Deutsch – Haupttermin 2008/09

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Deutsch – Haupttermin 2008/09
Schriftliche Reifepr€fung – Haupttermin 2008/09
Deutsch
8A/Mag. Peter Tschuffer, 8B/Mag. Dr. Robert Kindig
Wähle bitte eine der drei Aufgabenstellungen:
1. Problembehandlung (mit Bezug auf den Impulstext der Beilage 1)
Acht Jahre BRG Petersgasse lassen f€r einen Gro‚teil der Absolventinnen und Absolventen eine
weiterf€hrende Ausbildung im Bereich der Naturwissenschaften vermuten, was durchaus als Vorteil angesehen werden kann, da sich sowohl in ƒsterreich als auch im internationalen Bereich ein
wachsender Bedarf an m„nnlichen und weiblichen Ingenieuren, Naturwissenschaftlerinnen und
Naturwissenschaftlern abzeichnet. Auch vollziehe sich eine zivile Befriedung der Welt mittels
Know-How-Transfer und Hilfe zur Selbsthilfe fast immer auf Basis neuester naturwissenschaftlicher/technischer Gegebenheiten.1
Blicken wir also zur€ck und nach vorn: Wo gab es f€r dich entscheidende/konkrete Impulse und
Anregungen von Seiten der Schule? Und inwiefern scheint einer Angeh…rigen, einem Angeh…rigen
der „Net Generation“ ein naturwissenschaftlich technisches Berufsumfeld erstrebenswert? – Diskutiere bitte diese Fragen im Rahmen einer analytischen Problemarbeit und gehe dabei auch auf
Aussagen im Impulstext „Diese Generation wird die Wirtschaft ver„ndern“ (In: Die Presse v. 4. 9.
2008, S. 25) von Don Tapscott.
2. Textinterpretation (siehe Beilage 2)
Analysiere das vorliegende Sonett Abend von Andreas Gryphius so genau wie m…glich nach inhaltlichen, formalen und sprachlichen Merkmalen und stelle dann einen ausschlie‚lich inhaltlichen
Vergleich mit dem Gedicht Blauer Abend in Berlin von Oskar Loerke an. Zeige dabei ˆhnlichkeiten bzw. Unterschiede zwischen den Texten auf und bringe am Ende deiner Arbeit auch deine
pers…nliche Meinung zu diesen Gedichten mit ein.
3. Kreativer Text (nach einem Bild- und Textimpuls; siehe Beilage 3)
Kleide deine Deutung des vorliegenden Bildes2 sowie des dazugeh…rigen Textes3 von der gl€cklichen Notlandung eines Flugzeugs auf dem Hudson River am 15. 1. 2008 in eine narrative Form,
indem du eine dazu entsprechende Kurzgeschichte verfasst.
1
Diese Aussagen stehen im Zusammenhang mit dem Projekt „Jugend, Naturwissenschaft und Technik“ f€r das Schuljahr 2008/09 von Rotary-Clubs in der BRD; URL:
http://www.rotary1810.org/distrikt/07_downloads/Jugend_Naturwissenschaft_und_Technik_Brief__16.April_20081.pdf
[19. 1. 2009]
2
Kleine Zeitung v. 16. 1. 2009, S. 1
3
http://www.stern.de/panorama/:Flugzeugabsturz-Hudson-River-Das-Wunder-New-York/651715.html [10. 2. 2009]
BEILAGE 1
Aus: Die Presse (Wien) v. 4. 9. 2008, S. 25
BEILAGE 2
8AB
Andreas Gryphius
Abend (1650)4
1
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4
DEr schnelle Tag ist hin / die Nacht schwingt ihre Fahn /
Vnd führt die Sternen auff. Der Menschen müde Scharen
Verlassen Feld und Werck / wo Thir und Vögel waren
Traurt itzt die Einsamkeit. Wie ist die Zeit verthan!
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Der Port naht mehr und mehr sich zu der Glider Kahn.
Gleich wie diß Licht verfil / so wird in wenig Jahren
Ich / du / und was man hat / und was man siht / hinfahren.
Diß Leben kömmt mir vor als eine Renne-Bahn.
9 Laß höchster Gott / mich doch nicht auff dem Lauffplatz gleiten /
10 Laß mich nicht Ach nicht Pracht / nicht Lust nicht Angst verleiten!
11 Dein ewig-heller Glantz sey vor und neben mir /
12 Laß / wenn der müde Leib entschläfft / die Seele wachen
13 Vnd wenn der letzte Tag wird mit mir Abend machen
14 So reiß mich aus dem Thal der Finsternüß zu dir.
8A
Oskar Loerke
Blauer Abend in Berlin (1911)
1
2
3
4
Der Himmel fließt in steinernen Kanälen;
Denn zu Kanälen steilrecht ausgehauen
Sind alle Straßen, voll vom Himmelblauen;
Und Kuppeln gleichen Bojen, Schlote, Pfählen
5
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7
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Im Wasser. Schwarze Essendämpfe schwelen
Und sind wie Wasserpflanzen anzuschauen.
Die Leben, die sich ganz im Grunde stauen,
Beginnen sacht vom Himmel zu erzählen,
9 Gemengt, entwirrt nach blauen Melodien.
10 Wie eines Wassers Bodensatz und Tand
11 Regt sie des Wassers Wille und Verstand
12 Im Dünen, Kommen, Gehen, Gleiten, Ziehen.
13 Die Menschen sind wie grober bunter Sand
14 Im linden Spiel der großen Wellenhand.
4
Text nach Projekt Gutenberg-De; URL: http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1007&kapitel=1 [19. 1. 2008]
8B
Gottfried Keller
Abendlied
Augen, meine lieben Fensterlein,
Gebt mir schon so lange holden Schein,
Lasset freundlich Bild um Bild herein:
Einmal werdet ihr verdunkelt sein!
Fallen einst die m€den Lider zu,
L•scht ihr aus, dann hat die Seele Ruh’,
Tastend streift sie ab die Wanderschuh’,
Legt sich auch in ihre finstre Truh’.
Noch zwei F€nklein sieht sie glimmend stehn
Wie zwei Sternlein, innerlich zu sehn,
Bis sie schwanken und dann auch vergehn,
Wie von eines Falters Fl€gelwehn.
Doch noch wandl’ ich auf dem Abendfeld,
Nur dem sinkenden Gestirn gesellt;
Trinkt, O Augen, was die Wimper hƒlt,
Von dem goldnen „berfluss der Welt!
INFORMATIONEN ZU DEN AUTOREN
Andreas Gryphius, geb. 1616 in Glogau, gest. 1664 ebda; deutscher Schriftsteller. Gryphius verf€gte €ber eine umfangreiche wissenschaftliche Bildung und war der bedeutendste Lyriker und
Dramatiker des deutschen Hochbarock; schrieb ganz bewusst in deutscher Sprache und f…rderte
so gezielt die Herausbildung einer deutschen Dichtungssprache; Gryphius verfasste wirkungsvolle
Sonette und Oden, schuf Grundlagen zur Herausbildung eines deutschen Trauerspiels mit „Leo
Armenius“, „Catharina von Georgien“ sowie „Cardenio und Celinde“ und machte sich auch als
Dichter beliebter Kom…dien wie „Herr Peter Squenz“ und „Horribilicribrifax“ einen Namen.
Oskar Loerke, geb. 1884/Jungen in Westpreu‚en, gest. 1941/Berlin; deutscher Schriftsteller. Nach abgebrochener Forst- und Landwirtschaftslehre Studium der Germanistik, Philosophie,
Musik und Geschichte (nicht abgeschlossen); freier Schriftsteller und Dramaturg im B€hnenverlag
Felix Bloch, seit 1917 dann Lektor im S. Fischer Verlag. 1928 bis 1933 Sekret„r der Sektion f€r
Dichtkunst in der Preu‚ischen Akademie der K€nste. Loerke kann nur mit Vorbehalt zum Expressionismus gerechnet werden und ist besonders f€r seine Naturlyrik bekannt. Er bedient sich starker Bildhaftigkeit, Musikalit„t und mystischer Elemente. Seine Werke haben meist eine strenge
„u‚ere Form.
Zun„chst erschienen ihm Stadt und Natur als v…lliger Gegensatz, der f€r Loerke aber irgendwann
zu einer sich gegenseitig erg„nzenden Einheit wurde. So schrieb er 1926 in einem Brief: So nenne
ich Ihnen denn eines meiner entscheidendsten Erlebnisse: „lch habe die moderne Gro•stadt erlebt
als ein St‚ck Natur”.
Keller, Gottfried, geb. 1819 in Z€rich, gest. 1890 ebda; Schweizer Dichter, z„hlt zur Gruppe der
Schweizer Realisten, zun„chst Maler in M€nchen. Das Scheitern als Maler beschreibt sein autobiographischer Roman „Der gr€ne Heinrich", gedanklich u. a. beeinflusst durch die freisinnigmaterialistischen Ideen des Philosophen Ludwig Feuerbach; ab 1861 Erster Stadtschreiber in Z€rich. Bekannt wurde Keller vor allem durch seine Novellen, die u. a. in dem Zyklus „Die Leute von
Seldwyla" zusammengefasst sind.
BEILAGE 3
Das Wunder von New York5
Knapp an der Katastrophe vorbei: Ein vollbesetzter Airbus ist mitten auf dem Hudson River
in New York notgelandet und alle 155 Passagiere sind gerettet worden. Ihr Leben verdanken sie dem Piloten, der den Flieger kontrolliert auf dem Wasser aufsetzte. Im Flugzeug und
auf dem Wasser spielten sich dramatische Szenen ab.
Alle 155 Insassen eines US-Passagierflugzeuges haben am Donnerstag eine unsanfte Notlandung
in den Hudson River in New York €berlebt. Eine Kollision mit einem Vogelschwarm hatte offenbar
beide Triebwerke ausfallen lassen und den Piloten kurz nach dem Start dazu gezwungen, den
Airbus A320 in den eiskalten Fluss zu steuern.
Der New Yorker B€rgermeister Michael Bloomberg, selbst ein erfahrener Pilot, lobte den Flugkapit„n der Fluggesellschaft US Airways: „Es sieht so aus, als ob der Pilot mit der Landung im Fluss
eine Meisterleistung vollbracht und dann sichergestellt hat, dass alle rauskommen.“ Nach der Landung sei dieser sogar noch zweimal durch das Flugzeug gelaufen, um sicherzustellen, dass alle
die Maschine verlassen h„tten. Der New Yorker Gouverneur David Patterson sprach von einem
„Wunder auf dem Hudson“.
F„hren und Boote der Polizei und K€stenwache waren sofort zu dem Flugzeug geeilt, das bei
Temperaturen um minus sieben Grad Celsius bis zu den Fenstern in die Fluten eintauchte. Die
meisten Passagiere konnten sich €ber die Notausstiege auf die Tragfl„chen retten und wurden von
den Booten aufgenommen. Bloomberg zufolge wurden die meisten Passagiere direkt vom Flugzeug geholt. Nur wenige seien in dem eiskalten Wasser v…llig nass geworden. Ein Passagier brach
sich beide Beine, Ersthelfer behandelten nach Angaben der Rettungsdienste 78 Personen mit
meist leichteren Verletzungen.
Das Drama spielte sich vor der Kulisse der New Yorker B€rot€rme ab. Ein Sprecher der Fluglotsenvereinigung, Doug Church, sagte, der Pilot habe kurz nach dem Start auf dem New Yorker
Flughafen LaGuardia einen „doppelten Vogelschlag“ gemeldet. Bloomberg sagte, er habe mit dem
Piloten gesprochen und dem Passagier, der nach eigenen Angaben als Letzter aus dem Flugzeug
geholt worden sei. Einige Passagiere h„tten von Tauchern geborgen werden m€ssen.
Ein Passagier, Jeff Kolodjay, sagte, er habe zwei oder drei Minuten nach dem Start eine Explosion
geh…rt und von seinem Fenster aus gesehen, dass ein Triebwerk brannte. „Der Captain sagte, wir
sollten uns auf einen Aufprall vorbereiten, weil wir runter gingen“, berichtete er. Alle h„tten sich
geduckt und gebetet. Das Flugzeug sei ziemlich hart auf dem Wasser aufgeprallt, aber alles sei in
Ordnung gewesen. „Es war heftig. Man muss es dem Piloten zugute halten: Er hat eine h…llisch
gute Landung gemacht.“
Auch Augenzeugen au‚erhalb des Flugzeugs berichteten, der Pilot habe die Maschine augenscheinlich kontrolliert auf dem Wasser aufgesetzt. US-Airways-Chef Doug Parker best„tigte, dass
an Bord des Flugzeugs 150 Passagiere, drei Flugbegleiter und zwei Piloten waren. Laut Bundespolizei FBI gab es keine Anzeichen f€r einen Terroranschlag. Auch das Heimatschutzministerium
ging nicht von einem Anschlag aus.
Nach Angaben der US-Luftaufsichtsbeh…rde FAA wurden in den USA zwischen 1990 und 2005
rund 65.000 Zwischenf„lle mit Vogelschlag gemeldet – etwa einer auf 10.000 Fl€ge. „Sie w€rgen
buchst„blich das Triebwerk ab und es f„llt aus“, sagte ein pensionierter Delta-Airlines-Pilot, Joe
Mazzone. Fluglotsen wiesen Piloten regelm„‚ig auf V…gel in ihrer Flugbahn hin. Die Maschine mit
5
http://www.stern.de/panorama/:Flugzeugabsturz-Hudson-River-Das-Wunder-New-York/651715.html [10. 2. 2009]
der Flugnummer 1549 war auf dem Flughafen LaGuardia mit dem Ziel Charlotte in North Carolina
gestartet. Die Absturzstelle befand sich in der N„he der 48. Stra‚e in Manhattan.
„Eine Notwasserung ist normalerweise noch zerst…rerischer als eine Notlandung an Land“, sagte
ein Experte. Das Flugzeug sei wohl mit einer Geschwindigkeit von 140 Knoten (knapp 260 Stundenkilometern) auf dem Wasser aufgeprallt. „Normalerweise w€rden die Tragfl„chen und Triebwerke durch den Aufprall abbrechen, Wasser w€rde in die Maschine schie‚en und den Rumpf
auseinander rei‚en.“
AP/Reuters (Artikel vom 16. J„nner 2009)
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Pr€fer