saale reporter 2013

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saale reporter 2013
Saalereporter.de, 04.03.2013
Maria Stuart – Kampf auf Leben und
Tod im nt Halle
Es gab Zeiten, da hatte die englische Queen weit mehr zu tun, als nur freundlich in
die Kameras zu winken und die positiven und negativen Schlagzeilen über ihre
Familie zu „ertragen”. Im 16. Jahrhundert ging es auf der Insel weit dramatischer zu.
Machtkämpfe und Intrigen waren an der Tagesordnung und wurden auf Leben und
Tod ausgefochten. Schließlich herrschte der englische Thron über eine Weltmacht.
Alle Beteiligten mussten ständig auf der Hut sein, um auf der richtigen Seite zu
stehen und nicht im Kampf um die Macht unterzugehen. Davon handelt auch
Friedrich Schillers Drama „Maria Stuart“, in dem Elisabeth, Königin von England und
Maria Stuart, Königin von Schottland um die Macht kämpfen. Maria ist von
Schottland nach England geflohen, weil ihr der Mord an ihrem Gatten angelastet
wird. Dort erwartet sie aber keine Gnade, denn Königin Elisabeth fürchtet um ihre
Macht und sucht einen Weg, die Kontrahentin auszuschalten.
Diesem Stoff widmete sich jetzt auch das neue theater Halle und Intendant Matthias
Brenner selbst übernahm die Regie. Vor vollbesetztem Saal - auch nt-Gründer Peter
Sodann war unter dem Publikum – boten die Akteure am 2.3.2013 eine spannende
Premiere. Teilweise war das Publikum so betroffen, dass kein Laut zu hören war. Es
gab aber auch entspanntere Szenen. Elf Schauspieler „rockten“ den Saal und nicht
nur Stella Hilb (Maria Stuart) und Bettina Schneider (Elisabeth) nahmen die
Zuschauer für sich ein. Stella Hilb war zerrissen zwischen ihrer Sehnsucht nach
Leben und ihrem Stolz, sich zu unterwerfen. Bettina Schneider gab die große
erhabene Königin, die aber auch von Selbstzweifen nicht frei war. David Kramer,
Hilmar Eichhorn, Elke Richter, Peter W. Bachmann, Felix Defèr (Studio), Jonas
Schütte, Alexander Pensel, Petra Ehlert und Joachim Unger hatten -teils auch mit
großem körperlichen Einsatz – genauso Anteil an der gelungenen Gesamtleistung
des Teams um Intendant M.Brenner. Bei zwei Rollen wurde gegen das Geschlecht
besetzt. Elke Richter spielte den Großschatzmeister Wilhelm Cecil und Alexander
Pensel die Hofdame Hanna Kennedy.
Der Beifall am Ende der Premiere zeigte, es ist eine gelungene Inszenierung.
Brenner verzichtete auf Effekthascherei, die Tötung der Maria Stuart spielte sich im
Untergrund ab. Vielmehr konnte der Zuschauer die inneren Kämpfe der Akteure
zwischen Gefühl und Verstand erleben, zwischen Mitleid und Machtgier.
Der historische Inhalt wurde, ohne ihn zu verfälschen, mit modernen Elementen
„aufgefrischt“. So bewegten sich die Schauspieler eingangs nach rhythmischer
Musik, die immer wieder die Szenen begleitete. Vor der Hinrichtung wurde Maria
Stuart auf einem Klavier liegend in den Saal geschoben, das von Alexander Pensel
(Hofdame Hanna Kennedy) bespielt wurde. Das Bühnenbild war reduziert, aber
wirkungsvoll: schwarze und rote Quader, die von den Schauspielern selbst über die
Bühne geschoben wurden. Dafür waren die Kostüme umso fantasievoller, besonders
die der beiden Königinnen.
Gisela Tanner www.tannertext.de
Foto: © Gert Kiermeyer – (v.l.) Hilmar Eichhorn, Stella Hilb, Bettina Schneider, Jonas
Schütte, David Kramer