New York atmet Asbest und Dioxin AUS ALLER WELT
Transcription
New York atmet Asbest und Dioxin AUS ALLER WELT
AUS ALLER WELT Seite 16 Freitag, 14. September 2001 / Nr. 213 1015 1020 St. Petersburg Oslo 1000 15 1010 1005 181005 19 1010 Moskau 20 18 Hamburg Berlin 17 London Warschau T H 17 Frankfurt Dresden München 14 22 1020 Bordeaux T Wien 23 23 H Budapest 26 24 Nizza 19 15 Paris 19 Madrid 28 30 T Palma T 25 24 1010 28 Las Palmas unter -9 -9-5 -4-0 1-5 Istanbul 28 T Athen 31 6-10 Tunis H 11-15 16-20 21-25 26-30 31-35 36-40 Reise-Wetter New York/Düsseldorf. Selbst vor der Terrorkatastrophe in den USA machen Geschäftemacher nicht halt. Die Verbraucherzentrale NordrheinWestfalen kritisierte gestern, dass die im US-Staat Wyoming ansässige International Research Corporation (IRC) in Deutschland versuche, makaberen Profit aus den tragischen Geschehnissen zu schlagen. Per Fax bittet die bei Verbraucherschützern einschlägig bekannte Firma zur Abstimmung über die Frage: „Sind Sie für ein Vorgehen mit aller militärischen Macht gegen den/die Staaten und Hintermänner, die für diese Terroranschläge verantwortlich sind.“ Der Pferdefuß dabei: Das Antwortfax kostet 3,63 Mark pro Minute. Die Juristin der Verbraucherzentrale, Helga Zander-Hayat, sieht denn auch im Geldverdienen das einzige Ziel der Aktion. „Mit seriöser Meinungsforschung hat diese Umfrage nichts zu tun“, urteilte sie und empfahl allen Empfängern, unerwünschte Faxe von IRC in den Papierkorb zu werfen. An den Netzbetreiber richtete sie die Aufforderung, für die sofortige Abschaltung der 0190-Faxnummern zu sorgen. Einen seriösen Hintergrund haben dagegen Briefe, die sich gestern in Deutschland über E-Mail verbreiteten: Die Betreiber der Internet-Suchmaschine „Yippy“ (www.yippy.de) fordern darin möglichst viele Menschen auf, am Samstagabend ab 20 Uhr Kerzen oder kleine Leuchten in den Fenstern der eigenen Wohnung aufzustellen. Damit solle die Anteilnahme mit den Opfern der Anschläge und deren Angehörigen ausgedrückt werden. „Jeder von uns kann diese Welt ein klein wenig besser machen, anderen Menschen ein Lichtblick sein“, heißt es in dem Appell. AP/stp Heute: Es gibt wiederholt Regenschauer, vereinzelt auch kurze Gewitter. Zwischen den vielen Wolken kommt hin und wieder auch ein wenig die Sonne durch. Nur bis 19 Grad. In der Nacht bei 10 Grad. Der Wind dreht auf West und lebt mitunter böig auf. 30 Die Blütezeit ist weitgehend abgeschlossen. Bei unbeständigem Wetter geringe Konzentration von Gräser- und Beifußpollen. Darmstadt 16 16 9 9 8 Die nächsten Tage: Auch am Samstag und Sonntag bleibt es bei dem veränderlichen Wetter mit Regen und Regenschauern. Kühl. Gartenwetter über Mannheim heute vor einem Jahr: Kranke Früchte bleiben nicht am Baum, sondern sind mit zu pflücken. Sonst entwickeln sich aus ihnen Krankheitserreger und Sporen, die sich ausbreiten. Worms 19 10 Weinheim Tauberbischofsheim Erbach Ludwigshafen Smogindex Werte: SO2 NO2 300 100 Luft (CO = Ozon CO Heidelberg Bad Dürkheim 180 10,0 19 10 Landau Grenzwert Mannheim Heidelberg 4 1 31 37 45 47, 0,1 0,3 Schwetzingen Leimen ar Mosbach Wiesloch 19 10 Der Schock kam nach der Landung, der Beginn der Katastrophe lag vier Stunden zurück: „Erst als sie uns die unfassbaren Nachrichten mitgeteilt haben, setzten sich die einzelnen Indizien, die mir während des Fluges seltsam vorgekommen waren, in meinem Kopf zu einem Bild zusammen“, erzählt Gisbertz. Geglaubt habe sie alles erst, als ihr Blick auf den Flughafen fiel: „Da stand alles voller Flugzeuge. Das räumte jeden Zweifel aus.“ Zuerst sei es etwas chaotisch zugegangen, aber nach Anne Gisbertz und nach habe sich eine Organisation herausgebildet, berichtet die junge Deutsche. Gut 10 000 Passagiere aus über 50 Maschinen musste die 200 000-Einwohnerstadt Halifax auf einen Schlag unterbringen. „Alle Hotels waren lange voll, bevor wir um zwei Uhr nachts deutscher Zeit gelandet waren.“ Die Passagiere aus Frankfurt wurden zunächst in einer Kirche un- 228 1837 st J ag Kocher 17 10 Neumond 17.9. 1. Viertel 24.9. Vollmond 2.10. Ltz. Viertel 10.10. Heilbronn Karlsruhe Schadstoffbelastung nach den Anschlägen stark erhöht, aber „noch nicht alarmierend“ Derweil beruhigt Giuliani, dass Asbest der Lunge nicht durch Kurzzeitbelastung schadet, sondern in der Regel nur bei lang anhaltender Einwirkung. Dem stimmt auch das Umweltbundesamt zu. Insbesondere in Ballungsräumen gebe es ohnehin einen geringen Anteil an Asbestfasern. „In Deutschland finden sich 200 bis 500 Asbestfasern in der Außenluft“, sagte der UBA-Referatsleiter Bereich Lufthygiene, Heinz-Jörn Moriske. Sie entstehen unter anderem durch den Abrieb beim Bremsen. Wenn Millionen Fasern in kurzer Zeit eingeatmet würden, berge das sicherlich ein Gesundheitsrisiko an 702 1942 Bad Mergentheim New York atmet Asbest und Dioxin New York/Tübingen. Bevölkerung und Besucher von New York leiden seit den Anschlägen auf das World Trade Center unter stark erhöhten Asbest- und Dioxinmengen. Dennoch gebe es derzeit keinen Anlass zum Alarm, beruhigte der New-Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani. Die Werte seien noch im Bereich des gesundheitlich Vertretbaren. Probleme mit verschmutztem Trinkwasser seien ebenfalls nicht zu erwarten. Dies erklärte der Tübinger Hydrogeochemiker Professor Peter Grathwohl in einem Gespräch mit unserer Zeitung. US-Umweltministerin Christie Whitman sagte der „New York Times“, dass die Umweltschutzbehörde EPA rund um die Uhr die Schadstoffbelastung der Luft messe. Doch keine der gefürchteten Substanzen, unter ihnen auch Blei, habe den Grenzwert überschritten und Maßnahmen erforderlich gemacht. Blei wurde Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre, den Baujahren der Zwillingstürme, noch Farben und Kunststoffen beigemischt. Nicht bestätigt haben sich die Befürchtungen, dass durch die Feuersbrunst und den Einsturz der Türme enorme Mengen Asbestfasern in die Umwelt geraten sein könnten. Die Wolkenkratzer gehörten zu den ersten US-Hochhäusern, deren Stahlträger nicht mehr mit Asbest ausgeschäumt wurden. Das stellte laut „New York Times“ ein Verband beratender Bauingenieure fest, der Einblick in die Bau-Unterlagen hatte. Dass dennoch erhöhte Asbestwerte in der Luft gemessen werden, führen die Ingenieure auf Asbestfasern in Bodenbelägen zurück. Umstritten ist vor allem die Dioxinbelastung. Einige Experten fürchten, dass die ungeheure Hitze bei der Explosion des Flugzeugtreibstoffs in den Wolkenkratzers auch die Kunststoffe in den Gebäuden zersetzt und dabei hohe Anteile Krebs erregenden Dioxins erzeugt haben könnte. Andere Fachleute glauben dagegen, dass das Feuer „wie ein Reinigungsprozess“ gewirkt habe und die Schadstoffe zerstörte. Sonne/Mond MANNHEIM Speyer mg/m3) 23°C Buchen Neustadt µg/m3 15 9 Wertheim Heppenheim 40 Italien, Malta: Sonnig und trocken, nur örtlich einzelne Schauer. 24 bis 28 Grad. Spanien, Portugal: Von hohen Wolkenfeldern abgesehen, sonnig. Bis 30 Grad. Griechenland, Türkei, Zypern: Überwiegend sonnig und trocken. Tageshöchstwerte im Süden bis 33 Grad. Benelux, Nordfrankreich: Wechselnd, vielfach stark bewölkt, zeitweise Schauer. Höchstwerte 15 bis 19 Grad. Südfrankreich: Überwiegend sonnig, 20 bis 25 Grad. Israel, Ägypten: Sonnig. Am Mittelmeer bis 30 Grad. 19 10 Bensheim Antalya sich. Daraus lasse sich aber nicht ableiten, dass diese Menschen alle in einigen Jahren Krebs bekommen. Dioxin und Asbest werden laut Professor Grathwohl nichts ins Grundwasser New Yorks gelangen. Auch die Verunreinigung durch verwesende Leichen sei nahezu auszuschließen. „Dazu müsste es schon regnen“, erklärte der Wissenschaftler auf Anfrage. Zudem liege das Grundwasser von Manhattan sehr tief. New York bezieht sein Trinkwasser aus riesigen Reservoirs, die 125 Meilen nördlich der Metropole liegen. dpa/stp Gewinnquoten 37/01 Mittwochsquoten Gewinnklasse 1: Im Jackpot: Gewinnklasse 2: Gewinnklasse 3: Gewinnklasse 4: Gewinnklasse 5: Gewinnklasse 6: Gewinnklasse 7: Gewinnklasse 8: unbesetzt 12 643 187,40 DM 2 x 1 065 262,10 DM 14 x 95 112,60 DM 500 x 6924,20 DM 1647 x 323,60 DM 28 544 x 102,60 DM 49 627 x 59,00 DM 545 487 x 21,40 DM Spiel 77 Gewinnkl. 1 Super 7: Gewinnklasse 2: Gewinnklasse 3: Gewinnklasse 4: Gewinnklasse 5: Gewinnklasse 6: Gewinnklasse 7: 2 x 377 777,00 DM 5 x 77 777,00 DM 38 x 7777,00 DM 354 x 777,00 DM 3345 x 77,00 DM 33 682 x 17,00 DM 350 573 x 5,00 DM Super 6 Gewinnklasse 1: Gewinnklasse 2: Gewinnklasse 3: Gewinnklasse 4: Gewinnklasse 5: Gewinnklasse 6: 100 000 DM 10 000 DM 1000 DM 100 DM 10 DM 5 DM (Ohne Gewähr) Kaum Absagen von US-Künstlern Die Satellitenaufnahme zeigt Manhattan nach den Anschlägen. Umweltschützer messen die Schadstoffbelastung rund um die Uhr. Bild: dpa Anne Gisbertz berichtet von ihrem Zwangs-Tripp von Heidelberg nach Kanada Halifax/Heidelberg. Anne Gisbertz war seit drei Stunden in der Luft, als das Unglaubliche geschah – der apokalyptische Terror-Angriff auf die USA. „Wir standen völlig auf dem Schlauch und haben von nichts gewusst“, berichtet die Germanistik-Doktorandin der Chicago University, die den Sommer in Heidelberg verbracht hatte und nun auf dem Rückflug in die USA war. Die Crew an Bord der mit nur 90 Passagieren besetzten United-AirlinesMaschine sei völlig ruhig geblieben: „Die haben uns gesagt, es gebe ein medizinisches Problem. Deswegen könnten wir nicht am Zielflughafen landen.“ Dass das Hilfsangebot eines Kardiologen glatt abgelehnt wurde, machte die Passagiere schon stutzig. „Aber die Besatzung war so entspannt, dass es ansteckend war“, erinnert sich die 28-jährige Literaturwissenschaftlerin. Zuerst sollte die Reise nach Neufundland gehen, wo auch der NewYork-Flug der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth zwischenzeitlich ein unvorhergesehenes Ende gefunden hatte. Dann wurde die Maschine aber ins kanadische Halifax dirigiert. 17 9 Historie „Die Ruhe der Besatzung war einfach ansteckend“ Von unserem Redaktionsmitglied Jörg-Peter Klotz 18 Lage: Eine Tiefdruckrinne zieht nur langsam ostwärts und bestimmt weiterhin mit kühler Meeresluft das Wetter. k Sinn und Unsinn nach dem Terror Dienstag Nec Süddeutschland: Viele Wolken, immer wieder Schauer, bis 18 Grad. Norddeutschland: Wechselnde bis starke Bewölkung mit Regen, bis 17 Grad. Ostdeutschland: Unbeständig mit teils schauerartigem Regen und nur hin und wieder Sonne. Österreich, Schweiz: Starke Bewölkung, Durchzug von Regengebieten, bis 17 Grad. England, Irland: Wechselnde Bewölkung, Regenschauer. Höchstwerte bis 18 Grad. Montag Pollenflug 25 1010 Daten: Das trübe Wetter drückt bei besonders Sensiblen auf die Stimmung. Kopfschmerzen, erhöhte Nervosität und Schlaflosigkeit sind die Folge. Bei einer Herzerkrankung oder bei zu hohem Blutdruck macht sich die kühle Luft oft sehr unangenehm bemerkbar. Meiden Sie jetzt unbedingt zusätzliche Belastungen! Sonntag 1015 Rom 28 Biowetter Samstag Varna Dubrovnik 1015 Lissabon Das Wetter 1015 T Dublin 19 19 Stockholm R h e in T tergebracht. „Da war alles unbeschreiblich gastfreundlich hergerichtet – mit Decken, Handtüchern und sogar Zahnpasta.“ Die „wahnsinnig hilfsbereite“ Bevölkerung hatte sich seit Stunden auf den Ansturm aus der Luft vorbereitet. Alle Passagiere seien heilfroh gewesen, dass mit ihrer Maschine nichts passiert war: „Nur ein Diabetiker, der nicht an seine Medikamente kam, eine Mutter mit Baby und die alten Leute auf dem Kirchenboden gaben einem zu denken.“ Nach einem unter diesen Bedingungen „fürstlichen Frühstück“ trennte sich am „Tag danach“ die Schicksalsgemeinschaft aus dem United-Airlines-Flieger. „Viele haben Autos gemietet, weil sie dachten, dass sie so schneller an ihr Ziel kommen als durch das Warten am Flughafen. Andere wollten überhaupt nicht mehr fliegen.“ Für Anne Gisbertz endete der KurzTripp nach Kanada gestern, nachdem das Flugverbot aufgehoben worden war. Eines hatte die gebürtige Nordhessin der Frankfurter Oberbürgermeisterin allerdings voraus: ein gemütliches Privatquartier bei einer Familie in der zweiten Nacht. Petra Roth musste nach der Zwischenstation auf dem Militärflughafen in Gander mit dem Boden einer Sporthalle vorlieb nehmen. Hamburg/Mannheim. Trotz der nach den Anschlägen verhängten Reisebeschränkungen müssen in Deutschland kaum Konzerte von US-Künstlern abgesagt werden. Dies ergab eine Umfrage unter deutschen Konzertveranstaltern. Nur der Tourneestart von Linkin Park in Hamburg wurde gestrichen. Die New-Yorker Musiker seien tränenaufgelöst gewesen, hieß es. Das Folgekonzert in Berlin fand am Mittwoch statt. Dem Auftritt von Superstar R. Kelly am 20. September in Mannheim steht wohl auch nichts im Weg. Auf der Internet-Seite der Konzertagentur war gestern jedenfalls nichts von einer Absage zu lesen. dpa/stp Rudy, der Fels in der Brandung Bürgermeister Giuliani macht den New Yorkern wieder Mut New York. Wenn es hart auf hart kommt, dann taucht Rudolph Giuliani vor den Kameras gern mit einer Baseball-Kappe der Polizei oder in einem Sweatshirt der Feuerwehr auf. Die New-Yorker verstehen: Es ist ernst. Nach den Anschlägen auf das World Trade Center musste sie daran zwar niemand erinnern. Doch dass Rudy, wie sie ihren Bürgermeister nennen, so sichtbar seine Unterstützung für die Männer und Frauen an der Front demonstriert, das kommt an. Auch seine Botschaft kommt rüber: „Die großartigste Stadt der Welt wird sich nicht in die Knie zwingen lassen. New York wird die Krise überstehen, wir werden noch stärker daraus hervorgehen – emotional, politisch und wirtschaftlich.“ Nichts scheint unmöglich, wenn der Mann antritt, der einst New York aus der Zange der Mafia befreit hat. Nicht einmal, dass das Welthandelszentrum wie ein Phönix aus der Asche wieder aufersteht. „Wir bauen es wieder auf“, tröstet er. Der 57-Jährige schafft es, seiner gedemütigten Stadt wieder Mut zu machen. „Rudy ist unser Fels in der Brandung“, lobt ein Reporter. 1994 hatte er nach seinem Wahlsieg den versprochenen Kampf gegen die Kriminalität aufgenommen. Nichts ließ der streng gläubige Katholik durchgehen. „Null Toleranz“ war die Devise, nach der er die Polizei selbst Schwarzfahrer rigoros verfolgen ließ. New York wurde zu einer der sichersten Metropolen der USA, Giuliani zu einem der populärsten Politiker des Landes. Doch dann warf ihn eine ProstataKrebserkrankung zurück. Auf eine Kandidatur für den Senat in Washington verzichtete er. Giuliani schien den Höhepunkt Rudolph Giuliani seiner Karriere überschritten zu haben. Das ist vergessen. Während die Welt voller Erschütterung auf New York schaut, schauen New-Yorker voller Vertrauen auf ihren Bürgermeister. dpa