Osterspaziergang - Lesen in Deutschland

Transcription

Osterspaziergang - Lesen in Deutschland
PROJEKT: „DIE KLEINEN ZEITBEGLEITER“
Brüder-Grimm-Grundschule und K. Schwertner
12.Kurstag 18.04.2012
Nun sind die Ferien vorbei. Ostern liegt hinter uns. Die Mädchen sehen zufrieden aus. Draußen
klopft der Frühling zart an die Fensterscheiben. Und weil ich heute zufällig Geburtstag habe, bitte
ich sie um einen kleinen Geburtstags-Gefallen. Wir machen ein Gruppenfoto - und als wir es
gemeinsam betrachten, fällt uns auf, dass keine von uns etwas Grünes trägt!
Eine perfekte Überleitung zum „Osterspaziergang“ von J.W.v.Goethe. Einige Mädchen haben schon
etwas von diesem berühmten Dichter gehört, andere noch nicht. Und da ich (warum auch immer?)
dieses Gedicht seit meiner eigenen Schulzeit komplett im Kopf behalten habe, trage ich es vor. Ein
langes Gedicht mit vielen wunderschönen Frühlingsbildern. Ein frühlingswarmes, irgendwie
grünes Gedicht mit viel Luft, Platz und Aufbruchsstimmung. Die Mädchen hören so aufmerksam
zu, dass ich selbst ganz aufgeregt bin, ob ich es noch fehlerfrei aufsagen kann. „Blackqueen“ windet
sich etwas „fremdschämend“ und grinst. Aber das Gedicht strahlt so viel Frühling, frischen Wind
und Lebensfreude aus, dass die Mädchen im Anschluss an den Vortrag sofort zu den Stiften greifen
und zeichnen, was Ihnen dazu einfällt.
OSTERSPAZIERGANG
GOETHE
...VON DORTHER SENDET ER FLIEHEND NUR OHNMÄCHTIGE STREIFEN KÖRNIGEN EISES IN STREIFEN
ÜBER DIE GRÜNENDE FLUR.
ABER DIE SONNE DULDET KEIN WEISSES!
ÜBERALL REGT SICH BILDUNG UND STREBEN. ALLES WILL SIE MIT FARBEN BELEBEN!
DOCH AN BLUMEN FEHLTS IM REVIER. SIE NIMMT GEPUTZTE MENSCHEN DAFÜER.
UND BIS ZUM SINKEN ÜBERLADEN (?) ENTFERNT SICH DIESER LETZTE KAHN...
Und während die Mädchen zeichnen, denken sie über Gedichte nach, die sie selbst sofort aufsagen können.
Simone-Zitrone erinnert sich an ein Weihnachtsgedicht. „Guck weg!“sagt sie zu „Blackqueen“(die schon wieder ganz
verlegen grinsend guckt), hält sich verschämt die Hände vor das Gesicht und sagt das Gedicht mutig, wenn auch sehr
schnell, auf.
„Anne“ erinnert sich an ein griechisches Gedicht und trägt es stolz und ein bisschen aufgeregt vor. Ich versuche, es
nachzusprechen, wobei sich „Anne“ vor Lachen kringelt. „Lily“ erinnert sich an gereimte Zeilen aus einem Buch, was
sie gelesen hat. Sich Gedichte zu merken und sie aufsagen zu können, ist wirklich irgendwie aufregend.
Ein Mädchen meint, sie mag nicht gern Gedichte lernen, wenn sie es in der Schule tun muss.
Ja, aber manchmal kann es doch passieren, dass uns ein Gedicht (ob in der Schule oder anderswo) begegnet, das
irgendwie zu uns persönlich gehört. Manche Zeilen ziehen in uns ein wie in eine Wohnung und bleiben für immer.
Und dann versuchten die Mädchen, selbst zu reimen. Die Sätze flogen nur so durch den Raum. Manches wurde wieder
verworfen. Und dann wurde doch ein lustiges Gedicht daraus:
SCHOKOLADE TUT GUT.
MARMELADE MACHT MUT.
SEH ICH JEMANDEN MIT HUT,
GEHT’S MIR NICHT MEHR GANZ SO GUT.
SEID JETZT AUF DER HUT,
DENN BALD KOMMT DIE FLUT
UND DANN FLIESST BLUT !
ABER WIR BAUEN EINEN DAMM
UND NEHMEN EINEN GROßEN SCHWAMM,
LEGEN STAMM ÜBER STAMM
UND BLASEN AUF DEM KAMM.
„Sarah“ war ganz nebenbei auch intensiv mit der Bemusterung ihres Ostereis beschäftigt.
Insofern möchte ich abschließend, noch etwas abgewandelt aus Goethes „Osterspaziergang“ zitieren:
ZUFRIEDEN JAUCHZET GROß UND KLEIN:
„HIER BIN ICH EI ! HIER DARF ICH'S SEIN !“

Documents pareils