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FC Baden Das Highlight des FC Baden ist unvergessen Der FC Baden kämpft heute in der vierthöchsten Liga der Schweiz um Tore und Punkte. Einst spielte der Verein sogar während einer Saison in der NLA. Der damalige Goalie Francesco Delvecchio erinnert sich dabei an ein ganz besonderes Spiel. Stephan Santschi «An was ich mich aus diesem Spiel noch erinnern kann?» Francesco Delvecchio lacht und sagt: «An fast alles. Ich habe ein grausam gutes Gedächtnis.» Die Rede ist vom grössten Tag in der Vereinsgeschichte des FC Baden. Stattgefunden hat er an einem nasskalten Novembertag im Jahr 1985 im alten Wankdorfstadion zu Bern. Die Young Boys, die wenige Monate später mit Topcracks wie Lars Lunde, Georges Bregy und Dario Zuffi Schweizermeister werden sollten, empfingen zu Hause den kleinen FC Baden; den Aufsteiger, den krassen Aussenseiter. Diskutiert wurde vor dem Duell eigentlich nur über die Höhe der Kanterniederlage. Doch dann kam alles anders. Die Badener spielten das Spiel ihres Lebens und gewannen 1:0. «Der Zusammenhalt im Team vermisse ich bei den heutigen Fussballern, die oft den Verein wechseln und denen es doch egal ist, welches Trikot sie gerade tragen» Francesco Delvecchio Die Beschimpfung von Lars Lunde Delvecchio war damals der Torhüter der Aargauer. Bereits in den Katakomben vor dem Betreten des Rasens sei es zu einer denkwürdigen Begegnung mit dem späteren Torschützenkönig Lars Lunde gekommen: «Wir standen nebeneinander, als er zu mir sagte: Ich mache dir heute zwei Tore rein, du Arschloch.» Zehn Minuten vor Spielschluss habe er Lars Lunde darauf hingewiesen, dass er allmählich etwas pressieren müsse. «Geantwortet hat er darauf aber nichts mehr», sagt Delvecchio und lacht erneut herzhaft. Die Berner hatten an jenem Tag nichts mehr zu lachen. Das lag einerseits am Isländer Gudmundur Torbjörnsson, der den Siegestreffer erzielte. Und andererseits eben an Francesco Delvecchio, der die prominenten Gegner zur Verzweiflung brachte. «Wenn ein Goalie mal warm geschossen ist, kann er manchmal eben tun, was er will», erzählt Delvecchio. Der damalige Präsident Roland Wunderli sei übrigens derart aus dem Häuschen gewesen, dass er unmittelbar nach dem Schlusspfiff spontan die Siegprämie verdoppelte. «Von 500 auf 1000 oder von 1000 auf 2000 Franken, das weiss ich nicht mehr genau», so Delvecchio. Vom Fussball habe er damals mehr schlecht als recht leben können, meist habe er nebenher gearbeitet. Unbezahlbar sei hingegen der Zusammenhalt im Team gewesen. «Das vermisse ich bei den heutigen Fussballern, die oft den Verein wechseln und denen es doch egal ist, welches Trikot sie gerade tragen.» «Wir waren die Prügelknaben der Nation» Am sofortigen Wieder-Abstieg des FC Baden änderte der Sensationserfolg damals nichts. Der Sieg in Bern sollte sogar der einzige der gesamten Saison bleiben. Mit insgesamt acht Punkten aus 30 Partien und einem Torverhältnis von 14:86 beende- 20 LANDSTRASSE 2/2013 ten die Badener die einzige NLA-Saison der Klubhistorie auf dem letzten Platz. Auch in den Derbys gegen Wettingen und Aarau gab es nichts zu holen. «Wir waren die Prügelknaben der Nation. Unsere Mannschaft war schwächer als jene, die aufgestiegen war, weil uns einige Spieler verlassen hatten», berichtet Delvecchio. Dieses eine Spiel in Bern sorge aber noch heute für Gesprächsstoff. «Wenn ich auf ehemalige Mitspieler oder Gegner treffe, behaupten wir noch heute, dass es am damaligen Wochenende im Toto keinen 13-er gegeben habe.» Also niemanden, der alle 13 Spiele der 13-er-Wette richtig vorausgesagt hatte… Heute ist Francesco Delvecchio 56-Jahre alt. Aktiv Fussball spielt er nicht mehr. «Als ich es kürzlich wieder einmal versucht habe, musste ich anschliessend zwei Tage lang liegen bleiben.» Das rechte Knie war schon immer seine Achillesferse, «es ist 13 Mal operiert worden. Ich habe jeweils in jeder Winterpause sozusagen den Service machen lassen.» Heute arbeitet Francesco Delvecchio als Kurier der Meier Druck AG. Und er führt das Restaurant des FC Windisch. Den FC Baden verfolgt er nur noch aus der Ferne. «Ich habe keine grosse Beziehung mehr zum Klub. Ich weiss aber, dass es mit dem Aufstieg wieder nicht funktioniert hat.» FC Baden ist wieder verschuldet In der Tat: Der einst stolze NLA-Vertreter hat zuletzt keine grossen Ziele mehr erreicht. Während sich die Frauen-Abteilung seit 2008 achtbar in der NLB bewährt, spielen die Männer nur in der vierthöchsten Schweizer Liga, der 1. Liga Classic. Im letzten Juni scheiterten sie zum wiederholten Mal nur knapp am angestrebten Aufstieg in die 1. Liga Promotion. «Wir haben im entscheidenden Moment nicht unsere beste Leistung abrufen können. Einige Spieler waren mit dem Kopf nicht mehr bei der Sache, weil sie just während den Aufstiegsspielen von anderen Vereinen mit finanziellen Angeboten geködert wurden. Das ist eine Schweinerei», ärgert sich Trainer Sven Christ. Im Sommer haben dann 12 Spieler den FC Baden verlassen. Neben dem sportlichen Misserfolg hat der Verein finanzielle Sorgen. Ende 2012 resultierte im Geschäftsbericht bei einem Aufwand von 1,084 Millionen Franken ein Minus von 122‘500 Franken, das strukturelle Defizit betrug sogar über 200‘000 Franken. Damit ist der Verein wieder verschuldet – rund 141‘000 Franken fehlen in der Vereinskasse. Im Jahr 2003 war die Situation mit über 600‘000 Franken Schulden sogar dramatisch, ehe unter der Führung des heutigen Ehrenpräsidenten Heinz Gassmann die Sanierung gelang. Nun kommt es erneut zu Sparmassnahmen, das Budget wird in diesem Jahr um 150‘000 Franken nach unten korrigiert. In den kommenden beiden Jahren soll das negative Eigenkapital wieder ausgeglichen werden. Die Suche nach Sponsoren gestaltet sich grundsätzlich aber schwer, das wirtschaftliche Umfeld erlaubt trotz vieler Firmen in der Gegend keine grossen Sprünge. Vorbei sind auch die Zeiten, wo Mäzene wie die mittlerweile verstorbenen Johnny Hirschi und Hans Badertscher den Verein mit finanziellen Zustüpfen über Wasser hielten. «Wir haben im entscheidenden Moment nicht unsere beste Leistung abrufen können» Sven Christ Für Trainer Sven Christ ist der Aufstieg derzeit kein Thema. Bild: Foto Wagner. Riesiger Aufwand für die Junioren Auch sportlich wird der FC Baden seine Ansprüche reduzieren müssen. Der Aufstieg ist vorderhand kein Thema mehr. Mit Verteidiger Giuseppe Rapisarda und Stürmer Goran Antic stiessen zwar zwei prominente Namen dazu, grundsätzlich ist die Mannschaft aber verjüngt und mit eigenen Talenten aufgefüllt worden. «Zwölf Spieler haben Jahrgang 1993 bis 1995», Guiseppe Rapisarda kam vom FC Wohlen. Bild: Foto Wagner. Anzeige www.renault-mueller.ch Die Renault Garage für Wettingen, Baden und Umgebung dm_2013_01_ins_landstrasse_182x62.indd 1 12.04.13 09:39 21 LANDSTRASSE 2/2013 FC Baden informiert Arnold Ackermann. Der Verein will künftig noch intensiver auf das einheimische Schaffen zählen. Während der FC Baden eigenständig in den Junioren-Spitzenligen der CocaCola Junior League A und B vertreten ist, beteiligt er sich zudem an den gemeinsamen Förderprojekten Team Aargau und Team Limmattal. «Baden betreibt für seine Junioren einen riesigen Aufwand», sagt Sven Christ, der in Baden erstmals als Profitrainer arbeitet – zu 50 Prozent als Konditionstrainer für das Team Aargau und zu 50 Prozent als Trainer der 1. Mannschaft. Das jüngste Produkt dieser Bemühungen ist Christopher Teichmann, der im letzten Juli als 17-Jähriger von Baden zum FC Aarau in die Super League wechselte und dort als offensiver Mittelfeldspieler bereits positiv aufgefallen ist. Grosse Namen im Stadion Esp Grosse Namen produzieren, anstatt einkaufen, das wäre der Optimalfall. Bereits in der Vergangenheit hat der eine oder andere spätere Shooting-Star im Stadion Esp seine Karriere lanciert. Der aktuelle Schweizer Nationalgoalie Diego Benaglio ist als 14-Jähriger beim FC Baden entdeckt worden. Kroatiens Nationalspieler Mladen Petric startete in Baden seine Profikarriere. Daniel Gygax (aktuell FC Luzern) wechselte von Baden als 17-Jähriger in die NLA zum FC Zürich. Auch der ehemalige Nationalkeeper Jörg Stiel begann in Baden mit dem Fussball. Und selbst Stuttgart-Profi Vedad Ibisevic gab in seinen Jugendjahren hier ein kurzes Gastspiel. Dass der FC Baden als Mannschaft irgendwann wieder im Konzert der Grossen mitspielt, ist indes unrealistisch. Die Hierarchie im Kanton Aargau scheint mit Aarau in der Super League (früher NLA) und Wohlen in der Challenge League (NLB) in Stein gemeisselt. Baden hätte sich dahinter gerne in der 1. Liga Promotion auf dritthöchster Stufe etabliert. Trainer Sven Christ weiss aber, dass es sehr schwer gewesen wäre, in dieser Liga zu bestehen. Die Konkurrenz, teilweise mit illustren Namen bestückt, wäre sehr stark, womöglich zu stark gewesen. «Wir konzentrieren uns nun auf die Entwicklung von ganz jungen Spielern. Ich bin mit meinem Kader sehr zufrieden. Wir werden nicht mehr der ganz klare Favorit sein. Ich glaube aber, dass wir wieder oben in der Tabelle mitspielen werden», sagt Christ. Anzeige 22 LANDSTRASSE 2/2013 FC Baden Gründung 1. Juli 1897 Grösster Erfolg Aufstieg NLA 1985 Teams 24 Geschäftsbilanz 2012 minus 122‘500 Franken (Schulden: 141‘000) Stadion Esp (7000 Zuschauer, Kunstrasen) Präsident Thomi Bräm Sportchef Arnold Ackermann Trainer Männer, 1. Liga Sven Christ Trainer Frauen, NLB Dominique Uehli Ehemalige Stars Diego Begnalio mit Daniel Gygax (Bild oben) , Jörg Stiel, Mladen Petric (Bild unten), Vedad Ibisevic. Weitere Infos www.fcbaden.ch Anzeige n eite arb e c i v tion Ser alla t s n I trom chs LEBAG Elektroinstallationen AG Etzelmatt 5 a chw 5430 Wettingen rk-S a t S 056 438 18 00 www.lebag-elektro.ch [email protected]