Bestimmung der Wärmekapazität mittels TGA/DSC bei hohen
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Bestimmung der Wärmekapazität mittels TGA/DSC bei hohen
Bestimmung der Wärmekapazität mittels TGA/DSC bei hohen Temperaturen Teil 1: DSC-Standardverfahren Dr. Rudolf Riesen Mit der DSC kann die spezifische Wärmekapazität (cp) mit wenig Probenmaterial auf schnelle und einfache Weise bestimmt werden. Im ersten Teil der Artikelserie wird gezeigt, wie cp-Werte von anorganischen Materialien bis 1600 °C in der TGA/DSC 1 gemessen werden können. Am besten ist dafür die Saphir-Methode geeignet, bei der c p eines Materials im Vergleich zu cp von Saphir gemessen wird. Im zweiten Teil werden andere Verfahren besprochen. Weiter werden die c p-Änderungen bei Phasenübergängen 2ter Ordnung und bei Zersetzungsreaktionen gezeigt. Einleitung TA Tipp Zur Bestimmung der spezifischen Wärmekapazität (cp) mit der differentiellen Wärmestromkalorimetrie (DSC) gibt es verschiedene Messverfahren, die z. T. standardisiert sind. Diese wurden für DSC-Geräte früher beschrieben [1, 2]. Mit der TOPEM®-Methode [3, 4] steht ein weiteres, neues Verfahren zur Verfügung. Bei der DSC ist der Wärmestrom direkt proportional zur spezifischen Wärmekapazität. Somit kann c p direkt aus dem DSC-Signal (Fmeas) berechnet werden. Dazu muss die DSC-Kurve um die Blindkurve korrigiert werden und die Tiegelmassen sollten möglichst gleich sein. Die isothermen Basislinien können durch isotherme Segmente vor und nach der Temperaturerhöhung gemessen und gemäss ISO 11357, DIN 53765, DIN 51007 und ASTM E1269 [siehe 5–8] kompensiert werden. wobei dH/dT: Enthalpieänderung bei inkrementeller Temperaturänderung, Cp: Wärmekapazität, cp: spezifische Wärmekapazität, m: Masse, die während der Messung konstant sein soll, bs: Heizrate (Änderung der Probentemperatur mit der Zeit), F: Wärmestrom, dH/dt ist die Änderung der Enthalpie mit der Zeit und wird in diesem Fall als sensibler Wärmestrom (Fsens) bezeichnet. Der gemessene Wärmestrom (Fmeas) ist die Summe des sensiblen und des latenten Wärmestromes sowie der Blindkurve (Fbl). Der latente Wärmestrom (Flat) fasst alle thermischen Ereignisse METTLER TOLEDO Literatur Die Bestimmung von Fsens zur Berechnung der Wärmekapazität setzt die Kennt nis der anderen Wärmeströme (Flat , Fbl) voraus. Wenn c p bestimmt werden soll, dürfen demzufolge keine anderen überlagerten thermischen Ereignisse ablaufen. Üblicherweise werden die zwei folgenden Methoden eingesetzt: Die Direktmethode verwendet Gl. 3 zur Berechnung der spezifischen Wärmekapazität. Die Saphir-Methode folgt den erwähnten Normen: mit msap, cp,sap und Fsap aus der SaphirMessung. mit Cp = mcp Tabelle 1: Vergleichswerte für die spezifischen Wärmekapazitäten (MT: Daten aus STARe Software). wie Umwandlungen oder Reaktionen zusammen. Bei beiden Methoden wird der Einfluss unterschiedlicher Tiegelmassen berücksichtigt. Details und Hinweise zur Verwendung der verschiedenen Methoden sind im Beitrag des UserCom 7 gegeben [1]. Im vorliegenden Beitrag werden die Methoden zur Bestimmung der spezifischen Wärmekapazität für hohe Temperaturen ab 500 °C besprochen und Beispiele dazu gezeigt. Um die Ergebnisse zu überprüfen sind in der nachfolgenden Tabelle 1 einige Referenzwerte aus der Literatur zusammengestellt. Sie sind besonders bei Quarz relativ unsicher, weil die Literaturwerte bis zu 40 % voneinander abweichen. 500 550 600 1250 1300 0.147 0.16 0.1672 0.168 J/gK Platin 9 0.144 0.145 Nickel 10, 11 0.529 0.534 0.54 0.62 0.616 0.629 J/gK MT 1.171 1.185 1.197 1.29 1.295 1.299 J/gK Quarz 12, 13 0.777 0.789 0.732 0.79 0.793 0.798 J/gK Quarz 11 UserCom 1/2008 1.14 Zur Bestimmung der spezifischen Wärmekapazität bei hohen Temperaturen wurden stabile Materialien ausgesucht, die wiederholt gemessen werden können und die sich bezüglich cp, der Wärmeleitfähigkeit und der Farbe unterscheiden. Es wurden die reinen Metalle Platin und Nickel in Zylinderform gewählt. Verglichen wurden auch verschiedene Arten von Aluminiumoxid (Alox), d.h. SaphirStücke, Alox-Pulver und Alox-Scheiben (gesintertes Alox). Dabei wurde angenommen, dass die spezifische Wärmekapazität von allen drei Alox-Formen gleich ist. Durchgeführt wurden die Messungen mit dem TGA/DSC 1, ausgerüstet mit dem grossen Ofen für Temperaturen bis 1600 °C und dem HSS2-Sensor. Der Ofen wurde mit 80 mL/min Stickstoff gespült, um die Oxidation des Nickels über längere Zeit zu verhindern. Kalibrieren Das TGA/DSC 1 wird zuerst gemäss den Standardprozeduren im 70-µL-Alumi niumoxid-Tiegel mit reinen Metallen (Zn, Al, Au und Pd) justiert. Wenn die direkte Methode zum Einsatz kommt, muss der Wärmestrom für den gewünschten Temperaturbereich und den verwendeten Tiegel genau justiert werden. Da die Kali brier-Metalle mit dem Platintiegel legieren, wurde für dessen Justierung folgende Anordnung gewählt: In den 150-µL-PtTiegel wurde ein 30-µL-Alox-Tiegel gestellt und darin die Referenzproben eingewogen. Für jedes Metall wird ein einzelner Tiegel verwendet. Diese können mehrmals zur Kalibrierung und Justierung verwendet werden. Bei Zink und Aluminium ist aber die fortschreitende, leichte Oxidation zu beachten, folglich können diese Proben nur etwa 10-mal verwendet werden. Bei Palladium ist eine geringe Verdampfung zu berücksichtigen, d. h. das Probengewicht muss jeweils überprüft werden. 1350 °C Saphir 1.24 Experimentelles J/gK Tiegel und Probenmenge In Vergleichsmessungen wurde untersucht, welche Tiegel sich am besten für die c p -Bestimmungen eignen. Die Abbildung 1 zeigt den Verlauf der Probentemperatur und die entsprechenden Abbildung 1: Das obere Diagramm (schwarz gepunktete Kurve) zeigt den Verlauf der Probentemperatur. Darunter sind die DSC-Kurven von Saphir, Platin und Nickel dargestellt (Blindkurve ist verrechnet). Messungen mit Alox-Tiegeln sind gestrichelt dargestellt. Hinter den Tiegelangaben sind die typischen Massen dieser Tiegel vermerkt. Wärmestromkurven der Saphir-, Platinund Nickelproben, die jeweils mit Deckel einmal im Platin-Tiegel und einmal im Alox-Tiegel gemessen wurden. Aus dem Vergleich der beiden 150-µL-Tiegel geht deutlich hervor, dass sich der Einfluss der Probenart (z.B. Farbe, Wärmeleitfähigkeit) beim Keramiktiegel viel stärker bemerkbar macht, als beim Metalltiegel. Dies hat neben der Beeinflussung der Grösse des Wärmeflusses auch Auswirkungen auf die Wiederholbarkeit und Genauigkeit der c p-Messung. Die weiteren Bestimmungen sind deshalb nur mit dem Platin-Tiegel durchgeführt worden. Es hat sich auch gezeigt, dass generell mit Deckel gemessen werden muss. Da besonders bei neuen Platintiegeln der Deckel anschweisst, wenn Temperaturen über 1000 °C zum Einsatz kommen, muss eine sehr dünne, inerte Trennschicht am Deckel angebracht werden. Bei den hier durchgeführten Messungen wurde eine dünne Schicht aus Ceramabond™ (ME-71302) auf der Unterseite des Deckels angebracht. Genaue c p -Messungen erfordern eine grosse Probenmasse, um möglichst grosse Signale zu erzielen. Natürlich müssen diese Messungen auch eine möglichst hohe Reproduzierbarkeit der Wärmestromsignale aufweisen. Deshalb wurden 150-µL-Tiegel verwendet, damit im Verhältnis zur Tiegelmasse eine grosse Probenmenge eingewogen werden kann. Optimal für die cp-Bestimmung ist eine Probenmenge, die den Tiegel zu ca. ¾ füllt. Zudem sollte die Wärmekapazität der Probe etwa so gross sein wie die Wärmekapazität der Saphir-Referenz, damit gleiche Wärmeströme resultieren. Je nach Dichte des Materials ist dies aber nicht immer möglich (z.B. bei Alox-Pulver). Als Saphir-Referenz wurden einige Scheibchen eingesetzt (Saphir-Deckscheiben, Durchmesser 4.8 mm, ME-00017758). tanten Wärmestrom). Eine hohe Reproduzierbarkeit der Messungen wurde dadurch erzielt, dass die Experimente in möglichst gleichen Zeitabständen direkt nacheinander durchgeführt wurden. Bei Keramiktiegeln kann dazu idealerweise der Probenwechsler eingesetzt werden. Es wurde eine Methode verwendet, die einen niedrigen und einen hohen Temperaturbereich enthält: Heizen mit 20 K /min von 450 auf 650 °C mit 10 min isothermer Phase vor und nach dem Heizen, gefolgt von einem Sprung auf 1200 °C und isothermer Phase von 10 min sowie Heizen auf 1400 °C und wiederum isothermer Phase von 10 min (siehe Abbildung 1). Zur Stabilisierung der Temperatur vor dem Messen wird bei 450 °C und bei 1200 °C je ein Tempera- turausgleich („Settling“) abgewartet. Die isothermen Phasen müssen so lang sein, damit sich das DSC-Signal vor der nächsten Heizrampe stabilisieren kann. Resultate Saphirmethode Die Abbildung 2 zeigt die Kurven einer typischen Auswertung. Im oberen Diagramm sind die Wärmestromkurven der entsprechenden Platin- und Saphir-Messung dargestellt. Beide werden angewählt und mit der DSC-Funktion „Cp mit Saphir...“ der STARe Software ausgewertet. Die resultierende Kurve der spezifischen Wärmekapazität von Platin ist für die niedrige und hohe Temperatur getrennt dargestellt. Daraus werden drei Werte tabellarisch abgelesen. Abbildung 2: Das obere Diagramm zeigt den Verlauf der Wärmestromkurven von Saphir und Platin. Darunter sind die cp-Kurven von Platin dargestellt zusammen mit drei numerischen Werten (gerundet), die in der Tabelle 2 verrechnet wurden. Temperaturprogramm Als Heizrate wurde generell 20 K/min verwendet. Diese Rate ist ein Kompromiss zwischen möglichst grossen Wärmeströmen, guter Temperaturhomogenität in der Probe und der Einschwingdauer des Signals (Zeit bis zum dynamisch-kons- METTLER TOLEDO UserCom 1/2008 TA Tipp Die Resultate der c p -Bestimmungen von verschiedenen Materialien mit der Saphirmethode sind in Tabelle 2 aufgelistet. Es handelt sich dabei um je drei Messungen bei niedriger und hoher Temperatur. Jede Messung des gleichen Materials wurde mit derselben Einzelprobe durchgeführt. Die Proben wurden vor jeder Messung neu in den Ofen eingesetzt. Aufgeführt sind die Mittelwerte und die Standardabweichung der drei Werte sowie die Abweichungen zu den Literaturwerten (Tabelle 1). Die Mittelwerte der spezifischen Wärmekapazitäten der unterschiedlichen Materialien weichen maximal 10 % vom entsprechenden Referenzwert ab, wobei die kleineren Werte (z.B. von Pt) stärker variieren als die grösseren (z.B. von Alox). Bei den Metallen ist tendenziell eine Abweichung zu gösseren Werten, bei den Oxiden nach kleineren Werten zu verzeichnen. Diese Abweichungen sind bei hohen Temperaturen tendenziell grösser als bei niedrigen. Die Wiederholbarkeit (Standardabweichung) ist bei niedrigen Temperaturen eher besser als bei hohen. Der Einfluss der Packungsdichte des Ma- Tabelle 2: Resultate der cpBestimmungen mit der Saphir-Methode. Verwendeter Tiegel: Platin 150 µL mit Deckel. cp ist der Mittelwert, s die Standardabweichung der drei Werte und Dcp die Abweichung zum Literaturwert. Der Referenzwert für Alox wurde dem Literaturwert von Saphir gleichgesetzt. Tabelle 3: Resultate der cpBestimmungen mit der Direkt-Methode (Bedingungen identisch zu Tabelle 2). METTLER TOLEDO terials ist beim Vergleich von Pulver und Scheiben beim Aluminiumoxid kaum sichtbar. Zusammenfassend kann daher gesagt werden, dass sich die Platintiegel mit Deckel sehr gut für quantitative cp-Bestimmungen bei hohen (und niedrigen) Temperaturen eignen. Dabei kann mit einer Genauigkeit von ±10 % gerechnet werden. Direktmethode Aus den Messungen, die für die SaphirMethode verwendet wurden, können cpWerte gemäss Gleichung 3 auch direkt bestimmt werden. Entsprechende Ergebnisse sind in Tabelle 3 dargestellt. Die grossen Abweichungen belegen, dass die se Methode für die cp-Bestimmung nicht geeignet ist. hat auch den grossen Vorteil, dass keine zusätzlichen Kalibrierungen für besondere Tiegel oder Gase durchgeführt werden müssen. Am besten eignen sich die Platintiegel mit Deckel, damit Einflüsse der Wärmeleitfähigkeit der Probe und andere Effekte minimiert werden. Messungen von reinen Substanzen zeigen im Vergleich zu Literaturangaben eine Genauigkeit je nach Temperatur von ±5 % bis ±10 %. Um eine hohe Reproduzierbarkeit und Genauigkeit zu erlangen, ist es notwendig, die Messungen einer Serie direkt nacheinander in konstanten Zeit intervallen vorzunehmen. Dies erfolgt am einfachsten mit dem Probenwechsler. Zudem sind zu Beginn der Serie ein bis zwei Blindmessungen durchzuführen aber nicht zu verrechnen. Fazit Literatur Zur Bestimmung der cp bei Temperaturen bis 1600 °C wurden die zwei DSC-Standardmethoden verwendet: die Direkt- und die Saphir-Methode. Die Direkt-Methode zeigt generell eine starke Temperaturabhängigkeit der Wiederholbarkeit und der Absolutgenauigkeit – sie wird deshalb nicht empfohlen. Die Saphir-Methode °C 500 550 600 1250 1300 1350 Platin 918.81 mg cp s Dcp J/gK % % 0.16 0.0 11.1 0.16 0.0 10.3 0.16 0.0 8.8 0.19 5.3 13.3 0.18 6.0 8.0 0.18 5.6 7.4 Nickel 523.77 mg cp s Dcp J/gK % % 0.57 3.0 7.8 0.57 4.1 6.1 0.57 3.0 5.6 0.68 6.0 9.0 0.68 7.4 8.1 0.68 7.4 8.6 Alox Pulver 218.17 mg cp s Dcp J/gK % % 1.13 2.2 –3.8 1.14 2.2 –4.1 1.15 2.2 –4.2 1.18 2.13 –8.3 1.20 1.67 –7.3 1.19 1.75 –8.7 Alox Deckel 229.63 mg cp s Dcp J/gK % % 1.16 0.9 –0.9 1.17 1.7 –1.3 1.18 2.6 –1.7 1.29 8.89 0.3 1.25 5.34 –3.7 1.20 6.45 –7.4 Quarz 169.83 mg cp s Dcp J/gK % % 1.23 2.2 –0.8 1.28 2.2 – 1.24 2.9 8.8 1.30 4.0 – 1.30 4.9 – 1.31 5.9 – °C 500 550 600 1250 1300 1350 Platin 918.81 mg cp s Dcp J/gK % % 0.18 1.12 23.61 0.17 3.20 20.00 0.17 2.06 14.29 0.11 0.41 –31.40 0.09 1.33 –46.10 0.08 0.81 –50.08 Saphir 232.12 mg cp s Dcp J/gK % % 1.29 0.72 10.22 1.27 1.43 7.14 1.25 1.50 4.29 0.75 15.14 –41.86 0.71 15.63 –44.92 0.69 17.81 –46.88 UserCom 1/2008 [1] Messung der spezifischen Wärmekapazität, UserCom 7, 1–5 [2] G. 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