen pädagogisch so zu antworten, dass alle Kinder vergleichbar große Lernfortschritte machen können. Ich möchte aber betonen, dass die Umsetzung solcher Prinzipien schwierig und anspruchsvoll ist. Auch in den benachbarten Staaten mit einer ähnlichen Zuwanderungs> situation beobachten wir ähnliche Probleme wie in Deutschland. > dbb magazin (K)eine Gewissens-, sondern eine Grundsatzfrage zum Schluss: Lehrer üben nach Auffassung des dbb hoheitliche Aufgaben aus und müssen Beamte sein: Wie ist Ihre Auffassung zum Beamtenstatus für Lehrer, Herr Prenzel? > Die PISA-Studie … … untersucht in Abständen von drei Jahren Bildungsergebnisse, die in den teilnehmenden Staaten erreicht werden. Die Studie konzentriert sich dabei auf die drei Kompetenzbereiche Naturwissenschaften, Lesen und Mathematik. 43 Länder nahmen an der ersten PISA-Studie im Jahr 2000 teil, für die 2009er Auflage haben sich 62 Länder angemeldet. Zu den Ergebnissen von PISA zählen auch Befunde hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen den genannten Kompetenzen und Merkmalen der sozialen und kulturellen Herkunft sowie des schulischen Lernumfeldes. Prenzel Das ist eine Frage, die politisch vor dem Hintergrund nationaler Traditionen zu beantworten ist. Hier gibt es sicher viele Gründe, zum Beispiel das Streikverbot, die für einen Beamtenstatus von Lehrkräften sprechen. Wenn Sie nach wissenschaftlicher Evidenz für diese Auffassung fragen, dann muss ich als empirischer Bildungsforscher aber passen. 쮿 Info Manfred Prenzel, Jahrgang 1952, beendete sein Studium der Pädagogik, Psychologie und Soziologie 1976 mit dem Examen zum Magister Artium. Die Promotion zum Dr. phil. folgte 1980. Danach war Prenzel als Wissenschaftlicher Assistent an der LMU München tätig. Dort erfolgte 1987 auch seine Habilitation (Pädagogik und Pädagogische Psychologie). Anschließend war er sechs Jahre lang als Oberassistent an der LMU München tätig. 1993 wurde er zum Professor für Pädagogische Psychologie an der Universität Regensburg berufen. Seit 1997 arbeitet Prenzel am Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaft (IPN) als Direktor der Abteilung Erziehungswissenschaft und C 4-Professor für Pädagogik an der CAU Kiel. Seit 2000 amtiert er darüber hinaus als geschäftsführender Direktor des Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaft (IPN) an der Universität Kiel. Zu seinen aktuellen Arbeitsschwerpunkten und Projekten zählen unter anderem die Leitung des Modellversuchsprogramms „Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts: SINUS-Transfer Grundschule“ sowie das Nationale Projektmanagement für PISA 2003 und 2006. Prenzel ist Mitglied der internationalen PISA Science Expert Group der OECD sowie Mitglied im Deutschen PISA Konsortium 2009. 쮿 Mit dem Schiefen Turm von Pisa hat der Name nichts zu tun. Er steht für „Programme for International Student Assessment“. Es untersucht, wie gut die jungen Menschen in den teilnehmenden Staaten auf Herausforderungen der Wissensgesellschaft vorbereitet sind. PISA konzentriert die Erhebungen auf zentrale und grundlegende Kompetenzen, die für die individuellen Lern- und Lebenschancen ebenso bedeutsam sind wie für die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Weiterentwicklung. Bei der Untersuchung steht nicht das Wissen um Lehrplaninhalte im Vordergrund, sondern die Fähigkeit, das Wissen in der Praxis anzuwenden. PISA ist der zentrale Teil eines umfassenden Indikatorensystems der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Dieses Indikatorensystem dient dazu, die Mitgliedstaaten über Stärken und Schwächen ihrer Bildungssysteme zu informieren. Da PISA in Zyklen abläuft, kann es zur Dauerbeobachtung im Sinne eines Bildungsmonitorings eingesetzt werden. PISA stellt den Regierungen als Auftraggebern der Studie empirisch fundierte Erkenntnisse zur Verfügung, die ihnen helfen sollen, ihre Bildungssysteme auf der Basis umfassender und zuverlässiger Daten zu steuern. Die PISA-Studie wird im Auftrag der OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) durchgeführt. Sie wird koordiniert von einem Internationalen Konsortium unter Leitung des Australian Council for Educational Research (ACER). Die nationale Projektleitung für die Erhebungen in Deutschland liegt beim Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) in Kiel unter Professor Dr. Manfred Prenzel. PISA setzt Untersuchungsschwerpunkte. So wird im Jahr 2009 die Lesekompetenz den Schwerpunkt der Studie bilden. Über neun Millionen Schülerinnen und Schüler wurden bisher befragt. 쮿 Quelle: ipn/oecd > dbb magazin | Juni 2009 5 interview verändert werden, damit sie (auch) stärker als bisher als Integrationsmotor für Migrantenkinder wirken können? dbb > aktuell Schuldenbremse nicht ins Grundgesetz dbb und ver.di haben die Landesparlamente aufgefordert, für den geplanten Schuldenabbau Regelungen per Grundsatzgesetzgebung zu treffen. Mit Blick auf die in den kommenden Wochen anstehenden Beratungen und Beschlüsse von Bundestag und Bundesrat zur Umsetzung der Föderalismusreform II warnten die Bundesvorsitzenden Peter Heesen (dbb) und Frank Bsirske (ver.di) in einem gemeinsamen Schreiben an alle Landtagspräsidenten vor einer verfassungsrechtlichen Detailregelung. nehmen wird.“ Faktisch werde den Ländern damit jede Möglichkeit genommen, auf politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen zu reagieren. Korrektur wäre „sauberste Lösung“ Sollte eine spätere Korrektur der Regelungen notwendig werden, wäre diese in der Gesetzgebung vergleichsweise einfach, nicht Auch auf dem Gewerkschaftstag der GdS am 8. Mai 2009 in Berlin hatte Peter Heesen klargestellt: Detailregelungen zur Schuldenbegrenzung gehören nicht in das Grundgesetz. 쮿 aber beim Grundgesetz, denn dafür werde stets eine ZweiDrittel-Mehrheit in zwei Parlamentskammern benötigt. Eine Revision des vorliegenden Gesetzentwurfs wäre deshalb „die sauberste Lösung“, so Heesen und Bsirske. Dies würde zugleich verhindern, dass die Axt an die Wurzel des Föderalismus gelegt wird, was mit der beabsichtigten Verfassungsänderung faktisch geschieht. Eine zuvor bekannt gewordene Umfrage hatte ergeben, dass auch eine große Mehrheit der Bundesbürger eine Schuldenbremse im Grundgesetz ablehnt. Nicht einmal jeder Dritte hält den Plan der großen Koalition, eine solche Begrenzung einzuführen, für richtig, berichtete die Nachrichtenagentur dpa am 18. Mai 2009 unter Berufung auf die noch nicht veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa. Eine nicht in der Verfassung, sondern per Gesetz festgelegte Begrenzung der Schulden würden hingegen 63 Prozent der Bundesbürger akzeptieren. Auch eine starre Schuldengrenze stieß auf weitreichende Ablehnung. 58 Prozent der Befragten befürchteten, dass der Staat dann seine Aufgaben nicht mehr finanzieren kann. 쮿 Foto: Jan Brenner föderalismureforms 6 Maßnahmen zu Schuldenabbau und Schuldenbegrenzung seien notwendig und richtig, betonten die Chefs der Gewerkschaftsorganisationen. „Wir sehen aber mit großer Sorge, dass die als künftiges Verfassungsrecht vorgesehenen Detailregelungen der Politik, insbesondere den Länderparlamenten, notwendige politische Gestaltungsspielräume zur Sicherung einer guten Zukunft der Menschen Foto: Friedhelm Windmüller Föderalismusreform II: > Der dbb Bundesvorstand ist am 4. Mai 2009 zu seiner zweiten Frühjahrssitzung im dbb forum berlin zusammengekommen. Auf der umfangreichen Tagesordnung standen unter anderem die Themen Gesundheitsmanagement in der Bundesverwaltung, die besoldungs- und versorgungsrechtliche Entwicklung in Bund und Ländern sowie die weitere Umsetzung des Tarifabschlusses 2009 für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes für die Beamten und Richter der Länder durch entsprechende Landesbesoldungs- und Versorgungsanpassungsgesetze. Ebenfalls beraten wurden die Vorschläge der Föderalismuskommission II zur Neuschuldenbegrenzung und zur Effizienzsteigerung der Steuerverwaltung. Im Bild von links: Heinz Ossenkamp, Astrid Hollmann, Klaus Dauderstädt, Frank Stöhr, Dieter Ondracek und Willi Russ. Am Rednerpult dbb Chef Peter Heesen während seines ausführlichen Lageberichts. Nicht im Bild, die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Kirsten Lühmann, die aus terminlichen Gründen erst ab Mittag an der Sitzung teilnehmen konnte. 쮿 > dbb magazin | Juni 2009 dbb > aktuell Gespräch zum SPD-Wahlprogramm: Übereinstimmung und Dissens Foto: Marco Urban Bei den allermeisten Themen sei ein hohes Maß an Übereinstimmung festgestellt worden. Mit diesem positiven Fazit bewertete der Zweite Vorsitzende des dbb Frank Stöhr am 28. April 2009 in Berlin ein Gespräch zwischen dem dbb und der SPD zum sozialdemokratischen Programm für die Bundestagswahl 2009. > Anne Schauer, Mitglied des Bundesvorstandes der dbb tarifunion, der stellvertretende Vorsitzende der dbb tarifunion Helmut Overbeck, die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Kirsten Lühmann und der zweite Vorsitzende des dbb Frank Stöhr trafen sich mit dem Vorsitzenden der SPD Franz Müntefering. In den Bereichen Tarifautonomie, Mindestlohn, Mitbestimmung, öffentliche Daseinsvorsorge und Familienpolitik zum Beispiel lägen das SPD-Wahlprogramm und die dbb Positionen dicht beieinander, erklärte Stöhr. Ein wesentlicher Dissens bestehe aber weiterhin beim Thema Bürgersozialversicherung. Stöhr: „Die SPD-Vorschläge greifen die eigenständigen Versorgungs- und Beihilfesysteme an und würden bei ihrer Umsetzung eine Aushöhlung des Beamtenstatus nach sich ziehen. Das ist für den dbb nicht akzeptabel.“ Außerdem wurde vom dbb angeregt, die Bedeutung eines leistungsfähigen Staates stärker hervorzuheben. Eine verlässliche und stabile öffentliche Infrastruk- tur sei gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise ein entscheidender Standortvorteil und ein stabilisierendes Element für Deutschland. Für den dbb hatze neben Frank Stöhr unter anderen die stellvertretende Bundesvorsitzende Kirsten Lühmann an dem Gespräch teilgenommen, die SPD-Delegation wurde von deren Vorsitzendem Franz Müntefering geleitet. Gespräche mit den anderen im Bundestag vertretenen Parteien sind geplant. Darüber hinaus wird das dbb magazin in der Septemberausgabe „Wahlprüfsteine“ veröffentlichen, die insbesondere die Haltung der Parteien zum öffentlichen Dienst hinterfragen. 쮿 > dbb magazin | Juni 2009 dbb > aktuell Beamtenbesoldung: > Zurück in Bundeshand Info Bundespräsidentenwahl Peter Heesen hat als Mitglied der Bundesversammlung am 23. Mai 2009 erneut an der Bundespräsidentenwahl teilgenommen. Der dbb Chef, der dem Wahlgremium bereits 2004 angehörte, bewertete seine erneute Berufung als Anerkennung der Bedeutung, die der gesellschaftlichen Gruppe der im öffentlichen Dienst Beschäftigten in der deutschen Gesellschaft beigemessen wird. „Für mich ist das eine klare Geste der Wertschätzung aller Frauen und Männer in Ministerien, Ämtern und Verwaltungen, die unser demokratisches Gemeinwesen tagein, tagaus funktionstüchtig halten“, sagte Heesen. Die 13. Bundesversammlung, deren verfassungsrechtliche Aufgabe es war, nach Ablauf der fünfjährigen Amtsperiode den Bundespräsidenten oder die Bundespräsidentin zu wählen, ist am 23. Mai im Berliner Reichstag zusammengetreten. Die Wahl des dbb Bundesvorsitzenden durch den nordrheinwestfälischen Landtag erfolgte auf Vorschlag der CDU-Landtags쮿 fraktion. Der dbb hat die Absicht von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries begrüßt, die im Rahmen der Föderalismusreform an die Bundesländer übertragene Zuständigkeit für die Beamtenbesoldung wieder beim Bund anzusiedeln. > Info Steuerhinterziehung Der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Dieter Ondracek sieht die Berliner Politik in der Verantwortung, gegen Steuerhinterziehung im großen Stil wirksamer als bislang vorzugehen. So solle das Bundesfinanzministerium alles daransetzen, Informationen über die 52 782 Konten Deutscher bei der Bank UBS zu erhalten, wie aus einer hausinternen Bestandsaufnahme per 31. Dezember 2007 aller Liechtensteiner Stiftungen, Trusts, Gesellschaften in Panama und British Virgin Islands bei der USB hervorgeht. Auf diesen Bankkonten deutscher Steuerpflichtiger lägen 70 bis 80 Milliarden Euro. „Dies macht deutlich, dass die Politik in Berlin handeln muss“, betonte Ondracek. Die amerikanische Steuerverwaltung habe es schließlich auch geschafft, die Kontendaten amerikanischer Steuerpflichtiger von der USB zu erhalten. Darauf müsse nun auch das Bundesfinanzministerium für die Konten Deutscher drängen. 쮿 Foto: Marco Urban kompakt 8 > Einer Meinung beim Thema Beamtenbesoldung: Bundesjustizministerin Brigitte Zypries und dbb Chef Peter Heesen. Die Befürchtung, dass ein „besoldungstechnischer Flickenteppich“ entsteht, habe sich bewahrheitet, zitiert die Berliner Zeitung (12. Mai 2009) Brigitte Zypries. Sie trete deshalb dafür ein, die Besoldungskompetenz wieder dem Bund zu übertragen. dbb Chef Peter Heesen wies darauf hin, dass der Beamtenbund die Aufsplitterung der Besoldungskompetenz von Anfang an für einen Fehler gehalten habe. Heesen: „Wir haben inzwischen einen regelrechten Wettlauf der Länder um die besten Leute, vor allem in den Mangelberufen wie Lehrer, Techniker und IT-Spezialisten. Gerade in den ärmeren und strukturschwächeren Ländern wird der öffentliche Dienst da- > dbb magazin | Juni 2009 durch geschwächt. Das ist kontraproduktiv für die flächendeckende Qualitätssicherung im öffentlichen Dienst und verstößt gegen die Solidarität im Bundesstaat.“ Die Überlegung der Bundesjustizministerin, die Besoldungskompetenz für alle Beamten wieder beim Bund zusammenzufassen, sei deshalb logisch und zwangsläufig. Andernfalls werde der Flickenteppich der Bezahlung im öffentlichen Dienst immer größer. „Das ist schlecht für die Leistungsfähigkeit der Verwaltung, schlecht für die Beschäftigten und schlecht für die Bürger, die überall in Deutschland ein Recht auf hochwertige Dienstleistungen ihres Staates haben“, betonte Heesen. 쮿 > Info 10. Berliner Bundestagslauf Bundestagsvizepräsidentin Gerda Hasselfeldt gab am 6. Mai 2009 vor dem Brandenburger Tor den Startschuss zum 10. Berliner Bundestagslauf. Traditionell dabei: das Laufteam des dbb. Mit den Startnummern 1 und 2 gingen Bundespräsident Horst Köhler und seine Ehefrau Eva Luise Köhler an den Start. Mit dabei waren außerdem an die 600 Mitglieder und Mitarbeiter des Bundestages, der Fraktionen, der Bundes- und Landesbehörden, der Botschaften sowie von Gewerkschaften und Verbänden. Das dbb Team hat sich auch in diesem Jahr wieder wacker geschlagen: Sieger unter den Gastläufern über 7,2 Kilometer wurde Thilo Hommel. Andreas Becker belegte Platz 18, Matthias Macha Platz 21. In der 3,2-Kilometer-Disziplin erreichte Matthias Warnking Platz 9. In der Frauenwertung belegten Anne Kraft Platz 7 und Ina Böhlmann Platz 11. 쮿 dbb > aktuell Öffentlicher Dienst: Das Motto des 28. Landesgewerkschaftstages „Mit Sicherheit Leistung – der öffentliche Dienst in Hamburg“ spiegele Tugenden des öffentlichen Dienstes und seiner Beschäftigten, die gar nicht hoch genug geschätzt werden könnten, sagte die dbb Vize. „Der öffentliche Dienst mit all seinen Facetten von der Verwaltung bis hinein in die technischen Berufe garantiert Deutschland ein Maß an Leistungsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Sicherheit, um das uns andere Länder zu recht beneiden. Seine Beschäftigten sind nicht nur Dienstleister für Bürgerinnen und Bürger, sondern ebenso Partner der Wirtschaft, die den Standort Deutschland sichern helfen.“ Lühmann verwies darauf, dass allein im öffentlichen Dienst Hamburgs in den vergangenen Jahren rund 10 000 Stellen abgebaut oder nicht wieder besetzt wurden. Nicht nur in Hamburg müsse eine solche Personalpolitik „zum Bumerang werden, wenn jetzt nicht konsequent gegengesteuert wird“. > Stellten sich in Hamburg der politischen Diskussion: Prof. Dr. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Kirsten Lühmann und Moderatorin Anja Reschke vom NDR (von links). Auch in Anbetracht der demographischen Entwicklung müsse sich der öffentliche Dienst antizyklisch verhalten und über Bedarf einstellen, um ein Fundament für seine Zukunftsfähigkeit zu legen. Zu dem Wettbewerb mit der Privatwirtschaft komme ein verschärfter Kampf um Arbeitskräfte zwischen den Gebiets- körperschaften hinzu, stellte Lühmann fest und verwies darauf, dass Hamburg um Berliner Lehrerinnen und Lehrer geworben und die sofortige Verbeamtung angeboten habe. Dies sei aber der politisch falsche Weg. Deshalb plädiere sie dafür, Dienstrecht und Besoldung von Bund und Ländern wieder zu vereinheitlichen. 쮿 Privatisierung: Kein Patentrezept für Kommunen Der dbb unterstützt die Einschätzung des Deutschen Städtetages, dass Privatisierungen kein Patentrezept für die Kommunen darstellen. „Wir begrüßen die Ankündigung der deutschen Städte, künftig verstärkt darauf verzichten zu wollen“, sagte der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Heinz Ossenkamp am 14. Mai 2009 mit Blick auf die Hauptversammlung des Deutschen Städtetages (12. bis 14. Mai 2009) in Bochum. Zwar seien Privatisierungen nicht immer falsch, aber eben insgesamt als Patentrezept gescheitert. Die Feststellung von Städtetagspräsident Christian Ude, der Ruf „Privat vor Staat“ sei überholt, könne der dbb nur unterstreichen. Ossenkamp, der auch Bundesvorsitzender der Fachgewerkschaft für den Kommunal- und Landesdienst komba ist, sagte, die Finanzkrise sei inzwischen „real in den Kommunen angekommen“. Es könne nicht angehen, dass für eine angemessene Bezahlung des Krankenhauspersonals keine zwei Milliarden Euro vorhanden waren, aber die dreifache Milliardensumme für Banken zur Verfügung gestellt wird. „Das ist den Menschen kaum zu vermitteln“, so der dbb Vize. Er mahnte zugleich eine rasche Lösung für die zwischen Union und SPD umstrittene Neuregelung bei den Jobcentern an. Das betreffe 65 000 Beschäftigte und rund sechs Millionen Leistungsbezieher. „Die Jobcenter brauchen Planungsklarheit und Zielprojektion – im Interesse der Mitarbeiter und der Bürger“, so Ossenkamp. Für dieses Problem müsse eine Lösung möglichst noch vor der Bundestagswahl gefunden werden, „damit das schwierige Thema nicht zum Spielball parteipolitischer Interessen wird“, sagte der dbb Vize. 쮿 > dbb magazin | Juni 2009 9 kompakt Der öffentliche Dienst garantiert sichere und qualitätsvolle Leistung auch in Zeiten der Krise. Das hob die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Kirsten Lühmann auf dem Landesgewerkschaftstag des dbb Landesbundes Hamburg am 14. Mai 2009 in der Hansestadt hervor. „Wer gute Leistung bringt, dem stehen – auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten – gute berufliche Perspektiven und angemessene Einkommen zu.“ Foto: Pape Sichere Leistung auch in Krisenzeiten dbb > aktuell Betriebsrente: Punktemodell erhalten Zum 1. Januar 1967 wurde für die Tarifbeschäftigten des öffentlichen Dienstes eine Gesamtversorgung eingeführt, die auch Arbeitnehmern im öffentlichen Dienst neben der gesetzlichen Rentenversicherung eine zusätzliche Alters- und Hinterbliebenenversorgung nach dem Vorbild der Beamtenversorgung garantiert. Anfang 2002 wurde die Gesamtversorgung durch ein Betriebsrentensystem, dem Punktemodell, abgelöst. Grund für den Systemwechsel war die nach Ansicht des Bundesverfassungsgerichts nicht mehr zu akzeptierende Komplexität der bis dahin bestehenden Regelungen. tarifpolitik 10 Darüber hinaus waren verschiedene Berechnungsvorgaben zur Ermittlung der Versorgungsrente, unter anderem zur Halbanrechnung von Zeiten der Berufstätigkeit außerhalb des öffentlichen Dienstes, bemängelt worden. Mit dem zunehmenden Personalabbau war schließlich auch die Finanzierungsbasis für die ausschließlich im Umlagesystem finanzierte Gesamtversorgung ausgehöhlt worden. Im Punktemodell werden den Beschäftigten in jedem Jahr Versorgungspunkte im Verhältnis ihres Bruttoeinkommens zu einem Vergleichsentgelt und in Abhängigkeit ihres Lebensalters gutgeschrieben. Im Rentenfall werden die so ermittelten Versorgungspunkte addiert und durch Multiplikation mit dem so genannten Messbetrag von vier Euro in einen Rentenzahlbetrag umgerechnet. Die Höhe der Zusatzrente aus den Versorgungspunkten ist als Betriebsrente unabhängig von anderen Alterseinkünften, die Finanzierung ist nach > dbb magazin | Juni 2009 wie vor Sache der Zusatzversorgungskassen. Bei der größten Einrichtung, der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL), erfolgt die Finanzierung im Ab- > rechnungsverband West nach wie vor im Umlagesystem: Die Pflichtversicherten bei der VBL zahlen einen Eigenanteil von 1,41 Prozent des zusatzversorgungspflichtigen Entgelts. Die dort beteiligten Arbeitgeber tragen 6,45 Prozent. Darüber hinaus ist bei Zusatzversorgungseinrichtungen in den alten Bundesländern von den Arbeitgebern ein Sanierungsgeld von durchschnittlich zwei Prozent zur Deckung der Lasten aus dem geschlossenen System der Gesamtversorgung zu entrichten. Für den Abrechnungsverband Ost der VBL werden bereits parallel Beiträge zum Kapitaldeckungsverfahren und zur Umlage eingezahlt. Diese Mischfinanzierung erfolgt auch in einigen kommunalen Zusatzversorgungskassen. > Übergangsrecht Die im Modell der Gesamtversorgung erworbenen Rentenanwartschaften wurden in unterschiedlicher Höhe in Form von Startgutschriften in das Punktemodell übertragen. Für die so genannten rentennahen Jahrgänge im Tarifgebiet West (das sind Arbeitnehmer, die am 1. Januar 2002 55 Jahre alt waren) erfolgte die Übertragung der Anwartschaften unter Anwendung des Leistungsrechts der Gesamtversorgung. Die Übertragung der Anwartschaften der sonstigen Beschäftigten erfolgte nach Maßgabe der so genannten unverfallbaren Anwartschaften nach Betriebsrentenrecht (§ 18 BetrAVG). Insbesondere die letzt genannte Regelung war und ist Gegenstand einer Vielzahl von Gerichtsverfahren. Die Betriebsrente ist auch für den öffentlichen Dienst kein Auslaufmodell. Bei der Modernisierung des Punktemodells dürfen Arbeitnehmer deshalb nicht schlechter gestellt werden. dbb > aktuell Viele Betroffene sind der Ansicht, ihre Rentenanwartschaften seien durch die Berechnungsvorgaben zu niedrig bewertet worden. > Rechtliche Querelen Im November 2007 hat der Bundesgerichtshof in einem solchen Klageverfahren entschieden, dass die Berechnungsvorgabe für die rentenfernen Jahrgänge die Ansprüche von Beschäftigten mit längeren Ausbildungszeiten außerhalb des öffentlichen Dienstes unangemessen verkürze und das Übergangsrecht damit insgesamt für unwirksam erklärt. Die Tarifvertragsparteien sind nun aufgefordert, eine anderweitige Regelung zu treffen. Dazu hat am 9. März 2009 ein erstes Tarifgespräch zwischen Bund, TdL und VKA sowie dbb tarifunion und ver.di über mögliche Änderungen zu den tarifvertraglichen Regelungen stattgefunden. Die Arbeitgeber stellen die Berechnungsgrundlagen des Punktemodells insgesamt in Frage, weil zweifelhaft sei, ob das Leistungsniveau auch zukünftig noch in unveränderter Höhe zugesichert werden könne. Auch haben die Arbeitgeber die zusätzliche Dynamisierungsregelung der Rentenanwartschaften über so genannte Bonuspunkte bei Kapitalerträgen der Zusatzversorgungseinrichtungen kritisiert. Dies gelte insbesondere für den Abrechnungsverband West der VBL, bei dem wegen der Umlagefinanzierung bis auf weiteres lediglich fiktive Überschüsse über Bonuspunkte ausgeschüttet werden. Die Gewerkschaften dagegen lehnen Leistungsabsenkungen und zusätzliche finanzielle Lasten der Arbeitnehmer ab, weil damit die Akzeptanz der Betriebsrente insgesamt gefährdet wäre. > Nicht zu Lasten der Mitarbeiter Weiter drängen sie auf die Aufnahme von Verhandlungen hinsichtlich der Vorgabe des Bundesgerichtshofes zu den Startgutschriften und im Hinblick auf andere Kritikpunkte zum Übergangsrecht. Das betrifft unter anderem die Nichtberücksichtigung von Mindestversorgungsansprüchen nach Gesamtversorgungsrecht, die fehlende Dynamisierung der Startgutschriften oder die feste Stichtags-Regelung für die Berechnung der Startgutschrift ohne Berücksichtigung von Änderungen beim Familienstand. Die Gespräche sind zunächst ohne Vereinbarung eines neuen Termins unterbrochen worden. „Insgesamt scheinen die Arbeitgeber den Gegenstand der Verhandlungen offensichtlich anders zu verstehen als die Gewerkschaften“, kommentiert der 1. Vorsitzende der dbb tarifunion Frank Stöhr. „Sie haben die Gewerkschaften zu Beginn der Gespräche mit einem umfassenden Prüfbedarf für das Leistungsrecht und die Finanzierung des gesamten Punktemodells konfrontiert. Demnach sollen die Grundlagen des gesamten Betriebsrentenmodells auf den Prüfstand.“ Das lehnt der dbb ab, denn er sieht im neuen Punktemodell nach wie vor einen fairen Ausgleich der Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. „Es bietet ein gutes Versorgungsniveau bei einem aus Arbeitnehmersicht vertretbaren finanziellen Aufwand“, bekräftigt Stöhr. „Jede Verschlechterung zu Lasten der Arbeitnehmerseite gefährdet den Kompromiss und damit letztlich auch die Akzeptanz in das Betriebsrentensystem überhaupt. Dagegen werden wir uns zur Wehr 쮿 setzen.“ > dbb magazin | Juni 2009 dbb > aktuell 7. Forum Personalvertretungsrecht: Verwaltung im Wandel Interessenvertretung 12 Die Personalvertretung als unmittelbarste Form kollegialer Interessenvertretung im öffentlichen Dienst stehe in den kommenden Jahren vor wegweisenden Herausforderungen. Diese Grundaussage stand im Mittelpunkt der Ausführungen von dbb Chef Peter Heesen. Die Überalterung der Beschäftigten, der massive Stellenabbau der letzten Jahre und die konstanten Geburtenrückgänge in Deutschland führten zu einer doppelten Schwierigkeit: Einerseits müssten viele Stellen neu besetzt > dbb magazin | Juni 2009 werden, andererseits nehme gleichzeitig das Nachwuchsangebot auf dem Arbeitsmarkt ab. „Wir geraten in einen viel härteren Wettbewerb mit der Privatwirtschaft um die fähigsten jungen Leute. Darauf müssen wir uns vorbereiten“, so Heesen. Trotz Wirtschafts- und Finanzkrise müsse ‚über Bedarf‘ eingestellt werden. „Wir müssen jetzt reagieren, sonst ist die Handlungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes in wichtigen Bereichen – von der Bil- Fotos: Jan Brenner Auf dem traditionellen Forum Personalvertretung von dbb und dbb akademie, das unter dem Motto „Verwaltung im Wandel – Eine gemeinsame Herausforderung“ stand, waren am 27. und 28. April 2009 im dbb forum berlin rund 150 für die Personalvertretung Verantwortliche zusammengekommen. Sie repräsentierten sowohl die Arbeitgeber als auch die gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmerseite. > Klares Plädoyer für eine zukunftsfähige Personalentwicklung im öffentlichen Dienst: dbb Chef Peter Heesen. Diskutierten neue Möglichkeiten der Personalvertretung: Hans-Ulrich Benra (Bundesvorsitzender des Verbandes der Beschäftigten der obersten und oberen Bundesbehörden (VBOB), Anke Schwitzer (Vorsitzende des dbb schleswig-holstein, Moderator Walter Spieß (Vorsitzender des dbb hessen), MinDir Dr. Reinhard Timmer (Abteilungsleiter Verwaltungsmodernisierung und Verwaltungsorganisation im Bundesministerium des Innern) und MinDirig‘n Cornelia Peters (Ständige Vertreterin Abteilungsleiter D im Bundesministerium des Innern, von links). dung, über die innere Sicherheit, bis zur EDV – in wenigen Jahren nicht mehr garantiert.“ Zu den Fachreferenten der Tagung gehörte unter anderem der VBOB-Bundesvorsitzende Hans-Ulrich Benra, der eine dbb > aktuell Anke Schwitzer, Vorsitzende des dbb schleswig-holstein, berichtete über die gelungene, eine lückenlose Beteiligung gewährleistende Regelungskombination im Mitbestimmungsgesetz Schleswig-Holstein durch Einbindung der Arbeitsgemeinschaft der Personalräte der obersten Landesbehörden, der Arbeitsgemeinschaft der Hauptpersonalräte sowie der gewerkschaftlichen Spitzenorganisationen. Trotz Überschneidungen mit dem Aufgabenfeld der Spitzenorganisationen der Gewerkschaften bestehe keine Konkurrenz zwischen ihnen und den Personalvertretungen. Als Gesamtmoderator des Forums stellte Walter Spieß, Vorsitzender des dbb hessen, in der Diskussion die Frage nach dem Bedarf einer Novellierung des Bundespersonalvertretungsgesetzes. Den Stand- punkt der Gewerkschaften machte Benra deutlich: Sie würden eine Verschlechterung der Beteiligungsrechte im Rahmen einer Novellierung nicht mittragen. Es gehe vielmehr darum, die Personalvertretungen zu stärken. Im zweiten Themenblock überzeugte Michael Westphal, Vorsitzender der dbbj, in seinem Vortrag „Jugend- und Auszubildendenvertretung – ein Auslaufmodell?“ die Zuhörer vom Gegenteil. Er legte dar, dass der öffentliche Dienst qualifizierten Nachwuchs nur gewinnen könne, wenn er überzeugende Anreize dafür biete. Zum Thema „Weniger und ältere Beschäftigte – Auswirkungen auf die Personalratsarbeit“ forderte Bodo Pfalzgraf, Vorsitzender der DPolG Berlin, die Personalräte auf, bei der Dienststelle klare Fakten einzufordern, um Entscheidungen Demographische Faktoren spielen auch in der Personalvertretung eine Rolle. In der Diskussion: Prof. Dr. Gabriele Elke (Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie der Ruhr-UniversitätBochum), Heinz Pütz (Vorsitzender der dbb Arbeitsgruppe für Behindertenpolitik), Moderatorin Ute Wiegand-Fleischhacker (Mitglied der Landesleitung des dbb hessen), Bodo Pfalzgraf (Vorsitzender der DPolG Berlin) und Michael Westphal (Vorsitzender der dbb-jugend, von links). > Willi Russ, Vorsitzender der dbb akademie und 2. Vorsitzender der dbb tarifunion: „Die Anforderungen der Zukunft durch aktive Mitbestimmung bewältigen.“ auf einer fundierten Grundlage treffen zu können. Die Rolle von Führungskräften und Personalräten bei der Durchführung eines Gesundheitsmanagements als Faktor für ein längeres gesundes Arbeiten wurde in der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Ute Wiegand-Fleischhacker, Mitglied der Landesleitung des dbb hessen, von den Referenten erläutert und vertieft. Der Vorsitzende der dbb akademie, Willi Russ, betonte abschließend, dass es einer ambitionierten Personalvertretung und einer partizipationsfreundlichen Dienststellenleitung im Zusammenschluss gelingen könne, die Anforderungen der Zukunft zu bewältigen. Russ appellierte an die Personalratsmitglieder im Plenum, sich „aktiv einzumischen“ und sagte ihnen dafür auch weiterhin die Unterstützung des dbb und seiner Mitgliedsgewerkschaften zu. 쮿 > dbb magazin | Juni 2009 13 Interessenvertretung Abbildung der Beteiligungsverhältnisse bei ressortübergreifenden Maßnahmen im Personalvertretungsgesetz des Bundes forderte. Es gehe darum, die informellen Beteiligungsformen zu pflegen, gleichzeitig aber auf eine Formalisierung hinzuarbeiten. dbb > fokus 14 Schule als Integrationsmotor: reportage Fotos: Aussenhofer, Stiftung Mercator Wenn die Worte fehlen In Berlin bieten sich sehr unterschiedliche Lernpotenziale. In vielen Stadtteilen leben Kinder, die einen guten Bildungshintergrund mitbringen und viel Unterstützung der Eltern erfahren. Jedoch sind die Entwicklungen in anderen Bezirken wie etwa dem Wedding gegenläufig. Dort erzielen die Schüler aufgrund ihrer schlechten sprachlichen Grundkenntnisse auch ebenso schlechte schulische Ergebnisse. Im Wedding Aslı hat Schwierigkeiten, in der Schule. Fast alle Fächer bereiten ihr Probleme. Denn oft versteht sie nicht, was die Lehrer an die Tafel schreiben. Die Texte in ihren Schulbüchern sind gespickt mit fremden Worten, die das türkischstämmige Mädchen noch nie gehört hat. Deshalb geht sie gern in den Medienhof in die Prinzenallee im Berliner Wedding. Hier findet sie Hilfe bei den Hausaufgaben. Heute ist Erdkunde dran. „Der Monsun beeinflusst das Wetter in Indien“, erklärt Aslı ihren Klas- > dbb magazin | Juni 2009 senkameradinnen und zeichnet einen Pfeil in ihr Arbeitsblatt, der die Richtung des indischen Wetterwindes darstellen soll. Mit ihr am Tisch sitzen sieben Schülerinnen und Schüler, dazwischen zwei Studentinnen. Sie sind Ansprechpartner für jede Frage und jeder, der eine Frage hat, stellt sie auch umgehend und oft gleichzeitig. Die Jugendlichen sollen sich wohlfühlen und sich trauen, deutsch zu sprechen. Etwa 50 Mädchen und Jungen – von der fünften Klasse Grund- haben die Stiftung Mercator, die Quartiersmanagements dort und die RAA Berlin unter Leitung von Herbert Weber gemeinsam die Bildungs- und Sprachförderung SPRINT ins Leben gerufen. In enger Zusammenarbeit mit Schulen aller Typen und Lehramtsstudenten aller Fakultäten versucht Weber, durch gezielte Förderung vor allem Migrantenschüler auf einen Schulabschluss vorzubereiten. schule bis zur Abschlussklasse Gymnasium – kommen fast täglich in den Medienhof im Berliner Brennpunktkiez Wedding, um zusätzlich zum Schulunterricht mit Lehramtsstudenten zu lernen. Aufgelegt wurde das Projekt zur Förderung von Migrantenkindern und zukünftigen Lehrern vor drei Jahren von der Stiftung Mercator. Initiator der unabhängigen Sprachund Bildungsförderung SPRINT (SPRache und INTegration) im Berliner Wedding ist Herbert Weber, der für den gemeinnüt- zigen Träger RAA arbeitet: „Wir versuchen Schüler mit Migrationshintergrund zu unterstützen – sowohl hier im Medienhof als auch an 14 Schulen um den Medienhof herum.“ Insgesamt helfen rund 62 Lehramtsstudentinnen und -studenten rund 300 Schülerinnen und Schülern. > Das Prinzip „Deutsch als Zweitsprache“ Das Projekt hat sich zwei Ziele gesetzt. Zum einen Schüler mit Migrationshintergrund zu för- dbb > fokus Zugleich versucht das Projekt Lehramtsstudenten in die Praxis zu bringen. Sie können die Unterrichtsrealität erfahren und, über die knapp bemessen Schulpraktika im Lehramtsstudium hinaus, Sicherheit in der Unterrichtsführung erlangen. Auf den Punkt gebracht: „Jugendliche sollen ihren Sprach- und Bildungsrückstand durch einen Sprint aufholen. Die Frage ist nur, ob die Hindernisse, die sich ihnen im Brennpunktkiez in den Weg stellen, nicht zu hoch sind“, sagt Weber. > Sprache ist der Schlüssel Wedding ist der Ortsteil des Berliner Verwaltungsbezirks Mitte mit den meisten Migranten. Das beeinflusst auch die Lernbedingungen an den Schulen. Hinzu kommen die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse, in denen viele Kinder groß werden und deren sprachliche Mängel, die ihnen den Zugang zu weiterführenden Schulen erschweren. Rund 39 Prozent der Berliner Schüler leben unter Armutsbedingungen. Eine Grundvoraussetzung, die sich im Wedding potenziert: Hier liegt der Anteil an Kindern, die aus Familien mit großen wirtschaftlichen Problemen kommen, bei etwa 70 Prozent. „Wir haben erlebt, dass Kinder im fünften, sechsten Schuljahr das Brandenburger Tor oder den Alexanderplatz nur aus dem Geographiebuch kannten. Dabei wohnen sie im Bezirk Mitte“, konstatiert Weber. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Zusammensetzung der Klassen wider. Waren Anfang der 90er Jahre noch etwa die Hälfte der Schüler auf weiterführenden Schulen im Wedding deutscher Herkunft, so sind es heute nur noch etwa > 30 Prozent. So kommt es, dass die Lehrer als einzige sprachliche Vorbilder für die Jugendlichen übrig bleiben. Und gerade die Sprache, betont Weber, sei für den Bildungserwerb ein ganz entscheidendes Mittel: „Die Sprache ist der Schlüssel zu den Bildungsinhalten.“ Doch zu Hause sprechen die meisten Schüler mit ihren Eltern in ihrer Muttersprache. Zu einer gelungenen Integration gehört allerdings, sich in der Zielgesellschaft vollkommen zurechtzufinden und das bedeutet für Weber, nicht nur die Sprache zu beherrschen, sondern auch kulturelle Kenntnisse und Umgangsformen zu erlernen. Darüber hinaus sind Freundeskreise und Netzwerke nötig, um „sozial eingebunden“ zu sein. > > Hanna Rosshof macht es Spaß, mit Schülern wie Adel über den Geschichtshausaufgaben zu brüten: „Du musst deine eigene Sprache vermitteln, weil die Kinder teiweise nicht verstehen, was in den Schultexten drinsteht.“ Wie lang ist der Nil? Adel schlägt sein Heft auf. Geschichte steht auf dem Programm. Das alte Ägypten ist das Thema. Er hat sich an diesem Tag Hanna als Nahhilfelehrerin im Medienhof ausgesucht. Er findet sie nett, sagt er, „und sie ist gut in Geschichte.“ „Was weißt du über den Nil?“ wiederholt Hanna die Frage„Warum sind die Spanier auf Seefahrt gegangen?“ – „Columbus wollte einen kürzeren Seeweg nach Indien finden.“ Aslı lässt sich von Herbert Weber, dem Initiator des Bildungs- und Förderunterrichts SPRINT, die Entdeckung Amerikas erklären. stellung. „Er ist in Ägypten. Er ist der größte Fluss der Welt“, antwortet Adel und notiert die Sätze in großen Buchstaben in seinen Hefter. Die genaue Länge muss er noch herausfinden. Entschlossen blättert er in seiner Arbeitsmappe. Adel kommt fast jeden Tag in den Medienhof. Hier bekommt er die Aufmerksamkeit bei den Schularbeiten, die er weder von seinen Klassenlehrern noch zu Hause erfährt. „Meine Brüder haben nicht immer Zeit, mir zu helfen. Der eine macht gerade eine Ausbildung, der andere sein Abitur und muss selbst viel lernen. Die Nachhilfelehrer haben mehr Zeit für uns.“ Außerdem sei die Atmosphäre hier ganz anders als in der Schule. Lockerer, meint Adel: „Man darf laut reden. Hier traut man sich auch mehr.“ Aber nicht nur weil Adel gut in der Schule sein will, besucht er den Medienhof. Denn neben der Hausaufgabenhilfe kommen die Kinder auch in den Genuss eines umfangreichen Ferienprogramms mit Ausflügen, Computer und Theaterkursen. Dort lernen die Jugendlichen Theaterstücke selbst zu entwickeln; sie improvisieren Szenen, die mit ihrem eigenen Erfahrungshorizont zu tun ha- > dbb magazin | Juni 2009 15 reportage dern, die sowohl aufgrund ihrer sozialen als auch ihrer sprachlichen Herkunft im deutschen Bildungssystem benachteiligt sind. Die Grundlage bildet das pädagogische Konzept „Deutsch als Zweitsprache“ (DAZ), das anders als gewöhnlicher Fremdsprachenunterricht vor allem auf visuelle Unterrichtshilfen setzt. Etwa auf Schlüsselbegriffskarten, die zusammen mit den Schülern im Unterricht erstellt und auf denen die deutschen Worte mit einem aussagekräftigen Bild illustriert werden oder etwa das grammatische Geschlecht durch eine Farbe ausgedrückt wird. Aber vor allem setzt das SPRINT-Projekt auf individuelle Betreuung der Schüler durch gezielte Sprachund Fachhilfe an Schulen und im eigenen Förderzentrum. dbb > fokus > reportage 16 Sag es mit den richtigen Worten: Der Unterrichtsansatz „Deutsch als Zweitsprache“ arbeitet mit visuellen Unterrichtshilfen, die den Jugendlcihen helfen, ihren deutschen Wortschatz zu erweitern und zu verfestigen. ben. So können sie sich kreativ entwickeln und ihre Energie ablassen. „Das Projekt SPRINT will Sprachförderung auch ganzheitlich in die Persönlichkeitsentwicklung einbetten“, erklärt Weber. Die Probleme mit der Sprache beginnen bereits ganz früh. Kinder aus sozial schwachen Familien werden oft nicht durch Vorlesen und Zuhören zum Sprechen angeregt. In Kindergärten sind die Betreuerinnen und Betreuer meist nur schlecht bis gar nicht im Bereich Sprachförderung ausgebildet. Das zeigt sich spätestens in den Einschulungstests. 70 Prozent aller Schülerinnen und Schüler im Wedding und anderen Bezirken mit ähnlicher Bevölkerungsstruktur – auch solche ohne Migrationshintergrund – haben sprachliche Defizite, 40 Prozent von ihnen massive Sprachprobleme. Bereits einfache Sätze bereiten ihnen Schwierigkeiten und oft fehlen ihnen grundlegende Vokabeln wie etwa die deutschen Worte für „Arm“ oder „Bein“. „Ein Schüler sollte das Gewicht der Ladung eines LKW berechnen. Der LKW wird mit und ohne Ladung gewogen. Kann man sich leicht vorstellen“, berichtet Weber aus seiner Erfahrung im Förderunterricht. Doch der Junge wusste noch nicht einmal, was ein LKW ist, geschweige denn, was das Wort „Ladung“ in diesem Kontext bedeutet: „Das ist das, was in der Pistole drin ist“, war die Antwort. Er hatte die Aufgabenstellung überhaupt nicht verstanden. „Die Schüler nehmen ihr Wissen aus ihrem konkreten Alltagsumfeld. In der Schule wird jedoch vorausgesetzt, dass sie solche Aufgaben verstehen. Das ist das zentrale Problem“, erklärt Weber. tungs- oder Teilungsunterricht überhaupt möglich zu machen. Der Grund: Es fehlt an Geld für ausreichend viele und umfassend qualifizierte DAZLehrkräfte. Deutsch als Zweitsprache (DAZ) ist noch immer ein Randbegriff in der Lehreraus- und Fortbildung. Entsprechende Angebote werden zudem nur sehr zaghaft in Anspruch genommen. > Sechs bis sieben Stunden verbringen die Schüler an der Schule, wenn sie Glück haben auf einer wie der Herbert-Hoo- Damit sich das ändert, sind Korinna Schulz und Julia Rambow als SPRINT-Förderlehrerinnen einmal in der Woche an der Herbert-Hoover-Schule tätig. Diese Problematik begleitet die Schüler durch ihre gesamte Schulzeit hindurch. Denn oftmals wird die schulische Förderung nicht ausreichend umgesetzt. Es gibt zwar in Berlin ein Kontingent an Stunden, die zur Sprachförderung erteilt werden sollen. Diese Deutsch-als-Zweitsprache-Stunden werden aber sehr häufig zweckentfremdet genutzt, etwa um Vertre> > dbb magazin | Juni 2009 Schule kann nicht alles auffangen ver-Oberschule, die DAZ als Förderschwerpunkt verfolgt. Das Ziel ist einfach erklärt Realschulrektor Thomas Schumann: „Nur mit guten und sehr guten Deutschkenntnissen überzeugst du im Bewerbungsgespräch.“ Auf dem Schulhof wird Deutsch gesprochen und im Deutschunterricht gibt es zusätzliche Teilungsstunden, in denen die Klassen in kleinen Gruppen unterrichtet werden. Zusätzliche Unterstützung bietet die Zusammenarbeit mit dem Projekt SPRINT. „Die Schule kann nicht alles auffangen. Es muss zum Unterricht noch etwas dazu kommen, was den Schülern Gelegenheit gibt, aufzuholen, was sie zu Hause nicht bekommen“, sagt Schumann. Das SPRINT-Projekt erscheint ihm optimal: Ein an den Unterricht anschließendes freiwilliges Angebot für Schüler, eine Form von Nachhilfe, die die Schüler individuell auf bestimmte Prüfungsabsichten vorbereitet. „Das Hauptproblem der Schüler liegt in der Sprache begründet“, erklärt Schumann seinen Ansatz. „Sie verstehen nicht, was sie lesen. Sie haben keinen Zugang zu den Bildungsinhalten, weil ihnen die Sprachkenntnisse fehlen.“ Die SPRINT-Förderlehrer und -lehrerinnen sind an 14 Weddinger Schulen tätig. Im Diesterweg-Gymnasium hilft Studentin Gajane Pascheava (2. Von links) Schülerinnen der 8. Klasse, wenn es Verständnisprobleme gibt. dbb > fokus Rektor Thomas Schumann und seine Assistentin Petra Müller wollen auf Augenhöhe mit ihren Schülern sein. Die Türe zum Rektorat in der Herbert-Hoover-Oberschule steht allen offen. Die angehenden Sonderpädagoginnen helfen den Schülern nachmittags bei den Hausaufgaben, erarbeiten mit ihnen Referate, holen nicht verstandenen Unterrichtsstoff nach. Einmal in der Woche sind sie zusätzlich als Assistenzlehrer im Fachunterricht und unterstützen den Lehrer. Schumann legt Wert auf eine freie Gestaltung der Unterrichtszusammenarbeit: „Sie kann eine wirkliche sein, wenn Schülern im Einzelfall individuelle Hilfen gegeben werden bis hin zu einer Form von Team-Teaching.“ Ein nicht unerwünschter Nebeneffekt sei, dass die künftigen Kollegen auch einmal die Wirklichkeit erleben, ohne in einer Prüfungssituation zu stecken, ergänzt Schumann. Auch Förderlehrerin Julia freut sich über den zusätzlichen Praxisschub > in ihrer Ausbildung. „Die Stärke des Modells ist, dass jede Schule für sich eine Form der Förderidee entwickeln kann, etwa wie wir in den Unterricht eingebunden werden.“ > Zukunftsvision: Unterrichten im Team Das Prinzip des Lehrertandems an der Herbert-Hoover-Oberschule orientiert sich an bereits existierenden Leuchtturmprojekten und an Privatschulmodellen, die zwei Klassenlehrer in den Klassen einsetzen. Doch die Einbindung des Tandemprinzips in den Unterricht an der Herbert-Hoover-Oberschule verlief nicht ganz reibungslos. Zum einen wurde das Projekt von den Schülern anfangs nicht als Bereicherung wahrgenommen, zum anderen war die Situation für die Fachlehrer ungewohnt, Erdkundenachhilfe mit Förderunterricht Sascha Dörpner (r.): „Hausaufgaben sollen auch Spaß machen, aber das Lernen hat Priorität.“ Hindernisse stecken gerade in der zeitlichen Vereinbarkeit von Studium und Schulunterricht. Oftmals überschneiden sich Vorlesungstermine mit den vereinbarten Tandemstunden. Hinzu kommen die Schulferien der Lehrer und die Prüfungsphasen der Studentinnen, die die Zusammenarbeit erschweren. Erfahrungen die auch Julia gemacht hat: „Im Studium müsste einfach Platz für einen Praxisansatz wie SPRINT gemacht werden.“ Noch bis Ende 2010 ist das SPRINT-Projekt durch Stiftungsgelder finanziert. Danach > ist ungewiss, ob sich Adel, Aslı und ihre Freunde noch weiter im Medienhof zum Hausaufgabenmachen verabreden können und ob Korinna und Julia dann noch ihre Förderklasse an der Herbert-Hoover-Schule betreuen dürfen. Immerhin hat sich die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, für eine flächendeckende Fortführung von Förderprogrammen wie dem SPRINTProjekt ausgesprochen. So lange es geht wollen Korinna und Julia auf jeden Fall weitermachen. Auch an diesem Mittwochnachmittag schließen sie die Türe zum Klassenzimmer der Förderklasse in der Herbert-Hoover-Oberschule auf. Hausaufgabenhilfe steht auf dem Programm. Fatma ist die erste im Klassenraum. Stolz präsentiert sie eine selbstgetöpferte Vase aus dem Werkunterricht. Doch noch stolzer ist das türkische Mädchen mit dem knall-bunten Kopftuch auf ihre Erdkundezensur: Ein glatte zwei! Ihre Augen strahlen, als sie Corinna die Arbeit hinhält. Noch vor zwei Wochen hatte die Lehramtsstudentin mit Fatma den Stoff für die Prüfung gepaukt: „Was wir schaffen ist Motivation. Es sind punktuelle Erfolge, wie etwa, wenn sich der Schüler in der nächsten Mathestunde melden kann.“ Text: Birgit Ulrich Fotos: Birgit Ulrich/Stiftung Mercator Probleme in Mathe oder Physik? Kein Problem. Physikstudent Julian Roxlau hilft. Seit 2006 ist er Förderlehrer im Weddinger Medienhof. 17 reportage > zu zweit vor einer Klasse zu stehen. Weber kennt die Problematik aus nunmehr dreijähriger Praxiserfahrung an anderen Weddinger Schulen: „Lehrer sind daran gewöhnt allein vor der Klasse zu stehen. Für dieses Modell braucht man Lehrer, die eine wirkliche Kooperation wollen.“ Gerade an diesem Punkt sieht auch Rektor Schumann Nachholbedarf, wenn es darum geht Schülern mit Migrationshintergrund Zugang zu höherer Bildung zu verschaffen. „Wir müssen uns für andere Kooperationsformen öffnen. Der Lehrer als Einzelkämpfer, das ist ein Päckchen, das wir noch zu tragen haben. Dieses neue Modell könnte uns zu einem anderen Verhalten im Unterricht animieren.“ dbb > fokus DDR-Geschichte im Unterricht: Schwer vermittelbar? brennpunkt 18 Ostalgie hat Hochkonjunktur. DDR-Souvenirs – vom FDJ-Hemd über die Olympia-Trainingsjacke bis hin zum Grenzturm-Bausatz – verkaufen sich nicht nur in Berlin, sondern via Internet weltweit gut. Filme wie „Good Bye, Lenin“ oder „Sonnenallee“ tun ein Übriges, das Unrechtsregime DDR zu verklären. Ende vergangenen Jahres hat eine Studie das Geschichtswissen von Schülern in Ost und West unter die Lupe genommen und gravierende Defizite festgestellt. Ist das Thema DDRGeschichte im Unterricht tatsächlich so schwer vermittelbar, wie es den Anschein hat? Warum sind Schüler mehr oder weniger ahnungslos, wenn es um die jüngste deutsch-deutsche Geschichte und deren Beurteilung geht? Erich Honecker war ein Westpolitiker, Willy Brandt eine bekannte DDR-Größe. Die Mauer wurde von der Bunderepublik oder von den Alliierten gebaut. Perestroika war ein russischer Dichter, und den Menschen im Osten ging es vor der Wende besser, weil alle Arbeit hatten. Das sind einige der Weisheiten, die Schüler aus Bayern, Berlin, Brandenburg und NordrheinWestfalen über die untergegangene DDR zum Besten gegeben haben. Geradezu erschreckend, so das Ergebnis einer vergleichenden Studie, in der über 5 200 Schülerinen und Schüler im Alter zwischen 16 und 17 Jahren zu ihrem DDR-Bild befragt worden sind, ist das fehlende Faktenwissen. Die Folge: Eine differenzierte Beurteilung ist den meisten gar nicht möglich. Bei bayerischen Schülern sind die Defizite am geringsten, obgleich das subjektive Interesse an der DDR nicht zuletzt auf- > dbb magazin | Juni 2009 grund der räumlichen Distanz weniger stark ausgeprägt ist als bei Schülern aus Berlin und Brandenburg. > Fehlendes Faktenwissen Immerhin haben zwei Drittel der Schüler in Bayern und Nordrhein-Westfalen den Diktaturcharakter des SED-Staates erkannt, während dort ein Drittel und in Berlin und Brandenburg die absolute Mehrheit der Schüler die DDR nicht als Diktatur begreifen. Das positive Bild resultiert im Osten nicht zuletzt aus den Erzählungen und Berichten aus dem Elternhaus und die damit einhergehende Reduzierung des Staates auf den Alltags- und Privatbereich, wobei die vermeintlichen sozialen Vorteile im Vergleich zur damaligen Bundesrepublik West deutlich überbetont werden. Da das im Unterricht vermittelte Geschichtsbild der Befragten stark von dem abwich, was ihnen Zuhause erzählt worden ist, stellten sie die Lernergebnisse der Schule infrage. Eine ähnliche Sicht- und Verhaltensweise trifft im Westen zwar nur auf sechs Prozent der Schüler zu, doch ist es durchaus ein gesamtdeutsches Problem, dass der grundlegende Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie nicht ausreichend bekannt ist. Hier liegt ein wichtiger Bildungsauftrag der Schulen, der stärker als bisher in den Fokus gerückt werden muss: Je mehr Fakten über den DDR-Alltag, den Diktaturcharakter des Staates und die Entstehung der Oppositionsbewegung bis hin zur „Wir wissen: Demokratie ist nicht selbstverständlich; sie musste in einem langen historischen Prozess errungen werden. Demokratie ist stets aufs Neue Gefahren ausgesetzt. Dies zeigt die deutsche Geschichte mit zwei Diktaturen im 20. Jahrhundert. Aktuelle Gefahren stellen insbesondere der Rechtsextremismus, der religiöse Fundamentalismus und der Linksextremismus dar. (Aus: Stralsunder Beschlüsse der KMK vom 6. März 2009) friedlichen Revolution von 1989 bei den Schülern bekannt sind, desto eher können sie sich ein fundiertes Urteil über den Unrechtsstaat bilden, das der Mythenbildung über die „gute, alte Zeit“ entgegenwirkt. Ein Ergebnis der bereits zitierten Studie belegt: Je weniger die Schüler über den SED-Staat wissen, desto positiver fällt ihre Beurteilung aus. Bereits in der Primarstufe sollen die Grundlagen der Demokratie behandelt werden, und in der Sekundarstufe I stehen Nationalsozialismus und DDR-Diktatur auf dem Stundenplan, um den Schülerinnen und Schülern das notwendige Wissen zur Beurteilung der jüngeren deutschen Geschichte zu vermitteln. Die aktive Begegnung und Auseinandersetzung mit Zeitzeugen oder historischen Bauwerken gehört dazu. dbb > fokus > Langwierige Kurssuche Die Geschichte der DDR wird in der Regel in der zehnten Klasse behandelt und an den Gymnasien in der zwölften oder 13. Klasse nochmals vertieft – wenn die Zeit denn reicht, und nicht aufgrund knapper Stundentafeln und Stundenausfall der Unterricht dem Lehrplan notgedrungen hinterherhinkt. „Wir sind nur bis zur Gründung der Bundesrepublik gekommen“, beklagt eine Studentin ihre Wissensdefizite, und ein Kommilitone ergänzt: „Den Nationalsozialismus hatten wir mehrmals, die DDR gar nicht.“ Dies ist weder die Regel noch den Lehrern anzulasten, aber es verlangt dennoch eine Neuorientierung der Schwerpunkte im Geschichtsunterricht der Schulen. Nach einem langwierigen und zähen Meinungsbildungsprozess hat die KMK jetzt entsprechende Konsequenzen gezogen. Vor der deutschen Wiedervereinigung wurde die Geschichte der Bundesrepublik im Unterricht sehr selbstkritisch, hingegen die der DDR eher oberflächlich und kursorisch behandelt. Dafür mögen stärker politische Aspekte als wissenschaftlichdidaktische Erkenntnisse ausschlaggebend gewesen sein, um Nach dem Mauerfall überwog im Unterricht die Vermittlung, dass die Bundesrepublik im Gegensatz zur wirtschaftlich und politisch maroden DDR ein erfolgreicher Sozialstaat gewesen sei – und ist. Auch dieser Ansatz begünstigte eine objektivkritische Bestandsaufnahme und Würdigung der staatlichen Unterschiede nicht. Dies erkannte auch die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK), doch der Weg zu neuen Sichtweisen der DDR-Geschichte erwies sich nach wie vor als steinig. Bereits ein Jahr nach der Wiedervereinigung hatte die KMK einen Entwurf zum Thema „Darstellung Deutschlands im Unterricht“ in Auftrag gegeben, den sie auf ihrer Sitzung Ende September 1995 jedoch nicht verabschiedete, sondern lediglich zur Kenntnis nahm. Die Kritiker der 14-seitigen Unterrichtsempfehlung monierten, dass die DDR nicht objektiv dargestellt und das Recht der Menschen in Ostdeutschland auf ihre Selbstdarstellung nicht ausreichend beachtet worden sei. Von Propaganda war die Rede und von einem verordneten Geschichtsbild. Dennoch setzten Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Nordrhein-Westfalen die Empfehlungen ab Herbst 1996 um – mit (relativem) Erfolg, wie die Schülerumfrage für Bayern und NRW belegt hat. > Demokratische Schulstruktur 20 Jahre nach dem Mauerfall und 60 Jahre nach der Grün- dung beider deutscher Staaten hat die KMK dieses Doppeljubiläum und die damit einhergehende kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte zum Anlass genommen, (auch) eine Reform des Geschichtsunterrichtes in Angriff zu nehmen. Auf ihrer 325. Sitzung am 5. und 6. März 2009 in Stralsund fasste das Gremium unter der Überschrift „Stärkung der Demokratieerziehung“ Beschlüsse, die in den Ländern „nach Möglichkeit“ umgesetzt werden sollen. So sollen Nationalsozialismus und DDR-Diktatur bereits in der Sekundarstufe I behandelt werden. Unterricht über Entste- Solidarität und Toleranz niemals zur Disposition stehen dürfen – auch nicht in Zeiten eines tief greifenden gesellschaftlichen Wandels. Schon in der Grundschule sollen die Kinder an die Grundprinzipien der demokratischen Staatsund Gesellschaftsordnung und die Unterschiede zu diktatorischen Herrschaftsformen herangeführt werden. Für die Schule bedeute dies: Demokratielernen geschieht fächerübergreifend und ist Grundprinzip in allen Bereichen der pädagogischen Arbeit. „Die Schule selbst muss Handlungsfeld gelebter Demokratie sein, in dem die Würde des jeweils Anderen großgeschrieben, Toleranz gegenüber anderen Menschen und Meinungen geübt, für Zivilcourage eingetreten wird, Regeln eingehalten und Konflikte gewaltfrei gelöst werden“, heißt es in den Stralsunder Beschlüssen. > Klare Worte fand Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Jubiläumsveranstaltung am 8. Mai 2009 in Berlin, indem sie vor einer Verklärung des SED-Regimes warnte. Freundschaften und glückliche Ereignisse zögen sich durch die Biografien aller Menschen, die in der DDR gelebt haben. „Aber das ändert nichts daran, dass die DDR ein Unrechtsstaat war.“ hung und Funktionsweise demokratischer Institutionen, über die Entwicklung Deutschlands zu einem sozialen Rechtsstaat sowie über die friedliche Revolution in der DDR 1989 gehöre, so die Auffassung der KMK, zur Demokratieerziehung. Basis für die Reform solle eine „demokratische Schulstruktur“ sein. Die Schüler sollen erfahren und erkennen, dass demokratische Grundwerte wie Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie (er-)leben KMK-Präsident Henry Tesch hat vorgeschlagen, den Jahrestag des Mauerfalls, am 9. November 1989 zum deutschlandweiten Projekttag in den Schulen zu machen. Ein fächer- und klassenübergreifender Unterricht sei wichtig, damit sich die Schüler aktiv mit dem größten friedlichen weltpolitischen Ereignis des 20. Jahrhunderts, der friedlichen Revolution von 1989 und dem Tag des Mauerfalls, auseinandersetzen. Nach Vorstellungen Teschs soll dabei nicht das Lernen unterbrochen, sondern in besonderer Form fortgesetzt werden. So könnten Schulklassen Museen und Gedenkstätten besuchen, Gespräche mit Zeitzeugen führen oder Literaturlesungen veranstalten. „Das Thema Wahrnehmung des Mauerfalls in Ost und West sowie die Aufarbeitung ist ein wichtiges Anliegen, das es gilt, an einem solchen Gedenktag zu behandeln“, erklärte Tesch. – Das wäre ein guter Anfang, Demokratie zu (er-)leben. sm > dbb magazin | Juni 2009 19 brennpunkt die Beziehung zwischen West und Ost nicht durch Systemkritik zu belasten. Die Folge: Nahezu die Hälfte der damaligen Schüler war beispielsweise der Meinung, die DDR sei Ausland, obgleich nach den Lehrplänen besonderes Augenmerk auf die Vermittlung der Erkenntnis gelegt werden sollte, dass beide deutsche Staaten eine Nation darstellen und eine friedliche Wiedervereinigung angestrebt werde. dbb > fokus Rainer Saalfrank, Vorstandssprecher der VVS Holding: Gute Karten… 18. Mai 2009, 12.00 Uhr: Wir sind im Bocca di Bacco in der Berliner Friedrichstraße zum Lunch verabredet. Rainer Saalfrank, unser Gesprächspartner für das Mittagsgespräch des dbb magazins, wartet bereits auf uns. Pünktlichkeit gehört zum Geschäft. Anderthalb Stunden hat er Zeit für uns, eigentlich zu wenig, um zu erklären, was ein Full-Service Dienstleister für kartengestützte Kundenbindungssysteme leistet. Saalfrank, eloquent und wortgewandt, schafft nicht nur das in Rekordzeit, sondern überzeugt uns davon, die Angebote der VVS Holding intensiv zu nutzen: Gute Karten – für alle Beteiligten … mittagsgespräch 20 Am Anfang unseres Gesprächs steht der Visitenkartentausch. „Rainer Saalfrank, Sprecher der Geschäftsführung, Managing Director, VVS Holding“ prangt auf der Karte, auf der Rückseite sind acht Logos eingedruckt. Sie stehen für die Gesellschaften, die der Holding angehören. Allen voran „BSW. Der BonusClub“, das Flaggschiff des Zusammenschlusses. „VVS Holding? Was heißt das eigentlich?“, fragen wir. „Vertriebs-, Verwaltungs- und Service GmbH“, erklärt Saalfrank und nimmt beim raschen Blick in die Speisekarte einen Schluck San Pellegrino. „Mein Lieblingsgetränk“, erfahren wir beiläufig. Ein Glas Wein zum Essen gibt es frühestens abends, außerdem steht heute Nachmittag noch ein Vortrag vor großem Publikum an. „Da braucht man Wasser und einen klaren Kopf.“ Doch zurück zur VVS. Die Holding, erläutert Rainer Saalfrank, hat im Direktvertrieb Autos und Bücher (an die 600 000 Kinderbücher waren es im letzten Jahr) im Angebot; außerdem biete sie alle notwendigen Dienstleistungen an, die ein > dbb magazin | Juni 2009 kartengestütztes Kundenbindungssystem benötigt. Das reicht von der Softwareentwicklung und der Datenerfassung über das Adressmanagement bis hin zur Komplettabwicklung. Saalfrank erläutert uns die spröde klingende Materie am Beispiel BSW: „Ein Verbraucher wird Club-Mitglied und erhält bei den Unternehmen, die mit uns entsprechende Verträge abgeschlossen haben, einen Rabatt, der über seine Club-Karte registriert und abgerechnet wird.“ Einmal im Jahr erhalten die BSW-Mitglieder eine Auflistung über den erzielten Gesamtbonus, und der Betrag wird ihnen in Cent und Euro gutgeschrieben – meistens weit mehr als der Jahresbeitrag von 29 Euro, den jedes Clubmitglied zu zahlen hat. Mit ihrem Beitrag finanzieren die Nutzer das System. www.bsw.de „Ich habe im vergangenen Jahr 298 Euro ausgezahlt bekommen“, schmunzelt Saalfrank, „und es war weder eine Reise dabei noch eine größere Anschaffung.“ Je konsequenter die Rabattkarte genutzt wird, desto höher die Auszahlung. Viele Geschäfte werben mit dem Hinweis, „BSW-Mitglied“, bei anderen muss man eben fragen, denn die Liste der Shops, Kaufhäuser und sonstigen Anbieter ist lang. „Monatlich schicken unsere Mitarbeiter in Bayreuth allein circa 30 000 Rechnungen an unsere BSW-Partnerfirmen.“ Und stetig kommen neue Anbieter hinzu: 16 Werber sind bundesweit für den Bonusclub unterwegs, bringen potenziellen Geschäftspartnern die Vorteile des Systems näher: Die Kundenbindung über die Rabattkarte ist groß, der gewährte Rabatt eine lohnende Geschäftsinvestition. Unmittelbar nach dem Fall der Mauer 1989 expandierte der Bonusclub in den Osten, und die Zahl der Nutzer und Anbieter erhöhte sich kräftig. „Schauen Sie sich die Friedrichstraße an“, Saalfrank blickt aus dem Fenster. „Nebenan, Butter Lindner, gegenüber das Lafayette. Die Straße ist fest in BSW-Hand.“ Zurzeit managt der Bonusclub sechs Millionen Kundenbeziehungen. 1,7 Millionen Clubkar- ten sind in Umlauf, 800 000 Hauptkarteninhaber gehören dem BSW an, vorwiegend aus dem öffentlichen Dienst, denn – so erzählt Saalfrank rückblickend – dort liegen die Wurzeln des 1960 gegründeten Traditionsunternehmens. Damals schlossen sich in Hamburg 23 Zollbeamte zusammen, um gemeinsam preiswert einzukaufen. Nach und nach entstand ein Netzwerk, ein Hauptgeschäftsführer übernahm die Geschäftsabwicklung, Mitarbeiter kamen nach und nach hinzu, es entwickelte sich das „Beamtenselbsthilfewerk, kurz: das BSW. „Heute“, erzählt Saalfrank nicht ohne Stolz, „hat die VVS Holding etwa 400 Mitarbeiter, 240 davon arbeiten in der Zentrale in Bayreuth, 120 dort sind allein für das BSW zuständig.“ Die Geschäftsabwicklung war lange Zeit recht aufwändig, lief über Belege und Rechnungen in Papierform zwischen dem BSW, den Verbrauchern und den Anbietern hin und her. Das änderte sich 1995 mit der Einführung der Chipkarte, als deren Erfinder für das Rabattgeschäft BSW gelten kann. dbb > fokus Angefangen beim BSW hat Saalfrank 1999 nach einem dreijährigen Zwischenspiel in einem großen Industrieunternehmen als „Interner Berater/Revisor“. Er schmunzelt heute selbst über diese Bezeichnung, aber guter Rat war damals besonders notwendig. Das Rabattgesetz war gefallen und der Monopolist BSW musste sich gegen wachsende Konkurrenz behaupten und neu positionieren. Eine steile Karriere folgte: Bereits drei Jahre später avancierte Rainer Saalfrank zum kaufmännischen Leiter der VVS Holding, seit 2006 amtiert er als Vorstandssprecher der Holding und des BSW in Personalunion. „Sie sehen“, kommentiert der gebürtige Oberfranke sein Debüt und seinen Werdegang beim BSW, „wir haben damals den Fall des Rabattgesetzes überlebt und uns als relativ kleines Unternehmen mit unserem Full-Service und einer neuen Grundphilosophie eine sichere Marktposition schaffen können.“ Viel größer soll das Unternehmen gar nicht werden, denn gute Rabatte geben Firmen nicht an eine unbegrenzte Zahl von Kunden, sondern nur an eine überschaubare, geschlossene Benutzergruppe. Ein wenig Exklusivität, BSW-Mitglied zu sein, gehört eben dazu. www.dbb-vorteilswelt.de Am 15. April 2009 ist ein neues, ehrgeiziges Projekt an den Start gegangen, das ebenfalls auf das Know-how und die Serviceleistungen der VVS Holding zurückgreift: die dbb vorteilswelt. Von den ersten Planungen bis zur Re- alisierung hat Rainer Saalfrank sich für dieses Projekt stark gemacht. Exklusiv für dbb Mitglieder werden Dienstleistungen und günstige Einkaufsmöglichkeiten mit besonders attraktiven Rabatten über das Internet angeboten. Dem Online-Geschäft, davon ist Saalfrank überzeugt, gehört die Zukunft – auch für lebensältere Zielgruppen: „Bedenken Sie, wer heute in Rente geht, hat 20 Jahre PCErfahrung hinter sich.“ Unmittelbar nach dem Start der neuen Serviceleistung des dbb haben sich bereits über 2 500 Nutzer angemeldet – mit steigender Tendenz. Saalfrank lehnt sich entspannt zurück: „Da haben wir was Schickes hingestellt.“ Unseren Einwand, dass die Anzahl der beteiligten Shops relativ klein sei, ist für ihn kein Kritikpunkt; im Gegenteil: „Wir werden wachsen, und es ist weit besser, 20 richtig gute Partner zu haben mit tollen Angeboten und Rabatten als 1 000, die unseren Kunden, also Ihren Mitgliedern, nicht mehr bieten als allen anderen auch.“ „Aber“, wollen wir als nächstes wissen, „macht sich das BSW mit der neuen dbb vorteilswelt nicht selber Konkurrenz? Schließlich ist deren Nutzung für dbb Mitglieder kostenlos.“ Auch das nicht, meint Saalfrank, denn es handele sich um zwei völlig unterschiedliche Geschäftsideen: „Die vorteilswelt funktioniert nur online bei exklusiven Partnern, das BSW ist dagegen unschlagbar beim täglichen Einkauf, ob beim Metzger nebenan, im Versandhandel per Katalog und Bestellkarte oder beim Tanken an der Tankstelle. Das Netz der Partnerfirmen ist eng, und BSW informiert die Mitglieder gezielt, nach Postleitzahlen ausgewählt, über neue Angebote in der Region. „Teure Werbung vor der Tagesschau“, so Saalfrank, „können wir uns nicht leisten, brauchen wir aber auch nicht. Wir fahren gut damit, auf den Multiplikatoreneffekt zu setzen.“ Wir sind inzwischen beim Espresso angelangt und der nächste Termin wartet schon. „Haben Sie eigentlich noch Zeit für Hobbys und Ihre Familie“, wollen wir zum Abschluss wissen. „Wenig genug“, heißt es prompt. „Gelegentlich versuche ich, mein Golfhandicap zu verbessern, aber das entspricht in etwa meiner Wochenarbeitszeit.“ Nach kurzem Nachdenken fügt er hinzu, dass auch die Familie – Saalfrank hat zwei 13 und 16 Jahre alte Söhne – oft auf den Vater verzichten muss, weil er mit „guten Karten“ im Gepäck kreuz und quer durch die Republik reist. Unsere knapp bemessene Zeit ist schnell vergangen. Wir bedanken uns artig für das interessante Gespräch und die anschaulichen Ausführungen und haben fest vor, den BSW Bonusclub und die dbb vorteilswelt künftig intensiv zu nutzen. „Keine Ursache“, stellt Rainer Saalfrank knapp fest. „Ich unterhalte mich gern.“ Er wird pünktlich seinen nächsten Termin erreichen und engagiert und locker seinen Vortrag halten. Das Taxi steht schon vor der Tür. sm > „Da haben wir was Schickes hingestellt.“ – Rainer Saalfrank (rechts) im Gespräch mit dbb Pressesprecher Dr. Frank Zitka und dbb magazin Chefredakteur Dr. Walter Schmitz (links) beim Lunch im Bocca di Bacco in Berlin-Mitte. > dbb magazin | Juni 2009 21 mittagsgespräch „Da war ich aber noch nicht dabei“, meint Rainer Saalfrank versonnen. „Ich bin erst 1999 dazugestoßen – und gerne geblieben.“ Wir erfahren, dass er nach dem Abitur BWL studiert und nach dem Examen an in einem UniForschungszentrum für mittelständische Unternehmen tätig war. Zu seinem damaligen Job als „Institutsassistent“ gehörten Übungen und Seminare wie auch Vorlesungen dazu – eine gute Vorbereitung für seine heutige Vorstandstätigkeit, die viel stärker von Kontakten und dem persönlichen Gespräch mit Geschäftsleuten und Unternehmern geprägt wird als von Aufgaben am Schreibtisch. dbb > fokus Kongressmesse „neueVerwaltung“ > Dienstleistung aus einer Hand Die zehnte Kongressmesse „neueVerwaltung“ bot vom 5. bis 6. Mai 2009 erneut ein aktuelles Forum für 1.000 Fach- und Führungskräfte aus allen Bereichen der öffentlichen Verwaltungen. Die EU-Dienstleistungsrichtlinie setzt ihre eigenen Maßstäbe. Mit der geforderten Umsetzung bis zum Ende diesen Jahres gibt sie der eGovernment-Entwicklung noch einen kräftigen Schub. Und da steht Deutschland im europäischen Vergleich gar nicht schlecht dar. akademie 22 „Eine Verwaltung ohne Digitalisierung und Vernetzung im großen Stil ist gar nicht mehr vorstellbar“, stellte Peter Heesen als Vorsitzender des dbb beamtenbund und tarifunion in seinem Grußwort klar. „Kontinuierlich und mit voller Kraft müssen wir deshalb weiter daran arbeiten, einfache, intuitiv zu bedienende, horizontal und vertikal integrierte Schlüsseldienste zu etablieren, die einen echten Mehrwert für Bürger, Verwaltung und Wirtschaft bieten. Schneller, besser, bequemer, billiger und sicherer – das ist die Devise.“ > Deutschland auf einem guten Weg Dass Deutschland sich hier auf einem guten Weg befindet und Angebote wie die neue Behör- > dennummer 115 angenommen werden, bestätigte in seinem Eröffnungsvortrag auch der Bundesminster des Innern, Dr. Wolfgang Schäuble. In den ersten Tagen des Pilotbetriebs wurde D 115 insgesamt 100 000 mal angewählt. Und so sieht der Innenminister die neue Behördenrufnummer geradezu symbolisch für gelebten Föderalismus. „Bürger und Wirtschaft erwarten ein durchgängiges Behördenangebot“, so Schäuble. Aber die Entwicklung im IT-Bereich verlangt allen Beteiligten auch immer mehr ab. Die Gestaltung und Regulierung des virtuellen Raums braucht in jedem Fall Rechtssicherheit und Datenschutz. Dies ist umso wichtiger, da das Internet als Wirtschaftsfaktor immer bedeutender wird. Der Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering, Prof. Dr. Dieter Rombach, bezeichnete deshalb in seinem Fachvortrag die Dienstleistungsrichtlinie als Segen. „Ohne die EU-DLR wäre es bei Visionen geblieben.“ Dennoch sieht Prof. Rombach noch Gute Stimmung auf dem Podium (v. l.): dbb Chef Peter Heesen, Prof. Dr. Dieter Rombach, Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble ... > dbb magazin | Juni 2009 Luft für mehr Aktivitäten. „Deutschland sollte zur Lokomotive im eGovernment werden!“ > Harmonisierung von IT-Strukturen In der Podiumsdiskussion des ersten Tages, die unter dem Thema „Dienstleistung aus einer Hand “ stand, wurde deut- > Fortsetzung folgt Der Kongress neueVerwaltung war wieder einmal reich an spannenden Erkenntnissen, Berichten und Diskussionen. Mit einer „Call for Paper-Aktion“ konnte eine Vielzahl von Fachleuten aus der Verwaltung für einen Vortrag gewonnen werden. Diese Nähe zur Praxis wird als weiteres Qualitätsmerkmal des Kongresses mit einem erneuten „Aufruf zu Beiträgen“ auch im kommenden Jahr weiter ausgebaut. … und am Stand der dbb akademie (v. l.): Peter Heesen, Staatssekretär Dr. Hans-Bernhard Beus, Willi Russ, Dr. Thomas Kröker. lich, dass die Harmonisierung von IT-Strukturen noch längst nicht realisiert ist. Steigender Kostendruck und die Vorgaben der EU-DLR werden nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer die Entwicklung aber sinnvoll beschleunigen. Um Stand und Potenzial der Dienstleistungsrichtlinie ging es auch in der Podiumsdiskussion am zweiten Kongresstag. Verwaltungsabläufe prozesshaft betrachten und dementsprechend gestalten – hier liegt die Chance der DLR. Genehmigungen werden zukünftig bundesweit, in einem konkreten Zeitfenster und elektronisch abbildbar erteilt. Dabei gibt es keinen Sinn, nach individuellen Lösungen in 16 Bundesländern zu suchen. Sinn gibt aber, im Wettbewerb der Länder die beste Lösung für alle zu finden. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch ein attraktives Abendprogramm. In Anwesenheit der Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, Prof. Dr. Dagmar Schimpanski, führte der Kongressveranstalter eine Tombola zugunsten der Deutschen KinderKrebshilfe e.V. durch, die durch Aufstockung von dbb akademie und dbb einen Erlös von 11 000 Euro einbrachte. Dienstleistung aus einer Hand – ob und wann wir das Ziel erreichen, darüber gehen die Meinungen auseinander. Der Kongress hat in jedem Fall auch in seinem 10. Veranstaltungsjahr zu einer Standortbestimmung beigetragen. Unser Blick richtet sich jetzt nach vorn – vom 18. bis 19. Mai 2010 wird sich die neueVerwaltung wieder dem Thema eGovernment annehmen. 쮿 dbb > fokus Arbeitstagung in München und Berlin: Personalentwicklung und Fortbildungskonzepte Auch für dieses Jahr sind zwei Arbeitstagungen mit unterschiedlichen Programmen geplant. Speziell für Interessierte aus Bayern und Baden-Württemberg führen wir am 14. Juli 2009 im Maritim Hotel in München die erste Arbeitstagung durch. Am 10. September 2009 treffen sich interessierte Teilnehmer wie gewohnt im dbb forum berlin. Durch Vorträge und in Foren erhalten Sie Impulse für eine vorausschauende Personalpolitik. Inhaltliche Schwerpunkte bilden in diesem Jahr die Themen Personalentwicklungs- und Fortbildungskonzepte, Führung und Gesundheitsmanagement. Referenten beider Tagungen sind ausgewiesene Fachleute aus verschiedenen Verwaltungsebenen aus Wissenschaft und Privatwirtschaft, die für Ihre Fragen, Diskussionen und zum Erfahrungsaustausch zur Verfügung stehen. Die Kosten für die jeweils eintägigen Veranstaltungen betragen 150 Euro (inkl. Mittagessen, Kaffeepausen und Tagungsunterlagen). Die aktuellen Programme finden Sie auf unserer Homepage www.dbbakademie.de. Ihre Ansprechpartnerin (Inhalte) ist: Brigitte Bojanowsky, Tel.: 0228.8193125, E-Mail: b.bojanowsky@ dbbakademie.de Anmelden können Sie sich bei: Gerlinde Brandt (für die Arbeitstagung in München), Tel.: 02244.882-288, E-Mail: [email protected] und Käthe Kupke (für die Arbeitstagung in Berlin), Tel.: 030.40816544, E-Mail: [email protected]. 23 akademie Mittlerweile ist die Arbeitstagung „Personalentwicklung und Fortbildungskonzepte“ fester Bestandteil im Terminkalender zahlreicher Führungskräfte, Personalverantwortlicher und Fortbildungsbeauftragter. Schon 2008 hat die dbb akademie auf Wunsch der Teilnehmer eine zweite Veranstaltung zum gleichen Thema ins Leben gerufen. > dbb magazin | Juni 2009 dbb > fokus Heilsamer PISA-Schock: Weder Äpfel noch Birnen die andere meinung 24 Studien sollen vornehmlich eins bringen: Klarheit. Dazu benötigt man so viele Informationen wie möglich. So geht ein Mediziner vor, damit er auf die Diagnose mit der richtigen Therapie reagieren kann. Über beides kann natürlich gestritten werden, keinesfalls aber darf dadurch das Leben des Patienten gefährdet werden. Das hätte an den Schulen leicht passieren können; durch Stillstand oder Revolution. Dass es nicht so kam, verdanken wir der oft bekrittelten Kultusministerkonferenz. Sie einigte sich auf einen gemeinsamen Nenner und nicht einmal den kleinsten. Nationale Bildungsstandards wurden vereinbart, Qualitätskontrollen, Evaluationen und vieles mehr. Was strittig war, etwa die Ausgestaltung der Schulstruktur, blieb Ländersache. Die, je nach politischem Standort, befürchtete oder erhoffte Revolution aber blieb aus. Jedes Land suchte seinen Weg, dem gravierendsten Mangel des deutschen Bildungssystems, dem Zusammenhang > dbb magazin | Juni 2009 zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen, zu begegnen. Es gibt Länder, etwa NordrheinWestfalen, Baden-Württemberg und Bayern, die die Schulstrukturfrage nicht anpacken wollen. So setzt NRW seine ganze Hoffnung auf das Konzept der individuellen Förderung der Schüler. Wie aber sieht ein Erfolg versprechendes Konzept aus? Wie werden die Lehrer darauf vorbereitet? Fragen, die allenfalls im Prozess beantwortet werden oder durch engagierte Lehrerkollegien, die sich auf den Weg machen. Unweigerlich stößt man dabei an Grenzen. Wer Barrieren abbauen, gar überwinden will, müsste investieren in kleinere Klassen und mehr Lehrer. Gebraucht werden zudem Sozialpädagogen und Schulpsychologen. Bildungsverweigerern aber wird man wohl nicht einmal mit einer 1:1-Betreuung das Lernen schmackhaft machen. Länder wie Hamburg und Schleswig-Holstein gehen einen anderen Weg. Sie setzen auf längeres gemeinsames Lernen statt früher Auslese. Sie wissen die Expertise der IGLUStudien auf ihrer Seite, die den deutschen Grundschulen sehr gute Resultate bescheinigen. Zudem wird im Norden den Kommunen mehr Verantwortung und Gestaltungsfreiheit ihrer Schullandschaft eingeräumt. Doch keines dieser Konzepte, das müssen Bewahrer wie Veränderer des gegliederten Schulsystems eingestehen, hilft Schülern, die schlicht und einfach null Bock auf Schule haben. Die gibt es und nicht zu wenige. Glücklicherweise gibt es aber Beispiele, wie man auch solchen Schülern Schule und Lernen schmackhafter ma> Info Der Autor (Jahrgang 1949) ist politischer Korrespondent bei der Tageszeitung Neue Westfälische, Bielefeld. Gewerkschaftlichen Themen widmet er seit Jahren seine besondere Aufmerksamkeit. Seine journalistische Leidenschaft gilt der Bildungspolitik. chen kann. Die Hertie-Stiftung hat sie entdeckt beim Wettbewerb „Starke Schule“, und Bundespräsident Horst Köhler hat sie ausgezeichnet. Die Kooperative Gesamtschule Neustadt am Rübenberg (Niedersachsen) verknüpft Schule und Berufsausbildung, bietet eine Doppelqualifikation für Hauptschüler an. Am Rübenberg kann null Bock zum Fremdwort werden. Lehrer, die Freiraum bekommen für engagierte Pädagogik, die wagen dürfen, weil Politiker und Kultusbürokratie ihnen vertrauen, haben mehr bewegt als alle Grabenkämpfe der letzten Jahrzehnte. Schulen, Lehrer, Eltern und Schüler brauchen Freiraum, statt verordneter Einheitsstrickmuster. Die Dinge sind in Bewegung geraten. So entwickelt sich derzeit in Nordrhein-Westfalen politisch völlig unbeabsichtigt ein spannender Wettbewerb zwischen weiterführenden Schulen, die nach acht Jahren das Abitur (G 8) anbieten und solchen, an denen dies erst nach neun Jahren (G 9) möglich ist. Nicht wenige Eltern, deren Kind eine Gymnasialempfehlung hat, nutzen die Wahlmöglichkeit. Dabei nehmen sie bewusst in Kauf, dass ihr Kind dafür auf die Gesamtschule geht. Von der Politik darf man erwarten, dass sie diese Entwicklung akzeptiert und nicht durch administrative Tricks unterbindet. Es gibt hervorragende Schulen und Lehrer in Deutschland. Immer mehr Lehrerzimmer werden Orte guter Ideen und Konzepte. Da breitet sich so etwas aus wie ansteckende Gesundheit. So gesehen hatte der PISA-Schock heilende Wirkung. Die leicht nach oben zeigenden Tendenzen bei PISA und auch der Augenschein sprechen dafür. Bernhard Hänel Foto: Dr. Walter Schmitz Deutschlands Schulen sind im Umbruch. Nicht alle, aber immer mehr. Für den Durchbruch zum neuen Aufbruch sorgte zweifelsohne die PISAStudie, die dem deutschen Bildungssystem im internationalen Vergleich Mittelmäßigkeit testierte. Das war ein Schock mit heilsamer Wirkung. Der Expertenstreit über die Ursachen ist noch lange nicht beendet, dennoch bewegt sich vieles in den Schulen. dbb > fokus Neue Internet-Präsenz Das dbb vorsorgewerk mit neuem Gesicht: Modern, informativ und top-aktuell präsentiert sich die neue Internetpräsenz des dbb vorsorgewerk. Unter der Adresse www.dbb-vorsorgewerk.de finden dbb Mitglieder und Kunden ab sofort Nützliches und Wissenswertes rund um die Themen Vorsorge, Versicherungen und Finanzen. Bereits auf der Startseite erhält der Online-Nutzer einen guten Überblick über die breite Angebotspalette der dbb Serviceeinrichtung. Unter den Rubriken Altersvorsorge, Gesundheit und Pflege, Versicherung, Sparen sowie Finanzieren und Konto wird über das jeweilige Bedarfsfeld informiert. Zu den einzelnen Angeboten finden sich Tarifvarianten und -beschreibungen. Anträge und Publikationen des dbb vorsorgewerk stehen zum Download bereit. Von hohem Nutzwert sind die zu jedem Angebot beziehungsweise Tarif aufgeführten Mitgliedsvorteile, die exklusiv für die Mitglieder der Einzelgewerkschaften des dbb und deren Angehörige gelten. „Alles neu – sieht super aus!“, „Echt gelun- gen“ oder „Gut strukturiert, einfach, anwenderfreundlich – Herzlichen Glückwunsch“ lauten die spontanen Reaktionen von Kunden und Kollegen zur neuen Webpräsenz. Einige wünschen sich sogar noch mehr Informationen wie zum Beispiel detaillierte Beitragstabellen zu Pflegeversicherung – Anregungen, die von den Onlineredakteuren des dbb vorsorgewerk gerne aufgegriffen werden. Unter www.dbb-vorsorgewerk.de haben dbb Mitglieder die Möglichkeit, weitere Informationen oder eine individuelle Beratung zum Beispiel für die Altersvorsorge oder Baufinanzierung einfach und unverbindlich über die integrierten Online-Formulare anzufordern. Neue Risikolebenversicherung zu Top-Konditionen Eine von vielen Nutzern nachgefragte Dienstleistung wird in Zukunft weiterentwickelt: Die Möglichkeit, Versicherungsund Finanzprodukte direkt über das Internet abzuschließen. Bereits im Juni 2009 können die Mitglieder die Auslandsreise-Krankenversicherung (ab einem Jahresbeitrag von nur 4,68 Euro), die Zahnzusatzversicherung DENT oder die KfZ-Versicherung der HUK24 online abschließen. Neu ist auch die Möglichkeit, eine Risikolebensversicherung zu Top-Konditionen über das > Info Informieren Sie sich über die Top-Konditionen mit den exklusiven Mitgliedsvorteilen beim Service-Team des dbb vorsorgewerk. Sie erreichen es Montag bis Freitag zwischen 8.00 und 18.00 Uhr unter der Rufnummer: 018052 22-170 (14 Cent/Minute aus dem deutschen Festnetz). Oder fordern Sie online Informationen an unter: www.dbb-vorsorgewerk.de Newsletter-Anmeldung Über Neuigkeiten rund um das Angebot des dbb vorsorgewerk wie bspw. erweiterte Onlineabschlussmöglichkeiten, neue Produkte oder verbesserte Tarife informiert kostenlos per E-Mail der Newsletter. Er enthält nützliche Tipps rund ums Versichern, Sparen und Finanzieren. Die Newsletter-Bestellung erfolgt ganz bequem online. Interessierte tragen ihre Daten einfach in der Rubrik Service/Newsletter ein. Nach erfolgreicher Rückbestätigung erhalten sie den Newsletter bereits ab der nächsten Ausgabe. as Tipp: Mitglieder, die den dbb vorsorgewerk-Newsletter bis einschließlich 30. September 2009 abbonnieren, erhalten als Dankeschön ein kostenloses HalbjahresAbonnement der hochwertigen Zeitschrift BÜCHER. > dbb magazin | Juni 2009 25 mitgliederservice www.dbb-vorsorgewerk.de: dbb vorsorgewerk im Internet abzuschließen. Haupt- oder Alleinverdiener einer Familie können so preiswert ihre Hinterbliebenen absichern. Ein 30 Jahre alter Nichtraucher etwa, der sich zehn Jahre lang mit einer Summe in Höhe von 120.000 Euro versichert, zahlt für diesen Schutz nur 5,57 Euro pro Monat! „Das Onlineangebot bauen wir in Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern kontinuierlich aus“, so Dr. Alexander Schrader, Geschäftsführer des dbb vorsorgewerk mit Sitz in Berlin. „So wird unsere Website zum zentralen Internetportal für Informationen, Beratungstermine mit dem Außendienst unserer Partner und Onlineabschlüsse für die meisten unserer Angebote – schnell, einfach, preiswert“. „Übrigens“, ergänzt Schrader, „immer mit der Gewähr, die günstigen dbb Konditionen mit den Beitragsnachlässen beziehungsweise Leistungsvorteilen zu erhalten“. dbb > spezial Gerichtsurteil zur Diskriminierung: Mathematischer Beweis Zufällig keine Frau in der Führungsebene? Bei der Beförderung übergangen? Wegen Diskriminierung erstritt jetzt in Berlin eine Arbeitnehmerin vor dem Landesarbeitsgericht einen Schadenersatz in Höhe von 20 000 Euro plus Zahlung des Verdienstausfalls. frauen 26 Die Frau arbeitete 15 Jahre für den Musikrechteverwerter GEMA in Berlin. Nachdem sie erfahren hatte, dass eine Direktorenstelle frei wurde, bewarb sie sich. Befördert wurde ein männlicher Kollege – ganz ohne Ausschreibung. Da die GEMA-Belegschaft zu zwei Dritteln aus Frauen bestand und dennoch alle Führungspositionen mit Männern besetzt waren, fühlte sich die 47-Jährige diskriminiert und klagte. kann. Schließlich sei es schon außergewöhnlich, dass alle 27 Führungspositionen bei einer Belegschaft, die zu zwei Dritteln aus Frauen besteht, ausnahmslos von Männern besetzt waren. Das Landesarbeitsgericht BerlinBrandenburg (Az.: 15 Sa 517/08) beschritt in seiner Anerkennung statistischer Daten als Indiz für eine Diskriminierung in seiner Beweisaufnahme einen neuen Weg: Während der so genannte Quotenbeweis in anderen Rechtsordnungen – insbesondere im englischen und im USamerikanischen Diskriminierungsrecht – gang und gäbe ist, hatte sich die Rechtsprechung hierzulande – abgesehen von Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofes (EUGH) und des Bundesarbeitsgerichtes (BAG) zur Ungleichbehandlung im Entgeltbereich – bisher kaum über die Verwertbarkeit von Statistiken im Anwendungsbereich des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) geäußert. Aus diesen Gründen sprachen die Richter der Klägerin nicht nur Schadenersatz zu, sondern auch einen Ausgleich ihres Verdienstausfalls auf unbefristete Zeit: Somit erhält sie monatlich nun rund 1 400 Euro mehr als bisher. Dieses Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig, da das Landesarbeitsgericht die Revision zugelassen hat. Im konkreten Fall entschied das Landesarbeitsgericht, dass eine Statistik über die Geschlechtsverteilung auf den einzelnen Hierarchieebenen eines Unternehmens durchaus als Indiz für eine Geschlechterdiskriminierung herangezogen werden > dbb magazin | Juni 2009 Hinzu kommt, dass die GEMA als Arbeitgeber keine Stellenausschreibung oder andere, schriftlich dokumentierte Kriterien vorlegen konnte, die Schlussfolgerungen über die bei der Besetzung von Stellen angewandten Kriterien zuließen. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das hier angewendet wurde, gilt seit 2006 in Deutschland. Es soll unter anderem verhindern, dass jemand wegen seines Geschlechts im Berufsleben benachteiligt wird. Wer meint, er sei benachteiligt, muss grundsätzlich nur „Tatsachen glaubhaft machen, die wahrscheinlich erscheinen lassen, dass eine Diskriminierung“ In seiner Urteilsbegründung stützt sich das Gericht auf das Ergebnis mathematischer Berechnungen. Damit wurde der so genannte Quotenbeweis in Deutschland zum ersten Mal bei einer Gleichstellungsfrage angewandt. vorliegt. Dies ist in diesem Fall der Klägerin anhand der Statistik gelungen. Es wäre Sache der GEMA gewesen, zu beweisen, dass das Geschlecht bei der Beförderung keine Rolle gespielt hat und dass die betreffende Mitarbeiterin nicht wegen ihres Geschlechts benachteiligt wurde. Dass der GEMA dieser Beweis nicht gelang, lag daran, dass die Stelle nicht offiziell ausgeschrieben war, und dass eine sorgfältige Dokumentation der Auswahlentscheidung fehlte. In vielen anderen Fällen ist dieses „Glaubhaftmachen“ einer Diskriminierung weit schwerer für die Betroffenen, da nicht immer auf geschlechtergerechte Statistiken Bezug genommen werden kann. „Wir fordern für den öffentlichen Dienst schon seit längerem die Erstellung aussagekräftiger geschlechtergerechter Statistiken, insbesondere bei der dienstlichen Beurteilung“, mahnt die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung Helene Wildfeuer, „wenn man genau weiß, wie zum Beispiel eine Behörde personell besetzt ist, dann ist es auch kein Problem, freie Stellen diskriminierungsfrei zu besetzen, wenn man es will. Darüber hinaus habe ich die Erfahrung gemacht, dass vielen Personalchefs erst klar wird, wie diskriminierend die Beurteilungs- und Beförderungspraxis gegenüber Frauen ist, wenn sie die entsprechenden Zahlen schwarz auf weiß vor sich sehen. Insbesondere die diskriminierungsanfällige Teilzeitbeschäftigung fällt dann ins Auge. Nicht selten, so Helene Wildfeuer weiter, habe diese durch statistische Daten herbeigeführte Erkenntnis bei den Verantwortlichen zum Umdenken und zu einer Kurskorrektur beigetragen. Der Schaden für die Arbeitgeber ist groß, wenn sie wie in dem geschilderten Fall nicht nur Schadenersatz, sondern auch den Verdienstausfall zahlen müssen. Sie können sich hiervor schützen, indem sie Stellenausschreibungen neutral formulieren. Vorgaben zu Alter, Geschlecht, Nationalität oder Religion können diskriminierend sein. Wichtig ist auch, Personalverantwortliche und Führungskräfte so zu schulen, dass sie Diskriminierungen erkennen. Bislang ist die nach Inkrafttreten des AGG befürchtete Klagewelle vor den Arbeitsgerichten ausgeblieben. So sind von rund 25 000 Fällen, die das Arbeitsgericht Berlin jährlich verhandelt, nur 35 Verfahren geführt worden, die einen Bezug zum AGG haben. Dennoch ist in Zukunft mit einer Zunahme solcher Klagen zu rechnen, da die neue Rechtslage den Betroffenen oftmals noch nicht bekannt ist. seb dbb > spezial Arbeit an der Basis jugend 28 Vom 25. bis 26. April 2009 war es wieder so weit: Der Bundesjugendausschuss (BJA), das höchste Entscheidungsgremium der dbb jugend nach dem Jugendgewerkschaftstag, hat sich im dbb forum siebengebirge in Königswinter zur Frühjahrstagung zusammengefunden. Auf der Agenda standen neben der aktuellen Haushaltsdebatte vor allem die neuen Seminarangebote, der dbb jugend sowie die ersten Vorbereitungen zur kommenden Tarifrunde im Januar. Gleichzeitig nutzte das Gremium den Anlass, um auf die schlechte finanzielle Lage von Beschäftigten im öffentlichen Dienst hinzuweisen, die ihrem Dienst in einer so genannten Hochpreisregion nachkommen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass junge Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst wegen einer dienstlichen Versetzung in finanzielle Not geraten. Der Arbeitgeber muss die finanzielle Mehrbelastung im Vorfeld bedenken und einkalkulieren“, sagte Michael Westphal am 25. April. „Das Risiko, dass sich junge Menschen in teuren Städten und Regionen nicht mehr für den öffentlichen Dienst als Arbeitgeber entscheiden, steigt unaufhörlich und geht vor allem zu Lasten der Sicherheit der Bürger.“ Der BJA forderte die Arbeitgeber und Dienstherren auf, für lebenswürdige Arbeits- t@cker Bildung ist der Schlüssel zur Integration. Dieser Meinung ist nicht nur die Bundesbeauftragte für Integration Maria Böhmer. In den Medien tummeln sich Experten, Pädagogen, Politiker und Betroffene, die in der Verbesserung der Bildungschancen den Schlüssel zur Integration gefunden haben wollen. Doch wie nutzt man diesen Türöffner richtig und vor allem wo setzt man ihn an? Diese Frage beantwortet Dr. Wolfgang Thierse im t@cker-special. Der Vizepräsident des Bundestages setzt sich für Kinderrechte ein und sagt euch, was er unter einer gelungenen Integrationspolitik versteht. Ein Beispiel aus dem Alltag, wie Integration an Schulen gelebt wird, erzählt die t@cker-story: Das > dbb magazin | Juni 2009 bedingungen auch finanziell zu sorgen. Politische Diskussion Neben vielen Gastdelegierten aus den verschiedenen Jugendfachgewerkschaften begrüßte Westphal am 25. April auch den Bundestagsabgeordneten Jürgen Kucharczyk. Getreu seines persönlichen Leitsatzes: „Wir müssen nicht übereinander, sondern miteinander reden“, stellte sich der Jugendund Sozialpolitiker den kritischen Fragen der jungen Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern. Themen wie die Ausweitung von Kinderbetreuungseinrichtungen, der Kampf gegen Jugendgewalt und die Bankenkrise sorgten für kontroversen Gesprächsstoff. Konsens herrschte jedoch zum Thema Jugendpolitik. Insbesondere wenn es darum ginge, Jugendliche für politisches Engagement begeistern zu wollen, müsse man ihnen mehr Offenheit und Gesprächsbereitschaft signalisieren, sagte Kucharczyk. „Man muss jungen Leuten die Möglichkeiten geben, sich sehr schnell selber einbringen zu können.“ Gleichzeitig lobte er die Arbeit der dbb jugend und betonte, wie wichtig ehrenamtliches Engagement für das Funktionieren unserer Gesellschaft sein: „Das ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält.“ Angesichts der positiven Resonanz auf die politische Diskussion kündigte die Bundesjugendleitung an, künftig regelmäßig Gäste aus Politik, Wissenschaft und Jugendarbeit zum BJA einzuladen. bau deutschlandweite Förderprogramm SPRINT fördert gezielt die Sprachkompetenz von Kindern aus Migrantenfamilien. Die t@ckerRedaktion hat eine Projektschule im Berliner Brennpunktbezirk Wedding besucht, die den Förderunterricht mit dem Schulunterricht eng verknüpft. Darüber hinaus erfahrt Ihr, was der Bundesjugendausschuss auf seiner Frühjahrstagung beschlossen hat und wie Ihr als dbb Mitglieder beim Einkaufen künftig ordentlich sparen könnt. Außerdem versorgt der t@cker euch mit aktuellen Infos aus Jugend- und Berufspolitik sowie mit Neuigkeiten aus den Landesjugendbünden und Jugendfachgewerkschaften. 쮿 dbb > spezial sich seit 2006 als Präsident der Europäischen Bewegung weiterhin energisch für die Fortentwicklung Europas engagiert. 9. Europäischer Abend: Europa-Parlament – die verkannte Volksvertretung? Am 13. Mai 2009 hat sich der 9. Europäische Abend im dbb forum berlin mit Rolle und Bedeutung des Europa-Parlaments beschäftigt. Der Termin lag gut drei Wochen vor den europäischen Parlamentswahlen, bei denen Anfang Juni EU-weit 375 Millionen Bürgerinnen und Bürger aufgerufen sind, über die künftige Zusammensetzung ihrer gemeinsamen Volksvertretung zu entscheiden. Von den Begrüßungsworten des Europa-Abgeordneten und Europa-Union DeutschlandPräsidiumsmitglieds Rainer Wieland, der die Themenstellung des neunten, von dbb beamtenbund und tarifunion, Europa-Union Deutschland und der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland, gemeinsam veranstalteten Abends skizzierte, zog sich eine Botschaft wie ein roter Faden durch die aus unterschiedlichen Blickwinkeln angestellten Bewertungen zur Rolle des Europäischen Parlaments: Wenn diese Volksvertretung „verkannt“ wird – wie in der Themenstellung der Veranstaltung mit Fragezeichen prononciert – dann tragen > dbb magazin | Juni 2009 Der Deutsche Klaus Hänsch war 1994 bis 1997 Präsident des Europa-Parlaments ... > ... der Ire Pat Cox übte dieses Amt in den Jahren 2002 bis 2004 aus. nicht zuletzt die Bürger Europas die Schuld. Sie stehen in der Pflicht, dass das in 30 Jahren europäischer Parlamentsarbeit Erreichte nicht nur bewahrt, sondern auch weiter entwickelt werden kann. Rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung von dbb beamtenbund und tarifunion, der EuropaUnion Deutschland und der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland gefolgt. Gleich zwei ehemalige Präsidenten des Europäischen Parlaments ließen ihre Visionen von einem modernen Europa greifbar werden. Ein Podiumsgespräch vermittelte – allen kontrovers diskutierten Ansichten über die vermeintliche Macht oder Ohnmacht des Europa-Parlaments zum Trotz – eine einträchtige Botschaft. Und die lautet: Am 7. Juni wählen gehen! „In den vergangenen Jahren haben zwar mehr Menschen erkannt, dass es ohne Europa nicht geht“, konstatierte Rainer Wieland in seiner Begrüßung. Die schützende Kraft der Europäischen Gemeinschaft sei gerade in Zeiten der Finanzkrise mehr als deutlich geworden. Dennoch zögerten noch zu viele, sich klar zu Europa und seinem Parlament zu bekennen, beklagte der Netzwerker der Europa Union. Ein Kritikpunkt, den Pat Cox, 2002 bis 2004 Präsident des Europa-Parlaments, in seiner Analyse, was bei den bevorstehenden Europa-Wahlen auf dem Spiel steht, auch auf das Verhalten der Politiker ausweitete. Im Zuge der Bemühungen den Geist Europas in die europäischen Wahlen hineinzulegen gehe es nicht allein darum, die Bürger an die Wahlurnen zu bringen: Auch bei den Politikern müsse das Bewusstsein weiterentwickelt werden, Angelegenheiten, die Europa als Ganzes betreffen, effektiv und ohne nationalstaatliche Eitelkeit zu vertreten. „Viermal im Jahr zu den Gipfeltreffen senden die Staatschefs der EU-Nationen die Botschaft aus, dass sie zusammen Europa sind: Und kaum sind sie wieder zu Hause, geben sie vor, dass allein ihre Nation die Welt retten kann, berichtete der Ire, der Analysen, warum und Anregungen, wie die Idee Europa den ihr zustehenden Stellenwert bei den Wählern erhält, wurden zuletzt von den Teilnehmern der Podiumsdiskussion geliefert. Diese rieten unter anderem, zur Steigerung des Bürgerinteresses bei künftigen Parlamentswahlen klare Aussagen und Forderungen zu formulieren und nicht – wie bisher – auf flache Parolen zu setzen, die jeder politischen Couleur beigeordnet werden können. cri > Analysierten, wie Foto: Jan Brenner europa 30 > Untermauert wurde Pat Cox‘ abschließende Mahnung, das in Frieden und Freiheit auf dem europäischen Sektor Erreichte nicht durch Desinteresse und nationale Geltungssucht wieder aufs Spiel zu setzen, auch durch den Vortrag des deutschen Europa-Parlamentariers Klaus Hänsch. Auch er war in seiner 30-jährigen Zugehörigkeit zum Europäischen Parlament 1994 bis 1997 als dessen Präsident tätig. „Linker wie rechter Nationalismus zerstört zuerst Europa und dann das eigene Land“, warnte Hänsch und machte deutlich, dass gerade eine geringe Wahlbeteiligung die Kräfte der vermehrt in Aktion tretenden nationalistisch geprägten Gruppierungen, die ein weiteres Zusammenwachsen Europas entschieden ablehnen, innerhalb der parlamentarischen Arbeit deutlich stärken würde. die Idee Europa wieder mehr Stellenwert bekommt (von links): Andreas Mauerer (Stiftung Wissenschaft und Politik), Dieter Spöri (Präsident Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland), Katja Weber (Moderation), Peter Altmaier (Präsident Europa-Union Deutschland) und Henry Werner (Burson-Marsteller). Nachgefragt bei Matthias Petschke, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland: „Was unterscheidet Sie von einem Lobbyisten?“ Sie repräsentieren die Europäische Kommission am Sitz von Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat. Was unterscheidet Sie von einem Lobbyisten? ? Petschke: Ein Lobbyist wirbt ja eher für die Interessen seines Auftraggebers. Die Kommission dagegen verfolgt keine Eigeninteressen, sondern ist eine der europäischen Institutionen. Wir erklären die Positionen der Kommission und erklären der Kommission die deutschen Positionen und Probleme. Allerdings nicht nur mit Blick auf Bundesregierung und Parlament. Ein ganz wichtiger Teil unserer Arbeit ist der Austausch mit der Öffentlichkeit. Dafür sind wir viel in ganz Deutschland unterwegs. Wir besuchen Schulen und Bürgerversammlungen, sprechen mit Bürgermeistern ebenso wie mit Vertretern der Länder, der regionalen Presse und vielen Organisationen. Und informieren dann auch die Kommission über die Ergebnisse. Wie lässt es sich für einen leitenden Kommissionsbeamten ertragen, dass die Kommission immer wieder für europäische Vorhaben kritisiert wird, die in Wahrheit von nationalen Regierungen angestoßen wurden? ? Petschke: Zum einen hat die Kommission das Initiativmonopol in der Europäischen Union – und deshalb muss sie auch mit Kritik an ihren Vorschlägen umgehen. Allerdings gilt auch: Wenn in Brüssel etwas auf Gipfeln oder im Ministerrat be- > schlossen wird, dann sollte es nicht anschließend auf nationaler Bühne kritisiert werden. Im Übrigen tun wir im Rahmen der besseren Rechtsetzung und mit Folgenabschätzungen viel dafür, dass vorher klar ist, was als Auswirkung der neuen Regeln zu erwarten ist. Oft aber bezieht sich Kritik auch darauf, dass bei der Umsetzung von EU-Richtlinien national weit über die europäischen Mindestanforderungen hinausgegangen wird. Das ist zwar legitim, aber bei Kritik sollte dann auch nicht Europa zum Sündenbock gemacht werden. Die Amtszeit der Kommission geht in diesem Jahr zu Ende. Was waren ihre drei größten Leistungen, welches war ihr größter Fehler? ? Petschke: Zu den großen Leistungen gehören die weltweit ehrgeizigsten Ziele beim Klimaschutz, die koordinierte Antwort der EU-Staaten auf die Wirtschaftskrise und viele Punkte unter der Überschrift „Europa der Ergebnisse“. Die Kommission hat etwa dafür gesorgt, dass Handynutzer im Ausland nicht mehr abgezockt werden, dass der Wettbewerb auf dem Energiemarkt zunimmt und dass Verbraucher auch im Internet besser geschützt sind. Manches bei der Umsetzung der Lissabon-Agenda von 2000 für mehr Wachstum und Beschäftigung hätte auch auf nationaler Ebene schneller gehen können. (die Fragen stellte Christian Moos) Info Matthias Petschke ist seit Mai 2009 der ranghöchste Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland. Der 1962 im hessischen Lauterbach geborene Jurist begann seine Laufbahn im Bundeswirtschaftsministerium, wechselte dann in die deutsche Vertretung in Brüssel und absolvierte 1995 die Aufnahmeprüfung in den europäischen Beamtendienst. Ab 1997 war er in der Generaldirektion Handel der Europäischen Kommission tätig. Seit 2004 – bis zur Übernahme seiner jetzigen Position in Berlin – leitete er in der Generaldirektion Binnenmarkt und Dienstleistungen den Bereich öffentliches Beschaffungswesen. dbb > spezial Rentenkassen unter Druck: Wie sicher ist die Rente? Weltfinanzkrise, eine astronomische Staatsverschuldung, lahmende Konjunkturdaten und damit einhergehende steigende Arbeitslosigkeit sowie ungünstige demographische Faktoren: Die Rentenkassen sind unter Druck. Weil Bürgerinnen und Bürger im Zuge der Finanzkrise ohnehin verunsichert genug sind, versucht die Bundesregierung jetzt die Sorgenfalten zu glätten und bringt eine neue Rentengarantie auf den Weg. hintergrund 32 Mit ihrem Versprechen sind Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Kabinett weit entfernt von der Auffassung des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin, der in seiner neuen Funktion als Bundesbankvorstand polterte, die Rente sei viel zu hoch, auf jeden Arbeitnehmer komme rechnerisch ein halber Rentner. In 25 bis 35 Jahren sei das Verhältnis eins zu eins. Deshalb müsse die Rente auf das Niveau einer „Grundsicherung“ schrumpfen. Die Bundesregierung sieht das anders und will die Rente gesichert wissen. Doch zuvor etwas Historie: Mit der großen Rentenreform von 1957 wurde das Rentensystem vom reinen Ansparen von Beiträgen auf das bis heute gültige Umlagesystem umgebaut: Statt inflationsanfällige Rücklagen zu bilden, waren anfangs – je zur Hälfte von den Arbeitgebern und von den Pflichtmitgliedern der gesetzlichen Rentenversicherung – 15 Prozent des Bruttolohnes als Beitrag zu zahlen, die sofort für Rentenzahlungen verwendet wurden. Dadurch wurde nicht nur eine sofortige Rentenerhöhung ermöglicht, sondern fortan auch eine dynamische Anpassung der Rentenhöhe an die Bruttolohnentwicklung. > Gift für die Kasse Weil aber keine Rücklagen gebildet werden, setzt ein Umlage- system die stetige Existenz nachfolgender Generationen mit ausreichend versicherungspflichtig tätigen Arbeitnehmern voraus. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, langsam wachsender Bruttolöhne und sinkender Erwerbstätigenzahlen sowie längerer Lebenserwartung kommt das System unter Druck. Genau diese Negativfaktoren kommen jetzt geballt zusammen: Im Zuge der Wirtschaftskrise rechnen die Wirtschaftsforschungsinstitute in ihren Konjunkturprognosen mit steigender Arbeitslosigkeit, die die Rentenkassen belasten wird. Auch die Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung wird davon betroffen sein. Darüber hinaus werden aufgrund des demographischen Wandels im Verlauf der kommenden Jahre immer weniger Arbeitskräfte immer mehr Rentnern gegenüberstehen. Das alles ist Gift für die Rentenkassen. Nach dem Willen der Bundesregierung soll sich niemand Sorgen machen, dass ihm die Rente durch die Finger rinnen könnte. Rente im Jahr 2010 eine Kürzung von rund zwei Prozent bedeuten könnte. Für die Rentenkasse ergäbe das dagegen eine Entlastung von rund fünf Milliarden Euro – zum Vergleich: die Rentenzahlung für einen Monat kostet die Bundesrepublik derzeit rund 16 Milliarden Euro. Die Bundesregierung ist allerdings anderer Meinung und rechnet für 2009 sogar mit einem leichten Plus bei den Löhnen. Auch könnten die Renten nach Auffassung der Bundesregierung noch leicht steigen, während die Forscher dafür plädieren, dass die Renten wie die Löhne sinken müssen. > Fest steht: Die Renten müssen gesichert werden. Zuletzt hat das der damalige Arbeitsminister Norbert Blüm neun Monate vor der Bundestagswahl 1987 versprochen und die Bundesrepublik flächig mit dem Slogan: Das Bundeskabinett hat dazu die Schutzklausel in der Rentenanpassung ausgeweitet. Zugleich bleibe gewährleistet, dass die nachfolgenden Generationen nicht übermäßig belastet würden. Die Bundesregierung will mit der Schutzklausel garantieren, dass auch zurückgehende Löhne nicht zu sinkenden Renten führen. Bundesarbeitsminister Olaf Scholz betonte: „Wer einzahlt, muss sicher sein, dass er sich auf die Rente verlassen kann.“ Das Zwar versucht die Bundesregierung, die Arbeitslosigkeit über eine Änderung der Regelungen für Kurzarbeiter in den Griff zu bekommen, denn Kurzarbeiter werden nicht als Arbeitslose geführt. Trotzdem ziehen sie aufgrund ihres geringeren Einkommens die so genannte „Lohnsumme pro Kopf“ nach unten. Nach Berechnungen des „Handelsblatts“ sinkt dieser Wert im Jahr 2009 möglicherweise um bis zu 2,3 Prozent, was bei der > > dbb magazin | Juni 2009 Wahlversprechen? „Denn eins ist sicher: Die Rente“ plakatieren lassen. Bundesarbeitsminister Olaf Scholz tut es ihm im Superwahljahr 2009 gleich und verspricht sichere Renten. In einer Pressemitteilung der Bundesregierung heißt es dazu, die 20 Millionen Rentnerinnen und Rentner könnten sicher sein, dass ihre Renten nicht gekürzt würden – auch nicht wegen der Wirtschaftskrise. Die täglichen Hiobsbotschaften im Zuge der Finanzkrise verunsichern auch Rentnerinnen und Rentner. dbb > spezial Der Arbeitsminister geht sogar nicht davon aus, dass es überhaupt zum Anwendungsfall für die neue Garantie kommt. Daher koste sie auch nichts. Scholz verwies aber zugleich darauf, dass die Regelung andererseits aber auch keine „Rentensteigerungsgarantie“ sei. Das entsprechende Gesetz soll noch vor der parlamentarischen Sommerpause endgültig verabschiedet werden. Damit die Rente auch künftig der Einkommensentwicklung folgen kann, will die Bundesregierung die aufgrund der Schutzklauseln unterbliebenen Minderungen bei der Rentenanpassung nachholen. Die Verrechnung soll nach geltendem Recht erfolgen, indem positive Rentenanpassungen ab 2011 solange halbiert werden, bis der Ausgleichsbedarf abgebaut ist. Aber auch Arbeitnehmer sollen nach dem Willen der Bundesregierung durch die Rentengarantie nicht über Gebühr belastet werden. Bis 2020 soll der Beitragssatz nicht über 20 Prozent, bis 2030 nicht über 22 Prozent steigen. Derzeit liegt der Beitragssatz bei 19,9 Prozent des Bruttolohns. Die bereits zugesagten Steigerungen der Renten zum 1. Juli in Westdeutschland um 2,41 Prozent und im Osten um 3,38 Prozent werden ebenfalls durchgeführt. Das Problem scheint damit zunächst gelöst. Allerdings steht die neue Schutzklausel Bemühungen, gegen demographische Faktoren anzukämpfen, entgegen. Dämpfende Faktoren in der Rentenformel sollen garantieren, dass die Rente auch bei einer alternden Gesellschaft finanzierbar bleibt. Das ist zum einen der Riester-Faktor, der den Anstieg der Renten in dem Maße mindert, in dem Arbeitnehmer zusätzlich in die private Altersvorsorge einzahlen. Weiter soll der so genannte „Nachhaltigkeitsfaktor“ die Rentensteigerung dämpfen, wenn die Anzahl der Rentner im Vergleich zur Anzahl der Beitragszahler steigt. Zudem gibt es bereits eine bestehende Schutzklausel, die besagt, dass nicht allein die Dämpfungsfaktoren zu einer Minusrunde bei den Renten führen dürfen, solange die Löhne steigen. Weil die neue Schutzklausel diesen Bemühungen entgegenwirkt, drohen den Rentnern im Umkehrschluss Nullrunden und den Beitragszahlern zwar keine Beitragssteigerungen, aber auf lange Sicht wahrscheinlich auch keine Absenkungen. > Beamte im Vorteil? Wer jetzt als gebeutelter Rentner nicht ohne Neid auf „die Beamten“ schielt, denen es ja mit ihren in einem eigenständigen Versorgungssystem angeblich so viel besser geht, irrt: Aktuelle Berechnungen belegen nämlich, dass die Pensionäre ihre Bezüge über die Jahre keineswegs stärker steigern konnten als die Rentner. Markus Grabitz von den „Stuttgarter Nachrichten“ hat anhand von Zahlen der Rentenversicherung Bund und Timing-Problem: Wer kurz vor der Rente steht und für die private Altersvorsorge auf Aktien gesetzt hat, hat 40 Prozent Wertverlust und mehr zu beklagen. Jüngere Menschen, die privat vorsorgen wollen, sollten sich die Chancen der Aktienmärkte trotzdem nicht entgehen lassen. Der sicherste Weg dazu sind staatlich geförderte Anlageprodukte mit einer garantierten Mindestrente wie zum Beispiel die Riester-Rente. > Info Aktien besser als Rente? Kritiker behaupten immer wieder, die Rentenversicherung sei für die Versicherten ein Nullsummenspiel, wenn nicht gar ein Minusgeschäft. Hätten Rentner ihre Rentenbeiträge in Aktienfonds anlegen können, wäre wesentlich mehr Rendite drin gewesen. Dieses Argument zieht spätestens seit der Finanzkrise nicht mehr. Gerade rentennahe Jahrgänge haben das zu spüren bekommen, denn ihre privat über viele Jahre hinweg in Wertpapieren angelegten zusätzlichen Altersvorsorgebausteine sind je nach Risikoneigung zum Teil nur noch weniger als die Hälfte wert. Darüber hinaus relativieren sich selbst alte Börsenweisheiten wie die, dass der Faktor Zeit bei der Aktienanlage langfristig stabile Renditen garantiert: Laut einer Studie des „Handelsblatts“ haben Anleger, die in den vergangenen zehn Jahren in den Dax investierten, unter Berücksichtigung der Inflation 40 Prozent Verlust gemacht. Auf Sicht von 20 Jahren wären immerhin mickrige 1,5 Prozent Plus verblieben. Auch der amerikanische Börsenindex S&P liegt derzeit inflationsbereinigt kaum höher als Anfang der 80er-Jahre. Mit langweiligen Bundesschatzbriefen dagegen wären es inflationsbereinigt 25 Prozent Plus gewesen. „Angesichts solcher ernüchternder Zahlen wird der eine oder andere ruinierte Börsianer froh sein, dass es noch die staatliche Altersversorgung mit ihren Minirenten gibt“, folgert das Handelsblatt. des statistischen Bundesamtes nachgerechnet. Untersucht hat er die prozentualen Rentensteigerungen von 1960 bis zur geplanten Rentenanpassung 2009 sowie die Steigerungen der Beamtenpensionen (Bund) von 1960 bis 2009. Das Ergebnis: Die Beamtenpensionen haben in diesem Zeitraum um rund 475 Prozent zugelegt, die Renten um 830 Prozent. „Wenn man davon ausgeht, dass die Pensionen in absoluten Zahlen höher ausfallen als Renten“, sagt Grabitz, „kommt man zu dem überraschenden Ergebnis: Wenn die Entwicklung so anhält, müsste sich das Versorgungsniveau zwischen den beiden Systeme also irgendwann angeglichen haben.“ Unter Berücksichtigung der Unterschiede zwischen den Systemen wie etwa die unterschiedlichen Besteuerungs- und Versicherungsmodalitäten, sind die Renten im Betrachtungszeitraum nominal tatsächlich stärker gestiegen als die Pensionen. Ob das wegen der systematischen Unterschiede aber direkt vergleichbar ist, muss dahingestellt bleiben. br > > dbb magazin | Juni 2009 33 hintergrund sei eine Frage des Vertrauens. Es dürften nicht mit unbegründeten Zahlen Ängste geschürt werden. Seit 1957 habe es nie Rentenkürzungen gegeben. Und das sei auch weiterhin nicht zu erwarten, so Scholz. dbb > spezial senioren 34 > Ehemaligentreffen mit Tradition Bereits seit mehreren Jahren in Folge lädt der dbb Ehrenvorsitzende Werner Hagedorn seine ehemaligen Kollegen (Kolleginnen sind noch nicht dabei) zu einem Treffen jeweils Ende Mai in das dbb forum sienbengebirge nach Königswinter-Thomasberg ein. Die ehemaligen dbb-, Landesbunds- und Fachgewerkschaftsvorsitzenden informieren sich über die aktuelle Berufs- und Tarifpolitik und haben für ihre Nachfolger in den dbb Entscheidungsgremien bereits so manchen wertvollen Rat geben können. Im Bild von links: Thorolf Schulte (VBB), Hubertus Grützner (bgv), Johannes Minde (DPVKOM), Erich Steffen (dbb nrw), Werner Hagedorn (dbb), Hermann Fredersdorf (DSTG), Horst Zies (dbb tarifunion), Erhard Geyer (dbb), Gerd Eßer (dbb), Heinz Berlage (DPVKOM) und Wolfgang Weiler (VAB). > dbb magazin | Juni 2009 dbb > spezial Seltenes Jubiläum: 100 Jahre Bund Deutscher Rechtspfleger Der Bund Deutscher Rechtspfleger (BDR) feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Der Verband kann auf eine bemerkenswerte und fast einzigartige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Dieser runde Geburtstag wurde am 23. April 2009 in Berlin mit einem Festakt gefeiert. Bundespräsident Horst Köhler hatte die Schirmherrschaft übernommen. Das dbb magazin blickt zurück. blickpunkt 38 Die Novellierung der Zivilprozessordnung (ZPO) im Jahr 1909 übertrug erstmals die Kostenfestsetzung und die Erteilung der Vollstreckungsbefehle in eigener Zuständigkeit auf den damaligen Gerichtsschreiber. Dies stellt den Beginn des Berufsstandes des Rechtspflegers dar. Zur Wahrnehmung der berufspolitischen Interessen wurde am 19. September 1909 in Nürnberg der „Bund Deutscher Justizsekretäre“ gegründet, der seit 1932 unter dem noch heute verwendeten Namen „Bund Deutscher Rechtspfleger“ firmiert. Mit der „kleinen Justizreform“ aus dem Jahr 1920 wurden erstmals richterliche Geschäfte zur selbstständigen Erledigung auf den Gerichtsschreiber übertragen und damit in die Zuständigkeit des Rechtspflegers gelegt, ohne dass der richterliche Charakter der Aufgaben verloren gegangen wäre. Der Gerichtsschreiber verabschiedete sich damit aus dem Status der richterlichen Hilfskraft. Bereits drei Jahre später wurde die Funktionsbezeichnung > dbb magazin | Juni 2009 der Gerichtsschreiber den neuen Aufgaben angepasst und der „Rechtspfleger“ durch die „preußische Entlastungsverfügung“ vom 28. Mai 1923 eingeführt. Die früheren Amtsbezeichnungen waren „Urkundsbeamter der Geschäftsstelle“ und „Gerichtsschreiber“ – übrigens in früheren Zeiten häufig der einzige Lese- und Schreibkundige am Gericht, dessen Erwähnung bis in das 8./9. Jahrhundert zurückgeht. Da sich die Übertragungen bewährten und zudem die Veränderungen der Gesellschaft, die wachsende Bevölkerungszahl und die Wandlung sozialer Strukturen die Notwendigkeit der weiteren Entlastung der Richter erforderten, wurden mit dem ersten Rechtspflegergesetz von 1957 zahlreiche Rechtsgebiete und weitere Einzelaufgaben auf den Rechtspfleger übertragen. Dazu gehört vor allem die freiwillige Gerichtsbarkeit, unter der man die vorsorgende Gerichtsbarkeit – ohne Streitigkeiten zwischen Parteien oder zwischen Staat und Bürger – versteht: Mit dem Rechtspflegergesetz wurde die gerichtsverfassungsmäßige Stellung des Rechtspflegers als sachlich unabhängiges Organ der Rechtspflege gesetzlich festgelegt. Der Rechtspfleger wurde zur zweiten Säule der dritten Gewalt. In der DDR wurde der Rechtspfleger 1953 abgeschafft und mit der Wiedervereinigung 1990 erneut eingeführt. Gerade hier leisteten viele Rechtspfleger aus den alten Bundesländern erhebliche Aufbauarbeit, mit deren Hilfe es möglich war, binnen kurzer Zeit die Justiz in den neuen Ländern nach westlichem Vorbild in Schwung zu bringen. > Breites Aufgabenspektrum Nach einem dreijährigen Studium übt der Rechtspfleger einen verantwortungsvollen, interessanten und abwechslungsreichen Beruf aus. Der Rechtspfleger ist heute in keiner Abteilung des Gerichts mehr wegzudenken: In den Staatsanwaltschaften werden die verhängten Strafen vollstreckt. Im Zivilgericht und im Familiengericht ist der Rechtspfleger unter anderem zuständig für die Antragsaufnahme rechtssuchender Bürger und die Kostenfestsetzung. Er entscheidet über die angefallenen Gebühren der Rechtsanwälte. Rechtspfleger führen ferner Zwangsversteigerungen von Grundstücken, Häusern und Eigentumswohnungen durch. Sie arbeiten in der Zwangsvollstreckung und entscheiden dort zum Beispiel über Pfändungen und Räumungsschutzanträge. Bei den Insolvenzgerichten leiten sie das gesamte Verfahren nach der Eröffnung. In den Grundbuch- und Registergerichten entscheiden sie über die Eintragungen. In den Nachlassgerichten führen sie die Verfahren, einschließlich Erbenermittlung und Erteilung des Erbscheins. Rechtspfleger in den Vormundschaftsgerichten – die künftig Betreuungsgerichte heißen – sind zuständig für die Genehmigung von Verträgen, aber auch für die Kontrolle der Abrechnungen der Betreuer. dbb > spezial So wird nahezu jeder Bürger irgendwann in seinem Leben mit einem Rechtspfleger zu tun haben. Weitere Aufgabenübertragungen sind seit dem Jahr 2004 in den Bundesländern möglich. Der Bund Deutscher Rechtspfleger setzt sich für deren Umsetzung ein, damit weitere verantwortungsvolle Tätigkeiten kostengünstig und zuverlässig von den Rechtspflegern erledigt werden können. > Rechtspfleger arbeiten aber auch in den Ministerien und in der Verwaltung der Gerichte als Geschäftsleiter und sind Neue Perspektiven Auch europaweit positioniert sich der Verband durch die Europäische Union der Rechtspfleger und macht die Vorteile des deutschen Rechtspflegers in anderen europäischen Ländern bekannt. Ferner setzt sich der Bund Deutscher Rechtspfleger für eine gesetzliche Statusregelung für den Rechtspfleger ein. Ziel des BDR waren seit seiner Gründung vor 100 Jahren nicht nur standespolitische Verbesserungen, sondern stets auch die Gestaltung des Rechtes und die Verbesserung der Rechtspflege. Auch die Fortbildung war immer ein wichtiges Anliegen, das sich in der eigenen rechtswissenschaftlichen Zeitschrift „Der Deutsche Rechtspfleger“ manifestiert. Die derzeitige Wirtschaftsund Finanzkrise wird auch die Rechtspfleger stark fordern. Umso wichtiger ist es deshalb, für eine ausreichende Personalausstattung und eine effektive Gewinnung hochqualifizierten Nachwuchses Sorge zu tragen. Der Rechtspfleger steht in Deutschland durch die Wahrnehmung seiner Aufgaben im Zentrum der menschlichen, sozialen und wirtschaftlich wichtigen Bereiche und ist deshalb gesellschaftspolitisch äußerst bedeutsam. Lediglich das Ansehen und der Bekanntheitsgrad entsprechen dem noch nicht. Ziel des Bundes Deutscher Rechtspfleger ist es deshalb auch, ihm die soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Anerkennung zu verschaffen, die er verdient. Claudia Kammermeier 39 blickpunkt dort unter anderem mit Aufgaben der Personal- und Haushaltsführung betraut. > dbb magazin | Juni 2009 dbb > finale www.dbb.de Der dbb im Internet: Auf Mausklick Service Digitale Medien haben unser Leben in den vergangenen zehn Jahren verändert wie kaum eine andere Erfindung zuvor. Davon ist auch die Arbeit der Gewerkschaften berührt, denn neben den klassischen Mitgliederzeitschriften ist das Internet längst zur schnellen Drehscheibe für die Verbreitung von Nachrichten und Servicedienstleistungen geworden. Die Internetpräsenz des dbb beamtenbund und tarifunion informiert nicht nur umfassend, sondern sorgt auch für Mehrwert. online 40 „Das ,e‘ für electronic ist im Tagesgeschäft von Verwaltung, Wirtschaft und Privatpersonen eine Selbstverständlichkeit: Steuererklärungen werden per Mausklick eingebracht, Amtsgänge auf dem Datenhighway erledigt: Die öffentliche Verwaltung muss sich den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts stellen und immer mehr Schlüsseldienstleitungen anbieten, die einen echten Mehrwert für die Bürger bedeuten“, sagte dbb Chef Peter Heesen auf der Eröffnung des 10. Fachkongresses „neue verwaltung“ am 5. Mai 2009 in Leipzig. Hinter diesen hohen Anforderungen steht auch für die Spitzenorganisation der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes dbb nicht zurück: Die Internetseiten www.dbb.de tragen diesem Anspruch Rechnung und vermitteln Mitgliedern und politisch Interessierten nicht nur aktuelle Nachrichten aus der Arbeit des dbb und seiner Fachgewerkschaften. Darüber hinaus erhalten Nutzer schnellen Zugriff auf die Angebote aller 43 Fachgewerkschaften und 16 Landesbünde des dbb. > dbb magazin | Juni 2009 > Den dbb per Mausklick im Griff Eine praktische Navigationsleiste auf der linken Seite der Homepage bündelt die wichtigsten Programmpunkte des dbb Internetangebots, der Menüpunkt „dbb“ macht die ganze Vielfalt des dbb und seine Organisationsstruktur mit einem Klick greifbar: Informationen zu den Mitgliedern der dbb Bundesleitung rund um dbb Chef Peter Heesen mit Biographien und politischen Schwerpunkten ihrer Arbeit, direkte Links zu den Fachgewerkschaften und Landesbünden, zur dbb bundesfrauenvertretung, zur dbb jugend und nicht zuletzt zur dbb tarifunion. Insgesamt finden Arbeitnehmer und Beamte dort speziell auf ihre Zielgruppe zugeschnittene berufs- und landesspezifische Informationen. Informationen über die Gremien des dbb bis hin zur Satzung runden die Selbstdarstellung ab. Wer direkte Ansprechpartner innerhalb der dbb Bundesgeschäftsstelle sucht, wird im Organigramm fündig. So können fachbezogene Fragen zum öffentlichen Dienst di- rekt telefonisch mit der zuständigen Fachabteilung erörtert werden. > Themenvielfalt Der öffentliche Dienst und seine Berufspolitik sind vielfältig und kompliziert. Auch hier bringt die dbb Seite mit fundiertem Fachwissen Licht ins Dunkel. In medias res geht es mit dem unscheinbaren Link „themen“, hinter dem sich eine Fülle von Fachinformationen rund um den öffentlichen Dienst in Deutschland eröffnet. „A-Z“ bietet ein umfassendes Online-Lexikon mit allen wesentlichen Begriffen aus dem gesamten öffentlichen Dienst, teils mit mehreren Seiten langen Artikeln zu Themen von „A-Besoldung“ bis „Zulagen“. Gesonderte Rubriken für aktuelle, den gesamten öffentlichen Dienst betreffende Gesetzesvorhaben wie Dienstrechtsreform und Mitbestimmung vertiefen die Wissensbasis, stets ergänzt um Downloadmöglichkeiten für aktuelle, thematisch passende Broschüren und Publikationen des dbb. Überdies wird jede Hauptseite von vier Bildbuttons flankiert, die als weiterführende Links zu thematisch verwandten Services und Angeboten des dbb fungieren. Umfangreiche Materialien zur Statistik in Form der dbb Broschüre „Zahlen Daten Fakten“, Infos zu laufenden Einkommensrunden oder zu Fachthemen wie Mitbestimmung, Rechtsprechung, Personalver- dbb > finale tretung oder Europawahlen werden so verfügbar gemacht, ohne lange suchen zu müssen. Da der dbb auch auf europäischer Ebene Berufspolitik macht, kann der Internetnutzer über die dbb Seite auf das gesamte Betätigungsspektrum im Europäischen Raum zugreifen, angefangen von der Europa-Organisation des dbb CESI bis hin zu umfangreichen Linksammlungen zum öffentlicher Dienst in Europa, praktisch gebündelt unter der Rubrik „dbb in europa“. Umfassende Information Die Rubrik „aktuell“ bietet schnelle Information zu brandaktuellen Themen: Hier finden Internetnutzer tagesaktuelle Berichterstattung zu politischen Themen. Wer wissen will, was der dbb gerade für seine Mitglieder tut, ist hier richtig. Neben den aktuellen Meldungen hält die Seite auch in Nachrichtenarchiv mit den wichtigsten Meldungen aus sieben Jahren Interessenpolitik bereit. Eine Suchfunktion ermöglicht es, schnell die passende Meldung zu einem Fachbegriff zu finden. Dass viele Meldungen mit weiterführenden Links, etwa zu den ent- > Informationsvielfalt rund um den öffentlichen Dienst und seine Beschäftigten: www.dbb.de sprechenden Gesetzentwürfen oder anderen Hintergrundmaterialien versehen sind, macht diese tagesaktuelle Wissensbasis noch attraktiver. Auf die gute alte Zeitung wird auch im Digitalzeitalter nicht verzichtet. Trotzdem finden Interessierte unter dem Link „magazine“ stets die wichtigsten Artikel aus der jeweils aktuellen Ausgabe unserer Mit- gliederzeitschrift „dbb magazin“, darunter immer das Interview mit einem Spitzenpolitiker. Außerdem können hier alle dbb magazin Ausgaben seit 2005 als E-Paper im PDF-Format heruntergeladen werden. In der Rubrik „presse“ finden Journalisten direkt den richtigen Ansprechpartner für ihre tägliche Arbeit. Eine Tagesaktuelle Presseschau bündelt morgens die wichtigsten Meldungen der überregionalen Tageszeitung zu den Themen dbb und öffentlicher Dienst als informative Linksammlung. Wer sich für den öffentlichen Sektor in Deutschland interessiert, kann sich somit die zeitraubende Zeitungsauswertung sparen, wir haben das schon für sie erledigt. Hier können Interessenten übrigens auch kostenlos und unverbindlich den E-MailNewsletter des dbb abonnieren. > Unser Service, Ihr Mehrwert Dass der dbb das Thema Mitgliederservice groß schreibt, ist kein Geheimnis, sondern Teil > Das dbb forum berlin ist nicht nur Bürogebäude, sondern zugleich modernes Tagungszentrum und Begegnungsstätte. seiner Mitgliedernähe. Einen Eindruck davon erhalten Internetnutzer unter der Rubrik „service“, die nicht nur exklusive Angebote bereithält, sondern darüber hinaus die Schnittstelle zwischen Mitglied und dbb ist: Hier gibt es alles, was dbb Mitgliedern echten Mehrwert liefert. Rechtsberatungs- und Rechtschutzangebote der dbb Dienstleistungszentren, Seminare, Workshops und Bildungsreisen und der dbb akademie, vergünstigte Versicherungsund Vorsorgeleistungen über das dbb vorsorgewerk, das breite Angebot des dbb verlags sowie das neue Internetportal dbb vorteilswelt, in dem dbb Mitglieder satte Prozente auf die Waren und Angebote renommierter Online-Shops erhalten. Außerdem stellen sich hier das dbb forum berlin und das dbb forum siebengebirge als moderne Tagungsstätten vor und informieren über Räumlichkeiten und technische Möglichkeiten. br > dbb magazin | Juni 2009 41 online > dbb > finale Glosse: Drei sind einer zu viel … Müller-WohlfahrtLüdenscheidMeyer-Schmitz glosse/mitgliedsgewerkschaften 42 > DPhV Sechsjährige Grundschule kein Erfolgsmodell Die sechsjährige Grundschule ist nach Einschätzung des Deutschen Philologenverbandes (DPhV) „kein Erfolgsmodell“. Der DPhV-Bundesvorsitzende Heinz-Peter Meidinger beklagte > Heinz-Peter Meidinger, Bundesvorsitzender des DPhV am 1. Mai 2009 „weniger Bildungsgerechtigkeit und geringere Leistungen bei längerer Grundschulzeit“. Er wandte sich gegen Versuche, eine Neuinterpretation der Grunddaten der Elementstudie durch Prof. Baumert in einen Beweis für die an- > dbb magazin | Juni 2009 gebliche Überlegenheit der sechsjährigen Grundschule umzudeuten. „An den empirischen Kerndaten der Elementstudie, wonach die Schüler der grundständigen Gymnasien in Berlin am Ende der 6. Klasse einen Leistungsvorsprung von bis zu zwei Lernjahren vor den Schülern haben, die die letzte Jahrgangsstufe der sechsjährigen Grundschulen besuchen, ändert sich dadurch gar nichts.“ Der Versuch, diese Ergebnisse zu relativieren, überzeuge insbesondere Eltern nicht, die ihren Kindern ein gymnasiales Bildungsangebot ab der 5. Klasse ermöglichen wollen. 쮿 > VBE Alle Kinder zusammen lernen lassen Für das gemeinsame Lernen von behinderten und nichtbehinderten Kindern setzt sich der Verband Bildung und Erziehung (VBE) ein. Zum Interna- …zumindest im deutschen Namensrecht. Und das eigentlich schon seit 1993. Jetzt hat das Bundesverfassungsgericht endgültig Schluss gemacht mit den fantasievollen Namensketten. Vorbei also mit Hadschi Halef Omar Ben Hatschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah. Der Mann heißt entweder Halef Omar-Abbas oder gar nicht. Vorbei auch mit Kombinationen wie Müller-Wohlfahrt-Lüdenscheid-Meyer. Wo kämen wir hin, wenn solche Auswüchse Schule machten und beispielsweise einem Nachgeborenen die Kette der Eheschließungen und -scheidungen seiner Eltern und Vorfahren anhängen würde, die sich zudem später durch eigenes Zutun beliebig verlängern ließe? Undenkbar! Schließlich sollen Namen nicht nur der Selbstverwirklichung dienen, sondern praktisch sein – denn > Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des VBE tionalen Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai 2009 sagte VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann: „Die Länder müssen endlich ihre Hausaufgaben machen und die erforderlichen personellen, sächlichen und räumlichen Bedingungen an allgemeinen Schu> den Leerzeichen auf Formularen sind schließlich enge Grenzen gesetzt. Und außerdem sollen Namen Identifikationskraft entwickeln und nicht die Herkunft verschleiern. Was jetzt noch fehlt, ist eine Einschränkung der oft weit hergeholten Vornamen, die in Kombination mit so manchen althergebrachten Nachnahmen den Kindern schwere Hypotheken auflegen können. Welches Mädchen mag sich schon gerne als Trixibelle Meyer durchs Leben schlagen? Und auch in der gebotenen Kürze liegt nicht immer die Würze. „Gestatten, mein Name ist Bond, James Bond.“ Das klingt wie Musik und führt bei vielen Filmfans zur Gänsehaut. „Gestatten, mein Name ist Wurst, Hans Wurst.“ Das ist zwar erlaubt, klingt aber ganz schön verboten. Schwierig, schwierig, die Sache mit den Namen… sm len für eine gemeinsame Unterrichtung von behinderten und nichtbehinderten Kindern schaffen. Die Umsetzung der von Deutschland unterzeichneten UN-Behindertenkonvention liegt nach der Föderalismusreform vor allem in der Verantwortung der Länder. Als „Riesenproblem“ für mehr Integration an allgemeinen Schulen bezeichnet Beckmann den Lehrermangel. „Für gemeinsamen Unterricht brauchen Schulen eine deutlich bessere Lehrerausstattung und vor allem Sonderpädagogen, die den spezifischen Bedürfnissen von Menschen mit Beeinträchtigungen gerecht werden können.“ 쮿 Sonderermittlungsgruppe gefordert Der Chef der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG), Dieter Ondracek, hat im Kampf gegen Steuerhinterziehung die Einrichtung einer bundesweit tätigen Sonderermittlungsgruppe gefordert. In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Ausgabe vom 9. Mai 2009) sagte Ondracek: „Wir brauchen eine Truppe von rund 100 Sonderermittlern, die gezielt und intensiv Auslandstransfers beobachtet und dann hinterfragt.“ Da die Steuerverwaltung in die Hoheit der Bundesländer falle, müssten dafür zunächst die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden. 쮿 dbb > finale GdS GdS-Gewerkschaftstag Klaus Dauderstädt erneut Bundesvorsitzender Auf dem 7. ordentlichen Gewerkschaftstag der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) ist Klaus Dauderstädt, der seit 1999 an der Spitze der GdS steht, mit mehr als 95 Prozent der Delegiertenstimmen erneut zum Bundesvorsitzenden gewählt worden. sam streiten. Der alte und neue GdS-Chef warnte zugleich davor, den Sozialstaat weiter umzukrempeln. dbb Chef Peter Heesen beglückwünschte Dauderstädt. Die GdS sei mehr denn je eine „gewerkschaftliche Institution und eine wichtige Stimme“, die auch im dbb und darüber hinaus gehört werde. 쮿 > Landesgewerkschaftstag des dbb hamburg Klaus Dauderstädt, Bundesvorsitzender der GdS Als stellvertretende Bundesvorsitzende gewählt wurden Elke Janßen, Maik Wagner und Thomas Wehner. Komplettiert wird der neue Bundesvorstand durch die Beisitzer Marko Bösing und Stefan Burkötter, Mathias Findeisen, Georg Grimme, Steffen Hensel, Hermann Josef Kramer, Ines Prell, Uwe Primus, Andrea Rutz-Lorenz und Siegfried Zeiher. Geborene Bundesvorstandsmitglieder sind weiterhin die stellvertretenden Bundesgeschäftsführer Siglinde Hasse und Wilfried Macke sowie Bundesjugendleiter Florian Birkholz. Der Gewerkschaftstag stellte die Weichen für die Amtsperiode 2009 bis 2014 und brachte das Grundsatzprogramm der GdS in eine aktuelle Fassung. Zur öffentlichen Veranstaltung am 8. Mai empfingen die rund 400 Delegierten führende Vertreter aus Politik und Sozialversicherung. Klaus Dauderstädt sagte, das Selbstverständnis der Sozialversicherung als „Mittler zwischen Sozialstaat und Bürger“ müsse bewahrt werden. Für eine „zukunftsorientierte und interessengerechte Sozialversicherung“ müssten alle Partner gemein- Auf seinem 28. Landesgewerkschaftstag hat der dbb hamburg am 14. Mai 2009 Rudolf Klüver für weitere vier Jahre zum Landesvorsitzenden gewählt. Er erhielt 92,2 Prozent der Stimmen, teilte der dbb hamburg mit. Klüver, der seit 2005 an der Spitze des dbb hamburg steht, wertete das Ergebnis als „großen Vertrauensbeweis“ und gute Basis für die gewerkschaftliche Arbeit der BSBD gegen Aufnahme von Guantanamo-Häftlingen Der Bund der Strafvollzugsbediensteten Deutschlands (BSBD) lehnt die Aufnahme von Guantanamo-Häftlingen durch die Bundesrepublik ab. „Amerikanische Gefangene gehören in Amerika vor ein Gericht. Werden sie wegen erwiesener Schuld verurteilt, müssen sie auch in den USA inhaftiert werden“, sagte Anton Bachl, Bundesvorsitzender des BSBD, am 8. Mai 2009. Bachl vertrat die Auffassung, dass Bitten, die auf politischer Ebene vorgetragen werden, keine Grundlage für ein rechtsstaatlich geregeltes Verfahren sein können. 쮿 dbb hamburg Rudolf Klüver bleibt Landesvorsitzender > > zung für die im öffentlichen Sektor Beschäftigten machte auch der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Ole von Beust, deutlich. Er versicherte, weitere Sparmaßnahmen im öffentlichen Dienst werde es nicht geben. Am Vortag hatte der Haushaltausschuss der Hamburger Bürgerschaft das Besoldungs- und Versorgungsgesetz 2009/2010 verabschiedet und damit den Weg frei gemacht, das Tarifergebnis vom März 2009 zeit- und inhaltsgleich auf die Beamtinnen und Beamten sowie Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger in Hamburg zu übertragen. 쮿 > DPolG Ja zu verschärftem Waffenrecht > Rudolf Klüver, Vorsitzender des dbb hamburg nächsten Jahre. Bei der öffentlichen Veranstaltung des Landesgewerkschaftstages wies der alte und neue Vorsitzende vor den 200 Delegierten und zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft darauf hin, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten der öffentliche Dienst mehr denn je gefragt sei. Mit Blick auf das Motto des Gewerkschaftstages „Mit Sicherheit Leistung – der öffentliche Dienst in Hamburg“ sagte Klüver, Politik und Bürger der Stadt „können sich auf ihren öffentlichen Dienst verlassen – er ist die Grundlage für ein gut funktionierendes Staatswesen“. Seine Wertschät- Die Einigung der großen Koalition auf eine Verschärfung des Waffenrechts wird von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) begrüßt. Damit würden notwendige Schlüsse aus dem Amoklauf von Winnenden gezogen. „Um jedoch verdachtsunabhängige Kontrollen in Wohnungen von Waffenbesitzern > > Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der DPolG durchführen zu können, brauchen wir mehr Personal bei Polizei und Ordnungsämtern“, sagte DPolG-Bundesvorsitzender Rainer Wendt am 7. Mai 2009. „Jede noch so gute Absicht einer Kontrollverstärkung kann nur funktionieren, wenn die Sicherheitsbehörden dies auch leisten können. Vor dem Hintergrund von über 10 000 in den Ländern weggefallenen Polizeistellen in den vergangenen zehn Jahren sehen wir eher schwarz, dass dies gelingen kann.“ Positiv sieht die DPolG die geplante Einführung eines nationalen Waffenregisters. Wendt: „Wir fordern aber darüber hinaus die europäische Harmonisierung. Die Gefahr des Waffenmissbrauchs existiert europaweit, deshalb brauchen wir eine europäische Antwort auf das Problem.“ 쮿 Digitalfunk verzögert sich Mit „großer Enttäuschung“ hat die Bundesleitung der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) die Nachricht zur Kenntnis genommen, dass der Start für den Digitalfunk um zwei Jahre verschoben wird. Statt zum Jahresende 2010 wird es frühestens im Jahre 2012 zu einer flächendeckenden Ausstattung mit einem digitalen Funknetz kommen. „Eigentlich könnte man nur noch lachen, aber wir sind auch verzweifelt. Die Polizei braucht den digitalen Funk dringend für Abhörsicherheit und bessere Erreichbarkeit. Seit mehr als zehn Jahren werden wir vertröstet, aber es kann doch nicht sein, dass den Verantwortlichen erst jetzt auffällt, dass noch Sendemasten fehlen.” 쮿 > dbb magazin | Juni 2009 43 mitgliedsgewerkschaften > dbb > finale > > Der Deutsche Gerichtsvollzieher Bund hat am 8. Mai 2009 sein hundertjähriges Bestehen gefeiert. Schirmherrin des Festakts in Berlin war Bundesjustizministerin Brigitte Zypries. Zu der Veranstaltung, auf der an die bewegte Geschichte des Gerichtsvollzieher Bundes erinnert wurde, begrüßte der DGVB-Vorsitzende Walter Gietmann auch dbb Chef Peter Heesen, der die Glückwünsche der Dachorganisation zum Jubiläum überbrachte. Die Arbeit der Gerichtsvollzieher, so Heesen, „gehört zu den wesentlichen Säulen unseres Rechtsstaates“. 쮿 DPVKOM Längere Arbeitszeit kontraproduktiv Die Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM) hat Pläne von Postchef Frank Appel abgelehnt, die Arbeitszeit der rund 80 000 Briefzusteller ohne Lohnausgleich zu verlängern. „Viele Briefträger sind jetzt schon überlastet. Mehr geht einfach nicht“, sagte der DPVKOM-Bundesvorsitzende Volker Geyer am 5. Mai 2009. Eine längere Arbeitszeit sei an- mitgliedsgewerkschaften 44 > Volker Geyer, Bundesvorsitzender der DPVKOM gesichts der Belastung der Zusteller völlig kontraproduktiv. Noch im Herbst vergangenen Jahres habe das Unternehmen 1 000 zusätzliche Zusteller eingestellt, weil die Personaldecke in diesem Bereich viel zu dünn ist, so Geyer. Wird die Arbeitszeit nun erhöht, sei Personalabbau vorprogrammiert. „Es ist schon eine Unverfrorenheit vom Arbeitgeber, den Beschäftigten offen mit der Entlassung zu drohen, falls sie nicht zu Mehrarbeit ohne Lohnausgleich bereit sind. Das hat wenig mit Respekt und Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern zu tun.“ 쮿 > VBOB Auszubildende brauchen Perspektiven Der Verband der Beschäftigten der obersten und oberen Bundesbehörden (VBOB) hält es für dringend erforderlich, Nachwuchskräften im Anschluss an ihre Berufsausbildung in den Bundesbehörden wenigstens > dbb magazin | Juni 2009 Gerichtsvollzieher feiern 100. > Hans Ulrich Benra, Bundesvorsitzender des VBOB über längerfristige Zeitverträge eine Chance auf Weiterbeschäftigung zu bieten. „Die Auswirkungen des demographischen Wandels werden sich in den kommenden Jahren deutlich zeigen. Bereits 2020 liegt das Durchschnittsalter in den Verwaltungen des Bundes deutlich über dem 55. Lebensjahr“, machte VBOB-Chef Hans Ulrich Benra am 28. April 2009 auf dem 7. Forum für Personalvertretungsrecht des dbb in Berlin deutlich. Auch in Krisenzeiten sei es zur Sicherung von Beschäftigung unerlässlich, sich personalwirtschaftlich klug zu verhalten, so Benra. Durch antizyklische Einstellungspolitik könnte sich der öffentliche Dienst im Bund vorbildlich zeigen: Das gilt in besonderem Maße im Rahmen der großen Projekte zur Verwaltungsmodernisierung, wie zum Beispiel beim Auf- und Ausbau von Kompetenz- und Dienstleistungszentren.“ 쮿 > BBB > Rolf Habermann, Vorsitzender des Bayerischen Beamtenbundes BBB zu machen. Damit werde „endlich der Giftzahn der Ungleichbehandlung gezogen“, freute sich Habermann. Insbesondere wegen der Ungleichbehandlung mit anderen Beschäftigtengruppen des öffentlichen Dienstes hätten sich die bayerischen Beamtinnen und Beamten nie mit der 42-StundenWoche abfinden können – umso mehr, weil sie bereits seit 1994, bei Einführung der 40Stunden-Woche, eine höhere Wochenarbeitszeit als ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Tarifbereich und fast allen anderen Bundesländern sowie dem Bund hatten. 쮿 > BBW 42-Stunden-Woche zurückgenommen Übertragung ist „positives Signal“ „Wir sind sehr erleichtert, dass die seit Jahren bestehende Gerechtigkeitslücke geschlossen wird. Das war längst überfällig.“ Mit diesen Worten reagierte der Vorsitzende des Bayerischen Beamtenbundes (BBB), Rolf Habermann, am 23. April 2009 auf die Ankündigung der Landesregierung, die 2004 eingeführte 42-StundenWoche für die bayerischen Beamtinnen und Beamten „schnellstmöglich rückgängig“ Als „positives Signal in wirtschaftlich angespannten Zeiten“ hat der Vorsitzende des BBW Beamtenbund Tarifunion, > Volker Stich, die Ankündigung der Landesregierung bewertet, das Ergebnis der Verhandlungen zum TV-L zeit- und inhaltsgleich auf den Beamten- und Versorgungsbereich zu übertragen. Mit dieser Entscheidung nehme Baden-Württemberg im Ländervergleich bei der Besoldungsanpassung einen der vorderen Plätze ein, sagte der BBW-Chef am 22. April 2009. Nur sieben Länder (Bayern, Hamburg, Rheinland- > Volker Stich, Vorsitzender des BBW Beamtenbund Tarifunion Baden-Württemberg Pfalz, das Saarland, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen) hätten inzwischen die Einszu-eins-Übernahme des Tarifergebnisses beschlossen, resümierte Stich. Die Mehrzahl der Länder machten mehr oder weniger gravierende Abstriche: „So halbieren die Länder Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, MecklenburgVorpommern und Brandenburg den monatlichen Sockelbetrag, Berlin nimmt überhaupt keine Anpassung vor und einige Länder haben sich noch gar nicht festgelegt.“ 쮿 „Dreierpaket“ für Thüringer Beamte Ein „Dreierpaket“ aus Verlängerung der Lebensarbeitszeit bei gleichzeitiger Rückkehr zur 40-Stunden-Woche und einer Verlängerung der Altersteilzeit-Regelung schlägt der tbb beamtenbund und tarifunion thüringen vor. Damit solle die bei vielen nach der Wende verbeamteten Landesbeschäftigten zwischen Pensionierung und dem tatsächlichen Erreichen des Rentenalters klaffende Versorgungslücke geschlossen werden. „Unsere Argumente sind schlüssig. Wir sind zuversichtlich, bei der Landesregierung auf offene Ohren zu stoßen“, sagte der stellvertretende tbb-Vorsitzende Burkhard Zamboni am 28. April 2009. 쮿 dbb > finale > > Unterstützung für personellen Neubeginn in Konzernspitze dbb mecklenburgvorpommern Mit Zustimmung haben die Bahn-Gewerkschaften im dbb zur Kenntnis genommen, dass der neue Bahnchef Rüdiger Grube aus der Aufklärung des Datenskandals auch personelle Konsequenzen im Konzernvorstand zieht. Grube hatte angekündigt, dass vier Bahnvorstände gehen müssen. Keine weiteren Stellenstreichungen! Der dbb mecklenburg-vorpommern hat die Landesregierung vor den Folgen eines weiteren drastischen Stellenabbaus in der Landesverwaltung gewarnt. „Schon jetzt sind in Teilbereichen Aufgaben wegen mangelnder Personalausstattung aufgrund hoher Altersabgänge nicht zu bewältigen“, sagte dbb Landeschef Dietmar Knecht am 6. Mai 2009 in 46 mitgliedsgewerkschaften > Dietmar Knecht, Vorsitzender des dbb mecklenburg-vorpommern Schwerin. Zuvor waren Pläne bekannt geworden, nach denen bis 2020 etwa jede achte Stelle im Landesdienst gestrichen werden soll. „Statt ein Streichkonzert zu dirigieren, sollte Finanzministerin Heike Polzin alle Beteiligten an einen Tisch holen“, forderte Knecht. Er appellierte an die Landesregierung, in den kommenden Jahren die Nachwuchsgewinnung für den öffentlichen Dienst stärker ins Blickfeld zu rücken. Schon jetzt seien kaum noch unter 40-Jährige im Landesdienst tätig. 쮿 > > Als einen „Affront“ gegenüber Beamten und Versorgungsempfängern des Landes und seiner Kommunen hat der Vorsitzende des dbb niedersachsen, Friedhelm Schäfer, Pläne bezeichnet, wonach eine von > dbb magazin | Juni 2009 „Es ist gut und richtig, dass dieser Filz beseitigt wird“, sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, am 13. Mai 2009, nachdem der Abschlussbericht vorgelegt worden war und die Sonderermittler Herta Däubler-Gmelin und Gerhart Baum ihre Bewertungen abgegeben hatten. „Ein Neubeginn wäre mit dem bisherigen ‚System Mehdorn‘ nicht möglich gewesen.“ Friedhelm Schäfer, Vorsitzender des dbb niedersachsen den Werten des Tarifabschlusses nach unten abweichende Besoldungs- und Versorgungsanpassung für das Jahr 2009 vorgesehen ist. Schäfer schrieb am 6. Mai 2009 an die Mitglieder des niedersächsischen Landtages zum entsprechenden Gesetzentwurf: „Stoppen Sie das einseitige Sparen zu Lasten der beamteten Beschäftigten dieses Landes und seiner Kommunen und deren Versorgungsempfängern.“ Diese hätten in den vergangenen Jahren weit überproportional zum bisherigen Sanierungserfolg des Landeshaushalts beigetragen. 쮿 > dbb sachsen-anhalt Tarifergebnis wird weitgehend übertragen Der Landesvorsitzende des dbb sachsen-anhalt, Maik Wagner, begrüßt, dass die Landesregierung Wort halten und das Ta- Als Konsequenz aus der massenhaften Bespitzelung von Bahn-Mitarbeitern plädierte auch der Vorsitzende der Verkehrsgewerkschaft GDBA, Klaus-Dieter Hommel, für einen personellen Neuanfang im Vorstand der DB. Hommel, der auch Mitglied im Aufsichtsrat der Bahn ist, sagte am 13. Mai 2009 im rbb Inforadio: „Hier geht es um die Verantwortung des Organs Vorstand, der sein Unternehmen so zu führen hat, dass es zu keinen Rechtsverstößen kommt.“ 쮿 der allgemeinen Einkommensentwicklung und den Einkommen im Tarifbereich nicht abgekoppelt werden dürfen, hat das Kabinett weitgehend erfüllt. Dass die Landesregierung, anders als in anderen Bundesländern, eine Diskussion über die Höhe des Sockelbetrages nicht zugelassen hat, findet angesichts der Streichung der Sonderzahlung für Beamte und Versorgungsempfänger unsere ungeteilte Zustimmung“. Eine Eins-zu-einsÜbertragung des Tarifergebnisses auf die Beamten müsse aber auch die Einmalzahlung in Höhe von 40 Euro für die Monate Januar und Februar 2009 beinhalten, so Wagner. 쮿 > dbb niedersachsen Abweichende Anpassung wäre Affront GDL und GDBA > Maik Wagner, Vorsitzender des dbb sachsen-anhalt rifergebnis vom 1. März 2009 weitgehend auf die Landesund Kommunalbeamten sowie Versorgungsempfänger übertragen will. „Unsere Forderung, dass die Beamten von BDR 100-jähriges Jubiläum Der Bund Deutscher Rechtspfleger (BDR) hat am 23. April 2009 in Berlin sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. Zu den prominenten Gästen der Festveranstaltung unter Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler zählte der > Hinrich Clausen, Bundesvorsitzender des BDR parlamentarische Staatssekretär Alfred Hartenbach aus dem Justizministerium, der den historischen Weg des BDR nachzeichnete. Bundeskanzlerin Angela Merkel skizzierte in ihrem Grußwort die bemerkenswerte Entwicklung des Rechtspfleger-Berufes: „Er ist aus unserer heutigen Justizlandschaft nicht mehr wegzudenken.“ Heute findet man Rechtspfleger in allen Abteilungen der Gerichte. Der BDR setzt sich für die Umsetzung weiterer Aufgabenübertragungen ebenso ein wie für die Gewinnung hochqualifizierten Nachwuchses. Auf dem europäischen Parkett engagiert sich der BDR in der Europäischen Union der Rechtspfleger. 쮿 dbb > finale Die wollen nur spielen... Beim Überholen – verwechselte ein eiliger Brummifahrer auf der A 1 offenbar rechts und links. In einer 80erZone fuhr er mit seinem Lkw sehr dicht auf den Pkw einer Familie aus Emsdetten auf, hupte ohne Unterlass und setzte schließlich zum Überholen an – auf dem Seitenstreifen, rechts vorbei. Als der Lkw sich auf gleicher Höhe mit dem Pkw befand, zog der schimpfende Fahrer plötzlich nach links und drängte den Pkw auf die Überholspur. Zum Glück konnte der 23-jährige Pkw-Fahrer, der mit Frau und kleiner Tochter unter> wegs war, ausweichen, sodass ein Zusammenstoß um Haaresbreite vermieden wurde. Gegen den Lkw-Fahrer aus Südeuropa wurde Strafanzeige erstattet. > Beim Einsatz – überholt wurden Drogenfahnder des Polizeipräsidiums Südhessen, die mit einem zivilen Fahrzeug in Roßdorf unterwegs waren. Der Übeltäter: ein Windhund, der eine Leine nachschleifte und mit hoher Geschwindigkeit nicht nur überholte, sondern „ordnungswidrig“ eine rote Ampel missachtete und den Fußgängerverkehr behinderte. Mehr aus Sorge um das Tier als auf Ahndung bedacht, nahmen die Beamten die Verfolgung auf. Mehrere Kilometer weiter gelang es mit einem beherzten Griff aus der Beifahrertüre die Leine zu ergreifen und den Hund zu stoppen. Über die Hundemarke konnte die Besitzerin ausfindig gemacht werden, die den Hund bereits vermisste. Der Ausreißer hatte sich offenbar durch die nachgezogene Hundeleine immer mehr in Panik gerannt und war fünf Kilometer gelaufen. Frauchen freute sich, und die Sache mit der roten Ampel wurde vernachlässigt. Beim Finanzamt – hatte ein Rheinland-Pfälzer Pech. Die von ihm als außergewöhnliche Belastung geltend gemachten Aufwendungen für ein Toupet in Höhe von 850 Euro blieben unberücksichtigt. Seine Klage gegen diesen Bescheid wies nun auch das Finanzgericht Rheinland-Pfalz zurück. Die Anschaffung eines künstlichen Haarteils könne nur geltend gemacht werden, wenn ein Amts- oder Vertrauensarzt bescheinige, dass der Kauf aus medizinischen Gründen erforderlich gewesen sei. Ein solches Attest konnte der knapp 70-Jährige jedoch nicht vorlegen. > Beim Einsatz – soll die Kluft der Bundespolizistinnen funktional bis in die Dessous sein. Seit Mitte letzten Jahres > Beim Renovieren – kann so einiges danebengehen. Das musste ein 68-jähriger Gronauer erfahren, der im Traufbereich seines dreistöckigen Hauses die Farbe erneuern wollte. Nachdem er ein vorschriftsmäßiges Gerüst aufgebaut hatte, löste er mit einem Heißluftföhn die alte Farbe ab. Plötzlich brach Feuer aus. Die sofort alarmierte Gronauer Feuerwehr erschien nach nur zwei Minuten und konnte den Dachbrand löschen. Die Brandnester fanden die Feuerwehrleute im Traufkasten: mehrere alte Vogelnester und jede Menge getrockneter Vogelkot. Beides brannte wie Zunder. Der Sachschaden beläuft sich auf 8 000 Euro. > > dbb magazin | Juni 2009 47 kulisse Beim Roboterfußball – spielt Deutschland (auch) seit Jahren ganz vorne mit. Die NimbRos des Instituts für Informatik der Uni Bonn konnten ihren Weltmeistertitel beim Robo-Cup German Open 2009 mit 8:2 erfolgreich gegen die Darmstadt Driblers verteidigen. Deutscher Meister im Wettbewerb der „Serviceroboter“, die sich im Haus nützlich machen, wurde das Team der Hochschule Bonn-RheinSieg. Diese Roboter müssen sich in einer Wohnung, die immer wieder verändert wird, eigenständig orientieren und selbstständig navigieren. Für die Weltmeisterschaft in dieser Disziplin, die im Juli in Graz/Österreich stattfindet, haben sich 23 Teams angemeldet. > halten die Kleiderkammern Einsatz-BHs bereit, die ohne Metall- und Plastikteile gearbeitet sind. Während sonst eine von einer Kugel getroffene Polizistin durch die Schutzweste hindurch durch Metall- oder Kunststoffteile ihres normalen BHs verletzt werden kann, ist diese Gefahr durch die neuen Polizei-Dessous minimiert. Die Polizistinnen können unter vier Modellen wählen, auf denen immer der Schriftzug „Polizei“ prangt. Ihre britischen Kolleginnen wollen nachziehen. „Wenn es etwas gibt, das Frauen besseren Schutz gewährt, dann sollten wir schauen, ob wir das auftreiben können“, sagte dazu eine ranghohe Polizistin den Tageszeitungen „The Daily Telegraph“ und „Daily Mail“.