DIE PROPHEZEIHUNG DES LICHTS
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DIE PROPHEZEIHUNG DES LICHTS
DIE PROPHEZEIUNG DES LICHTS Teil 2 – Des Teufel's Pakt Kapitel 1 –Der Verrat Seit Damons Tod sind viele Jahrtausende vergangen. Die Welt hat sich verändert. Schon lange hat niemand mehr etwas von dem Hexerdreieck gehört. Die Hexer haben sich in vier Völker aufgespalten. In jeder Himmelrichtung lebt eines, tief verborgen in den Wäldern. Es kommt dort nur noch selten zu Auseinandersetzungen zwischen Ihnen und den Anhängern Satans. Die Zeit des großen Krieges ist lange vorbei. Es hat die Zeit der Ritterturniere, der Hexenverbrennung und der Furcht vor Andersartigen begonnen. Jeder, der über Magie verfügt, wird für einen Anhänger Satans gehalten. Die Gewöhnlichen haben die Welt zu ihrer gemacht und verurteilen die Magier, Hexer und Dämonen ohne sich überhaupt ein Bild von ihnen zu machen. Weit entfernt von den Städten und Dörfern der Gewöhnlichen, jenseits der Felder und Wälder steht sie, die Stadt der weißen Magier. Weiß und hell schimmernd voller Licht erstrahlt das gewaltige Schloss, umringt von Häusern, Mauern und einem magischen Schutzschild. Überall zieren Krähenstatuen die Häuser, die Mauern und das Schloss. Als Symbol für die Macht der Krähenmagier, einst verliehen vom Allerheiligsten, dem Erzengel Gabriel. Hoch oben im Schloss leben die Krähenmagier, der Herrscher und die Herrscherin, zusammen mit ihren Kindern, ihren Vorfahren und Geschwistern, umringt von Bediensteten und den Wächtern, deren Aufgabe es ist, sie mit dem Leben zu beschützen. Satan schickt immer wieder seine Diener und Dämonen aus, um sie zu vernichten und doch haben sie noch nie den Schutzschild durchdrungen. Aber auch unten den weißen Magiern gibt es Leid und nicht alles kann mit ihrer Magie geheilt werden. Cecilia lebte in einem der Häuser nahe dem Schloss. Schon früh war sie an Krebs erkrankt und trotz der guten Pflege der Heiler, konnte sie nicht vollkommen geheilt werden. Von Tag zu Tag wurde ihre Krankheit schlimmer. Bereits seit einigen Wochen war sie ans Bett gefesselt. Die Heiler waren ständig um sie, sowie auch Desperatio. Durch die Krankheit schlief sie immer öfter und Desperatio war verzweifelt. Niemals könnte er ohne sie leben. Er liebte sie über alles. „Ihr müsst doch irgendetwas tun können! Sie darf nicht sterben! Ich flehe euch an! Bitte…“, schrie Desperatio erst, ehe er unter den kommenden Tränen, leise die letzte Bitte hinterher schob. Die Heiler blickten ihn mitleidig an. Sie konnten nichts mehr für Cecilia tun. „Es tut uns leid, wir können nichts mehr für sie tun.“ Desperatio fasste sich an den Kopf und rannte aus dem Zimmer. „Wo willst du hin?“, rief ihm einer der Heiler hinterher, „Verstehst du nicht? Sie wird sterben. Wir können nichts mehr tun. Desperatio!“ Die Stimmen tobten weiter in seinem Kopf, doch das alles wollte er nicht mehr hören. Er wolle Cecilia nicht verlieren. Wahrscheinlich hatte sie nicht mal mehr einen Tag. Ihr Fieber ist stetig viel zu hoch, von Minute zu Minute wird sie schwächer bis irgendwann der Tod sie von ihren Qualen erlösen wird. Desperatio läuft immer weiter. Hinaus aus der weißen Stadt, dem White Place. Mitten auf einer weiten Wiese bleibt er stehen. Der Wind fegt über die langen Grashalme, die im Wind sich biegen. Bewegungslos starrt er in die Ferne. Weit und breit, nichts als Leere. „Warum nur?“, schreit er hilflos hinaus. Die Tränen rinnen ihm die Wangen hinunter: „Ich würde alles tun, wirklich alles tun, damit sie lebt… alles…“ Ein Dämon erhörte ihn. Sein feines Gehör fing die Worte in der Ferne auf. Aus schwarzen Flammen taucht er vor Desperatio auf: „Der Fürst kann sie retten, aber das kostet dich was.“ Fast schon freundschaftlich klingen seine Worte, die soll viel Hoffnung mit sich bringen. Der Fürst könnte sie retten. Satan könnte es. Ohne zu zögern, ging Desperatio darauf ein: „Bringe mich zu ihm. Ich werde jeden Preis bezahlen. Was auch immer er fordern wird.“ Der Dämon grinste selbstzufrieden und verschwand mit Desperatio in schwarzen © Luna42 Flammen. Desperatio schreckte der Anblick der Hölle nicht ab. Er war entschlossen alles zu tun, um seine Geliebte vor dem sicheren Tod zu retten. Voller Hoffnung und Entschlossenheit schritt er mit dem Dämon durch das schwarze Schloss, dessen Gänge unzählige von Türen hatte. Ein gigantisches Tor prangte vor dem Thronsaal des Fürsten der Finsternis. Bedrohlich schien es alle Eindringlinge abzuschrecken, obwohl es längst offen stand. Im Thronsaal war es dunkel und die Hälfte des Thronsaales war so abgrundtief schwarz, dass niemand darin zu sehen vermochte. Der Dämon kniete sich mit gesenktem Blick nieder: „Mein Fürst, ich bringe euch einen weißen Magier, der bereit ist jeden Preis zu zahlen, um das Leben einer anderen zu retten.“ Ein lautes, amüsiertes und zugleich bedrohliches Lachen klang aus der Hälfte, die so finster war, wie sonst kein Ort: „Ich bin nicht gerade ein Lebensretter. Das wird dich einiges kosten.“ „Egal was, ich würde alles zahlen, jeden Preis. Nennt mir euren und ich werde sicherlich nicht nein sagen“, flehte Desperatio. Er beging damit einen Verrat, das wusste er. Kein weißer Magier würde jemals die Hilfe des Teufels erbitten. Seit Jahrtausenden befangen sie sich im Krieg mit ihm. Jedoch war das alles bedeutungslos für Desperatio. Alles was zählte war Cecilias Leben. Natürlich fürchtete er den Fürsten der Finsternis und seine Grausamkeit war jedem bekannt, aber all das Risiko wollte er eingehen, um sie zu retten. Auf ein kurzes Schweigen folgte mit gellendem Lachen eine Antwort des Fürsten: „Sei mein Diener und all deine Nachfahren sollen mir ebenso dienen. Jeder Nachkomme, dessen Nachkommen und die Generationen nach ihnen, bis in alle Ewigkeit sollen wir dienen. Dann bin ich bereit das Leben einer Person deiner Wahl zu retten.“ Das war ein hoher Preis. Desperatio wusste einen Moment nicht, ob er darauf eingehen sollte. Noch hatte er keine Kinder. Vielleicht würden sie nie gemeinsame Kinder haben. „Ich bin einverstanden“, sagte er entschlossen, „rette das Leben meiner Geliebten Cecilia. Sie darf nicht an dem Krebs sterben. Ihr bleibt nur noch wenig Zeit.“ Erneut lachte der Teufel laut auf: „Und weiße Magie ist hier unerwünscht.“ Desperatio wurde von einer Art schwarzem Licht umhüllt. Schmerzerfüllt schrie er auf, sank auf die Knie, schlang seine eigenen Arme um sich und kippte schließlich bewusstlos um. Stunden später wachte Desperatio in einem harten Bett auf. Die Bettdecke dünn, grob und bereits einige kleine Löcher waren in ihr. Auch das Kissen hatte schon bessere Zeiten gesehen, vermutete er, so wenig Federn wie dort drinnen nur noch waren. Der Raum war schwarz, eine einzige Kerze an der Wand erhellte das kleine Zimmer. Der harte Steinboden und der alte, voller Holzsplitter, wenig einladende Schreibtisch machten den Gesamteindruck nicht besser. Einen Moment lang wusste er nicht, wo er war. Dann viel ihm die Abmachung mit Satan wieder ein, der Pakt. „Cecilia!“, rief er erschrocken und sprang aus dem Bett. Als er die Tür des Zimmers aufriss, begrüßte ihn mit einem strengen Blick der Dämon, der ihn auch in die Hölle gebracht hatte. „Ich denke nicht, dass du bereits weißt, wie man teleportiert. Sicherlich willst du dich davon überzeugen, ob der Fürst sein Wort gehalten hat. Ich kann dich dorthin zurück bringen, aber vergiss deine Abmachung nicht.“ Desperatio nickte und ballte die Fäuste: „Bring mich zurück zu der Wiese. Wir werden uns dann auch dort wieder treffen.“ Eigentlich gefiel es ihm gar nicht, dass er nun für den Teufel arbeiten müsste, jedoch war es das wert. Wenn Cecilia wirklich weiter leben könnte durch dieses Opfer. © Luna42