Auslandssemester in Madrid 2013/14

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Auslandssemester in Madrid 2013/14
Madrid, Spanien
Universidad Carlos III de Madrid, Wintersemester 2013/2014
Anna Huber
Bachelor-Studiengang Biomedical Engineering
Mein Auslandssemester in der spanischen Hauptstadt Madrid war für mich eine unglaubliche
Bereicherung an kulturellen und sozialen Erfahrungen. Ich würde es sofort jedem weiterempfehlen,
der gerne reist, neue Menschen kennenlernt, spontan und offen ist.
Einleitende Worte
Schon bei Beginn meines Studiums war für mich klar, dass ich ein Auslandssemester machen
möchte – je früher desto besser. Aus diesem Grund beschloss ich, das 3. Semester im Ausland zu
verbringen. Die Entscheidung, in welches Land es gehen soll, erwies sich für mich persönlich als
sehr schwierig, da die Auswahl sehr groß war und ich am liebsten in alle Länder gefahren wäre.
Am Ende fiel die Wahl auf Grund des Kursangebotes der Gastuniversität auf die Universidad
Carlos III de Madrid. Warm, viel Sonne, neue Sprache, mitten in Spanien – alles klang sehr
vielversprechend. Die weitere Planung und Kursauswahl war mit Unterstützung des Center for
International Relations und Dank der übersichtlichen Homepage der Gastuniversität – neben sehr
viel ‚Papierkram‘ – doch recht einfach.
Die ersten Tage in Madrid
Am 1. September ging es dann endlich mit dem Flugzeug nach Madrid. Viele Auslandsstudenten
buchen vorerst ein Hostel, um dann eine passende Wohnung direkt vor Ort zu suchen. Ich war bei
meiner Ankunft in der völlig fremden Stadt dann doch sehr froh, dass ich schon vorab eine
Wohnung via Internet (ALUNI – eine Wohnungsagentur, die von der Gastuniversität empfohlen
wurde) gemietet hatte und nur noch zur Schlüsselübergabe fahren musste. Diese Übergabe war
dann aber sehr schwierig, da ich ohne jegliche Spanischkenntnisse in Madrid ankam und die
meisten Spanier kaum Englisch sprechen.
Nachdem aber auch diese Hürde überwunden wurde, ging es ab in die Wohnung, in der ich
während der fünf Monate mit zwei anderen Auslandsstudentinnen gewohnt habe. Die
Wohnungspreise in Madrid sind doch recht hoch – mit 400€ kann man für ein WG-Zimmer gut
rechnen.
Die erste Woche bevor die Uni begann, habe ich dann damit verbracht, mich gut einzuleben, die
schöne Stadt zu erkunden und den verlängerten Sommer zu genießen. Außerdem veranstaltete
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die Studentenorganisation ESN gerade in den ersten beiden Wochen jeden Tag Aktivitäten für alle
Auslandsstudenten. Da ist für jeden etwas dabei – angefangen von sportlichen Aktivitäten über
spaßige Stadttouren und Themenparties.
Das Unileben
Am ersten Tag in der Uni gab es ein Welcome Event, wo die Uni und verschiedene Angebote
(Sprachkurse, Sportaktivitäten, Vereine, …) vorgestellt wurden. Anschließend gab es noch eine
Führung über den Campus und es wurden die Studentenausweise sowie das Certificate of Arrival
ausgegeben. Leider war die Veranstaltung nicht am technischen Campus, der in Leganes im
Süden von Madrid liegt.
Darum war dann der erste richtige Vorlesungstag ein wilder Lauf über den Campus in Leganes von
einem Gebäude zum anderen, um den richtigen Raum zu finden. Im Vergleich zur FH Technikum
in Wien ist der Campus der UC3M mit sieben großen Gebäuden um einiges größer. Aber keine
Sorge, die anderen Studenten sind alle supernett und sehr hilfsbereit. Schon nach kurzer Zeit habe
ich mich dann in der Universität gut zurechtgefunden.
An der UC3M hat man fast wie in der Schule einen fixen Stundenplan, den man sich vorher selber
zusammengestellt hat. Eine Vorlesung beginnt frühestens um 9.00 Uhr morgens und endet
spätestens um 19.00 Uhr, wobei von 13.00 bis 15.00 Uhr keine Vorlesungen stattfinden und die für
Spanien typische ‚Siesta‘ gemacht wird.
In den meisten Kursen, die übrigens alle auf Englisch gehalten wurden, war ich die einzige
Auslandsstudentin, wurde aber sofort in die Gruppe miteingebunden. Auch die Lektoren gehen auf
einen ein und haben für Probleme immer ein offenes Ohr.
Die Lehrveranstaltungen selbst waren alle mehr oder weniger interessant, wobei der Aufbau etwas
anders als in Wien war. Jeder von meinen fünf Kursen (jeweils mit 6 ECTS-Credits) war zweimal
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die Woche. Der erste Tag war sozusagen immer die Theoriestunde. Beim zweiten Mal wurde mehr
in die Praxis gegangen, was heißt, dass wir entweder Labor hatten oder gemeinsam
Rechenbeispiele durchgerechnet haben.
Die Sprachbarriere
Ich bin ohne jegliche Spanischkenntnisse nach Madrid gekommen und um ehrlich zu sein leider
auch nur mit sehr mangelhaftem Spanisch zurückgekommen. Da die Wahl mit Madrid doch sehr
spät fiel, stand die Möglichkeit schon vorher in Österreich einen Spanischkurs zu besuchen leider
nicht mehr zur Wahl. Die Gastuniversität in Madrid bot auch einen Sprachkurs an, der jedoch zu
bezahlen war. Leider war dieser immer gleichzeitig mit meinen anderen Lehrveranstaltungen und
auch am anderen Campus. Aus diesem Grund habe ich versucht, privat einen Sprachkurs zu
finden, was aber sehr schwierig war. Alle Sprachschulen hatten Kurse entweder am Vormittag
oder am Abend. Mein Stundenplan war natürlich so, dass ich mal nur vormittags und mal nur
abends in die Uni musste, womit auch die Möglichkeit eine Sprachschule zu besuchen, ausschied.
Danach beschloss ich ein paar teure Privatstunden zu nehmen, um nicht völlig aufgeschmissen zu
sein. Somit kann ich mich heute auf Spanisch vorstellen, verstehe an der Supermarktkasse wie
viel ich bezahlen muss und kann in einer Bar ein Bier bestellen.
Leider sprechen nur wenige Menschen in Spanien Englisch und es ist sehr schwer, sich im Alltag
ohne Spanisch zurechtzufinden. Auch das Englisch der Studenten und Professoren ist sehr
mangelhaft und eher ein Mix aus Spanisch und Englisch. Aber daran gewöhnt man sich eigentlich
sehr schnell. Empfehlenswert ist es auf jeden Fall einen Sprachkurs vor dem Auslandssemester zu
machen. Wenn man schon zumindest ein bisschen Spanisch kann, sind die sprachlichen
Fortschritte sicher groß. Ohne jegliche Sprachkenntnisse – wie in meinem Fall – finde ich es eher
schwieriger die Sprache zu lernen.
Essen und Getränke
Spanien ist reich an verschiedensten köstlichen Getränken und Speisen. Besonders bekannt ist
die sogenannte Paella – ein Reisgericht mit verschiedensten Zutaten (von Meeresfrüchten bis
Hühnchen oder Gemüse). uch die Tapas – Kleinigkeiten für zwischendurch – darf man bei einem
Besuch in Spanien nicht missen. In jeder Bar bekommt man eine große Auswahl davon angeboten
und oft zu Bier am Abend umsonst.
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Besonders beliebt bei den Spaniern sind Churros con Chocolate – die noch nach dem Fortgehen
in der Früh konsumiert werden. In der Nähe der Puerta del Sol gibt es eine Chocolateria, die sogar
24 Stunden durchgehend geöffnet hat.
Wein und Bier sind in Madrid sehr günstig, eine Flasche Wein gibt es schon ab 1,50€ und 6 Dosen
Bier (Mahou) um 2€. Sehr beliebt ist auch Sangria – ein Getränk aus Rotwein und diversen
Fruchtsäften mit Fruchtstückchen.
Freizeit
Neben dem Studieren bleibt natürlich auch noch genügend Freizeit. Wer gerne feiern geht, ist in
Spanien genau richtig. Meist treffen sich die Jugendlichen im Stadtzentrum (Puerta del Sol), um
schon mal ‚vorzufeiern‘ und etwas zu trinken. Anschließend geht es dann so gegen 1.00 Uhr ab in
eine Diskothek, wo bis in die frühen Morgenstunden bzw. bis die erste Metro fährt (6.00 Uhr)
getanzt und durchgefeiert wird. Wer es lieber gemütlich mag, in Madrid gibt es sogar eigene
‚Barviertel‘, wo man von einer Bar zur nächsten ziehen kann und überall Tapas zu den Getränken
bekommt.
Neben dem Feiern gehören zur Freizeit natürlich auch viele Ausflüge. Wie schon erwähnt
organisiert ESN jede Menge davon – auch welche in andere spanische Städte. Ich war zum
Beispiel mit in Valencia und Toledo (ein kleines Städtchen südlich von Madrid gelegen).
Da ich sehr gerne herumreise und Neues kennenlerne war ich noch mit Freunden ein paar Tage in
Lissabon. Zum krönenden Abschluss habe ich nach meinem Semesterabschluss noch
Zwischenstopps in Barcelona und Paris gemacht, bevor es endgültig wieder zurück nach Hause
ging.
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Fazit
Jeder der die Möglichkeit hat, ein Auslandssemester zu machen, sollte diese auf jeden Fall nutzen.
Man lernt so viele neue Menschen kennen und findet Freunde über die ganze Welt verteilt. Nicht
nur sozial sondern auch sprachlich – auch wenn nicht ganz so wie erwartet – habe ich von diesem
Semester profitiert. Und ganz nebenbei habe ich meinen Traum – die Welt zu bereisen – wieder
ein kleines Stück weiter erfüllen und neue Kulturen und Bräuche kennenlernen dürfen. Die Wahl
mit Spanien als Land für mein Auslandssemester erwies sich als goldrichtig – auch wenn ich
anfangs nicht 100prozentig davon überzeugt war. Die Lebenseinstellung der Spanier ist einzigartig
und verleitet dazu, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Neben dem Studium sollte auf jeden
Fall genügend Zeit sein, Freundschaften zu pflegen und sich selber Träume und Wünsche zu
erfüllen!
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