Zurück mit Elektro-Beats: Neue Power für Cat

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Zurück mit Elektro-Beats: Neue Power für Cat
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Best Of
LIEBLINGSALBEN
von 20-Minuten-Unterhaltungschef
NIKLAUS RIEGG
DIENSTAG, 4. SEPTEMBER 2012 / WWW.20MINUTEN.CH
Zurück mit Elektro-Beats:
Neue Power für Cat Power
Cat Power, «Sun», Matador/ Ribisi verlassen, der mittler- ten Schliff verpasst. Im beina- gen Erfolgsalbums «The Greaweile mit Model Agyness Deyn he schon feministisch anmu- test» kaum weiter entfernt
Musikvertrieb.
Es ist ein Befreiungsschlag in Albumform: Während die für ihre notorische
Bühnenangst bekannte Chan
Marshall alias Cat Power früher
ihre eigene Unsicherheit vertonte, wird ihr neues Album
«Sun» von Selbstbewusstsein
und Zuversicht bestimmt. Anfang Jahr wurde die Musikerin
nach vier gemeinsamen Jahren
vom Schauspieler Giovanni
FOLK.
1. «Standing at the Sky’s ...»
Richard Hawley
(EMI)
2. «Sun»
Cat Power
(MV)
3. «Modern Lovers»
(76)
The Modern Lovers (WB)
4. «Wounded Rhymes»
Lykke Li
(WB)
5. «Enter the Wu-Tang» (93)
Wu-Tang Clan
(Sony)
6. «Innerorts»
Stahlberger
(Irascible)
7. «Psychocandy» (85)
Jesus and Mary Chain (WB)
8. «Brutalostyle»
Brutos Brutaloz
9. «Scarlet Beast ...»
Get Well Soon
(Tba)
10. «The Truth is a ...»
Dead Bunny
(Irascible)
verheiratet ist. «Die Trennung
fühlte sich wie der Tod an, aber
sie tötet dich nicht», sagt Cat
Power in Interviews.
Aus dem schmerzvollen
Beziehungsende schöpfte die
40-Jährige neue Kraft. «Your
world is just beginning, it’s up
to you, it’s just time», skandiert sie im monumentalen Elfminüter «Nothin’ But Time»,
dem Punklegende Iggy Pop mit
seiner Grabesstimme den letz-
tenden «Human Being» redet
sie sich selbst Mut zu: «Du hast
das Recht zu sein, wer du sein
willst», singt die neuerdings
kurzhaarige Wahl-New-Yorkerin.
Auch in musikalischer Hinsicht hat sich beim Liebling
der Alt-Rockszene viel getan.
«Sun» ist Chan Marshalls erstes komplett eigenes Werk seit
sechs Jahren und könnte vom
Südstaaten-Soul des damali-
sein. Unterstützt von FrenchHouse-Legende Philippe Zdar
(Cassius) experimentiert Cat
Power mit elektronischen
Loops und Beats. Ihr sonst rauchig hauchendes Stimmorgan
verfremdet Marshall zu hallenden Chören und zittrigem
Sprechgesang. Klingt gewöhnungsbedürftig, ist es aber
nicht: Die neue Power steht
der neuen Cat Power ganz hervorragend. MARLIES SEIFERT
ARTIST TO WATCH
Vanessa Paradis
des Nordens
Amanda Mair, «Amanda Mair»,
Labrador/Sony Music.
POP. Es scheint, als blicke einem
die junge Vanessa Paradis entgegen: engelsgleiche Gesichtszüge, funkelnde Augen und eine
neckische Zahnlücke. Musikalisch
wandelt Amanda Mair mit ihrem
sphärischen Pop allerdings eher
auf den Spuren von Kate Bush. Als
14-Jährige wurde die Schwedin
per Zufall entdeckt: Ein Song, den
Amanda für ihre Grossmutter aufgenommen hatte, landete auf dem
Tisch eines Label-Bosses. Der
nahm das Jungtalent vom Fleck
weg unter Vertrag. Mit immer
noch zarten 18 präsentiert Mair
nun ihr Debüt: ein bezaubernder
Mix aus treibenden Rhythmen und
zuckersüsser Stimme. SEI
Die bezaubernde Chan Marshall (40) alias Cat Power zeigt sich auf ihrem neuen Album «Sun» von ihrer selbstbewussten Seite.
Stahlberger seziert den
Kleinstadtalltag
Biggles serviert einen galaktischen
Leckerbissen
Manuel Stahlberger, «Innerorts», Irascible
KABARETT. Mit seiner Band Stahlberger
schmetterte der St. Galler Liedermacher Manuel
Stahlberger Songs wie «Gwaltbereiti Alti» und
«Rägebogesidlig» von den Club- und Festivalbühnen. Jetzt zieht es den Kabarettisten zurück
ins Kleintheater. Auf seinem neuem Solo-Album «Innerorts» fällt die
Instrumentierung deutlich spärlicher aus, doch Stahlbergers Texte sind
nicht minder raffiniert. Messerscharf seziert der Ostschweizer den von
Melancholie durchwehten Kleinstadtalltag und dessen Antihelden. Er
singt über Begegnungszonen, umgeschulte Pfarrer und Träume von der
grossen Welt, die im biederen Vorort platzen. Köstlich! SEI
Biggles, «Cloudspeaker», Chop Records/
Irascible.
INDIE-POP. Da hat wohl jemand etwas viel «Space
Oddity» gehört: Auf seinem fünften Album hebt
der Zürcher Singer/Songwriter Biggles in galaktische Höhen ab. Luftig-leicht schweben die Kompositionen aus Streichern und Akustikgitarre durch den Gehörgang.
Dezent mischen sich sanfte Beats und ein Bass hinzu. Da muss man
einfach unweigerlich an David Bowies fiktiven Weltall-Helden Major Tom
denken. Biggles liess sich offensichtlich von dem britischen Übermusiker inspirieren, mischte eine psychedelische Prise Sgt. Pepper hinzu –
und entstanden ist ein abgespacter Leckerbissen. SEI