Ölrausch in Malabo - Dr. Kai Schmidt

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Ölrausch in Malabo - Dr. Kai Schmidt
Ölrausch in Malabo
Äquatorial-Guineas Weg in die Moderne
von Kai Schmidt-Soltau
Die Reise zum Weltbankmeeting "Development and Oil in Central Africa" versprach
spannend zu werden. Bioko, Hauptinsel der einzigen schwarzafrikanischen spanischen
Kolonie des 20. Jahrhunderts, für viele Jahre eines jener Länder, die am Rande des
Chaos und der negativen Anarchie unbemerkt von der Weltöffentlichkeit existieren,
sollte plötzlich Vorreiter einer neuen Entwicklungsperspektive sein. Während noch vor
einigen Jahren Äquatorial-Guinea kein Land war, das eine umfassende Berichterstattung
rechtfertigte, entpuppt es sich heute als viel gerühmtes Vorbild für jene Staaten in
Schwarzafrika, in denen amerikanische Experten jenes Machtvakuum ausfüllen, das die
Vertreibung der Franzosen und ihrer Günstlinge erzeugt hat. Während es offensichtlich
ist, daß die beiden Kongos, Rwanda, Burundi und Angola schon aufgrund ihrer
geographischen Größe nicht in allen Belangen die Entwicklung Äquatorial-Guineas
wiederholen können oder wollen, sind zumindest die Experten der Weltbank zur Zeit
sehr angetan von diesem kleinen Land, das sich quasi über Nacht vom Ideal einer
"Bananenrepublik" zum Modell eines "Ölscheichtums" der postindustriellen
Gesellschaft emanzipiert hat.
Als der Ausguck des portugiesischen Kapitäns Fernam do Póo im Frühjahr 1472 zwei
riesenhafte Berge in östlicher Richtung erblickte, erschauderte er vermutlich. Die zwei
aktiven Vulkane Pico Malabo (3108 m) und Mount Cameroon (4095 m) sind ein
wahrlich erhebender Anblick. Vom offenen Meer zu ihren Gipfeln sind es jeweils
weniger als 30 km und die Distanz zwischen ihren Kratern beträgt kaum 60 km. Vor
dem eilig herbeigerufenen Fernam do Póo türmten sich die in Wolken gehüllten
Gebirgsmassive auf wie eine einzige, unbezwingbare Barriere. So verwundert es nicht,
daß er dem Steuermann befahl, nach Süden auf die offene See abzudrehen, auch wenn
er damit eigentlich sein Recht auf Verewigung in den Seekarten dieser Welt verspielt
hatte, denn schon die nächste portugiesische Expedition, die sich auf der Suche nach der
Südroute nach Indien den beiden Bergen näherte, fand die kaum dreißig Kilometer
breite Wasserstraße, die Bioko, wie die Insel seit ihrer Unabhängigkeit heißt, von
Kamerun trennt. Fernam do Póos Name hielt trotz seines seefahr erischen Versagens in
seiner verspanischten Form Fernando Pó Einzug in die Seekarten bis 1968, da die
Portugiesen wenig von jenem Eiland angetan waren, das Fernam zu entdecken versäumt
hatte. Während die Seeroute nach Indien ruhige Buchten, leicht zu erreichende Quellen
und eine angepaßte Bevölkerung wünschenswert machte, entsprachen die autochthonen
Bubi bzw. die steilen Küsten und der undurchdringliche Regenwald keinem dieser
Kriterien. Im Rahmen des Dreieckshandels war Fernando Pó, bzw. das heutige Bioko,
deswegen weder "Gehege für die Jagd auf Schwarzhäute" noch Zwischenlager für diese
wie das 600 km südlich gelegene, paradiesische Annobón, welches die Spanier 1778 im
Vertrag von Pardo erwarben, um ein eigenes Versandnetz für Sklaven aufzubauen. Das
wenig beliebte Fernando Pó (2017 qkm) erhielten sie als unbesiedelbare Gratiszugabe,
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da Annobón mit seinen 17 qkm für Geschäfte unter Weltmächten dann doch etwas zu
unbedeutend war.
Im Windschatten der großen Weltpolitik lebten die Bubi ein traditionelles, aber
nichtsdestoweniger - verglichen mit ihren in ständiger Angst vor Verschleppung
lebenden Nachbarn - angenehmes Leben und besiedelten sogar einige kleine Inseln vor
der Küste Kameruns. Während die Bubi jagend und sammelnd über ihre Insel zogen,
entbrannte im neunzehnten Jahrhundert ein Streit um die Besitzrechte an Fernando Pó:
Die englische Flotte gründete 1827 nicht nur das heutige Malabo unter dem Namen
Clarence, sondern bot den erstaunlichen Preis von 60.000 Pfund für das eigentlich
wertlose Eiland. Jedoch, spanische Ressentiments gegen die zur Nation der
Sklavenfreunde mutierten Engländer verhinderten den Kuhhandel, so daß Spanien im
Besitz seiner einzigen schwarzafrikanischen Kolonie blieb, als es 1884/85 in Berlin um
die Verteilung des afrikanischen Festlandsterritoriums ging. Entsprechend der
imperialistischen Grenzziehung präsentiert sich Rio Mundi, der Festlandteil von
Äquatorialguinea, dann auch als recht willkürlich ausgeschnittenes Tortenstück, das
zwar 14 mal größer als Bioko ist, aber weder über eine eigene kulturelle Identität
verfügt noch durch irgendwelche erkennbaren geographischen oder ethnologischen
Grenzen von Kamerun im Norden und Gabun im Süden und Osten getrennt ist. Der mit
ethnischem Blick geschulte Betrachter erkennt sofort, daß hier wenig homogene
Gruppen zu einem staatlichen - vorerst noch unter spanischer Herrschaft stehenden Gebilde zusammengefaßt wurden, denn selbst wenn man die ca. 280.000 Bewohner des
Festlandes, die sich nach der fast gänzlichen Ausrottung der autochthonen Pygmäen aus
eingewanderten Fang und Küstenstämmen zusammensetzt, als konsensfähig betrachten
würde, waren Konflikte mit den Bewohnern von Bioko (ca. 70.000) und Annobón (ca.
1000), die nicht nur andere Ethnien, sondern auch völlig konträre Lebensweisen
repräsentierten, vorauszusehen. So verwundert es nicht, daß die einzige, halbwegs
demokratische Wahl (1968) einem Fang-Clan aus dem kleinen Festlandsdorf Mongomo
an der Ostgrenze des Landes alle Schlüsselpositionen zuspielte, die diese bis heute mit
allen Mitteln verteidigen.
Als um die Jahrhundertwende Spanien das besiegelte Recht erhielt, das Land und all
seine Güter auszubeuten - Verhandlungen, bei denen die autochthone Bevölkerung
naturgemäß kein Mitspracherecht erlangte - nahmen einige spanische Siedler angesichts
des geschrumpften spanischen Weltreiches diese Möglichkeit wahr und begannen,
monokulturelle Kakaoplantagen auf Bioko anzulegen, während der Holzreichtum des
Festlandes erst ab den 30er Jahren exploitiert wurde. Da Kakao ein arbeitsintensives
Produkt ist, für dessen Kultivierung die Spanier die Bubi selbst mit Gewalt nicht
gewinnen konnten - diese flohen in die bis heute unwegsamen Höhenlagen - heuerten
sie aus Amerika zurückgeschickte Sklaven, die sogenannten Fernandinos (ca. 5000)
oder Kontraktarbeiter aus den umliegenden Kolonien, vor allem aus Nigeria (30.000),
Ghana, Kamerun und Liberia an. Als immer mehr dieser unter unmenschlichen
Bedingungen lebenden Arbeitssklaven in die Berge flüchteten und 1920 sogar eine
Gesandtschaft des Völkerbundes die Arbeitsbedingungen untersuchte, gingen die
wenigen spanischen Siedler, es waren zu keinem Zeitpunkt mehr als 7000, dazu über,
die Bubi und die in Aufruhr befindlichen Fernandinos auf subtilere Weise in die
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Kolonialwirtschaft einzubinden, indem sie ihnen staatlich garantierte Festpreise für
Kakao anboten. Die Kolonialverwaltung setzte sogar durch, daß die spanischen
Plantagenbesitzer den traditionellen Eigentümern eine, wenn auch eher symbolische,
jährliche Pacht zahlen mußten. Soviel Entgegenkommen, gepaart mit der Aufhebung
des Kolonialstatus der Bewohner Fernando Pós und Rio Mundis 1959, das heißt die
volle Integration in den spanischen Staatsverband, schuf vor allem auf Bioko, dem
wirtschaftlichen und politischen Herzen der kleinen Kolonie, eine wachsende Zahl von
kolonialbegeisterten Bubi; als formal gleichberechtigte Staatsbürger entsandten sie
sogar eigene Abgeordnete in das ständische Parlament im Herzen der Franco-Diktatur.
Die Bewohner der Festlandskolonie hatten weniger Glück als die Insulaner, die im
Laufe dieses Jahrhunderts einen Aufstieg vom rechtlosen Desperado zum selbständigen
Plantagenbesitzer in bescheidenem Wohlstand vollzogen hatten, da die Holzexploitation
auf dem Festland weniger auf Partizipation angewiesen war: Von Entschädigungen an
die traditionellen Waldeigentümer war nie die Rede, so daß es wenig verwundert, daß
sich antikolonialer Widerstand vor allem auf dem Festland formierte. Während die Bubi
und Fernandinos sich im Dezember 1963 gegen eine innere Autonomie der spanischen
Besitzungen in Schwarzafrika aussprachen oder zumindest gegen einen
Zusammenschluß mit dem Festland plädierten, da sie die demographische Dominanz
der Fang fürchteten, sprach sich eben diese Mehrheit für einen schrittweisen Übergang
zur Unabhängigkeit und zur Gründung eines gemeinsamen Nationalstaates aus. Als am
12.10.1968 Äquatorial- Guinea die volle Unabhängigkeit erlangte, war die Freude auf
den beiden größeren Inseln Bioko und Annobón dann auch eher mit Sorgen um die
Zukunft vermischt. Aber selbst die düstersten Pessimisten sahen nicht voraus, welch
Wirbelsturm der Vernichtung das kleine Land in der Folge erfassen sollte.
Marcías Nguema führte als erster Präsident Äquatorial-Guineas ein Land in die
Unabhängigkeit, das 3% der Weltproduktion an Kakao auf Bioko erwirtschaftete, über
eine der höchsten Alphabetisierungsraten und mit das höchste Bruttosozialprodukt in
Afrika verfügte - und hinterließ bei seinem Sturz 1979 das blanke Chaos. Alle
Kontraktarbeiter (1976), sowie die spanischen Plantagenbesitzer (1969) hatten das Land
verlassen, ein Drittel der Bevölkerung hatte sich in die Nachbarländer oder nach Europa
abgesetzt (ca. 100.000) und ein Fünftel derjenigen, die nicht fliehen wollten, - vor allem
die technische und politische Intelligenz - waren auf diese oder jene Weise eines
unnatürlichen Todes gestorben (ca. 50.000). Die Wirtschaft lag am Boden. In der
Hauptstadt Malabo bauten die Menschen auf den Plätzen Maniok an, um durch diese
Subsistenzproduktion wenigstens ihr nacktes Überleben zu sichern. Die gesamte
Bevölkerung der Insel Annobón war nach Bioko deportiert worden, um auf den
übriggebliebenen Kakaoplantagen Sklavenarbeit zu leisten. Dennoch sank das
Bruttosozialprodukt zwischen 1969 und 1979 auf ein Viertel des Ausgangswertes und
die Kakaoproduktion ging von 40.000 t (1969) auf 6.000 t zurück, was vor allem dem
stetigen Abzug der nigerianischen Kontraktarbeiter, die in anderen Ländern wie z.B. in
Kamerun bessere Lebensbedingungen vorfanden, geschuldet war, denn die wenigen
Bubi und Fernandinos, die auf Bioko geblieben waren, wollten und konnten kaum die
Hälfte der ursprünglichen Plantagen bewirtschaften, woran auch die erneute Einführung
der Sklavenarbeit durch Marcías Nguema wenig änderte.
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Warum die Exportwirtschaft verfiel ist bis heute eine weit diskutierte Frage. Während
spanischen Rückkehrern in alter Manier die "naturbedingte Unfähigkeit der Schwarzen
zu rationalem und selbstverantwortlichen Handeln" Begründung genug ist, hörte man
beim eingangs erwähnten Weltbankmeeting - natürlich nicht im offiziellen Programm,
sondern bei informellen Foyergesprächen - die Auffassung, daß Äquatorial- Guinea ein
frühes Opfer der Globalisierung der Märkte geworden sei. Die zurückkehrenden
Kontraktarbeiter fanden in ihren Ländern (z.B. Ghana) günstigere Bedingungen, Kakao
in großem Stil anzubauen, und wurden somit zu einer ernsten Konkurrenz, da sie auf die
in Bioko notwendige Fäulnisbekämpfung und künstliche Trocknung des Kakaos
verzichten und somit billiger produzieren konnten. Während die spanische
Kolonialverwaltung es verstanden hatte, die Kontraktarbeiter auch nach dem Auslaufen
ihrer Verträge durch kleinere Landschenkungen und andere Lockmittel auf Bioko zu
halten, war es eine der ersten Aktionen der neuen Regierung, zumindest das
unbewirtschaftete Land auf Bioko mit regierungsnahen Fang zu besiedeln, um
separatistischen Tendenzen entgegenzuwirken. Kontraktarbeiter ohne gültigen Vertrag
wurden aus diesem Grunde sogar aufgefordert, das Land zu verlassen und in ihren
Herkunftsregionen ihr Glück zu versuchen. Diese selbstproduzierte Konkurrenz
vernichtete den Wirtschaftszweig, von dem Äquatorialguinea zu 90% abhängig war,
beinahe über Nacht, als die spanische Regierung ihre Preisstützungssubventionen der
Kakaowirtschaft nach einer umfassenden Landreform, die auch die Flucht fast aller
Spanier zur Folge hatte, 1969 ohne Vorwarnung einstellte. Sicher, Marcías Nguema,
sein Clan in Militär und Nationalgarde und nicht zuletzt die Jugendbewegung "Juventud
en marche con Marcías" konnten mit ihren scheinbar wahllosen Erschießungen Idi
Amin und Barthelemy Bokassa das Wasser reichen, jedoch scheinen hier wie dort
Ursache und Wirkung nicht so einfach zu liegen wie dies ausländischen Betrachtern
gelegen käme. Ein Indiz für diese These kann in dem Umstand gesehen werden, daß
auch nach dem Ende der Ära Marcías keine substantielle Besserung der Wirtschaft
erzielt werden konnte, auch wenn Weltbank und IWF seit bald 20 Jahren ihre Berater
nach Malabo senden.
Das Regime Marcías Nguema endete am 3. August 1979, als des Präsidenten Neffe
Oianga Nguema mit einigen anderen Verwandten - es waren nur 30 Verschwörer beschloß, einen "coupe de libertad" zu wagen. Marcías wurde ohne große Gegenwehr
gestellt und nach einem öffentlichen Schnellprozeß hingerichtet, ebenso wie die
Familienangehörigen und Staatsfunktionäre, die nicht zum neuen Präsidenten
konvertieren wollten. Das neue Regime machte dem autozentrierten Entwicklungsweg
Marcías, der in den 70er Jahren in Anbetracht des offensichtlichen Verfalls die Nähe
zum sozialistischen Lager gesuc ht und z.B. Fischereiabkommen mit der UdSSR
unterzeichnet hatte, ein Ende und wurde dafür mit bi- und multilateraler Hilfe belohnt.
Aber selbst die vor allem von Spanien geleistete, finanzielle Unterstützung - immerhin
bis zu 70% der staatlichen Finanzmittel - im Bündnis mit einer radikalen Ausbeutung
der Natur konnten den wirtschaftlichen Niedergang der Kakaowirtschaft nicht bremsen
(1995: 3.000 t). Zwar konnte durch den Anschluß an den zentralafrikanischen
Wirtschaftssraum und die Einführung des zentralafrikanischen Franc anstelle des
gnadenlos inflationären 'Ekulélé' eine Stabilisierung auf niedrigstem Niveau erreicht
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werden, jedoch vor allem die Rückgabe der Plantagen an ihre spanischen Besitzer und
die Auslieferung der Regenwälder Rio Mundis an internationale Holzkonzerne (jährlich
über 130.000 m3) ohne Entschädigung der lokalen Bevölkerung erzeugte erstes
Mißtrauen gegen den selbsterkorenen Befreier. Ein besonders zweifelhafter,
wirtschaftlicher Coup gelang der neuen Regierung, als sie Mitte der 80er Jahre die
kleine Insel Annobón als Giftmüll- und - Gerüchten zufolge - auch als
Atommülldeponie der internationalen Industrie öffnete. Wichtigste Partnerländer sind
heute Spanien, mit dem fast 50% der Exporte abgewickelt werden, und Frankreich, das
sich für eine noch stärkere Einbindung in das francophone Zentralafrika stark macht und
im Gegenzug umfassende Militärhilfe leistet. Dank dieser Hilfe und gestützt auch auf
eine ca. 800 Mann starke marokkanische Präsidentengarde gelang es Obiang Nguema
bis heute, sich ohne ernsthaften Widerstand an der Macht zu halten. Die Anfang der
90er populär gewordenen Forderungen nach einer Demokratisierung Afrikas, vor denen
ihn selbst seine internationalen Förderer nicht bewahren wollten oder konnten, konterte
er kühl mit einem längeren Staatsbesuch in China.
1992 begann der Ölrausch auf Malabo mit den ersten erfolgreichen Probebohrungen vor
der Nordküste. Eine Zeit lang herrschte Aufbruchsstimmung im Land, selbst die in
Afrika notorisch unterwürfigen Gewerkschaften machten sich für eine generelle
Lohnerhöhung um 5% stark und - was noch ungewöhnlicher ist - konnten diese auch
durchsetzen. Die Errichtung der ersten Lagerhallen, Verwaltungsbauten und
Wohneinheiten sorgte für euphorische Stimmung - jedoch, und dies war der erste
Wehrmutstropfen, sie wurden nicht von lokalen Kräften errichtet, sondern von
japanischen Firmen schlüsselfertig geliefert. Erste Zweifel mischten sich in die
Euphorie, als nach dem Ende der Vorarbeiten die Arbeitslosenquote wieder normales
Niveau zu erreichen begann, jedoch die Meldung "Die Amerikaner kommen" vertrieb
die Düsternis von den Gesichtern der jungen Leute. Ja, die Amerikaner kamen - dies
war klar als eines Tages auf einem Containerschiff 15 große, dunkle Chevrolet
Geländewagen für den Präsidenten angeliefert wurden. Schon träumte mancher junge
Mann in Malabo von einem kleinen Geschäft im Anschluß an seine, nun sichere
Karriere auf den Ölfeldern seiner Heimat. Als 1995 die ersten Flugzeuge Amerikaner
(Mobil Oil - Walter International, United Meridian Co.) auf dem kleinen Flughafen
ausluden, wurden sie noch mit Blumen empfangen, in den Bars hatten sie Freibier und
selbst die Prostituierten gewährten ihnen Einstiegspreise. Jedoch, schon mit dem
nächsten Schiff kam eine ganze Stadt aus Containern. Die Aufstiegsträume reduzierten
sich gewaltig, jedoch die Hoffnung auf eine minimale Partizipation am Ölboom hielt
sich vorerst. Das Raffinerieschiff von Mobil kam, kurz nachdem die Ölstadt fertig war.
Nur noch die leichten Mädchen erwarteten die zwei Maschinen, die wenig später die
Ölarbeiter nach Malabo brachten, die Jugend Biokos, soweit nicht weiblich, gab sich
dem Suff hin. In einem ersten Anflug von Protest beschloß die männliche Bevölkerung
Biokos, die Amerikaner zu ignorieren, ihre Sprache nicht zu erlernen, ihnen nicht den
Weg zu zeigen und kein Bier von ihnen anzunehmen. Jedoch - den Amerikanern blieb
diese Provokation bis heute verborgen - sie sind zu beschäftigt, denn seit 1995 stieg die
Erdölproduktion um 2000%.
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Weiterführende Literatur:
Carrasco González, Antonio; El proyecto de venta de Fernando Poo y Annobón a Gran
Bretana en 1841; in: Estudios africanos; Nr.18-19/1996; p.47-63.
Creus , Jacint; Missioners catatlans a la Guinea Equatorial (1883-1910): la 'civilització' de la
darrera possessió d'Ultramar; in: Studia africana 1997; p.9-19.
De Wulf, Valérie; Une étape dans la stratégie missionnaire clarétine: le déplacement du village
principal d'Annobon - Guinée Equatoriale; in: Studia africana 1997; p.21-34.
Fegley, Randall; Equatorial Guinea: An African Tragedy; New York 1989.
Gorozpe , Inaki; La oposición a la dictadura en Guinea Ecuatorial; in: Nova África 1995; p.5562.
Jeune Afrique économie , Hors Série: Guinée Equatorial; 1995.
Jakobeit, Cord; Äquatorialguinea; in: Nohlen, Dieter/ Nuscheler, Franz; Handbuch der Dritten
Welt; Bd. 4, 420-432; Bonn 1993.
Klitgaard, Robert; Tropical Gangsters: One man's experiences with Development and
Decadence in deepest Africa; New York 1990.
Liniger-Goumaz, Max; Small is not always Beautiful: The Story of Equatorial Guinea; London
1988.
Ngabissio , Noêl Ngouo; El nuevo Eldorado; in: Afrique Horizon 21; Nr.3/98; S.22-24.
Osuntokun, Joseph T.; The dynamics of Nigerian-Equatorial Guinea relation from colonial
times to the present; in: Ate, Bassey E./ Akinterinwa , Bola A.; Nigeria and its immediate
neighbours: constraints and prospects of sub-regional security in the 1990s; Lagos 1992.
Sundiata, Ibrahim K.; Equatorial Guinea: Colonialism, State Terror, and the Search for
Stability; Boulder/Col. 1990.
Kurzbiographie: Schmidt-Soltau, Kai; Dr. phil.; Lehrt seit 1997 als Senior Lecturer Soziologie
an der University of Buea/Cameroon und Philosophie am Pan-African-Institute for
Development.
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