Eisern zusammengehalten

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Eisern zusammengehalten
Dienstag, 27. September 2011
Eisern zusammengehalten
Mörnsheim (je) „S’ Leben is immer
noch schee und mit der G’sundheit
san ma a z’fried’n.“ Schöner kann
ein Paar, das die Eiserne Hochzeit
feiert, seine Befindlichkeit nicht
ausdrücken.
Am heutigen Dienstag begehen
dieses rare Fest Amalie und
Hermann
Schermbacher
in
Mörnsheim, beide 89 Jahre alt.
Der Start in die junge Ehe in der
Notzeit der Nachkriegsjahre war
nicht so lustig, wie sie heute das 65jährige Ehejubiläum feiern. Da ist
immer noch das Zither-, Gitarreund Mundharmonikaspielen, dann
beider Leibgericht Saueres Lüngerl
und Semmelknödel („des konn i
drei Tag nacheinander a ess’n“,
sagte er) und die gemeinsame Mitfeier der Sonntagsmesse in der Pfarrkirche Sankt Anna. Er marschiert mit
dem Hacklstecken, sie schiebt den Rollator vor sich her. Das stärkt den Zusammenhalt.
Über vier Jahre war der Jubilar Soldat in Russland. 1946 haben Amalie Henle und Hermann Schermbacher
geheiratet. Sie haben da schon gewusst, auf wen sie sich einlassen, besuchten sie doch zusammen die
Schule. Der Jubilar arbeitete fast zwei Jahrzehnte in der Raiffeisenbank Mörnsheim. Da das ein Bürojob ist,
ging er abends „zum Austoben“ in den Steinbruch. „Das hat mir große Freude gemacht“, erzählte er, „besonders wenn hie und da ein versteinertes Fischerl herauskam.“
Während seine Frau für das Hauswesen verantwortlich war (und ist), gehörte der gelernte Großhandelskaufmann, Lohnbuchhalter und technische Zeichner Hermann Schermbacher in seiner Freizeit der Gemeinde
und der Gemeinschaft. Wo soll man da mit dem Aufzählen anfangen? So steht er im Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr mit 42 Dienstjahren. Rollen übernahm er bei allen vier Aufführungen des Historienspiels
„Die Harte Fron“.
Im Henle-Saal hat er Theater gespielt und im Lindenhof die „Zither geschlagen“. Da legte er nicht bloß den
„Schernfelder“ und den „Defiliermarsch“ hin, sondern erregte bis zum Bayerischen Rundfunk Aufsehen mit
eigenen Kompositionen wie etwa dem „Raffelsteiner Landler“. Der Jubilar war Mitbegründer der Sangesbrüder und 30 Jahre Dirigent beim Männergesangverein. Obendrein hat er so manchem Buben und Mädchen
das Musizieren beigebracht. Zu erwähnen ist noch die Mitgliedschaft in der Krieger- und Reservistenkameradschaft und beim Sportverein. 13 Jahre berichtete Schermbacher für den EICHSTÄTTER KURIER aus seiner
Heimatgemeinde: „Da war ich gern dabei.“
Den Südfranzosen wird nachgesagt, dass sie dank ihres Rotweingenusses gesund bis ins hohe Alter bleiben.
So kann es bei den Schermbachers auch sein: Er ist nämlich Weinbauer, was ihm gewiss von der Herkunft des
Großvaters aus Tirol im Blut liegt. Und so kann das Ehepaar, das zwei Kinder großzog, eigenen edlen Tropfen,
garantiert in 1a-Qualität, genießen. Freilich haben sie jetzt „das Weingut“ verkleinert, aber ein bisserl keltern
sie schon noch selber und ziehen ihren „Gailachtaler Sonnenleite“ und „Baschylö“ ab.

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