5 Ausgewählte Methoden der Datenauswertung
Transcription
5 Ausgewählte Methoden der Datenauswertung
5 Ausgewählte Methoden der Datenauswertung 5.1 Transkription Transkription bezeichnet im wesentlichen die Verschriftlichung audiovisuell aufgezeichneter Daten. Aufgezeichnet werden dabei (a) wissenschaftlich induzierte soziale Prozesse, wie etwa Interviews oder Experimente, oder (b) „natürlich“ ablaufende soziale Prozesse. Beide Arten von Prozessen spielen sich auf der Ebene ab, die man als „Interaktionsordnung“ bezeichnen kann. In technischer Hinsicht bedient man sich in der Regel besonderer Geräte, die eine stufenlose Geschwindigkeitsregelung der Aufgezeichneten, leichtes Rückspulen und häufiges Wiederholen erlauben. Die Transkription erfordert in der Regel eine gewisse Übung, und sie benötigt ein Vielfaches der Zeit, die die Aufnahme dauert. Methodologisch sollte man sich im klaren sein, dass die Transkription die Aufzeichnungen ebenso wenig abbildet wie diese das Aufgezeichnete. Vielmehr heben sie bestimmte Aspekte heraus, vernachlässigen dagegen andere. Was die herausgehobenen Aspekte angeht, erlauben sie jedoch eine sehr feine Analyse. Weil sich die aufgezeichneten Materialien durch die Transkription in Daten verwandeln, ist die Art der Transkription deswegen auch richtungsweisend für die Art der Analysen. Beginnen wir mit der Transkription akustischer Daten, dann können wir (a) zum einen eine von Dialekt, Umgangssprache und andere akustischen Elementen befreite schriftsprachliche Transkription anfertigen, die sich etwa an der literarischen Wiedergabe von Dialogen orientiert. Eine solche Transkription wird die Analyse von Themen und Inhalten der aufgezeichneten Vorgänge ermöglichen, nicht aber etwa von Betonungen, interaktiven Abläufen oder Interviewereinflüssen. Dies gelingt (b) durch ein dialogisches, unbereinigtes Grobtranskript. In einer weiteren Stufe der Verfeinerung der Transkription werden (c) die einzelnen Handlungsschritte in ihrer zeitlichen Sequenz wiedergibt. In einer Reihe stärker linguistisch orientierter Untersuchungen werden (d) noch feinere Transkripte verwendet. Das ist besonders dann nötig, wenn die Untersuchung mündliche Sprechereignisse in den Fokus nimmt, wie etwa Predigten. Hier werden dann auch Dehnungen, Stimmerhöhungen, Stimmqualitäten usw. wiedergegeben. Naturgemäß ist die Bandbreite der Möglichkeiten noch größer, wenn auch noch der visuelle Aspekts miteinbezogen und transkribiert wird. Doch auch hier haben sich verschiedene Konventionen eingebürgert. Eine simple Variante besteht darin, dass (a) die nonverbalen Aktivitäten sehr grob parallel zum Gesprochenen notiert werden (wie hier etwa in eckigen Klammern). Das mag für sehr einfache Fragestellungen genügen. In dem Maße, wie das Visuelle aber selber zum Gegenstand wird, dürfte es auch nötig sein, die Transkription zu verfeinern. Eine weitere Möglichkeit (b) besteht darin, eine besondere Dimension des Visuellen parallel zu (und in zeitlicher Abstimmung mit) dem Sprachlichen zu transkribieren: – 80 – etwa die Augenbewegungen, die Armbewegungen oder Kopfdrehungen. (Dabei wird natürlich das analytische Augenmerk auf die Koordination von Handlungen hinsichtlich dieser Dimensionen gelenkt.) Eine weitere Möglichkeit, die sich hier eingebürgert hat, ist (c) die sogenannte Partitur. Hier werden verschiedene Spalten gebildet, die jeweils für sich transkribiert werden. Man sollte sich darüber im klaren sein, dass die Genauigkeit der Transkription einen großen Einfluss auf die Analyseebene hat, die verfolgt werden kann. Wer eben die Gestik nicht transkribiert hat, kann sich über bestimmte symbolische Bewegungsmuster nicht behandeln, und wer die Prosodie nicht transkribiert hat, wird nicht sehen können, was betont und was unbetont gesprochen wurde. Andererseits sind Transkriptionen um so zeitaufwendiger, je detailliert sie sind. (Allein mit einer großen Routine schrumpft der benötigte Zeitaufwand wieder allmählich.) Deswegen wird im allgemeinen die Transkriptionsregel aufgestellt: so fein wie nötig, aber immer einen kleinen Schritt feiner als gedacht). Es ist selbstverständlich, dass für Personen, Orte, Zeiten Pseudonyme verwendet werden. Eine der gängigsten Transkriptionssysteme enthält die folgenden Elemente: Transkription: Partiturschreibweise 1 I.: J.S.: I.: Sie können (.) also Ja so die wichtigsten Dinge aus Ihrer Lebensgeschichte so erzählen (') also möglichst in so ner Erlebnis- 5 perspektive (.) Ne (') also so daß man so den roten Faden so en bißchen äh mit äh J.S.: Ja (,) I.: J.S. 10 familiären Milieu(.) I.: J.S.: I.: J.S.: 15 vollziehen kann (4 Sek.) Also ich möchte da schon anfangen in welchem Ja (,) wie Sie wollen (') genau (.) Ich (,) ja sach mal in diese Welt gesetzt Mhm worden bin auch (..) Meine Eltern sind beide (,) die ham beide ne Lehre gemacht(.) (sehr schnell) – 81 – 5.2 Deskriptiv-typologische Konzepte Ich beginne mit solchen Methoden, die zunächst einmal das Material ordnen und über eine schrittweise Annäherung letztlich zu Typenbildungen gelangen. Zwar spielen Typenbildungen generell eine Rolle in qualitativer Forschung, bei Methoden, die ich in den beiden anderen Gruppen vorstellen will, treten aber darüberhinaus andere Merkmale deutlich in den Vordergrund. 5.2.1 Inhaltsanalyse Gegenstand der Inhaltsanalyse ist prinzipiell jede Art symbolischen Materials, seien es Texte, Bilder, Filme, Tondokumente. Angesichts dessen, dass die Inhaltsanalyse ihren Ursprung in der Analyse von Printmedien hat (vgl. Merten 1995: 35ff.) und dass sie das zentrale methodische Verfahren der Publizistik ist, ist die Inhaltsanalyse insbesondere als ein Verfahren zur Analyse massenmedial verbreiteter Kommunikation zu begreifen. Darüber hinaus, wenn auch quantitativ geringer verbreitet, gibt es inhaltsanalytische Auswertungen jedweder Art von Texten: von Briefen, von Dokumenten, auch von Interviewtranskripten. Der Begriff der qualitativen Inhaltsanalyse ist recht diffus. Zu Beginn dieses Jahrhunderts entwickelte sich diese Methode im Bereich der Publizistik bei der Analyse großer Mengen von Zeitungsartikeln. In den dreißiger Jahren avancierte es zu einem der Standardinstrumente zur Analyse des Inhalts von Massenmedien, neben Zeitungen vor allem Hörfunk. Der Begriff des Textes ist also im weiten Sinne von geronnener Kommunikation zu verstehen, die in Form von Schrift, Ton und/oder Bild vorliegt. Quantitativ orientierte Inhaltsanalysen Folgende Analyseformen haben sich bei einer eher quantitativ orientierten Inhaltsanalyse herauskristallisiert: (1) Bei Häufigkeitsanalysen geht es darum, in Texten das Auftreten bestimmter Elemente auszuzählen, z.B. wie häufig sprachliche Elemente auftauchen, die Frauen diskriminieren. (2) Valenz- und Intensitätsanalysen schätzen bestimmte Textbestandteile auf der Basis von Skalen ein, beispielsweise ob sie negative oder positive Konnotationen transportieren, ob eine Zeitung mehr die Position der Regierung oder die der Opposition vertritt. Valenzen sind Wertigkeiten von Textbestandteilen, die je nach Kontext, je sich nach Grundrichtung eines Artikels beispielsweise ändern können. Der Begriff Junkie hat in der Regel in einem Artikel, der für die Freigabe von weichen Drogen argumentiert, andere Konnotationen als in einem Artikel, der dagegen argumentiert. – 82 – (3) Kontingenzanalysen als ein Beispiel textstruktureller Ansätze untersuchen, ob bestimmte Textelemente besonders häufig im gleichen oder ähnlichen Zusammenhang auftauchen. Bereits Mahl (1959) hat Gesprächsprotokolle mit psychotherapeutischen Patienten untersucht und aufgrund formaler Eigenschaften (Sprachkorrekturen, Satzabbrüche, Redundanzen, gehäufte Auftreten bestimmter Partikel z.B. Äh's) Indizees für Angst beim Patienten entwickelt. In der Regel dominieren hier nicht so sehr semantische Analysen, sondern vielmehr solche, die sich auf die formale Konstitution der Texte beziehen. Sie beanspruchen, Strukturen miteinander assoziierter Textbestandteile zu bestimmen (Lisch 1979). Die genannten Formen von Inhaltsanalyse gehen also von ihrem wissenschaftlichen Selbstverständnis durchaus zu großen Teilen von einem quantitativen Verständnis aus. Beispiel aus einem eigenen Forschungsprojekt: „Rechtsradikalismus in der Region. Die Artikulation im öffentlichen Raum. Eine Diskursanalyse als Teil einer Regionalanalyse.“ (2001) Teil der inhaltanalytischen Auswertung der Daten. Fragestellung: Es wurde unter der Hauptfragestellung „Wie werden rechtsradikale Phänomene im öffentlichen Raum thematisiert?“ untersucht, wie die regionale Print-Presse in der Altmark das Thema Rechtsradikalismus behandelt. Material: Die für das Forschungsprojekt relevanten Print-Medien bildeten die Tages- und Wochenzeitungen einer ausgewählten Region in Sachsen-Anhalt. Dies sind namentlich die „Altmark-Zeitung“ und die „Volksstimme“ als Tageszeitungen und die „Altmark-Woche“, der „General-Anzeiger“ und die „Sonntags Nachrichten“ als Wochenzeitungen. Neben diesen gibt es noch eine Reihe von Stadtmagazinen und institutionell gebundenen Publikationen (Kirche, Vereine etc.), die für die Untersuchung nicht herangezogen worden sind. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum vom 1.9.2000 bis zum 30.11.2000 und stützt sich insgesamt auf 214 Zeitungsartikel. Analyse der Thematisierung Die 214 Dokumente wurden im ersten Schritt einer Analyse der Thematisierungsaspekte unterzogen. Sie erbrachte, 1. dass 11,68% der untersuchten Artikel Berichte über konkrete Aktionen von rechtsorientierten Jugendlichen darstellen, 2. dass 52,33% der untersuchten Artikel Berichte über konkrete Reaktionen auf Aktionen von rechtsorientierten Jugendlichen darstellen, – 83 – 3. dass 25,23% der untersuchten Artikel Berichte über öffentliche Thematisierungen von Aktionen rechtsorientierter Jugendlicher darstellen (also Berichte über öffentliche Diskussionsveranstaltungen), 4. dass 52,86% der untersuchten Artikel Berichte über präventive Maßnahmen darstellen. Betrachtet man die vorliegende Diskursformation unter rein quantitativen Thematisierungsaspekten, zeichnet sich ein wacher öffentlicher Diskurs ab, der sich mit einem Anteil von rund 9/10 in Form von Berichten mit Reaktionen, präventiven Maßnahmen und öffentlichen Thematisierungen des Problems beschäftigt. Analyse der Diskursmodi Der objektiv-perspektivistische Berichterstattungsstil dominiert (58,4%). Der Vorteil liegt in der erreichten Objektivität der Sachverhaltsdarstellung. Die Kehrseite einer perspektivisch korrekten Berichterstattung ist allerdings eine gewissen Anonymität, die dadurch aufgebaut wird. Ein wesentliches Resultat der 214 untersuchten Dokumente besteht nämlich darin, dass die biographischen Anteile ausländischer MitbürgerInnen in der Berichterstattung vollständig unterbelichtet bleiben. Damit wird dem Aufbau sozialer Stereotypen (die Menschen verbleiben in der Anonymität) Vorschub geleistet. Dass es gerade soziale Stereotypen sind, die den Nährboden für Fremdenfeindlichkeit bilden, ist hinlänglich bekannt und in vielen guten Studien empirisch nachgewiesen. Erst wenn Menschen Gesichter bekommen, und die bekommen sie über ihre Geschichten, ihre Biographien, stehen sie als Partner, zu denen man Beziehungen aufbauen kann, zur Verfügung. Dieser Befund ist erstaunlich, weil in der überregionalen Presse, in der Fernsehund Rundfunkberichterstattung dieser Sachverhalt eigentlich sehr vorbildlich berücksichtigt wird (z.B. Spiegelberichterstattung). Qualitativ orientierte Inhaltsanalysen Bei der hermeneutischen Inhaltsanalyse kommen stärker qualitative Elemente hinzu. Auch hier steht letztlich ein Netzwerk an Kategorien im Mittelpunkt, das verschiedene inhaltliche Dimensionen des Textes zur Geltung bringen soll. Bei einer hermeneutischen Inhaltanalyse geht es grundsätzlich darum, das vorhandene Material in der Komplexität zu reduzieren, damit es handhabbar wird. Meistens wird sie verwendet, um die Themen, die im Material angesprochen werden, dem Forscher handhabbar zu machen. Manchmal wird sie auch darüber hinaus zur Typenkonstruktion verwendet. Die hermeneutische Inhaltsanalyse ist deshalb etwas anders als eine Häufigkeitsanalyse, weil bei einer Häufigkeitsanalyse die auszuzählenden Partikel formal relativ genau definiert werden können. Bei der hermeneutischen Inhaltsanalyse muss ein Interpretationsrahmen entwickelt und begründet werden, innerhalb dessen Textphänomene in ihrem Bedeutungsgehalt gewichtet werden. – 84 – Allen Varianten der Inhaltsanalyse ist gemeinsam, dass sie mit Kategoriensystemen arbeiten. Dadurch soll eine regelgeleitete und systematische Erschließung von Texten gewährleistet werden. Die Inhaltsanalyse wird häufig auch als Aktenanalyse praktiziert, d.h. zur Auswertung nicht-reaktiv gewonnener Materialien verwendet. Weiterhin wird sie häufig im Rahmen von Sekundäranalysen sowie als Hilfsmittel für Reanalysen herangezogen. Gemäß dem üblichen Verständnis qualitativer Sozialforschung wäre eine Inhaltsanalyse erst dann wirklich als qualitativ zu bezeichnen, wenn sie sinnrekonstruierend verfährt. Das derzeit bekannteste, von Philipp Mayring (1997, 2000 ) entwickelte Verfahren einer qualitativen Inhaltsanalyse ist zwischen einer klassifikatorischen und einer sinnrekonstruierenden Vorgehensweise angesiedelt. Mayring schlägt eine neunstufige Abfolge von Analysenschritten vor, die eine sukzessive Verdichtung von umfangreichem Datenmaterial ermöglicht. Ein Entwurf einer konsequent sinnrekonstruierend vorgehenden Inhaltsanalyse liegt bislang nicht vor. Ein zentrales Merkmal jeder Art von Inhaltsanalyse besteht darin, trennscharfe Kategorien zu entwerfen, unter die sich Inhalte subsumieren lassen. 5.2.2 Auswertung von Experteninterviews Die Auswertung zielt darauf, im Vergleich der Interviews überindividuellgemeinsame Wissensbestände herauszuarbeiten. Anders als beim einzelfallanalytischen Vorgehen orientiert sich die Interpretation an thematischen Einheiten, an inhaltlich zusammengehörigen, über die Texte verstreuten Passagen – nicht an der Sequenzialität von Äußerungen je Interview. Demgegenüber gewinnt der Funktionskontext der Experten an Gewicht. Ihre Äußerungen werden von Anfang an im Rahmen der institutionell-organisatorischen Handlungsbedingungen verortet, sie erhalten von hierher ihre Bedeutung und nicht von daher, an welcher Stelle des Interviews sie fallen. Es ist dieser Kontext, der die Vergleichbarkeit der Interviewtexte weitgehend sichert. Die Auswertung erfolgt in sechs Schritten (vgl. dazu ausführlich Meuser/Nagel 1991: 451ff.): 1. Themenorientierte Transkription, 2. Paraphrasierung, 3. thematische Übersicht (bis hier verbleibt die Auswertung auf der Ebene der einzelnen Interviews und nah an der Sprache der Texte), 4. thematischer Vergleich zwischen den Interviews, 5. Konzeptualisierung und Begriffsbildung, 6. Einbindung in theoretische Diskurse. 5.2.3 Deutungsmusteranalyse Eine weitere Möglichkeit typologischer Analyse liegt im Deutungsmusteransatz vor. Der Terminus Deutungsmuster wurde (durch ein Papier von Ulrich Oevermann) 1973 in die deutsche soziologische Diskussion eingeführt. Die Deutungsmusterdiskussion ist auch von Erziehungswissenschaftlern mitgeführt – 85 – worden (Lüders 1991, Arnold 1983 ). Deutungsmuster werden als kollektive Sinngehalte verstanden, die eine normative Kraft (für Gruppen oder eine Gesellschaft) entfalten. Sie sind also zunächst einmal zu verstehen als kulturabhängige Sichtweisen von Sachverhalten, Ereignissen und Handlungsweisen. Wenn für einige afrikanische oder indische Kulturen das Wasser eine andere Bedeutung hat als für uns, weil es in deren Sicht nämlich Sitz der Götter und Geister ist, dann ist das in gewisser Weise ein Beispiel für ein kulturelles Deutungsschema. Deutungsschemata können aber auch gruppenspezifisch und individuell sein. Von der handwerklichen Seite her sucht eine Deutungsmusteranalyse im Material jene Passagen auf, in denen Selbsttypisierungen, Selbstbeschreibungen evaluativer Art gefunden werden können. Diese interpretative Herausarbeitung ist eine notwendige, aber noch keine hinreichende Bedingung für die Validität eines Musters. Vielmehr muss gezeigt werden können ─ und das ist manchmal eine kniffelige Angelegenheit ─, dass Erzählungen durch die in Frage stehenden Deutungsmuster, um die es eben geht, in ihrer Perspektivität geleitet werden. Beispiel für ein individuelles Deutungsmuster: „In Situationen, in denen ich nicht mehr weiter wußte, habe ich immer andere Dinge entwickelt, sozusagen als Kompensation, durch die ich dann wieder oben auf war.“ Deutungsmuster haben für Menschen einen grundlegenden orientierenden Wert. Das wird dann deutlich, wenn sie in Krisensituationen zerbrechen und keine anderen zur Verfügung stehen: Ich war ja kein Mißerfolgsmensch bis dahin(.) sondern im Grunde genommen Glückskind(') und da kam ich überhaupt(,) ich hatte keine(,) ich kam damit nicht klar(,) ich hatte 20 keine Muster ich hatte keine Verhaltensweisen ich war völlig desorientiert(') und in mir brach ne Menge zusammen(.) Det iss auch so(,) mein Leben hab ich dann noch mal so Revue passiert(') hier oben im Arbeitszimmer hab ich mit meiner Frau 25 gesessen und hab geheult wie en Schloßhund(')weil ich keine Handlungsstrategien mehr hatte(.) Alle Handlungsstrategien die ich bisher hatte die so wunderbar immer funktioniert hatten(-) die – 86 – funktionierten in dieser Situation überhaupt nicht mehr(.) (Schwarz2.doc. S. 6) Manchmal ist es so, dass Deutungsmuster vom Informanten nicht thematisiert werden (können). Das liegt daran, dass sie – wie wir in der Fachsprache sagen – auf einer latenten, tiefenstrukturellen Ebene liegen und nur bedingt reflexiv zugänglich sind. Wie erfolgreich dieser Ansatz ist, sieht man daran, dass es mittlerweile zu fast allen gesellschaftlich relevanten Problembereichen empirische Analysen gibt, die sich des Deutungsmusteransatzes bedienen. Ich nenne einige interessannte Beispiele: Arbeiten über die Deutungsmuster Mutterliebe (Y. Schütze 1992), zu geschlechtsspezifischen (Lüdemann 1992; Y. Schütze 1993), kulturspezifischen (Auernheimer 1994), berufsbiographischen (Becker u.a. 1990) und religiösen Deutungsmustern (Fischer/Schöll 1994). Deutungsmuster zur Krankheit sind ein besonders einleuchtendes Beispiel: Krankheit kann als Ungerechtigkeit, als Schicksal, als Prüfung, als Herausforderung, als Ermahnung etc. verstanden werden. 5.2.4 Diskursanalyse Die Diskursanalyse untersucht die Produktion, die Verbreitung und den historischen Wandel von Deutungen für soziale und politische Handlungszusammenhänge. Ihr Untersuchungsgegenstand sind Artikulationen im öffentlichen Raum, meistens Texte und die Beziehungen, die diese Texte untereinander eingehen, wenn sie sich zu spezifischen Diskursen verflechten. Es können aber auch bildhafte Artikulationen sein. In der Regel wurde bis vor wenigen Jahren die Diskursanalyse mit dem Namen Michel Foucault in Verbindung gebracht. a) Diskursanalyse im Sinne Michel Foucaults Als empirisches Forschungsprogramm wurde die Diskursanalyse von Michel Foucault sukzessive im Zuge seiner empirischen Studien zur Sexualität, zur Geschichte des Wahnsinns oder des Gefängnisses entwickelt und systematisch in den beiden Arbeiten „Archäologie des Wissens“ und „Die Ordnung des Diskurses“ (Foucault 1969; 1991) begründet. Die für die heutige Forschung folgenreichste Konzeptualisierung des Diskursbegriffs wird in der „Archäologie des Wissens“ geleistet. In ihr entwickelt Foucault im Rückblick auf seine empirischen Arbeiten eine Methodologie der Diskursanalyse. Er beschreibt Diskurse als regelgeleitete – 87 – Praktiken, die sich intern in vier diskursive Formationen untergliedern. Hierzu gehören die Formationen der Gegenstände, der Äußerungsmodalitäten, der Begriffe und der Strategien. Diese diskursiven Formationen erzeugen die Gegenstände, die sie behandeln; sie bestimmen den Gebrauch und das semantische Feld der Begriffe, die zur Beschreibung dieser Gegenstände verwendet werden; sie legen die Modalitäten fest, in denen eine Äußerung legitimerweise erfolgen kann; schließlich entscheiden sie über die möglichen Strategien, die die Diskursteilnehmer mit ihrer Rede verfolgen können. Ihr Zusammenspiel produziert spezifische Diskurse und bestimmt die operativen Regeln, denen diese Diskurse gehorchen. In „Ordnung des Diskurses“ ergänzt Foucault die in der „Archäologie des Wissens“ entwickelte Methodologie der Diskursanalyse um eine Rekonstruktion unterschiedlicher Techniken der Kontrolle und Einschränkung diskursiver Prozesse. Er beschreibt Mechanismen, die den Zugang zum Diskurs reglementieren, Diskurse organisieren und das thematische Spektrum eines Diskurses begrenzen. Der Foucaultsche Diskurs ist eine soziale Tatsache im Durkheimschen Sinne. Diskurse bestimmen darüber, wer legitimerweise an welchem Ort, zu welcher Zeit und in welcher Form über bestimmte Gegenstände des Diskurses sprechen kann. Als institutionalisierte Ordnungen führen Diskurse eher die Diskursteilnehmer, als dass sie von diesen Teilnehmern geführt würden. Auch bilden Diskurs und Macht im Konzept Foucaults ─ anders als etwa bei Habermas ─ eine unauflösliche Einheit. Diskurse entfalten ebenso eigenständige Machtwirkungen wie umgekehrt die Ausübung von Macht mit einer Produktion von Diskursen einher geht. Diskurse sind auf produktive Weise mit Prozessen der Machtgewinnung und -akkumulation verflochten. Sie spiegeln die Wirklichkeit, auf die sie sich beziehen, nicht einfach wider, vielmehr organisieren sie diese Wirklichkeit. Und sie sind Gegenstand von Konflikten, weil Diskurse das Richtige vom Falschen, das Gute vom Bösen, das Angemessene vom Unangemessenen oder das Normale vom Abweichenden trennen und damit soziales und politisches Handeln legitimieren. Wie Foucault in der „Ordnung des Diskurses“ schreibt, wird deshalb auch „die Produktion des Diskurses zugleich kontrolliert, selektiert, organisiert und kanalisiert“ – der Diskurs „ist dasjenige, worum und womit man kämpft; er ist die Macht, deren man sich zu bemächtigen sucht“ (Foucault 1991, 11). Wie die Bestimmung des Diskursbegriffs durch Foucault belegt, ist ein Diskurs zugleich Produkt, Gegenstand und Instrument öffentlicher Auseinandersetzungen. Die Träger solcher Auseinandersetzungen sind diskursive Eliten. Hierzu gehören zum Beispiel Politiker, bekannte Intellektuelle, Vertreter von Organisationen oder Institutionen, Leitartikler großer Tages- und Wochenzeitungen oder Wissenschaftler. Sie verfügen über Zugang zur Öffentlichkeit, können öffentliche Aufmerksamkeit binden, Unterstützung mobilisieren und Zustimmung abrufen. Vor allem aber: Diskursive Eliten repräsentieren in der Regel mehr oder weniger umfangreiche diskursive Gemeinschaften. – 88 – Solche Diskursgemeinschaften weisen unterschiedliche Grade der Institutionalisierung auf und können aus organisierten Kollektiven oder aus lediglich diskursiv verbundenen politisch-kulturellen Milieus bestehen. Entsprechend umfasst das Spektrum diskursiver Gemeinschaften auf der einen Seite politische Parteien, Gewerkschafts- und Arbeitgeberverbände, kirchliche Organisationen und andere organisierte Kollektive, die sich durch klare Strukturen im Innern und eine durch Mitgliedschaftsregeln eindeutig fixierte Grenze nach außen auszeichnen. Es umfasst auf der anderen Seite Gemeinschaften, die zwar über eine gemeinsame Diskurspraxis verfügen aber keine Organisationsstruktur und keine eindeutigen Grenzen besitzen. Diese Diskursgemeinschaften besitzen eher den Charakter politisch-kultureller Milieus. Sie bilden jedoch Diskursgemeinschaften, weil ihre Mitglieder sich im öffentlichen Diskurs aneinander orientieren. Beispiele für solche eher diffuse Diskursgemeinschaften liefern die gebräuchlichen Untergliederungen des politischen Raumes in „Die Rechte“ oder „Die Linke“. Zwischen diesen beiden Eckpunkten, die die extremen Pole möglicher Formen diskursiver Gemeinschaften markieren, liegen eine Vielzahl mehr oder weniger lose strukturierter Kollektive mit mehr oder weniger eindeutigen Grenzen und Mitgliedschaftsregeln. Diese Diskursgemeinschaften repräsentieren beispielhaft Bürgerinitiativen oder soziale Bewegungen. Die diskursiven Auseinandersetzungen, in deren Verlauf Diskurse produziert und reorganisiert werden, werden nicht in einem voraussetzungslosen Raum ausgetragen. Sie finden in mehr oder weniger öffentlichen Arenen statt, die als diskursive Felder den Akteuren dieser Auseinandersetzungen spezifische Rollen zuweisen, ihre Zugangschancen zum Diskurs begrenzen und ihre diskursiven Möglichkeiten vorstrukturieren. Diese Diskursfelder bestimmen in entscheidender Weise sowohl die Chancen der Diskursteilnehmer, in der Öffentlichkeit Gehör zu finden, als auch ihre Chancen, sich mit ihren Deutungsangeboten gegen konkurrierende Deutungsangebote anderer Akteure durchzusetzen. Sie sind das stets umkämpfte Produkt einer Differenzierung und Institutionalisierung von Handlungsrollen. Ihre soziale Struktur besteht aus den Machtverteilungen, Bündniskonstellationen und Konfliktlinien zwischen den Akteuren dieser Felder. Ihre diskursive Struktur besteht aus Konventionen und Regeln für eine diesen Feldern angemessene Produktion diskursiver Beiträge. Diskursfelder besitzen fließende Grenzen und können mehr oder weniger eng miteinander kooperieren. So bedient sich etwa die Politik wissenschaftlicher Gutachten, um politische Entscheidungen zu legitimieren, oder das mediale Feld beobachtet das politische Feld und nimmt Einfluss auf die politischen Prozesse, die in diesem Feld ablaufen. Und Diskursfelder untergliedern sich intern zumeist in spezifische Unterfelder. Sie bestehen aus dominanten und dominierten Fraktionen oder strukturieren sich um historisch gewachsene und feldintern institutionalisierte Grenzen. Ein Beispiel für eine solche Untergliederung bildet das Feld der Politik mit seiner Unterscheidung – 89 – zwischen Regierung und Opposition. Der Diskursbegriff ist also mit dem Machtbegriff verquickt. Jede Gemeinschaft oder Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass bestimmte Diskurse erlaubt bzw. erwünscht und bestimmte unerlaubt bzw. unerwünscht sind.. Sanktionen beziehen sich auf die Diskurse. Sie definieren, was wahr und was nicht wahr ist. Diskurse können per Gewalt durchgesetzt werden. Kreuzzüge, Zwangsbekehrungen und Hexenverbrennungen sind Beispiele dafür. Diskurse strukturieren also den öffentlichen Raum. Gesellschaftliche Diskurse erzeugen und erhalten die symbolische Ordnung der Welt aufrecht bzw. verändern sie. Die symbolische Ordnung wie auch die Diskurse sind überwiegend sprachlich organisiert. Die in Diskursen prozessierte Bedeutungen sind als typisierbare Schemata organisiert. Auch diese Konzeption geht also von der Vorstellung einer Grundlogik, einer Grundfigur oder einem Grundmuster aus, das Diskurse organisiert und in bestimmten Manifestationen zum Ausdruck kommt. Diskurs und diskursive Praktiken bilden nach Foucault eine diskursive Formation. Menschen sind weder die völlig freien Gestalter der Diskurse, noch sind sie ihnen vollständig ausgeliefert. Beispiele: Sind die Widerstandskämpfer in Tschetschenien Freiheitskämpfer oder Rebellen bzw. Terroristen? Sind pälästinensische Selbstmordattentäter oder Terroristen? Beispiel Abtreibung: Ist ein Recht auf Abtreibung Ausdruck der Selbstbestimmung der Frau über sich oder Mord an einem ungeborenen Leben? verschiedene Diskurse: Ausländerdiskurs, Armutsdiskurs, Ökologiediskurs, Maori - Kolonialmacht, Kriegsberichterstattung: Tschetschenien oder Kosovo, Bestechungsaffären, Rechtsextremismus, Gewalt, Mediendiskurse, Verhältnis von Sex und Gender, Diskurs über den weiblichen Körper, OstWest-Diskurse Viele ethische Fragen sind in dieser Weise Gegenstand öffentlicher Diskurse (z.B. Gentechnologie) b) Diskursanalyse in wissenssoziologischer Tradition Die Diskursanalyse verfügt über keine einheitliche Methode zur Analyse diskursiver Prozesse. Wie Reiner Keller zutreffend feststellt: „Diskursanalyse formuliert zuallererst einen breiten Gegenstandsbereich, ein Untersuchungsprogramm, keine Methode“ (Keller 1997, 325). Auch die Methodologie der Diskursanalyse, die Foucault in der „Archäologie des Wissens“ – 90 – entwickelt, ist eher ein programmatischer Entwurf als ein methodisch abgesichertes Verfahren zur Rekonstruktion diskursiver Prozesse. Die dort entwickelte Untergliederung des Diskurses in diskursive Gegenstände (Themen), Begriffe, Äußerungsmodalitäten und Strategien kann methodisch aber auch in Anknüpfung an die wissenssoziologische Tradition empirisch erfolgreich umgesetzt werden. In der Praxis orientiert sich die empirische Diskursanalyse methodisch häufig an etablierten und zumeist qualitativen Verfahren der Textanalyse – von der Feinanalyse einzelner Diskursbeiträge mit den Mitteln sozialwissenschaftlicher Hermeneutik über den Einsatz der Grounded Theory bis hin zu literaturwissenschaftlichen Analyseverfahren (Titscher et al 1998). c) Forenanalyse Ein Anwendungsgebiet für eine wissenssoziologisch orientierte Diskursanalyse ist die Forenanalyse von Usegroups oder Foren im Internet. Das diskursive Feld wird durch Postings strukturiert. Newsgroups sind reine Diskussionsgruppen, die auch heute noch überwiegend im Usenet angesiedelt sind. Das Usenet ist der älteste Teil des Internet, lange bevor es die graphische Benutzeroberfläche des World Wide Web (WWW) zu Beginn der 1990er Jahre gab. Es war und ist die erste und einfachste Art der Online Kommunikation: Textnachrichten werden an schwarze Bretter (electronic bulletin boards) geheftet (gepostet). Dort können diese Textnachrichten, meist Diskussionsbeiträge, von anderen gelesen und beantwortet werden. Steve Bellovin und andere begannen 1979 diese Art der Online Diskussion an der Duke University. Heute stellen die klassischen Newsgroups-Server ungefähr 22.000 solcher Diskussionsgruppen zur Verfügung. Zwar ist es richtig, dass viele klassische Forschungen sich auf diese Newsgroups bezogen haben und sie auch heute noch Gegenstand klassischer Kommunikationsanalysen sind (Hauben/Hauben [1997]), dennoch stellen sie im Kontext des World Wide Web spezifische Gruppen dar, weil sie sich ausschließlich über Kommunikation strukturieren. Die anderen Gruppen, die sich im World Wide Web konstituieren, enthalten (auch visuell) mehr Gestaltungselemente. Newsgroups sind grundsätzlich öffentlich, d.h. der Zugang wird weder reglementiert oder kontrolliert. Seit Google 2001 das Newsnet-Archiv mit 500.000.000 Postings gekauft hat, ist auch vom www aus ein komfortabler Zugang zum Newsnet möglich. Weiterhin ist dadurch die Verzahnung zwischen WWW und Usenet deutlich verbessert worden. Verschiedene Wege der Analyse von Foren In der Forenanalyse ist es hilfreich, wenn die Schritte Verlaufsanalyse, Akteursanalyse und die Struktur des diskursiven Feldes ausgeführt werden: – 91 – In der Verlaufsanalyse wird ermittelt, wie Themen sich im zeitlichen Verlauf entwickeln, welche wie und von wem eingeführt und wie sie aufgegriffen werden. Eine Verlaufsanalyse stellt die Entwicklung der Themen innerhalb eines Threads dar. Die Akteursanalyse beschreibt die inhaltlich Position eines Akteurs, die er im thematischen Feld einnimmt. Die Struktur des thematischen Feldes beschreibt die Themen und deren inhaltliche Beziehung zueinander. Beispiel: de.soc.familie.kinder Die verschiedenen Diskussionsforen (Newsgruppen) sind aus Gründen der Übersichtlichkeit in eine hierarchische Struktur untergliedert. Die einzelnen Hierarchie-Ebenen sind dabei durch einen Punkt voneinander getrennt. Man nennt "de" daher auch eine Top-Level-Hierarchie ; de.soc.familie.kinder sie ist in folgende Second-Level-Hierarchien unterteilt: de.soc (Social. Gesellschaft, Politik, Soziales) de.soc.familie.kinder Diese Second-Level-Hierarchien sind in der Regel in weitere Unter-Hierarchien (Third-Level) gegliedert, in unserem Fall in „Familie“. Da es zu „Familie“ wiederum eine Vielzahl von Newsgroups gibt, wird auf der vierten Ebene dann die konkrete Newsgroup angegeben. Anzahl der Nutzer: Die Anzahl der eingeschriebenen Mitglieder dieser Newsgroup läßt sich nur vage erschließen und schätzen. Nachweisbar ist die Anzahl der aktiven Nutzer. Sie beträgt ca. 330. Ein aktiver Nutzer ist ein Nutzer, der sich im Durchnitt im Monat mindestens mit einem Posting beteiligt. Wenn man den Erfahrungswert zugrunde legt, dass in einer Newsgroup ca. ein Drittel (manchmal auch nur ein Viertel) aktiv sind (der Rest sind sogenannte Lurker), können wir schätzen, dass in dieser Newsgroup ca. 1000 Mitglieder subskribiert sind. Genderverteilung: Bei den aktiven Teilnehmern, als bei den 330, sind 63% Männer und 37% Frauen. Das kann relativ genau bestimmt werden, weil es aufgrund der unterschiedlichen Kommunikationskultur des WWW einerseits, vor allem in Chats und in Communities, und der Newsgroups andererseits hier nicht üblich ist, sich nicknames zu geben, es ist geradezu perpönt und wird als Akt der Unhöflichkeit in einigen Newsgroups rigide attackiert. Die Angabe des vollen Namens und der realen E-Mail-Adresse ist hier die Regel. Diese Angaben dürfen als authentisch unterstellt werden, was selbstverständlich ein gewisses Restrisiko nicht ausschließt. Aber das ist bei Interview- oder Fragebogenerhebungen auch nicht auszuschließen. – 92 – Innerhalb der Gruppe der Aktiven gibt es regelmäßig eine Gruppe derjenigen die sich sehr stark beteiligen. Das sind solche, die im Durchschnitt mehr als 10 Postings im Monat beisteuern. In dieser Gruppe sind das 39, davon 26 Männer (66,67%) und 13 Frauen (33.33%). Die Relation bleibt also ungefähr erhalten. Die Frage, wie diese Männerdominanz zu erklären ist, würde ich über das Medium Newsgroup erklären: In entsprechenden Pädagogik-Foren des WWW finden wir einen höheren Frauenanteil. Das hängt damit zusammen, dass das Surfen in Kombination mit den E-Mail-Fähigkeiten mittels eines Browsers inzwischen keine große technische Hürde darstellt. Und warum ist es in den Newsgroups anders? Zwar ist es so, dass man inzwischen nicht mehr zwingend einen separaten Newsgroup Reader benötigt (alle gängigen Browser haben einen solchen integriert, mit vielen Mail Programmen, wie z.B. Outlook, ist es ebenfalls möglich oder über google kann auch direkt ohne Zusatzprogramm operiert werden), trotzdem bedarf es weiterer technischer Konfigurationen, um zur Welt der Newsgroups Zugang zu erhalten. Das wäre eine Er Weil Newsgroups – wie oben angemerkt – gemessen an der Geschichte des Internet, relativ alt sind, sind sie auch sehr früh Gegenstand der Forschung geworden. Analysiert worden sind Kommunikationsstile, Rhetorische Figuren, Gender Effekte, Kolaborationsstrategien, das Verhältnis Online-Offline, um nur einige Aspekte zu nennen. Methodisch fand man Variationen von Kommunikationsanalysen, beispielsweise Konversationsanalysen. Auch abgewandelte Formen von quantitativ-qualitativen Inhaltsanalysen sind zum Einsatz gekommen (Schelske 2000). Weil Newsgroups öffentlich sind (es gibt keine Teilnahmebeschränkung), kann man auch sagen, dass sie als Teil einer internetspezifischen Öffentlichkeit zu sehen sind. Artikulationen im öffentlichen Raum sind aber traditionell Gegenstand von Diskursanalysen. Verlaufsanalyse Eine Verlaufsanalyse stellt die Entwicklung der Themen innerhalb eines Threads dar. Als Beispiel dient der Thread „Statt Frühstück Tom und Jerry“, Der Tread „Statt Frühstück Tom und Jerry“ besteht insgesamt aus 57 Postings. Er erstreckt sich über den Zeitraum vom 14. Juni 2002 bis zum 22. Juni 2002. Er beginnt mit einem Eingangsposting, in dem sich Erik B. auf einen Artikel von Conny Neumann in Spiegel Online vom 10. Juni 2002 bezieht (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,199958,00.html [18.06.2002]). Dieser Artikel trägt den Namen, den dann auch der Tread bekommen hat, nämlich „Statt Frühstück Tom und Jerry“. Es handelt sich um den Teil 5 der Spiegel Serie „Bildung“. In der einleitenden Zusammenfassung heißt es in dem Artikel programmatisch: „Nicht nur unsinnige Lehrpläne und Notendruck machen aus Kindern schwache Schüler. Die Kette des Versagens beginnt bei den Eltern. – 93 – Neben Job und Fun bleibt keine Zeit für den Blick ins Hausaufgaben- Heft. Als Ausrede dient: Die Schule ist schlecht, die Lehrer sind unfähig.“ (Neumann 2002) In dem Artikel wird in relativ plakativer Form dargestellt, dass Kinder im Elternhaus keine emotionale Wärme mehr bekämen. "Statt Frühstück gibt es immer öfter Zeichentrick im Fernsehen, Tom und Jerry, Glücksbärchis, Calimero flimmern über den Bildschirm, kaum dass die Schüler nach zu kurzer Nacht die Augen aufkriegen. Das hilft gegen das Alleinsein, wenn der Tag anbricht. Die Mutter schläft noch oder ist schon zur Arbeit, der Papa wohnt anderswo. Den Kopf voll mit flitzenden, kreischenden Figuren, mit megabunten Bildern und coolem Sound, erreichen die Kids das Schulhaus." (Neumann 2002) Kinder würden nicht mehr das Lernen, das Sitzen, die Konzentration schaffen bzw. aufbringen. Schüler hätten alles: Klamotten, Computer, Taschengeld, nur keine Ruhe, keine Zeit, keine Zuwendung. Für Lehrer, Rektoren und Kultusbeamte stehe fest: "Einen bedeutenden Teil der Schuld am schlechten Abschneiden deutscher Schüler beim Pisa-Test tragen die Eltern". (Neumann 2002) Insbesondere nimmt sie alleinerziehende Mütter und Patchwork-Familien ins Visier: Wenn der alleinerziehende Elternteil arbeite, fehle einfach die Zeit, um sich um die Kinder zu kümmern; sie seien einfach restlos überfordert. Ebenso hat sie es auf die Väter abgesehen, zu denen die Kinder von Alleinerziehenden am Wochenende gehen; hier: Spaß haben, sich nicht wirklich um die Kinder kümmern. Sie schliesst sich der Klagé von Lehrerverbänden und Schulpsychologen an, dass wir wieder Eltern bräuchten, die sich um ihre Kinder kümmerten. Da die Familie versage, widmeten sich die Kinder lieber den Medien als den Hausaufgaben. Es drohe seelische Verwahrlosung vieler Kinder. "Die Jungen und Mädchen verschließen sich entweder vor der Außenwelt, verdösen die Zeit, betäuben sich mit Dauer-Fernsehen oder stupiden Computerspielen. Sie suchen ihre Nische in der virtuellen Welt. Oder sie werden zum Störenfried - nervös, zappelig und extrem anstrengend." (Neumann 2002) "Der Nachwuchs entgleitet ihnen zusehends, die Reize der multimedialen Welt übertönen schon längst das Gespräch beim familiären Abendbrot." (Neumann 2002) Sie geht dann auf Ritalin ein und auf den Ruf nach mehr öffentliche Betreuung und Ganztagsschulen. "Die Schule also soll richten, was in den Familien danebengeht. Wird der Lehrer zum Erzieher, zum Ersatzvater? Die Schule zum einzigen Ort sozialer Geborgenheit? Wird der Pauker zum Therapeuten? Mehr und mehr neigen die von Beruf und Freizeit komplett ausgefüllten Mütter und Väter dazu, Erziehungsaufgaben auf die Schule zu verlagern." (Neumann 2002) – 94 – 5.2.5 Konversationsanalyse a) Geschichte Konversationsanalyse (KA) ist eine empirische Forschungsmethode, die sich mit der Ordnung und Organisation alltäglicher sozialer Kommunikation in ihrem typischen sozialen Kontext beschäftigt. Diese Methode wurde zunächst in den 1960er Jahren vom 1974 jung verstorbenen Harvey Sacks entwickelt und von Schegloff, Jefferson u.a. weitergeführt. Aufbauend auf der phänomenologisch begründeten Soziologie von Alfred Schütz, der Ethnomethodologie Harold Garfinkels und der Sprechakttheorie Austins zielt die Konversationsanalyse auf die Herausstellung der Strukturen des sozialen Handelns, wie sie besonders in sprachlichen Interaktionen realisiert werden. (Daraus leitet sich auch der Begriff der KA ab). b) Grundsätze Die Anwendung der KA setzt die Annahme einer Reihe von methodologischen Vorstellungen voraus, die nur kurz angeschnitten werden können. (a) Mit der Ethnomethodologie geht auch die KA davon aus, dass die Vertrautheit, Geordnetheit und Faktizität unserer alltäglichen Welt eine Leistung unserer eigenen Handlungen ist. Die Wirklichkeit ist also eine „Vollzugswirklichkeit“, die fortwährend in Interaktionen konstruiert wird. (b) Objekte der sozialen Wirklichkeit sind nur dann Objekte, wenn sie von Handelnden gemeinsam erzeugt und wahrgenommen werden. Nur was in Interaktionen objektiviert wird, ist auch ein Gegenstand für die Handelnden selbst – und den Forschenden. In diesem Sinne kann man auch sagen, dass sich die KA mit Kommunikation (bzw. „talk in interaction“) beschäftigt; (c) Reflexivität bedeutet, dass wir eben beim Handeln nicht nur handeln, sondern gleichzeitig auch immer darauf hinweisen, wie unser Handeln verstanden werden soll. Wir stellen nicht einfach eine Frage, sondern in der Art, wie wir die Äußerung produzieren, machen wir klar, dass wir eine Frage stellen. Kurz: Die Aktivitäten, mit denen wir unsere Alltagsangelegenheiten verrichten, sind dieselben, mit denen wir sie verständlich, beobachtbar und erklärbar machen. (d) Weil die Handelnden zu diesem Zwecke ihre Handlungen organisieren und ihnen damit eine Ordnung verleihen, besteht das zentrale Ziel der KA darin, diese von den Handelnden geschaffene Ordnung zu entdecken. Dabei macht sie sich (e) das methodologische Prinzip zunutze, dass Beobachtende, sofern sie über die entsprechende Handlungskompetenz verfügen, diese Ordnung auch rekonstruieren können. Der wichtigste Grundsatz der KA hat jedoch schon mit der Erhebungsweise zu – 95 – tun: Die KA vertritt einen ausgeprägten Naturalismus. Das bedeutet, dass sie darauf drängt, nicht einfach über Interaktionen zu reden oder darüber Interviews zu führen, sondern Aufzeichnungen von „natürlichen“ (d.h. nicht von den Forschenden erzeugten) Interaktionen herzustellen, die dann zum Gegenstand der Analyse gemacht werden sollen. Im Unterschied also zum Versuch, einen Vorgang zu rekonstruieren, soll er konservierend registriert werden: Auch wenn man nicht behaupten kann, sie seien identisch mit dem, was sie abbilden, so erhalten solche „natürliche Daten“ doch in großem Maße die zeitliche Struktur der Abläufe, die von ihnen abgebildet werden (Bergmann 1987). Verbunden ist der Naturalismus für gewöhnlich mit einem Aufzeichnungspostulat: Es sollen audiovisuelle Aufzeichnungen der untersuchten Interaktionen hergestellt werden. Die technologische Entwicklung der Aufzeichnungsgeräte ermöglicht dabei eine „mikroskopische“ Betrachtung der Vorgänge, die es erlaubt, die Sinnhaftigkeit der habituell vollzogenen Handlungsleistungen, über die Handelnde kaum explizit Auskunft geben können, offenzulegen. Während in den Frühzeiten der KA Tonbandaufzeichnungen die Regel waren, hat die Entwicklung der Videotechnologien zu einer bedeutsamen Ausweitung der KA auf audiovisuelle Aspekte der Interaktion geführt. Aus diesem Grund stellt die Transkription der audiovisuellen Daten einen wichtigen Teilschritt der Analyse der Daten dar. Dabei soll die recht aufwendige Transkription die Eigenheiten der Kommunikation (Abfolge der Redezüge, sprachliche Eigenheiten und parasprachliche Elemente) so gut es geht konservieren. In aller Regel wird ein teilweise an der Standardsprache orientiertes, teilweise prosodisches Transkript angefertigt, das auch Nichteingeweihte recht schnell lesen können (Kowan und O’Connell 2000). Die Transkription kann unterschiedlich detailliert ausfallen, sollte aber die für die Fragestellung relevanten Aspekte enthalten. In der Analyse sollten einige Grundregeln eingehalten werden: (1) Zum einen werden Psychologisierungen und Motivzuschreibungen unterlassen. Interpretationen beziehen sich lediglich auf Äußerungen und die durch die Äußerungen realisierten Identitäten. (2) Zum zweiten vermeidet man, Phänomene nach vorgefaßten Kategorien einzuteilen. Erst wenn eine von den Akteuren hergestellte Ordnung erkennbar ist, kann man beginnen, von einem „Gegenstand“ zu reden. (3) Drittens sollte man Daten ohne Einbezug von zusätzlichem, nicht in den Texten enthaltenes Wissen interpretieren. (In Kontexten, die ein Sonderwissen erfordern, ist jedoch eine ethnographische Vertrautheit mit der Sondersprache und besonderen Begriffen nötig. Wer Gespräche unter Computerexperten analysiert, wird ohne eine solche Vertrautheit nicht auskommen, die durch teilnehmende Beobachtung oder Interviews verschafft werden kann.) (4) Und viertens schließlich sollte man die Handelnden nicht als „Deppen“ – 96 – ansehen. Das bedeutet, dass man mit der Maxime interpretiert, dass alles, was kommuniziert wird, und zwar auch vermeintlich Fehlerhaftes, einen Sinn für die Beteiligten hat. Über die Unterschiedlichkeit (vgl. Bergmann 1981) verschiedener KA Ansätze hinweg besteht die Vorgehensweise der KA vor allem darin, dass in den Transkripten zunächst ein beobachtbares gleichförmiges Phänomen ausgemacht wird. Dabei kann es um eine kurze Interaktionssequenz – etwa Begrüßungen – gehen, um Äußerungsabfolgen oder auch nichtsprachliche Handlungsformen. In Befolgung der genannten Maximen geht man davon aus, dass das jeweilige Phänomen von den Beteiligten auf eine methodisch angebbare Weise erzeugt wird, und zwar so, dass der Sinn dieser Sequenz in ihr selbstverständlich wird. Die Grundlage jeder Analyse stellt dabei das alltägliche Verstehen der einzelnen Äußerungen dar. Selbst und gerade kleine, vermeintlich überflüssige Elemente der untersuchten Äußerungen sollten verständlich gemacht werden können. Im weiteren zielt die KA zuerst auf die zeitliche Abfolge der Äußerungen und betreibt also eine Sequenzanalyse. (Schon deswegen ist eine genaue Transkription sehr bedeutsam.) Ausgangspunkt der Sequenzanalyse bilden Redezüge, Redezugwechsel zwischen Interaktionspartnern sowie deren innere und äußere Ordnung bzw. sequentielle Organisation (z.B. Paarsequenzen, wie Frage und Antwort). Zur Interpretation muß die Abfolge der Schritte eingehalten werden. Das bedeutet, dass man Transkripte Schritt für Schritt interpretiert, ohne vorzugreifen. Dabei stellt die zeitliche Abstimmung der Züge und ihre Gestalt eine wichtige Ressource der Interpretation dar. Es sollte besonders darauf geachtet werden, wie einzelne Handlungen bzw. Redezüge gestaltet werden. Häufig stehen dabei formale Merkmale der Interaktion im Vordergrund, mit denen die verschiedenen Handlungsschritte koordiniert werden. Aber auch die Gestaltung inhaltlicher Elemente sind Gegenstand der Analyse, wie etwa die sogenannten Membership Categorization Devices. Hat man vorläufig ein Phänomen identifiziert, dann erstellt man einen Korpus ähnlicher Fälle, die derselben Analyse unterzogen werden. Auf diese Weise sollen Strukturen (Ordnungen) identifiziert werden, die von den Handelnden erzeugt werden. 4. Die KA beschränkt sich in der Regel nicht (allein) auf die Analyse kleiner Dialogphänomene. Vielmehr zielt sie auf Strukturen sozialer Handlungen. Besonders die Bedeutung dieser Strukturen für soziale Organisationen der verschiedensten Art sind dabei zum Thema gemacht worden (Drew und Heritage 1993). Allerdings ist es innerhalb der KA sehr umstritten, wie dieser Zusammenhang aussieht. Manche Vertreter der KA vertreten die Auffassung, dass die kleinsten interaktiven Sequenzen gleichsam facettenartig das enthalten, was in der Soziologie als soziale Struktur bezeichnet wird und begnügen sich mit ihrer näheren Bestimmung. Andere betrachten die geordneten Phänomene als Resultat – 97 – eines dahinter liegenden strukturellen Problemes der sozialen Organisation von Interaktion, auf das gleichsam rückgeschlossen werden muß. Wieder andere bemühen sich, die herausgestellten Sequenzen auf den sozialen Kontext der Situationen zu beziehen, in denen sie erzeugt werden. Sofern es sich um rekurrent auftretende Beziehungen handelt, wird dann von kommunikativen Mustern bzw. Gattungen gesprochen. Die Frage nach dem Einbezug kontextueller ethnographischer Elemente ist besonders virulent geworden durch den Einbezug von Videodaten. Denn die visuellen Elemente menschlichen Verhaltens sowie räumliche Merkmale spiegeln nicht die sequentielle Redezugorganisation wider, so dass die sequentielle Analyse weitaus kompliziert wird. Deswegen muß der einzelne Zug selbst als ein komplexer Handlungszusammenhang angesehen werden, in dem visuelle und vokale Teile eingehen (Bergmann, Luckmann, Soeffner 1993). Dennoch ist Visuelles nicht einfach ein Zusatz, sondern sind wesentlicher Bestandteil der untersuchten Interaktionen. Als Test gilt auch hier die Relevanzregel: Die Aspekte der visuellen Situation sind relevant, zu denen ein Bezug durch die in der zeitlichen Abfolge ablaufenden Handlungen hergestellt wird. Man fragt sich also: Warum das jetzt? Wie kann die Bewegung einer Person auf die Umstände bezogen werden? Neben der Relevanzregel kennt die Konversationsanalyse noch zwei weitere Tests, die man auch als Form der Validität ansehen kann. Die Validierung der Interpretation eines Redezugs durch den nächsten Zug gehört dabei sogar zu den grundlegenden Elementen der Analyse. Eine bedeutende Rolle spielt schließlich auch die Suche nach „abweichenden Fällen“, anhand derer die Beobachtung eines geordneten Phänomen bestätigt werden kann, wenn der Aufweis gelingt, dass die Handelnden diese Fälle selbst als abweichend behandeln. 5. Die KA hat sich als ein wichtiger Zweig der qualitativen Forschung etabliert, der auch außerhalb der Soziologie rezipiert wird (Psychologie, Linguistik, Politologie usw.). Aufgrund der thematischen, aber auch methodischen Ausweitungen bezieht sich eine Reihe von Ansätzen jedoch häufig nur noch auf die KA als ihre Grundlage und folgt eigenen Bezeichnungen. Dazu gehören etwa die Workplace Studies, die sich mit kommunikativen Vorgängen bei der Arbeit mit Technologien auseinandersetzen, die interaktionale Soziolinguistik, die mit der mehrsprachigen Kommunikation in Interaktionen behandelt, oder die Diskursanalyse. Beispiel: KA einer Selbsthilfegruppe von an Parkinson erkrankten Menschen Zugang: teilnehmende Beobachtung Material: Chataufzeichnungen Analyse: Begrüßungs- und Abschiedssequenzen (hohe Aufmerksamkeit) – 98 – Umgang mit Krankheit tägliche Aktivitäten (small talk) 5.2.6 Gattungsanalyse2 Als eine Weiterführung der Konversationsanalyse beschäftigt sich die Gattungsanalyse mit größeren Strukturen kommunikativer Handlungen. Ihre gesellschaftliche Grundfunktion besteht darin, von der Bewältigung typischer (kommunikativer) Handlungsprobleme zu entlasten. Sie erleichtern die Kommunikation, indem sie die Synchronisation der Handelnden und die Koordination der Handlungsschritte über vorgeprägte Muster in einigermaßen verläßliche und gewohnte Bahnen lenken. Gattungen bilden somit Orientierungsrahmen für die Produktion und Rezeption kommunikativer Handlungen. Gattungen unterscheiden sich ihrer Form nach von spontanen kommunikativen Vorgängen dadurch, dass sich Menschen in einer voraussagbar typischen Weise an vorgefertigten Mustern ausrichten. Das kann den Charakter kanonischer Festlegungen ganzer Handlungskomplexe annehmen. Die Vorprägungen können sich aber auch auf bestimmte Aspekte des Handelns beschränken, z.B. auf die Redezugabfolge (etwa bei Interviews) oder die Thematik (wie bei Planungsgesprächen). Für die Gattungsanalyse werden einmal natürliche kommunikative Abläufe aufgezeichnet. Die Aufzeichnungen werden transkribiert. Die so fixierten Daten werden hermeneutisch gedeutet und – im Sinne der Konversationsanalyse – sequenzanalytisch analysiert. Das heißt, dass zunächst versucht wird, das Alltagsverständnis der Texte auf der Wort-, Satz- und Redezugebene zu klären. In einem weiteren Schritt wird eine konversationsanalytisch orientierte Analyse durchgeführt, die den detaillierten Verlauf, die regelhafte Abfolge von Redezügen und Redezugsequenzen rekonstruiert. Unterschiedliche Interpretationen müssen unter der strikten Verpflichtung formuliert werden, ausschließlich mit der Evidenz der Texte begründet zu werden. Im Unterschied zu den meisten anderen hermeneutischen Methoden wird bei der Analyse besonders auch auf die in der Mündlichkeit verankerten Aspekte der transkribierten Texte geachtet (Prosodie etc.). So werden Strukturmodelle gebildet, die an weiteren Fällen auf ihre Stimmigkeit überprüft werden. Durch die Heranziehung vergleichbarer, sowie kontrastierender Fälle wird das Strukturmodell gestützt oder verändert, bis die Analyse weiterer Fälle keinen Erkenntnisgewinn mehr bringt. Schließlich werden Strukturvarianten betrachtet, die durch Modalisierungen hervorgebracht werden (Ironisierung, Spielformen usw.). Hier ist die Berücksichtigung des 2 vgl. Knoblauch 2003 – 99 – Erhebungskontextes besonders wichtig. Als Bezugsgröße der Gattungsanalyse dient der kommunikative Haushalt einer Gesellschaft, der all jene kommunikativen Vorgänge umfaßt, die einen Einfluß auf Bestand und Veränderung einer Gesellschaft ausüben. Er gliedert sich nach Situationen, Institutionen und Milieus, die mittels der sie konstituierenden kommunikativen Formen bestimmt werden. Beipiele: • Kirchliche Liturgien • Politische Reden • Festreden, z.B. Reden bei Abiturabschlussfeiern 5.2.7 Rhetorikanalyse3 Rhetorikanalyse bzw. rhetorische Textanalyse stellt den Versuch dar, das begriffliche und methodische Instrumentarium der Rhetorik, die traditioneller Weise als Anleitung zur Anfertigung von Reden verstanden wurde, zum Zwecke der Analyse von Texten zu nutzen. Ihr Anwendungsgebiet reicht von literarischen Werken über Alltagstexte bis zu nichtsprachlichen Zeugnissen aus Malerei und Musik . In der Qualitativen Sozialforschung kommen als Gegenstand der R. vor allem Interaktionsprotokolle wie z.B. Transkriptionen von narrativen Interviews oder Gruppendiskussionen in Betracht. Die Chancen der R. liegen dabei neben der Nutzung eines hochentwickelten Instrumentariums zur Beschreibung mündlicher oder schriftlicher Rede vor allem in der besonderen Aufmerksamkeit für Rhetorizität, Figuralität und Mehrdeutigkeit auch alltäglicher Texte. Der Begriff der Rhetorizität kann dabei im Anschluss an neuere Rhetorik-Konzepte als Sammelbezeichnung für all jene Verfahrensweisen gelten, durch die ein Text angesichts fehlender absoluter Gewissheit Zustimmung zu erlangen sucht. Nachdem in Deutschland die antike Rhetorik lange Zeit als eine Art Überredungstechnik verschmäht wurde, hat in der neueren sprachphilosophischen Diskussion die auf Nietzsche zurückgehende Auffassung Einfluss gewonnen, wonach Rhetorizität in diesem Sinne keine Eigentümlichkeit persuasiver Rede, sondern vielmehr eine unhintergehbare Eigenschaft jeder mündlichen oder schriftlichen Äußerung darstellt. Besondere Bedeutung kommt dabei den rhetorischen Figuren (wie z.B. der Metapher) zu, die im Anschluss an Genette als konstitutives Moment jedes Sprechens aufgefasst werden können. Der Begriff der Figur bezeichnet dabei den grundlegenden Abstand, der sich in jedem Text zwischen einer Äußerung und 3 vgl. Koller 2003 – 100 – ihrem Sinn auftut, wobei dieser ‚Sinn‘ durch eine mögliche andere Äußerung markiert wird, die an die Stelle des tatsächlich Gesagten treten könnte (wie z.B. bei der Ersetzung der Metapher “Segel” in einem poetischen Text durch das Wort “Schiff”). Genette zufolge wird durch rhetorische Figuren ein “Surplus” an Sinn erzeugt, das über die denotative Bedeutung der jeweiligen Äußerung hinausgeht. Die Bedeutung der rhetorischen Textanalyse liegt demzufolge darin, auf diese fundamentale Mehrdeutigkeit der Sprache hinzuweisen und den Überschuss an Sinn freizulegen, der potentiell in jedem Text enthalten ist. Im Sinne neuerer Arbeiten zur Geschichtsschreibung bzw. zur Erzähltheorie kommt rhetorischen Figuren wie Metapher, Metonymie, Synekdoche und Ironie darüber hinaus eine wichtige Funktion bei der narrativen Vergegenwärtigung vergangenen Geschehens zu, welche die Rolle des schmückenden Beiwerks übersteigt, die den Figuren in Darstellungen der antiken Rhetorik oft zugeschrieben wurde. In solchen Figuren wird vielmehr WHITE und RICŒUR zufolge der darzustellende ‚Stoff‘ “präfiguriert” und damit in gewisser Weise überhaupt erst erzählbar gemacht. Die R. lässt sich deshalb für die Qualitative Sozialforschung insbesondere im Bereich der Erzählanalyse/Narrationsanalyse bzw. der Biographieforschung fruchtbar machen, indem man bei der Analyse und Interpretation biographischer Interviews rhetorische Figuren in den Mittelpunkt stellt, kraft deren ein Erzähler seine Lebensgeschichte entwirft. 5.2.8 Dokumentarische Methode Auf eine detaillierte Darstellung des Auswertungsverfahrens am forschungspraktischen Beispiel sei auf die Arbeiten von Ralf Bohnsack verwiesen (Bohnsack 2003). Die methodologische Leitdifferenz der Auswertung ist diejenige der Unterscheidung des immanenten vom dokumentarischen Sinngehalt bei Karl Mannheim: Das was gesagt, berichtet, diskutiert wird, also das, was thematisch wird, gilt es von dem zu trennen, was sich in dem Gesagten über die Person oder Gruppe dokumentiert - über deren Orientierungen oder Habitus. Dies ist die Frage danach, wie ein Thema, d.h. in welchem Rahmen es behandelt wird. Hierbei kommt der komparativen Analyse insofern von Anfang eine zentrale Bedeutung zu, als sich der Orientierungsrahmen erst vor dem Vergleichshorizont anderer Fälle bzw. Gruppen zeigt. a) Erster Schritt: Formulierende Interpretation (paraphrasierende Rekonstruktion) der thematischen Gliederung In diesem ersten Schritt geht es darum, die Themen und Unterthemen herauszuarbeiten, die im gesamten Material in Erscheinung treten. Diese – 101 – formulierenden Zusammenfassungen verbleiben strikt innerhalb des Kommunikations- und Sinnhorizontes der Gruppe. Zu dem Wahrheits- und Realitätsgehalt wird nicht Stellung genommen. Beispiel: Elternhaus behütetes Aufwachsen Bruder Vater Mutter Schule Stresssituation Leseprobleme Mitschüler Schulwechsel b) Zweiter Schritt: Reflektierende Interpretation (Rekonstruktion und Explikation des Rahmens). Der Übergang zur reflektierenden Interpretation besteht darin, dass der Rahmen rekonstruiert wird, innerhalb dessen etwas in einer bestimmten Weise gesehen worden ist. Indem also der Kommunikations- und Sinnhorizont des untersuchten Falls thematisiert und mit demjenigen anderer Fälle verglichen wird, kann er auch transzendiert werden; das bedeutet: andere empirisch mögliche Rahmungen können in das Blickfeld genommen werden. Dadurch kann die für die Gruppe typische Selektivität herausgearbeitet werden. Methodisch wird dies über das komparatistische Prinzip geleistet, d.h. also über einen Vergleich mit anderen Fällen oder anderen Gruppen. Diese zweite Stufe wird also deshalb reflektierend genannt, weil für die Reflexion Gegen- und Vergleichshorizonte eingeführt werden. Ohne den Vergleich würde die Interpretation in unkontrollierbarer Weise vom impliziten, gedankenexperimentellen Vergleichshorizont des Interpreten (seinen Alltagstheorien und eigenen Erfahrungen) bestimmt werden und intersubjektiv nicht mehr nachvollziehbar sein. Die methodische Kontrolle par excellence liegt in der tendenziellen Substitution des Vergleichshorizonts des Interpreten durch empirische Vergleichshorizonte, wie sie im Vergleich eines Falles mit anderen Fällen gewonnen werden können. – 102 – Grundlage für den Vergleich ist der „Kontrast in der Gemeinsamkeit“, z. B. der unterschiedliche Umgang mit einem Thema, etwa demjenigen der Familie oder des Berufes. c) Dritter Schritt: Typenbildung Der Kontrast in der Gemeinsamkeit ist auch das grundlegende Prinzip der Typengenerierung, die Bohnsack in Erweiterung von Mannheims dokumentarischer Methode entwickelt hat. Bei der Generierung von Typen werden Bezüge herausgearbeitet zwischen spezifischen Orientierungen einerseits und dem Erlebnishintergrund oder existentiellen Hintergrund, in dem die Genese der Orientierungen zu suchen ist, andererseits. War zunächst der Fall, z. B. eine Gruppendiskussion, Objekt der Interpretation, so verschiebt sich im Stadium der Typenbildung die Perspektive auf die verschiedenen existentiellen Hintergründe, an denen Fälle teilhaben. Der Vergleich abstrahiert nunmehr von den Fällen und befasst sich vornehmlich mit diesen Erlebnishintergründen oder, wie es auch genannt wird, „Erfahrungsräumen“. Je mehr Typiken gebildet werden können, je mehr Erfahrungsräume also an einem Fall herausgearbeitet werden können, desto valider wird die gesamte Interpretation. Beispielsweise kann sich die Bearbeitung von familialen Problemen oder Schwierigkeiten mit den Eltern bei Jugendlichen verschiedenen Alters, etwa bei 17jährigen und 20jährigen, unterscheiden, was auf unterschiedliche Phasen der Adoleszenz hinweist. Zugleich kann – vergleicht man die 20jährigen, bei denen es sich um junge Migranten handelt, mit einheimischen Altersgenossen, dieser Umgang mit familialen Problemen auch in seinen migrationsspezifischen Aspekten herausgearbeitet werden. Schließlich unterscheiden sich in Bezug auf dieses Thema auch die 20jährigen jungen Migranten mit niedrigen Schulabschlüssen von denjenigen mit hohen Schulabschlüssen. Zusammenfassung: Die dokumentarische Methode ist also ein Vorgehen, das schrittweise das Material rekonstruiert und in Richtung einer Typenbildung auswertet. 5.2.9 Ausgewählte Literatur Arnold, R. (1983): Der Deutungsmusteransatz. Eine Analyse seiner theoretischen, metatheoretischen und methodologischen Bezüge. In: Z.f.Päd. 29(6) 1983. 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