Die Wiesenweihe – am liebsten in Franken daheim

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Die Wiesenweihe – am liebsten in Franken daheim
Jagd und Vogelschutz kooperieren
Die Wiesenweihe –
am liebsten in Franken daheim
Im Landkreis Ochsenfurt ziehen Jagd und Naturschutz vorbildlich an einem Strang: Sie schützen das größte mitteleuropäische Vorkommen der Wiesenweihe, einer jagdbaren, aber bedrohten und streng geschonten Greifvogelart.
A
nfang der 80er Jahre
gab es nur noch wenige Brutpaare der
Wiesenweihe in Bayern. Das
Aussterben dieser Greifvogelart erschien kaum abwendbar. Niemand hätte
es damals für möglich gehalten, dass 25 Jahre später
die Region Mainfranken das
erfolgreichste und zahlenmäßig stärkste Vorkommen
Mitteleuropas beherbergen
würde. Im Jahr 2010 brüteten 162 Paare zwischen
der Rhön im Norden und
Rothenburg ob der Tauber
im Süden. Zusätzlich gab es
einige wenige Brutpaare im
Nördlinger Ries, im Gäuboden bei Straubing und in der
Umgebung von Bamberg.
Darüber hinaus muss in Zukunft in weiteren offenen
Agrarlandschaften Bayerns
mit neuen Brutansiedlungen gerechnet werden.
Fotos: Z. Tunka/LBV Bildarchiv
Wiesenweihen ernähren sich von Mäusen
und Kleinvögeln
Stellt die Wiesenweihe nun
eine neue Gefahr für den
Niederwildbestand dar? Diese Frage muss klar mit Nein
beantwortet werden, betonen Claudia Pürckhauer
vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) und
Gerhard Klingler von der
BJV-Kreisgruppe Ochsenfurt.
Denn nach einer Studie der
Universität Würzburg bil-
den Mäuse, vor allem Feldmäuse, circa zwei Drittel der
Nahrung der Wiesenweihen.
Der Rest der Beute besteht
aus Kleinvögeln und Insekten. Daher profitiert die
Wiesenweihe auch von der
Ansaat mehrjähriger Blühflächen. An deren Rändern
jagt sie gezielt entlang, um
die dort zahlreich auftretenden Mäuse zu erbeuten.
Füchse zu bejagen
hilft allen
Bodenbrütern
Die erstaunliche Zunahme
des Wiesenweihenbestandes
in Bayern wurde durch das
Artenhilfsprogramm Wiesenweihe des Bayerischen
Landesamtes für Umwelt
(LfU) und des LBV möglich.
Die Bruten der Wiesenweihen befinden sich heute in
Bayern zum größten Teil
in
Getreideackerflächen,
und die Nestlinge werden
oft nicht vor der Mahd flügge. Sie müssen dann durch
das Stehenlassen einer Restfläche geschützt werden.
Der Landwirt erhält dafür
eine Entschädigung.
Die Kooperation der Jäger
mit den Vogelschützern
spielt in diesem erfolgreichen Artenhilfsprogramm
eine wichtige Rolle. Durch
starke Bejagung der Füchse
in den Brutgebieten können die Verluste unter den
Jungtieren gesenkt werden.
Da junge Wiesenweihen nicht vor der Mahd flügge werden, muss das Getreide
um die Brut stehengelassen werden. Dafür werden die Landwirte entschädigt.
Im Jahr 2010 wurden ungewöhnlich viele Bruten in der
Phase nach dem Schlupf im
Juni/Juli ausgeräubert. Spuren wiesen dabei häufig auf
Säuger als Nesträuber hin.
Außerdem sollte die Jägerschaft ihre Sichtbeobachtungen während der Brutzeit der
Wiesenweihe an die LBV-Geschäftsstelle in Veitshöchheim
melden. Dadurch werden das
Auffinden der Nester in den
Revieren und der Schutz der
Bruten vor dem Ausmähen
erheblich erleichtert.
G. Klingler/C. Pürckhauer
Infos: LBV-Geschäftsstelle, Tel.: 0179/9284388,
Internet: www.lbv.de/
wiesenweihe
Biologie und Ökologie
Jungvogel der Wiesenweihe
im Acker
16
2/2011
Kennzeichen: schlanker
Greifvogel, lange, schmale
Flügel, typisch gaukelnder
Suchflug nah über dem
Boden, Flügel dabei meist
V-förmig angehoben.
Männchen: blaugrau mit
schwarzen Flügelspitzen
und schwarzen Streifen auf
den Flügeln
Weibchen und Jungvögel:
braun mit leuchtend weißem Bürzel
Maße: Spannweite fast so
groß wie Bussard, Gewicht
aber nur 280 bis 340 Gramm
Zug: im August/September
nach Afrika, Rückkehr ab
April
Rote Liste Bayern (2003):
vom Aussterben bedroht
Bayerisches Jagdgesetz
(BayJG): jagdbare Vogelart
ohne Jagdzeit