ambassade de france - Französische Botschaft
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Frankreich – Info Herausgeber : Französische Botschaft - Presse- und Informationsabteilung Kochstr. 6/7 - 10969 Berlin Tel. 030/20 63 91 77 Fax 030/20 63 91 11 E-Mail: [email protected] Internet: www.botschaft-frankreich.de 13/10/2010 Rede von Botschafter Bernard de Montferrand anlässlich des 60jährigen Bestehens des Institut français de Berlin - Berlin, den 7. September 2010 Sehr geehrter Herr Krüger, chère Marie N’Diaye, madame la Directrice, chère Carine, liebe Freunde des Institut français, meine Damen und Herren, es ist mir eine große Freude, heute gemeinsam mit Ihnen das 60jährige Bestehen des Institut français de Berlin zu feiern. Schön, dass Sie so zahlreich erschienen sind ! 20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung feiert das Institut français de Berlin seine 60sexyjahre in Berlin. 60 aktive und intensive Jahre; 60 Jahre, in denen es hier am Kurfürstendamm 211 nie langweilig wurde. Und mit der Plane und dem Baugerüst an der www.botschaft-frankreich.de 2 Fassade scheint das Institut fest entschlossen, eine zweite Jugend zu erleben. Diese Jahre waren bewegt, sie waren schmerzhaft, bereichernd und entscheidend zugleich. Das wissen wir alle. Die Maison de France hat im April 1950 ihre Pforten geöffnet, ihre Mauern tragen die Spuren der Geschichte Berlins, aber auch der Geschichte unseres heutigen Europa. Die Ausstellung 60 Jahre Kulturpolitik, die Archive des Institut français de Berlin zeigt, wie viele geschichtliche Ereignisse die Maison de France erlebt hat. Mit leidenschaftlichem Interesse und Neugierde hat sie die Geschehnisse erlebt, beobachtet und stets zu begreifen versucht. Es gab dramatische Momente wie der Terroranschlag im August 1983, Gesten der Anerkennung wie der Besuch von Helmut Kohl und François Mitterrand 1985 aber auch bewegende Momente für unsere beiden Hauptstädte wie der 20. Jahrestag des Mauerfalls im November 2009. Ich will heute an diesem Jubiläum drei Punkte hervorheben, die mir besonders wichtig erscheinen. Erstens : das kulturelle Engagement Frankreichs in Berlin seit Ende des Zweiten Weltkrieges und die Rolle, die die Kultur zwischen unseren beiden Ländern gespielt hat. Ohne den intensiven kulturellen Dialog, den unsere politischen Verantwortlichen mit stets ungebrochener politischer Entschlossenheit geführt haben, wäre die deutsch-französische Freundschaft auf Sand gebaut worden. In Berlin haben wir alles dafür getan, damit dieser Dialog auf einem soliden Fundament gebaut wird. Von 1946 bis 1984 3 war das Institut français de Berlin am Kurfürstendamm ein Ort des intensiven intellektuellen Austauschs. 1984 hat Frankreich Unter den Linden, in Ost-Berlin, ein Kulturzentrum eröffnet, das sich sehr schnell zu einem Ort der Freiheit und der Kommunikation entwickelt hat – viele Berlinerinnen und Berliner haben mir sehr rührende Geschichten darüber erzählt. Ich will heute nochmals dieses kulturelle Engagement meines Landes unterstreichen, das unsere Staats- und Regierungschefs für die deutsch-französische Freundschaft als ganz wesentlich betrachten. Trotz der Sparpolitik, die wir heute alle in Europa führen, bleibt das kulturelle Netzwerk für uns eine Priorität. In keinem anderen Land sind wir so stark präsent wie in Deutschland. Zweitens: Unser kultureller Dialog ist nicht abgeschlossen. Denn die Geschichte ist nicht zu Ende, sie geht weiter. Die Entwicklungen um den Euro, die wir in den vergangenen Monaten in Europa erlebt haben, haben das wieder einmal deutlich gemacht. Heute ist es wichtiger denn je, dass wir miteinander sprechen – und zwar in unseren eigenen Sprachen, denn sonst besteht immer wieder die Gefahr, dass unsere Unterschiede – die zum Glück weiterhin sehr groß sind – zu Unverständnis, Missverständnissen und zuweilen auch zu Spannungen führen. Es geht heute aber nicht mehr nur um den kulturellen Dialog zwischen Deutschland und Frankreich, sondern es geht darum, diesen Austausch im europäischen Kontext zu führen. Denn ohne einen vertieften kulturellen Dialog wird auch Europa auf Sand gebaut. Unser Ideal ist, ich zitiere, « ein Maximum an Vielfalt in 4 einem Minimum an Raum ». Darin sieht Milan Kundera die eigentliche Identität Europas. Genau deshalb kommt den Instituts français in Deutschland, und insbesondere dem Institut français de Berlin, wie auch den Goethe Instituten in Frankreich eine Bedeutung zu, die weit über den kulturellen Bereich hinaus geht. Und schließlich will ich dem Institut français de Berlin zu seinem Jubiläum gratulieren. Möge die Zukunft ebenso viel Erfolg bringen wie die vergangenen 60 Jahre. Seine lange Geschichte gibt dem Institut eine besondere Legitimität, den Dialog zwischen unseren Zivilgesellschaften fortzusetzen. Die historischen Bindungen zwischen Berlin und Frankreich sind in ihrer Komplexität und Reichhaltigkeit beispiellos. Es gab dunkle und strahlende Momente. Hier in Berlin entsteht heute, Anfang des 21. Jahrhunderts, die Zukunft eines Europa, das einzigartig ist in der Welt. Ein Europa, das beschlossen hat, seine Vergangenheit und seine Unterschiede zu akzeptieren. Das ist ein außergewöhnliches Zeichen für Jugendlichkeit - dessen sind wir uns nicht immer bewusst. In Orten wie diesem hier kann diese stille europäische Kulturrevolution fortgesetzt und so zu einem Beispiel für den Rest der Welt werden. Bleiben Sie dieser Berufung zum Dialog und zur intellektuellen Neugierde treu, dann steht Ihrem weiteren Erfolg nichts im Wege. Ein großes Dankeschön an das Team des Institut français de Berlin, an seine Leiterin und an alle, die das Institut unterstützen!