Deutschland, deine Künstler

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Deutschland, deine Künstler
Fünfte Staffel mit fünf neuen Filmen
Ab 18. Juli 2012, mittwochs ab 21.45 Uhr
Deutschland, deine Künstler
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Fünfte Staffel
mit fünf neuen Filmen
Sendetermine:
. . . . . . . . . . . . . Hannelore Elsner SWR/SR . . . . . . . . Mittwoch, 18. Juli 2012, 21.45 Uhr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . Matthias Brandt SWR/RBB/SR . . . . . . Mittwoch, 25. Juli. 2012, 22.55 Uhr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . Till Brönner NDR/WDR . . . . . . . . . . Mittwoch, 1. August 2012, 22.45 Uhr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . Christian Thielemann RB/MDR . . . . . Mittwoch, 15. August 2012, 22.45 Uhr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . Markus Lüpertz WDR . . . . . . . . . . . Mittwoch, 22. August 2012, 22.45 Uhr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Am Mittwoch, 18. Juli 2012, um 20.15 Uhr zeigt Das Erste unmittelbar vor dem Porträt über Hannelore Elsner
die Filmkomödie „Alles auf Zucker“, in der Hannelore Elsner eine Hauptrolle spielt.
„Deutschland, deine Künstler“ ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD-Kulturredaktionen.
Die Federführung liegt beim SWR (Redaktion: Simone Reuter).
Deutschland, deine Künstler
Als „Deutschland, deine Künstler“ vor fünf Jahren das
dem schmalen Grat zwischen Innerlichkeit und Öffentlich-
unum­stritten: Werkstattporträts von Malern, Musikern,
natürlich auch die der in diesem Jahr von uns porträtierten
erste Mal auf Sendung ging, war die Idee der Reihe nicht
Schriftstellern – noch dazu beschränkt auf das Attribut
„deutsch“? War das nicht viel zu eng angelegt für eine mehrteilige Reihe? Hatte das Konzept überhaupt das Potenzial
für eine Fortsetzung? Und konnte man mit ­einem solchen
Oberthema ein Millionenpublikum interessieren, also auch
Menschen, die sich normalerweise nur bedingt für Kunst
und Kultur begeistern lassen? – Nach fünf Jahren hat sich
erwiesen: Die Rechnung ist voll aufgegangen, die Reihe fest
etabliert im Ersten und bei den Zuschauern, die ihr über die
Jahre gefolgt sind.
Dass dies gelungen ist, ist ein großer Erfolg der ARD-Kultur­
keit bewegen sich so gut wie alle Künstlerbiografien und
Persönlichkeiten. Wir sind glücklich, für die Eröffnung der
Jubiläums-Staffel von „Deutschland, deine Künstler“ eine
Schauspielerin gewonnen zu haben, die sich rückhaltlos auf
ihre Charakterrollen einlässt und die von dem eben angespro-
chenen Balanceakt zwischen Innerlichkeit und Öffentlichkeit
wie wenige sonst Auskunft geben kann: Hannelore Elsner. Zu
ihrem 70. Geburtstag im Juli wollen wir diese außergewöhn-
liche und facettenreiche Schauspielerin mit diesem Porträt
und der Filmkomödie „Alles auf Zucker“, die wir unmittelbar
davor ausstrahlen, ehren und feiern.
Herausragende Künstler der Jubiläums-Staffel sind außer­
redaktionen, die sich in besonderem Maße für „Deutschland,
dem der Schauspieler Matthias Brandt, der Trompeter und
gierten Autorinnen und Autoren dafür gesorgt haben, dass
der Maler Markus Lüpertz. Gerade die beiden Letztgenann-
deine Künstler“ eingesetzt und die gemeinsam mit den engadie Reihe auf hohem ­Niveau spannend und informativ bleibt.
In gleichem Maße gebührt mein Dank aber auch den Künstlerinnen und Künstlern. Ohne ihre Bereitschaft, sich bei ihrer
schöpferischen Tätigkeit „über die Schulter blicken“ zu lassen
und Auskunft zu geben über die lebenslange Arbeit in ihrem
Komponist Till Brönner, der Dirigent Christian Thielemann und
ten setzen sich in ihrer Arbeit in­tensiv mit der Frage „Was ist
‚deutsch‘?“ auseinander: Christian Thielemann, indem er seit
Jahren einem spezifisch deutschen romantischen Orchesterklang nachspürt, und Markus Lüpertz, der sich in seinem Werk
immer wieder mit der deutschen ­Geschichte, ihren Symbolen
Fach, an und mit sich selbst, wären die Werkstattporträts gar
und Motiven, auseinander­gesetzt hat. „Deutsch­land, deine
an die sehr persönlichen, oft intimen Prozesse der Kreativi-
kunft, Identität und Selbstvergewisserung, allerdings ohne
nicht möglich gewesen. Die Kamera so nah heranzulassen
tät, erfordert Mut und Vertrauen. Dass uns dieses Vertrauen
von den Porträtierten geschenkt wurde, ist alles andere als
selbstverständlich.
Kein Meister fällt vom Himmel. Jede Meisterschaft ist
hart erarbeitet und immer wieder auch bedrängt von Fragen, Selbstzweifeln, äußeren wie inneren Gefähr­dungen und
Konflikten. Diese zuzulassen und in der konkreten Kunstausausübung auch zu zeigen, ist Teil des Künstler-Berufs. Auf
Künstler“ stellt programmatisch auch die Frage nach Herengstirniges nationales Pathos, sondern in kritischer, welt­
offener Perspektive.
Thomas Baumann
ARD-Chefredakteur
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Hannelore Elsner
Sendetermin: Mittwoch, 18. Juli 2012, 21.45 Uhr
Autorin: Inga Wolfram
Redaktion: Simone Reuter/SWR,
Marie-Elisabeth Denzer/SR
Deutschland, deine Künstler
Sie schenkt jeder Figur etwas von sich. Der unberührbaren
spielt sie ein Starlet. Der Autorenfilmer Will Tremper lässt
In ihrer Sinnlichkeit ist sie immer unverwechselbar Hannelore
einige­ Male in Opas Kino auf, bekommt eine Zeitlang nicht
Diva, der berührenden Ehefrau, der störrischen Kratzbürste.
Elsner, die jetzt 70 wird und im deutschen Kino und Fernsehen so präsent ist wie nie zuvor.
Alle Filmgenre hat sie ausprobiert: die Kinokomödie „Alles
auf Zucker“, die Tragikomödie „Kirschblüten-Hanami“, das
sie impro­visieren, die Kritik ist begeistert. Sie taucht noch
die Rollen, die sie gerne gespielt hätte. Als sie in den 90ern in
der ARD-Serie als „Die Kommissarin“ Lea Sommer in Stöckel-
schuhen daherkommt, hat sie sich neu erfunden. Und wieder
scheint diese Rolle wie für sie gemacht.
Melodram „Die Unberührbare“. Für jede dieser Rollen wurde
Hannelore Elsner mag den Flirt mit der Kamera nicht nur
inspiriert, sie ganz auf ihre Person zuzuschneiden. Ihr Kino-
tiefsten Bayern oder zum Filmball in Wien, auf der Bühne
sie nicht einfach nur besetzt, sondern hat Regisseure dazu
Comeback im Jahr 2000 mit fast 60 Jahren als „Die Unberührbare“ (Regie: Oskar Roehler) bringt die Anerkennung als Charakterdarstellerin. Sololeistungen liegen ihr: Der Schriftsteller
Bodo Kirchhoff legt ihr einen 90 minütigen Monolog in den
Mund, den sie in „Mein letzter Film“ in die Kamera erzählt, als
sei es ihre eigene Lebensbeichte. In ihrer Autobiografie „Im
Überschwang“ schreibt sie über sich als Schauspielerin: „Man
braucht das Gefühl, dass man richtig angeschaut wird, liebevoll, auch zärtlich, auch erkennend, kritisch und sezierend.
Das hat etwas mit einem ganz großen Vertrauen zu tun.“
Im oberbayerischen Burghausen aufgewachsen, beginnt
Hannelore Elsner gleich nach der Klosterschule in München
­Theater zu spielen, erst Volkstheater, dann bei den Kammerspielen. Vom Fleck weg wird sie für den Film entdeckt, in ­einer
ihrer ersten Kinoproduktionen, „Die endlose Nacht“ (1963),
bei Dreharbeiten. Dafür ist sie viel auf Reisen, am Set im
der lit.cologne, um dem Publikum aus ihrer Autobiografie
vorzulesen. Mit der gleichen Lust und Intensität absolviert
sie bei eisiger Kälte ein Foto-Shooting am Meer im kleinen
Schwarzen oder verbringt Stunden in der Maske, um wie
eine alte, abergläubische Frau auszusehen, in die sie sich für
ihrem neuesten Kinofilm „Wer’s glaubt, wird selig“(Regie:
Marcus H. Rosenmüller) verwandelt. Dass sie dabei fröh-
lich über das Glück des Älterwerdens erzählt, ist typisch für
Hannelore Elsner.
Hannelore Elsner verkörpert ein halbes Jahrhundert deut-
scher Film- und Fernsehgeschichte, ein Leben prall gefüllt
mit Erfahrungen und Geschichten. Im Interview äußern
sich die Filmregisseure Oskar Roehler, Dani Levy und Marcus
H. ­Rosenmüller, die Filmproduzentin Regina Ziegler, Roger
­Willemsen und Elsners Sohn Dominik.
Die Autorin: Inga Wolfram
(Bio-/Filmografie s. Seite 7)
Alles auf Zucker
WDR/BR/ARTE
Am Mittwoch 18. Juli, um 20.15 Uhr Komödie mit Hannelore Elsner
Zum 70. Geburtstag von Hannelore Elsner zeigt Das Erste am
jüdischer Tradition absolvieren und die orthodoxe Verwandt-
lerin die Komödie „Alles auf Zucker“. Hannelore ­Elsner spielt
und Ironie inszenierte Regisseur Dani Levy eine tempo­reiche,
Mittwoch, 18. Juli, direkt vor dem Porträt über die Schauspiedarin Marlene, die Ehefrau des Lebemannes Jakob Zuckermann (Henry Hübchen), die wegen der Aussicht ihres Man-
nes auf eine größere Erbschaft einen Crashkurs in Sachen
schaft mit koscheren Häppchen versorgen muss. Voller Witz
ganz un­orthodoxe Familienkomödie, die liebevoll vom Zusammenprall der Kulturen, von alten Freundschaften und
neuen Liebes­geschichten erzählt.
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Matthias Brandt
Sendetermin: Mittwoch, 25. Juli 2012 um 22.55 Uhr
Autorin: Inga Wolfram
Redaktion: Simone Reuter/SWR,
Liane von Pein/RBB, Marie-Elisabeth Denzer/SR
Deutschland, deine Künstler
Schauspieler zu sein ist für ihn sein Traumberuf. Und das,
obwohl sich Matthias Brandt selbst nicht so wichtig nimmt.
In seinen Blicken, Gesten und in seiner Sprache schwingt
etwas Verstörendes mit, ein Rest Geheimnis, das nachhaltig in Er­innerung bleibt. Eindringlich verkörpert er die Figur
des ­Kommissars Hanns von Meuffels im Münchner „Polizeiruf 110“ als jemand, der an Werte glaubt, gute Manieren hat
und dabei trotzdem lässig ist. Für diese Rolle wurde er 2012
mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet und vom Publikum frenetisch bejubelt, und die Presse bezeichnet ihn als
„extrem humorbegabten, aber eher leisen und störrischen“
Schauspieler.
Dass Matthias Brandt im wirklichen Leben auf der Straße nicht
gleich erkannt wird, ist dem gebürtigen Berliner ganz recht,
weil er lieber ungestört durch seine Heimatstadt radelt. Was
es heißt, bekannt zu sein, weiß er als jüngster Sohn der Eltern
Willy und Rut Brandt nur zu gut. Kurz vor dem ­Mauerbau 1961
im Westen der Stadt geboren, ist er erst zwölf, als sein Vater
1974 als Kanzler zurücktreten muss. Damals ist der Sohn mehr
an der Fußball-Weltmeisterschaft als am politischen Schicksal des Vaters interessiert.
Brandt studiert Schauspiel in Hannover, und als er ab 1986
auf den deutschsprachigen Bühnen von Bochum bis Zürich
auftritt, ist oft auch seine Mutter Rut unter den Zuschauern.
Als große Inszenierung hat er schon als Kind den Kanzler­
vater, Wehner, den er „Onkel Herbert“ nannte, und die Bonner Politprominenz erlebt. Er selbst war Teil dieser Inszenierung. Ironie der Geschichte ist, dass er seinen Durchbruch als
Filmschauspieler ausgerechnet seinem Vater verdankt, als
er in „Schatten­ der Macht“ (2002) die Rolle des Kanzler-Ver­
räters Günter Guillaume übernimmt, ganz gegen den Willen
der Genossen. Aber Matthias Brandt will, muss denjenigen
spielen, der den Vater so glaubwürdig getäuscht hat. Eine
Entscheidung, die er heute als Akt der Selbstbefreiung bezeichnet. „Mein Vater ist vor zwanzig Jahren gegangen und
ich bin auf der Welt geblieben. Mir ist mein Leben genug, ich
bin Schauspieler geworden und ein glücklicher Mensch.“
Seitdem kommt ein Rollenangebot nach dem anderen und
immer mehr ist von dem Schauspieler und immer weniger
von dem Sohn von Willy Brandt die Rede. Er spielt häufig
­Figuren, die Täter und Opfer zugleich sind, immer als kom­
plexe Charaktere mit Abgründen. Nicht selten sind es emotional abhängige Ehemänner zwischen Unsicherheit und
Hilflosigkeit, aber so intensiv und zugleich zurückgenommen
gespielt, wie es in deutschen Kino- und Fernseh­filmen selten
ist. Wenn im Interview mit der Filmautorin Inga Wolfram von
seinem unverwechselbaren Blick die Rede ist, dann klärt der
Schauspieler über sein blindes Auge auf und verschweigt den
Anteil seiner Schauspielkunst, der bei den Beobachtungen
während der Dreharbeiten für eine neue ­Polizeiruf-Folge nicht
mehr zu übersehen ist. Matthias Brandt liebt das Ex­periment
auch jenseits des Films, etwa wenn er mit dem ­Musiker Jens
Thomas eine musikalische Lesung von Hitchcocks „Psycho“
aufführt. Der Film zeigt, wie Matthias Brandt, Träger des
deutschen Hörbuchpreises, sich in Vorlesestimmung bringt,
um ein Hörbuch zum Thema Glück mit Roger Willemsen einzusprechen. Dass Humor durchaus auch seine Sache ist, beweist er neben der Kabarettistin Cordula Stratmann in dem
Zweipersonenstück „Zwischen Himmel und Hölle“.
Zu Wort kommen sein Bruder, der Historiker Peter Brandt,
sein Schauspiellehrer Peter Meinhardt, der Regisseur Hans
Steinbichler, die Schauspielerin Senta Berger und die Kabarettistin Cordula Stratmann.
Die Autorin: Inga Wolfram
Geboren in Ost-Berlin. Philosophie- und Ästhetik-Studium an der Humboldt-Universität. Übersetzerin und Regieassistentin im DEFA-Studio für Spielfilme. Studium an der Moskauer Filmhochschule im Fach Regie. Kulturredakteurin der
Wochen­zeitung „die andere“, der ersten unabhängigen DDR-Zeitung. 2009 erscheint ihr Buch „Verraten“. Seit 1991 TVDokumentationen für die ARD, Das Erste, ARTE.
Filmografie (eine Auswahl): 2011 Mein Leben – Der Fotograf Horst Wackerbarth / Moskau, meine Liebe / Petersburg im Herzen 2010 Schatten der Erinnerung, Dokudrama / Gedanken auf glitzernden Flügeln. Der Filmemacher Heinrich Breloer 2009
Bilderbuch Deutschland – Die Ruhr 2008 Deutschland, deine Künstler – Armin Mueller-Stahl 2007 Leben, Lieben, Kinderkriegen / Verraten 2006 Die Pianistin von Theresienstadt / Letzte Ausfahrt Westberlin, Dokudrama 2005 Soldatenkind 2004 Der
Tod und die Mädchen 2003 Stalin. Der Tod des Diktators 2002 Tödliche Falle 1999 20 Tage des 20.Jahrhunderts – Der Zerfall
des sowjetischen Imperiums 1998 Wir Kommunistenkinder
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Improvisieren muss für ihn perfekt sein. Seine Arrangements
Angels kamen mit Brönner als Produzent neu zur Geltung.
Brönner spielt seine Trompete mit dem ihm eigenen, warmen
an der Dresdner Hochschule für Musik. Als Lehrer kann er
sind ausgeklügelt, Jazz hat bei ihm etwas Genussvolles. Till
Ton, aber so, dass er die Emotionen dabei auf Distanz hält. Er
will mit seinem Sound erkannt werden. Natürlich kann man
die musikalischen Vorbilder heraushören; er hat nie einen
Hehl aus seiner Verehrung für Chet Baker gemacht.
Anspruch und Hörbarkeit so miteinander zu verbinden, dass
sich Musikfreunde aus den verschiedensten Lagern gewin-
Seit 2009 unterrichtet er als Professor für Jazz, Rock und Pop
­seinen eigenen Perfektionismus auf seine Schüler übertragen. Seit seinem Auftritt als Juror in der Talent-Castingshow
eines privaten TV-Senders gilt der Smarte in Deutschland als
Popstar. Was er an solchen Veranstaltungen mag, ist Talente
zu fördern, um das Beste aus den jungen Leuten herauszukitzeln.
nen lassen, ist eines seiner vielen Talente. Mit neun Jahren
Filmautor Michael Wulfes begleitet den Jazz-Musiker Till
rer auffordert, mehr für die Schule zu tun, antwortet Brönner
gangspunkt ist die Künstler-Villa Massimo in Rom, seiner
bekommt er seine erste Trompete geschenkt. Als ihn ein Leh„Ich bin kein Schüler, ich bin Trompeter“. Nach Schülerband
und Bundesjugendorchester ging es nach dem Kölner Stu-
dium in die RIAS Big Band, wo er mit seiner Trompete ganz
vorne steht. Bald wagt er sich auf unbekanntes Terrain, spielt
mit Sinfonieorchester und arrangiert deutsche Lieder wie
„Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“.
Brönner liebt Projekte mit großen Namen und immer wieder
gelingt ihm das Kunststück, internationale Größen von einer
Zusammenarbeit zu überzeugen. Carla Bruni, Annie Lennox
oder der Brasilianer Sergio Mendes haben auf seinen Platten
Gastauftritte. So unterschiedliche Künstler wie Hildegard
Knef, der Bariton Thomas Quasthoff oder die Girl-Group No
Brönner zu den Stationen seines Italien-Aufenthalts. AusLieblingsstadt, wo Brönner im Rahmen eines Stipendiums
die Komposition eines Tonkünstlers nachspielt. Für ein paar
­Wochen hat sich der Trompeter in ein Apartment zurückgezogen, um am Klavier Inspiration für neue Aufnahmen zu
finden. Dazwischen beobachtet der Film den Künstler unter anderem bei einer Castingshow des Kinderkanals KiKA,
in seiner Rolle als strenger Lehrer an der Musikhochschule,
während eines Gastauftritts bei dem legendären Jazz-Sänger
Mark Murphy in New York und in seiner Wahlheimat Berlin.
Weggefährten wie Bruder und Manager Pino Brönner, der
­renommierte Jazz-Musiker Jiggs Whigham und Jugendfreund
und TV-Entertainer Stefan Raab geben Auskunft.
Der Autor: Michael Wulfes
Geboren 1948. Jura-Studium in Marburg und Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. 1985 grün-
dete er die Michael Wulfes Filmproduktion. Tätigkeiten als Kameramann und Regisseur in den Bereichen Dokumentarfilm
und Unterhaltung, als Autor für Industrie-Dokumentationen, Filmkommentare und Fiction-Drehbücher. Lehrtätigkeit für
das Goethe-Institut im Ausland und an der Hochschule für Fernsehen und Film in München.
Filmografie (eine Auswahl): 2011 Deutschland, deine Künstler – Senta Berger 2009 Die Porsches – Ein Vater und sein Sohn
2008 Legenden – Jane Fonda / Unsere 60er-Jahre, 6 x 45 min. (Grimme-Preis-Nominierung) 2006 Die Unbeugsamen – Flucht
aus Hitlers Elitegefängnis / Der Tag, als die Beatles (beinahe) nach Marburg kamen 2003 Legenden – Max Schmeling 2002
Menschen hautnah: Joe und die Mörder / Die großen Abenteurer: Red Adair 2001 Legenden – Diego Maradona 2000 End­
station Manhattan
Till Brönner
Sendetermin: Mittwoch, 1. August 2012, 22.45 Uhr
Autor: Michael Wulfes
Redaktion: Barbara Denz, Christine Gerberding/NDR,
Christiane Hinz/WDR
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Christian Thielemann
Sendetermin: Mittwoch, 15. August 2012, 22.45 Uhr
Autor: Mathias Siebert
Redaktion: Britta-Susann Lübke/RB,
Matthias Morgenthaler/MDR
Deutschland, deine Künstler
Er liebt die Tonsprache der deutschen Romantiker, den
Auf das Neue, Unbekannte ist er nicht sonderlich erpicht, am
Christian Thielemann hat sich ganz dem deutschen Reper-
und Sängern. Da ist klar, was einen erwartet, worauf man
dunklen „deutschen Klang“, dem er dirigierend nachspürt.
toire verschrieben, gilt vielen als „der“ Wagner-Dirigent der
heutigen Zeit, seit er im Jahr 2000 mit den „Meistersingern“
liebsten arbeitet er immer wieder mit denselben Musikern
sich verlassen kann.
sein Debüt auf dem Grünen Hügel in Bayreuth gab. Sein Stil
„Ich bin ein liberaler Konservativer. Ich will eine bestimmte
teste Dirigent Deutschlands mit Gastauftritten von Mailand
haben“, sagt er über sich selbst. Für diese Haltung wurde er
ist weltweit anerkannt, er ist derzeit der interna­tional gefragbis New York. „Gloriously unfashionable“, herrlich unmodern,
nannte ihn ein britischer Kritiker einmal.
Thielemann ist in Berlin aufgewachsen, als einziger Sohn in
­einer musikalischen Familie. Schon früh nehmen ihn die ­Eltern
mit zu Konzerten und in die Oper. Als er mit 14 Jahren seinen
ersten Wagner in der Deutschen Oper hört, ist ihm klar: „Das
Art zu musizieren bewahren, die andere über Bord geworfen
von einigen Feuilletonisten beschimpft. Weil er in der poli-
tisch nicht unumstrittenen Vergangenheit vor allem eines
Hans Pfitzner kein Hindernis für eine verstärkte Aufführung
von dessen Werken sah, schien ihnen der Dirigent ein politischer „Rechtsaußen“ zu sein. Diese Kritik ist inzwischen verstummt.
will ich auch machen.“ Und genau in diesem Berliner Haus
Filmautor Mathias Siebert beobachtet Christian Thielemann
arbeitet er für Herbert von Karajan und Daniel Barenboim.
Baden: „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauß. Er begleitet
wird er später als Kapellmeister dirigieren. Bis es soweit ist,
Karajan ist ihm bis heute Inspiration und Vorbild.
Seine bislang letzte Station in München verließ Thielemann
im Streit mit der Kulturpolitik. Im Herbst 2012 beginnt für den
50-Jährigen eine neue Ära, er wird Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle in Dresden, das Orchester, das schon
Wagner seinerzeit als „Wunderharfe“ in höchsten Tönen
lobte. Christian Thielemann, der keine Angst hat, unbequem
zu sein, wenn es um seine Kunst geht, gilt auch sonst nicht
bei der Arbeit zur Eröffnungsoper der Festspiele in BadenThielemann nach Salzburg, wo dieser 2013 die künstlerische
Leitung der Salzburger Oster-Festspiele übernimmt. Und
nach Wien, wo ihn die Wiener Philharmoniker mit offenen
Armen erwarten, um den „Parsifal“ an der Staatsoper einzustudieren. Natürlich zeigt der Film Christian Thielemann
auch an seiner neuen ­Wirkungsstätte Dresden und in Berlin,
seiner Heimatstadt. Im Interview zu Wort kommen Katharina
Wagner, die Leiterin der Bayreuther Festspiele und Urenkelin
Richard Wagners, ­Dolly Hauns, die langjährige Assistentin des
als einfacher Mensch. Er schottet sich ab, möchte dem Ge-
Leiters der Deutschen Oper Berlin, Götz Friedrich und der Kul-
begegnen. Außerdem reist er nicht gerne, was sich bei sei-
als langjähriger Freund und die Sänger René Kollo und Renée
genüber nie privat, sondern nur im Rahmen seiner Arbeit
ner ­internationalen Karriere jedoch nicht vermeiden lässt.
turkritiker Reinhard Brembeck. Mathias Döpfner äußert sich
Fleming berichten über die musikalische Zusammenarbeit.
Der Autor: Mathias Siebert
Geboren 1954 in Bremen. Studium der Kirchenmusik mit Schwerpunkt auf Komposition und Dirigieren an der HfK, Bremen.
Von 1985 bis 1998 entstehen sieben Jugendmusicals, die alle im Deutschen Theaterverlag erschienen sind. „Casting“ hatte
Premiere im Pace-Theatre in New York, „Korczak-Mensch“ im Kulturpalast in Warschau. Gleichzeitig ab 1990 journalistische
Tätigkeit als Radioreporter und Moderator bei Radio Bremen 2. Seit zehn Jahren als Fernsehjournalist bei Radio Bremen tätig.
Filmografie (eine Auswahl): 2009 höchstpersönlich – Roger Cicero 2008 höchstpersönlich – James Last 2007 Tiger im Wohn-
zimmer 2006 höchstpersönlich – Uschi Nerke / Eine chinesische Geschichte über die World Choir Games in Xiamen, China /
Beethoven in Japan über die Kammerphilharmonie Bremen in Yokohama 2005 Deutschlandreise (Mitautor) 2004 Singen für
Gold über die Chorolympiade in Bremen
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„Der Künstler ist das Beste, Schönste und Großartigste, was
große Familie müsse er ernähren und Bilder auch günstiger
gerne auch als „Genie“ bezeichnet. Sein opulenter Lebens-
von den Kunstkritikerinnen und Kuratorinnen, die ihn nicht
die Gesellschaft hat“, sagt Markus Lüpertz, der sich selbst
stil, seine egozentrische Sprache und sein selbstbewusstes
Auftreten machen ihn zum „Malerfürsten“ par excellence.
verkaufen, wenn er wieder Geld brauche. Ganz zu schweigen
möchten, weil sie ihn für einen Macho hielten.
Rastlos pendelt der Maler und Bildhauer, Lehrmeister und
Markus Lüpertz wird 1941 im nordböhmischen Reichenberg,
Berlin-Teltow, dem Familienwohnsitz seiner Frau und den
mit ihm 1948 nach Rheydt/Mönchengladbach. Seit er denken
Freigeist zwischen seinen beiden Ateliers in Düsseldorf und
drei jüngsten Kindern in Karlsruhe und der Toskana. Sein
Alter merkt man dem 71-Jährigen kaum an; mit täglichem
Boxen hält er sich fit und arbeitet jeden Tag an mehreren
Kunstwerken gleichzeitig. Seine emotionale Seite kann er
am besten in seiner Lyrik und am Klavier ausdrücken. Häufig
improvisiert er mit befreundeten Jazzmusikern bei Ausstellungseröffnungen am Flügel.
Lüpertz‘ Werke polarisieren, besonders im öffentliche Raum:
In Bamberg wurde eine Skulptur umgestürzt, Augsburg
verhinderte seine „Aphrodite“ durch ein Bürgervotum, der
Künstler habe eine „Affront-Dite“ geliefert, Lüpertz‘ schaum-
geborene Göttin sei nicht Kunst, sondern hässlich. In Salzburg
wurde sein „Mozart“ geteert und gefedert, „Mozarts Leichtigkeit und diese Oberschenkel, das passt doch nicht zusammen“, hieß es. Unbeirrt von derartigen Anfeindungen arbeitet
der Künstler weiter: in einer Düsseldorfer Kunst­gießerei, wo
er mit Schweißgerät und Pinsel eine riesige Bronze-­Skulptur
als Auftragsarbeit gestaltet, eine neue Aphrodite. Lüpertz
heute Liberec, in Tschechien, geboren. Seine Eltern fliehen
kann, will Lüpertz Künstler werden. An der Werkkunstschule
Krefeld angenommen, muss Lüpertz für sich selber sorgen,
arbeitet im Bergbau unter Tage und bei der Fremdenlegion.­
Nach nur einem Semester endet der Akademiebesuch in
­Düsseldorf 1961 als „riesiges Fiasko“: Ein Professor hätte „bei-
nahe gekotzt“, weil Lüpertz Cowboys am ­Lagerfeuer malte.
Seine Ausstellung „Dithyrambische Malerei“ erregt 1964 Aufsehen, sein Werk wird als neoexpressionistisch, ausdrucksstark, jung und wild bezeichnet. Mit 30 Jahren nimmt er als
jüngster Kunstprofessor Deutschlands eine Professur an der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe an.
1986 folgt sein persönlicher Triumph: Lüpertz kehrt an die
Kunstakademie Düsseldorf als anerkannter Künstler und Pro-
fessor zurück, wird Rektor. Neben Skulpturen, die er seit den
80er Jahren anfertigt, gehört die Gestaltung von Kirchenfenstern zu seinen jüngeren Arbeiten. Einst den „Neuen Wil-
den“ zugeordnet, gilt Lüpertz heute als einer der wichtigsten
Vertreter des Neoexpressionismus.
spricht von einem Dilemma, wenn es um seine Arbeiten auf
Im Film kommen einige von Lüpertz‘ langjährigen Weggefähr-
werde wie ein Gerhard Richter liege daran, dass er sich nicht
deutsche Maler wie Polke und Baselitz in Köln und New York
dem Kunstmarkt geht. Warum er nicht so teuer bewertet
rar genug mache, von der Hand in den Mund lebe. Seine
ten und Freunden zu Wort – sein Galerist Michael Werner, der
vertritt; der Dichter Durs Grünbein und Otto Schily.
Die Autorin: Cordula Kablitz-Post
Geboren 1964. Studium in München und Berlin, Abschluss mit Magister in Germanistik, Theaterwissenschaften, Schwerpunkt
Film- und Fernsehwissenschaften, Anglistik. Seit 1989 Regisseurin und freie Autorin für RIAS-TV, Premiere, ARD, ZDF, VIVA-TV,
Zeit-TV, Spiegel-TV und Musikvideos. 1995 Gründung und Co-Geschäftsführung der avanti media Film- und Fernsehproduk­
tion. 2001 Gründung und Geschäftsführung der avanti media fiction GmbH.
Regie und Produktion (eine Auswahl): 2012 Legenden – Pierre Brice 2011 Nina Hagen – Godmother of Punk 2010 Durch die
Nacht mit Wolfgang Joop und Bill Kaulitz / Jet Set in den Sixties 2009 Deutschland, deine Künstler – Campino 2007 Christoph
Schlingensief – Die Piloten 2006 Grimmepreis Spezial für Regie und Produktion Durch die Nacht mit... 2005 Helmut Berger –
Mein Leben 2004 Durch die Nacht mit Udo Kier und Grayson Perry 2002 Produzentin des Kinospielfilms Sophiiie!, ausgezeich-
net mit mehreren Preisen 1999 Ohne Grenzen denken – Schlesien auf dem Weg ins geeinte Europa
Markus Lüpertz
Sendetermin: Mittwoch, 22. August 2012, 22.45 Uhr
Autorin: Cordula Kablitz-Post
Redaktion: Christiane Hinz/WDR
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Chronik 2008 – 2011
Erste Staffel
Armin Mueller-Stahl SWR/WDR
Autorin: Inga Wolfram
Mittwoch, 2. Juli 2008, 23.30 Uhr
Herbert Grönemeyer RB/NDR
Thomas Quasthoff MDR/RBB
Autor: Reinhold Jaretzky
Donnerstag, 10. Juli 2008, 22.45 Uhr
Reinhard Mey SR
Autor: Ulrich Stein
Autorin: Dagmar Wittmers
Cornelia Funke BR
Jonathan Meese HR/SR
Donnerstag, 3. Juli 2008, 22.45 Uhr
Autor: Andreas Ammer
Mittwoch, 9. Juli 2008, 23.30 Uhr
Mittwoch, 16. Juli 2008, 22.45 Uhr
Autorin: Julia Benkert
Donnerstag, 17. Juli 2008, 22.45 Uhr
Zweite Staffel
Loriot RB
Autorin: Claudia Müller
Mittwoch, 1. Juli 2009, 22.45 Uhr
Anne-Sophie Mutter BR
Autorin: Angelika Kellhammer
Donnerstag, 2. Juli 2009, 22.45 Uhr
Iris Berben MDR/RBB
Autor: Andeas Lug
Mittwoch, 8. Juli 2009, 22.45 Uhr
Christoph Schlingensief SWR
Autorin: Sibylle Dahrendorf
Donnerstag, 9. Juli 2009, 22.45 Uhr
Kurt Masur SWR/SR
Autor: Reinhold Jaretzky
Mittwoch, 15. Juli 2009, 22.45 Uhr
Campino WDR/NDR
Autorin: Cordula Kablitz-Post
Donnerstag, 16. Juli 2009, 22.45 Uhr
Deutschland, deine Künstler
Dritte Staffel
Peter Maffay NDR
Autorin: Vanessa Nöcker
Mittwoch, 14. Juli 2010, 21.45 Uhr
Doris Dörrie SWR
Autorin: Alice Agneskirchner
Mittwoch, 14. Juli 2010, 23.00 Uhr
Katharina Thalbach RBB/SWR
Autor: Lutz Pehnert
Mittwoch, 21. Juli 2010, 23.00 Uhr
Helge Schneider WDR
Autorin: Sabine Carbon
Mittwoch, 28. Juli 2010, 21.45 Uhr
Ulrich Tukur HR
Autorin: Stefanie Appel
Mittwoch, 21. Juli 2010, 21.45 Uhr
Vierte Staffel
Senta Berger SWR
Autor: Michael Wulfes
Mittwoch, 27. Juli 2011, 21.45 Uhr
Günter Grass NDR
Autorin: Dagmar Wittmers
Mittwoch, 3. August 2011, 22.45 Uhr
David Garrett RB
Autorin: Silvia Palmigiano
Mittwoch, 17. August 2011, 22.45 Uhr
Jan Josef Liefers MDR/RBB
Autorin: Kathrin Pitterling
Mittwoch, 24. August 2011, 22.45 Uhr
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Erstes Deutsches Fernsehen/Presse und Information
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Landesrundfunkanstalten/SWR
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Till Brönner (S.9), Matthias Creutziger (S.10),
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din jank_münchen
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