Artikel als PDF anzeigen
Transcription
Artikel als PDF anzeigen
......... Tanz Sasha Waltz »Gezeiten« w w w. s u m m a c u l t u r a . d e Titel, Gezeiten Choreografie, Sasha Waltz Tänzer, Maria Marta Colusi, Davide Camplani, Juan Kruz Diaz de Garaio, Esnaola , Matija Ferlin Termine, 24. 27. November 2005 ......................... Tanzstück über und für Erdbebenopfer feiert an der Berliner Schaubühne Premiere 47. Woche | 2005 Schaubühne am Leniner Platz Kurfürstendamm 153, 10709 Berlin Kartentelefon +49(0)30 - 890023 Karten bestellen SUMMA-METER FFFFF MEDIEN-ECHO © Gert Weigelt Inhalt Besonderheit Menschen in Not. Die Choreografin Sasha Waltz und ihr Ensem- Neue Unabhängigkeit. Mit ble von 16 Tänzern gehen in Gezeiten den Verhaltensweisen von Menschen nach, die bedroht sind und in Not und Angst leben. In dem dreiteiligen Stück wechseln abstrakte Darstellungen und surreale Elemente mit Szenen, die mittels Geräusche und aufreiÿenden Bühnenbodens sehr realistisch von Erdbeben erzählen. Mit den Aufführungen von Gezeiten geht ein Spendenaufruf der Hilfsorganisation Care International einher, die für Erdbebenopfer in Pakistan sammelt. Auch hiermit orientiert Waltz ihre Kunst an Realität. Kritikenspiegel Größtenteils Enttäuschung. Die Rezensenten sehen Waltz Willen zur Botschaft, beurteilen ihn aber mit mäÿigem Wohlwollen. Den Beginn des Abends aus zwei Teilen beschreibt Katrin Bettina Müller (taz) als überraschend illustrativ und mit einem ungewohnten Naturalismus . Kleinteilig , so Müller, wird das widersprüchliche Spektrum der Gefühle ausgemalt, das Verlieren der Nerven; der Versuch, Normalität herzustellen; das sprachlose Umeinanderkümmern; die Furcht vor den Gefühlen der anderen; die Suche nach Nähe bis zum erstickenden Klammern; das Umschlagen des Drucks in Aggressivität kurz, ein ganzes Arsenal von Charakterstudien, Rollen und Situationen, wie sie auch das Genre des Katastrophenfilms bereithält. Doch könne es Sasha Waltz doch eigentlich nicht darum gehen, dem Kino Konkurrenz zu machen . Zur Aufführung meint Christina Thurner (NZZ), die Szenen seien choreographisch effektsicher kreiert und tun durchwegs ihre Wirkung . Wiebke Hüster (FAZ) beurteilt dies allerdings gegenteilig: Waltz und ihre Tänzer unterlagen offenbar vielen Einflüssen und entwickelten viele Einfälle, aber keine tragende Stückidee, der sie alles hätten unterordnen mögen. Je öfter die Aussagen des Tanztheaters so vage und banal blieben wie in Gezeiten , desto abgedroschener wirkten (seine) Mittel . Eva-Elisabeth Fischer (SZ) findet, das neue Stück von Sasha Waltz sei deshalb so problematisch , weil es naturalistisches Abbild und Metapher in einem sei. Trotz der barfüÿigen, wie immer wunderbar präsenten Akteure , wirft Manuel Brug (Die Welt) vor allem dem surreal verstörenden letzten Teil des Abends vor, sich quälend in die Länge zu ziehen. Einen Ansatz zur Bewältigung der Katastrophe, resümiert der Kritiker, hat Sasha Waltz nicht. Noch weniger als sonst. Gezeiten haben Sasha Waltz & Guests vorerst wohl ihre letzte Premiere an der Schaubühne gefeiert. Die international erfolgreiche Kompanie hatte ihre Residenz an dem Berliner Theater im vergangenen Jahr beendet und sich für die Eigenständigkeit entschieden. Der zunächst abgeschlossene Kooperationsvertrag wurde kürzlich wegen langjährigen Auseinandersetzungen zwischen Tanz und Theater über Budgets und Leistungen zum Beginn des nächsten Jahres gekündigt. Sasha Waltz & Guests werden mit 25 Vorstellungen in dieser Spielzeit an der Schaubühne vertreten sein. Biografisches Sasha Waltz, *1963 in Karlsruhe, studierte 1983-87 Tanz und Choreografie in Amsterdam und New York. Waltz kam nach Berlin und gründete 1993 zusammen mit Jochen Sandig das Tanzensemble Sasha Waltz & Guests . 1996 rief sie die Sophiensæle als Spielstätte insbesondere für experimentelle darstellende Kunst ins Leben. Sasha Waltz war von 1999 bis 2004 Mitglied der künstlerischen Leitung der Schaubühne am Lehniner Platz. Hier entstand ihre Trilogie des Körpers , die aus den Stücken Körper (2000), S (2000), und noBody (2002) bestand. Hinzu kamen 2003 insideout und 2004 Impromptus . Seit 2005 arbeitet die Choreografin mit ihrer Kompanie unabhängig und realisierte 2005 an der Berliner Staatsoper Unter den Linden ihre erste Oper Dido & Aeneas . Bezugspunkte Die Auswirkungen von Katastrophen auf den menschlichen Körper und seine Verletzbarkeit beschäftigten eine Reihe von Choreografinnen und Choreografen. Pina Bausch behandelte in ihren ersten Tanztheaterstücken in den 1970er Jahren vor allem emotionale Katastrophen, indem sie Themen wie Kindheit, Erinnerung und Geschlechterverhältnisse aufarbeitete. Dagegen wenden sich zeitgenössische Künstler auch vermehrt den Erschütterungen und Verstörungen zu, die sich in extremen Krisensituationen in den Körper einschreiben. So die israelische Choreografin Yasmeen Godder in Strawberry Cream and Gunpowder , ihr belgischer Kollege Alain Platel, der seit 2001 in Ramallah mit palästinensischen Tänzern und Schauspielern arbeitet, und Meg Stuart in Alibi . af