«Wollen Standard hoch halten»
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«Wollen Standard hoch halten»
I FLUGHAFEN 7 ZÜRCHER UNTERLÄNDER SAMSTAG, 5. MÄRZ 2011 Mit dem Express direkt in den Pulverschnee FLUGHAFEN. Der Klotener Airport rühmt sich als der am besten erschlossene Punkt der Schweiz. Im Winter kommen noch vier Direktverbindungen in Skigebiete dazu. OLAV BRUNNER Von New York oder Hongkong aus die schönsten Skigebiete der Schweiz und Österreich mit nur einmaligem Umsteigen zu erreichen, ist im Winterhalbjahr keine Hexerei. Vom Flughafen Zürich bis nach St. Anton bringt ein täglicher Busservice Skifahrer aus aller Welt in die österreichische Skiregion am Arlberg. Und an Wochenenden sind St. Moritz, Klosters-Davos und Laax durch Bus-Expresslinien direkt mit dem Flughafen verbunden. Flugticket ist nicht zwingend Der neue A330-300 ermöglicht ein grösseres Portfolio im Streckennetz – und somit auch weniger Abhängigkeiten von einzelnen Destinationen. Bild: PD «Wollen Standard hoch halten» FLUGHAFEN. Edelweiss Air hat gestern ihr 15-Jahr-Jubiläum mit der Taufe eines neuen A330-300 gefeiert. Verkaufsleiter Peter Spring sagt, wohin die Reise mit der erweiterten Flotte geht. INTERVIEW: HEINZ ZÜRCHER Gestern hat Edelweiss Air mit einer Feier im Dock E ihren fünften Ferienflieger in die Familie aufgenommen. Der Airbus A330-300 ermöglicht neue Strecken im Flugplan der LufthansaTochter: so etwa im Sommer nach Anchorage in Alaska, Whitehorse am Yukon und nach Peking sowie im Winter nach Colombo und Kapstadt. Laut Peter Spring, Chief Commercial Officer, wird aber auch an Destinationen in Ägypten und Tunesien festgehalten. Herr Spring, wie geht eine kleine Airline wie die Edelweiss Air mit den Entwicklungen im arabischen Raum um? Wir stehen jederzeit mit unseren Partnern in den jeweiligen Ländern in Verbindung. Wir haben einen Sicherheitsbeauftragten, der die Lage einschätzt, und wir halten uns an die Empfehlungen des Bundes. Letztlich entscheidet aber die Nachfrage, ob wir einen Flug weiterführen. Wohin fliegen die Schweizer in diesem Sommer? Bei den Badeferien profitieren Griechenland, die Türkei, die Balearen und die Kanarischen Inseln von der aktuellen Situation. Wir freuen uns auch über den guten Start der neuen Flüge nach Beirut und nach Kanada. Und der ist auch für Reisen nach Ägypten noch vorhanden? Aus kommerziellen Überlegungen hätten wir die Flüge ans Rote Meer einstellen müssen. Wir haben sie als einzige Airline dennoch weitergeführt – weil wir uns gegenüber unseren ägyptischen Partnern und den Kunden dazu verpflichtet fühlten und weil wir eine Stabilität im Flugplan wollten. Dabei bleibt es vorerst? Unsere wöchentliche Verbindung ans Rote Meer ist bereits wieder ausgelastet. Nur bei den im Frühling geplanten Zusatzflügen müssen wir Abstriche machen. Welche Destinationen liegen im Trend? «Der Flug ans Rote Meer ist bereits wieder ausgelastet» Peter Spring, Edelweiss Vor einem Jahr, in März und April 2010, legte der Vulkan auf Island den Flugverkehr lahm. Nun beeinflussen politische Unruhen das Fluggeschäft. Kann sich eine Airline auf solche Ereignisse vorbereiten? Eigentlich nicht. Als kleine Airline haben wir aber den Vorteil, dass wir schnell reagieren können. Zudem versuchen wir, unser Portfolio im Streckennetz möglichst breit abzustützen. So verhindern wir Abhängigkeiten von einzelnen Destinationen. Würde Edelweiss Air nur nach Ägypten fliegen, wäre ihre Existenz bedroht. Der Treibstoffpreis wird wohl weiter ansteigen. Inwiefern wird dies die Preise und den Service beeinflussen? Konkurrenzfähige Preise sind die Grundvoraussetzung in unserem Geschäft. Wir werden deshalb weiterhin versuchen, unsere Kosten tief zu halten, um den hohen Standard im Service und beim Essen beizubehalten. Würden wir darauf verzichten, wären wir eine beliebige Billig-Airline. Ob wir dann noch eine Daseinsberechtigung hätten, ist jedoch fraglich. Wie gut geht es der Edelweiss Air? Wir geben keine Zahlen bekannt. Nur soviel: Die Lufthansa war mit unserem letztjährigen Ergebnis zufrieden. Nun gilt es, die Investitionen in unser neues Flugzeug gut zu verkraften. BON VOYAGE Einmal auf die Waage, bitte! I ch verstehe reichlich wenig von Aviatik. Aber ich weiss, dass das Gewicht beim Fliegen eine Rolle spielt. Jeder Koffer wird gewogen und wer zu viel einpackt, bezahlt. «Das gilt natürlich auch in Tonga», denke ich und hieve meinen Rucksack auf die Waage vor mir. Stolz halte ich mein handgeschriebenes Flugticket in der Hand, das mich zur nächsten Inselgruppe des südpazifischen Königreichs bringen soll. nes Rucksacks. Sie gibt mir einen Wink, diesen von der Waage zu nehmen. Drum herum sitzen ein paar Männer auf Gartenstühlen und lächeln mich freundlich an. «Stellen Sie sich jetzt bitte auf die Waage», sagt einer. Sofort interpretiere ich das freundliche Lächeln als hämisches Grinsen, schüttle den Kopf, schaue ungläubig drein und weigere mich, der Aufforderung nachzukommen. E rst viel später habe ich den Sinn dieses Wiege-Zwangs verstanden – als ich erfahren habe, dass das Flugzeug ein Exemplar des Typs Douglas DC 3 war: Baujahr 1949 und auch bekannt unter dem Namen «Rosinenbomber». Mit solchen Fliegern ver- sorgten die Alliierten Westberlin im Zweiten Weltkrieg mit Lebensmitteln, während die Strassen- und Bahnverbindungen blockiert waren. Da hab ich verstanden, dass sich die alte Dame wohl kein Übergewicht leisten konnte und wirklich jedes Kilo zählte. Ines Rütten D ie Flughafenmitarbeiterin am Chromstahltisch in der Abflughalle aus Wellblech notiert sich mit zufriedenem Blick das Gewicht mei- Nicht immer teurer Die Busverbindungen stehen preislich in Konkurrenz zu den öffentlichen Verkehrsangeboten der Bahnen und Postautos. Eine Retourfahrt mit dem Engadinexpress vom Flughafen nach St. Moritz kostet 130 Franken, ein Bahnbillett ohne Halbtaxabo ist 18 Franken teurer. Die Fahrten nach Davos und zurück sind wiederum mit der Bahn 8 Franken billiger, nach Laax kosten Bahn und Postauto 37 Franken weniger als der Airport-Shuttle-Service. Nach St. Anton retour betragen die Fahrkosten mit dem Bus 80 Euro. Wer es noch individueller und bequemer haben möchte, kann sich vom Flughafen in einem Taxi nach St. Moritz chauffieren lassen. Allerdings muss der Fahrgast dabei etwas tiefer ins Portemonnaie greifen. Rund 800 Franken kostet die Fahrt – ein Weg, Trinkgeld nicht inbegriffen. IN KÜRZE Mehr Duty-Free-Shops FLUGHAFEN. Die Nuance Group hat bei der Stadt Kloten Baueingaben für vier weitere Duty-Free-Shops eingereicht. Zwei von diesen mit je einer Fläche von 1100 Quadratmetern werden zwischen dem geplanten Sicherheitskontrollgebäude (SKG) und dem Airside Center entstehen: einer im Geschoss 1, der andere im Geschoss 2. Zwei weitere, kleinere Shops bei den Gates im Dock B sollen ebenfalls bis 1. Dezember 2011 fertig sein. Der Baubeginn ist für Anfang August vorgesehen. (hz) D u musst», sagt die Frau daraufhin und lacht auch. Ihr glaube ich noch weniger und schüttle wieder den Kopf. «Ihr macht doch nur Witze», sage ich und schnapp mir schon mal meinen Rucksack. Immer noch lachend versichert mir jetzt die ganze Gruppe, dass ich mich wirklich wiegen lassen muss, wenn ich fliegen will. Widerwillig trete ich auf den Gewichtsmesser und warte, bis die Frau die Summe meiner Kilos mit zufriedenem Seufzen notiert hat. Verwirrt laufe ich über das Rollfeld und besteige die silberne Maschine. Für Flugpassagiere sind die direkten Transportverbindungen in die vier Skigebiete an Bequemlichkeit kaum zu überbieten. Ohne Umsteigen in Zürich, Landquart oder Chur werden Touristen und Wintersportler mit Cars teilweise bis vor die Hoteleingänge befördert. Die Anbieter der Fahrten zum Pulverschnee gehen dabei ein unternehmerisches Risiko ein. Sie mussten beim Bundesamt für Verkehr eine Konzession beantragen und sind damit verpflichtet, den bewilligten Fahrplan einzuhalten, selbst wenn lediglich ein Passagier im Fahrzeug sitzt. Die Serviceleistungen der vier konzessionierten Transportbetriebe stehen auch Nicht-Flugpassagieren offen. Am Informationsschalter im Terminal 2 liegen Fahrpläne und weitere Angaben zu den Winterdestinationen auf. Die Flughafen Zürich AG gestattet den vier Transportunternehmen die Zufahrt zum Passagierausgang beim Terminal 2. Mehr Flüge nach Peking Auf einer Reise mit dem «Rosinenbomber» zählt jedes Kilogramm. Bild: Ines Rütten FLUGHAFEN. Die Hainan Airlines wird ab Ende Mai drei neue Direktverbindungen nach Peking anbieten. Die grösste private Airline Chinas setzt dazu einen Airbus A330 ein. (hz)