ambassade de france - Französische Botschaft

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13/10/2010
Rede von Botschafter Bernard de Montferrand anlässlich des 60jährigen Bestehens des Institut français de Berlin
- Berlin, den 7. September 2010
Sehr geehrter Herr Krüger,
chère Marie N’Diaye,
madame la Directrice, chère Carine,
liebe Freunde des Institut français,
meine Damen und Herren,
es ist mir eine große Freude, heute gemeinsam mit Ihnen das 60jährige Bestehen des Institut français de Berlin zu feiern. Schön, dass
Sie so zahlreich erschienen sind !
20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung feiert das Institut
français de Berlin seine 60sexyjahre in Berlin. 60 aktive und intensive
Jahre; 60 Jahre, in denen es hier am Kurfürstendamm 211 nie
langweilig wurde. Und mit der Plane und dem Baugerüst an der
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Fassade scheint das Institut fest entschlossen, eine zweite Jugend
zu erleben.
Diese Jahre waren bewegt, sie waren schmerzhaft, bereichernd und
entscheidend zugleich. Das wissen wir alle.
Die Maison de France hat im April 1950 ihre Pforten geöffnet, ihre
Mauern tragen die Spuren der Geschichte Berlins, aber auch der
Geschichte unseres heutigen Europa. Die Ausstellung 60 Jahre
Kulturpolitik, die Archive des Institut français de Berlin zeigt, wie viele
geschichtliche Ereignisse die Maison de France erlebt hat. Mit
leidenschaftlichem Interesse und Neugierde hat sie die Geschehnisse
erlebt, beobachtet und stets zu begreifen versucht. Es gab dramatische
Momente wie der Terroranschlag im August 1983, Gesten der
Anerkennung wie der Besuch von Helmut Kohl und François Mitterrand
1985 aber auch bewegende Momente für unsere beiden Hauptstädte
wie der 20. Jahrestag des Mauerfalls im November 2009.
Ich will heute an diesem Jubiläum drei Punkte hervorheben, die mir
besonders wichtig erscheinen.
Erstens : das kulturelle Engagement Frankreichs in Berlin seit
Ende des Zweiten Weltkrieges und die Rolle, die die Kultur
zwischen unseren beiden Ländern gespielt hat.
Ohne den intensiven kulturellen Dialog, den unsere politischen
Verantwortlichen mit stets ungebrochener politischer Entschlossenheit
geführt haben, wäre die deutsch-französische Freundschaft auf Sand
gebaut worden. In Berlin haben wir alles dafür getan, damit dieser
Dialog auf einem soliden Fundament gebaut wird. Von 1946 bis 1984
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war das Institut français de Berlin am Kurfürstendamm ein Ort des
intensiven intellektuellen Austauschs. 1984 hat Frankreich Unter den
Linden, in Ost-Berlin, ein Kulturzentrum eröffnet, das sich sehr schnell
zu einem Ort der Freiheit und der Kommunikation entwickelt hat – viele
Berlinerinnen und Berliner haben mir sehr rührende Geschichten
darüber erzählt.
Ich will heute nochmals dieses kulturelle Engagement meines Landes
unterstreichen, das unsere Staats- und Regierungschefs für die
deutsch-französische Freundschaft als ganz wesentlich betrachten.
Trotz der Sparpolitik, die wir heute alle in Europa führen, bleibt das
kulturelle Netzwerk für uns eine Priorität. In keinem anderen Land sind
wir so stark präsent wie in Deutschland.
Zweitens: Unser kultureller Dialog ist nicht abgeschlossen.
Denn die Geschichte ist nicht zu Ende, sie geht weiter. Die
Entwicklungen um den Euro, die wir in den vergangenen Monaten in
Europa erlebt haben, haben das wieder einmal deutlich gemacht. Heute
ist es wichtiger denn je, dass wir miteinander sprechen – und zwar in
unseren eigenen Sprachen, denn sonst besteht immer wieder die
Gefahr, dass unsere Unterschiede – die zum Glück weiterhin sehr groß
sind – zu Unverständnis, Missverständnissen und zuweilen auch zu
Spannungen führen. Es geht heute aber nicht mehr nur um den
kulturellen Dialog zwischen Deutschland und Frankreich, sondern es
geht darum, diesen Austausch im europäischen Kontext zu führen.
Denn ohne einen vertieften kulturellen Dialog wird auch Europa auf
Sand gebaut. Unser Ideal ist, ich zitiere, « ein Maximum an Vielfalt in
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einem Minimum an Raum ». Darin sieht Milan Kundera die eigentliche
Identität Europas. Genau deshalb kommt den Instituts français in
Deutschland, und insbesondere dem Institut français de Berlin, wie
auch den Goethe Instituten in Frankreich eine Bedeutung zu, die weit
über den kulturellen Bereich hinaus geht.
Und schließlich will ich dem Institut français de Berlin zu seinem
Jubiläum gratulieren. Möge die Zukunft ebenso viel Erfolg bringen
wie die vergangenen 60 Jahre.
Seine lange Geschichte gibt dem Institut eine besondere Legitimität,
den Dialog zwischen unseren Zivilgesellschaften fortzusetzen. Die
historischen Bindungen zwischen Berlin und Frankreich sind in ihrer
Komplexität und Reichhaltigkeit beispiellos. Es gab dunkle und
strahlende Momente. Hier in Berlin entsteht heute, Anfang des 21.
Jahrhunderts, die Zukunft eines Europa, das einzigartig ist in der Welt.
Ein Europa, das beschlossen hat, seine Vergangenheit und seine
Unterschiede zu akzeptieren. Das ist ein außergewöhnliches Zeichen
für Jugendlichkeit - dessen sind wir uns nicht immer bewusst. In Orten
wie diesem hier kann diese stille europäische Kulturrevolution
fortgesetzt und so zu einem Beispiel für den Rest der Welt werden.
Bleiben Sie dieser Berufung zum Dialog und zur intellektuellen
Neugierde treu, dann steht Ihrem weiteren Erfolg nichts im Wege.
Ein großes Dankeschön an das Team des Institut français de Berlin, an
seine Leiterin und an alle, die das Institut unterstützen!

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