Sozialrendite statt Profit – VSWG und Plattform der Leipziger

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Sozialrendite statt Profit – VSWG und Plattform der Leipziger
Sozialrendite statt Profit – VSWG und Plattform der Leipziger
Wohnungsgenossenschaften ermitteln in Studie den Mehrwert für Mitglieder
und Gesellschaft
„Wohnen bei uns“, das ist die größte Genossenschaftsplattform in Sachsen und vereint vier
große Wohnungsgenossenschaften Leipzigs: die Vereinigte Leipziger
Wohnungsgenossenschaft eG (VLW), die Wohnungsgenossenschaft UNITAS eG, die
Wohnungsgenossenschaft Transport eG (WOGETRA) sowie die Baugenossenschaft Leipzig
eG (BGL). Der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaft e. V. (VSWG) und die in der
Plattform organisierten Wohnungsgenossenschaften haben gemeinsam mit dem
Kompetenzzentrum „Öffentliche Wirtschaft und Daseinsvorsorge“ eine Studie zur Sozial- und
Mitgliederrendite der vier Plattform-Genossenschaften durchgeführt. Die Leipziger
Wohnungsgenossenschaften sind sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Sie
schaffen nicht nur preiswerten und komfortablen Wohnraum, sondern stehen auch für
Solidarität, Gemeinschaft und soziales Engagement. Damit übernehmen sie in gleichem
Maße Verantwortung für ihre Mitglieder und die Gesellschaft. Die vorliegenden Ergebnisse
der Studie belegen nun mit Zahlen und Fakten, was die Leipziger
Wohnungsgenossenschaften über ihr Kerngeschäft, die Vermietung, hinaus alles leisten.
Leipziger Wohnungsgenossenschaften engagieren sich nachhaltig
Mit einer Vielzahl von Maßnahmen und Projekten konnten die vier PlattformGenossenschaften in den letzten Jahren bereits einen enormen Mehrwert für ihre Mitglieder
und die Bürger der Stadt Leipzig erbringen. So hilft die VLW ihren Mitgliedern mit der
Bereitstellung von Räumlichkeiten und schafft, entsprechend dem genossenschaftlichen
Selbstverständnis, Raum für Begegnungen. Im September 2010 konnte so ein „Kunsthaus“
in Leipzig-Eutritzsch eröffnet werden. Dessen Nutzer, wie Künstlerin Simone Böhm
übernehmen für die Räume lediglich die laufenden Betriebskosten. Auf fünf Etagen haben
Malerei, Fotografie, Musik, Bildhauerei und Kreativität ein neues Zuhause gefunden.
Die WG UNITAS eG rief 2007 die Initiative „Nachbar ich brauch’ Dich!“ ins Leben. Die Idee,
dass sich die verschiedenen Generationen in den Quartieren untereinander helfen, stieß auf
eine große Resonanz bei den Mitgliedern. Im Rahmen des Projektes halfen sich die Mieter
seitdem in über 100 Fällen. Zudem stellte die Wohnungsgenossenschaft für das Projekt drei
geringfügig beschäftige Projektmitarbeiter ein.
Die WOGETRA engagiert sich aktiv in der Entwicklung von Stadtteilen und Wohnquartieren.
So stellt sie u. a. an zentralen Standorten zu moderaten Mietpreisen Räumlichkeiten zur
Entwicklung sozialer Angebote und Projekte zur Verfügung. Die Angebote umfassen dort
eine Vielzahl von sozialen und kulturellen Leistungen bis hin zu Leistungen in den Bereichen
der Haushaltshilfe und Krankenpflege.
Die BGL vergab in den Jahren 2008 und 2009 fast 20.000 Aufträge mit einem Volumen von
rund 26,5 Millionen Euro an Firmen aus der Region. Damit sicherte die BGL nach eigenen
Berechnungen in den beiden Jahren jeweils fast 130 Arbeitsplätze in der Region. Alle vier
Wohnungsgenossenschaften der Plattform sind damit auch wichtige Partner der regionalen
Wirtschaft. Seit 2001 gibt es zudem den BGL Nachbarschaftshilfeverein e. V. der sich im
Stadtgebiet Leipzig in der Alten- und Jugendhilfe engagiert.
„Die von den einzelnen Genossenschaften der Plattform durchgeführten Aktivitäten kommen
der gesamten Stadt und ihren Bürgern zugute, erläutert Michaela Kostov, Vorstand
der VLW und Projektleiterin der Fachgruppe „Sozialrendite“ der Plattform „Wohnen bei uns“.
“Wir wissen, dass die Effekte dieser Aktivitäten enorm sind und weit über unser Kerngeschäft
hinausgehen. Die Studie kann diese Effekte nun mit konkreten Zahlen belegen und den
Umfang dieses Zusatznutzens verdeutlichen.“ Das macht nicht nur den Mitgliedern deutlich,
wie positiv sich ihre Mitgliedschaft in einer Genossenschaft für alle Leipziger auswirkt. Auch
der Stadt Leipzig sollen die Ergebnisse aufzeigen, welche bedeutende Rolle die
Genossenschaften bei der Stärkung der gesamten Kommune spielt.
Sozial- und Mitgliederrendite – Zusatznutzen genossenschaftlichen Wirtschaftens
Das Konzept des genossenschaftlichen Wohnens basiert auf Gemeinschaftseigentum, das
nachhaltig und generationsübergreifend bewirtschaftet wird. Genossenschaften sind
demokratisch strukturiert, denn ihre Mitglieder haben entscheidenden Einfluss auf die
Unternehmenspolitik. Die Begriffe Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung
sind dabei entscheidende Merkmale. Für die Studie wurde deshalb erstmals ein eigener
wissenschaftlicher Ansatz erarbeitet, um die Eigenart des genossenschaftlichen
Wirtschaftens zu berücksichtigen. „Wohnungsgenossenschaften stiften einen Nutzen für die
Allgemeinheit“, erläutert Prof. Dr. Thomas Lenk, Direktor des Kompetenzzentrums. Sie
erzeugen positive externe Effekte, die über die Versorgung ihrer Mitglieder mit Wohnraum
hinausgehen und auch bei der Allgemeinheit wirksam werden. Diese haben wir erstmals
beziffern können.“ Sozialrendite bezeichnet dabei die Rendite (Kapitalertrag), die über die
klassische Eigenkapitalrendite, also den normalen Zweck eines jeden Unternehmens, hinaus
für die lokale Wirtschaft und die Kommune erwirtschaftet wird. Mitgliederrendite umschreibt
hingegen die Rendite, die den Mitgliedern einer Genossenschaft über die Wohnungsnutzung
hinaus zugutekommt. Also eine Sozialrendite im engeren Sinne.
Die Ergebnisse der Studie, die auf Basis des Geschäftsjahres 2009 ermittelt wurden,
konnten am 22. Oktober 2010 in Leipzig der Öffentlichkeit präsentiert werden. Demnach
beträgt die Sozialrendite der vier Plattform-Genossenschaften für 2009 6,1 Prozent, also
circa 2,2 Millionen Euro. Die Mitgliederrendite beziffert sich auf 5,1 Prozent, also etwa 1,8
Millionen Euro. Der Sozialrenditeanteil für alle Leipziger liegt mit circa 350.000 Euro bei 1
Prozent. „Insgesamt“, so Michaela Kostov, Vorstand der VLW, „flossen auf diese Weise
allein im Jahr 2009 1,6 Millionen Euro der Plattform-Genossenschaften in direkte
mieterbezogene Mehrleistungen. Den Löwenanteil machten dabei die Bereitstellung von
bedarfsgerechtem und barrierereduziertem Wohnraum sowie Modernisierungsmaßnahmen
mit dem Ziel niedrigerer Betriebskosten aus.“
Über 300.000 Euro waren für soziale Mehrleistungen für die Genossenschaftsmitglieder
bestimmt. Dazu zählen beispielsweise Seniorenarbeit, Schlichtung von
Nachbarschaftskonflikten oder die Bereitstellung von Räumen für diverse gruppen- und
quartiersspezifische Nutzungen. Fast 260.000 Euro wurden 2009 in die Gestaltung des
Wohnumfeldes investiert. Dies betrifft Grünflächenpflege, Spiel- und Sportplätze, Beseitigung
von Vandalismusschäden und Maßnahmen zur Steigerung des Sicherheitsempfindens. Noch
einmal fast 100.000 Euro stellten die Plattform-Genossenschaften für Kultur und Vereine
bereit.
Die Studie habe bewusst einen sehr belastbaren wissenschaftlichen Ansatz für die
Renditeermittlung gewählt, betont Michaela Kostov. „Wenn man bedenkt, dass die vier
Plattform-Genossenschaften im letzten Jahr über 31 Millionen Euro Auftragsvolumen an die
regionale Wirtschaft vergeben haben, dann erschließt sich die immense wirtschaftliche
Bedeutung der Genossenschaften vollends. Hier wurden allein 350 Arbeitsplätze mit allen
Effekten für Steuereinnahmen und Konsum in Leipzig gesichert – das ist in diese
Berechnung gar nicht mit eingeflossen.“
Wohnungsgenossenschaften – eine Wohnform der Zukunft
„Wohnungsgenossenschaften sind eine Wohnform der Zukunft“, betont Dr. Axel Viehweger,
Vorstand des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e.V. (VSWG). „Sie sind
moderner und attraktiver denn je, bieten sie ihren Mitgliedern doch erheblich mehr als ein
Dach über dem Kopf. Unsere Mitglieder sind nicht dem Profitstreben von anonymen
Eigentümern ausgesetzt. Sie können in ihrer Eigentümerrolle mitwirken. Über die
Sozialrendite partizipieren sie überdies an den Gewinnen der Genossenschaft“, so Dr.
Viehweger weiter.
Das genossenschaftliche Wohnen ist damit eine nahezu ideale Organisationsform. Denn
Eigentümer, die ihr Eigentum auch an Ort und Stelle nutzen, setzen sich für die Qualität ihrer
Wohnhäuser, des Umfeldes und der Verhältnisse in der Kommune ein. Damit steigern sie die
Wohn- und Lebensqualität und sorgen für sozial stabile Nachbarschaften. Dr. Viehweger
macht deutlich: „Unsere Mitglieder übernehmen Verantwortung vor Ort und sind nicht an
Gewinnmaximierung um jeden Preis und auf Kosten der Allgemeinheit interessiert. Insofern
sind die sächsischen Wohnungsgenossenschaften auch verlässliche Partner für die Politik,
um Herausforderungen der Zukunft, sei es der demografische Wandel, Stadtumbau oder
Standortentwicklung, zu meistern.“
In den letzten Jahren haben die sächsischen Wohnungsgenossenschaften wesentlich dazu
beigetragen, Städte und Gemeinden im Freistaat zum attraktiven Wohn- und Lebensstandort
zu machen. „Die Studie der Leipziger Wohnungsgenossenschaften hat eine Vielzahl an
positiven Effekten für die Stadt Leipzig und deren Bürger mit Fakten belegt“, so der VSWGVorstand. „Um sich weiterhin so aktiv in die Gesellschaft einzubringen, brauchen unsere
Mitgliedsgenossenschaften, die Plattform-Genossenschaften konkret, die Unterstützung der
Politik. Diese muss Rahmenbedingungen schaffen, in denen gesellschaftliche Verantwortung
auch zukünftig im gleichen Umfang wahrgenommen werden kann.“
Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V.
Claudine Schubert (Referat Öffentlichkeitsarbeit)
Mobil: 0151 1203 7715
E-Mail: [email protected]
Internet: www.vswg.de