Alte Kämme beleben den Tourismus

Transcription

Alte Kämme beleben den Tourismus
Neue Regionalpolitik des Bundes – Pilotprojekt im Thal
Alte Kämme beleben
den Tourismus
Ab 2008 erfolgt eine Neuausrichtung der bisherigen
Regionalpolitik des Bundes. Zielsetzung der neuen Regionalpolitik ist es, Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit einzelner Regionen zu steigern, um so einen Beitrag
zur Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen zu
leisten. Seit 2005 ist HAARUNDKAMM ein Pilotprojekt
der Neuen Regionalpolitik (NRP) – Bund und Kanton
unterstützen das Projekt mit namhaften Beiträgen.
Das Thal hat schweizweit Industriegeschichte geschrieben mit Stahl-,
Keramik-, Uhren- und Kammindustrie. In vielen kleinen Museen in
der Region ist dieser Ausschnitt der
Geschichte schon heute gut dokumentiert. Die initiative Projektträgerschaft, der Verein HAARUNDKAMM, hat in Zusammenarbeit mit
dem Verein Region Thal entschieden,
die heute in einem Raum der Bürgergemeinde Mümliswil-Ramiswil untergebrachte Sam mlung von Kämmen und Haarschmuck zu einer
neuen und interaktiven Museumsausstellung auszubauen und in den
Räumlichkeiten der ehemaligen
Kamm fabrik einem grösseren Publikum zugänglich zu machen.
Mit dem Projekt HAARUNDKAMM
geht die Projektträgerschaft neue
Wege. Die bestens dokumentierte
Kammsammlung und die Geschichte
der Kammindustrie sollen zur Plattform für Haar und Haarschmuck aufgewertet und damit eine eigentliche
Erlebnisplattform geschaffen werden. In der Verbindung von Tradition
und Innovation wird Neues geschaffen, ein neuer Kristallisationspunkt
für den Naherholungs- und Freizeittourismus im Thal.
Auf dem Areal der ehemaligen Kammfabrik richtet der Verein HAARUNDKAMM
eine neue Ausstellung ein, die ab 2007 öffentlich zugänglich sein wird.
12
AWA BULLETIN
September 2006
Wirtschaft
200 Jahre alte Tradition
Was seit einigen Jahren geplant
war, wird nun realisiert: Das seit
1991 im Bürgerhaus untergebrachte
Kamm-Museum Mümliswil wandelt
sich zu einem Zentrum für Haare
und Haarschmuck. Die schweizweit
einzigartige Sammlung wurde nach
der Schliessung der Kammfabrik
Kroko zusammengetragen und befi ndet sich im Besitz der Bürgergemeinde.
Die Kammproduktion in Mümliswil kann auf eine 200 Jahre alte
Tradition zurückblicken. 1792 legte
Urs Joseph Walter mit seiner Werkstatt den Grundstein für ein blühendes Gewerbe. Mit der Herstellung von Zierkämmen erlangte der
Betrieb grosse Berühmtheit und beschäftigte in Spitzenzeiten bis zu
400 Leute. Englische Adelshäuser,
darunter die Königin Victoria, sowie
der spanische Königshof gehörten
zum Kundenkreis. Durch das Aufkommen der Kurzhaarfrisur in den
1920er Jahren gerieten die Kammfabrikanten in eine grosse Krise.
Zier- und Steckkämme waren nicht
mehr gefragt.
Die Beatles als Wirtschaftsförderer
Trotz vieler Rückschläge und dank
entsprechender Anpassungen konnte die Kammfabrik Mümliswil bis
1990 ihre Produktion fortsetzen. Ob
die Langhaarfrisuren mit dem Aufkommen von Beatles und Rolling
Stones in den 60er-Jahren da wohl
eine wirtschaftsfördernde Rolle gespielt haben?
Das Erbe einer langen Tradition soll
nun in Mümliswil bewahrt und auf
innovative Weise erschlossen wer-
Werbung für Mümliswiler
Zierkämme um 1900
lebendiger Ort, wo die Geschichte
zur Gegenwart gemacht wird. Gleichzeitig wird die ehemalige Kammfabrik zur Drehscheibe für Produkte
des regionalen Gewerbes und für
Gästeinformationen. Professionell
ausgebildete Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter werden die kulturellen
Schätze der Region anschaulich
vermitteln. Männern und Frauen,
Kindern und Jugendlichen, Berufsschülern und Gymnasiasten, Wanderern und Bikern, Familien und
Vereinen, Firmen und Jahrgängern,
Kammsammlern und Coiffeuren:
Allen kann in Mümliswil etwas geboten werden.
Mitten im Dreieck Zürich–Bern–Basel
hat die Region beste Voraussetzungen,
wenn es gelingt, das grosse Potenzial
zusammenzu fassen und innovativ zu
vermarkten. Genau dies ist das Ziel
des Pilotprojektes HAARUNDKAMM
im Rahmen der Neuen Regionalpolitik. Die Zusammenarbeit und
Ver netzung in der Region soll organisiert, das Marketing professionalisiert und damit die Wertschöpfung
erhöht werden. In der Zusammenarbeit mit dem Gewerbe, der Landwirtschaft und dem Gastgewerbe
sollen Arbeitsplätze in der Region
erhalten und neue geschaffen werden.
den. Auf dem Areal der ehemaligen
Kammfabrik wird eine neue Ausstellung eingerichtet und ab 2007 zugänglich gemacht. HAARUNDKAMM,
ein neues Museum in alten Räumen,
soll zum Begegnungs-, Bildungs- und
Erlebnisort werden und einen wesentlichen Beitrag zur touristischen Vernetzung der Region leisten.
Kompetenzzentrum
für Haare, Frisuren
und Haarschmuck
Damit soll ein internationales Kompetenzzentrum für Haare, Frisuren
und Haarschmuck entstehen, ein
Im Rahmen von Aktionstagen wird das Gebäude für die Ausstellung von freiwilligen
Helferinnen und Helfern renoviert.
Fünf Grundsätze der Neuen Regionalpolitik (NRP)
– Die Regionen entwickeln eigene Initiativen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Erhöhung der Wertschöpfung.
– Die regionalen Zentren bilden die Entwicklungsmotoren.
– Die Anforderungen an eine nachhaltige Entwicklung werden berücksichtigt.
– Die Kantone sind die zentralen Ansprechpartner des Bundes und stellen
die Zusammenarbeit mit den Regionen sicher.
– Die Bundesstellen pflegen untereinander und mit in- und ausländischen
Institutionen und Organisationen eine enge Zusammenarbeit.
NRP-Prozess im Kanton Solothurn
– Grundsatzentscheide zum Engagement und Umfang einer NRP im
Kanton Solothurn durch den Regierungsrat.
– Erarbeitung einer Entwicklungsstrategie und eines Umsetzungsprogrammes bis Mitte 2007
– Start der Umsetzung spätestens ab Mitte 2008
Weitere Auskünfte erhalten Sie bei:
Urs Stuber
Leiter Wirtschaft und Energie
Amt für Wirtschaft und Arbeit
des Kantons Solothurn
Tel. 032 627 95 27, Fax 032 627 95 92
E-Mail [email protected]
Wirtschaft
September 2006
AWA BULLETIN
13

Documents pareils