5 Ausgewählte Methoden der Datenauswertung

Transcription

5 Ausgewählte Methoden der Datenauswertung
5 Ausgewählte Methoden der Datenauswertung
5.1 Transkription
Transkription bezeichnet im wesentlichen die Verschriftlichung audiovisuell
aufgezeichneter Daten. Aufgezeichnet werden dabei (a) wissenschaftlich
induzierte soziale Prozesse, wie etwa Interviews oder Experimente, oder (b)
„natürlich“ ablaufende soziale Prozesse. Beide Arten von Prozessen spielen sich
auf der Ebene ab, die man als „Interaktionsordnung“ bezeichnen kann. In
technischer Hinsicht bedient man sich in der Regel besonderer Geräte, die eine
stufenlose Geschwindigkeitsregelung der Aufgezeichneten, leichtes Rückspulen
und häufiges Wiederholen erlauben. Die Transkription erfordert in der Regel eine
gewisse Übung, und sie benötigt ein Vielfaches der Zeit, die die Aufnahme dauert.
Methodologisch sollte man sich im klaren sein, dass die Transkription die
Aufzeichnungen ebenso wenig abbildet wie diese das Aufgezeichnete. Vielmehr
heben sie bestimmte Aspekte heraus, vernachlässigen dagegen andere. Was die
herausgehobenen Aspekte angeht, erlauben sie jedoch eine sehr feine Analyse.
Weil sich die aufgezeichneten Materialien durch die Transkription in Daten
verwandeln, ist die Art der Transkription deswegen auch richtungsweisend für die
Art der Analysen. Beginnen wir mit der Transkription akustischer Daten, dann
können wir (a) zum einen eine von Dialekt, Umgangssprache und andere
akustischen Elementen befreite schriftsprachliche Transkription anfertigen, die
sich etwa an der literarischen Wiedergabe von Dialogen orientiert. Eine solche
Transkription wird die Analyse von Themen und Inhalten der aufgezeichneten
Vorgänge ermöglichen, nicht aber etwa von Betonungen, interaktiven Abläufen
oder Interviewereinflüssen. Dies gelingt (b) durch ein dialogisches, unbereinigtes
Grobtranskript. In einer weiteren Stufe der Verfeinerung der Transkription werden
(c) die einzelnen Handlungsschritte in ihrer zeitlichen Sequenz wiedergibt. In einer
Reihe stärker linguistisch orientierter Untersuchungen werden (d) noch feinere
Transkripte verwendet. Das ist besonders dann nötig, wenn die Untersuchung
mündliche Sprechereignisse in den Fokus nimmt, wie etwa Predigten. Hier werden
dann auch Dehnungen, Stimmerhöhungen, Stimmqualitäten usw. wiedergegeben.
Naturgemäß ist die Bandbreite der Möglichkeiten noch größer, wenn auch noch
der visuelle Aspekts miteinbezogen und transkribiert wird. Doch auch hier haben
sich verschiedene Konventionen eingebürgert. Eine simple Variante besteht darin,
dass (a) die nonverbalen Aktivitäten sehr grob parallel zum Gesprochenen notiert
werden (wie hier etwa in eckigen Klammern). Das mag für sehr einfache
Fragestellungen genügen. In dem Maße, wie das Visuelle aber selber zum
Gegenstand wird, dürfte es auch nötig sein, die Transkription zu verfeinern. Eine
weitere Möglichkeit (b) besteht darin, eine besondere Dimension des Visuellen
parallel zu (und in zeitlicher Abstimmung mit) dem Sprachlichen zu transkribieren:
– 80 –
etwa die Augenbewegungen, die Armbewegungen oder Kopfdrehungen. (Dabei
wird natürlich das analytische Augenmerk auf die Koordination von Handlungen
hinsichtlich dieser Dimensionen gelenkt.) Eine weitere Möglichkeit, die sich hier
eingebürgert hat, ist (c) die sogenannte Partitur. Hier werden verschiedene
Spalten gebildet, die jeweils für sich transkribiert werden.
Man sollte sich darüber im klaren sein, dass die Genauigkeit der Transkription
einen großen Einfluss auf die Analyseebene hat, die verfolgt werden kann. Wer
eben die Gestik nicht transkribiert hat, kann sich über bestimmte symbolische
Bewegungsmuster nicht behandeln, und wer die Prosodie nicht transkribiert hat,
wird nicht sehen können, was betont und was unbetont gesprochen wurde.
Andererseits sind Transkriptionen um so zeitaufwendiger, je detailliert sie sind.
(Allein mit einer großen Routine schrumpft der benötigte Zeitaufwand wieder
allmählich.) Deswegen wird im allgemeinen die Transkriptionsregel aufgestellt: so
fein wie nötig, aber immer einen kleinen Schritt feiner als gedacht). Es ist
selbstverständlich, dass für Personen, Orte, Zeiten Pseudonyme verwendet
werden. Eine der gängigsten Transkriptionssysteme enthält die folgenden
Elemente:
Transkription: Partiturschreibweise
1
I.:
J.S.:
I.:
Sie können (.) also
Ja
so die wichtigsten Dinge aus Ihrer Lebensgeschichte
so erzählen (') also möglichst in so ner Erlebnis-
5
perspektive (.) Ne (') also so daß man so den roten
Faden so en bißchen äh mit äh
J.S.:
Ja (,)
I.:
J.S.
10
familiären Milieu(.)
I.:
J.S.:
I.:
J.S.:
15
vollziehen kann
(4 Sek.) Also ich möchte da schon anfangen in welchem
Ja (,) wie Sie wollen (')
genau (.) Ich (,) ja sach mal in diese Welt gesetzt
Mhm
worden bin auch (..) Meine Eltern sind beide (,)
die ham beide ne Lehre gemacht(.) (sehr schnell)
– 81 –
5.2 Deskriptiv-typologische Konzepte
Ich beginne mit solchen Methoden, die zunächst einmal das Material ordnen und
über eine schrittweise Annäherung letztlich zu Typenbildungen gelangen. Zwar
spielen Typenbildungen generell eine Rolle in qualitativer Forschung, bei
Methoden, die ich in den beiden anderen Gruppen vorstellen will, treten aber
darüberhinaus andere Merkmale deutlich in den Vordergrund.
5.2.1 Inhaltsanalyse
Gegenstand der Inhaltsanalyse ist prinzipiell jede Art symbolischen Materials,
seien es Texte, Bilder, Filme, Tondokumente. Angesichts dessen, dass die
Inhaltsanalyse ihren Ursprung in der Analyse von Printmedien hat (vgl. Merten
1995: 35ff.) und dass sie das zentrale methodische Verfahren der Publizistik ist,
ist die Inhaltsanalyse insbesondere als ein Verfahren zur Analyse massenmedial
verbreiteter Kommunikation zu begreifen. Darüber hinaus, wenn auch quantitativ
geringer verbreitet, gibt es inhaltsanalytische Auswertungen jedweder Art von
Texten: von Briefen, von Dokumenten, auch von Interviewtranskripten. Der Begriff
der qualitativen Inhaltsanalyse ist recht diffus.
Zu Beginn dieses Jahrhunderts entwickelte sich diese Methode im Bereich der
Publizistik bei der Analyse großer Mengen von Zeitungsartikeln. In den dreißiger
Jahren avancierte es zu einem der Standardinstrumente zur Analyse des Inhalts
von Massenmedien, neben Zeitungen vor allem Hörfunk.
Der Begriff des Textes ist also im weiten Sinne von geronnener Kommunikation
zu verstehen, die in Form von Schrift, Ton und/oder Bild vorliegt.
Quantitativ orientierte Inhaltsanalysen
Folgende Analyseformen haben sich bei einer eher quantitativ orientierten
Inhaltsanalyse herauskristallisiert:
(1) Bei Häufigkeitsanalysen geht es darum, in Texten das Auftreten bestimmter
Elemente auszuzählen, z.B. wie häufig sprachliche Elemente auftauchen, die
Frauen diskriminieren.
(2) Valenz- und Intensitätsanalysen schätzen bestimmte Textbestandteile auf
der Basis von Skalen ein, beispielsweise ob sie negative oder positive
Konnotationen transportieren, ob eine Zeitung mehr die Position der Regierung
oder die der Opposition vertritt. Valenzen sind Wertigkeiten von Textbestandteilen,
die je nach Kontext, je sich nach Grundrichtung eines Artikels beispielsweise
ändern können. Der Begriff Junkie hat in der Regel in einem Artikel, der für die
Freigabe von weichen Drogen argumentiert, andere Konnotationen als in einem
Artikel, der dagegen argumentiert.
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(3) Kontingenzanalysen als ein Beispiel textstruktureller Ansätze untersuchen,
ob bestimmte Textelemente besonders häufig im gleichen oder ähnlichen
Zusammenhang auftauchen.
Bereits Mahl (1959) hat Gesprächsprotokolle mit psychotherapeutischen
Patienten untersucht und aufgrund formaler Eigenschaften (Sprachkorrekturen,
Satzabbrüche, Redundanzen, gehäufte Auftreten bestimmter Partikel z.B. Äh's)
Indizees für Angst beim Patienten entwickelt. In der Regel dominieren hier nicht so
sehr semantische Analysen, sondern vielmehr solche, die sich auf die formale
Konstitution der Texte beziehen. Sie beanspruchen, Strukturen miteinander
assoziierter Textbestandteile zu bestimmen (Lisch 1979).
Die genannten Formen von Inhaltsanalyse gehen also von ihrem
wissenschaftlichen Selbstverständnis durchaus zu großen Teilen von einem
quantitativen Verständnis aus.
Beispiel aus einem eigenen Forschungsprojekt:
„Rechtsradikalismus in der Region. Die Artikulation im öffentlichen Raum. Eine
Diskursanalyse als Teil einer Regionalanalyse.“ (2001) Teil der inhaltanalytischen
Auswertung der Daten.
Fragestellung:
Es wurde unter der Hauptfragestellung „Wie werden rechtsradikale Phänomene im
öffentlichen Raum thematisiert?“ untersucht, wie die regionale Print-Presse in der
Altmark das Thema Rechtsradikalismus behandelt.
Material:
Die für das Forschungsprojekt relevanten Print-Medien bildeten die Tages- und
Wochenzeitungen einer ausgewählten Region in Sachsen-Anhalt. Dies sind
namentlich die „Altmark-Zeitung“ und die „Volksstimme“ als Tageszeitungen und
die „Altmark-Woche“, der „General-Anzeiger“ und die „Sonntags Nachrichten“ als
Wochenzeitungen. Neben diesen gibt es noch eine Reihe von Stadtmagazinen
und institutionell gebundenen Publikationen (Kirche, Vereine etc.), die für die
Untersuchung nicht herangezogen worden sind. Die Untersuchung bezieht sich
auf den Zeitraum vom 1.9.2000 bis zum 30.11.2000 und stützt sich insgesamt auf
214 Zeitungsartikel.
Analyse der Thematisierung
Die 214 Dokumente wurden im ersten Schritt einer Analyse der
Thematisierungsaspekte unterzogen. Sie erbrachte,
1. dass 11,68% der untersuchten Artikel Berichte über konkrete Aktionen von
rechtsorientierten Jugendlichen darstellen,
2. dass 52,33% der untersuchten Artikel Berichte über konkrete Reaktionen auf
Aktionen von rechtsorientierten Jugendlichen darstellen,
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3. dass 25,23% der untersuchten Artikel Berichte über öffentliche
Thematisierungen von Aktionen rechtsorientierter Jugendlicher darstellen (also
Berichte über öffentliche Diskussionsveranstaltungen),
4. dass 52,86% der untersuchten Artikel Berichte über präventive Maßnahmen
darstellen.
Betrachtet man die vorliegende Diskursformation unter rein quantitativen
Thematisierungsaspekten, zeichnet sich ein wacher öffentlicher Diskurs ab, der
sich mit einem Anteil von rund 9/10 in Form von Berichten mit Reaktionen,
präventiven Maßnahmen und öffentlichen Thematisierungen des Problems
beschäftigt.
Analyse der Diskursmodi
Der objektiv-perspektivistische Berichterstattungsstil dominiert (58,4%). Der Vorteil
liegt in der erreichten Objektivität der Sachverhaltsdarstellung. Die Kehrseite einer
perspektivisch korrekten Berichterstattung ist allerdings eine gewissen
Anonymität, die dadurch aufgebaut wird. Ein wesentliches Resultat der 214
untersuchten Dokumente besteht nämlich darin, dass die biographischen Anteile
ausländischer MitbürgerInnen in der Berichterstattung vollständig unterbelichtet
bleiben. Damit wird dem Aufbau sozialer Stereotypen (die Menschen verbleiben in
der Anonymität) Vorschub geleistet. Dass es gerade soziale Stereotypen sind, die
den Nährboden für Fremdenfeindlichkeit bilden, ist hinlänglich bekannt und in
vielen guten Studien empirisch nachgewiesen. Erst wenn Menschen Gesichter
bekommen, und die bekommen sie über ihre Geschichten, ihre Biographien,
stehen sie als Partner, zu denen man Beziehungen aufbauen kann, zur Verfügung.
Dieser Befund ist erstaunlich, weil in der überregionalen Presse, in der Fernsehund Rundfunkberichterstattung dieser Sachverhalt eigentlich sehr vorbildlich
berücksichtigt wird (z.B. Spiegelberichterstattung).
Qualitativ orientierte Inhaltsanalysen
Bei der hermeneutischen Inhaltsanalyse kommen stärker qualitative Elemente
hinzu. Auch hier steht letztlich ein Netzwerk an Kategorien im Mittelpunkt, das
verschiedene inhaltliche Dimensionen des Textes zur Geltung bringen soll. Bei
einer hermeneutischen Inhaltanalyse geht es grundsätzlich darum, das
vorhandene Material in der Komplexität zu reduzieren, damit es handhabbar wird.
Meistens wird sie verwendet, um die Themen, die im Material angesprochen
werden, dem Forscher handhabbar zu machen. Manchmal wird sie auch darüber
hinaus zur Typenkonstruktion verwendet. Die hermeneutische Inhaltsanalyse ist
deshalb etwas anders als eine Häufigkeitsanalyse, weil bei einer
Häufigkeitsanalyse die auszuzählenden Partikel formal relativ genau definiert
werden können. Bei der hermeneutischen Inhaltsanalyse muss ein
Interpretationsrahmen entwickelt und begründet werden, innerhalb dessen
Textphänomene in ihrem Bedeutungsgehalt gewichtet werden.
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Allen Varianten der Inhaltsanalyse ist gemeinsam, dass sie mit
Kategoriensystemen arbeiten. Dadurch soll eine regelgeleitete und systematische
Erschließung von Texten gewährleistet werden. Die Inhaltsanalyse wird häufig
auch als Aktenanalyse praktiziert, d.h. zur Auswertung nicht-reaktiv gewonnener
Materialien verwendet. Weiterhin wird sie häufig im Rahmen von
Sekundäranalysen sowie als Hilfsmittel für Reanalysen herangezogen.
Gemäß dem üblichen Verständnis qualitativer Sozialforschung wäre eine
Inhaltsanalyse erst dann wirklich als qualitativ zu bezeichnen, wenn sie
sinnrekonstruierend verfährt. Das derzeit bekannteste, von Philipp Mayring (1997,
2000 ) entwickelte Verfahren einer qualitativen Inhaltsanalyse ist zwischen einer
klassifikatorischen und einer sinnrekonstruierenden Vorgehensweise angesiedelt.
Mayring schlägt eine neunstufige Abfolge von Analysenschritten vor, die eine
sukzessive Verdichtung von umfangreichem Datenmaterial ermöglicht.
Ein Entwurf einer konsequent sinnrekonstruierend vorgehenden Inhaltsanalyse
liegt bislang nicht vor. Ein zentrales Merkmal jeder Art von Inhaltsanalyse besteht
darin, trennscharfe Kategorien zu entwerfen, unter die sich Inhalte subsumieren
lassen.
5.2.2 Auswertung von Experteninterviews
Die Auswertung zielt darauf, im Vergleich der Interviews überindividuellgemeinsame Wissensbestände herauszuarbeiten. Anders als beim
einzelfallanalytischen Vorgehen orientiert sich die Interpretation an thematischen
Einheiten, an inhaltlich zusammengehörigen, über die Texte verstreuten Passagen
– nicht an der Sequenzialität von Äußerungen je Interview. Demgegenüber
gewinnt der Funktionskontext der Experten an Gewicht. Ihre Äußerungen werden
von Anfang an im Rahmen der institutionell-organisatorischen
Handlungsbedingungen verortet, sie erhalten von hierher ihre Bedeutung und
nicht von daher, an welcher Stelle des Interviews sie fallen. Es ist dieser Kontext,
der die Vergleichbarkeit der Interviewtexte weitgehend sichert. Die Auswertung
erfolgt in sechs Schritten (vgl. dazu ausführlich Meuser/Nagel 1991: 451ff.): 1.
Themenorientierte Transkription, 2. Paraphrasierung, 3. thematische Übersicht
(bis hier verbleibt die Auswertung auf der Ebene der einzelnen Interviews und nah
an der Sprache der Texte), 4. thematischer Vergleich zwischen den Interviews, 5.
Konzeptualisierung und Begriffsbildung, 6. Einbindung in theoretische Diskurse.
5.2.3 Deutungsmusteranalyse
Eine weitere Möglichkeit typologischer Analyse liegt im Deutungsmusteransatz
vor. Der Terminus Deutungsmuster wurde (durch ein Papier von Ulrich
Oevermann) 1973 in die deutsche soziologische Diskussion eingeführt. Die
Deutungsmusterdiskussion ist auch von Erziehungswissenschaftlern mitgeführt
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worden (Lüders 1991, Arnold 1983 ).
Deutungsmuster werden als kollektive Sinngehalte verstanden, die eine
normative Kraft (für Gruppen oder eine Gesellschaft) entfalten. Sie sind also
zunächst einmal zu verstehen als kulturabhängige Sichtweisen von
Sachverhalten, Ereignissen und Handlungsweisen. Wenn für einige afrikanische
oder indische Kulturen das Wasser eine andere Bedeutung hat als für uns, weil es
in deren Sicht nämlich Sitz der Götter und Geister ist, dann ist das in gewisser
Weise ein Beispiel für ein kulturelles Deutungsschema. Deutungsschemata
können aber auch gruppenspezifisch und individuell sein.
Von der handwerklichen Seite her sucht eine Deutungsmusteranalyse im
Material jene Passagen auf, in denen Selbsttypisierungen, Selbstbeschreibungen
evaluativer Art gefunden werden können. Diese interpretative Herausarbeitung ist
eine notwendige, aber noch keine hinreichende Bedingung für die Validität eines
Musters. Vielmehr muss gezeigt werden können ─ und das ist manchmal eine
kniffelige Angelegenheit ─, dass Erzählungen durch die in Frage stehenden
Deutungsmuster, um die es eben geht, in ihrer Perspektivität geleitet werden.
Beispiel für ein individuelles Deutungsmuster: „In Situationen, in denen ich nicht
mehr weiter wußte, habe ich immer andere Dinge entwickelt, sozusagen als
Kompensation, durch die ich dann wieder oben auf war.“
Deutungsmuster haben für Menschen einen grundlegenden orientierenden
Wert. Das wird dann deutlich, wenn sie in Krisensituationen zerbrechen und keine
anderen zur Verfügung stehen:
Ich war ja kein Mißerfolgsmensch
bis dahin(.) sondern im Grunde genommen Glückskind(') und da kam ich überhaupt(,) ich hatte
keine(,) ich kam damit nicht klar(,) ich hatte
20 keine Muster ich hatte keine Verhaltensweisen ich
war völlig desorientiert(') und in mir brach ne
Menge zusammen(.) Det iss auch so(,) mein Leben
hab ich dann noch mal so Revue passiert(') hier
oben im Arbeitszimmer hab ich mit meiner Frau
25 gesessen und hab geheult wie en Schloßhund(')weil
ich keine Handlungsstrategien mehr hatte(.) Alle
Handlungsstrategien die ich bisher hatte die so
wunderbar immer funktioniert hatten(-) die
– 86 –
funktionierten in dieser Situation überhaupt
nicht mehr(.)
(Schwarz2.doc. S. 6)
Manchmal ist es so, dass Deutungsmuster vom Informanten nicht thematisiert
werden (können). Das liegt daran, dass sie – wie wir in der Fachsprache sagen –
auf einer latenten, tiefenstrukturellen Ebene liegen und nur bedingt reflexiv
zugänglich sind.
Wie erfolgreich dieser Ansatz ist, sieht man daran, dass es mittlerweile zu fast
allen gesellschaftlich relevanten Problembereichen empirische Analysen gibt, die
sich des Deutungsmusteransatzes bedienen. Ich nenne einige interessannte
Beispiele: Arbeiten über die Deutungsmuster Mutterliebe (Y. Schütze 1992), zu
geschlechtsspezifischen (Lüdemann 1992; Y. Schütze 1993), kulturspezifischen
(Auernheimer 1994), berufsbiographischen (Becker u.a. 1990) und religiösen
Deutungsmustern (Fischer/Schöll 1994). Deutungsmuster zur Krankheit sind ein
besonders einleuchtendes Beispiel: Krankheit kann als Ungerechtigkeit, als
Schicksal, als Prüfung, als Herausforderung, als Ermahnung etc. verstanden
werden.
5.2.4 Diskursanalyse
Die Diskursanalyse untersucht die Produktion, die Verbreitung und den
historischen Wandel von Deutungen für soziale und politische
Handlungszusammenhänge. Ihr Untersuchungsgegenstand sind Artikulationen im
öffentlichen Raum, meistens Texte und die Beziehungen, die diese Texte
untereinander eingehen, wenn sie sich zu spezifischen Diskursen verflechten. Es
können aber auch bildhafte Artikulationen sein. In der Regel wurde bis vor
wenigen Jahren die Diskursanalyse mit dem Namen Michel Foucault in
Verbindung gebracht.
a) Diskursanalyse im Sinne Michel Foucaults
Als empirisches Forschungsprogramm wurde die Diskursanalyse von Michel
Foucault sukzessive im Zuge seiner empirischen Studien zur Sexualität, zur
Geschichte des Wahnsinns oder des Gefängnisses entwickelt und systematisch in
den beiden Arbeiten „Archäologie des Wissens“ und „Die Ordnung des Diskurses“
(Foucault 1969; 1991) begründet. Die für die heutige Forschung folgenreichste
Konzeptualisierung des Diskursbegriffs wird in der „Archäologie des Wissens“
geleistet. In ihr entwickelt Foucault im Rückblick auf seine empirischen Arbeiten
eine Methodologie der Diskursanalyse. Er beschreibt Diskurse als regelgeleitete
– 87 –
Praktiken, die sich intern in vier diskursive Formationen untergliedern. Hierzu
gehören die Formationen der Gegenstände, der Äußerungsmodalitäten, der
Begriffe und der Strategien. Diese diskursiven Formationen erzeugen die
Gegenstände, die sie behandeln; sie bestimmen den Gebrauch und das
semantische Feld der Begriffe, die zur Beschreibung dieser Gegenstände
verwendet werden; sie legen die Modalitäten fest, in denen eine Äußerung
legitimerweise erfolgen kann; schließlich entscheiden sie über die möglichen
Strategien, die die Diskursteilnehmer mit ihrer Rede verfolgen können. Ihr
Zusammenspiel produziert spezifische Diskurse und bestimmt die operativen
Regeln, denen diese Diskurse gehorchen. In „Ordnung des Diskurses“ ergänzt
Foucault die in der „Archäologie des Wissens“ entwickelte Methodologie der
Diskursanalyse um eine Rekonstruktion unterschiedlicher Techniken der Kontrolle
und Einschränkung diskursiver Prozesse. Er beschreibt Mechanismen, die den
Zugang zum Diskurs reglementieren, Diskurse organisieren und das thematische
Spektrum eines Diskurses begrenzen.
Der Foucaultsche Diskurs ist eine soziale Tatsache im Durkheimschen Sinne.
Diskurse bestimmen darüber, wer legitimerweise an welchem Ort, zu welcher Zeit
und in welcher Form über bestimmte Gegenstände des Diskurses sprechen kann.
Als institutionalisierte Ordnungen führen Diskurse eher die Diskursteilnehmer, als
dass sie von diesen Teilnehmern geführt würden. Auch bilden Diskurs und Macht
im Konzept Foucaults ─ anders als etwa bei Habermas ─ eine unauflösliche
Einheit. Diskurse entfalten ebenso eigenständige Machtwirkungen wie umgekehrt
die Ausübung von Macht mit einer Produktion von Diskursen einher geht. Diskurse
sind auf produktive Weise mit Prozessen der Machtgewinnung und -akkumulation
verflochten. Sie spiegeln die Wirklichkeit, auf die sie sich beziehen, nicht einfach
wider, vielmehr organisieren sie diese Wirklichkeit. Und sie sind Gegenstand von
Konflikten, weil Diskurse das Richtige vom Falschen, das Gute vom Bösen, das
Angemessene vom Unangemessenen oder das Normale vom Abweichenden
trennen und damit soziales und politisches Handeln legitimieren. Wie Foucault in
der „Ordnung des Diskurses“ schreibt, wird deshalb auch „die Produktion des
Diskurses zugleich kontrolliert, selektiert, organisiert und kanalisiert“ – der Diskurs
„ist dasjenige, worum und womit man kämpft; er ist die Macht, deren man sich zu
bemächtigen sucht“ (Foucault 1991, 11).
Wie die Bestimmung des Diskursbegriffs durch Foucault belegt, ist ein Diskurs
zugleich Produkt, Gegenstand und Instrument öffentlicher Auseinandersetzungen.
Die Träger solcher Auseinandersetzungen sind diskursive Eliten. Hierzu gehören
zum Beispiel Politiker, bekannte Intellektuelle, Vertreter von Organisationen oder
Institutionen, Leitartikler großer Tages- und Wochenzeitungen oder
Wissenschaftler. Sie verfügen über Zugang zur Öffentlichkeit, können öffentliche
Aufmerksamkeit binden, Unterstützung mobilisieren und Zustimmung abrufen. Vor
allem aber: Diskursive Eliten repräsentieren in der Regel mehr oder weniger
umfangreiche diskursive Gemeinschaften.
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Solche Diskursgemeinschaften weisen unterschiedliche Grade der
Institutionalisierung auf und können aus organisierten Kollektiven oder aus
lediglich diskursiv verbundenen politisch-kulturellen Milieus bestehen.
Entsprechend umfasst das Spektrum diskursiver Gemeinschaften auf der einen
Seite politische Parteien, Gewerkschafts- und Arbeitgeberverbände, kirchliche
Organisationen und andere organisierte Kollektive, die sich durch klare Strukturen
im Innern und eine durch Mitgliedschaftsregeln eindeutig fixierte Grenze nach
außen auszeichnen. Es umfasst auf der anderen Seite Gemeinschaften, die zwar
über eine gemeinsame Diskurspraxis verfügen aber keine Organisationsstruktur
und keine eindeutigen Grenzen besitzen. Diese Diskursgemeinschaften besitzen
eher den Charakter politisch-kultureller Milieus. Sie bilden jedoch
Diskursgemeinschaften, weil ihre Mitglieder sich im öffentlichen Diskurs
aneinander orientieren.
Beispiele für solche eher diffuse Diskursgemeinschaften liefern die
gebräuchlichen Untergliederungen des politischen Raumes in „Die Rechte“ oder
„Die Linke“. Zwischen diesen beiden Eckpunkten, die die extremen Pole möglicher
Formen diskursiver Gemeinschaften markieren, liegen eine Vielzahl mehr oder
weniger lose strukturierter Kollektive mit mehr oder weniger eindeutigen Grenzen
und Mitgliedschaftsregeln. Diese Diskursgemeinschaften repräsentieren
beispielhaft Bürgerinitiativen oder soziale Bewegungen.
Die diskursiven Auseinandersetzungen, in deren Verlauf Diskurse produziert
und reorganisiert werden, werden nicht in einem voraussetzungslosen Raum
ausgetragen. Sie finden in mehr oder weniger öffentlichen Arenen statt, die als
diskursive Felder den Akteuren dieser Auseinandersetzungen spezifische Rollen
zuweisen, ihre Zugangschancen zum Diskurs begrenzen und ihre diskursiven
Möglichkeiten vorstrukturieren. Diese Diskursfelder bestimmen in entscheidender
Weise sowohl die Chancen der Diskursteilnehmer, in der Öffentlichkeit Gehör zu
finden, als auch ihre Chancen, sich mit ihren Deutungsangeboten gegen
konkurrierende Deutungsangebote anderer Akteure durchzusetzen. Sie sind das
stets umkämpfte Produkt einer Differenzierung und Institutionalisierung von
Handlungsrollen. Ihre soziale Struktur besteht aus den Machtverteilungen,
Bündniskonstellationen und Konfliktlinien zwischen den Akteuren dieser Felder.
Ihre diskursive Struktur besteht aus Konventionen und Regeln für eine diesen
Feldern angemessene Produktion diskursiver Beiträge. Diskursfelder besitzen
fließende Grenzen und können mehr oder weniger eng miteinander kooperieren.
So bedient sich etwa die Politik wissenschaftlicher Gutachten, um politische
Entscheidungen zu legitimieren, oder das mediale Feld beobachtet das politische
Feld und nimmt Einfluss auf die politischen Prozesse, die in diesem Feld ablaufen.
Und Diskursfelder untergliedern sich intern zumeist in spezifische Unterfelder. Sie
bestehen aus dominanten und dominierten Fraktionen oder strukturieren sich um
historisch gewachsene und feldintern institutionalisierte Grenzen. Ein Beispiel für
eine solche Untergliederung bildet das Feld der Politik mit seiner Unterscheidung
– 89 –
zwischen Regierung und Opposition.
Der Diskursbegriff ist also mit dem Machtbegriff verquickt. Jede Gemeinschaft
oder Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass bestimmte Diskurse erlaubt
bzw. erwünscht und bestimmte unerlaubt bzw. unerwünscht sind.. Sanktionen
beziehen sich auf die Diskurse. Sie definieren, was wahr und was nicht wahr ist.
Diskurse können per Gewalt durchgesetzt werden. Kreuzzüge,
Zwangsbekehrungen und Hexenverbrennungen sind Beispiele dafür.
Diskurse strukturieren also den öffentlichen Raum. Gesellschaftliche Diskurse
erzeugen und erhalten die symbolische Ordnung der Welt aufrecht bzw. verändern
sie. Die symbolische Ordnung wie auch die Diskurse sind überwiegend sprachlich
organisiert. Die in Diskursen prozessierte Bedeutungen sind als typisierbare
Schemata organisiert. Auch diese Konzeption geht also von der Vorstellung einer
Grundlogik, einer Grundfigur oder einem Grundmuster aus, das Diskurse
organisiert und in bestimmten Manifestationen zum Ausdruck kommt. Diskurs und
diskursive Praktiken bilden nach Foucault eine diskursive Formation. Menschen
sind weder die völlig freien Gestalter der Diskurse, noch sind sie ihnen vollständig
ausgeliefert.
Beispiele:
Sind die Widerstandskämpfer in Tschetschenien Freiheitskämpfer oder
Rebellen bzw. Terroristen? Sind pälästinensische Selbstmordattentäter oder
Terroristen?
Beispiel Abtreibung: Ist ein Recht auf Abtreibung Ausdruck der
Selbstbestimmung der Frau über sich oder Mord an einem ungeborenen
Leben?
verschiedene Diskurse: Ausländerdiskurs, Armutsdiskurs, Ökologiediskurs,
Maori - Kolonialmacht, Kriegsberichterstattung: Tschetschenien oder
Kosovo, Bestechungsaffären, Rechtsextremismus, Gewalt, Mediendiskurse,
Verhältnis von Sex und Gender, Diskurs über den weiblichen Körper, OstWest-Diskurse
Viele ethische Fragen sind in dieser Weise Gegenstand öffentlicher
Diskurse (z.B. Gentechnologie)
b) Diskursanalyse in wissenssoziologischer Tradition
Die Diskursanalyse verfügt über keine einheitliche Methode zur Analyse
diskursiver Prozesse. Wie Reiner Keller zutreffend feststellt: „Diskursanalyse
formuliert zuallererst einen breiten Gegenstandsbereich, ein
Untersuchungsprogramm, keine Methode“ (Keller 1997, 325). Auch die
Methodologie der Diskursanalyse, die Foucault in der „Archäologie des Wissens“
– 90 –
entwickelt, ist eher ein programmatischer Entwurf als ein methodisch
abgesichertes Verfahren zur Rekonstruktion diskursiver Prozesse. Die dort
entwickelte Untergliederung des Diskurses in diskursive Gegenstände (Themen),
Begriffe, Äußerungsmodalitäten und Strategien kann methodisch aber auch in
Anknüpfung an die wissenssoziologische Tradition empirisch erfolgreich
umgesetzt werden. In der Praxis orientiert sich die empirische Diskursanalyse
methodisch häufig an etablierten und zumeist qualitativen Verfahren der
Textanalyse – von der Feinanalyse einzelner Diskursbeiträge mit den Mitteln
sozialwissenschaftlicher Hermeneutik über den Einsatz der Grounded Theory bis
hin zu literaturwissenschaftlichen Analyseverfahren (Titscher et al 1998).
c) Forenanalyse
Ein Anwendungsgebiet für eine wissenssoziologisch orientierte Diskursanalyse ist
die Forenanalyse von Usegroups oder Foren im Internet. Das diskursive Feld wird
durch Postings strukturiert.
Newsgroups sind reine Diskussionsgruppen, die auch heute noch überwiegend
im Usenet angesiedelt sind. Das Usenet ist der älteste Teil des Internet, lange
bevor es die graphische Benutzeroberfläche des World Wide Web (WWW) zu
Beginn der 1990er Jahre gab. Es war und ist die erste und einfachste Art der
Online Kommunikation: Textnachrichten werden an schwarze Bretter (electronic
bulletin boards) geheftet (gepostet). Dort können diese Textnachrichten, meist
Diskussionsbeiträge, von anderen gelesen und beantwortet werden. Steve
Bellovin und andere begannen 1979 diese Art der Online Diskussion an der Duke
University. Heute stellen die klassischen Newsgroups-Server ungefähr 22.000
solcher Diskussionsgruppen zur Verfügung. Zwar ist es richtig, dass viele
klassische Forschungen sich auf diese Newsgroups bezogen haben und sie auch
heute noch Gegenstand klassischer Kommunikationsanalysen sind
(Hauben/Hauben [1997]), dennoch stellen sie im Kontext des World Wide Web
spezifische Gruppen dar, weil sie sich ausschließlich über Kommunikation
strukturieren. Die anderen Gruppen, die sich im World Wide Web konstituieren,
enthalten (auch visuell) mehr Gestaltungselemente.
Newsgroups sind grundsätzlich öffentlich, d.h. der Zugang wird weder
reglementiert oder kontrolliert. Seit Google 2001 das Newsnet-Archiv mit
500.000.000 Postings gekauft hat, ist auch vom www aus ein komfortabler
Zugang zum Newsnet möglich. Weiterhin ist dadurch die Verzahnung zwischen
WWW und Usenet deutlich verbessert worden.
Verschiedene Wege der Analyse von Foren
In der Forenanalyse ist es hilfreich, wenn die Schritte Verlaufsanalyse,
Akteursanalyse und die Struktur des diskursiven Feldes ausgeführt werden:
– 91 –
In der Verlaufsanalyse wird ermittelt, wie Themen sich im zeitlichen Verlauf
entwickeln, welche wie und von wem eingeführt und wie sie aufgegriffen
werden. Eine Verlaufsanalyse stellt die Entwicklung der Themen innerhalb
eines Threads dar.
Die Akteursanalyse beschreibt die inhaltlich Position eines Akteurs, die er im
thematischen Feld einnimmt.
Die Struktur des thematischen Feldes beschreibt die Themen und deren
inhaltliche Beziehung zueinander.
Beispiel: de.soc.familie.kinder
Die verschiedenen Diskussionsforen (Newsgruppen) sind aus Gründen der
Übersichtlichkeit in eine hierarchische Struktur untergliedert. Die einzelnen
Hierarchie-Ebenen sind dabei durch einen Punkt voneinander getrennt. Man nennt
"de" daher auch eine Top-Level-Hierarchie ;
de.soc.familie.kinder
sie ist in folgende Second-Level-Hierarchien unterteilt:
de.soc (Social. Gesellschaft, Politik, Soziales)
de.soc.familie.kinder
Diese Second-Level-Hierarchien sind in der Regel in weitere Unter-Hierarchien
(Third-Level) gegliedert, in unserem Fall in „Familie“. Da es zu „Familie“ wiederum
eine Vielzahl von Newsgroups gibt, wird auf der vierten Ebene dann die konkrete
Newsgroup angegeben.
Anzahl der Nutzer: Die Anzahl der eingeschriebenen Mitglieder dieser
Newsgroup läßt sich nur vage erschließen und schätzen. Nachweisbar ist die
Anzahl der aktiven Nutzer. Sie beträgt ca. 330. Ein aktiver Nutzer ist ein Nutzer,
der sich im Durchnitt im Monat mindestens mit einem Posting beteiligt. Wenn man
den Erfahrungswert zugrunde legt, dass in einer Newsgroup ca. ein Drittel
(manchmal auch nur ein Viertel) aktiv sind (der Rest sind sogenannte Lurker),
können wir schätzen, dass in dieser Newsgroup ca. 1000 Mitglieder subskribiert
sind.
Genderverteilung: Bei den aktiven Teilnehmern, als bei den 330, sind 63%
Männer und 37% Frauen. Das kann relativ genau bestimmt werden, weil es
aufgrund der unterschiedlichen Kommunikationskultur des WWW einerseits, vor
allem in Chats und in Communities, und der Newsgroups andererseits hier nicht
üblich ist, sich nicknames zu geben, es ist geradezu perpönt und wird als Akt der
Unhöflichkeit in einigen Newsgroups rigide attackiert. Die Angabe des vollen
Namens und der realen E-Mail-Adresse ist hier die Regel. Diese Angaben dürfen
als authentisch unterstellt werden, was selbstverständlich ein gewisses
Restrisiko nicht ausschließt. Aber das ist bei Interview- oder
Fragebogenerhebungen auch nicht auszuschließen.
– 92 –
Innerhalb der Gruppe der Aktiven gibt es regelmäßig eine Gruppe derjenigen
die sich sehr stark beteiligen. Das sind solche, die im Durchschnitt mehr als 10
Postings im Monat beisteuern. In dieser Gruppe sind das 39, davon 26 Männer
(66,67%) und 13 Frauen (33.33%). Die Relation bleibt also ungefähr erhalten.
Die Frage, wie diese Männerdominanz zu erklären ist, würde ich über das
Medium Newsgroup erklären: In entsprechenden Pädagogik-Foren des WWW
finden wir einen höheren Frauenanteil. Das hängt damit zusammen, dass das
Surfen in Kombination mit den E-Mail-Fähigkeiten mittels eines Browsers
inzwischen keine große technische Hürde darstellt.
Und warum ist es in den Newsgroups anders? Zwar ist es so, dass man
inzwischen nicht mehr zwingend einen separaten Newsgroup Reader benötigt
(alle gängigen Browser haben einen solchen integriert, mit vielen Mail
Programmen, wie z.B. Outlook, ist es ebenfalls möglich oder über google kann
auch direkt ohne Zusatzprogramm operiert werden), trotzdem bedarf es weiterer
technischer Konfigurationen, um zur Welt der Newsgroups Zugang zu erhalten.
Das wäre eine Er
Weil Newsgroups – wie oben angemerkt – gemessen an der Geschichte des
Internet, relativ alt sind, sind sie auch sehr früh Gegenstand der Forschung
geworden. Analysiert worden sind Kommunikationsstile, Rhetorische Figuren,
Gender Effekte, Kolaborationsstrategien, das Verhältnis Online-Offline, um nur
einige Aspekte zu nennen. Methodisch fand man Variationen von
Kommunikationsanalysen, beispielsweise Konversationsanalysen. Auch
abgewandelte Formen von quantitativ-qualitativen Inhaltsanalysen sind zum
Einsatz gekommen (Schelske 2000). Weil Newsgroups öffentlich sind (es gibt
keine Teilnahmebeschränkung), kann man auch sagen, dass sie als Teil einer
internetspezifischen Öffentlichkeit zu sehen sind. Artikulationen im öffentlichen
Raum sind aber traditionell Gegenstand von Diskursanalysen.
Verlaufsanalyse
Eine Verlaufsanalyse stellt die Entwicklung der Themen innerhalb eines Threads
dar. Als Beispiel dient der Thread „Statt Frühstück Tom und Jerry“, Der Tread
„Statt Frühstück Tom und Jerry“ besteht insgesamt aus 57 Postings. Er erstreckt
sich über den Zeitraum vom 14. Juni 2002 bis zum 22. Juni 2002. Er beginnt mit
einem Eingangsposting, in dem sich Erik B. auf einen Artikel von Conny Neumann
in Spiegel Online vom 10. Juni 2002 bezieht
(http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,199958,00.html [18.06.2002]). Dieser Artikel
trägt den Namen, den dann auch der Tread bekommen hat, nämlich „Statt
Frühstück Tom und Jerry“. Es handelt sich um den Teil 5 der Spiegel Serie
„Bildung“. In der einleitenden Zusammenfassung heißt es in dem Artikel
programmatisch: „Nicht nur unsinnige Lehrpläne und Notendruck machen aus
Kindern schwache Schüler. Die Kette des Versagens beginnt bei den Eltern.
– 93 –
Neben Job und Fun bleibt keine Zeit für den Blick ins Hausaufgaben- Heft. Als
Ausrede dient: Die Schule ist schlecht, die Lehrer sind unfähig.“ (Neumann 2002)
In dem Artikel wird in relativ plakativer Form dargestellt, dass Kinder im Elternhaus
keine emotionale Wärme mehr bekämen.
"Statt Frühstück gibt es immer öfter Zeichentrick im Fernsehen, Tom und Jerry,
Glücksbärchis, Calimero flimmern über den Bildschirm, kaum dass die Schüler nach
zu kurzer Nacht die Augen aufkriegen. Das hilft gegen das Alleinsein, wenn der Tag
anbricht. Die Mutter schläft noch oder ist schon zur Arbeit, der Papa wohnt
anderswo. Den Kopf voll mit flitzenden, kreischenden Figuren, mit megabunten
Bildern und coolem Sound, erreichen die Kids das Schulhaus." (Neumann 2002)
Kinder würden nicht mehr das Lernen, das Sitzen, die Konzentration schaffen bzw.
aufbringen. Schüler hätten alles: Klamotten, Computer, Taschengeld, nur keine
Ruhe, keine Zeit, keine Zuwendung. Für Lehrer, Rektoren und Kultusbeamte stehe
fest: "Einen bedeutenden Teil der Schuld am schlechten Abschneiden deutscher
Schüler beim Pisa-Test tragen die Eltern". (Neumann 2002) Insbesondere nimmt
sie alleinerziehende Mütter und Patchwork-Familien ins Visier: Wenn der
alleinerziehende Elternteil arbeite, fehle einfach die Zeit, um sich um die Kinder zu
kümmern; sie seien einfach restlos überfordert. Ebenso hat sie es auf die Väter
abgesehen, zu denen die Kinder von Alleinerziehenden am Wochenende gehen;
hier: Spaß haben, sich nicht wirklich um die Kinder kümmern. Sie schliesst sich
der Klagé von Lehrerverbänden und Schulpsychologen an, dass wir wieder Eltern
bräuchten, die sich um ihre Kinder kümmerten. Da die Familie versage, widmeten
sich die Kinder lieber den Medien als den Hausaufgaben. Es drohe seelische
Verwahrlosung vieler Kinder.
"Die Jungen und Mädchen verschließen sich entweder vor der Außenwelt, verdösen
die Zeit, betäuben sich mit Dauer-Fernsehen oder stupiden Computerspielen. Sie
suchen ihre Nische in der virtuellen Welt. Oder sie werden zum Störenfried - nervös,
zappelig und extrem anstrengend." (Neumann 2002) "Der Nachwuchs entgleitet
ihnen zusehends, die Reize der multimedialen Welt übertönen schon längst das
Gespräch beim familiären Abendbrot." (Neumann 2002)
Sie geht dann auf Ritalin ein und auf den Ruf nach mehr öffentliche Betreuung und
Ganztagsschulen. "Die Schule also soll richten, was in den Familien danebengeht.
Wird der Lehrer zum Erzieher, zum Ersatzvater? Die Schule zum einzigen Ort
sozialer Geborgenheit? Wird der Pauker zum Therapeuten? Mehr und mehr
neigen die von Beruf und Freizeit komplett ausgefüllten Mütter und Väter dazu,
Erziehungsaufgaben auf die Schule zu verlagern." (Neumann 2002)
– 94 –
5.2.5 Konversationsanalyse
a) Geschichte
Konversationsanalyse (KA) ist eine empirische Forschungsmethode, die sich mit
der Ordnung und Organisation alltäglicher sozialer Kommunikation in ihrem
typischen sozialen Kontext beschäftigt. Diese Methode wurde zunächst in den
1960er Jahren vom 1974 jung verstorbenen Harvey Sacks entwickelt und von
Schegloff, Jefferson u.a. weitergeführt. Aufbauend auf der phänomenologisch
begründeten Soziologie von Alfred Schütz, der Ethnomethodologie Harold
Garfinkels und der Sprechakttheorie Austins zielt die Konversationsanalyse auf die
Herausstellung der Strukturen des sozialen Handelns, wie sie besonders in
sprachlichen Interaktionen realisiert werden. (Daraus leitet sich auch der Begriff
der KA ab).
b) Grundsätze
Die Anwendung der KA setzt die Annahme einer Reihe von methodologischen
Vorstellungen voraus, die nur kurz angeschnitten werden können.
(a) Mit der Ethnomethodologie geht auch die KA davon aus, dass die
Vertrautheit, Geordnetheit und Faktizität unserer alltäglichen Welt eine Leistung
unserer eigenen Handlungen ist. Die Wirklichkeit ist also eine
„Vollzugswirklichkeit“, die fortwährend in Interaktionen konstruiert wird.
(b) Objekte der sozialen Wirklichkeit sind nur dann Objekte, wenn sie von
Handelnden gemeinsam erzeugt und wahrgenommen werden. Nur was in
Interaktionen objektiviert wird, ist auch ein Gegenstand für die Handelnden selbst
– und den Forschenden. In diesem Sinne kann man auch sagen, dass sich die KA
mit Kommunikation (bzw. „talk in interaction“) beschäftigt;
(c) Reflexivität bedeutet, dass wir eben beim Handeln nicht nur handeln,
sondern gleichzeitig auch immer darauf hinweisen, wie unser Handeln verstanden
werden soll. Wir stellen nicht einfach eine Frage, sondern in der Art, wie wir die
Äußerung produzieren, machen wir klar, dass wir eine Frage stellen. Kurz: Die
Aktivitäten, mit denen wir unsere Alltagsangelegenheiten verrichten, sind
dieselben, mit denen wir sie verständlich, beobachtbar und erklärbar machen.
(d) Weil die Handelnden zu diesem Zwecke ihre Handlungen organisieren und
ihnen damit eine Ordnung verleihen, besteht das zentrale Ziel der KA darin, diese
von den Handelnden geschaffene Ordnung zu entdecken. Dabei macht sie sich
(e) das methodologische Prinzip zunutze, dass Beobachtende, sofern sie über
die entsprechende Handlungskompetenz verfügen, diese Ordnung auch
rekonstruieren können.
Der wichtigste Grundsatz der KA hat jedoch schon mit der Erhebungsweise zu
– 95 –
tun: Die KA vertritt einen ausgeprägten Naturalismus. Das bedeutet, dass sie
darauf drängt, nicht einfach über Interaktionen zu reden oder darüber Interviews
zu führen, sondern Aufzeichnungen von „natürlichen“ (d.h. nicht von den
Forschenden erzeugten) Interaktionen herzustellen, die dann zum Gegenstand
der Analyse gemacht werden sollen. Im Unterschied also zum Versuch, einen
Vorgang zu rekonstruieren, soll er konservierend registriert werden: Auch wenn
man nicht behaupten kann, sie seien identisch mit dem, was sie abbilden, so
erhalten solche „natürliche Daten“ doch in großem Maße die zeitliche Struktur der
Abläufe, die von ihnen abgebildet werden (Bergmann 1987). Verbunden ist der
Naturalismus für gewöhnlich mit einem Aufzeichnungspostulat: Es sollen
audiovisuelle Aufzeichnungen der untersuchten Interaktionen hergestellt werden.
Die technologische Entwicklung der Aufzeichnungsgeräte ermöglicht dabei eine
„mikroskopische“ Betrachtung der Vorgänge, die es erlaubt, die Sinnhaftigkeit der
habituell vollzogenen Handlungsleistungen, über die Handelnde kaum explizit
Auskunft geben können, offenzulegen. Während in den Frühzeiten der KA
Tonbandaufzeichnungen die Regel waren, hat die Entwicklung der
Videotechnologien zu einer bedeutsamen Ausweitung der KA auf audiovisuelle
Aspekte der Interaktion geführt.
Aus diesem Grund stellt die Transkription der audiovisuellen Daten einen
wichtigen Teilschritt der Analyse der Daten dar. Dabei soll die recht aufwendige
Transkription die Eigenheiten der Kommunikation (Abfolge der Redezüge,
sprachliche Eigenheiten und parasprachliche Elemente) so gut es geht
konservieren. In aller Regel wird ein teilweise an der Standardsprache orientiertes,
teilweise prosodisches Transkript angefertigt, das auch Nichteingeweihte recht
schnell lesen können (Kowan und O’Connell 2000). Die Transkription kann
unterschiedlich detailliert ausfallen, sollte aber die für die Fragestellung relevanten
Aspekte enthalten.
In der Analyse sollten einige Grundregeln eingehalten werden:
(1) Zum einen werden Psychologisierungen und Motivzuschreibungen
unterlassen. Interpretationen beziehen sich lediglich auf Äußerungen und die
durch die Äußerungen realisierten Identitäten.
(2) Zum zweiten vermeidet man, Phänomene nach vorgefaßten Kategorien
einzuteilen. Erst wenn eine von den Akteuren hergestellte Ordnung erkennbar ist,
kann man beginnen, von einem „Gegenstand“ zu reden.
(3) Drittens sollte man Daten ohne Einbezug von zusätzlichem, nicht in den
Texten enthaltenes Wissen interpretieren. (In Kontexten, die ein Sonderwissen
erfordern, ist jedoch eine ethnographische Vertrautheit mit der Sondersprache und
besonderen Begriffen nötig. Wer Gespräche unter Computerexperten analysiert,
wird ohne eine solche Vertrautheit nicht auskommen, die durch teilnehmende
Beobachtung oder Interviews verschafft werden kann.)
(4) Und viertens schließlich sollte man die Handelnden nicht als „Deppen“
– 96 –
ansehen. Das bedeutet, dass man mit der Maxime interpretiert, dass alles, was
kommuniziert wird, und zwar auch vermeintlich Fehlerhaftes, einen Sinn für die
Beteiligten hat.
Über die Unterschiedlichkeit (vgl. Bergmann 1981) verschiedener KA Ansätze
hinweg besteht die Vorgehensweise der KA vor allem darin, dass in den
Transkripten zunächst ein beobachtbares gleichförmiges Phänomen ausgemacht
wird. Dabei kann es um eine kurze Interaktionssequenz – etwa Begrüßungen –
gehen, um Äußerungsabfolgen oder auch nichtsprachliche Handlungsformen. In
Befolgung der genannten Maximen geht man davon aus, dass das jeweilige
Phänomen von den Beteiligten auf eine methodisch angebbare Weise erzeugt
wird, und zwar so, dass der Sinn dieser Sequenz in ihr selbstverständlich wird. Die
Grundlage jeder Analyse stellt dabei das alltägliche Verstehen der einzelnen
Äußerungen dar. Selbst und gerade kleine, vermeintlich überflüssige Elemente der
untersuchten Äußerungen sollten verständlich gemacht werden können. Im
weiteren zielt die KA zuerst auf die zeitliche Abfolge der Äußerungen und betreibt
also eine Sequenzanalyse. (Schon deswegen ist eine genaue Transkription sehr
bedeutsam.) Ausgangspunkt der Sequenzanalyse bilden Redezüge,
Redezugwechsel zwischen Interaktionspartnern sowie deren innere und äußere
Ordnung bzw. sequentielle Organisation (z.B. Paarsequenzen, wie Frage und
Antwort). Zur Interpretation muß die Abfolge der Schritte eingehalten werden. Das
bedeutet, dass man Transkripte Schritt für Schritt interpretiert, ohne vorzugreifen.
Dabei stellt die zeitliche Abstimmung der Züge und ihre Gestalt eine wichtige
Ressource der Interpretation dar. Es sollte besonders darauf geachtet werden, wie
einzelne Handlungen bzw. Redezüge gestaltet werden. Häufig stehen dabei
formale Merkmale der Interaktion im Vordergrund, mit denen die verschiedenen
Handlungsschritte koordiniert werden. Aber auch die Gestaltung inhaltlicher
Elemente sind Gegenstand der Analyse, wie etwa die sogenannten Membership
Categorization Devices.
Hat man vorläufig ein Phänomen identifiziert, dann erstellt man einen Korpus
ähnlicher Fälle, die derselben Analyse unterzogen werden. Auf diese Weise sollen
Strukturen (Ordnungen) identifiziert werden, die von den Handelnden erzeugt
werden.
4. Die KA beschränkt sich in der Regel nicht (allein) auf die Analyse kleiner
Dialogphänomene. Vielmehr zielt sie auf Strukturen sozialer Handlungen.
Besonders die Bedeutung dieser Strukturen für soziale Organisationen der
verschiedensten Art sind dabei zum Thema gemacht worden (Drew und Heritage
1993). Allerdings ist es innerhalb der KA sehr umstritten, wie dieser
Zusammenhang aussieht. Manche Vertreter der KA vertreten die Auffassung, dass
die kleinsten interaktiven Sequenzen gleichsam facettenartig das enthalten, was in
der Soziologie als soziale Struktur bezeichnet wird und begnügen sich mit ihrer
näheren Bestimmung. Andere betrachten die geordneten Phänomene als Resultat
– 97 –
eines dahinter liegenden strukturellen Problemes der sozialen Organisation von
Interaktion, auf das gleichsam rückgeschlossen werden muß. Wieder andere
bemühen sich, die herausgestellten Sequenzen auf den sozialen Kontext der
Situationen zu beziehen, in denen sie erzeugt werden. Sofern es sich um
rekurrent auftretende Beziehungen handelt, wird dann von kommunikativen
Mustern bzw. Gattungen gesprochen.
Die Frage nach dem Einbezug kontextueller ethnographischer Elemente ist
besonders virulent geworden durch den Einbezug von Videodaten. Denn die
visuellen Elemente menschlichen Verhaltens sowie räumliche Merkmale spiegeln
nicht die sequentielle Redezugorganisation wider, so dass die sequentielle
Analyse weitaus kompliziert wird. Deswegen muß der einzelne Zug selbst als ein
komplexer Handlungszusammenhang angesehen werden, in dem visuelle und
vokale Teile eingehen (Bergmann, Luckmann, Soeffner 1993). Dennoch ist
Visuelles nicht einfach ein Zusatz, sondern sind wesentlicher Bestandteil der
untersuchten Interaktionen. Als Test gilt auch hier die Relevanzregel: Die Aspekte
der visuellen Situation sind relevant, zu denen ein Bezug durch die in der
zeitlichen Abfolge ablaufenden Handlungen hergestellt wird. Man fragt sich also:
Warum das jetzt? Wie kann die Bewegung einer Person auf die Umstände
bezogen werden? Neben der Relevanzregel kennt die Konversationsanalyse noch
zwei weitere Tests, die man auch als Form der Validität ansehen kann. Die
Validierung der Interpretation eines Redezugs durch den nächsten Zug gehört
dabei sogar zu den grundlegenden Elementen der Analyse. Eine bedeutende
Rolle spielt schließlich auch die Suche nach „abweichenden Fällen“, anhand derer
die Beobachtung eines geordneten Phänomen bestätigt werden kann, wenn der
Aufweis gelingt, dass die Handelnden diese Fälle selbst als abweichend
behandeln.
5. Die KA hat sich als ein wichtiger Zweig der qualitativen Forschung etabliert,
der auch außerhalb der Soziologie rezipiert wird (Psychologie, Linguistik,
Politologie usw.). Aufgrund der thematischen, aber auch methodischen
Ausweitungen bezieht sich eine Reihe von Ansätzen jedoch häufig nur noch auf
die KA als ihre Grundlage und folgt eigenen Bezeichnungen. Dazu gehören etwa
die Workplace Studies, die sich mit kommunikativen Vorgängen bei der Arbeit mit
Technologien auseinandersetzen, die interaktionale Soziolinguistik, die mit der
mehrsprachigen Kommunikation in Interaktionen behandelt, oder die
Diskursanalyse.
Beispiel:
KA einer Selbsthilfegruppe von an Parkinson erkrankten Menschen
Zugang:
teilnehmende Beobachtung
Material: Chataufzeichnungen
Analyse: Begrüßungs- und Abschiedssequenzen (hohe Aufmerksamkeit)
– 98 –
Umgang mit Krankheit
tägliche Aktivitäten (small talk)
5.2.6 Gattungsanalyse2
Als eine Weiterführung der Konversationsanalyse beschäftigt sich die
Gattungsanalyse mit größeren Strukturen kommunikativer Handlungen. Ihre
gesellschaftliche Grundfunktion besteht darin, von der Bewältigung typischer
(kommunikativer) Handlungsprobleme zu entlasten. Sie erleichtern die
Kommunikation, indem sie die Synchronisation der Handelnden und die
Koordination der Handlungsschritte über vorgeprägte Muster in einigermaßen
verläßliche und gewohnte Bahnen lenken. Gattungen bilden somit
Orientierungsrahmen für die Produktion und Rezeption kommunikativer
Handlungen.
Gattungen unterscheiden sich ihrer Form nach von spontanen kommunikativen
Vorgängen dadurch, dass sich Menschen in einer voraussagbar typischen Weise
an vorgefertigten Mustern ausrichten. Das kann den Charakter kanonischer
Festlegungen ganzer Handlungskomplexe annehmen. Die Vorprägungen können
sich aber auch auf bestimmte Aspekte des Handelns beschränken, z.B. auf die
Redezugabfolge (etwa bei Interviews) oder die Thematik (wie bei
Planungsgesprächen).
Für die Gattungsanalyse werden einmal natürliche kommunikative Abläufe
aufgezeichnet. Die Aufzeichnungen werden transkribiert. Die so fixierten Daten
werden hermeneutisch gedeutet und – im Sinne der Konversationsanalyse –
sequenzanalytisch analysiert. Das heißt, dass zunächst versucht wird, das
Alltagsverständnis der Texte auf der Wort-, Satz- und Redezugebene zu klären. In
einem weiteren Schritt wird eine konversationsanalytisch orientierte Analyse
durchgeführt, die den detaillierten Verlauf, die regelhafte Abfolge von Redezügen
und Redezugsequenzen rekonstruiert. Unterschiedliche Interpretationen müssen
unter der strikten Verpflichtung formuliert werden, ausschließlich mit der Evidenz
der Texte begründet zu werden. Im Unterschied zu den meisten anderen
hermeneutischen Methoden wird bei der Analyse besonders auch auf die in der
Mündlichkeit verankerten Aspekte der transkribierten Texte geachtet (Prosodie
etc.). So werden Strukturmodelle gebildet, die an weiteren Fällen auf ihre
Stimmigkeit überprüft werden. Durch die Heranziehung vergleichbarer, sowie
kontrastierender Fälle wird das Strukturmodell gestützt oder verändert, bis die
Analyse weiterer Fälle keinen Erkenntnisgewinn mehr bringt. Schließlich werden
Strukturvarianten betrachtet, die durch Modalisierungen hervorgebracht werden
(Ironisierung, Spielformen usw.). Hier ist die Berücksichtigung des
2 vgl. Knoblauch 2003
– 99 –
Erhebungskontextes besonders wichtig.
Als Bezugsgröße der Gattungsanalyse dient der kommunikative Haushalt einer
Gesellschaft, der all jene kommunikativen Vorgänge umfaßt, die einen Einfluß auf
Bestand und Veränderung einer Gesellschaft ausüben. Er gliedert sich nach
Situationen, Institutionen und Milieus, die mittels der sie konstituierenden
kommunikativen Formen bestimmt werden.
Beipiele:
•
Kirchliche Liturgien
•
Politische Reden
•
Festreden, z.B. Reden bei Abiturabschlussfeiern
5.2.7 Rhetorikanalyse3
Rhetorikanalyse bzw. rhetorische Textanalyse stellt den Versuch dar, das
begriffliche und methodische Instrumentarium der Rhetorik, die traditioneller Weise
als Anleitung zur Anfertigung von Reden verstanden wurde, zum Zwecke der
Analyse von Texten zu nutzen. Ihr Anwendungsgebiet reicht von literarischen
Werken über Alltagstexte bis zu nichtsprachlichen Zeugnissen aus Malerei und
Musik .
In der Qualitativen Sozialforschung kommen als Gegenstand der R. vor allem
Interaktionsprotokolle wie z.B. Transkriptionen von narrativen Interviews oder
Gruppendiskussionen in Betracht. Die Chancen der R. liegen dabei neben der
Nutzung eines hochentwickelten Instrumentariums zur Beschreibung mündlicher
oder schriftlicher Rede vor allem in der besonderen Aufmerksamkeit für
Rhetorizität, Figuralität und Mehrdeutigkeit auch alltäglicher Texte. Der Begriff der
Rhetorizität kann dabei im Anschluss an neuere Rhetorik-Konzepte als
Sammelbezeichnung für all jene Verfahrensweisen gelten, durch die ein Text
angesichts fehlender absoluter Gewissheit Zustimmung zu erlangen sucht.
Nachdem in Deutschland die antike Rhetorik lange Zeit als eine Art
Überredungstechnik verschmäht wurde, hat in der neueren sprachphilosophischen
Diskussion die auf Nietzsche zurückgehende Auffassung Einfluss gewonnen,
wonach Rhetorizität in diesem Sinne keine Eigentümlichkeit persuasiver Rede,
sondern vielmehr eine unhintergehbare Eigenschaft jeder mündlichen oder
schriftlichen Äußerung darstellt.
Besondere Bedeutung kommt dabei den rhetorischen Figuren (wie z.B. der
Metapher) zu, die im Anschluss an Genette als konstitutives Moment jedes
Sprechens aufgefasst werden können. Der Begriff der Figur bezeichnet dabei den
grundlegenden Abstand, der sich in jedem Text zwischen einer Äußerung und
3 vgl. Koller 2003
– 100 –
ihrem Sinn auftut, wobei dieser ‚Sinn‘ durch eine mögliche andere Äußerung
markiert wird, die an die Stelle des tatsächlich Gesagten treten könnte (wie z.B.
bei der Ersetzung der Metapher “Segel” in einem poetischen Text durch das Wort
“Schiff”). Genette zufolge wird durch rhetorische Figuren ein “Surplus” an Sinn
erzeugt, das über die denotative Bedeutung der jeweiligen Äußerung hinausgeht.
Die Bedeutung der rhetorischen Textanalyse liegt demzufolge darin, auf diese
fundamentale Mehrdeutigkeit der Sprache hinzuweisen und den Überschuss an
Sinn freizulegen, der potentiell in jedem Text enthalten ist.
Im Sinne neuerer Arbeiten zur Geschichtsschreibung bzw. zur Erzähltheorie
kommt rhetorischen Figuren wie Metapher, Metonymie, Synekdoche und Ironie
darüber hinaus eine wichtige Funktion bei der narrativen Vergegenwärtigung
vergangenen Geschehens zu, welche die Rolle des schmückenden Beiwerks
übersteigt, die den Figuren in Darstellungen der antiken Rhetorik oft
zugeschrieben wurde. In solchen Figuren wird vielmehr WHITE und RICŒUR
zufolge der darzustellende ‚Stoff‘ “präfiguriert” und damit in gewisser Weise
überhaupt erst erzählbar gemacht. Die R. lässt sich deshalb für die Qualitative
Sozialforschung insbesondere im Bereich der Erzählanalyse/Narrationsanalyse
bzw. der Biographieforschung fruchtbar machen, indem man bei der Analyse und
Interpretation biographischer Interviews rhetorische Figuren in den Mittelpunkt
stellt, kraft deren ein Erzähler seine Lebensgeschichte entwirft.
5.2.8 Dokumentarische Methode
Auf eine detaillierte Darstellung des Auswertungsverfahrens am
forschungspraktischen Beispiel sei auf die Arbeiten von Ralf Bohnsack verwiesen
(Bohnsack 2003).
Die methodologische Leitdifferenz der Auswertung ist diejenige der
Unterscheidung des immanenten vom dokumentarischen Sinngehalt bei Karl
Mannheim: Das was gesagt, berichtet, diskutiert wird, also das, was thematisch
wird, gilt es von dem zu trennen, was sich in dem Gesagten über die Person oder
Gruppe dokumentiert - über deren Orientierungen oder Habitus. Dies ist die Frage
danach, wie ein Thema, d.h. in welchem Rahmen es behandelt wird. Hierbei
kommt der komparativen Analyse insofern von Anfang eine zentrale Bedeutung
zu, als sich der Orientierungsrahmen erst vor dem Vergleichshorizont anderer
Fälle bzw. Gruppen zeigt.
a) Erster Schritt: Formulierende Interpretation
(paraphrasierende Rekonstruktion) der thematischen Gliederung
In diesem ersten Schritt geht es darum, die Themen und Unterthemen
herauszuarbeiten, die im gesamten Material in Erscheinung treten. Diese
– 101 –
formulierenden Zusammenfassungen verbleiben strikt innerhalb des
Kommunikations- und Sinnhorizontes der Gruppe. Zu dem Wahrheits- und
Realitätsgehalt wird nicht Stellung genommen.
Beispiel:
Elternhaus
behütetes Aufwachsen
Bruder
Vater
Mutter
Schule
Stresssituation
Leseprobleme
Mitschüler
Schulwechsel
b) Zweiter Schritt: Reflektierende Interpretation
(Rekonstruktion und Explikation des Rahmens).
Der Übergang zur reflektierenden Interpretation besteht darin, dass der Rahmen
rekonstruiert wird, innerhalb dessen etwas in einer bestimmten Weise gesehen
worden ist. Indem also der Kommunikations- und Sinnhorizont des untersuchten
Falls thematisiert und mit demjenigen anderer Fälle verglichen wird, kann er auch
transzendiert werden; das bedeutet: andere empirisch mögliche Rahmungen
können in das Blickfeld genommen werden. Dadurch kann die für die Gruppe
typische Selektivität herausgearbeitet werden. Methodisch wird dies über das
komparatistische Prinzip geleistet, d.h. also über einen Vergleich mit anderen
Fällen oder anderen Gruppen.
Diese zweite Stufe wird also deshalb reflektierend genannt, weil für die
Reflexion Gegen- und Vergleichshorizonte eingeführt werden. Ohne den Vergleich
würde die Interpretation in unkontrollierbarer Weise vom impliziten,
gedankenexperimentellen Vergleichshorizont des Interpreten (seinen
Alltagstheorien und eigenen Erfahrungen) bestimmt werden und intersubjektiv
nicht mehr nachvollziehbar sein. Die methodische Kontrolle par excellence liegt in
der tendenziellen Substitution des Vergleichshorizonts des Interpreten durch
empirische Vergleichshorizonte, wie sie im Vergleich eines Falles mit anderen
Fällen gewonnen werden können.
– 102 –
Grundlage für den Vergleich ist der „Kontrast in der Gemeinsamkeit“, z. B. der
unterschiedliche Umgang mit einem Thema, etwa demjenigen der Familie oder
des Berufes.
c) Dritter Schritt: Typenbildung
Der Kontrast in der Gemeinsamkeit ist auch das grundlegende Prinzip der
Typengenerierung, die Bohnsack in Erweiterung von Mannheims
dokumentarischer Methode entwickelt hat. Bei der Generierung von Typen werden
Bezüge herausgearbeitet zwischen spezifischen Orientierungen einerseits und
dem Erlebnishintergrund oder existentiellen Hintergrund, in dem die Genese der
Orientierungen zu suchen ist, andererseits. War zunächst der Fall, z. B. eine
Gruppendiskussion, Objekt der Interpretation, so verschiebt sich im Stadium der
Typenbildung die Perspektive auf die verschiedenen existentiellen Hintergründe,
an denen Fälle teilhaben. Der Vergleich abstrahiert nunmehr von den Fällen und
befasst sich vornehmlich mit diesen Erlebnishintergründen oder, wie es auch
genannt wird, „Erfahrungsräumen“. Je mehr Typiken gebildet werden können, je
mehr Erfahrungsräume also an einem Fall herausgearbeitet werden können, desto
valider wird die gesamte Interpretation.
Beispielsweise kann sich die Bearbeitung von familialen Problemen oder
Schwierigkeiten mit den Eltern bei Jugendlichen verschiedenen Alters, etwa bei
17jährigen und 20jährigen, unterscheiden, was auf unterschiedliche Phasen der
Adoleszenz hinweist. Zugleich kann – vergleicht man die 20jährigen, bei denen es
sich um junge Migranten handelt, mit einheimischen Altersgenossen, dieser
Umgang mit familialen Problemen auch in seinen migrationsspezifischen Aspekten
herausgearbeitet werden. Schließlich unterscheiden sich in Bezug auf dieses
Thema auch die 20jährigen jungen Migranten mit niedrigen Schulabschlüssen von
denjenigen mit hohen Schulabschlüssen.
Zusammenfassung: Die dokumentarische Methode ist also ein Vorgehen, das
schrittweise das Material rekonstruiert und in Richtung einer Typenbildung
auswertet.
5.2.9 Ausgewählte Literatur
Arnold, R. (1983): Der Deutungsmusteransatz. Eine Analyse seiner theoretischen,
metatheoretischen und methodologischen Bezüge. In: Z.f.Päd. 29(6) 1983. S.
893-912.
Auernheimer, G. (1994): Struktur und Kultur. Über verschiedene Zugänge zu
Orientierungsproblemen und -strategien von Migranten. In: Z.f.Päd., 40. Jg.
1994, Nr. 1. S. 29-42.
Becker, Ch. u.a. (1990): Kontrastierende Fallanalysen zum Wandel von
– 103 –
arbeitsbezogenen Deutungsmustern und Lebensentwürfen in einer Stahlstadt.
Dortmund.
Bergmann, J. (1981): Ethnomethodologische Konversationsanalyse. In: Schröder,
Peter; Steger, Hugo (Hrsg.): Dialogforschung, Düsseldorf. S. 9.52.
Bergmann, J. (1987): Klatsch. Zur Sozialform der diskreten Indiskretion. Berlin und
New York (de Gruyter).
Bergmann, J. R. (1994): Ethnomethodologische Konversationsanalyse. In: Fritz,
G.; Hundsnurscher, F. (Hrsg.) (1994). S. 3-16.
Bohnsack, R.; Nentig-Gesemann, I.; Nohl, A.-M. (Hrsg.) (2001): Die
dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Opladen
(Leske+Budrich).
Bohnsack, R. (2003): Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative
Methoden. 5. Auflage. Opladen (Leske + Budrich).
Drew, P.; Heritage, J. (Eds.) (1992): Talk at Work. Cambridge.
Fischer, D.; Schöll, A. (1994): "Also ich würd' nicht sagen, daß ich nicht an Gott
glaube... Sonst glaub' ich, bin ich ein mieser Gläubiger" - Die Indifferenten?. In:
Religion lernen aus Lebensgeschichten? Arbeitshilfe für den evangelischen
Religionsunterricht an Gymnasien. Hannover (Landeskirchenamt).
Foucault, M. (1969): Archäologie des Wissens. Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 1981.
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Tübingen (Max Niemeyer).
Hauben, M.: The Social Forces Behind the Development of Usenet News.
http://www-marketing.com/virtuelle_gemeinschaft/text/hauben.n02.txt)
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Hitzler, R.; Honer, A. (Hrsg.) (1997): Sozialwissenschaftliche Hermeneutik. Eine
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Koller, Ch. (2003): Rhetorikanalyse. In: Bohnsack/Marotzki/Meuser (Hrsg.):
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Lisch, R. (1979): Assoziationsstrukturenanalyse. Ein Vorschlag zur
Weiterentwicklung der Inhaltsanalyse. In: Publizistik 24, 1979. S. 65-83.
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