Viele heimliche Stromfresser im Haushalt

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Viele heimliche Stromfresser im Haushalt
drinnen topten
Viele heimliche
Stromfresser im Haushalt
In Haushalten fressen Geräte im Standby-Modus unnötig viel Strom.
Das lässt sich einfach vermeiden.
D
ass elektrische Geräte Strom
brauchen, wenn wir sie nutzen,
weiss jedes Kind. Dass viele Ge­
räte auch Strom aus der Steck­
dose ziehen, wenn sie gar nicht gebraucht
werden, wissen zwar noch längst nicht
alle, aber immer mehr Leute. Werden
Fernseher, DVD-Player oder Hifi-Anlage
mit der Fernbedienung oder mit einem
Knopf am Gerät «ausgeschaltet», der die
Stromzufuhr nicht wirklich unterbricht,
spricht man von «Standby». Kleine rote
oder grüne Lämpchen an den Geräten
zeigen, dass noch Strom fliesst. Das kann
man auch fühlen: Die Geräte sind warm.
Die Höhe des Standby-Stromver­
brauchs in einem Haushalt hängt natür­
lich von der Anzahl Geräte, von deren
Leistungsaufnahme (Watt) im Warte­
zu­
stand und vom Nutzungsverhalten
ab. Wer Geräte mit Standby-Modus per
Geräte-Netzschalter (es muss klicken!)
oder Abschalthilfen wie Steckdosen­
leisten mit Kippschalter nach dem Ge­
brauch konsequent vom Stromnetz
trennt, kann pro Jahr ohne weiteres
500 Kilowattstunden (kWh) einspa­ren. Das zeigen die Berechnungen
der unabhängigen Stromspar-Website
www.topten.ch. Die Grundlagen lie­ferte der Standby-Test für Haushalte des
Online-Ratgebers www.energybox.ch.
Goodbye Standby
Die Stromspar-Website www.topten.ch listet verschiedene Kate­go­rien von manuel­len und automatischen Abschalthilfen. Damit
lässt sich unnötiger Standby-Stromverbrauch einfach und bequem vermeiden.
Bei manuellen Abschalthilfen gibt es eine grosse Vielfalt an Produkten. Topten
zeigt eine Auswahl von typischen Model­len. Sie zeigen den Schaltzustand (Ein/
Aus) gut sichtbar an, z.B. mittels Lämpchen oder Leuchtschalter. Bei automatischen Abschalthilfen und Fernschaltern listet Topten nur Produkte, deren Eigenverbrauch kleiner als 1 Watt ist und weniger als 100 Franken kosten. Teurere
Produkte lohnen sich nicht zum Abschalten von wenigen Watt. Die Standy-Leistung Ihrer Geräte können Sie selber ermitteln: Die meisten Stromversorger stellen
kostenlos Strommessgeräte zur Verfügung. Günstige Messgeräte finden Sie auch
auf www.topten.ch.
Standby Standby-Strom- StromLeistung Stunden verbrauchkosten
(Watt)1
(pro Jahr)
(kWh/a)
(Fr./a)4
TV-Gerät 3
750023 4.6
HD-Recorder6
7500 45
9
DVD-Player 7
750053 10.6
Settop-Box
107500
7515
Hifi-Anlage
107500
7515
PC mit Monitor24
7500
30
6
Drucker
5
750038 7.6
Modem/Router7
7500
52
10.4
Kaffeemaschine320
5840
120
24
Total
72
511102.2
typische Werte für etwas ältere Geräte
Die meisten PC ziehen auch Strom aus dem Netz, wenn sie heruntergefahren sind
3
Warmhalte-Modus
4
20 Rp./kWh
1
2
22 HAUS club MAGAZIN November 2011
tipp
Wie 2 Tonnen Wäsche
trocknen
Zum Vergleich: Ein effizienter Wärme­
pumpen-Tumbler wie ihn topten.ch
lis­
tet, verbraucht in einem Jahr für
200 Trockengänge à fünf Kilogramm
Wäsche etwa 250 kWh. Mit 500 kWh
können also 2000 Kilogramm Wäsche
getrocknet werden. Oder: ein ToptenKühlschrank ohne Gefrierfach und
Nutzinhalt von 240 bis 300 Liter kann
mit den 500 Standby-Kilowattstun­den vier bis fünf Jahre lang betrieben
werden.
Bilder: Corbis, zVg
TEXT Armin Braunwalder
topten drinnen
Für die Berechnung des Standby-Strom­
verbrauchs wurden zehn Geräte erfasst,
die in Hunderttausenden von Haus­
halten genutzt werden. Dazu gehören
Unterhaltungselektronik wie TV-Gerät,
Harddisk-Rekorder (oder DVD-Rekorder,
Videogerät), Settop-Box und Hifi-Anlage.
Meist sind auch PC, Monitor, Drucker
und Router oder Modem vorhanden.
Und schliesslich steht auch in den meis­
ten Küchen ein Kaffeevollautomat oder
eine Portionenmaschine. Alle diese
Geräte haben einen Standby-Modus.
Die Berechnungen basieren auf typi­
schen Standby-Werten und einem «be­
quemen» Nutzungsverhalten. Das heisst:
Bei Nichtgebrauch (rund 20 Stunden pro
Tag) befinden sich die Geräte im Stand­
by-Modus. Sie sind also nicht richtig ab­
geschaltet.
Bei den Geräten der Unterhaltungs­
elektronik resultiert eine Standby-Leis­
tung von insgesamt 36 Watt. Multipli­
ziert mit 7500 Stunden (Standby-Zeit pro
Jahr) ergibt sich ein Stromverbrauch von
270 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr.
Stromkosten dafür: 54 Franken.
Bei PC, Monitor und Drucker beträgt
die Standby-Leistung 9 Watt. Das ergibt
einen Stromverbrauch von 68 kWh. Mo­
dem oder Router mit einer Leistung von
7 Watt sind während 365 Tagen auch
dann in Betrieb, wenn der PC herun­
tergefahren ist. Das ergibt nochmals 52
kWh. Zusammengerechnet sind das 120
kWh. Stromkosten dafür: 24 Franken.
Der Kaffeevollautomat in der Küche
verfügt nicht über eine automatische
Abschaltfunktion, die das Gerät nach
einer bestimmten Zeit in einen strom­
sparenden Modus herunterfährt. Die
Maschine wird zwar über Nacht abge­
schaltet. Tagsüber läuft sie jedoch im
Warmhaltemodus. Typisch dafür ist eine
info
Leistung von 20 Watt. Übers ganze Jahr
gesehen ergibt das fürs (unnötige) Warmhalten einen Stromverbrauch von 120
kWh. Stromkosten dafür: 24 Franken.
Ohne weiteres
700 kWh pro Jahr
Die Gesamtbilanz: Die zehn Geräte ver­
brauchen im Standby-, bzw. im Warm­
haltemodus (Kaffeemaschine) über 500
kWh pro Jahr (siehe Tabelle). Das ent­
spricht rund dreizehn Prozent des jähr­
lichen Stromverbrauchs eines typischen
Vierpersonenhaushalts. Die Stromkos­
ten belaufen sich auf gut 100 Franken
pro Jahr. Dieser unnötige Stromver­
brauch kann durch einfache Massnah­
men vermieden werden (vgl. Tipps).
Doch damit der heimlichen Stromfres­
ser noch nicht genug: Ob Funktele­
fon, Radiowecker, Mikrowellenherd,
programmierbare Backöfen, Geschirr­
spüler, Waschmaschinen und Wäsche­
beim abschalten
muss es klicken
trockner oder Trafos für Halogen-Lam­
pen: Auch hier fliesst mehr oder weniger
Standby-Strom. Dieser Stromverbrauch
lässt sich nur minimieren, wenn die
Gerätehersteller die Standby-Leistung
auf das technisch nötige Minimum
reduzieren.
Anders ist es bei diversen Ladesta­
tionen für iPod, Elektrozahnbürste und
-rasierer oder Spielkonsolen und bei
Ladegeräten für den Handstaubsauger
oder andere elektrische Kleingeräte:
Hier kann man den Stecker nach dem
wissen
Strengere
Vorschriften
ab 2013
Für die Standby-Leistungsaufnahme
elektrischer und elektronischer Haushalt- und Bürogeräte hat die EU verschärfte Vorschriften erlassen (ab 1.
Januar 2010). Das Bundesamt für
Energie (BFE) hat die EU-Richtlinie
auch für die Schweiz übernommen.
Als Grenzwerte gelten für die Gerätehersteller: Maximal 1 Watt Leistungsaufnahme im Standby- und AUS-Modus (Standby mit einer Anzeige: max.
2 Watt). Ab 1. Januar 2013 werden
diese Werte halbiert auf 0,5 Watt und
1 Watt mit Anzeige. Auf www.topten.
ch finden Sie schon heute die Geräte
mit den tiefsten Standby-Leistungen.
Ladevorgang ausziehen. Das reduziert
den Standby-Stromverbrauch auf Null.
Auch bei Notebooks sollte das Netzteil
ausgesteckt werden. Neue Netzteile sind
zwar sehr sparsam (<0.5W), doch wenn
sie eingesteckt bleiben und das Note­
book angeschlossen ist, konsumieren
sie permanent 1 bis 2 Watt.
In einem Haushalt mit mehreren
Personen und vielen elektrischen Gerä­
ten, die nicht richtig abgeschaltet wer­
den (z.B. nur per Fernbedienung), nicht
richtig abgeschaltet werden können (z.B.
weil ein Netzschalter fehlt) oder bei
Nichtgebrauch unnötigerweise an der
Steckdose bleiben (z.B. Ladestationen,
Ladegeräte) erreicht die Standby-Leis­
tung in der Summe schnell einmal 100
Watt. Das ergibt dann einen Stromver­
brauch von rund 700 kWh mit Strom­
kosten von etwa 140 Franken pro Jahr.
Abschalthilfen auf www.topten.ch (Auswahl)
Marke, Modell
Anwendung
(in Gruppen
an Steckerleiste)
Abschalten
Kaufpreis ca. Fr.
Vertrieb
Energie-Saver TV,
Max Hauri AG
Unterhaltungselektronik
Ecoman, TV+
Diverse
Infratec, Click
Unterhaltungselektronik
Alle Gerätegruppen,
mit Leistungsmessgerät
Mit Fernbedienung
20.–
Fachhandel, Baumärkte,
Warenhäuser
Mit Fernbedienung
70.–
Fachhandel,
Baumärkte
Alle Gerätegruppen, bei
vorhandener Stecker­
leiste ohne Schalter oder
zur Verbesserung des
Bedienungskomforts
Per Schalter
25.–
Fachhandel,
Energiestadt (mit Logo)
Per Funkschalter
90.–
EKZ Eltop-Läden,
BKW (1to1 energy), Coop

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