sotheby`s london offeriert restituierte kunstwerke, die auf

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sotheby`s london offeriert restituierte kunstwerke, die auf
SOTHEBY'S LONDON OFFERIERT RESTITUIERTE KUNSTWERKE, DIE AUF SPEKTAKULÄRE
WEISE WIEDER ENTDECKT WORDEN SIND
Zu den Höhepunkten der kommenden Auktionen zählen unter anderem Arbeiten von Joaquín Sorolla y
Bastida, Giovanni Segantini, Camille Pissarro, Lovis Corinth
Im Rahmen der Ausstellung "Max Steinthal: Ein Bankier und seine Bilder" wird die Sammlung erstmalig
im Jüdischen Museum in Berlin, Lindenstraße 9-14, vorgestellt:
Vom 4. bis 26. September 2004, dienstags bis sonntags von 10 bis 20 Uhr, montags von 10 bis 22 Uhr
IN DIESEM Herbst werden bei Sotheby's in London in einer Auktionsserie, die im November mit der Versteigerung
von "19th Century European Paintings including Spanish Painting 1850-1930" beginnen wird, eine Gruppe von
bedeutenden Kunstwerken zum Aufruf kommen, die vor zwei Jahren in Folge der durch die Hochwasserkatastrophe
durcheinander geratenen Bestände im Keller der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden wieder entdeckt worden
sind. Diese Werke sind erst kürzlich an die Erben der rechtmäßigen Eigentümer restituiert worden.
Dabei handelt es sich um Gemälde, Grafiken und Zeichnungen, die einst zu der bedeutenden Privatsammlung Max
und Fanny Steinthal gehörten. Die Recherche enthüllte nicht nur die ursprünglichen Eigentümer sondern deckte auch
eine außergewöhnliche Reihe an Ereignissen auf, die zur Aufbewahrung der Werke im Depot der Staatlichen
Kunstsammlungen in Dresden führte. In den dreißiger Jahren hingen einige der Werke als Leihgabe im alten
Jüdischen Museum.
Die zur Auktion kommende Kollektion umfasst Altmeistergemälde, Gemälde des 19. Jahrhunderts, Kunst des
Impressionismus, Grafiken sowie Dekorative Kunst und Dokumente, die auf mehr als £ 3 Millionen geschätzt sind.
Max Steinthal (1850-1940) war eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit
hohen Ansprüchen und hoch gesteckten Zielen; daneben war er ein sehr
aktiver Förderer der schönen Künste. Mit 16 Jahren begann er eine
Berufsausbildung in der Paderstein Bank in Berlin und machte durch
Fleiß und Ehrgeiz zügig Karriere. Im Jahre 1873 trat Max Steinthal der
Deutschen Bank bei und war maßgeblich an der weiteren Entwicklung in
ihren Gründungsjahren beteiligt. Bis 1935 zählte er, der entscheidend für
die Bank bei der Umwandlung des Mannesmann Konzerns in eine
Aktiengesellschaft die Fäden zog, zum Aufsichtsrat der Deutschen Bank.
Außerdem gehörte er zu den Gründern der Berliner U-Bahn.
Steinthals Aktivitäten waren im kulturellen Bereich nicht minder von
Bedeutung: Zu den Malern, die Steinthal ansprachen, zählte JeanFrançois Millet. Im Jahre 1897 war Max Steinthal einer der neun Stifter, der Millets November (datiert 1870) für die
Nationalgalerie in Berlin ankaufte. Darüber hinaus sollen sich Max und Fanny Steinthal von dem berühmten Berliner
Museumsdirektor Wilhelm von Bode bei der Zusammenstellung ihrer Kunstsammlung beraten haben lassen, blieben
jedoch für die verschiedenen Kunstrichtungen offen.
Max und Fanny Steinthal lebten den größten Teil ihres Lebens in ihrer eleganten
Villa in Charlottenburg (rechts), die sie mit ihren wundervollen Gemälden,
Zeichnungen, Grafiken und weiteren erworbenen Kunstwerken bestückt hatten.
1893/4 beim Architekten Wilhelm Cremer in Auftrag gegeben, avancierte die
Charlottenburger Villa zu einer Reflektion ihres Reichtums, ihres eleganten Stils und
ihres vollendeten Geschmacks. Doch der wegen seiner jüdischen Abstammung
verfolgte Bankier Steinthal und seine Frau, mussten die herrschaftliche Villa 1939
auf Druck der Naziregierung räumen und siedelten in ein Berliner Hotel um, wo sie kurz vor ihrer Deportation
verstorben sind.
Um ihre Kunstsammlung, die Max und Fanny Steinthal mit viel Hingabe und Kompetenz
zusammengetragen hatten, zu erhalten und vor dem Zugriff der damaligen Regierung zu
bewahren, ernannte Fanny Steinthal nach dem Tod ihres Mannes ihren nichtjüdischen
Schwiegersohn zu ihrem Testamentvollstrecker, der Teile der Kunstsammlung wegen der
Bombengefahr in Berlin in seine Villa in Dresden verlagerte. Wegen der Flucht der
Steinthal-Kinder vor den Nationalsozialisten ins Ausland, verloren diese nach den damals
geltenden Vorschriften ihre deutsche Staatsangehörigkeit und ihr Vermögen in Deutschland,
einschließlich der Kunstsammlung, die dem Deutschen Reich verfielen. Zum Glück war den
deutschen Behörden die Verlagerung der Sammlung nach Dresden nicht bekannt, so daß
sie keinen Zugriff nehmen konnten.
Nach dem Krieg floh der Testamentvollstrecker zusammen mit seiner zweiten Ehefrau aus
der DDR. In Anwendung der DDR-Enteignungsvorschriften wurde die in der Dresdner Villa
eingelagerte Kunstsammlung Steinthal wegen der Republikflucht des Testamentvollstreckers beschlagnahmt.
Glücklicherweise hatte er den Besitz der Steinthals in sieben deutlich beschrifteten Kisten aufbewahrt. Die
Unsicherheit über die Herkunft der Sammlung führte dazu, daß sie nicht als "Volkseigentum" behandelt sondern
vielmehr in das Depot der Dresdner Museen eingelagert worden ist. Dort gerieten sie in Vergessenheit bis sie durch
eine Naturkatastrophe wieder zum Vorschein kamen.
Im Spätsommer des Jahres 2002 wurden weite Teile Deutschlands durch das ElbeHochwasser überflutet und beschädigt. Darunter fielen unter anderem Institutionen und
Museen, so auch die Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden. Auf Grund der Überflutung
mußten die Kunstwerke aus den sanierten Kellerräumen des Museums gerettet werden. Da
nach der Evakuierung die Bestände des Museums durcheinander geraten waren, wurde es
erforderlich, diese nun zu durchforsten. Dabei wurden die Kisten mit der Beschriftung
"Steinthal" entdeckt. Nach genauer Begutachtung und eingehender Recherche konnte der
Inhalt der Kisten identifiziert werden: Bei den Kunstwerken handelte es sich um die
bedeutende Kunstsammlung von Max und Fanny Steinthal. Vor einigen Monaten wurde der
Inhalt dieser Kisten an die Erben der rechtmäßigen Eigentümer restituiert.
Zu den Höhepunkten der nun zur Auktion kommenden
Werke zählen zwei bedeutende Gemälde aus dem 19.
Jahrhundert: Las Tres velas (Die drei Segel) von
Joaquín Sorolla y Bastida (1863-1923, datiert 1903,
links), geschätzt auf £ 1.500.000-2.000.000 (€
2.250.000-3.750.000) und La Raccolta delle Zucche
(Die Kürbisernte) von Giovanni Segantini (links, 18581899), geschätzt auf £ 1.200.000-1.800.000 (€
1.800.000-2.700.000), das ohne Zweifel zu Segantinis
bemerkenswertesten Arbeiten gehört. Diese beiden
Werke zusammen spiegeln Steinthals sehr persönliche Sicht wider, die zum Aufbau seiner Sammlung geführt hatte:
Sorolla und Segantini zollten dem Leben einfacher Arbeiter hohen Respekt. Auch wenn der Philanthrop und große
Wohltäter Max Steinthal in seinen Erwerbungen für die Sammlung dieser Vorliebe immer treu blieb, umfasst die
Kollektion darüber hinaus eine Anzahl an weiteren grandiosen Kunstwerken aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Darunter zählen eine bedeutende wieder entdeckte Gouache von Camille
Pissarro (1830-1903) Die Badenden (datiert 1896, Schätzpreis: £ 60.00080.000, € 90.000-120.000) und ein Stilleben Rosen in Schale von Lovis Corinth
(1858-1925) (rechts, Schätzpreis: £ 90.000-120.000, € 150.000-225.000). Diese
Arbeiten werden komplettiert durch eine Reihe von sehr schönen Grafiken von
Künstlern wie beispielsweise Pablo Picasso, Edvard Munch, Jean-François Millet
und Edouard Manet.
Obgleich der Focus der Sammlung auf dem 19. und 20. Jahrhundert liegt, dehnte
sich Steinthals Interesse auf dem Gebiet der Altmeistergemälde aus. Zwei zur Auktion kommende Arbeiten zeigen
vortrefflich seinen Stil und Geschmack in diesem Segment: ein Ölgemälde des flämischen
Künstlers Frans Snyders (1579-1657) Stilleben mit Obst in einem Korb (links, Schätzpreis: £
100.000-150.000, € 146.000-220.000) und ein bedeutendes Stilleben von Gaspar Pieter
Verbruggen (1664 1730) Parklandschaft in Blumenkranz (Schätzpreis: £ 40.000-60.000, €
60.000-90.000).
Zusammengefaßt offenbart die Steinthal-Sammlung einen beeindruckenden Einblick in die
Empfindsamkeit eines der führenden Bankiers des 19. Jahrhunderts in Deutschland, der nach
den höchsten ästhetischen und moralischen Grundsätzen gelebt hat. Darüber hinaus betont die
fesselnde Geschichte, auf der diese Sammlung beruht, die historische Bedeutung und erhöht
das bereits bestehende Interesse deutlich.
Ausstellungstour
Im Rahmen der Ausstellung "Max Steinthal: Ein Bankier und seine Bilder" wird
die Sammlung erstmalig für die Öffentlichkeit zugänglich sein:
Im Jüdischen Museum in Berlin, Lindenstraße 9-14
Vom 4. bis 26. September 2004, dienstags bis sonntags von 10 bis 20 Uhr,
montags von 10 bis 22 Uhr
Höhepunkte der Auktionen werden ausgestellt in Mailand, Zürich und Madrid:
Für weitere Informationen (Bildmaterial, Kataloge) wenden Sie sich bitte an: Presse & Marketing Sotheby's
Deutschland Selei Serafin Tel.: 0 69 / 74 07 80, Fax: 0 69 / 74 30 92 50 E-mail: [email protected]
Presse Sotheby's Großbritanien Mizi Mina Tel.: 00 44 207 293 6000, Fax: 00 44 207 293 5947