FRAG` DAS HOROSKOP Lustspiel in drei Akten

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FRAG` DAS HOROSKOP Lustspiel in drei Akten
FRAG’ DAS HOROSKOP
Lustspiel in drei Akten
von
RIDI WALFRIED
© EVA BIELER VERLAG WIEN
FRAG’ DAS HOROSKOP
Lustspiel in drei Akten
von
RIDI WALFRIED
Regie- und Soufflierbuch
EVA BIELER VERLAG
Klederinger Str. 62/17
1100 Wien
Österreich
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Fax +43/1/258 99 55
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Inhaltsangabe
Schneller, der Bürgermeister von Oberstein, hungert die Bauern von Unterstein aus, da sie sich nicht
eingemeinden lassen wollen. Davon betroffen sind uanter anderem der Wirtschaftsbesitzer
Martin Wieser sowie der Bauer Rammel. Kathi, Wirtschafterin am Wieserhof, bekommt
Besuch von ihrer Cousine Leni, die ihren Sohn Peter, der auch bei der Kathi-Tant Hilfe
sucht, zur Hofübernahme überreden will. Kathi vertraut stets dem Horoskop bei ihren
Ratschlägen.
Leni schafft es, nicht nur die Querelen zwischen Ober- und Untersteinern zu beseitigen sondern auch
ihren Peter mit seiner neuen Braut Christl (der Nichte von Martin Wieser) für den eigenen
Hof zu begeistern. Darüber hinaus finden Kathi und Schneller, aber auch Leni und der
Wieserbauer zueinander.
Personen 3D/4H
Martin Wieser, Wirtschaftsbesitzer in Unterstein, fescher Mann von etwa 40 Jahren
Christl, seine Nichte, etwa 18 Jahre, ist in den erstere beiden Akten ziemlich salopp gekleidet mit
schlampiger Frisur, aber sie darf nicht unappetitlich wirken, im dritten Akt ist sie modern
gekleidet und frisiert, ist sehr hübsch und fesch und wirkt seriös
Kathi, seine Wirtschafterin, etwa 40 Jahre, sympathisch komisch
Rammel, Bauer in Unterstein, etwa 50 Jahre
Leni Stadler, Wirtschaftsbesitzerin in lgelham, sehr fesche, hübsche Frau, etwa 38 Jahre
Peter, ihr Sohn, etwa 20 Jahre
Schneller, Bürgermeister von Oberstein, Besitzer eines ländlichen Hotels, etwa 42 Jahre
Bühnenbild 1 innen
Zeit: Gegenwart
Dekoration:
Alle drei Akte spielen in der Stube bei Wieser. Rechts eine Tür in die Küche, in der Mitte hinten eine
Tür in den Hausflur, links zwei Türen, die hintere in die Stube der Kathi, die vordere Tür in
die Stube Christls.
Der erste Akt spielt gegen Mittag, der 2. etwa eine Woche später am Abend, der dritte einen Tag
nach dem zweiten am Nachmittag.
Rechts und links vom Zuschauer aus zu verstehen.
1. Akt
1. Szene
Wieser, Kathi, dann Rammel
Wieser: (sitzt beim Tisch, blättert in einem Notizbuch, macht sich Aufzeichnungen) Sechs Monate
ist es jetzt her, dass die Obersteiner von uns Untersteiner nix mehr wissen wollen. Der
Ochsenwirt, der weiße Hirsch und vor allem der Bürgermeister Schneller, Hotelier und
Gasthofbesitzer, sogar die Kramerin in Reiting und Glanzing - - - mit einem Wort alle, alle
die bis jetzt von mir und den anderen Bauern da in Unterstein Eier, Butter, Milch, Käse und
Fleisch, Würste, Obst und Gemüse bezogen haben, nehmen jetzt nix mehr von uns
Untersteinern. Wenn ich da zusammenzähl, was ich noch vor einem halben Jahr verkauft
hab - - - macht das ein Vermögen aus. Hah - es ist zum Lachen, wenn's net so ernst wär.
Kathi:
(ruft draußen) Wieserbauer!
Wieser: Hab mich gern, du Trutscherl! (rechnet weiter) Das ist nur allein bei Milch und Butter - - hmhm - - -, (rechnet) - - ja von die Eier - - - hmhm - - Kathi:
Wieser! Heh, Martin!
Wieser: Hab keine Zeit, (rechnet weiter) beim Fleisch und bei die Wurst - (rechnet) Ein Vermögen
macht das aus.
Kathi:
(von rechts auf) Wieser, sitzt du auf die Ohrwascheln?
Wieser: Lass mich in Ruh, ich rechne grad aus...
1
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
2
Kann mir denken was. Dann rechne gleich dazu, was der Michl heut zum Ochsenwirt
gefahren hat. Äpfel, Birnen, Kraut...
Was er im Frühjahr bestellt hat?
Alles das hat er wieder zurückgeschickt. Er ist schon versorgt.
Kruzitürken, es ist zum Ausderhautfahren.
Ja, ich könnt auch aus der Haut fahren.
Das tust, aber zum Wiederhineinfahren suchst dir eine schönere aus.
Für den Wieserhof bin ich noch schön genug.
Dann bleib in deinem alten Überzug. Was willst denn noch?
Horch zu, ich hab keine Zeit, dass ich lang herumred - - - (setzt sich nieder)
Scheinst aber doch Zeit genug zu haben, wenn du dich niedersetzen tust. Aber als meine
Wirtschafterin kannst du dir das ja leisten.
Moment! Jetzt sitz ich net da als deine Wirtschafterin, sondern als deine Jugendgespielin,
deine Jugendfreundin, in einer ganz privaten Angelegenheit.
Also dann, Jugendgespielin, schieß los!
Ich hab eine Bitte!
Lohn kriegst net mehr.
Brauch ich net.
Urlaub kriegst auch net.
Will ich net.
Alles andere ist genehmigt.
Danke schön, Bauer. (will gehen)
Höhö, bleib stehen? Was willst denn eigentlich?
In meiner Kammer steh'n zwei Betten.
Willst du dir wen dazulegen?
Ja.
Du willst heiraten?
(seufzend) ja, wollen schon…
Wen denn?
Das steht noch in den Sternen.
Und da willst du schon jetzt das Bett für ihn herrichten?
Net für ihn. Aber ich hab gestern einen Brief kriegt von einer Verwandten von mir, die
kommt nach Unterstein und die möcht ich net gern im Wirtshaus einquartieren. Und zu
reden hab ich auch allerhand mit ihr und dann - dann - ja, das mein ich.
Ach so. Wer ist den die Alte?
Alte? Haha, da wirst spitzen! Fesch ist sie, gescheit ist sie, 38 Jahr ist sie, schaut aber aus
wie 37.
Soso! Wann kommt sie denn?
Heute. Mit dem 10 Uhr Zug ist sie in Oberstein angekommen.
Da hättest ihr aber schon den Franzl mit dem Fuhrwerk zum Bahnhof schicken sollen.
Hab ich eh getan. In einer kleinen halben Stund kann sie da sein.
Aha, das hast schon selber angeschafft. Ohne mich zu fragen.
Hab ja eh gewusst, dass du es mir erlaubst - aber vielleicht hättest es doch net erlaubt.
Ja, ja, ich kenn schon deine Sprüch. Aber bitte, ich hab nix dagegen. Wer ist sie denn
eigentlich?
Helene Stadler, Hofbesitzerin in Igelham und bleibt vorläufig eine Wochen bei uns, wegen
dringender Familienangelegenheiten. Welche sag ich net.
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Rammel:
Wieser:
Rammel:
Wieser:
Rammel:
Wieser:
Rammel:
Wieser:
Rammel:
Wieser:
Rammel:
Kathi:
Bin eh net neugierig. Was sind denn das für Angelegenheiten?
Ich hab was erfahren, das hab ich ihr geschrieben, auf das hinauf hat sie mir geantwortet
und ich hab ihr zurückgeschrieben. Dann sind wir alle zwei draufgekommen, dass diese
Angelegenheit nur persönlich unter allen Beteiligten erledigt werden kann. (atmet laut auf)
Aha!
(zieht aus ihrer Schürzentasche ein Zeitungsblatt) Und in meiner Zeitung, im Horoskop für
diese Woche, steht drinnen, dass diese Angelegenheit zu unser aller Zufriedenheit erledigt
wird.
Es steht schon in der Zeitung.
(liest von der Zeitung ab) „Günstige Aussichten für Erledigung einer
Familienangelegenheit. Ihnen persönlich steht eine Überraschung bevor“. Ihnen - das bin
ich - und auf die Überraschung bin ich schon sehr neugierig. (lässt die Zeitung auf dem
Tisch liegen) Jetzt muss ich wieder in die Kuchel, sonst brennt mir was an. (ab)
Horoskop! An so was glaubt sie! (rechnet wieder weiter) Das macht also zusammen
aus…???
(man hört ihn schon vor der Tür schimpfen) So geht das net weiter! Kruzitürken, wo ist
denn der Wieser? He - wo bist denn?
Das ist der Rammel! He! Da bin ich! Komm eine da!
(durch die Mitte) Grüß dich, Wieser! Hat mir der Lechnerwirt heute net die 30 Kilo
Selchfleisch, die er vorige Wochen bei mir bestellt hat, nicht angenommen!!!
Kenn ich! Weiß ich! Mir geht's grad so und allen andern in unserem Dorf genau so! Die
Obersteiner sind auf uns ganz bös!
Warum denn? Denen kann's doch ganz egal sein, dass wir - wo jetzt die kleinen Dörfer
zusammengezogen und in ein größeres Dorf eingemeindet werden - wir net in Oberstein,
sondern lieber in Hagelsbach eingemeindet werden wollen.
Da ist nur der Bürgermeister Schneller schuld, der möcht am liebsten übers ganze Land
herrschen.
Jawohl, der hat alle aufgehusst gegen uns.
Was will er denn noch mehr!?! Bürgermeister ist er - hat den großen Gasthof - Hotel musst sagen – Hotel – eine Fremdenherberge für Sommerfrischler – 12
Fremdenzimmer, sogar 2 Badezimmer hat er…
Und eingebildet ist er als wär er der Schah von Persien (trommelt mit der Faust auf den
Tisch)
Ich könnt zerspringen vor Wut!
(von rechts) Martin! Wieser! Bauer, hörst net?! Der Brunnenmacher ist im Hof. Der will was
von dir.
Ach ja, richtig! Ich komm gleich, wart ein bissel, Rammel - (geht Mitte ab)
Wieser:
2. Szene
Kathi, Rammel
Rammel: Wenn ich könnt, wie ich wollt, ich hauert den Schneller zusamm, dass er sich die Rippen
im Schnupftüchel heimtragen könnt. (trommelt auch auf den Tisch)
Kathi:
Höhö, hau uns net die Möbel z'samm. (nimmt die Zeitung auf) Ah, da ist sie, ich such sie
schon überall.
Rammel: Du hast Zeit zum Zeitung lesen?
Kathi:
Ja, weil ich mir die Arbeit richtig einteil. Die Knödel kochen, das Fleisch ist fertig und der
Apfelstrudel steht schon angezuckert in der Speiskammer.
Rammel: Hmhm! Apfelstrudel!!! So einen wie neulich? - So aus einem hauchdünnen Teig, eingerollt
- knusprig - ooh - na dann darfst meinetwegen Zeitung lesen stundenlang.
Kathi:
Ich les nur das Horoskop. Ich bin eine Jungfrau.
3
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
4
Geh, lüg net!
Warum soll ich lügen? Ich bin eine Jungfrau!
Und da schämst dich net?
Ach so meinst es! Du hast eine schmutzige Phantasie. Ich bin eine im August geborene,
also im Sternbild der Jungfrau.
Im August bist geboren. Grad in der Erntezeit, so was, wo man eh so viel zu tun hat.
Hätt ich dich vielleicht erst fragen sollen, ob ich schon kommen darf?
Mich fragen? Ich war ja damals noch gar net auf der Welt.
Oh ja, du bist damals schon das dritte Jahr in der ersten Klass' gesessen.
Was weißt denn du, wie alt ich bin.
Haha, das weiß ich genau, auch dass du im Skorpion geboren bist.
Ist das auch ein Sternbild?
Ja und ich les jede Woche mein Horoskop und das deinige auch.
So. Und was steht denn bei mir drinnen?
Ich les dir’s vor. Richt dich danach, das kann ich dir raten. (liest vor)“Der Himmel über
ihnen ist nicht wolkenlos. Sie bellen immer den falschen Baum an. Halten sie sich an jene
Person, die es ehrlich mit ihnen meint.“Na, was sagst?
Aha, eine meint es ehrlich mit mir? Oh, das ist vielleicht - - - Geh, schau einmal nach, was
über die drinnen steht, die im Mai geboren ist.
Aha, das ist sicher diese Luise, die bei der Wirtin auf Besuch ist. Darum sitzt du alle Tag
im Wirtshaus.
Schau nach, die ist im Mai geboren. Mai!
Mai? Aha, die Luise ist eine Kuh - eine Kuh - eine Stiergeborene. (liest) „Sie arbeiten viel
in letzter Zeit“- Na ja, sie muss bei ihrer Verwandten aushelfen -“sind viel in Gesellschaft“
– na ja, sitzt bis zur Sperrstund mit die Mannsbilder zusamm - „Sie vertrauen den
Menschen zu sehr“- Stimmt alles. Ich hab nur ein paar Mal mit ihr geredet und sie hat mir
alles geglaubt, was ich gesagt hab.“ In der Liebe werden sie eine Enttäuschung erleben.“
So, das ist alles für diese Woche.
Gilt das nur für die ene Wochen?
ja.
Na, vielleicht wird sie in der nächsten Wochen keine Enttäuschung in der Liebe erleben.
Sososo?
Ja, sie ist ja so hübsch, gut g'stellt rundumadum - sehr fesch –
Und s t e i n reich.
Ja? Was hat s' denn?
G a l l e n steine.
Is net wahr. Die hat andere Sachen.
Ja, zwei linke Füß und einen kleinen Dachschaden.
Aus dir redet der Neid. Mir g'fallt sie sehr gut.
Wo ist sie denn eigentlich her?
Aus einem Gebirgsdorf - aus Oberlatschendorf.
O je, dort sind die Leut noch arg zurückgeblieben, die wissen gar nix von der Welt.
So arg wird's net sein.
Doch, Die wissen net einmal, dass der Krieg schon aus ist und schicken noch allerweil
Feldpost-Pakerln.
Red keinen Blödsinn! Mir g’fallt sie! Sie ist so ruhig, net nervös, net schusslich…
Nein, nein, die macht alles im Zeitlupentempo.
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Rammel:
Mir scheint, du kannst sie net leiden.
Du merkst aber auch alles. Aber jetzt muss ich wieder in die Kuchl.
(sein Gesicht erglänzt) Kuchl!?! Hin, hin, du, Kathi, Katherl, Käthchen.
Jetzt willst was.
Hast net vorhin g'sagt, er steht schon angezuckert im Speiskarnmerl?
Ja, Einen Meter lang, goldbraun gebacken - und der Duft! Hmhm!
(schluckt vor Gier) Der Duft - der mich in die Speisekammer ruft, goldbraun gebacken - da
tät mein Magen schau'n!!! Kathi, Katherle, Käthchen, hmhm? Was meinst????
Kathi:
Es ist zwar schad um jeden Bissen, der ins unrechte Maul kommt, aber heute druck ich ein
Äugerl zu - komm mit!
Rammel: Druck alle zwei Augerln zu und lass mich mit dem Apfelstrudel allein. (mit Kathi rechts ab)
3. Szene
Christl, dann Peter, später Kathi
Christl:
Als Draufgab werd ich halt auch da in der Stuben Staub wischen. (schaut sich um) Ist eh
keiner da. (fährt mit dem Staubtuch flüchtig über die Möbel, beim Tisch) Da hat der Herr
Onkel wieder seine Kanzlei aufgebaut - (es klopft) - Herein, wer draußen ist.
Peter:
(als Gammler hergerichtet durch die Mitte) Grüß Gott?
Christl:
Grüß Gott! (dreht sich um, erschrickt) Jööö, ein Gammler!
Peter:
Bitt schön, ich hätt gerne die Frau Kathi gesprochen.
Christl:
Ja, gleich - lassen s' ihnen erst anschau'n. Ich hab noch nie mit einem Gammler geredet.
Peter:
Und ich noch nie mit einem so hübschen Mädel.
Christl:
Sagen s', das ist alles echt, was ihnen so um den Kopf herumhängt?
Peter:
Ja, freilich.
Christl:
(betrachtet ihn von allen Seiten mit großem Interesse) So schöne Haar - und der Bart rundumadum gekräuselt –
Peter:
Betrachten Sie mich nur ungeniert.
Christl:
Dass es so was gibt!
Peter:
G’fallt 's ihnen?
Christl:
Ich finde das – scheußlich!
Peter:
Waaas?
Christl:
Und so gehen sie unter die Leut'?
Peter:
Das ist doch jetzt modern, das verstehen s' aber net.
Christl:
Nein, das versteh ich net. Ein Bursch, grad g'wachsen, die Nasen schön mitten im G'sicht
und auch sonst alles in Ordnung an ihm und der richtet sich her, dass man ihn so wie er ist
auf's Feld rausstellen kann als Spatzenschreck.
Peter:
Hmmmm - kann ich jetzt mit der Frau Kathi sprechen?
Christl:
Was wollen s' denn von ihr?
Peter:
Ich bin ein Verwandter von ihr.
Christl:
Von unserer Frau Kathi? Das glaub ich net.
Peter:
Was sie glauben ist mir wurscht, rufen sie die Kathi, sonst...
Christl:
Moment - verwandt sind s' mit ihr? - Sind sie vielleicht von ihr eine Jugendsünde?
Peter:
Wie kommen s' denn auf so eine Idee, Mädel?
Christl:
Sie schau'n so sündig aus.
Peter:
Also, so such ich mir halt die Frau Kathi selber…
Christl:
Nein, nein, ich ruf sie schon. (ruft rechts hinein) Frau Kathi, Frau Kathi! - ein
Langhaardackel ist uns zugelaufen. (Mitte ab)
4. Szene
5
Peter, Kathi
Kathi:
(von rechts) Was is uns zugelaufen? (erblickt Peter) Alle guten Geister loben Gott den
Herrn! Was ist denn das für einer?
Peter:
Kathi-Tant, kennst mich denn nimmer?
Kathi:
Das ist doch net - das wird doch net - ???
Peter:
Ich bin doch der Peter.
Kathi:
Der Peter! Ich hab dich zum letzten Mal gesehen, wie du grad aus der Schul austreten
bist. Hast du dich aber seit der Zeit verändert
Peter:
Grüß dich Gott, Kathi-Tant, hast mein Brief kriegt, gell?
Kathi:
Grüß dich Gott, Bua, ja freilich und hab auch sofort deiner Mutter geschrieben. Sie hat mir
zurückgeschrieben - darauf hab ich ihr wieder geschrieben und jetzt hat sie mir
geschrieben... (betrachtet ihn dabei von allen Seiten)
Peter:
… und jetzt hast du ihr wieder geschrieben…
Kathi:
Nicht mehr notwendig, denn sie kommt noch heute her.
Peter:
Sie kommt ? Ooochh!
Kathi:
Du hast mir geschrieben, dass sie für dich, für deine Wünsche so gar kein Verständnis
hat.
Peter:
Nicht das Geringste! Ich will und kann halt kein Bauer werden - ich mag net? Ich will mir
mein Leben so einrichten, wie ich es haben will und haben muss - sonst geh ich zugrund.
Kathi:
Was willst denn eigentlich werden? Vielleicht ein Friseur?
Peter:
Nein, aber meinetwegen ein Hausknecht, ein Kellner oder ein Koch.
Kathi:
Koch? Nein, du - da täten die Gäst sicher in der Suppen ein Haar finden.
Peter:
Hilf mir, Kathi-Tant. Du warst, wie ich ein Bub war, immer so gut zu mir, hast mich
gestreichelt, hast mir Zuckerln gekauft...
Kathi:
Zuckerln kann ich dir heut noch kaufen, aber streicheln - (fährt sich über das Haar) na, das
geht heut nimmer.
Peter:
Ich bin das einzige Kind meiner Mutter, da wird sie doch net haben wollen, dass ich
unglücklich werd. Diese Bauernwirtschaft interessiert mich so gar net!
Kathi:
Du bist genau so wie unsere Christl. Die will auch nix hören von Kuhstall, Saustall, sie
sagt, da tät s' lieber am Seil tanzen.
Peter:
Ist das die Tochter vom Haus?
Kathi:
Nein, sie ist die Nichte von unserem Bauern, ihre Leut haben sie zu uns geschickt, weil sie
hoffen, dass wir sie für die Bauernwirtschaft doch abrichten könnten.
Peter:
Eine sympathische Person.
Kathi:
Also, Peter, ich hab dir in meinem Brief versprochen, dass ich mit deiner Mutter reden
werde, dass du zu mir kommen willst, - na ja - da hat sie halt denkt, sie kommt auch her –
na ja - wir werden halt miteinander reden…
Peter:
Sie muss es doch einsehen! Glaubst, dass alles gut gehen wird?
Kathi:
Na ja - sag einmal, in welchem Monat bist denn du geboren?
Peter:
Am 6. August...
Kathi:
Dann bist du ein Löwe - schaust auch so aus.
Peter:
Tante Kathi, wenn du mir nicht hilfst, dann weiß ich net, was aus mir wird.
Kathi:
Was aus dir wird? Moment! (nimmt die Zeitung aus der Schürzentasche, liest) Hmhm, also
-“Sie haben eine aufregende Zeit zu erwarten, bewahren sie Ruhe und verlieren sie nicht
die Geduld!“ Hast gehört? Ruhe musst bewahren, steht in deinem Horoskop.
Peter:
Da soll ich Ruhe bewahren, wenn ich mein Leben net so einrichten darf wie ich will?
Kathi:
Und Geduld - musst haben.
Peter:
Ich hab aber keine mehr. Hab auch gar keine Idee, wie ich die Mutter herumkriegen könnt!
6
Kathi:
Peter:
Kathi:
Mit Geduld geht alles. Deine Mutter wird bald da sein und mit der werd zuerst ich reden.
Du gehst jetzt da hinein in mein Stüberl und wartest...
Ich dank dir schön, Kathi-Tante.
(während sie ihn in ihre Stube links hinten hinein schiebt) Ich bin zwar net deine richtige
Tante, bin nur die Cousine von deiner Mutter, aber ich hab sie gern wie eine Schwester
und dich hab ich auch gern... Darum werd ich dir auch helfen... (macht hinter ihm die Tür
zu) Ich werd dich schon zu Recht stutzen... bei die Haar fang ich an. (geht rechts ab)
5. Szene
Christl, Peter
Christl:
(von der Mitte) Der Horcher an der Wand hört seine eigene Schand. Es ist aber gar keine
Schand, wenn man sich in einem Saustall net wohl fühlt... Der Pudel da drinnen wird mir
sympathisch. Dem geht's wie mir. (klopft links hinten an die Tür) He, du, verwandte Seele,
komm ein bissel ausse.
Peter:
(kommt heraus) Ah, du bist es.
Christl:
Ja, ich bin's.
Peter:
Gell, du heißt Christl?
Christl:
Ja, und du Peter.
Peter:
Ja. Ich hab gehört, dass du dich, genau wie ich...
Christl:
(unterbricht ihn) Ich weiß, ich hab gehorcht.
Peter:
Ach sooo? Na dann - ja dann – hmhm…
Christl:
Hmhm, hmhm...
Peter:
Hast was gesagt?
Christl:
Ja... nein... sag einmal, hast du bei die Madeln Glück?
Peter:
Ja, freilich. Aber ich hab jetzt keine Zeit für so Dummheiten.
Christl:
Dummheiten? Zu uns Madeln sagst du Dummheiten? Sooo?
Peter:
Aber nein... ich mein... ich hab...
Christl:
Dummheiten! Ha!
Peter:
Sei doch net gleich so angerührt. Wenn du wüsstest, wie mir zumute ist, tät ich dir leid.
Christl:
Na ja, eigentlich... dir geht's auch net anders als mir. Ich soll mein ganzes Leben zwischen
Küh und Ochsen und Schweindln verbringen und spür's da drinnen (klopft sich auf die
Brust) ... ich bin zu was Höherem geboren.
Peter:
Zum Beispiel?
Christl:
Zu einer Postbeamtin... Kassiererin oder zu einer Hotelsekretärin! Das wär das
Interessanteste.
Peter:
Ja, da hast recht.
Christl:
Was möchtest denn du werden?
Peter:
Bankbeamter oder Kellner oder Hausierer, alles nur net Landwirt, Bauer, Ökonom.
Christl:
Haben deine Leut Geld?
Peter:
Meine Mutter hat einen sehr schönen Hof.
Christl:
Hast Geschwister?
Peter:
Nein, auch keinen Vatern mehr.
Christl:
Das ist zuwider. Ich hab wenigstens noch eine Schwester. Die kann den ganzen Krempel
daheim übernehmen und mich auszahlen.
Peter:
(seufzt schwer) Ach! Dann wieder... wenn ich net zuhaus bleiben will, kommt das ganze
Anwesen in fremde Händ…, das ist auch kein schöner Gedanke. Das Haus... die Wiesen,
wo mein Vater, mein Großvater schon als Kinder gespielt haben... und der Wald, in den
meine Großmutter schon Schwammerln gesucht hat... es ist net leicht... aber... na ja... ich
weiß mir keinen Rat.
7
Christl:
Peter:
Christl:
Peter:
Christl:
Peter:
Christl:
Peter:
Christl:
Peter:
Christl:
Peter:
Christl:
Peter:
Christl:
Peter:
Christl:
Peter:
Christl:
Peter:
Christl:
Peter:
Christl:
Peter:
Christl:
Peter:
Christl:
Peter:
Christl:
Ich auch net. Vielleicht wenn wir zwei miteinander nachdenken, fallt uns vielleicht doch
etwas ein, was uns hilft.
Möglich. Ich glaub, du bist ein gescheites Mädel.
Bestimmt.
Und du bist auch ein sehr hübsches Mädel.
Bestimmt.
Hast schon einen Bräutigam?
Nein.
Oder einen Burschen, den du gern hast?
Nein.
Net einmal ein kleines Gspusi?
Nein.
Du g'fallst mir immer besser.
Du g'fallst mir - (mustert ihn) – Na ja…
Christl, jetzt gibst mir ein Bussel.
Was fallt denn dir ein!
(will sie umarmen) Bist vielleicht eine Männerfeindin?
Momentan schon.
Ich werd dich kurieren. Komm her! (packt sie, will sie küssen)
(ringt mit ihm, packt ihn beim Haar und reißt ihm die Perücke vom Kopf, darüber ist sie
ganz entsetzt) Um Himmels Willen, ich hab ihm die Haar ausgerissen!
(greift nach der Perücke) Gib her, bevor wer kommt. (setzt sich die Perücke wieder auf)
(noch ganz erstaunt) Ich hab ihn skalpiert.
Sag's niemand! Vorläufig darf man das noch net wissen.
Du hast gar keinen Lockenwald am Schädel? Bist gar kein Gammler?
Nein, das ist nur ein abschreckendes Mittel für meine Mutter, damit sie glaubt und fürchtet,
ich geh so durch die Welt…
Die Matratzen im G'sicht ist auch net echt?
Nur angepickt.
Jööö, du bist doch ein Gaun... ein Gau... nein, ein Diplomat.
Das ist das letzte Mittel, mit dem ich meine Mutter schrecken kann. Wenn das net hilft,
weiß ich net was tun.
Die Perücken sitzt schief... Jegerl, es kommt wer. Geh schnell hinein... (schiebt ihn links
hinten ab)
6. Szene
Christl, Wieser, Leni, dann Kathi
Christl:
(nimmt schnell das Staubtuch auf und fährt damit über die Möbel) Ein interessanter Tag
heute, ein interessanter Mensch, der Talmi-Gammler.
Wieser: (kommt mit Leni durch die Mitte, trägt Lenis Koffer) Nur hereinspaziert, Frau Stadler, die
Kathi erwartet sie schon.
Leni:
Danke, Herr Wieser, sehr freundlich. Machts ihnen nix aus, dass ich ein paar Tage stören
werde?
Wieser: Von stören kann keine Rede sein. He, Christl, hol die Frau Kathi.
Christl:
Grüß Gott! (macht einen Knicks)
Leni:
Grüß Gott! Ah, ihr Töchterl?
8
Christl:
Wieser:
Leni:
Kathi:
Leni:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Leni:
Wieser:
Leni:
Kathi:
Leni:
Wieser:
Leni:
Wieser:
Leni:
Kathi:
Leni:
Wieser:
Leni:
Wieser:
Leni:
Wieser:
Leni:
Wieser:
Leni:
Kathi:
Wieser:
Nein, ich bin nur eine Nichte, der Onkel ist ein Hagestolz. (ruft rechts hinein) Frau Kathi,
bitte, Besuch ist da. (wischt über einen Stuhl) So, bitte, Platz zu nehmen. Ich will nicht
länger stören. (beim Abgehen zu sich) Ich geh auf meinen Horcherposten. (Mitte ab)
Ein kecker Fratz.
Na ja, die Jugend von heute, (seufzt)
(von rechts) Leni, da bist ja, grüß dich Gott. Freut mich, dass ich dich endlich wieder
einmal seh.
Ich auch, Kathi, grüß dich Gott. Der Herr Wieser war so freundlich und hat mich gleich
hereingeführt…
Ich hab ja gewusst zu wem die Frau Stadler will. Aber Sie werden müd und durstig sein,
Frau Stadler, ich werd gleich… einen Trunk…
Höhöhöhö! Herr Wieser! Frau Stadlerl Alle zwei per sie! Wo sind wir denn? In der
Großstadt? Nein, in Unterstein, Landleut unter sich, oder Martin, soll ich von jetzt an zu dir
Herr Chef sagen?
Na ja, aber ich kann doch net, die Frau Stadler…
Heißt Leni und der Wieserbauer hat's auch lieber, wenn du ihn mit „du,
Wieserbauer“anredest.
Mir wär's schon recht, wenn die Kathi meint…
Also dann… (reicht Leni die Hand) Grüß dich Gott, Leni!
Grüß dich Gott, Wieser!
So ist es gemütlicher. Jetzt setz dich her da...
(bemerkt die Schriften am Tisch) Ah, mir scheint, Wieser, du machst die Steuererklärung.
(räumt die Papiere weg in die Tischlade) Nein, viel was Unangenehmeres. Ich hab grad
zusamm gezählt, was ich das letzte halbe Jahr für Schaden gehabt hab vom Schneller
seiner Gemeinheit…
Ah, der Hotelier und Bürgermeister von Oberstein.
Du kennst ihn?
Der Franz, dein Knecht, der mich vom Bahnhof abgeholt hat, der hat mir alles erzählt, was
der Schneller für ein grauslicher Mensch ist.
Der schadet uns wo er kann.
Und da könnt ihr euch nicht revanchieren?
Wie denn?
(eifrig) Zum Beispiel... das kleine Wegerl, das zwischen deinem Wald und der großen
Wiesen durchführt und durch das man die Straßen ein bisserl abschneiden kann, da sind
net nur Spaziergänger gegangen, sondern sogar Autos drüber gefahren.
Schon wieder!
Dein Knecht ist brav die Straßen lang gefahren und die Fremden fahren über deinen
Besitz.
Das ärgert mich ja so … aber was soll ich denn machen?
Da fragst noch? Den Weg sperren. Wie mir dein Franz gesagt hat, steht eh dort ein Taferl
mit der Aufschrift: „Bis auf Widerruf gestatteter Durchgang“. Stimmt doch?
Ja, aber es ist schon ganz verwaschen und umgefallen ist es auch.
Macht nix. Vor Gericht gilt das verwaschene Taferl genau so wie ein tadelloses. Man kann
doch net nach jedem Wetter oder Schneesturm ein neues Taferl malen lassen.
Ist eh wahr.
Ja, aber was…. wie soll ich da was machen…?
9
Leni:
Wieser:
Leni:
Wieser:
Leni:
Wieser:
Leni:
Wieser:
Leni:
Kathi:
Wieser:
Kathi:
Wieser:
Ganz einfach. Links ist der Wald, rechts die Wiesen und das Wegerl ist die Grenze
dazwischen. Diese verschwindet über Nacht. Du brauchst nur die paar alten Fichten und
das Unterholz fällen und absägen lassen und damit den Weg versperren.
Und wenn die Leut dann direkt durch die Wiesen rennen?
Die paar Bäume haben Äste genug, davon machst einen Zaun.
Is wahr!
Und dann hat mir der Franz gesagt, dass dem Schneller seine Sommergäste alle in
deinem Teich baden. Sie liegen dort auf der Wiesen.
Das ärgert mich schon lang. Immer schwimmen dort ein paar herum und die Kinder
machen mir dort eine Wirtschaft...
Erlaub's net mehr.
Ich kann doch keinen Posten hinstellen und soll ich mich immer mit die Leut herumzanken
und herumstreiten…
Auch das geht ganz einfach. Du und alle anderen Bauern im Dorf werden von nun an alle
Tag dort ihre Rösser baden und rund um den Teich die Misthaufen abladen.
Das ist eine Idee! Die wird preisgekrönt!
Du hast recht! So geht's! Wie du mir, so ich dir. Wir haben genug Ärger gehabt mit dem
Schneller und seinen Sommergästen, jetzt sollen sich die auch einmal über uns ärgern.
Geh gleich zu die andern alle. Sie sollen dir helfen.
Mach ich. Wenn wir alle zusammen helfen, dann ist alles bald geschehen. Dank schön,
Frau Leni! (Mitte ab)
7. Szene
Kathi, Leni, dann Peter
Kathi:
Dass mir das net selber eingefallen ist!
Leni:
Das ist meist so. Selber kann man sich net helfen und für die anderen hat man gleich
einen guten Tipp.
Kathi:
Tipp! Einen Dippel… wär auch net schlecht, wenn ich dem Schneller hauen könnt.
Leni:
Und jetzt zu meiner Sache, Kathi. Du hast mir den Brief geschickt, den dir mein Bua
geschrieben hat. Er kommt zu dir, steht drinnen. Wann kommt er? Wann? Wann?
Kathi:
Langsam, langsam! Bei wichtigen Sachen muss man sich nach seinem Horoskop richten.
Du bist ein Zwilling, gell?
Leni:
Ich? Keine Idee! Ich hab überhaupt keine Geschwister.
Kathi:
(zieht die Zeitung aus der Schürzentasche) Du bist ein Zwilling...
Leni:
Das muss doch ich besser wissen als du.
Kathi:
Lass mich ausreden. Du bist im Juni geboren (zeigt auf die Zeitung) ... im Zeichen des
Sternbildes Zwilling. Verstehst mich net?
Leni:
Was meinst?
Kathi:
Hast denn noch nix von einem Horoskop gehört?
Leni:
Ah so? Ja, ja, aber es hat mich nie interessiert.
Kathi:
Mich schon. Das musst jede Woche lesen und dich danach richten. Horch zu… (liest vor)
„Früher begangene Fehler machen sich jetzt bemerkbar. Wenn sie jetzt einiges Geschick
zeigen, können sie Ungelegenheiten aus dem Weg gehen.“
Leni:
Versteh ich net.
Kathi:
Ist doch klar. Geschickt musst es anfangen... und dann „In der Liebe gibt es
Überraschungen.“ Was sagst? In der Liebe!!!
Leni:
Phhh! An so was denk ich gar net.
Kathi:
Gibt's denn das auch? Um zwei Jahr bin ich älter als du, aber ich träum immer noch von
der Liebe!
10
Leni:
Kathi:
Leni:
Kathi:
Leni:
Kathi:
Leni:
Kathi:
Leni:
Kathi:
Leni:
Kathi:
Leni:
Kathi:
Leni:
Kathi:
Leni:
Kathi:
Leni:
Kathi:
Leni:
Peter:
Leni:
Peter:
Leni:
Kathi:
Peter:
Leni:
Peter:
Leni:
Träumen kannst davon, das ist net gefährlich.
Ich wart nur drauf, dass endlich in meinem Horoskop… dass ich endlich dran komm... oh
weh...
Was tut dir denn weh?
Mein rechter Eckzahn ist mir abgesplittert und wenn ich net aufpass', beiss' ich mich in die
Lippen.
Da musst zum Zahnarzt.
Ja, ich muss bald in die Stadt fahren.
Ich bitte dich, Kathi, reden wir endlich von meinen Sorgen. Ich kann mich momentan für
gar nix anderes interessieren, als für meinen Buben. Durchgegangen ist er mir... ich weiß
net, wo er ist... was er macht...
Moment. Er will net Bauer werden, hat er mir gesagt... ah, geschrieben. Warum tust ihm
denn net seinen Willen?
Ich kann das net verstehen. Diesen schönen Hof will er net übernehmen. Jetzt ist er 20
Jahre, könnt schon selber regieren, anschaffen…
In seinem Horoskop steht aber, dass in seinem Leben ein großer Umschwung eintreten
wird...
Umschwung... vielleicht kommt er auf Abwege, zigeunert durch die Welt, als Bettler... hat
Hunger und Durst... ich kann net mehr! Ich bin fertig! Mein einziges Kind hat mich
verlassen und ich weiß net wo er ist.
Du musst dich halt mit dem Buben unterhalten... fragen, wie er sich seine Zukunft
überhaupt vorstellt... vielleicht kommt er mit der Zeit drauf, dass er doch die Wirtschaft
übernehmen will... oder er erreicht was anderes. Reden musst mit ihm. Net nur immer
verbieten und schimpfen... nein in Ruhe aussprechen.
Wann denn? Wie denn? Wo denn? Vielleicht liegt er schon wo in einem Straßengraben
oder sitzt im Arrest, weil er ein Stückl Brot gestohlen hat.
Denk net immer das Ärgste.
Ein halbes Jahr hab ich ihn nimmer gesehen, wer weiß, wie er jetzt ausschaut.
Kann sein, er schaut jetzt ein bissel anders aus.
Ich bin verzweifelt!
Versprich mir, dass du ihn ruhig anhören wirst, dass du ihm hilfst, sein Leben so
einzurichten, wie er es gerne leben will ... versprich mir's...
Ja, freilich... aber wie soll ich denn mit ihm reden, wenn er mir davon ist. Wenn ich net
weiß, wo er ist. Wo ist er denn? Wo? Wo? Wo?
(zeigt nach links) Da drinnen!
(springt auf) Haaa!!!
(kommt von links heraus) Mutter!
(weicht entsetzt zurück) Haaa! Wer... wer ist denn der da?!
Mutter kennst mich net?
(winkt)
Achtung, jetzt fallt sie in Ohnmacht!
Mutter!
Nein... nein… das ist… (schreit ihn plötzlich an) Lausbua, sofort gehst zum Bader und
lasst dich abscheren.
Ist das alles, was du mir zu sagen hast?
Nein! Sag niemand, dass du mein Bua bist, diese Schand tät ich net ertragen. Komm mir
erst unter die Augen bis du wieder ausschaust wie ein anständiger Mensch.
11
Peter:
Kathi:
Leni:
Kathi:
Leni:
Kathi:
Leni:
(wird auch wild) Ach so, jetzt bin ich unanständig!? Dann Adieu, Mutter! Pfüat ihna, Frau
Stadle. (schnell Mitte ab)
Peter, bleib da! Jessas, was man mit der Verwandtschaft für Sorgen hat. Wer weiß, wo der
Bua jetzt hinrennt... Leni... komm zu dir denk ans Horoskop... Geduld musst haben
Geduld.
Ich bin ganz hin vor Schreck und Kränkung.
Der Bua ist auch gekränkt... (schaut Mitte hinaus) Peter? Bist da? Weg ist er.
Ich bin jetzt ganz schwach, ich spür meine Füß nimmer... ich bitte dich nur um eines, sag
niemand, dass der Bua… der Bua... m e i n Bua ist... sag überhaupt niemand, dass ich
überhaupt einen Sohn hab. Ich bitt dich...
Ja, ja, beruhig dich… komm in meine Stuben, ich hab dir ein Bett hergerichtet.. leg dich
ein bisserl nieder…
(während sie mit Kathi, die auch den Koffer trägt, nach links geht) Wie er ausschaut… oh
weh,. o der Schreck...
Na, na, … ein paar Haar mehr oder weniger ist auch schon egal. (mit Leni links hinten ab)
Kathi:
8. Szene
Peter, Christl, dann Kathi, Wieser, Rammel
Christl:
(schaut Mitte herein) Die Luft ist rein. Schnell, konmm. (zieht Peter herein) Pscht! Da ist
meine Kammer. Da drinnen wartest auf mich, ich bring dir was zu essen…
Peter:
Dank dir schön, Christl, aber ich hab ja ein Zimmer im Hotel Schneller in Oberstein.
(unterhalten sich bei der offenen Tür links vorne)
Christl:
Hast du denn so viel Geld, dass du dir ein Hotel leisten kannst?
Peter:
Ich verdien' ja sehr schön beim Film.
Christl:
Du bist ein Filmschauspieler?
Peter:
Naja, bei der Statisterie. Da hab ich ja auch die Gammler- Verkleidung her.
Christl:
Interessant! Da musst mir jeden Abend davon erzählen.
Peter:
Gern, wenn ich Gelegenheit dazu hab…
Christl:
Pass auf... da drinnen ist mein Stüberl... das Fenster hat ein Gitter, das kann ich mit einem
Riegel aufmachen.... jeden Abend mach ich jetzt den Riegel auf, du schiebst das Gitter
weg und steigst ein.
Peter:
Eine neue Art des Fensterlns. Ich bin meist um 5 Uhr in München fertig, mit dem Motorrad
bin ich bald in Unterstein, komm fensterln und dann fahr ich in mein Hotel…
Christl:
Ein Motorrad hast auch schon?
Peter:
Ein Kollege hat sich ein Auto gekauft und hat mir sein Motorrad verkauft… auf Abzahlen.
Christl:
Du bist tüchtig, du wirst sicher auch mir helfen können… mir raten können…
Peter:
Ja, Christl, wir schaffen's! (will sie umarmen)
Christl:
Öha, vorläufig sind wir nur geschäftlich miteinander verbunden.
Peter:
Ein unschuldiges Busserl…
Christl:
Pst! Es kommt wer, geh rein... rühr dich net… (schiebt ihn in ihre Kammer und spricht
noch hinein) Und über das Busserl reden wir nächste Wochen weiter. (schließt die Tür)
Und wenn mir gar nix Gescheiteres einfallt, geh ich auch zum Theater.
Kathi:
Ich hab ihr einen kalten Umschlag auf die Stirn gegeben, der wird ihr die Hitzen nehmen.
Christl:
Frau Kathi, ich hab in der großen Stuben schon alles hergerichtet zum Essen. Die Leut
warten schon auf die Suppen.
Kathi:
Komm schon... gleich richt ich's Essen an...
Wieser: (kommt sehr aufgeräumt von der Mitte) Alle helfen zusammen, noch heute fangen wir an,
der Lehner, der Eder, alle, alle. Der Rammel soll da im Haus sein. Hast ihn gesehen,
Kathi?
12
Kathi:
Rammel:
Kathi:
Wieser:
Rammel:
Wieser:
Rammel:
Wieser:
Rammel:
Wieser:
Rammel:
Wieser:
Kathi:
Rammel:
Vorhang
Ah ja, auf den hab ich ganz vergessen, der sitzt neben der Kuchl im Speiskammerl... (ruft
rechts hinein) Rammel, bist noch da?
(innen) Ja, ich bin da!
Komm raus!
Der Rat von der Frau Leni ist prima! Alle sind begeistert. Mit dein Holzschlagen fangen wir
sofort an, alle Knecht, alle Dirndln, alle helfen mit.
(kommt von rechts)
Du auch, Rammel?
Mit was?
Dem Hotelier, dem Bürgermeister Schneller werden wir es schon zeigen. Dem tun wir jetzt
auch was an!
Da bin ich dabei! Bravo! Was machen wir denn?
Seine Gäste werden nimmer über meine Wiesen rennen, nicht mehr in meinem Teich
baden… der Weg wird verrammelt… der Teich wird verrammelt…
Da tu ich, auch mit. Ich geh gar net mehr heim zum Mittagessen, ich fang gleich mit der
Arbeit an.
Brav, Rammel...
Auf den Rammel kann man sich verlassen. Aber bevor du mit der Arbeit anfangst, iß doch
noch ein Stückl vom Apfelstrudel.
(hält sich den Magen) Is keiner mehr da!
13