3 - Die Novum

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3 - Die Novum
DIE NOVUM
Jeden Mittwoch für Mittweida
7. Ausgabe
24. April 2013
Nachfrage zu hoch
Novum am Donnerstag
„Produktives Lernen“ soll die Schulabbrecherquote senken. Mit Motivation und Praxiserfahrung zum Hauptschulabschluss. – Seite 3
Masterstudienplätze sind begehrter als von der
Regierung angenommen. Forscher fürchten
nun Engpässe an den Hochschulen. – Seite 4
Am 1. Mai ist Feiertag, auch für Die Novum.
Darum gibt‘s die nächste Ausgabe einen Tag
später in den Briefkästen.
Marie-Luis Langfeld
Nützliches Lernprojekt
Stadttor mit ungewisser Zukunft
Unbekannter ersteigert Mittweidaer Bahnhofsgebäude
W
as wird aus dem Mittweidaer
Bahnhofsgebäude? Die Stadtverwaltung hatte vor Kurzem noch
gehoff t, eigene konkrete Pläne für die
Nutzung entwickeln zu können. Nun
kann sie nicht einmal beeinflussen,
was mit der Immobilie geschehen soll.
Vergangene Woche wurde das Gebäude im Berliner Auktionshaus
„Karhausen“ versteigert. Eigentümer
war bis dahin ein Luxemburger Konsortium. Der international agierende
Immobilienfonds besaß bereits mehrere ehemalige Empfangsgebäude der
Deutschen Bahn. „Ein ernsthaftes Interesse, eines dieser Gebäude richtig zu
entwickeln, bestand bei ihm wohl nie
wirklich“, erklärt Sebastian Killisch,
Fachbereichsleiter für Bau und Ordnung in Mittweida. Er vermutet außerdem, dass der Standort Mittweida
nicht erfolgversprechend genug war.
Ein Angebot des damaligen Eigentümers, die Immobilie für 70.000 Euro
an die Stadt zu verkaufen, war der
Stadtverwaltung zu teuer. Stattdessen
entschieden sich die Verantwortlichen
im Rathaus dafür, den Oberbürgermeister Matthias Damm telefonisch
an der darauf folgenden Versteigerung
des Gebäudes teilnehmen zu lassen.
Der preisliche Unterschied ist enorm:
Das Mindestgebot lag nach Informationen von Anke Kluge, Fachbereichsleiterin für Finanzen, bei lediglich
6.000 Euro.
Der Stadt wäre es zu Gute gekommen,
wenn das Eingangstor Mittweidas
in die Hände eines lokal oder regional ansässigen Investors mit sicheren
Nutzungsabsichten gegangen wäre.
Deshalb besorgten sich die Verantwortlichen Unterstützung für die Versteigerung: Die Stadt trat in Kontakt
mit der Cotesa GmbH in Mittweida.
Die Firma will in einige Gebäude im
Gebiet der Bahnhofsstraße investieren. Abgestimmt mit der Stadtverwaltung, nahm sie ebenfalls an der Auktion teil. Doch selbst diese scheinbar
sichere Taktik ging am Tag der Versteigerung nicht auf: Beide wurden
von einem weiteren Teilnehmer stets
überboten. Der ersteigerte die Immobilie für 47.000 Euro. „Die Stadtverwaltung empfand eine Summe
über 20.000 Euro als unverhältnismäßig“, wie Kluge erklärt. Bisher
liegen keine Informationen über die
Pläne des Unbekannten vor. Gefährlich für die Stadt, denn gerade bei
Immobilienversteigerungen herrscht
ein hohes Risiko, wie Killisch erklärt:
„Der schlimmste Fall ist der, dass ein
Spekulant das Gebäude kauft, der das
Objekt verfallen lässt.“ Solche Spekulanten hoffen meist, das Gebäude
später zu einem weitaus höheren Preis
weiterverkaufen zu können. Nicht
selten führen diese Fälle zu Zwangsmaßnahmen des Ordnungsamtes und
letztendlich zum Abriss des gesamten
Gebäudes.
Ein verfallenes Bauwerk würde darüber hinaus auch nicht zur Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes passen,
die aktuell von der Stadt geplant wird.
So soll das dortige Wohngebiet ansprechender gestaltet und ein Aushängeschild für Mittweida werden.
Was der neue Eigentümer vor hat, weiß
im Moment niemand: Eine ShoppingMall mit Restaurants wie im Leipziger
Hauptbahnhof? Darüber kann man
aktuell nur spekulieren. Angesichts
der hohen Summe, die der Bieter für
die Immobilie bot, stehen die Chancen
nicht schlecht, dass er tatsächlich sinnvolle Absichten für die Nutzung hat.
Fest steht aber, dass die Stadtverwaltung sich die Versteigerung einfacher
vorgestellt haben dürfte.
Nun sind einige Betroffene verunsichert. „Ich finde das Ganze sehr kurios und habe nun Angst um meinen
Arbeitsplatz“, erklärt Karin Grundmann, die im Bahnhofsgebäude am
Infoterminal arbeitet. Sie wünscht
sich, dass wieder mehr Läden im
Gebäude eingerichtet werden. Das
würde die Immobilie wieder beleben.
Grundmanns Beobachtungen zufolge
schreckt das heruntergekommene Gebäude schon jetzt ab: „Reisende lösen
ihre Fahrkarten schließlich am Automaten und vermeiden es bewusst, den
Innenbereich zu nutzen.“
Solange der Besitzer seine Planungen
nicht vorstellt, liegt die Zukunft des
Gebäudes jedoch im Unklaren. Bis
dahin können die Verantwortlichen
im Rathaus von Mittweida nur warten – oder wie Sebastian Killisch es
formuliert: „Es bleibt also offen und
spannend.“
Clemens Leisegang
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Die Novum
Politik und Wirtschaft
24. April 2013
Wozu Banken, wenn wir Internet haben?
Bitcoins: Die neue Cyber-Währung
ls Gold der Dummen und der
Nerds galt lange der Bitcoin. Nun
wird er konvertierbar: Ein kanadischer
Geschäftsmann hat angekündigt, auf
Zypern den ersten Automaten aufzustellen, um den wankenden Euro in
Bitcoins tauschen zu können.
Bitcoins (BTC) sind eine Währung,
jedoch keine mit Münzen und Geldscheinen. Sie existiert nur im Internet und wird von keiner Zentralbank
ausgegeben, sondern von der BitcoinSoftware verteilt. Der Coin entsteht,
wenn Computer komplexe Berechnungen ausführen. Je höher die dabei
vom Computer zur Verfügung gestellte Leistung, umso höher die Zahl
der verdienten BTCs. Diese werden
dann dem privaten, anonymen Konto
gutgeschrieben. Die Menge aller sich
auf dem Markt befindlichen Bitcoins
ist auf 21 Millionen beschränkt. Der
BTC gilt bei all jenen als Zahlungsmittel, die ihn akzeptieren. Wird er
von niemandem mehr akzeptiert,
sinkt sein Wert auf Null.
Anfänglich konnte noch jeder an seinem heimischen Rechner Bitcoins
schürfen, inzwischen ist das nur noch
mit Hochleistungsrechnern rentabel.
Als Erfinder gilt Satoshi Nakamoto,
vermutlich ein Pseudonym für eine
Gruppe von Entwicklern. Das 2008
von Nakamoto hervorgebrachte Kon-
Alexander Heidel
A
Mit dem richtigen Hochleistungsrechner kann jeder Geld erzeugen – Bitcoins machen es möglich.
zept sieht ein anonymes Zahlungsmittel
für das Internet vor, das Systeme wie
Paypal überflüssig macht. Nach einer
Berg- und Talfahrt der letzten Jahre,
schien im März 2013 der Durchbruch
gelungen zu sein: Ein BTC erreichte einen Wert von 200 Euro, erste
Restaurants akzeptierten die einstige
Nerd-Währung als Zahlungsmittel.
Es war erstmals möglich, in einer Pizzeria in Herford bei Bielefeld seine
Rechnung in Bitcoins zu begleichen.
Der entsprechende Betrag wurde on-
line abgebucht. Herford ist zudem Sitz
der größten Bitcoin-Börse Europas.
Die Größte der Welt sitzt in Tokio, wo
täglich bis zu 400.000 Coins gehandelt werden. Um mit BTC zu handeln,
muss lediglich ein Programm installiert werden. Die Angabe persönlicher
Daten ist nicht notwendig. Anschließend hat der Nutzer die Möglichkeit,
an einer der vielen Bitcoin-Börsen zu
kaufen oder zu verkaufen. Wie am
herkömmlichen Börsenmarkt wird
durch diesen Handel der Wert be-
stimmt. Als der Bitcoin vergangenen
Donnerstag einen Rekordwert von
266 Euro erreichte, verstummten die
Kritiker. Die Finanzwelt blickte gebannt auf diese Unbekannte, die plötzlich die Münze und den Geldschein zu
bedrohen schien. Niemand rechnete
mit dem 12. April 2013, dem „schwarzen Freitag“ der Cyber-Währung. Binnen weniger Stunden brach an diesem
Tag der BTC auf unter 100 Euro ein.
Unzählige Spekulanten verloren tausende Euro. Der deutsche Finanzsektor sah sich bestätigt und winkte ab:
„Bitcoin ist für uns nicht einmal
theoretisch ein Thema, geschäftlich
nicht und es wird auch nicht diskutiert“, kommentierte eine Sprecherin
des bayrischen Sparkassenverbandes
den Einsturz. Am Ende ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Zyprer
um ihren neuen Bitcoin-Automaten
scharen werden, eher gering. Doch es
bleibt ein fader Beigeschmack. Denn
laut Dave Fisher, Investmentanalyst
aus den USA, „ist es kein Zufall, dass
der Höhenflug des Bitcoin in jenen Tagen einsetzte, als die Krise auf Zypern
hochkochte“. Die Menschen scheinen
inzwischen dazu bereit, ihr Geld lieber
einem Computer anzuvertrauen als
einer Bank, die über Nacht die Türen
schließen könnte.
Thomas Kraftschenko
Der kleine Mann soll nicht mehr zocken
Ein Kommentar von Florian Barth
K
ein Studium, keine Ausbildung
und auch kein Schulabschluss
wird gebraucht: Jeder kann zocken,
wenn er es nur will. Leerverkäufe,
Spekulationen und auch Rohstoffhandel sind durch einen Klick vom
Küchentisch aus möglich. Durch
einen schnellen Download von Börsenprogrammen wie „plus500“ aus
dem Internet kann sich jeder Kleinbürger mit den großen Managern
in Frankfurt und London messen.
Beim Download des Programms erhält jeder User einen Gratis-Bonus
von 25 Euro – das ist für den Kleinanleger natürlich sehr reizend. Darüber hinaus hat der Softwareentwickler seinen Hauptsitz in der
City of London.
Ein weiterer Vorteil für jeden, der
gern im großen Stil Poker spielen
möchte. Doch nun startet die SPD
den Wahlkampf und geht gegen ihr
Umfragetief vor – mittels scharfer
Kritik an den „Auswüchsen der in-
ternationalen Finanzmärkte“. Die
Partei will dem entfesselten Kapitalismus Spielregeln vorgeben – das
heißt Leerverkäufe verbieten.
Diese werden oft als Ursache für die
europäische Schuldenkrise benannt.
Die Spekulationen gegen Staaten
sollen eingedämmt werden. Leerverkäufe sind ein Instrument, mit dem
Marktteilnehmer wie HedgefondsManager auf fallende Kurse wetten
können: Sie verkaufen Papiere, die
sie nicht besitzen, sondern nur geliehen haben und kaufen sie erst später
ein, wenn der Kurs gesunken ist. Die
Differenz zwischen altem und neuem Preis ist ihr Gewinn.
Besonders in der Krise verstärkt das
den Abwärtstrend an Anleihemärkten. Ein gutes Wahlkampfthema in
Zeiten der Schuldenkrise in Europa.
Laut der SPD sollen Finanzwerkzeuge wie Leerverkäufe und Spekulationen mit Nahrungsmitteln besser
reguliert oder ganz verboten wer-
den. Doch ein Verbot in Deutschland würde rein gar nichts an der
europäischen Situation ändern.
Wenn hierzulande der Deutschen
Bank das Spekulationsgeschäft
verboten würde, verlagert sich das
Geschäft einfach in die Londoner
City. Der einzige, der unter einem
Verbot leiden würde, ist der Zocker am heimischen Küchentisch
mit seinen 25 Euro Startguthaben.
Die sinnvollste Regelung wäre die
Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Eingeführt wurde diese
bisher nur in Frankreich und Italien. Europa will mit dieser Steuer
auf Banken- und Börsengeschäfte
Zocker und Spekulanten abschrecken. Zum Januar 2014 soll es in der
gesamten Währungsunion losgehen.
Geredet wird von dieser Einführung seit dem 28. September 2011.
An diesem Tag stellte der Präsident
der Europäischen Kommission einen Gesetzentwurf zur Einführung
einer Finanztransaktionssteuer in
der EU vor. Doch in Deutschland
gab es in den letzten Jahren unter
der schwarz-gelben Koalition kein
Vorankommen. Also ein gefundenes
Fressen für Peer Steinbrück, um auf
Stimmenfang zu gehen.
Doch nun hat die britische Regierung beim Europäischen Gerichtshof Klage gegen die geplante Finanztransaktionssteuer eingereicht –
die Angst ist groß, dass London den
Status als Finanzmetropole verliert.
Das Bankenviertel in London hat
seine eigenen Gesetze, ihre Manager
und Zocker handeln mit Wertpapieren jeder Kategorie über alle Grenzen hinweg. Kein Gericht kann sie
belangen, keine Regierung ihre Geschäfte einschränken, auch die eigene nicht. Deshalb ist die Vorfreude
der Politik auf die Einführung der
Finanztransaktionssteuer 2014 nur
mit einem resignierten Lächeln hinzunehmen.
24. April 2013
Hintergrund
Die Novum
3
Schlusslicht Sachsen
Alexander Heidel
Politik handelt endlich: Pilotprojekt soll hohe Schulabbrecherzahlen im Freistaat senken
S
chule ist uncool – jedenfalls
glauben das in Sachsen fast zehn
Prozent aller Schüler und brechen
die Schule vorzeitig ab. Damit liegt
Sachsen, laut Bildungsmonitor 2012,
auf Platz 14 von 16 im DeutschlandRanking. Nur Sachsen-Anhalt und
Mecklenburg-Vorpommern sind noch
schlechter.
Die Gründe für einen Abbruch sind
vielseitig: Lernschwierigkeiten, soziale Probleme, Orientierungslosigkeit,
mangelnde Motivation und Unterstützung. Doch das fünfjährige Pilotprojekt „Produktives Lernen“ (PL) soll
der hohen Schulabbrecherquote entgegenwirken. Dabei sollen Motivation
und Orientierung gezielt gefördert
werden.
Praxisnahe Bildung
Das Projekt verbindet Unterricht mit
praktischen Tätigkeiten. Pro Jahr darf
jeder Schüler, der an dem Programm
teilnimmt, in drei verschiedenen Unternehmen seine Stärken unter Beweis
stellen und seine Interessen finden. An
drei Tagen in der Woche arbeiten die
Schüler im Betrieb, die restlichen zwei
Tage sind für Unterricht vorgesehen.
Die Praxisarbeit soll den Jugendlichen vor Augen führen, dass Fächer
wie Mathematik, Naturwissenschaften und Deutsch für das Berufsleben wichtig sind. Der Unterschied
zwischen „Produktivem Lernen“ und
normalem Schulalltag: Nicht nur
fachliche Kenntnisse werden vermittelt, sondern mittels Praktika auch
für die Praxis erforderliches Wissen.
Der Realschullehrer und Projektteilnehmer Hans Hauser von der
1. Mittelschule in Hoyerswerda weiß:
„Pädagogen, Eltern und Schüler sehen
und begreifen dieses Projekt als letzte
Chance, den Hauptschulabschluss zu
erlangen“. Schüler seien dankbar und
engagiert.
Speziell ausgebildete Pädagogen
Die Lerngruppen werden von speziell
geschultem Personal begleitet. So können Lehrer gezielt auf schulische und
außerschulische Probleme eingehen.
„Trotzdem sind Disziplin, Durchsetzungsbereitschaft, Respekt und Zielstrebigkeit wichtig für die Teilnahme
an diesem Bildungsprogramm“, sagt
Ulrich Urmann, Lehrer für „Produktives Lernen“ an der Georg-WeerthMittelschule in Chemnitz. Denn
Schüler mit „Null Bock“ kämen auch
hier nicht weiter.
Prinzipiell kann jeder Lehrer PL vermitteln, doch „kann das Programm
nur erfolgreich sein, wenn die beteiligten Lehrer umdenken, da ‚Produktives
Lernen‘ ein anderes Selbstverständnis
und ein anderers pädagogisches Handeln erfordert“, erklärt Ingrid Böhm,
Diplom-Sozialpädagogin und Gründerin des Projekts. PL-Lehrer werden
durch ein Weiterbildungsstudium
ausgebildet.
Das Projekt wurde 1991 unter dem
Namen „IPLE“ – Institut für Produktives Lernen in Europa – von der Diplom-Pädagogin Ingrid Böhm, Prof.
Dr. Jens Schneider und ihrem Team
an einer Berliner Hochschule ins Le-
ben gerufen. Heute gehören 15 europäische Länder zu dem Netzwerk. In
Finnland, Spanien und Litauen sind
die Modelle nahezu identisch mit
dem deutschen. Hierzulande nehmen mehr als 90 Schulen in sieben
Bundesländern an dem Bildungsprogramm teil. Sachsenweit sind sieben
Mittelschulen in Dresden, Chemnitz
und Leipzig, sowie Hoyerswerda,
Plauen und Döbeln Standorte für das
alternative Bildungsangebot. Jetzt soll
noch eine achte Schule in Leipzig in
das Programm aufgenommen werden.
Das Modell wurde in achten und
neunten Klassen der Mittelschulen
eingeführt. In einer Lerngruppe befinden sich 20 Schüler, die von zwei
PL-Lehrern betreut und unterrichtet
werden. Allerdings „schaff t das Zusammenführen abschlussgefährdeter
Schüler nicht immer ein gutes Lernklima und der Unterricht ist von den
üblichen Störungen geprägt“, erzählt
Urmann. Trotz allen Schwierigkeiten
konnten laut IPLE mehr als 80 Prozent der gefährdeten Schüler ihren
Abschluss somit erreichen.
Gezielte Berufswahl
Das Projekt wird nicht aus Prinzip jedem Schüler, der selten zum Unterricht
erscheint, aufgebunden, sondern auch
hier ist Eigeninitiative gefragt. „Eine
schriftliche Bewerbung sowie ein anschließendes Bewerbungsgespräch ist
erforderlich“, erzählt Hans Hauser,
„bei Aufnahme folgt sogar eine
sechswöchige Orientierungsphase.“
Von dem Projekt profitieren nicht
nur Mittelschulen und Schüler. Auch
Betriebe, die Praktikumsplätze zur
Verfügung stellen, haben langfristig
gesehen Vorteile. Die Schüler lernen
während ihrer Schulzeit das Berufsleben kennen und können sich frühzeitig orientieren, ob sie in Pflege-,
Handwerksberufen oder im Verkauf
tätig werden wollen. Die meisten
Schüler wissen daher schon vor ihrem
Abschluss, welche berufliche Richtung sie einschlagen wollen. Somit ist
die Wahrscheinlichkeit geringer, dass
sich Auszubildende umentscheiden
und ihre Lehre abbrechen. Generell
sind die Arbeitgeber sehr zufrieden
mit den Schülern. „Oftmals ist das
Auftreten der Schüler am Praxisplatz
völlig entgegengesetzt zu ihren schulischen Bemühungen“, sagt Lehrer
Urmann. Viele Schüler erhielten nach
ihrem Abschluss einen Ausbildungsplatz von den Firmen, bei denen sie
ihr Praktikum absolvierten.
„Mit diesem Konzept können wir die
Zahl der Schüler ohne Abschluss weiter senken“, erklärt Kultusministerin
Brunhild Kurth. Die Leistungsbereitschaft der schwächeren Schüler müsse gesteigert und das Lernen wieder
schmackhaft gemacht werden. „Gerade in Zeiten des Fachkräftebedarfs
ist es wichtig, dass wir die Schüler mit
einem Abschluss optimal auf das Berufsleben vorbereiten“, so Kurth.
Das Pilotprojekt läuft noch bis Juli
2014 – danach soll der Schulversuch
„Produktives Lernen” dauerhaft im
Sächsischen Schulsystem verankert
werden.
Kateryna Anikina, Kitty Kalkbrenner
4
Hochschule und Wissenschaft
Die Novum
24. April 2013
Können wir das noch mastern?
Mangel an Masterstudienplätzen: Regierung und Forscher sind geteilter Meinung
berfüllte Vorlesungssäle und immer mehr abgelehnte Bewerbungen, dies prophezeit das Centrum für
Hochschulentwicklung (CHE) aufgrund seiner neuesten Berechnungen.
Der Andrang auf Masterstudienplätze
wächst stetig – und wird sich wohl
auch in den kommenden Jahren kaum
verringern. Beim CHE läuten deshalb
die Alarmglocken.
Die seit 1999 laufende Vereinheitlichung des europäischen Hochschulsystems hat einige Mängel. So stufen
deutsche Studenten laut Bildungsbericht der Regierung Bachelorabschlüsse als ungenügend für eine Karriere
ein. Der Bachelor wird im Berufsleben
noch heute dem Diplom untergeordnet. Durch die fehlende Vertiefung
der Studieninhalte sehen sich immer
mehr Studenten gezwungen, unmittelbar an ihren Bachelor einen Masterabschluss anzuhängen. Die Folge
ist ein hoher Andrang auf die Studienplätze, der bei der Planung des neuen
Hochschulsystems nicht einkalkuliert
wurde. Die Schröder-Regierung ging
davon aus, dass von 100 Bachelorstudenten nur 30 bis 35 einen Masterstudiengang belegen. Tatsächlich waren
es aber bereits 2012 circa 75 Prozent
aller Studierenden. Bekommt also
Alexander Heidel
Ü
Ach du dickes Ei! Unerwarteter Andrang auf Masterstudienplätze erfordert Umdenken der Poliltik.
beinahe jeder zweite Masterinteressent keinen Studienplatz? Das CHE
bejaht diese Aussage. „Gegenüber den
bisher vom Hochschulpakt eingeplanten Masterstudienplätzen könnten allein im Spitzenjahr 2016 rechnerisch
36.000 Bachelorabsolvierende auf den
Beginn des Masterstudiums verzichten
müssen“, erklärte der Geschäftsführer
Professor Dr. Frank Ziegele in einer
Pressemitteilung. Der offizielle Bildungsbericht des vergangenen Jahres
hält dagegen: „Engpässe in der Verfügbarkeit von Masterstudienplätzen
gab es bislang noch nicht, sodass 86
Prozent (Fachhochschule) beziehungsweise 90 Prozent (Universität) der Bachelors das gewünschte Fach an der
gewünschten Hochschule studieren
konnten.”
Zahlreiche Universitäten weisen auf
die Abhängigkeit von der Beliebtheit
der Studiengänge hin. So wurden auch
an der Hochschule Mittweida starke
Unterschiede bemerkt. Studiendekan
Professor Steffen Weißmantel bemerkt
für den Masterstudiengang Lasertechnik: „Der Andrang auf den neuen
Masterstudiengang fällt eher bescheiden aus. 2011 hatten wir zum Beispiel
um die zehn Bewerber, gekommen
ist aber nur einer. Zurzeit haben wir
sieben Masterstudenten, obwohl wir
durchaus größere Kapazitäten zur Verfügung haben.” Anders sieht es jedoch
bei den Masterstudiengängen an den
Fakultäten Maschinenbau und Medien aus. „Wir arbeiten zurzeit an unserer Kapazitätsgrenze, was das Personal
und die Räumlichkeiten anbelangt“,
so Studiendekan Professor Andreas
Wrobel-Leipold über den Masterstudiengang „Information and Communication Science“. „Wir überlegen,
deshalb Zugangsbeschränkungen einzuführen.”
Die Nachfrage nach einem Masterstudium ist neben der Studienrichtung auch stark abhängig von
der Arbeitsmarktssituation, wie das
CHE einräumt. So wurde festgestellt,
dass bei einem größeren Jobangebot
Bachelorstudenten durchaus bereit
sind, nach ihrem Abschluss direkt in
das Berufsleben zu starten.
Alle Beobachtungen machen jedoch
deutlich: Steigt die Anzahl der Studierenden auch in den nächsten Jahren
weiter, so könnte es durchaus noch
vor dem Jahr 2020 zu Engpässen
kommen.
Susanne Masuch
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Lokales
24. April 2013
Die Novum
5
Volksbanken fusionieren
Der Plan der Banken soll in wenigen Wochen realisiert werden
ochzeit in Mittelsachsen: Die
Volksbanken Mittweida eG und
Mittleres Erzgebirge eG wollen fusionieren. Dies wurde vergangene Woche
offiziell bekanntgegeben. „Wir begegnen uns auf Augenhöhe und ergänzen
uns in den Markt- und Betriebsstrukturen“, meint Michael Schlagenhaufer, Vorstandsmitglied der Volksbank
Mittweida. Denn zusammen weisen
sie 10.229 Konten auf, eine Bilanzsumme von 935,1 Millionen Euro.
Die eingereichten Kredite bewegen
sich bei 599 Millionen Euro. Ziel
der Fusion: Nicht unter dem Druck
betriebswirtschaftlicher Verhältnisse
zu leiden, sondern die Marktposition
weiter auszubauen und offensiv in die
nächsten Jahre zu gehen.
Die neue Volksbank SachsenMitte eG
will Neukunden im Raum zwischen
Dresden, Leipzig und Chemnitz erreichen. Neben der Hauptstelle in
Mittweida wird es 25 weitere Geschäftsstellen geben. „Die Kunden
sind von der Information zur Fusion
begeistert. Sie meinen, dass sich so
tolle Chancen für die Bürger und die
Bank ergeben“, sagte Rico Schlegel,
Mitarbeiter der Volksbank Mittweida. „Wir wollen die Betreuung in den
Anne Pammler
H
Der Hauptsitz der künftigen Volksbank SachsenMitte eG wird sich in Mittweida befinden.
Filialen und im Netz zu einem integrierten Prozess verzahnen“, sagt Michael Schlagenhaufer. Dabei wollen
die Mitarbeiter den Kunden stets zur
Verfügung stehen. Das Augenmerk
liegt dabei auf der Beratung der Kunden mit zum Beispiel besseren Studentenangeboten und einem Babybegrüßungsgeld. Die durch die Fusion
gebildete Bank kann diese Aufgaben
effektiver bewältigen und es bleibt so
mehr Zeit für den Kunden. Durch
den Zusammenschluss will die zu-
künftige Volksbank SachsenMitte eG
Kontoführungsgebühren senken und
die Zinssätze zu Gunsten der Kunden
erhöhen. Der Sparer braucht sich keine Sorgen machen, denn Bankleitzahl
und Kontonummer bleiben zumindest für die Kunden der Volksbank
Mittweida erhalten. Für die Kunden
der Volksbank Mittleres Erzgebirge eG ändert sich die Bankleitzahl.
Die wirtschaftliche, soziale und demographische Entwicklung in den
bisherigen Marktgebieten der beiden
Genossenschaftsbanken kann sich
dank der Fusion weiter entfalten. Eine
Vielzahl an administrativen Aufgaben
der Banken muss laut Gesetzgeber bewältigt werden. Aufgrund vieler neuer
Geschäftsfelder besteht ein Bedarf an
weiteren qualifizierten Mitarbeitern
für die Zukunft.
Den Anstoß für die Fusion lieferte
der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Mittleres Erzgebirge eG, Wolfgang Müller. Er wird zum Jahresende 2013 in den Ruhestand treten. Darum will er, dass seine Bank
auch auf lange Sicht eine Zukunft
hat. „Schnell konnten wir auf einen gemeinsamen Nenner kommen:
Stark für die Region und nah bei den
Menschen zu sein“, so Wolfgang
Müller.
Die Vorbereitungen laufen. Ein Beschluss über die Fusion könnte dann
auf den Vertreterversammlungen
am 24. Juni der Volksbank Mittleres
Erzgebirge eG und am 27. Juni der
Volksbank Mittweida eG fallen. Die
Volksbank Sachsen Mitte eG wird erst
dann beim Bundesaufsichtsamt eingetragen und kann mit der Zusammenarbeit offiziell beginnen.
Sarah Könitzer
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6
Sport
Die Novum
24. April 2013
„Chemnitz can Chemmy“
Chemnitzer Sportler des Jahres geehrt
oter Teppich, Abendkleider und
Luxuslimousinen. Ein kleiner
Hauch vom großen Laureus Sport
Award war spürbar an der Blankenburger Straße in Chemnitz, wo die
diesjährige
„Chemmy“-Verleihung
statt fand. Schon zum 16. Mal stellten
die ehemaligen Spitzensportler Jens
Carlowitz, Thomas Schönlebe und
Michael Hübner eine gelungene Veranstaltung auf die Beine.
Für die Veranstalter stand dabei nicht
nur die Preisverleihung im Vordergrund. Sie machten gleich zu Anfang
deutlich, dass in Chemnitz in die
Sportstättenförderung investiert werden muss. So stimme die Qualität
der Trainer und die Infrastruktur in
den Vereinen, aber die „Hardware“
sei in Bezug auf die Trainingsgelände
noch verbesserungswürdig. Mahnende Worte, welche hoffentlich auch
die anwesenden Politiker vernommen
haben.
Beim „Chemmy“ wurden die Preise
in sechs Kategorien vergeben, wobei
führende Chemnitzer Sportjournalisten zusammen mit den Veranstaltern
die Preisträger wählten. Die 16 Jahre
alte Sophie Scheder erhielt den Preis
Toni Plewe
R
Oberbürgermeisterin Ludwig ist stolz auf den internationalen Erfolg Chemnitzer Sportler.
als beste „Sportlerin des Jahres“ für
ihren Junioren-Europameistertitel am
Stufenbarren. Kugelstoßer David
Storl bekam den „Chemmy“ als bester
„Sportler des Jahres“. Storl, Welt- und
Europameister, sowie olympischer
Silbermedaillengewinner, nahm den
Preis bereits zum zweiten Mal in Folge
entgegen. Das Eiskunstlaufpaar Aljona Savchenko und Robin Szolkowy
setzte seine unglaubliche Serie fort
und nahm den „Chemmy“ für die
„beste Mannschaft“ zum achten Mal
hintereinander entgegen. Die beiden
verfolgten die Ehrung bequem via
Skype-Livestream in ihrem Trainingslager im sonnigen Florida.
Stefan Bötticher konnte sich über den
Titel „Nachwuchssportler des Jahres“ freuen. Der zweifache Bahnradsprintweltmeister erhielt den Preis aus
den Händen von Freund und Teamkollege Maximilian Levy. Unüberhörbar gefreut hat sich auch Stefan
Grützner, als er telefonisch über die Verleihung des „Lebenswerk-Chemmys“
informiert wurde. Der ehemalige Europameister im Gewichtheben befand
sich gerade auf dem Heimweg von der
deutschen Meisterschaft, wo er als
Trainer tätig war.
Wolfgang Lötzsch, der den „Ehrenchemmy“ erhielt, konnte seine Auszeichnung direkt auf der Bühne
entgegen nehmen. Der in die „Hall
of Fame“ des Deutschen Sports aufgenommene Träger des Bundesverdienstkreuzes hatte es nicht leicht in
seiner langen Karriere: Ein Familienmitglied hatte sich zu DDR-Zeiten in
den Westen abgesetzt. Lötzsch wurde
deshalb aus der Sportfördergruppe
ausgeschlossen und so zum Hobbysportler degradiert. Er gilt bis heute
als eines der größten Radsporttalente
seiner Zeit und ist mit dieser Karriere
und seiner Liebe zum Sport ein großes
Vorbild für den Nachwuch. Dies war
der emotionale Abschluss einer gelungenen „Chemmy“-Verleihung 2013,
bei der anschließend zur Musik der
Band „Ladys Live“ noch bis in die tiefe
Nacht hinein getanzt wurde.
Philipp Wallat
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6. Mai 2013
19.30 Uhr Studentenclub
Einlass 19.00 Uhr
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Kurz vor knapp
24. April 2013
Die Novum
7
Schönheit ohne schlechtes Gewissen
Worauf bei Naturkosmetik zu achten ist
io- und Naturprodukte erobern
den Kosmetikbereich. Laut dem
Shape-Magazin bevorzugen mehr als
60 Prozent der deutschen Frauen Kosmetika mit natürlichen Inhaltsstoffen.
Von Naturkosmetik erwartet die Verbraucherin Produkte, deren Rohstoffe
aus dem Pflanzenreich stammen und
mit Mineralien ergänzt werden. Doch
gibt es keine eindeutige Definition,
wann sich ein Produkt als „natürlich“
oder „natural“ bezeichnen darf.
Hilfreich zur Erkennung von natürlicher Kosmetik sind verschiedene
Prüfsiegel. Neben denen der Stiftung
Warentest und Ökotest gibt es noch
ein Siegel von NaTrue und den BDIHStandard. BDIH steht für „Bundesverband Deutscher Industrie- und
Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflege e.V.“
Sein Ziel im Bereich der Naturkosmetik: Transparenz für den Verbraucher
schaffen. Nach dem BDIH-Standard
sind Rohstoffe verboten, die aus toten
Tieren erzeugt werden oder Produkte,
die an Tieren getestet wurden, sowie
synthetische Inhaltsstoffe. Erlaubt
sind pflanzliche und von Tieren pro-
Franziska Keller
B
Wie frisch vom Baum: Prüfsiegel helfen die Qualität der Naturkosmetik zu garantieren.
duzierte Rohstoffe, wie Milch oder
Honig. Nicht gestattet sind Phosphate, Sulfate, Nitrosamine, Paraffine
oder andere Fette auf Erdölbasis, wie
sie in herkömmlicher Kosmetik ver-
Mensaplan
Mittwoch, den 24.04.2013
Bami-Goreng, Asiapfanne mit Putenstreifen |
Wokgemüse, Bandnudeln, Kroepoek | mensaVital Kartoffelpfanne mit Wirsing, Waldpilzen,
Walnüssen,Gorgonzolasoße, Brombeerquarkcreme | Sächsischer Sauerbraten, Apfelrotkohl,
Kartoffelklöße
Donnerstag, den 25.04.2013
Schweizer Hackbraten | Erbsen-Möhrengemüse
mit Kartoffelpüree | mensaVital BohnenBulgur-Ragout, Bananen-Sojashake | Hähnchen
Saltimbocca Tomatensauce Napoli mit
Pfannengemüse, Spagetti
Freitag, den 26.04.2013
Kesselgulasch mit Schweinefleisch, eine
Scheibe Weißbrot | mensaVital KartoffelGemüse-Omelett mit Kräuterdip, Obstsalat |
Schweineschnitzel Wiener Art, Kaisergemüse,
Pommes frites
Montag, den 29.04.2013
Spirelli, Jagdwurst,Tomatensoße, geriebener
Käse, ein Apfel | mensaVital Orientalische Gemüsepfanne mit Dinkel und Sesam Hähnchen |
Pikantje mit Schinken und Käse, Kroketten,
Amsterdamer Salat
Dienstag, den 30.04.2013
Kräuter-Sahnequark, Leberwurst, Butter,
Kartoffeln | mensaVital Gemüse-Couscous mit
Tofu, Backpflaumen, Mango, Nüsse |
Schweinesteak, Paprikaletscho, Jucket Wedges
bunter Salat
Grüße
1.21 Gigawatt? Gruß an alle Zeitreisenden!
An die Beste Ma: Freu mich auf unseren BerlinTrip. Wird ein mega Wochenende. Und vergiss den
Trenchcoat nicht! Deine Lieblings-Tochter
Ich grüße mein allerliebstes Lisa-Huhn in München.
Ich vermiss dich ganz schrecklich und schicke dir ein
dickes Bussi. Dein Huhn
wendet werden. Die Siegel auf den
Produkten sollen dem Verbraucher
beim Kauf Sicherheit bieten. Welche Hersteller den BDIH-Standard
erfüllen, steht auf der Internetseite
Richtigstellung
In unserer Ausgabe 4 vom 3. April 2013 haben wir
im Ressort Hintergrund über die „Grünen Damen
und Herren“ berichtet. Die Grüne Dame Brunhilde
Schütze arbeitet im Klinikum Chemnitz, nicht in
den Zeisigwaldkliniken Bethanien, wie berichtet.
Hinweis
Ihren Gruß schicken Sie bitte an:
[email protected]
BGJS grüßen ihren König Lustig!
Wir können das schaffen!
Mein Kröterich – ich liebe dich...
Liebe NJ, danke für das schöne WE!..Danke für
alles! Freu mich waaaaaahnsinnig, wenn du mit
nach MW ziehst und hier mit mir studierst :)
Hab dich lieb. Ray
Des Weiteren weisen wir darauf hin, dass Grüße
keine fremdenfeindlichen, rassistischen, persönlichkeitsverletzenden oder in anderer Art gegen
bestehendes Recht verstoßende Inhalte aufweisen
dürfen.
Bei Verletzung dieser Richtlinien behalten wir uns
rechtliche Schritte vor.
Kinoprogramm
Folgende Filme werden in der Filmbühne
Mittweida, in der Woche vom 24. April bis
1. Mai 2013 gezeigt:
Schlussmacher
Donnerstag bis Sonntag 18:15 Uhr
Freitag und Samstag auch 22:00 Uhr
Fünf Freunde 2
Donnerstag bis Mittwoch 16:45 Uhr
Samstag, Sonntag und Mittwoch auch 15:00 Uhr
Der Nächste, bitte!
Montag bis Mittwoch 18:15 Uhr
3096 Tage
Donnerstag bis Mittwoch 20:15 Uhr
Freitag, Samstag und Dienstag auch 22:15 Uhr
Django – Unchained
Donnerstag, Montag bis Mittwoch 19:30 Uhr
The Croods
Donnerstag bis Mittwoch 17:00 Uhr
Samstag, Sonntag und Mittwoch auch 15:00 Uhr
Filmbühne Mittweida, Theaterstraße 1
Telefon: 0 37 27 / 31 42
www.kontrollierte-naturkosmetik.de.
Produkte, die das NaTrue-Siegel haben, die Kennzeichnung eines international tätigen Verbands, werden auf
www.natrue.org angegeben.
Doch es gibt auch Nachteile: Da Naturkosmetik keine Konservierungsstoffe enthält, besitzen die Produkte
eine geringere Haltbarkeit als herkömmliche. Laut Stiftung Warentest
kann es daher vorkommen, dass manche Produkte anfälliger für Keimbildung sind. Daher sollten Tuben mit
kleinen Öffnungen verwendet und bei
einer Temperatur zwischen 18 und
20 Grad aufbewahrt werden. Wenn
sich Geruch oder Konsistenz verändert
haben, sollte das Produkt nicht mehr
benutzt werden.
Während es bei konventioneller Kosmetik durch den Einsatz von Chemikalien zu Hautproblemen kommen
kann, sind die meisten naturkosmetischen Produkte davon frei und deshalb gut verträglich. Dies bestätigt
auch die Studentin Alexandra Freund:
„Meine persönlichen Erfahrungen
sind, dass bei Naturkosmetik keinerlei
Hautirritationen auftreten.“
Lydia Ullrich
Impressum
Die Novum ist eine Ausbildungszeitung der
Fakultät Medien / Die Novum Print der Hochschule Mittweida, unterstützt von: AMAK AG
und Medieninstitut Mittweida e.V., Verleger
gemäß SächsPresseG vom 3. April 1992:
Mittweida Research, Division GmbH / AMAK
AG, Technikumplatz 3, 09648 Mittweida,
www.amak-online.de
Geschäftsführerin: Silke Knauer
Vorstand: Prof. Dr. Otto Altendorfer
Anschrift: Hochschule Mittweida,
Redaktion Die Novum-Print,
Leisniger Straße 9, 09648 Mittweida
E-Mail: [email protected],
www.die-novum.de;
Herausgeber: Fakultät Medien
V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Michael Hösel
Wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. Andreas Wrobel-Leipold
Chefredaktion: Stefan Kirsten, Nicole Grimm
CvD: Linda Nowak
Politik: Florian Barth
Hintergrund: Kitty Kalkbrenner
Lokales: Linda Nowak, Eric Klapper
Hochschule/Wissenschaft: Christina Honig
Sport: Maximilian Desczyk
Magazin: Susann Schadebrodt
Feuilleton: Sophie Herwig, Corinna Robertz
Marketing: Annabell Saupe
Anzeigen: Marcus Winkler
Grafik: Sara Bieder
Layout: Philipp List, Ulrike Dorn
Foto: Markus Kretzschmar
Online: André Baumjohann
Technik & Druck: Christian Greim,
Sindy Herrmann, Stefan Heidisch
Vertrieb: Sara Kamolz
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Feuilleton
Die Novum
24. April 2013
„Ich liebte dich Rosa, doch wir sind verschieden“
Zwei Freundinnen geraten in die politischen und emotionalen Turbulenzen der frühen 1960er Jahre
ls über Hiroshima die Atombombe hereinbricht, liegen in
London zwei Mütter in einem Kreißsaal und nehmen sich gegenseitig bei
der Hand. Ginger und Rosa werden
geboren. Sie werden die besten Freundinnen und sie werden erwachsen. Erst
schaukeln sie, dann tasten sie sich in
ihre Pubertät vor. Immer gemeinsam,
ständig beieinander. Sie stecken sich
hustend ihre erste Zigarette an und
sitzen angezogen in der Badewanne,
um die neuen Bluejeans passgenau zu
schrumpfen. Der Zuschauer verfolgt
die ersten Küsse, die erste Trunkenheit
und die wacher werdende Sexualität
der Freundinnen. Bis er im Jahre 1962
ankommt, dem Zeitpunkt der Kubakrise. Ginger und Rosa sind da 17 Jahre alt, die eine hat feuerrotes Haar wie
ihre Mutter, die andere brünettes, wie
die ihre. Sie rebellieren gegen die Welt
der Erwachsenen, gegen die stumpfsinnige Lebensart ihrer langweiligen
Mütter, die es nie geschafft haben, sich
selbst zu verwirklichen. Sie schwänzen
die Schule, kleiden sich wie Zwillinge,
reden stundenlang über die Liebe, Religion und Politik. „Wir sind einfach
´rum gelaufen, haben uns frei gefühlt“,
bekommen die frustrierten Mütter
dann als Antwort, wenn sie fragen, wo
ihre Kinder waren. Es ist die scheinbar
© 2013 Concorde Filmverleih GmbH
A
Rosa (Alice Englert) und Ginger (Elle Fanning) sind verzweifelt über den Zustand der Welt.
simple Geschichte zweier Mädchen,
die zu Frauen werden in der Zeit des
Kalten Krieges und der sexuellen Revolution. Gingers Vater Roland ist ein
unkonventioneller Schriftsteller und
wird im Gegensatz zu den verachteten Müttern für die Mädchen immer
mehr zur Bezugsperson. Als überzeugter Pazifist gewinnt er Gingers Respekt, als romantisches Ideal fungiert
er für die eher unpolitische Rosa. Auf
den regelmäßigen Segelausflügen erklärt Roland den Mädchen die Welt.
„Wir hatten einen Traum, dass wir immer beste Freundinnen sind“, schreibt
Ginger in ihr kleines Notizheft. Sie
will Dichterin werden und glaubt an
eine bessere Welt. Sie stürzt sich in ihr
politisches Engagement und nimmt an
den Anti-Atom-Demonstrationen teil.
Die wachsende atomare Bedrohung
bestimmt allmählich das gesamte
Leben des Mädchens, das in ständiger
Panik vor einem Ausbruch des Dritten
Weltkriegs lebt. Ein paar Mal kann sie
Rosa dazu überreden, sie zu den Treffen zu begleiten. Aber Rosa betet, während Ginger protestiert. Ihre Rebellion
gegen die politischen Missstände und
die Welt allgemein rücken in den Hintergrund, denn bald geht es um etwas
ganz anderes: Es ist die gemeinsame
Freundschaft, die schlussendlich mehr
Ängste in den Mädchen auslöst, als der
vermeintlich bevorstehende Tod durch
eine Atomkatastrophe. Die plötzliche Entfernung der Freundinnen, die
Trennung der Eltern und die Angst um
die Welt, lassen Ginger den Boden unter den Füßen verlieren. Es ist ein Geheimnis, das sie seit der Bootstour mit
Rosa und ihrem Vater hütet, welches
sie bedrückt und welches sie nicht länger für sich behalten kann. Zwischen
Ginger und Rosa steht plötzlich eine
Wahrheit, die sich keine von beiden
auszusprechen traut, die unheimlicher
ist als alles, was sie bisher miteinander
erlebt haben.
„Ginger & Rosa“ ist ein klug beobachtetes Coming-of-Age-Drama, das vor
allem durch die schauspielerische Leistung der erst 13-jährigen Elle Fanning
(Ginger) überzeugt. Der Film zeigt
sich still und mit kreativer Bildsprache. Es geht um die Liebe in der Politik, und um die Politik in der Liebe.
Um Freundschaft, Verrat und die ganz
große Freiheit. „Ich liebte dich Rosa,
doch wir sind verschieden. Du träumst
von ewiger Liebe. Ich nicht. Trotz des
Schreckens und dem Schmerz, liebe
ich unsere Welt. Ich möchte, dass wir
alle leben.“
Corinna Robertz, Sophie Herwig
Kirschenfang mit Knopf und Kaktus
Der Hamburger Traditionsversand Otto überzeugt mit einer starken Kampagne – Ein Kommentar von Anne C. Brantin
ermutlich ist sie hübsch, mit Sicherheit aber sehr wunderlich.
Die Dame trägt Maske, Modell „Karneval in Venedig“, gießt Schnaps über
einen Kaktus – und wirft ihn in die
Luft. Schweigen, dann aus dem Off
die Frage: „Wo hat sie bloß diese Tasche her?“ Des Rätsels Lösung? Ein
geflüstertes „gefunden auf Otto.de“.
Das Versandhaus Otto sorgt mit seiner
Kampagne für gewaltige Furore. Gemeinsam mit der Berliner Werbeagentur „Heimat“ bewirbt das in die Jahre
gekommene Unternehmen seinen Onlineshop. Die drei Spots, die die potenzielle Kundin vor der Mattscheibe abholen, sorgen für offene Münder. Eine
sonore Frauenstimme aus dem Hintergrund erzählt dem Zuschauer eine
hübsche kleine Geschichte. Die Story
kommt auf Hochglanz poliert daher,
bebildert mit schönen Menschen, aber
anfänglich ohne so rechten Sinn – bis
uns zuletzt die Dame aus dem Off aufklärt, worum es geht: Um die Tasche,
die da bei einer austauschbaren Schönheit am Ärmchen baumelt. Warum sie
dafür ihren Gin auf einen Kaktus gießt
mlk.com/Pressefoto
Otto-Pressebild
V
Imageaufbesserung für das Versandhaus Otto durch skurrile Werbespots.
und diesen dann in die Luft wirft, ist
doch eigentlich völlig Wurst, denn die
Tasche hat sie bei Otto.de gefunden.
AHA! Chapeau! Die Kundin ist geködert, der Spot bleibt hängen. Nach
dem gleichen Strickmuster funktionieren auch die anderen Spots. Warum
laufen im Nobel-Restaurant denn Küken auf dem Tisch? Weil die schöne
Dame ein dito Kleid von Otto hat.
Logisch! Und warum tragen die drei
Herren eine Schachtel ums Schwimmbecken? Klar, wegen der Kirsche im
Bikini. Während andere OnlineShops ihre Kundinnen hysterisch
schreien lassen, ködert Otto sie mit
extravaganten und gut durchgestylten Clips. Diese knallen, provozieren
mit Extremen und, das Allerwichtigste, sie graben sich ins Gedächtnis. Es weht ein anderer Wind beim
Unternehmen in der Hansestadt. Wo
Otto vorher mit heruntergesetzten
Matratzen assoziiert wurde, ist die
Kampagne nun zugeschnitten auf die
moderne modebewusste junge Frau.
Beim größten Etat der Unternehmensgeschichte – es ist die Rede von einem
dreistelligen Millionenauftrag für die
Berliner Werbefirma – kann das wohl
auch erwartet werden. Aber, allem
Beifall zum Trotz: Gute Werbung ist
nicht gleich gutes Marketing. Da nämlich liegt der Hase im Pfeffer: So cool
und spritzig Ottos Print-Anzeigen und
TV-Spots auch sind – der Onlineshop
ist einfach nur antiquiert, Old School
und uncool. Dagegen wirkt zalando.de
durchgestylt wie ein Vogue-Outfit: seriös, schick und mit cleanem Design.
Überhaupt wissen die Jungs und
Mädels von Zalando wie`s geht. Ihr
kolossaler Erfolg gründet sich neben
der einprägsamen Werbung auch auf
tollem Flyer-, Prospekt- und Katalogdesign.
Otto und sein neues Team brauchen
sicherlich Zeit, um mit ausgetüftelten
Strategien nachzuziehen. Dann wird
sich zeigen, wer vor Glück schreit…