Verlaufsstudie über 12 Monate zur Corpus Callosum Atrophie bei

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Verlaufsstudie über 12 Monate zur Corpus Callosum Atrophie bei
Ruhr-Universität Bochum
PD Dr. med. M.R.H.Haupts
Dienstort: Augustahospital Anholt GmbH
Abt. Klinik für Neurologie
Verlaufsstudie über 12 Monate
zur Corpus Callosum Atrophie bei Multiple Sklerose-Patienten
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Mirko Arp
aus Lübeck
2010
Dekan: Prof. Dr. med. K. Überla
Referent: PD Dr. med. M. R. H. Haupts
Koreferent: PD Dr. med. C. Schneider-Gold
Tag der Mündlichen Prüfung: 30.6.2011
Abstract
Arp
Mirko
Verlaufsstudie über 12 Monate zur Corpus-Callosum Atrophie bei Multiple Sklerose-Patienten
Problem:
Im Verlauf der Erkrankung der Multiplen Sklerose (MS) kommt es zu strukturellen Veränderungen des Gehirns
im Sinne einer Atrophie. In dieser Arbeit untersuchten wir im Speziellen die cerebrale Struktur des Corpus
Callosums (CC). In Form einer Verlaufsuntersuchung über 12 Monate wurden anhand einer
kernspintomographischen Bildgebung des Gehirns die Fläche des CC und dessen Veränderung innerhalb eines
Jahres bestimmt. Ein besonderes Augenmerk widmeten wir der Frühphase der MS und schlossen insofern
bevorzugt neu diagnostizierte Patienten in die Studie ein. Weiter wurde eine mögliche Atrophie auf
Zusammenhänge mit klinischen Parametern wie dem Expanded Disabilitiy Status Score (EDSS) und auf die
Einnahme von immunmodulatorischen Medikamenten, speziell Interferonen, geprüft.
Methode:
Es wurden 47 MS-Patienten (38 Frauen/9 Männer) sowie 9 Kontrollpersonen (6 Frauen, 3 Männer) untersucht.
Bei 22 Patienten ist bei Einschluss in diese Studie die Erstdiagnose einer MS gestellt worden. Als
Diagnosekriterium galt hierbei die aktuelle, 2005 modifizierte McDonald Richtlinie.
Der Behinderungsgrad der Patienten wurde anhand des EDSS-Scores erfasst. Das mittlere Alter des Kollektivs
betrug 35,9 Jahre.
In einem Abstand von 12 Monaten (+-4Wochen) wurden Kernspintomographien des Kraniums durchgeführt mit
begleitender klinischen Untersuchung.
Mittels einer midsagittalen Schichtaufnahme der MRT wurde die Fläche des CC über eine manuelle Methodik
ausgemessen.
Die gemessenen Ergebnisse wurden zur Validierung der Messmethode in Stichproben mit den Ergebnissen einer
semi-automatisierten Methode des Fraunhofer-Mevis-Instituts verglichen. Weiter verglichen wir die Ergebnisse
mit den Daten zweier Dissertationen, welche bereits die o.g. Methode verwandten.
Ergebnis:
Die durchschnittliche Corpus-Callosum Atrophie (CCA) unseres Normalkollektivs lag bei 2,01% (0,13 cm²) und
unterschied sich damit signifikant von dem der MS-Gruppe (p<0,001). Die durchschnittliche Atrophie aller
erkrankten Patienten betrug 7,15 % (0,39 cm²). Eine Analyse der einzelnen Subgruppen zeigte, dass der absolute
Atrophiewert in der Gruppe der erstdiagnostizierten Patienten mit einem Mittelwert von 7,23 % (0,43 cm²) am
höchsten war. Es wurden weiter zwei Gruppen gebildet, wobei der Cut-Off Wert bei 12- Monaten
Erkrankungsdauer festgelegt wurde und es zeigte sich ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen diesen
beiden Gruppen (p=0,003). Im Vergleich der Atrophierate mit der erhaltenen Therapie zeigt sich, dass die
Atrophie bei Patienten ohne medikamentöse Therapie mit im Mittel 0,49 cm² (8,39 %) am höchsten war. Im
Vergleich dieser Gruppe mit dem Patientenkollektiv, welches eine immunmodulatorische Therapie erhielt,
zeigten sich signifikant verschieden Ergebnisse in Bezug auf eine Atrophie (p=0,013).
Es lies sich kein statischer Zusammenhang zwischen der Veränderung des EDSS-Wertes und der Atrophie
nachweisen
Diskussion:
Die vorliegende Studie zeigt, dass es in einem Zeitintervall von 12 Monaten bei MS-Patienten zu strukturellen
Veränderungen im Sinne einer Atrophie des Corpus Callosums kommt.
Die Balkenatrophie war vor allem in frühen Phasen der schubförmigen Verlaufsform der Erkrankung ausgeprägt;
sie übersteigt bisher bekannte Ausmaße der Ganzhirn-Atrophie bei MS.
Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied im Vergleich der erstdiagnostizierten Patienten zu den bereits länger
erkrankten Patienten.
Nicht immunmodulatorisch behandelte Patienten zeigten eine höhere CCA als Patienten, die eine solche
Therapie erhielten.
Hinweise auf eine Pseudoatrophie des Balkens durch Interferon-Therapie konnten nicht gefunden werden. Es
zeigte sich im Gegenteil ein eher protektiver Effekt einer Interferontherapie.
.
Meinen Eltern
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung .........................................................................................................................................5
1.1. Allgemeines und Formen der MS .............................................................................................5
1.2. Symptomatik der MS ................................................................................................................6
1.3. Diagnostik der MS ....................................................................................................................6
1.4. Pathologische Aspekte der MS .................................................................................................9
1.5. Hirnatrophie bei MS und aktuelle Studienlage.......................................................................11
1.5.1. Allgemeines zur Hirnatrophie bei MS .............................................................................11
1.5.2. Atrophie als Marker der Krankheitsprogression und verschiedene
Untersuchungsmethoden............................................................................................................12
1.5.3. Ganzhirnvolumenmessungen ...........................................................................................13
1.5.4. Studien mit Unterscheidung von weißer und grauer Substanz ........................................14
1.5.5. Ursachen der Atrophie weißer und grauer Substanz........................................................15
1.5.7. Atrophie und klinische Parameter....................................................................................17
1.6. Corpus Callosum-Atrophie und Studien mit besonderer Beachtung des Corpus Callosum...17
1.7. Medikamentöse Therapie der MS...........................................................................................20
1.7.1. Kortikoide ........................................................................................................................21
1.7.2. Betainterferon ..................................................................................................................22
2. Fragestellung und Zielsetzung der Studie......................................................................................26
3. Material und Methoden..................................................................................................................27
3.1. Patienten..................................................................................................................................27
3.2. Kontrollgruppe ........................................................................................................................28
3.3. Apparative Ausstattung / Magnetresonanztomograph............................................................29
3.4. Voruntersuchung der Patienten...............................................................................................31
3.5. Vorbereitung und Auswertung der MRT-Aufnahmen............................................................31
3.6. Statistische Analyse der erhobenen Daten..............................................................................33
4. Ergebnisse ......................................................................................................................................34
4.1. Ausgangswerte der CC-Fläche im Vergleich der einzelnen Untergruppen............................34
4.2. CC-Atrophie nach 12 Monaten ...............................................................................................35
4.3. Einfluss der Dauer der Erkrankung auf die Atrophierate ......................................................37
4.4. Klinische Parameter (EDSS-Score) und Atrophie.................................................................38
4.5. Medikamente und deren Einfluss auf die Atrophie ................................................................39
4.6. Vergleich der Atrophie mit radiologischen Markern..............................................................44
4.7. Einfluss des Alters der Patienten auf die Atrophierate ...........................................................45
4.8. Corpus-Callosum Atrophie im geschlechtspezifischen Vergleich .........................................46
5. Diskussion......................................................................................................................................47
5.1. Diskussion der Ergebnisse und Einschränkungen der Methodik............................................47
5.2. Zusammenfassung...................................................................................................................56
5.3. Ausblick ..................................................................................................................................57
6. Literaturverzeichnis .......................................................................................................................59
7. Anhang ...........................................................................................................................................76
A1: EDSS-Leistungsskala..............................................................................................................76
1
Abkürzungsverzeichnis
BPF
Brain Parenchymal Fraction
CC
Corpus Callosum
CIS
Clinically Isolated Syndrome (Suggestive of Multiple Sclerosis)
CT
Computertomographie
DMAs
Disease Modifying Agents
EDSS
Expanded Disability Status Scale,
FLAIR Fluid Attenuated Inversion Recovery,
Gd
Gadolinium
GM
Grey Matter
GMF
Grey Matter Fraction
IFN
Interferon
IVMP
Intravenös appliziertes Methylprednisolon
NAA
N-Acetylaspartat
MRT
Magnetresonanztomographie
MS
Multiple Sklerose
NAWM Normal Appearing White Matter
PPMS Primär progressiver Verlauf der MS
RRMS Schubförmiger Verlauf der MS
SABRE Semi-Automatic Brain Region Extraction
SD
Standard Deviation (Standardabweichung)
SIENA Structural Image Evaluation using Normalization of Atrophy
SPMS Sekundär progressiv verlaufende MS
WMF White Matter Fraction
ZNS
Zentrales Nervensystem
2
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Charakteristika der unterschiedlichen MRT-Sequenzen ..................................................30
Tabelle 2: Subtypenanalyse der CC-Fläche [cm²] zum Zeitpunkt T1 ................................................34
Tabelle 3: Subtypenanalyse im 12-Monatsverlauf ............................................................................35
Tabelle 4: Medikation der Patienten ..................................................................................................39
3
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Corpus Callosum-Atrophie bei einer von Fläche 2,69cm2 ..........................................20
Abbildung 2: Ansicht innerhalb des Programms ...............................................................................32
Abbildung 3: CC-Atrophie in cm² nach MS-Form ............................................................................36
Abbildung 5: Zusammenhang von Dauer der MS-Erkrankung zur CC-Atrophie .............................37
Abbildung 7: CCA bei unterschiedlicher Medikation .......................................................................40
Abbildung 8: CCA im Vergleich nicht medikamentös und medikamentös behandelter Patienten
41
Abbildung 9: Vergleich Interferontherapie (n=25) zu keine Interferontherapie (n=13) ...................42
Abbildung 10: Vergleich der CCA nach unterschiedlicher Dauer der Interferon-Therapie..............43
Abbildung 11: CCA im Altersvergleich ............................................................................................45
Abbildung 12: CCA im geschlechtsspezifischen Vergleich..............................................................46
4
1. Einleitung
1.1. Allgemeines und Formen der MS
“A peculiar disease state.”
Robert Carswell, 1838
Bereits 1838 beschrieb Carswell (Carswell R., 1838) als einer der ersten das
Krankheitsbild, welches heute als Multiple Sklerose (MS) bekannt ist. Seinen Namen
erhielt dieses „eigenartige Krankheitbild“ 1868 durch Charcot , der schon zu dieser
Zeit in einer Vorlesung detailliert die Symptomatik einer MS beschrieb und bereits
erste pathologisch-histologische Erkenntnisse wie beispielsweise Myelinverlust als
ätiologischen Faktor erarbeitete. Mit ihm begann die wissenschaftliche Betrachtung
dieser Erkrankung. Heute ist die Multiple Sklerose (MS) die häufigste chronisch
entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems, mit einer Inzidenz in
Deutschland von ca. 6 pro 100000 Einwohner. Es handelt sich um eine
multifaktoriell bedingte Erkrankung des Zentralnervensystems mit Beteiligung
genetischer und umweltbedingter Einflüsse, deren chronisch entzündlicher Charakter
sich durch Demyelinisierung, Schädigung der Bluthirnschranke sowie Schäden der
Axone zeigt.
Klinisch zeigt die MS bei über 80% der Patienten einen schubförmigen Verlauf. Bei
ca. 10-15% der Patienten entwickelt sich ein primär chronisch progredienter Verlauf
der Erkrankung (Thompson et al., 1997). Der schubförmige Verlauf definiert sich
durch klare Schübe mit vollständiger Remission oder verbleibenden Residuen, wobei
in den Intervallen zwischen den jeweiligen Schüben keine Krankheitsprogression zu
verzeichnen ist (Lublin and Reingold, 1996). Zur aktuellen Definition eines Schubes
sei auf die Deutschen Gesellschaft für Neurologie (www.dgn.org) verwiesen:
„ Neue oder eine Reaktivierung bereits zuvor aufgetretener klinischer Ausfälle und
Symptome, die subjektiv berichtet oder durch die Untersuchung objektiviert werden
können und
• mindestens 24 Stunden anhalten,
• mit einem Zeitintervall von 30 Tagen zum Beginn vorausgegangener Schübe
auftreten und
• nicht durch Änderungen der Körpertemperatur (Uhthoff-Phänomen) oder im
Rahmen von Infektionen erklärbar sind“
Hiervon abzugrenzen ist der primär chronisch-progrediente Verlauf (PPMS), der
5
durch
eine
kontinuierliche
Verschlechterung
von
Krankheitsbeginn
an
gekennzeichnet ist. Allerdings sind Plateaus und geringfügige Verbesserungen
möglich. Schließlich ist noch die sekundär chronisch-progrediente MS (SPMS) zu
nennen, die durch einen initial schubförmigen Verlauf mit einer sich anschließenden
Phase
der progressiven Verschlechterung mit oder ohne gelegentliche Schübe
definiert ist. Dieser Verlauf ist nach einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von
10-15 Jahren etwa bei 30-40% der Patienten zu erwarten (Weinshenker et al., 1989).
Nach 20 Jahren beträgt die Wahrscheinlichkeit sogar bis zu 90% (Trojano et al.,
2003).
1.2. Symptomatik der MS
Die Multiple Sklerose zeichnet sich durch eine hohe Variabilität der Symptomatik
aus. Nach Charcot wurde eine Trias aus Intentionstremor, Nystagmus und
skandierender Sprache benannt, welche allerdings mittlerweile um wesentliche
Symptome erweitert werden muss. Als häufigste Symptome findet man bei der
schubförmigen MS heute Sensibilitätsstörungen, Schmerzen und ein positives
Lhermitte-Zeichen (Rumpf und Extremitäten-Parästhesien bei Hyperflexion des
Kopfes).
Weitere
häufig
vorzufindende
Optikusneuritis und eine Diplopie
Symptome
sind
eine
unilaterale
Finden sich initial Miktionsbeschwerden,
Gliedmaßenschwäche oder eine Darmmitbeteiligung, kann dies auf einen eher
ungünstigem Verlauf hinweisen. Es sei erwähnt, dass es durch das potentiell
ubiquitäre Auftreten im ZNS, zu zahlreichen und breit gefächerten Symptomen
kommen kann.
1.3. Diagnostik der MS
Im Zentrum der Diagnosestellung steht die zeitliche und räumliche Dissemination
von entzündlichen Prozessen im ZNS. Die Diagnose der MS stützte sich lange Zeit
auf die Kriterien nach Poser (Poser et al., 1983). Allerdings gab es durch die
zunehmende technische Möglichkeit der Magnetresonanztomographie (MRT) die
Bestrebung, diese in die Diagnosefindung mit ein zu beziehen, was im Jahre 2001
durch die Einführung der McDonald Kriterien realisiert wurde (McDonald et al.,
6
2001). Diese wiederum wurden nochmalig 2005 revidiert (Polman et al., 2005) und
stellen somit den momentanen Stand der Diagnosestellung dar. Im Vordergrund
dieser nun geltenden Richtlinie steht die Tatsache, dass zum Nachweis der zeitlichen
und örtlichen Dissemination der MS nun auch die Kernspintomographie dienen
kann.
Die Magnetresonanztomographie ist eine sehr sensitive Methode zur Aufdeckung
und Darstellung von pathologischen Befunden in unterschiedlichen Geweben des
menschlichen Körpers.
Bei entzündlichen Prozessen des ZNS ist sie die Methode der Wahl.
Das grundlegende Prinzip der MRT besteht in der Messung von Protonen, die bei
einer
bestimmten
Frequenz
(Larmorfrequenz)
angeregt
werden.
Die
Wasserstoffatome besitzen die physikalische Eigenschaft, sich in einem stationären
Magnetfeld
geordnet
auszurichten.
Durch
das
Aussenden
eines
Radiofrequenzimpulses mit Larmorfrequenz wird diese Ausrichtung verändert, und
nach
Beendigung
des
Impulses
kehren
die
Wasserstoffatome
in
ihre
Ausgangsposition zurück (Relaxation). Während der Relaxation kann ein schwaches
elektromagnetisches Signal mittels Empfängerspulen im MRT gemessen, digitalisiert
und letztlich zu einem Bild verarbeitet werden.
Die Relaxationszeit richtet sich nach der Struktur des zu untersuchenden Gewebes.
Bei entsprechender Berücksichtigung wird eine notwendige Kontrastierung
ermöglicht, durch die eine Darstellung von unterschiedlichen Strukturen realisierbar
wird.
Die Relaxationszeit der Protonen wird in zwei unterschiedliche Prozesse unterteilt.
So gibt es zum einen die longitudinale Relaxation, welche die Rückkehr der
ausgelenkten
Protonen
zum
stationären
Magnetfeld
beschreibt
und
als
mathematische Konstante mit T1 bezeichnet wird.
Demgegenüber steht die transversale Relaxation, welche auf der Interaktion der
Protonen untereinander beruht und als T2-Konstante bezeichnet wird.
Für das Verstehen der MS-Diagnostik ist die Unterscheidung der verschieden
gewichteten MRT-Untersuchungen und deren pathologisch-histologischen Korrelate
von zentraler Bedeutung.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass in einer T2-gewichteten MRT-Aufnahme die
MS-Läsion durch eine hohe Signalintensität (hyperintens) abgebildet wird. Es lassen
7
sich sowohl akute als auch chronische Läsionen darstellen. So kommen v.a. aktive
Herde mit entzündlichem Ödem als auch de- und remyelinisierende Herde zur
Darstellung. Ein Problem stellen hierbei oftmals Läsionen dar, die relativ liquornah
gelegen sind.
Eine besondere Sensitivität für derartige Läsionen besitzt die FLAIR-Sequenz (Fluid
Attenuated Inversion Recovery). Hierbei wird durch Kombination einer selektiven
Signalunterdrückung des Liquors mit einer T2-gewichteten MRT-Aufnahme eine
höhere Sensitivität in den Grenzbereichen zu den Ventrikeln erzielt.
Die T1-gewichtete Untersuchung dient der Darstellung von „black holes“, welche
Zeichen eines irreversiblen Gewebeschadens in Form von Axondegeneration, Gliose
oder Atrophie sind. Kombiniert man die T1-gewichtete Untersuchung mit einer
Kontrastmittelgabe von Gadolinium, so reichert sich dieses in aktiven Herden mit
entzündlicher zellulärer Aktivität an und stellt sich, durch eine verkürzte T1Relaxationszeit bedingt, als hyperintenses Signal dar.
Die MRT hat sich bei der Diagnostik der MS durchgesetzt, da sowohl Läsionen als
auch Atrophie dargestellt werden können und damit eine Untersuchung in vivo ohne
wesentliche Gesundheitsgefährdung möglich ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch
die Anwendung von Gadolinium als Kontrastmittel die erforderte zeitliche
Dissemination nachgewiesen werden kann, da sich so akute Entzündungen im Sinne
einer Bluthirnschrankenstörung im ZNS abbilden lassen.
Außerdem dient die MRT dem Ausschluss anderer neurologischer Erkrankungen
(Charil et al., 2006). Die revidierten McDonald Kriterien ermöglichen
eine
Diagnosestellung auch bereits bei Auftreten erster klinischer Symptome und
entsprechender neuer Läsionen im MRT schon nach bereits 31 Tagen als Zeichen der
zeitlichen Dissemination.
Es sei an dieser Stelle auf das sog. Clinically Isolated Syndrome ( CIS ) hingewiesen,
welches momentan noch nicht klar definiert ist und daher begrifflich unterschiedlich
verwendet wird. Beim CIS sind die McDonald-Kriterien aufgrund fehlender
zeitlicher
Dissemination
formal
nicht
erfüllt,
aber
aufgrund
eines
monosymptomatischen Bildes und einer Läsionslast im MRT besteht ein
hinreichender Verdacht auf eine MS.
8
Der EDSS-Score (Expanded Disability Status Scale) ist die am weitesten verbreitete
Skala zur Bewertung eines neurologischen Defizits bei MS-Patienten und dient als
standardisierte neurologische Untersuchung, anhand derer 8 Funktionssysteme
bewertet werden:
•
•
•
•
•
•
•
•
Pyramidenbahn
Kleinhirn
Hirnstamm
Sensorium
Blase und Mastdarm
Sehfunktionen
Kognition/Emotion
andere (z.B. epileptische Anfälle)
(Kurzke, J.F., 1983).
Als Einschränkung des EDSS ist zu bemerken, dass der EDSS-Wert geprägt ist von
einer Betonung der motorischen Fähigkeiten und von einem Defizit in Bezug auf die
kognitiven Fähigkeiten des Patienten. (Hobart et al., 2000). Zudem ist die fehlende
Linearität dieser Skala zu beachten (siehe Anhang 1).
1.4. Pathologische Aspekte der MS
Die pathologischen Charakteristika der MS wie beispielsweise eine axonale
Schädigung wurden schon Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls von Charcot
beschrieben. Merkmale sind fokale, scharf begrenzte Entmarkungsherde, die mit
Entzündung, astrozytärer Gliose und variabler Axondestruktion assoziiert sind
(Lassmann et al., 1998).
Diese Läsionen sind im gesamten Zentralnervensystem zu finden, wobei sich
Prädilektionsstellen, wie Sehnerv, Rückenmark, Kleinhirn und die periventrikuläre
weiße Substanz zeigen.
Die MS-Läsion ist aber aus pathologischer Sicht bis zum heutigen Tage noch nicht
vollständig verstanden.
Nach traditioneller Sichtweise wird die MS als Autoimmunerkrankung der T-Zellen,
die reaktiv gegen die Myelinbestandteile des ZNS gerichtet sind, angesehen.
Auf diese Weise wird hiernach weiter ein Entzündungsprozess induziert, der zu einer
sekundären Makrophagen-Rekrutierung mit daraus resultierender Myelindestruktion
9
führt (Martin and McFarland, 1996).
Lassmann konnte diese Theorie durch serologische Methoden unterstützen, indem
gezeigt werden konnte, dass CD4-positive T-Helferzellen vom TH1-Typ eine
entscheidende Rolle bei der Krankheitsinduktion spielen (Lassmann H., 1998).
Allerdings ist im Zuge von Untersuchungen am Tiermodell die Meinung zugunsten
einer vielschichtigeren Pathologie bzw. Immunpathogenese revidiert worden.
So zeigte sich, dass neben den TH 1-spezifischen Helferzellen weitere Zelltypen, wie
z.B. CD8 positive zytotoxische T-Zellen wichtige Komponenten des entzündlichen
Infiltrats der MS-Läsion sind (Scotet et al., 1999; Babbe et al., 2000).
Diese T-Zellen wiederum werden in weiteren Studien auch in Zusammenhang mit
einer axonalen Schädigung gebracht (Rivera-Quinones et al., 1998 und Medana et
al., 2001).
Es zeigte sich eine gewisse Dissoziation zwischen aktiver Entmarkung und axonaler
Schädigung, woraufhin eine Hypothese formuliert wurde, die eine Destruktion von
Myelinscheiden und Axonen durch unterschiedliche Mediatoren und zumindest
teilweise unterschiedlicher Pathogenese nahe legt (Bitsch et al., 2000).
In neueren Studien sind weitere wichtige Aspekte zum Verständnis der Pathologie
der MS hinzugekommen. Es wird auch eine Beteiligung der B-Zellen als Mitauslöser
von MS-Schüben diskutiert (Bar-Or et al., 2010). Die Studiengruppe um Tzartos
fand eine erhöhte Expression von IL-17 produzierenden CD4 und CD8 positiven TZellen bei MS-Patienten (Tzartos et al., 2008). Das Molekül IL-17, ein proinflammatorisches Zytokin, scheint ein weiterer Faktor in der Entstehung der MS zu sein und
wird von einigen Autoren auch als möglicher therapeutischer Ansatz diskutiert (Gold
R., 2008). Ebenfalls sei erwähnt, dass ein großer Teil der MS-Erkrankungen in
neuropathologischen Studien eine Beteiligung von Antikörpern und Komplementfaktoren aufweist, somit keiner alleinigen T-Zell-Pathogenese entspricht (Lucchinetti
et al., 2000).
Auch kam in der Forschung eine gewisse Tendenz auf neben der Myelinschädigung,
die axonale Schädigung genauer zu untersuchen, um einen besseren Einblick in die
Pathomechanismen der MS zu erlangen. Im Zentrum dieser wissenschaftlichen
Bestrebungen steht die Arbeit von Trapp et al., welche nachwies, dass sich bei MS
aus initial nicht geschädigten Axonen durch Demyelinisierung und entzündlichem
Milieu sekundär axonale Transsektionen und nachfolgend axonaler Verlust
10
entwickeln (Trapp et al., 1998).
Diese Feststellung ist vereinbar mit histopathologischen Studien, nach denen die MS
in vier unterschiedliche Formen von Immunpathologien eingeteilt werden kann. Ein
Aspekt hierbei ist der verschiede Anteil von Myelin- und Axonschädigungen
(Luccinetti et al., 2000).
Man geht nun vielmehr davon aus, dass der axonalen Schädigung eine zentrale Rolle
vor allem auch in der Entstehung von neurologischen Dysfunktionen zukommt
(Bjartmar and Trapp, 2003).
1.5. Hirnatrophie bei MS und aktuelle Studienlage
1.5.1. Allgemeines zur Hirnatrophie bei MS
Die Hirnatrophie im Allgemeinen , als auch die Corpus Callosum-Atrophie (CCA)
im Speziellen ist schon seit Mitte der 1990er Jahre ins Zentrum des Interesses bei der
MS-Forschung gerückt (Losseff et al., 1996; Simon et al., 1999).
Man versprach sich durch die Atrophierate Aussagen über die Progredienz der
Erkrankung machen zu können. Zunächst einmal muss der Begriff der Atrophie
genauer untersucht werden. In einem Artikel von Zivadinov et al. wird untersucht,
welche Faktoren bei der Atrophie bzw. dem Verlust von Hirnvolumen mit zu
berücksichtigen sind (Zivadinov et al., 2008).
Zum einen ist die Auswirkung und das Ausmaß eines Ödems, als Ausdruck eines
inflammatorischen Prozesses, zu berücksichtigen und zum anderen Gewebeverluste
wie z.B. bei der MS in Form von Myelin- oder Axonverlusten. Ebenfalls müssen
Prozesse wie Gewebezunahme durch Regeneration oder Remyelinisierung
einkalkuliert werden. Wichtig ist es hierbei auch, einen möglichen Einfluss von
DMAs (Disease Modifying Agents) und Kortikoiden mit in Betracht zu ziehen. Es
wird deutlich, dass es sich bei der Atrophie um ein vielschichtiges, multifaktoriell
bedingtes Geschehen handelt.
11
1.5.2. Atrophie als Marker der Krankheitsprogression und verschiedene
Untersuchungsmethoden
Eine Vielzahl an unterschiedlichen Studien zur Rolle der Atrophie zeigten teilweise
sehr unterschiedliche Ergebnisse.
Im Folgenden soll ein Überblick über die wichtigsten Studien und Erkenntnisse
geliefert werden.
In der letzten Dekade hat man zur Messung der Atrophie verschiedene Methoden
gewählt, welche sich unter anderem nach dem Grad der Automatisierung einteilen
lassen.
Man
unterscheidet
manuelle,
semimanuelle
und
vollautomatische
Messmethoden. Als erstes sei die manuelle Messung genannt, da sie auch in dieser
Arbeit angewandt wird und sich für bestimmte Strukturen wie das Corpus Callosum
und den dritten Ventrikel in zahlreichen Studien bewährt hat.
Semiautomatische Messungen beruhen prinzipiell auf manuell positionierten
Landmarken, die danach automatisch vermessen werden. Beispiel ist die SABRE –
Methode (Semi-Automatic Brain Region Extraction), welche sich durch hohe
Reproduzierbarkeit und Genauigkeit auszeichnet (Carone et al., 2006).
Abschließend sind die vollautomatisierten Messungen zu nennen, wie z.B. SIENA
(Structural Image Evaluation using Normalization of Atrophy) (Stevenson et al.,
2002).
Unabhängig von der Art der Messung ist zunächst einmal die Frage zu klären,
warum
die
Atrophieforschung
sich
gegenüber
anderen
MS-spezifischen
radiologischen Markern wie beispielsweise der T2-Läsionslast durchgesetzt hat.
Ein Grund hierfür verbirgt sich hinter dem von Barkhof geprägten Begriff des
„clinico-radiological paradox“. Dieser beschreibt, dass sich lediglich eine niedrige
Korrelation zwischen der Läsionslast eines Patienten in der MRT und seiner
klinischen Entwicklung nachweisen lässt (Barkhof F., 2002).
In weiteren Studien wurde gezeigt, dass die Atrophierate der fokalen Läsionslast als
Indikator für den Progress der Erkrankung überlegen ist (Coombs et al., 2004; Fillipi
et al., 2004; Fisher et al., 2002).
Studien von Minneboo und Bemel zeigten, dass die Hirnatrophie der beste Marker
für ein Fortschreiten des Grades der Behinderung zu sein scheint (Minneboo et al.,
12
2007; Bemel et al., 2003).
Die Korrelation der T2-Läsionslast mit der Ganzhirnatrophie ist bis zum jetzigen
Zeitpunkt noch nicht abschließend geklärt. Allerdings gibt es Anzeichen, dass es
zumindest ein partielles Abweichen im Verlauf der Erkrankung dieser beider
Parameter zueinander gibt (Anderson et al., 2006; Fisniku et al., 2008).
1.5.3. Ganzhirnvolumenmessungen
Generell stellt sich zunächst die Frage nach dem Ausmaß einer Hirnatrophie und
inwieweit sie einer MS zuzuschreiben ist.
Ein weiterer hierbei stark diskutierter Punkt ist der Zeitpunkt des Auftretens einer
Atrophie und der weitere Verlauf einer einmal eingesetzten Atrophie.
Es gibt eindeutige Hinweise darauf, dass die Atrophie ein frühes, wenn nicht sogar
präklinisches Geschehen ist (Chard et al., 2002; Rudick et al., 1999; Tiberio et al.,
2005; Ge et al., 2000).
So untersuchte man Patienten mit einem Clinically Isolated Syndrome (CIS) und es
zeigte sich, dass bei denjenigen Patienten, die später eine MS entwickelten eine
stärkere Zunahme der Ventrikelverbreiterung, als Zeichen des Substanzverlustes,
nachweisbar war als bei Patienten, die nicht erkrankten (Brex et al., 2000).
Bestätigung fand dies durch eine weitere Studie, ebenfalls mit CIS-Patienten, in der
das Kollektiv, welches später eine manifeste MS entwickelte ebenfalls einer
ausgeprägteren Abnahme des Hirnvolumens unterlag (Filippi et al., 2004).
Generell lässt sich sagen, dass die Hirnatrophierate bei Patienten, sogar in der
Frühpase der Erkrankung, mit einer konstant fortschreitenden Behinderung größer ist
als bei Patienten, bei denen dies nicht der Fall ist (Minneboo et al., 2008; Ingle et al.,
2002; Rudick et al., 1999). Insofern scheint in diesen Fällen ein Zusammenhang
zwischen Atrophie und Klinik dokumentiert, der sich aber nicht unmittelbar auf
andere MS-Verlaufsformen projizieren lässt.
Bei Ganzhirnvolumenmessungen kam es in vielen Studien zu recht unterschiedlichen
Atrophieraten.
So zeigten sich z.B. Unterschiede in den verschiedenen Subtypen der MS:
In Longitudinalstudien bei RRMS zeigten sich jährliche Atrophieraten zwischen -
13
0,6% und -1,5% (Ge et al., 2000, Rovaris et al., 2000; Frank et al., 2004, Tiberio et
al., 2005; Lin et al., 2003). Bei SPMS fand man Atrophieraten von bis zu -2% per
annum (Ge et al., 2000) und bei PPMS zwischen -1,0 und -1,3% pro Jahr (Ingle et
al., 2002 und Stevenson et al., 2000).
Der jährliche Volumenverlust von gesunden Kontrollpersonen liegt etwa bei 0,07%0,3% (Coffey et al., 1992, Pfefferbaum et al., 1994; Rovaris et al., 2000).
Es existieren verschiedene Verfahren zur Messung der Atrophie. Das Verfahren von
Dalton stellt eine weitere Möglichkeit der Messung dar. Es wird indirekt über
Ventrikelvergrößerung der Grad der Hirnatrophie objektiviert. Man fand bei allen
Formen der MS Ventrikelvergrößerungen, wobei die größten Veränderungen bei
SPMS zu finden waren (Dalton et al., 2004 und 2006).
Rudick et al. berichteten von einer Korrelation zwischen Ganzhirnatrophie und
Corpus Callosum-Atrophie (Rudick et al., 2000).
1.5.4. Studien mit Unterscheidung von weißer und grauer Substanz
Im Mittelpunkt vieler aktueller Studien steht die Frage, ob es zu einem
unterschiedlichen Ausmaß an Atrophie der grauen bzw. der weißen Substanz kommt.
Es lässt sich prinzipiell festhalten, dass die Hirnatrophie im Verlaufe der MS das
Ergebnis eines Gewebeverlusts beider Substanzarten in unabhängiger Zeitfolge zu
sein scheint (Chard et al., 2004 und Tedeschi et al., 2009).
In 2007 wurde durch die Arbeitsgruppe um Audoin gezeigt, dass bei 24 Patienten mit
CIS ab einem Jahr nach der ersten klinischen Symptomatik bereits Atrophie der
weißen Substanz nachzuweisen war, welche in einer Untersuchung nach 12 Monaten
weiter voranschreitet (Audoin et al., 2007). Auch Traboulsee und Mitarbeiter kamen
bei einer Untersuchung mit CIS Patienten zu vergleichbaren Ergebnissen
(Traboulsee et al., 2002). Chard et al. beobachteten in ihrer Studie, dass eine
Atrophie der weißen Substanz nach zwei Jahren Erkrankungsdauer nachweisbar ist,
sich danach aber weniger ausgeprägt entwickelt als die der grauen Substanz (Chard
et al., 2004).
Es scheint demnach auch die graue Substanz in den Krankheitsprozess der MS
involviert zu sein. Allerdings sind fokale Läsionen der GM im konventionellem
MRT nicht nachweisbar (Geurts et al., 2005), weshalb Fisher et al. eine
14
Quantifizierung pathologischer grauer Substanz zum momentanen Zeitpunkt nur
über eine Atrophiemessung für möglich erachten (Fisher et al., 2008).
In einer derartigen Messung von Dalton et al. aus dem Jahre 2004 zeigte sich die
Atrophie in der Frühphase der Erkrankung nicht primär in der weißen Substanz,
sondern vielmehr auch in der grauen Substanz. Man fand bei 58 CIS-Patienten, die
drei Jahre später eine definitive MS entwickelten eine höhere Atrophierate der
grauen als der weißen Substanz (Dalton et al., 2004).
Tiberio und Mitarbeiter untersuchten in einer Longitudinal-Studie 21 RRMSPatienten, die im Durchschnitt 2,1 Jahre erkrankt waren. Nach 12 bzw. 24 Monaten
wiesen sie eine steigende Atrophierate der grauen Substanz, nicht aber der weißen
Substanz nach (Tiberio et al., 2005).
Zu vergleichbaren Ergebnissen kam es in der Arbeit von Tedeschi et al. (Tedeschi et
al., 2009). In einer auf zwei Jahre angelegten Studie zeigte sich eine Zunahme der
Atrophierate der grauen Substanz, wohingegen die der weißen relativ konstant blieb.
Es bleibt zu erwähnen, dass es sich in dieser Arbeit um ein nicht selektioniertes
Patientenkollektiv handelte mit einer durchschnittlichen MS-Erkrankungsdauer von
9,2 Jahren.
Fisher et al. beobachteten, dass in späteren Phasen der MS und mit zunehmender
klinischer Symptomatik die Atrophie der grauen Substanz zunimmt, wohingegen zu
Beginn der Erkrankung sowohl graue als auch weiße betroffen seien (Fisher et al.,
2008). Man interpretierte diese Erkenntnisse dahingehend, dass mit dem
Fortschreiten der Erkrankung die Atrophie der grauen Substanz von zunehmender
klinischer Relevanz zu sein scheint.
1.5.5. Ursachen der Atrophie weißer und grauer Substanz
Zur Ursache der Atrophie der weißen Substanz gibt es unterschiedliche Theorien. Es
wird oftmals vermutet, dass die Atrophie primär ein Ausdruck des Axonverlustes ist.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass ein Großteil der Literatur zu diesem
Themenkomplex aus der Pathologie kommt und insofern eine gewisse Verzerrung
mit Schwerpunkt auf spätere Phasen der Erkrankung vorliegen könnte. Allerdings
gehen einige Autoren davon aus, dass sich das Ausmaß der axonalen Schädigung
15
zumindest abschätzen lässt an dem Maße der Hirnatrophie (Fisher et al., 2002 und
Rudick et al., 2000).
Die Ursache wiederum für den Untergang der Axone wird verschieden diskutiert.
Simon (Simon J.H., 2006) formuliert zunächst allgemein, dass nach einer primären
Schädigung des Axons durch die MS unterschiedliche, sich verstärkende
Mechanismen zu strukturellen und funktionellen Veränderungen führen.
Diese Mechanismen könnten zum einen durch eine fokale Schädigung (T2-Läsion)
in der Bildgebung sichtbar werden oder zum anderen durch diffuse Prozesse
begründet sein und dann als normal erscheinendes Gewebe im MRT nicht zur
Abbildung kommen (NAWM= Normal Appearing White Matter).
Solche diffusen Pathologien werden am häufigsten im Sinne einer Wallerschen
Degeneration interpretiert. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass nach einer primär
distalen Schädigung des Axons sich eine sekundäre Degeneration proximaler
Segmente anschließt.
Andere Erklärungsansätze stellen eine mögliche retrograde oder anterogradtransneurale Degeneration dar (Perry et al., 1999 und Coleman and Perry, 2002).
Ähnlich vielschichtig erscheint die Pathologie der Atrophie der grauen Substanz.
Es zeigten sich besonders die tiefen GM (Grey Matter)-Regionen wie Thalamus und
Nucleus caudatus als bevorzugte Manifestationsorte einer frühen Atrophie der
grauen Substanz (Bermel et al., 2003 und Taylor et al., 2004). Es stellte sich heraus,
dass Atrophien in diesen Arealen zu einem hohen Anteil einem Verlust von
Axonfasern zuzuschreiben sind (Cifelli et al., 2002).
Zudem zeigten verschiedene Studien allerdings auch Atrophie kortikaler Strukturen,
welche damit auch zur GM-Atrophie beitragen.
Sailer et al. zeigten, dass bereits früh im Krankheitsverlauf im frontalen und
temporalen Kortex fokale Ausdünnungen nachzuweisen sind. Außerdem konnte im
weiteren Krankheitsverlauf eine zunehmende Ausdünnung des motorischen Kortex
dargestellt werden (Sailer et al., 2003).
Zu ähnlichen Ergebnissen mit neokortikalen Ausdünnungen bei RRMS- und PPMS–
Patienten bereits in den frühesten Krankheitsphasen kam De Stefano (De Stefano et
al., 2003).
Die Ursache der kortikalen Atrophie der grauen Substanz ist zum heutigen Zeitpunkt
noch nicht geklärt. Ob es sich dabei um fokale Pathologien oder diffuse Prozesse
16
handelt kann nicht in ausreichendem Maße nachvollzogen werden.
Weiter werden auch hier axonale Degenerationsprozesse als mögliche Ursache
diskutiert (Dalton et al., 2004).
Auch eine Apoptose innerhalb von Läsionen der grauen Substanz wird diskutiert
(Peterson et al., 2001).
1.5.7. Atrophie und klinische Parameter
In einer Vielzahl von Arbeiten wird versucht die Atrophie und deren Einfluss auf
klinische Verlaufsparameter wie den EDSS-Score zu untersuchen.
Losseff et al. zeigten eine signifikante Korrelation zwischen der Abnahme des
Hirnvolumens und der Zunahme der Behinderung auf (Losseff et al., 1996).
Fisher et al. fanden in ihrer auf acht Jahre angelegten Verlaufsstudie eine signifikante
Atrophieprogression des Hirns mit Korrelation zur EDSS-Veränderung bei
schubförmig-erkrankten MS-Patienten (Fisher et al., 2002).
Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Zivadinov (Zivadinov et al., 2001) und Minneboo
(Minneboo et al., 2008).
Andere Studien konnten eine solche Korrelation nicht nachweisen (Tiberio et al.,
2005; Tedeschi et al., 2009; Ge et al., 2000, Fox et al., 2000).
In mehreren weiteren Arbeiten fand sich eine stärkere Korrelation zwischen der
Atrophie grauer Substanz und dem EDSS als zu der Atrophie weißer Substanz (Pirko
et al., 2007; Carone et al., 2006; Sanflipo et al., 2006).
1.6. Corpus Callosum-Atrophie und Studien mit besonderer Beachtung
des Corpus Callosum
Das Corpus Callosum bildet das Dach des dritten und der seitlichen Ventrikel und
besteht aus 2x108 Axonen und ist damit das größte zusammenhängende Faserbündel
weißer Substanz des Gehirns. Zur Funktion dieser Kommissur zählt die
interhemisphärische Kommunikation zwischen sowohl subkortikalen als auch
kortikalen Strukturen. Außerdem dient es dem Transfer auditiver, sensorischer und
motorischer Informationen zwischen den beiden Hemisphären und ist damit von
zentraler Bedeutung für die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen (Hines et al.,
17
1992).
Die Fläche des Corpus Callosum ist zwischen der dritten und siebenten
Lebensdekade normalerweise resistent gegenüber einer Atrophie in Folge von
Alterungsprozessen (Sullivan et al., 2001 und Mitchell et al., 2003).
Allerdings wurde schon früh gezeigt, dass es bei MS-Patienten oftmals zu einer
Atrophie dieser Struktur kommt (Barnard and Triggs, 1974 und Dietemann et al.,
1988).
Das Corpus Callosum stellt eine bevorzugte Region dar, um vor allem eine relativ
frühe Atrophie mit Verlust von weißer Substanz als auch eine Veränderung in kurzen
Intervallen anzuzeigen (Audoin et al., 2007; Simon et al., 2001, Pelletier et al.,
2001). Eine Veränderung der Fläche gilt als ein ähnlich guter Marker für
Hirnatrophie wie die Ventrikelverbreiterung der Seitenventrikel und des dritten
Ventrikels (Simon et al., 1999).
Pagani et al zeigten, dass bei unterschiedlichen MS-Formen unterschiedliche
Strukturen in die Atrophie involviert sind. Das Corpus Callosum sei demnach
klassischerweise mit der schubförmig verlaufenden MS assoziiert (Pagani et al.,
2005).
Mitchell berichtet von einer mittleren Corpus Callosum-Fläche beim Gesunden von
6,27 cm² bei einer Altersspanne von 14 bis 68 Jahren (Mitchell et al., 2003).
Die durchschnittliche CC-Fläche bei MS-Patienten lag zwischen 5,05 cm² und 5,5
cm² (Martola et al., 2007 und Simon et al., 1999).
Die Fläche war in sämtlichen Studien signifikant kleiner als die von gesunden
Kontrollpersonen.
Pelletier et al. berichteten in einer auf fünf Jahre mit 30 Patienten angelegten Studie
über eine Atrophie sowohl in frühen Phasen als auch bei weiter fortgeschrittener
schubförmiger MS (Pelletier et al., 2001).
Zu vergleichbaren Ergebnissen kamen Simon et al., die in einer auf zwei Jahre
angelegten Studie sowohl signifikante CC-Atrophie als auch signifikante
Verbreiterungen der Seitenventrikel und des dritten Ventrikels nachwiesen (Simon et
al., 1999). Das Patientenkollektiv dieser Studie zeigte einen EDSS-Score von 1-3,5.
Die jährliche CC-Atrophie der RRMS-Patienten lag durchschnittlich bei 4,9%. Es
wurde eine MRT-Sequenz mit 5mm Schichtdicke zur Auswertung verwendet.
Martola et al. konnten in einer Kohortenbeobachtung von Patienten mit gesicherter
18
RRMS über neun Jahre eine jährliche Atrophie von ca. 1,8% nachweisen.
Diese jährliche Abnahme zeigte sich über vier Dekaden der Krankheitsdauer
konstant (Martola et al., 2007).
Auffällig ist, dass in einer Studie (Ranjeva et al., 2003) bei 46 Patienten mit einem
CIS keine Corpus Callosum-Atrophie nachzuweisen war. Allerdings zeigten die
Balken eine eingeschränkte „Magnetization Transfer Ratio“ sowie eine erhöhte
Cholinanreicherung. Beides gilt als als Zeichen für einen diffusen pathologischen
Prozess.
Ranjeva et al. formulierten daraus die These, dass in den frühesten Phasen der
Erkrankung diffuse Gewebeschäden als Myelin-assozierte Pathologien die axonale
Schädigung im Sinne einer Atrophie überragen.
Auch Audoin kommt zu diesem Schluss, nachdem er in seiner auf zwei Jahre
angelegten Studie mit CIS-Patienten zunächst nach drei und sechs Monaten keine
statistisch signifikante CC-Atrophie gegenüber einer Kontrollgruppe nachweisen
konnte, aber dies sehr wohl nach 12 und 24 Monaten möglich war (Audoin et al.,
2007).
Diese Atrophie zeigte sich nach 12 und 24 Monaten signifikant im Bereich des
anterioren und posterioren Corpus, nicht aber im Splenium und Genu.
In späteren Phasen der frühen schubförmigen MS kommt es dann vor allem durch
einen dominierenden axonalen Verlust zu einer Corpus Callosum-Atrophie, welche
im Verlauf der Erkrankung weiter voranschreitet (Simon et al., 1999 und Oh et al.,
2004).
In einer Autopsie-Studie zeigte sich eine relative Axonreduzierung des Corpus
Callosum bei MS-Patienten um durchschnittlich über 50% im Vergleich zum
Normalkollektiv (Evangelou et al., 2000). Dies stützt die These von Simon, nach der
vor allem der spätere Verlauf der Erkrankung durch ansteigenden Verlust von
Axonen gekennzeichnet ist (Simon J.H., 2006).
Ein weiterer wichtiger Untersuchungsaspekt ist eine mögliche Korrelation von
klinischen Parametern und der CC-Atrophie.
Pelletier et al. berichteten von einer gleichbleibend bestehenden Assoziation
zwischen CC-Atrophie und EDSS-Wert in einer auf fünf Jahre angelegten Studie mit
RRMS Patienten (Pelletier et al., 2001).
Ebenso fanden Schreiber et al. eine Korrelation zwischen CC-Atrophie und EDSS-
19
Wert (Schreiber et al., 2001).
Demgegenüber konnten Barkhof et al. eine solche Korrelation nicht nachweisen
(Barkhof et al., 1998).
In einer anderen Studie konnte über eine leichte Korrelation zu Beginn der
Untersuchung berichtet werden. In der Folgeuntersuchung zeigte sich im Vergleich
der Corpus-Callosum-Atrophierate mit der EDSS-Wertveränderung allerdings keine
signifikante Korrelation (Simon et al., 1999).
Zu vergleichbaren Ergebnissen kamen auch Martola et al. (Martola et al., 2007).
Abbildung 1: Corpus Callosum-Atrophie bei einer Fläche von 2,69cm2
1.7. Medikamentöse Therapie der MS
20
1.7.1. Kortikoide
An dieser Stelle sei die Rolle von Kortikosteroiden erwähnt, welche sich seit den
1950er Jahren etabliert haben und in der Therapie des akuten Schubes als allgemein
anerkanntes Therapeutikum gelten. Glukokortikoide zeichnen sich durch ihre
entzündungshemmende, anti-ödematöse und immunsuppressive Wirkung aus.
Außerdem fördern sie die Regeneration einer Blut-Hirn-Schrankenstörung im akuten
Schub, was durch Abklingen von Gadolinium-Anreicherungen bereits innerhalb der
ersten 24 Stunden in der Bildgebung (MRT) zu erkennen ist. Klinisch zeigt sich der
therapeutische Erfolg in der Rückläufigkeit der Schubsymptome. Die intravenöse
Pulstherapie mit hochdosiertem Methylprednisolon hat sich in Studien (Beck et al.,
1993) gegenüber einer niedrigeren oralen Gabe als signifikant überlegen gezeigt.
Es findet therapeutische Anwendung zum einen im akuten Schub einer RRMS und
zum anderen bei progressiven Formen der MS.
Zivadinov et al. untersuchten 88 RRMS-Patienten im Rahmen einer randomisierten,
kontrollierten, einseitig-blinden Studie, um den Effekt dieses Therapieregimes in
Bezug auf Hirnatrophie und klinisch-pathologischen Verlauf zu beurteilen
(Zivadinov et al., 2001). Die Patienten erhielten in unterschiedlichen Abständen eine
Pulstherapie oder nur schubgebunden IVMP (i.v. Methylprednisolon). Es zeigte sich
nach fünf Jahren ein klarer Vorteil der Pulstherapie hinsichtlich der Entwicklung von
Hirnatrophie und klinisch-pathologischem Verlauf Es kam zudem zu einer
geringgradigeren Ausbildung von hypointensen Läsionen im MRT („black holes“),
die als Ausdruck einer strukturellen Schädigung gelten.
Allerdings zeigten sich in verschiedenen anderen Studien davon abweichende
Ergebnisse bezüglich einer Hirnatrophie und der Therapie mit Methylprednisolon.
Einige Arbeiten zeigten, dass eine längerfristige Einnahme sogar eine Hirnatrophie
bewirken kann (Bentson et al., 1978; Gordon et al., 1980).
Auch Rao et al. berichten über eine vorübergehende Abnahme des Hirnvolumens
nach IVMP bei RRMS (Rao et al., 2002).
Wiederum andere Arbeiten konnten diesen Zusammenhang nicht nachweisen
(Hoogervorst et al. 2002 und Fox et al., 2005).
Ein Erklärungsansatz für die bezüglich des Hirnvolumens unterschiedlichen
Ergebnisse bietet die Tatsache, dass in der Studie von Rao et al. das Patientengut
eine wesentlich höhere inflammatorische Last im Sinne von Gd-anreichernden
21
Herden zu verzeichnen hatte. Diese Diskrepanz könnte bezüglich der
Hirnvolumenmessungen von entscheidender Bedeutung sein, da dadurch die
Wirkung im Sinne eines anti-ödematösen Effektes von IVMP erhöht ist (Fox et al.,
2005).
Fox et al. untersuchten 10 Patienten, die eine kurzfristige IVMP-Gabe erhielten und
verglichen die BPF (Brain Parenchymal Fraction) sowie das Hirnvolumen nach
achtWochen mit den Ergebnissen zu Studienbeginn.
Es zeigte sich, dass es zu keiner Abnahme des Hirnvolumens kam, sich allerdings
eine Abnahme der BPF nachweisen ließ, welche je nach individueller
Krankheitsdauer variierte.
Bei Patienten im Frühstadium der Erkrankung beobachtete man keine signifikanten
Veränderungen der BPF, wohingegen bei Patienten mit fortgeschrittener
Erkrankung, meist SPMS, schon nach einer Woche eine Abnahme der BPF zu
verzeichnen war.
Fox interpretiert dieses Ergebnis dahingehend, dass durch die IVMP die bei RRMSPatienten noch vorhandenen kompensatorischen Gewebereparatursysteme den antiinflammatorischen bzw. anti-ödematösen Effekt kompensieren und eben diese
Kompensation bei SPMS-Patienten nicht mehr vorhanden ist, was dieser These
zufolge zu einer Abnahme der BPF geführt hat.
Diese Ergebnisse legen eine unterschiedliche Betrachtung von RRMS und SPMS
bezüglich IVMP und Atrophie aufgrund unterschiedlicher pathologischer Prozesse
nahe.
1.7.2. Betainterferon
Im Allgemeinen spricht man dabei von vier in Deutschland zugelassenen ßInterferonen, die ihre Wirksamkeit bei der schubförmigen MS unter Beweis stellen
konnten.
Zum einen sind dies die ß-1a-Präperate Avonex® und Rebif® und zum anderen das
ß1b-Interferon Betaferon® und dessen „bioidentical“ Extavia®.
Auf ß-Interferon 1b soll im Folgenden kurz eingegangen werden. Wie bei den ß1aPräperaten handelt es sich hierbei um ein gentechnisch (rekombinant) hergestelltes
Medikament. In drei groß angelegten, multizentrischen, doppelt-blinden und
22
randomisierten Studien (The IFN-ß MS Study Group, 1993; Jacobs et al, 1996 und
PRISMS, 1998) konnte ein positiver Effekt in Bezug auf den Krankheitsverlauf der
RRMS demonstriert werden.
So konnte die Schubrate durch ß1a- und ß1b-IFN reduziert werden (ca. 30%) und
das Auftreten von neuen Läsionen im MRI um ca.70% vermindert werden.
Zwei ß1a-IFN-Studien haben zudem noch eine signifikante Reduktion des Grades
der Behinderung nachweisen können (Jacobs et al., 1996 und PRISMS 4, 2001).
Weitere aus einem heterogenen Patientenkollektiv bestehende Studien konnten die
Effektivität der Präparate bestätigen (Portacio et al., 2006).
Allerdings dürfen diese Ergebnisse nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein hoher
Anteil der Patienten (ca.65%) mindestens einen weiteren Schub in einem 2-JahresIntervall erlitten hat.
Außerdem stellte sich heraus, dass es Prognosefaktoren für die Wirksamkeit der
Interferone gibt. So besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit auf Ansprechen der
IFN-Therapie bei hoher Schubrate, hohem Alter zu Therapiebeginn und langer
Krankheitsdauer.
In anderen Studien beobachtete man eine komplette Schubfreiheit bei Patienten, die
in den zwei Jahren vor Therapiebeginn eine niedrige Schubrate aufwiesen (Roullet et
al., 2003).
Diese Ergebnisse fanden in einer späteren Studie von Villoslada keine Bestätigung
(Villoslada et al., 2004).
In Vergleichsstudien zwischen Rebif® und Avonex® (EVIDENCE) und Betaferon®
und Avonex® (INCOMIN) stellte sich heraus, dass ein größerer protektiver Effekt
bezüglich der Läsionslast und der Schubrate von dem jeweils wöchentlich mehrfach
applizierten Interferon ausging (Durelli et al., 2002 und Panitch et al., 2002).
In der INCOMIN-Studie zeigte sich das Behandlungsregime mit Betaferon®
(Applikation jeden 2.Tag) gegenüber dem mit Avonex® (Applikation einmal pro
Woche) überlegen.
Bezüglich der Beurteilung des Erfolgs anhand des EDSS-Scores konnten Portacio et
al. keine signifikanten Unterschiede nachweisen.
Lediglich die Schubrate und radiologische Parameter zeigten Bindung zu dem Effekt
der Therapie.
Es zeigt sich hierdurch die Schwierigkeit, den Erfolg einer Interferon-Therapie zu
23
beurteilen, da dieser schwer objektivierbar ist.
Dies wiederum mag als ein Charakteristikum einer so heterogenen Erkrankung wie
der MS zu beurteilen sein.
Die Wirkung von Interferon-ß1b bei RRMS-Patienten auf den Grad der Hirnatrophie
beschrieben Frank et al. (Frank et al., 2004).
Man beobachtete 30 Probanden über einen Zeitraum von sechs Monaten und einer
darauf folgenden Therapie über 22 bis 36 Monate. Zum einen reduzierte die
Behandlung die Gd-anreichernden Herde als auch das Volumen der Läsionen in der
weißen Substanz, zum anderen wurde vor allem zwischen dem zweiten und dritten
Jahr die Atrophierate des Hirns reduziert.
Bei Patienten mit SPMS (sekundär progressiv verlaufende MS) war ein solcher
Erfolg allerdings nicht zu verzeichnen.
Filippi et al. berichten im Rahmen der ETOMS-Studie von einer Abnahme der
Atrophierate bei mono- und polysymptomatischen CIS-Patienten unter IFN-ß1aTherapie, bezogen auf ein Zweijahresintervall (Filippi et al., 2004).
Molyneux untersuchte SPMS- Patienten unter Interferon-ß1b-Therapie und verglich
sie mit einer Placebo-Gruppe in Bezug auf die Hirnatrophie (Molyneux et al., 2000).
Es zeigte sich, dass zunächst einmal die Reduktion des Hirnvolumens in beiden
Gruppen signifikant und progressiv war. Die durchschnittliche Atrophierate lag bei
ca. 2,9-3,9% nach 36 Monaten. In einer weiteren Analyse der Subgruppen stellte sich
heraus, dass Patienten, die zu Beginn der Studie keine kontrastmittelanreichernden
Herde aufwiesen, eine größere Reduktion des Volumens in der Placebo-Gruppe
zeigten (Placebo: 5,1% zu IFN-ß1b: 1,8%).
Demgegenüber zeigte die Gruppe, die initial Gd-Herde aufwiesen, eine größere
Volumenabnahme, wenn sie IFN-ß1b bekamen (Placebo: 2,6% zu IFN-ß1b: 3,7%).
Molyneux interpretiert diese Ergebnisse insofern, als dass sich die zwar verzögernde,
aber nicht aufhaltende Wirkung von IFN-ß zeigt und die Volumenunterschiede
zwischen den Gd-Subgruppen dem antiinflammatorischen und anti-ödematösen
Effekt zuzuschreiben seien.
Analog hierzu kamen Zivadinov et al. zu dem Ergebnis, dass es kurzfristig durch
DMAs (Disease Modifying Agents) zu einer Pseudoatrophie kommen kann, aber
langfristig die Hirnatrophie verzögert wird (Zivadinov et al., 2008). Unter der oben
genannten Pseudoatrophie versteht Zivadinov eine Atrophie, die nicht mit dem
24
Untergang bestimmter Zellreihen assoziiert ist. Als mögliche Ursache wird ein
intrazellulärer Wasserverlust durch DMAs diskutiert. Auch Mikol et al. sehen diesen
Effekt am ehesten als Ausdruck einer anti-ödematösen Wirkung bei Inflammation
von Interferonen bei MS-Patienten (Mikol et al., 2008). Die Problematik, die sich
unter diesem Aspekt herauskristallisiert, ist die schwierige Differenzierung von
gewünschten protektiven Effekten und möglichen Medikamentennebenwirkungen.
25
2. Fragestellung und Zielsetzung der Studie
Das Thema dieser Studie ist die zerebrale Struktur des Corpus Callosum und dessen
Veränderung im Verlauf einer Erkrankung mit MS. Es soll untersucht werden,
inwiefern sich in einem fest definierten zeitlichen Intervall von 12 Monaten
individuelle Zeichen einer Atrophie manifestieren. Ein besonderes Augenmerk wird
hierbei auf Patienten gelegt, die am Anfang der Erkrankung stehen.
Es soll untersucht werden, inwieweit es zu unterschiedlich ausgeprägter Atrophie des
Balkens bei unterschiedlichen Verlaufsformen kommt. Hierbei steht insbesondere
der Vergleich erstdiagnostizierter Patienten mit bereits länger erkrankten Patienten
im Focus unseres Interesses.
Des Weiteren soll geprüft werden, ob es einen
Einfluss von Medikamenten,
insbesondere von ß-Interferonen, auf die Atrophie gibt. Dieser soll im Vergleich mit
nicht medikamentös behandelten Patienten herausgearbeitet werden. Weiter wird ein
möglicher Einfluss der Dauer der medikamentösen Therapie auf die Atrophie
untersucht.
Es wird zu beiden Zeitpunkten eine Magnetresonanztomographie des Kraniums
durchgeführt und sowohl der EDSS-Score als klinischer Parameter, als auch die T2Läsionslast und Gadolinium Anreicherungen im MRT als radiologisches Korrelat
erfasst.
Die erfassten radiologischen Parameter werden mit den strukturellen Veränderungen
verglichen und untersucht, ob es statistische Zusammenhänge gibt.
Abschließend werden die Ergebnisse auf etwaige Einflüsse des Geschlechts und des
Alters auf die Atrophie des Balkens geprüft.
26
3. Material und Methoden
3.1. Patienten
In dem Untersuchungszeitraum von Juni 2004 bis zum Juni 2008 wurden 47
Patienten mit entweder der Erstmanifestation einer MS, eines CIS oder einer bereits
vordiagnostizierten MS in unsere Studie eingeschlossen.
Hierbei handelte es sich um Patienten der neurologischen Abteilung des
Knappschaftskrankenhauses Bochum-Langendreer. Alle Studienteilnehmer wurden
vor Beginn mittels eines Aufklärungsbogens mit Einwilligungserklärung und eines
persönlichen Gesprächs über Inhalt der Studie aufgeklärt und stimmten freiwillig zu,
an dieser teilzunehmen. Die vorliegende Studie wurde der Ethikkommission
vorgelegt und akzeptiert.
Es handelte es sich um 38 weibliche und 9 männliche Patienten.
Der jüngste Patient war 18, der älteste 57 Jahre alt.
Das mittlere Alter des Kollektivs betrug 35,94 Jahre (SD: 10,74).
Bei 22 Patienten wurde bei Einschluss in diese Studie die Erstdiagnose einer MS
gestellt. Als Diagnosekriterium galt hierbei die aktuelle, 2005 modifizierte
McDonald Richtlinie.
Vier Patienten mit einem isolierten klinischen Symptom (CIS) wurden in die Studie
eingeschlossen.
Außerdem bildeten weitere 15 Patienten mit einer bekannten schubförmigen MS
sowie sechs Patienten mit einer SPMS das weitere Patientengut.
Die mittlere Erkrankungsdauer aller Patienten lag bei 24,4 Monaten (SD: 38,1).
Zum Zwecke der statistischen Bearbeitung wurden zwei Gruppen gebildet und
dadurch Patienten bis 12 Monaten Erkrankungsdauer (n=31) mit denen über 12
Monaten (n=16) verglichen.
Der Median des EDSS-Scores bei Eintritt in die Studie betrug 2,5.
Das Minimum lag bei 1 und das Maximum bei 6,5 (SD: 1,5).
Von den 47 Patienten wurden im 12 Monats Verlauf
34 Patienten
mit einer
immunmodulatorischen Medikation behandelt. 13 Patienten erhielten keine solche
Therapie.
Es
wurden
verschiedene
Subgruppen
gebildet
und
die
Patienten
mit
27
Interferontherapie mit denen ohne medikamentöse Therapie verglichen.
Bei diesen 25 Patienten erfolgte eine weitere Aufteilung in zwei Gruppen nach der
Dauer der Medikation bei Studieneintritt, wobei der Cut-off- Wert bei 3 Monaten
lag.
Sieben Patienten wurden zum Zeitpunkt der ersten Untersuchung mit Kortikoiden
behandelt und lediglich zwei zum zweiten Untersuchungszeitpunkt.
Jeder Patient erhielt in einem Abstand von 12 Monaten ± 4 Wochen zwei StandardSequenzen eine 1,5-T-MRT.
Die Patienten sind zu beiden Zeitpunkten vom Doktoranden klinisch-neurologisch
untersucht worden.
3.2. Kontrollgruppe
Da in zwei vorangegangenen Dissertationen (Habel,L., Ruhr-Universität Bochum
2007; Shanib,H., Ruhr-Universität Bochum 2010) schon bereits größere
Kontrollgruppen untersucht wurden, um den Unterschied zwischen gesunden
Individuen und MS-Patienten herauszuarbeiten, beschränkten wir die Untersuchung
dieses Aspektes auf eine relativ kleine Gruppe. In den früheren Studien zeigte sich
bei den Kontrollpersonen eine relativ konstante CC-Fläche im Verlauf der
Untersuchung.
Es wurde zum einen eine Kontrollgruppe aus 5 gesunde Patienten (4 Frauen, 1Mann)
kernspintomographisch untersucht. Alle Personen litten zum Untersuchungszeitpunkt
nicht an einer neurologischen Erkrankung. Die Familienanamnese bezüglich
neurologischer Erkrankungen insbesondere der MS war negativ. Keine der Personen
bekam eine Kortikoid oder immunmodulatorisch wirkende Medikation.
Das Alter dieser Gruppe rangierte zwischen 23 und 33 Jahre (MW: 28,6). Weiter
untersuchten wir 4 Kontrollpersonen mit nicht-entzündlichen neurologischen
Erkrankungen (Migräne, Anfallsabklärung). Es erfolgte zum
Untersuchungszeitpunkt ebenfalls keine Kortikoid- oder Interferontherapie und die
Familienanamnese bezüglich der MS war leer.
Das Alter dieser Gruppe lag zwischen 34 und 64 (MW: 48,3).
Von sieben dieser neun Kontrollpersonen konnte ein 12-Monatsverlauf dokumentiert
werden.
28
3.3. Apparative Ausstattung / Magnetresonanztomograph
Die Untersuchung wurde mit einem Kernspintomographen der Feldstärke 1,5 Tesla
(Magnetom Avanto Fa. Siemens Erlangen) durchgeführt. Der Patient wurde mit dem
Kopf zuerst in Rückenlage in der Kopfspule (FA Siemens Erlangen) gelagert und
mittels seitlicher Fixierungshilfe fixiert. Die Transversalschichten wurden parallel an
der AC – PC Linie des Corpus Callosum ausgerichtet. Die sagittal angeordnete Serie
wurde in 90° Richtung zu den Transversalschichten auf das Corpus Callosum
zentriert.
Falls Kontrastmittel in der Diagnostik gegeben wurde, erfolgte die Applikation
mittels Injektor (FA Medrad) über ein Schlauchsystem mit einem Flow von 2 ml/sec
und einer Nachinjektion von 20 ml NaCl 0,9%. Die KM-Dosierung betrugt
0,1mmol/kg Körpergewicht. Dies entspricht 0,2 ml/kg KG Gadolinium.
29
Tabelle 1: Charakteristika der unterschiedlichen MRT-Sequenzen
T1 SE mit
Doppel echo
MT+KM
0,2ml/kgKG
FLAIR
T2 TSE
MPRAGE
Multihance
TR / ms
2800
820
9000
3860
1160
TE / ms
14 / 82
14
99
115
4,19
Flipwinkel
150°
70°
150°
170°
15°
Schichtdicke/mm
5
5
5
2
1
Distance Factor
0,3
0,2
0,3
0,2
50%
Matrix
200 x 256
171 x 256
156 x 256
310 x 448
200 x 256
Field of View/ mm
230
250
250
230
250
2
1
2
Ver-
Ver-
schachtelt
schachtelt
Anzahl
Messungen
der 2
Excitation Order
Phasencodier-
Verschachtelt
interleaved
1
interleaved
R→L
L→R
A→P
A→P
MagnetisationTransfer
-
+
-
-
Kontrastmittel
-
5 min delay
-
-
-
Orientierung
transversal
transversal
transversal
sagittal
sagittal
Schichten
19
19
19
14
160
Dauer / min
2.36
4.43
4.50
2.47
4.45
Richtung
AP
-
30
3.4. Voruntersuchung der Patienten
Die in die Studie eingeschlossenen Patienten wurden zum Zeitpunkt des Eintritts in
die Studie von Neurologen des Knappschaftskrankenhauses Bochum-Langendreer
untersucht und der Grad der Behinderung anhand des EDSS-Scores ermittelt. Zudem
untersuchte der Doktorand die Patienten. Es wurde außerdem die zu diesem
Zeitpunkt verabreichte medikamentöse Therapie, mit besonderem Augenmerk auf
eine Einnahme von Steroiden und Interferonen, festgehalten. Im Rahmen des meist
stationären Aufenthalts der Patienten erfolgte nun eine MRT-Bildgebung. Hierbei
wurden
die
Aufnahmen
in
Bezug
auf
Anzahl
von
T2-
und
kontrastmittelanreichernden Herden befundet und zudem vom Doktoranden
ausgewertet.
3.5. Vorbereitung und Auswertung der MRT-Aufnahmen
Ziel der Studie war der Vergleich von diagnostischen MRT-Aufnahmen des Corpus
Callosum im 12-Monatsabstand. Mittels einer planimetrischen Messung der
Querschnittsfläche dieser Struktur (Planibo) wurde die atrophische Veränderung
objektiviert. Zu diesem Zwecke wurden die Aufnahmen zunächst einmal auf zwei
Arten gesichert. Es gab zum einen die Möglichkeit auf DICOM-Bilder
zurückzugreifen und zum anderen wurden teilweise Folien-Aufnahmen mittels eines
hochauflösenden Scanners in ein digitalisiertes Format wie Bitmap bzw. TIF
überführt und damit bearbeitbar gemacht.
Die midsagittale Corpus Callosum-Schicht wurde aus T2-gewichteten sagittalen
Serien mit 2mm Schichtdicke ausgewählt. Dabei wurde anhand von anatomischen
Strukturen, wie beispielsweise der Lage des Halsmarks und des Verlauf der venösen
Gefäße oberhalb des Corpus Callosums und des Grades der Verstreichung der
Hirnfurchen, die mediane Schnittebene ausgewählt und dann in das Programm
ImageJ
1.36b
(Wayne
Rasband,
National
Institute
of
Health,
USA;
http://rsb.info.nih.gov/ij/ ) integriert und hiermit weiter verarbeitet.
So wurden die Aufnahmen vergrößert und dann das Corpus Callosum manuell
umfahren. Mittels der integrierten Funktion „Threshold“ konnte ein kontrastierender
Effekt erzeugt werden. Dieser Bereich wurde nun mittels der Funktion „Analyze –
31
Measure" berechnet.
Abbildung 2: Ansicht innerhalb des Programms
Die Messergebnisse in Quadratzentimetern wurden mit Hilfe einer Umwandlung des
Zentimeter-Maßstabes in dem MRT- Bild in einen Pixelwert realisiert. Dies
gewährte eine präzise Messung der dargestellten Fläche des Corpus Callosums.
Diese Art der planimetrischen Ausmessung hatte sich bereits bei zwei Dissertationen
(s.o.) bewährt. Aus diesem Grunde wurden zehn in diesen Studien bereits integrierte
Aufnahmen erneut vom Doktoranden ausgemessen und die Ergebnisse mit denen
der genannten Dissertation verglichen. Es zeigte eine hoch-signifikante Korrelation
mit p<0,0001 und =0,97. Als zweiter Validierungsprozess diente ein Vergleich der
planimetrisch gemessenen Ergebnisse mit einer semiautomatischen Messmethode
von Fraunhofer-MeVis (Center for medical Diagnostic Systems and Visualization,
Bremen). Bei dieser Methode handelt es sich um eine Struktur-Segmentierung
mittels eines sog. „live wire Algorithmus“.
Dieser wurde bereits 1992 erstmalig durch eine Arbeitsgruppe um Udupa als
„adaptive Grenz-Findung“ beschrieben (Udupa et al., 1992).
32
Es wurden 13 MRT-Aufnahmen mittels beider Methoden ausgemessen. Es zeigte
sich eine hoch signifikante Korrelation von r=0,98 und p= <0,01
unserer
planimetrischen Messung mit dieser semiautomatischen Methode. Die mittlere
Messdifferenz lag bei 0,05 cm² (Spannbreite von – 0,10- 0,11 cm²).
3.6. Statistische Analyse der erhobenen Daten
Für die statistische Datenanalyse wurde ein Auswertungsbogen in Excel
(Microsoft®) verfasst und mit dem Programm SPSS 17.0 ausgewertet.
Ein p-Wert von < 0,05 wurde als signifikant angesehen.
Gruppenvergleiche wurden mittels t-Tests auf statistische Zusammenhänge
untersucht.
33
4. Ergebnisse
4.1. Ausgangswerte der CC-Fläche im Vergleich der einzelnen
Untergruppen
Bezüglich der absoluten Fläche des Balken zum Zeitpunkt der ersten Untersuchung
ergab sich eine mittlere Fläche von 5,61 cm² (SD:1,25 cm²). Das Minimum lag bei
2,69 cm² und das Maximum bei 7,71 cm². Vergleicht man diese Werte nun in Bezug
auf die MS-Form, so zeigte sich der niedrigste Wert bei SPMS-Patienten und der
höchste Wert in der Gruppe der erstdiagnostizierten Patienten. In der ZNS-gesunden
Kontrollgruppe ergab sich ein Mittelwert von 6,36 cm² (SD: 0,04 cm²). Die CCAugangswerte waren zwischen den einzelnen Subgruppen nicht signifikant verteilt
(Kruskal-Wallis Test p=0,087).
Tabelle 2: Subtypenanalyse der CC-Fläche [cm²] zum Zeitpunkt T1
Mittelwert
Anzahl
Min.
Max.
SD
CIS
5,81cm²
4
4,57cm²
6,79cm²
1,14cm²
Erstdiagnose
6,11cm²
22
2,99cm²
7,71cm²
1,18cm²
Schubförmig
5,45cm²
15
3,64cm²
7,21cm²
0,96cm²
SPMS
4,02cm²
6
2,69cm²
5,63cm²
0,97cm²
Kontrollgruppe
6,36cm²
9
5,73cm²
6,91cm²
0,47cm²
34
4.2. CC-Atrophie nach 12 Monaten
Es ließ sich nachweisen, dass die Querschnittfläche des Corpus Callosum bei den
untersuchten Patienten im 12 Monats-Verlauf kontinuierlich abnimmt. Im Mittel
aller erkrankten untersuchten Patienten lag die Atrophie bei 0,39 cm² (SD:0.17 cm²).
Prozentual ergab sich ein Mittelwert von 7,15%. Die CC-Atrophiewerte waren
zwischen den Gruppen signifikant verteilt (Kruskal-Wallis Test p=<0,001).
Untergliedert in die entsprechenden Subgruppen ergab sich folgendes Bild:
Tabelle 3: Subtypenanalyse im 12-Monatsverlauf
Anzahl
Abnahme
%
Min./Max.
SD
4
0,38cm²
6,69%
0,26cm²/0,48cm²
0,09cm²
Erstdiagnose
22
0,43cm²
7,23%
0,15cm²/0,93cm²
0,16cm²
Schubförmig
15
0,32cm²
6,17%
0,09cm²/0,62cm²
0,17cm²
SPMS
6
0,39cm²
9,64%
0,06cm²/0,65cm²
0,24cm²
Kontrollgruppe
7
0,13cm²
2,01%
0,02cm²/0,33cm²
0,10cm²
CIS
Im einem Vergleich der Atrophie über 12 Monate bei allen an MS bzw. CIS
erkrankten Personen mit der Gruppe der Kontrollpersonen, so ergab sich ein hoch
signifikanter Unterschied (t-Test p< 0,001). Bei genauerer Analyse der einzelnen
Subgruppen (siehe Tabelle 3) zeigte sich, dass der absolute Atrophiewert in cm² in
der Gruppe der Erstdiagnostizierten mit einem Mittelwert von 0,43 cm²
(SD:0,16cm²) am höchsten war. Im Vergleich hierzu lag der Wert in der Gruppe der
schubförmigen MS bei 0,32 cm². Berechnet man den prozentualen Anteil der
Atrophie an der Gesamtfläche, so ergibt sich ein Unterschied von 7,23 % zu 6,17 %.
Zur besseren Anschaulichkeit fassten wir die Erstdiagnostizierten und die CIS
Patienten zu einer Gruppe zusammen und verglichen sie ausschließlich mit den
schubförmig MS-Erkrankten. Es ergab sich eine Atrophierate von im Mittel 0,42 cm²
bzw. 7,15 % in eben jener Gruppe. Der Vergleich der beiden Gruppen mittels t-Test
ergab allerdings keine statistische Signifikanz (p=0,06).
35
Abbildung 3: CC-Atrophie in cm² nach MS-Form
36
4.3. Einfluss der Dauer der Erkrankung auf die Atrophierate
Weiter untersuchten wir den Einfluss der Dauer der Erkrankung auf die Veränderung
der Fläche des Corpus Callosum. Hierbei bestand die Gruppe der neu
diagnostizierten MS-Patienten aus 22 Patienten und bildete damit das mit Abstand
größte Kollektiv. Im Mittel lag die Erkrankungsdauer bei 24,4 Monaten.
Es wurden weiter zwei Gruppen gebildet, wobei der Cut-Off Wert bei 12 Monaten
Erkrankungsdauer lag, und es zeigte sich, dass die Atrophierate in Gruppe 1 (n=31),
also bis zu 12 Monaten Erkrankungsdauer, im Mittel 0,44 cm² per annum aufwies,
im Vergleich dazu der Mittelwert in der zweiten Gruppe (n=16) bei 0,29 cm² lag. Es
zeigte sich in einem gepaarten t-Test ein statistischer Unterschied zwischen diesen
beiden Gruppen bezüglich der Atrophie, welcher mit p=0,003 signifikant ausfiel.
Abbildung 4: Zusammenhang von Dauer der MS-Erkrankung und CC-Atrophie
(p=0,003)
37
4.4. Klinische Parameter (EDSS-Score) und Atrophie
Der EDSS–Score wurde bei jedem Patienten zu beiden Zeitpunkten bestimmt. Die
Patienten traten der Studie mit einem EDSS-Score von im Mittel 2,5 (SD:1,5) bei.
Zunächst sind die Ergebnisse der Flächenausmessung zum Zeitpunkt T1 mit dem
entsprechenden EDSS- Score untersucht worden und es zeigte sich ein
Zusammenhang (r=-0,53), welcher mit p<0,001 signifikant ausfiel.
Ein vergleichbares Ergebnis ergab sich aus den nach 12 Monaten (T2) erhobenen
Werten (r=-0,455, p=0,001).
Die
Veränderung
des
EDSS-Wertes
nach
12
Monaten
unterlag
großen
Schwankungen.
So kam es bei vereinzelten Patienten zu einer Erniedrigung des EDSS-Wertes von
maximal einem Punkt und bei anderen wiederum zu Anstiegen von bis zu 3,5
Punkten.
Der Mittelwert lag bei einer Zunahme von 0,44 Punkten (SD:1,0).
Bei einem Vergleich der EDSS-Wert-Veränderung mit der Atrophierate innerhalb
der untersuchten 12 Monate ließ sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang
finden (r=0043, p=0,78).
38
4.5. Medikamente und deren Einfluss auf die Atrophie
Von den an dieser Studie teilnehmenden 47 Patienten erhielten 34 (72,3%) eine
immunmodulatorische medikamentöse Therapie.
Bei 25 Patienten bestand diese in der Applikation entweder eines ß-Interferon 1a
oder 1b.
Tabelle 4: Medikation der Patienten
Häufigkeit
Prozent
keine Med.
13
27,7
ß-Interferon 1a
13
27,7
ß-Interferon 1b
12
25,5
Copaxone
3
6,4
Azathioprin
2
4,3
Mitoxantron
4
8,5
39
Vergleicht man die Atrophierate mit der erhaltenen Therapie, fiel auf, dass die
Atrophie bei Patienten ohne medikamentöse Therapie mit im Mittel 0,49 cm² (8,39
%) am höchsten ist. Am niedrigsten mit 0,26 cm² (4,42%) war die Atrophie in der
Gruppe der mit Glatiramerazetat (Copaxone) behandelten Patienten, die allerdings
nur aus n=3 bestand. Die beiden Interferone 1a und 1b zeigten bei fast identischer
Fallzahl (n=12 zu n=13) vergleichbare Atrophiewerte von im Mittel 0,37cm² zu 0,38
cm² (6,65% zu 6,93%).
Abbildung 5: CCA bei unterschiedlicher Medikation
40
In der statistischen Analyse zeigte sich bei Vergleich der Gruppe der nicht
immunmodulatorisch behandelten Patienten zu der Gesamtheit der behandelten
Patienten ein signifikanter Unterschied in der Atrophierate (t-Test p=0,013).
Abbildung 6: CCA im Vergleich nicht medikamentös und medikamentös behandelter
Patienten (p= 0,013)
41
Vergleicht man die Gruppe der mit Interferonpräperaten behandelten Patienten mit
denen ohne medikamentöse Therapie (s. Abb.7) zeigte sich ein signifikanter
Unterschied (t-Test p<0,05).
Abbildung 7: Vergleich Interferontherapie (n=25) zu Pat. ohne Interferontherapie
(n=13)
In einem Vergleich der erstdiagnostizierten Patienten (inklusive CIS) welche mit
Interferon behandelt wurden (n=11) und denen ohne medikamentöse Therapie
(n=13) ergibt sich kein statistisch signifikanter Unterschied zu der CC-Atrophie
(Pearson-Test: p>0,227).
42
Des Weiteren wurden aus den 25 Patienten, welche ein Interferon ß erhielten zwei
Untergruppen gebildet, aufgeteilt nach der Dauer der Interferon-Therapie. Der CutOff-Wert ist bei drei Monaten gesetzt worden. Bei zwei Patienten war der zeitliche
Verlauf nicht eruierbar. Im Vergleich der 23 verbleibenden Patienten (s. Abb. 10)
zeigt sich keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Atrophierate (t-Test: p=
0,938).
Abbildung 8: Vergleich der CCA nach unterschiedlicher Dauer der InterferonTherapie (p=0,94)
Es wurden acht Patienten zum ersten Untersuchungszeitpunkt mit Steroiden
behandelt.
Diese Patienten wiesen eine mittlere Atrophie von 0,46cm² auf (SD:0,11 cm²) und
diese lag höher als in der Gruppe, der nicht mit Steroiden behandelten Patienten
(0,39 cm²; SD:1,75 cm²).
Im statistischen Vergleich der beiden Gruppen zeigte sich kein signifikanter
Unterschied (p>0,22).
43
4.6. Vergleich der Atrophie mit radiologischen Markern
Es ließ sich zum ersten Untersuchungszeitpunkt bei 43 von den insgesamt 47
Patienten eine quantitative Aussage über die T2-Läsionen machen. Die mittlere
Läsionslast zum ersten Untersuchungszeitpunkt lag bei 14,6 und zum zweiten
Zeitpunkt bei 16,09. Das Minimum lag zu beiden Zeitpunkten bei 0 und das
Maximum bei 83 bzw. 85.
Bei der Analyse der Veränderung der Läsionslast nach 12-Monaten zeigte sich, dass
eine mittlere Veränderung von +1,5 Herden zu verzeichnen war (SD:5,05).
Bei dem Vergleich der T2-Läsionen und der Fläche des Balken war ein statistisch
signifikanter Zusammenhang zu beiden Zeitpunkten von r=-0,567; p=<0,001 bzw.
von r=-0,598; p=<0,001 nachweisbar.
Auch bei diesem radiologischen Marker wurde die Veränderung über 12 Monaten
ermittelt und mit der Atrophierate korreliert, wobei sich auch hierbei kein
signifikanter Zusammenhang ergab (r= 0,145; p=0,345).
Die Analyse der Anzahl der kontrastmittelanreichernden Herde ergab für den
Zeitpunkt T1, dass bei der Mehrzahl der Patienten (n=37) solche nicht nachzuweisen
waren. Bei sechs Patienten wurde ein kontrastmittelaufnehmender Herd gefunden
und bei weiteren vier Patienten mehr als einer. Vergleichbare Zahlen sind zum
zweiten Untersuchungszeitpunkt erfasst worden (siehe Tabelle 5). Es ließ sich kein
statistisch signifikanter Unterschied bezüglich der jeweiligen Fläche des Corpus
Callosum weder zu T1 (p>0,5) noch zu T2 (p>0,9) nachweisen.
44
4.7. Einfluss des Alters der Patienten auf die Atrophierate
Bei den 47 Patienten, die in diese Studie eingeschlossen wurden, ergab sich ein
durchschnittliches Alter von 35,94 Jahren (SD:10,74).
Bei dem Einfluss des Alters auf die Atrophierate wurde eine Aufteilung in zwei
nahezu gleichgroße Subgruppen vorgenommen. Eine Gruppe bestand aus den
Patienten bis zum 35. Lebensjahr (22 Patienten), die zweite aus jenen über 35 Jahren
(25 Patienten).
Verglich man nun die beiden Gruppen bezüglich der Atrophie über 12 Monate, so
ließen sich kein statistisch signifikanten Unterschiede erkennen, wie ein t-Test
aufzeigte (p=0,88).
Abbildung 9: CCA im Altersvergleich (p=0,20)
45
4.8. Corpus-Callosum Atrophie im geschlechtspezifischen Vergleich
Es wurde ein Einfluss des Geschlechts auf den Verlauf der Atrophie untersucht,
wobei eine Verteilung von neun männlichen Patienten zu 38 weiblichen Patientinnen
vorlag. Im Vergleich lag die Atrophierate in cm² bei männlichem Geschlecht mit
0,46 cm² (SD:0,16 cm²) zu 0,37 cm² (SD:0,17 cm²) bei weiblichem Geschlecht
höher. Die mittlere Atrophierate in Prozent betrug 8,04% (SD:3,83%) bei den
männlichen Patienten und 6,94% (SD:3,25cm²) bei den weiblichen Patienten.
Ein t-Test für unabhängige Variablen zwischen den beiden Gruppen zeigte keine
Korrelation zwischen dem Geschlecht und der CCA (p=0,20).
Abbildung 10: CCA im geschlechtsspezifischen Vergleich
46
5. Diskussion
5.1. Diskussion der Ergebnisse und Einschränkungen der Methodik
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass es zu messbaren strukturellen
Veränderungen am Corpus Callosum im Verlauf der MS–Erkrankung kommt. Im
Vergleich zu nicht erkrankten Personen ist sowohl die Ausgangsfläche erniedrigt als
auch eine signifikant höhere Atrophie im 12-Monats-Verlauf zu verzeichnen. Es
ergab sich in dieser Studie eine durchschnittliche Ausgangsfläche des Balkens in der
MS-Gruppe von 5,61 cm² (SD: 1,25 cm²). Martola (Martola et al., 2007) maßen eine
durchschnittliche CC-Fläche von 5,05 cm². Barkhof (Barkhof et al., 1998) eine von
5,3 cm² und Simon (Simon et al., 1999) von 5,50 cm². Ein Erklärungsansatz für den
niedrigeren Wert in der Studie Martolas stellt das bereits länger erkrankte
Patientenkollektiv dar unter der Annahme, dass im Verlauf der MS das CC
fortschreitend atrophiert.
Es zeigt sich, dass unser Patientenkollektiv eher im Einklang mit den
Ausgangswerten der beiden anderen genannten Studien zu sehen ist.
In der Kontrollgruppe zeigte sich eine mittlere Fläche bei Eintritt in die Studie von
6,36cm² (SD:0,47 cm²).
Insofern ist dieses Ergebnis unseres relativ kleinen Normalkollektivs durchaus
vergleichbar mit dem einer Studie von Mitchell, in welcher von einer mittleren
Corpus Callosum-Fläche beim Gesunden von 6,27 cm² berichtet wurde (Mitchell et
al., 2003).
Bezüglich der Atrophie in der MS-Gruppe ergab sich mit durchschnittlich 0,39cm²
(7,15%) per anno ein Wert, der Parallelen zu anderen Studien aufweist.
Simon et al. verzeichneten in einem RRMS-Kollektiv eine durchschnittliche jährlich
CC-Atrophie von 4,9 % bei 5mm Schichtdicke (Simon et al., 1999). Martola et al.
berichteten von einer jährlichen CC-Atrophie von 1,8 % (Martola et al., 2007).
Hierbei ist zu beachten ist, dass es sich um eine neunjährige Longitudinalstudie
handelte, in der die Atrophien aller Patienten gemittelt wurden und kein tatsächlicher
12-Monats-Verlauf erfasst wurde. Dieser relativ niedrige Wert kann als Anzeichen
für das unterschiedliche Ausmaß der CC-Atrophie in verschiedenen Stadien der
Erkrankung interpretiert werden.
47
Diese Vermutung wird weiter unterstützt durch die Tatsache, dass in der hier
vorgelegten Studie vornehmlich erstdiagnostizierte Patienten untersucht wurden und
sich dabei höhere Raten an CCA zeigten. Insofern könnte insbesondere die frühe
Phase der Erkrankung durch eine erhöhte Atrophierate gekennzeichnet sein. Die
durchschnittliche CCA unseres Normalkollektivs lag bei 0,13 cm² bzw. 2,01% und
lag damit relativ hoch, aber unterscheidet sich dennoch signifikant von dem der MSGruppe (p<0,001). Der im Vergleich zu anderen Studien (s.o.) relativ hohe Wert der
Atrophie erklärt sich durch eine hohe Atrophie einer Kontrollperson, die bei der
geringen Anzahl an Probanden eine Verzerrung des Ergebnisses verursachte.
Tendenziell bestätigt sich damit die Annahme von Sullivan und Mitchell, dass in der
Lebensperiode
zwischen
der
dritten
und
siebenten
Lebensdekade
bei
Normalpersonen das Corpus Callosum nicht oder nur minimal atrophiert (Sullivan et
al., 2001; Mitchell et al., 2003).
Im nun Folgenden soll auf die Analyse der einzelnen Subgruppen des
Patientenkollektivs eingegangen werden.
Dabei
stellte
sich
heraus,
dass
die
CC-Atrophie
in
der
Gruppe
der
erstdiagnostizierten Patienten mit 0,44 cm² (SD:0,16 cm²) und 7,23 % am höchsten
war.
Insgesamt wurde bei 22 eingeschlossenen Patienten eine MS zum Zeitpunkt T1 neu
diagnostiziert. Weiter wurden zwei Gruppen gebildet, wobei die eine Gruppe aus
Patienten mit bis zu vor 12 Monaten diagnostizierter MS und die zweite Gruppe aus
Patienten mit einer länger als 12 Monaten bestehenden MS.
Die CC-Atrophie zeigte sich in ersterer Gruppe mit einer mittleren Atrophie von
0,44cm² signifikant höher als die 0,29cm² in der zweiten Gruppe (p<0,003).
Diese Ergebnisse finden in anderen Studien Bestätigung, die ebenfalls in frühen
Phasen der MS eine höhere CCA nachwiesen (Pelletier et al. 2001 und Audoin et al.,
2007).
In Audoins Studie wurden ausschließlich CIS-Patienten eingeschlossen, bei denen 12
Monate später erstmalig eine CCA nachweisbar war. Diese Erkenntnisse legen die
Vermutung nahe, dass bereits vor der eigentlichen Diagnosestellung einer MS eine
CC-Atrophie beginnt.
Da in dieser Studie, mit Ausnahme von vier CIS-Patienten, bei allen eine MS
diagnostiziert war, kann dieser Zusammenhang nur eingeschränkt beurteilt werden.
48
Allgemein ist, unter Annahme der Richtigkeit dieser These, zu beachten, dass der
Zeitpunkt der Diagnosestellung nicht unbedingt dem Zeitpunkt der beginnenden
Atrophie gleichzusetzen ist.
Wenn das Corpus Callosum als eine Struktur weißer Substanz angesehen wird, dann
ergibt sich aus diesem Ergebnis eine gewisse Diskrepanz zu anderen Studien, in
denen im Rahmen von Ganzhirnmessungen nachgewiesen wurde, dass es zu Beginn
der Erkrankung vor allem zu Atrophien der grauen Substanz kommt und die weiße
Substanz weitestgehend konstant bleibt (Tiberio et al., 2005, Tedeschi et al., 2009).
Es ist von großer Bedeutung die verschieden Studiendesigns genauer zu betrachten.
Dabei zeigt sich, dass z.B. in der Studie von Tedeschi mittels einer
vollautomatisierten Methode das gesamte Volumen der weißen Substanz erfasst
wurde.
Dabei ist eine stärkere Atrophie außerhalb des CC denkbar, welche diese Werte
erklären könnte. Das Patientengut bzw. dessen Erkrankungsdauer ist mit einer
mittleren Erkrankungsdauer von 9,2 Jahren angegeben.
In unserer Studie lag selbige bei 24,3 Monaten und bietet insofern nur begrenzte
Vergleichsmöglichkeiten.
In einer weiteren Studie (Chard DT et al., 2004) wurden nur Patienten mit einer
Erkrankungsdauer unter 3 Jahren (MW:1,9 Jahre) eingeschlossen und man
untersuchte diese dreimalig in einem Abstand von sechs Monaten.
Insofern bietet sie weitaus mehr Möglichkeit zum Vergleich. Man kam zu dem
Ergebnis, dass zwar die Atrophie der weißen Substanz initial überwog, sich
allerdings im weiteren Verlauf der Untersuchungen die Atrophierate konstant
verhielt, dagegen die graue Substanz stärkeren Veränderungen im weiteren Verlauf
der Erkrankung unterlegen war. Auch die Studien von Traboulsee und Ge
(Traboulsee et al., 2002; Ge et al., 2001) verzeichneten in einem Kollektiv mit CIS
bzw. RRMS-Patienten eine höhere Atrophie der weißen Substanz. Insgesamt lässt
sich sagen, dass die Diskussion um die bevorzugten Atrophieregionen keine
eindeutigen Ergebnisse zulässt, da die Pathophysiologie in noch nicht hinreichendem
Maße geklärt zu sein scheint.
Es ist zu dieser Studie zunächst einmal darauf zu verweisen, dass das Corpus
Callosum nur eine einzige Struktur weißer Substanz repräsentiert und daher sich die
Ergebnisse mit denen aus Ganzhirnmessungen nicht ohne weiteres vergleichen
49
lassen. Zum anderen sind die Faktoren die bei Ganzhirnmessungen einkalkuliert
werden müssen weit gestreut. So ist zum einen die Frage nach Ödemen im Rahmen
einer Inflammation zu klären, da diese zum einen bei Patienten mit einer hohen
aktiven Läsionslast den Anteil der weißen Substanz erhöhen und sich durchaus auch
wieder zurückbilden können und dadurch zeitlich unterschiedliche Ergebnisse
liefern. Das Corpus Callosum selbst, welches laut einer Arbeit von Barkhoff
(Barkhoff et al., 1998) eher weniger von aktiven Läsionen betroffen ist, wäre
insofern relativ resistent gegenüber solchen Schwankungen.
Außerdem
ist
der
Einfluss
von
Kortikoiden
und
immunmodulatorischen
Medikamenten (DMAs) auf diesen Effekt zu diskutieren.
In neueren Studien, welche den kurzzeitigen Effekt einer MethylprednisolonTherapie untersuchten, kam man zu unterschiedlichen Ergebnissen (Rao et al., 2002,
Hoogervorst et al., 2002).
In unserer Arbeit zeigte sich, dass die sieben Patienten, welche bei Eintritt in die
Studie IVMP erhielten, keine signifikanten Atrophieunterschiede im Vergleich zu
dem Restkollektiv aufwiesen.
Die Aussagekraft dieser Ergebnisse ist aber sicher eingeschränkt zu sehen, da eine 12
Monats-Follow-Up Studie sicherlich nicht das ideale Studiendesign ist, um die
kurzzeitigen Einflüsse der Kortikoide zu belegen. Eine kürzere Intervalldauer
zwischen
den
Untersuchungen
und
eine
MRT-Untersuchung
vor
Medikamenteneinnahme wären hierfür weitaus besser geeignet.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt dieser Arbeit liegt in der Untersuchung einer
möglichen Korrelation zwischen EDSS-Wert und CCA.
Zunächst wurden die Ergebnisse der Flächenausmessung mit dem EDSS-Score
korreliert. Es zeigte sich ein klarer statischer Zusammenhang (p<0,001 und r=-0,53).
Vergleicht man die Werte nach zwölf Monaten miteinander, so zeigt sich auch hier
eine eindeutige Korrelation (p=0,001 und r=-0,455).
Vergleichbare Ergebnisse lieferten andere Studien, wie beispielsweise von Pelletier
er al., die in einer auf mehrere Jahre angelegten Studie eine gleich bleibende
Assoziation dieser beiden Parameter fanden (Pelletier et al., 2001).
Auch Fischer et al. kamen in ihrer Arbeit zu ähnlichen Ergebnissen (Fisher et al,
2002). In einer auf acht Jahre angelegten Studie fand sich über den gesamten
Zeitraum hinweg eine signifikante Korrelation zwischen Ganzhirnatrophie und
50
EDSS-Score.
Martola (Martola et al., 2007) sowie Simon (Simon et al., 1999) fanden eine
Korrelation zwischen Klinik und Atrophie zu Beginn der Studie, konnten aber die
EDSS-Wert-Veränderung mit der Atrophierate nicht signifikant korrelieren.
Dies ist exakt das Ergebnis der hier vorgelegten Arbeit, denn auch hier zeigte sich
bei einer Analyse der EDSS–Wert-Veränderung über 12 Monate und der Atrophie in
cm², dass sich hieraus kein statistisch signifikanter Zusammenhang nachweisen lässt
(p=0,83, r=0,036).
Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu beachten, dass es sich bei dem EDSSWert um einen nicht linearen Parameter handelt, der durch die Betonung der
motorischen Defizite eine klinische Beurteilung nur eingeschränkt zulässt (Hobart et
al., 2000). Es wird eine potentielle spinale Mitbeteiligung besser erfasst als eine
zerebrale Beteiligung.
Insofern wäre eine größere Miterfassung der kognitiven Fähigkeiten in einem Score
wünschenswert.
Dafür spricht auch eine Studie von Amato et al., die eine Korrelation zwischen einer
Abnahme der kognitiven Fähigkeiten und einer Hirnatrophie bei MS-Patienten
aufzeigten (Amato et al., 2004).
Erste Ansätze boten Studien, die eine stärkere Korrelation zwischen dem MSFC (MS
Functional Composite)-Wert und der Atrophie (Rudick et al., 1997, Kalkers et al.,
2001) aufzeigten. Es handelt sich hierbei um einen aus verschiedenen Funktionstests
bestehenden Score, welcher neben der Funktion der Arme und Beine auch die
Aufmerksamkeit und Konzentration des Patienten erfasst. In einer Arbeit aus dem
Jahre 2010 fand sich bei MS-Patienten mit in der MRT nachgewiesener Schädigung
des Corpus Callosums ein erniedrigter MSFC-Score (Ozturk et al., 2010). Hierbei
zeigte
sich
insbesondere
eine
Einschränkung
der
Aufmerksamkeit
und
Konzentration, welche sich durch erniedrigte Werte im PASAT (Paced Serial
Auditory Addition Test) Test widerspiegelte.
Ein weiterer Aspekt ist eine mögliche Zeitverzögerung bei der Betrachtung dieser
beiden Parameter. Fisher et al. halten eine zeitliche Diskrepanz zwischen dem
Auftreten einer Gewebsverletzung und dem Sichtbarwerden im MRT in Form von
Atrophie für einen möglichen Erklärungsansatz (Fisher et al., 2007).
In diese Verzögerung müssen ebenso Kompensationsmechanismen des Gehirns,
51
welche v.a. zu Beginn der Erkrankung, wenn noch ausreichend Kapazität und
Funktion erhalten sind, um entstandene Schäden zu reparieren, einkalkuliert werden.
Diesen Umstand zeigen Studien auf, in denen im späteren Verlauf der Erkrankung
bei SPMS-Patienten der EDSS-Wert stärker mit der Atrophie korreliert als bei
RRMS-Patienten (Ge et al., 2000; Fisher et al., 2000).
Zudem ist die Tatsache zu berücksichtigen, dass neuere Studien Korrelationen
zwischen der GM-Fraktion bzw. deren Atrophie und dem EDSS fanden, sich dies bei
der weißen Substanz allerdings nicht nachweisen lies (Pirko et al., 2007, Sanflipo et
al., 2006, Carone et al., 2006). Fisniku et al. sehen daher die GMF als den besseren
Prediktor für den klinischen Verlauf an (Fisniku et al., 2008).
Weiter
sollen
im
Folgenden
die
Einflüsse
von
Medikamenten
mit
immunmodulatorischer Wirkung auf den Verlauf der MS-Erkrankung bzw. der
Balkenatrophie diskutiert werden.
Einige Autoren zeigten, dass es im Rahmen einer kurzzeitigen Wirkung von DMAs
zu einer sog. Pseudoatrophie kommen kann, wohingegen die längerfristige Wirkung
noch nicht eindeutig geklärt ist (Zivadinov et al., 2007).
Die Ergebnisse dieser Studie weichen insofern davon ab, als dass die Gruppe, welche
keine DMAs erhielt, die höchste Atrophie mit im Mittel 0,49 cm² bzw. 8,39 % zu
verzeichnen hatte.
Die Gruppe der mit Interferon behandelten Patienten lag im Mittel bei 0,37cm² bzw.
0,38 cm² und 6,65% bzw. 6,93%.
Vergleicht man weiter die Gruppe der Patienten, die keine Therapie erhielten mit
denen die eine Interferon- Therapie erhielten, so zeigt sich ein zufallsverschiedener
Unterschied bezüglich der Atrophie (p<0,05) zugunsten der medikamentös
behandelten Gruppe. Betrachtet man allerdings nur die neu diagnostizierten
Patienten und vergleicht nun erneut die beiden unterschiedlichen Gruppen, so ist
hierbei kein statistisch signifikanter Unterschied nachweisbar (p>0,227).
Der beschriebene positive Einfluss der Interferontherapie ist insofern zu relativieren,
da hierbei Patienten mitberücksichtigt wurden, die bereits länger erkrankt gewesen
waren und deren Atrophie evtl. nicht mehr so ausgeprägt war. Allerdings findet sich
in unseren Ergebnissen auch kein eindeutiger Ansatz, der für eine Pseudoatrophie
des Balkens bei Interferontherapie spricht. In der weiteren Aufschlüsselung der
Ergebnisse nach Dauer der Interferon-Einnahme zeigte sich kein signifikanter
52
Unterschied (p>0,94) der beiden gebildeten Gruppen (<3Monate und >3Monate
Interferontherapie).
Damit zeigt die regionale Analyse des CC eine andere Charakteristik hinsichtlich
IFN-Pseudoatrophie als globale Hirnvolumenmessungen der Literatur.
Abschließend sei erwähnt, dass der genaue Wirkmechanismus der Betainterferone
bis zum heutigen Tage noch nicht in Gänze geklärt ist und weitere Studien folgen
müssen um ein tiefer gehendes Verständnis zu erlangen
Exemplarisch sei in diesem Rahmen eine diskutierte abgeschwächte Wirkung der
Interferone durch neutralisierende Antikörper (NAbs), die bei einigen Patienten
nachgewiesen wurden, erwähnt (Smardella et al., 2009).
Solche möglichen Effekte konnten in dieser Arbeit nicht differenziert werden.
Wir finden in der hier vorliegenden Arbeit keine Korrelation zwischen der
Veränderung der T2-Herd-Zahl und der CC-Atrophie im Verlauf der 12 Monate, sehr
wohl aber zu Beginn der Studie, wenn man die Ausgangswerte der Fläche mit denen
der Herdzahl korreliert.
Obwohl T2-Läsionen keine MS-spezifischen Pathologien sind, haben viele Autoren
in ihren Studien Korrelationen aufzeigen können.
Tedeschi et al. fanden eine signifikante Korrelation zwischen der Läsionslast und
sowohl weißer als auch, und noch stärker, grauer Substanz (Tedeschi et al., 2005).
Dies passt zu Ergebnissen von Sailer et al., die eine signifikante Korrelation
zwischen T2-Last und kortikaler Ausdünnung fanden (Sailer et al., 2003). Tedeschi
et al. untersuchten ein Kollektiv von 267 MS-Patienten in einer Longitudinalstudie
über 2 Jahre und formulierten als Ergebnis, dass eine Zunahme von T2-Läsionen mit
einer höheren Ganzhirnatrophie korreliert (Tedeschi et al., 2009).
In einer Verlaufsstudie über 14 Jahre mit CIS-Patienten zeigte sich, dass frühe
Veränderungen der T2-Läsionslast (Jahr 1-5) positiv prädiktiv für eine nachfolgende
Atrophie in Jahr 14 waren (Chard et al., 2003).
In zwei Longitudinalstudien ergaben sich sogar Korrelationen zwischen einer T2Läsionslastveränderung und der Atrophie (Simon et al., 1999 und Rovaris et al.,
2001).
Fisher interpretiert diese bestehenden Korrelation dahingehend als dass hier
53
möglicherweise die Entwicklung einer fokalen Gewebsverletzung zur Atrophie
dokumentiert wird (Fisher et al., 2007). Allerdings wird an gleicher Stelle auch
wiederum die Einschränkung gemacht, dass in den meisten Studien die
Ganzhirnatrophie stärker mit klinisch neurologischen Parametern korreliert als mit
der Läsionslast.
Erklärungsansätze hierfür bieten andere Arbeiten (Filippi et al., 2004), in denen sich
zeigte, dass gemessene NAA-Level (N-Acetylaspartat) der weißen Substanz als
Zeichen der neuronalen Dysfunktion nicht mit der Anzahl der T2-Läsionen
korrelieren.
Man interpretierte das Ergebnis dahingehend, als dass auch schon in den frühesten,
wenn nicht sogar subklinischen Phasen der MS bereits axonale diffuse Schädigungen
vorliegen, die nicht durch die konventionelle MRT objektiviert werden können.
Insofern würde dies eine eingeschränkte Korrelation zwischen T2-Läsionen und
Atrophie erklären können.
In einem anderen Ansatz kam Thrower in einer Studie mit CIS-Patienten zu dem
Schluss, dass die durch MRT gemessene Aktivität in Form von T2-Läsionen höher
ist als die klinische Aktivität in Form von Schüben (Thrower B.W., 2007). Er machte
die Beobachtung, dass es im Mittel erst bei einer Zunahme von fünf bis zehn
Läsionen zu einem klinischen Schub kommt.
Bezüglich des Alters der Patienten und einem Einfluss auf die Balkenatrophie konnte
kein signifikanter Zusammenhang gezeigt werden (p>0,87). Es wurde in anderen
Studien gezeigt, dass je jünger die Patienten bei Erkrankungsbeginn waren, desto
ausgeprägter war die Atrophie (Tedeshi et al., 2005). Hierzu wurden von uns nun nur
die neu erkrankten Personen untersucht und diese bezüglich der Atrophie verglichen.
Es ergaben sich zwei Gruppen aus jeweils 13 Patienten und es zeigte sich, dass kein
signifikanter Zusammenhang nachweisbar war (p>0,98).
Auch konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen dem Geschlecht und der
Balkenatrophie gezeigt werden (p>0,19).
Neuere Studien beschreiben eine gewisse geschlechtspezifische unterschiedliche
Entwicklung im Laufe der MS. So zeigte sich in einer Studie mit 763 MS-Patienten
in verschiedenen Stadien der Erkrankung, dass bei Frauen die Atrophie der weißen
Substanz im Vordergrund steht und bei Männern die Atrophie der grauen Substanz
überwiegt (Antulov et al., 2009).
54
Die Autoren diskutieren als Erklärungsansatz einen möglichen Einfluss der
Sexualhormone auf reparative Vorgänge im ZNS.
55
5.2. Zusammenfassung
Die vorliegende Studie zeigt, dass es in einem definierten Zeitintervall von 12
Monaten bei MS-Patienten zu strukturellen Veränderungen im Sinne einer Atrophie
des Corpus Callosum kommt. Dieser Substanzverlust zeigt signifikante Unterschiede
zu den Ergebnissen gesunder Probanden.
Die Balkenatrophie war vor allem in frühen Phasen der schubförmigen Verlaufsform
der Erkrankung ausgeprägt. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied im Vergleich
der erstdiagnostizierten Patienten zu den bereits länger erkrankten Patienten.
Durch diese nachgewiesene CC-Atrophie wird eine Mitbeteiligung der weißen
Substanz an einer frühphasischen Atrophie dokumentiert.
Nicht medikamentös mit DMAs behandelte Patienten zeigten eine höhere CCA als
medikamentös behandelte Patienten.
Es zeigte sich in dieser Studie ein eher protektiver Effekt einer Interferontherapie in
einem 12-Monats-Intervall.
Hinweise auf eine mögliche Pseudoatrophie durch Interferon fanden sich nicht.
T2-Läsionen und EDSS Wert zeigten gewisse Korrelationen mit der Atrophie.
Allerdings ließ sich ein im Verlauf statistisch signifikanter Zusammenhang zur
Atrophie nicht nachweisen. Hierbei sind die diskutierten Einschränkungen (s.o.)
bezüglich der Sensitivität dieser Parameter von entscheidender Bedeutung.
Parameter wie Alter und Geschlecht zeigten eine geringe Vorhersagekraft in Bezug
auf die CCA.
Atrophiemessungen
des
Corpus
Callosums
zeigen
eine
unterschiedliche
Charakteristik bei MS-Patienten als Messungen die Hirnatrophie im Allgemeinen.
Die planimetrische Messmethode des Corpus Callosums stellt, auch in Analogie zu
vorherigen Studien und Dissertationen (s.o.), eine gut reproduzierbare und valide
Dokumentationsmöglichkeit der Atrophie bei MS dar.
56
5.3. Ausblick
Neuere Studien suggerieren, dass zukünftig auch eine Subtypenanalyse der MS
mittels Lokalisation der Atrophie möglich erscheint und hierbei auch das CC eine
entscheidende anatomische Struktur darstellt (Sampat et al., 2010).
Die in dieser Arbeit verwendete Methode bietet insofern eine Option zur
Quantifizierung.
Allerdings wird es zukünftig weiterer Untersuchungen bedürfen, welche die genaue
Beteiligung von grauer bzw. weißer Substanz an der Atrophie des Hirns und speziell
auch des CC untersuchen.
Weiter wird es von Bedeutung sein, die pathologische Ursache der CCA zu
analysieren, um den Einfluss von direkten Demyelinisierungsprozessen, diffusen
Pathologien und sekundär retrograden Schädigungen als Auslöser der Atrophie
differenzieren zu können.
Durch Studien wie diese lassen sich Hinweise auf mögliche Faktoren liefern die eine
solche Atrophie beeinflussen, aber durch weitere Aufschlüsselung des eigentlichen
Prozesses hinter der Atrophie, ließen sich zielgerichtete Studiendesigns erarbeiten,
welche in Kombination mit einer noch größeren Patientenzahl, genauere Einblicke in
die verschiedenen Verläufe der MS geben könnten.
In diesem Zusammenhang ist auch die Therapie mit DMAs zu diskutieren und darauf
hinzuweisen, dass durch z.T. nicht geklärte Wirkmechanismen ein relativ breiter
Interpretationsspielraum bezüglich einer Atrophie besteht, welcher nur durch tiefer
greifendes Verständnis der Prozesse eingeengt werden kann. Auch dieser Aspekt
zeigt die Notwendigkeit weitergehender Aufklärung der zu Grunde liegenden
pathologischen Abläufe.
Beispielsweise sind diffuse Veränderungen, die eine große Rolle bei der MS zu
spielen scheinen, in der konventionellen Bildgebung meist nicht nachweisbar.
57
Deshalb müssen diese dargestellt werden und Untersuchungsmethoden gefunden
werden, die diese Prozesse quantifizieren können. Es zeigten sich zu diesem Aspekt
neue Messverfahren mit 3 Tesla MRT-Geräten, welche sog. „advanced quantitative
measures“ durchführen können, als viel versprechende Ansätze, die bisher nicht
erfassten Schäden zu dokumentieren.
Insbesondere neue Pulssequenzen (FSE 3D) der T2-Relaxometrie, welche die
transverse Relaxation aufzeichnet, haben in einer Pilotstudie aus dem Jahre 2010
gezeigt, dass okkulte Gewebeschädigung in NAWM dargestellt werden kann (Neema
et al., 2010). Diese Schädigung ist durch eine T2 Prolongation charakterisiert.
Ein weiterer Ansatz für folgende Arbeiten sollte sein, einen noch geigneteren
klinischen Verlaufsparameter als den EDSS-Score zu finden, um bessere klinischradiologische Korrelationen darstellen zu können. Neuere Wertungssysteme wie der
MSFC zeigen hierbei viel versprechende Ansätze, welche weiter verfolgt werden
sollten.
Zusammenfassend zeigte sich in der hier vorliegenden Arbeit, dass die MS eine
vielschichtige Erkrankung ist, und auch zukünftig weitere Studien folgen müssen,
um über ein tieferes Verständnis der MS neue Therapieansätze finden zu können.
Insofern ist der bereits 1838 von Carswell geäußerten Vermutung, es handele sich
um eine „eigenartige“ Erkrankung zuzustimmen. Auch 170 Jahre und viele Studien
später zeigt sich die MS als eine schwer zu erfassenden Erkrankung.
58
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7. Anhang
A1: EDSS-Leistungsskala
(Nach Kurtzke, J.F.: Rating neurologic impairment in multiple sclerosis: an expanded disability status scale (EDSS).
Neurology (1983), 33, 1444-1452. Übersetzung: Kesselring, J. (Hrsg.), Multiple Sklerose, 1. Aufl. Kohlhammer 1990.)
(Die Angaben der Grade beziehen sich auf die Untersuchung der funktionellen Systeme,
FS*)
0.0 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 -
3.5 4.0 -
4.5 -
5.0 -
5.5 6.0 -
6.5 7.0 -
7.5 -
8.0 -
normale neurologische Untersuchung (Grad 0 in allen funktionellen Systemen)
keine Behinderung, minime Abnormität in einem funktionellen System (d.h. Grad
1)
keine Behinderung, minime Abnormität in mehr als einem FS (mehr als ein Grad
1)
minimale Behinderung in einem FS (ein FS Grad 2, andere 0 oder 1)
minimale Behinderung in zwei FS (zwei FS Grad 2, andere 0 oder 1)
mäßiggradige Behinderung in einem FS (ein FS Grad 3, andere 0 oder 1) oder
leichte Behinderung in drei oder vier FS (3 oder 4 FS Grad 2, andere 0 oder 1),
voll gehfähig
voll gehfähig, aber mit mäßiger Behinderung in einem FS (Grad 3) und ein oder
zwei FS Grad 2; oder zwei FS Grad 3; oder fünf Grad 2 (andere 0 oder 1)
gehfähig ohne Hilfe und Rast für mindestens 500 m. Aktiv während ca. 12
Stunden pro Tag trotz relativ schwerer Behinderung (ein FS Grad 4, übrige 0 oder
1)
gehfähig ohne Hilfe und Rast für mindestens 300 m. Ganztägig arbeitsfähig.
Gewisse Einschränkung der Aktivität, benötigt minimale Hilfe, relativ schwere
Behinderung (ein FS Grad 4, übrige 0 oder 1)
gehfähig ohne Hilfe und Rast für etwa 200 m. Behinderung schwer genug, um
tägliche Aktivität zu beeinträchtigen (z.B. ganztägig zu arbeiten ohne besondere
Vorkehrungen). (Ein FS Grad 5, übrige 0 oder 1; oder Kombination niedrigerer
Grade, die aber über die Stufe 4.0 geltenden Angaben hinausgehen)
gehfähig ohne Hilfe und Rast für etwa 100 m. Behinderung schwer genug, um
normale tägliche Aktivität zu verunmöglichen (FS Äquivalente wie Stufe 5.0)
bedarf intermittierend, oder auf einer Seite konstant, der Unterstützung (Krücke,
Stock, Schiene), um etwa 100 m ohne Rast zu gehen. (FS Äquivalente:
Kombinationen von mehr als zwei FS Grad 3 plus)
benätigt konstant beidseits Hilfsmittel (Krücke, Stock, Schiene), um etwa 20 m
ohne Rast zu gehen (FS Äquivalente wie 6.0)
unfähig, selbst mit Hilfe, mehr als 5 m zu gehen. Weitgehend an Rollstuhl
gebunden. Bewegt den Rollstuhl selbst und transferiert ohne Hilfe(FS Äquivalente
Kombinationen von mehr als zwei FS Grad 4 plus, selten Pyramidenbahn Grad 5
allein)
unfähig, mehr als ein paar Schritte zu tun. an den Rollstuhl gebunden. Benötigt
Hilfe für Transfer. Bewegt Rollstuhl selbst, aber vermag nicht den ganzen Tag im
Rollstuhl zu verbringen. Benötigt eventuell motorisierten Rollstuhl (FS
Äquivalente wie 7.0)
Weitgehend an Bett oder Rollstuhl gebunden; pflegt sich weitgehend selbständig.
Meist guter Gebrauch der Arme (FS Äquivalente Kombinationen meist von Grad
76
8.5 9.0 9.5 10 -
4 plus in mehreren Systemen)
Weitgehend ans Bett gebunden, auch während des Tages. Einiger nützlicher
Gebrauch der Arme, einige Selbstpflege möglich (FS Äquivalente wie 8.0)
Hilfloser Patient im Bett. Kann essen und kommunizieren (FS Äquivalente sind
Kombinationen, meist Grad 4 plus)
Gänzlich hilfloser Patient. Unfähig zu essen, zu schlucken oder zu kommunizieren
(FS Äquivalente sind Kombinationen von fast lauter Grad 4 plus)
Tod infolge MS
77
Danksagung:
Ich danke PD Dr. med. Haupts für die freundliche Überlassung der Arbeit und die langfristige
Beratung und Unterstützung bei dieser Studie.
Seine Ideen und auch seine Geduld waren von größter Bedeutung.
Ich danke für Ihren Einsatz.
Des Weiteren möchte ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Neurologischen Klinik
des Knappschaftkrankenhauses Bochum-Langendreer, insbesondere Prof. Dr. med. Schlegel
und seinem Sekretariat, danken für das Ermöglichen der Datenerhebung und Untersuchungen.
Den Mitarbeitern des Frauenhofer-Mevis Instituts in Bremen, speziell Herrn Dr. Ing. Horst
Hahn für die erhobenen Ausmessungen.
Meinen Kommilitoninnen Manuela Kenkel und Hind Shanib für die Unterstützung bei der
Datenerhebung. Sowie Nora Ockenfels und Björn Burkert für die allgemeine Unterstützung.
LEBENSLAUF
Persönliche Daten:
Name:
Mirko Arp
Geburtdatum/-ort:
20.1.1977 in Lübeck
Familienstand:
ledig
Schulbildung:
1983-1987:
Besuch der Hochtorgrundschule Neustadt in Holstein
1987-1997:
Besuch des Kreisgymnasiums Neustadt in Holstein
1997:
Abitur
1997-1998:
Zivildienst im Seniorenheim in Münster/Westfalen
Studium:
WS 1999-SS 2000:
Politikwissenschaften an der Westfälischen WilhelmsUniversität zu Münster
2000 -2003:
Ausbildung zum Krankenpfleger am
Universitätsklinikum Münster (staatliche Prüfung am
22.8.2003 erfolgreich bestanden)
2003-2009:
Studium der Humanmedizin an der Ruhr-Universität
Bochum
August 2005:
Ärztliche Vorprüfung erfolgreich absolviert
November 2009:
Staatsexamen und Beendigung des Medizinstudiums
2008/2009:
Praktisches Jahr :
Western Isles Hospital Stornoway,
University of Aberdeen Chirurgie (Prof. Sim)
Knappschaftskrankenhaus Bochum,
Abteilung für Chirurgie (Prof. Viehbahn)
Knappschaftskrankenhaus Bochum,
Abteilung für Innere Medizin (Prof. Schmiegel)
Kantonsspital St.Gallen,
Klinik für Neurochirurgie (Prof. Hildebrandt)
Berufliche Tätigkeit
Seit Februar 2010
Universitätsmedizin Mannheim,
Assistenzarzt in der Abteilung für Neurochirurgie
(Prof. Schmieder)
Veröffentlichungen
2007:
Shanib,H, Arp, M, Kenkel,M., Habel,L., Krauss, M.,Ahle,G., Schlegel,U.,
Zentrale Hirnatrophie bei schubförmiger Multiple Sklerose: früh und ausgeprägt. Aktuelle
Neurologie, 34, suppl. 1, S. 52
2009:
Shanib, H, Arp, M., Schlegel,U., Haupts,M.
Frühe Balkenatrophie bei MS: Vergleich Spontanverlauf – Immunprophylaxe. Poster 684.
82.tagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), 2009 in Nürnberg.
Arp, M., Shanib, H., Ahle,G., Hahn, H.K., Haupts,M.
Pseudoatrophy or atrophy? Central brain decrease in early multiple sclerosis. P 367. Congress
of the European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS)
2009 in Düsseldorf
Haupts, M., Shanib, H., Arp,M., Calabrese, P.
Interferontherapie bei Multipler Sklerose: Zentrale Hirnveränderungen, Läsionslast und
Kognition, Der Nervenarzt 80, S.8-9.

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