Materialien Lehrer/Eltern
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Materialien Lehrer/Eltern
3 . L E R N F E L D E R U N D A N SAT Z P U N K T E Lehrer,Eltern M1 Bildung in Deutschland 1. Positive Befunde • Mädchen sind im Schulsystem erfolgreicher. • Es gibt mehr vorzeitige Einschulungen. • Übergänge in höher qualifizierende Schularten nehmen zu. • Das durchschnittliche Kompetenzniveau ist gestiegen und die Lesekompetenz der Jungen hat sich verbessert. • Es gibt ein Trend zu höher qualifizierenden Abschlüssen. 4. Neue Probleme • Jungen, insbesondere die mit Migrationshintergrund, sind die neue Problemgruppe im Schulsystem. • Kompetenzen der Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der 2. Generation sind schlechter geworden. • Problematische Lehrersituation: hoher Ersatzbedarf vor allem im Sekundarbereich I, ohne Abstriche an der Professionalisierung. 2. Ambivalente Entwicklungen • Schulabschlüsse werden zunehmend außerhalb des allgemeinbildenden Schulsystems erworben. • Zunehmender Besuch privater Schulen. • Ausbau des Ganztagsschulangebots, aber Abbau außerschulischer Jugendarbeit. • Hauptschulabschluss verliert weiter an Bedeutung. Hans Döbert: „Bildung in Deutschland 2008“: Allgemeinbildende Schule und non-formale Lernwelten im Schulalter – Befunde und Problemlagen. Impulsreferat, Fachforum I, Fachtagung, Berlin, 23. Juni 2008. www.bildungsbericht.de/zeigen.html?seite=6224 3. Bekannte Problemlagen • Klassenwiederholungen in Schularten und -stufen sind nicht gesunken. • Zu geringe Durchlässigkeit im Sekundarbereich I. • Relativ hohe Förderschulquote. • Abhängigkeit außerschulischer Aktivität und Grad der Verantwortungsübernahme vom Schulabschluss. • Zu viele Jugendliche ohne Hauptschulabschluss. Handbuch – Gewaltprävention II 270 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . 2 S C H U L E N T W I C K L U N G , G U T E R U N T E R R I C H T, G U T E S C H U L E M2 Fragebogen für Lehrkräfte Lehrer,Eltern Was gefällt Ihnen an Ihrer Schule? Was stört Sie an Ihrer Schule? Was vermissen Sie, was sollte anders sein an Ihrer Schule? Wo würden Sie am ehesten ansetzen, um etwas zu verändern? Was wünschen Sie sich bezüglich des Verhaltens der Schülerinnen und Schüler? Was wünschen Sie sich in Bezug auf das Verhältnis zu den Eltern? Was wünschen Sie sich in Bezug auf das Verhältnis zu Ihren Kolleginnen und Kollegen? Vgl. Gunter A. Pilz: Gewalt und Gewaltprävention in der und durch die Schule. In: Günther Deegener/Wilhelm Kröner (Hrsg.): Kindesmisshandlung und Vernachlässigung – Ein Handbuch. Göttingen 2005, S. 198-220. Handbuch – Gewaltprävention II 271 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . L E R N F E L D E R U N D A N SAT Z P U N K T E Lehrer,Eltern M3 Pädagogischer Beichtspiegel Überprüfen und markieren Sie: In der letzten Woche habe ich ... habe ich nicht ... 3 einen schwachen, einen mittelmäßigen und einen hervorragenden Schüler persönlich gelobt, weil er etwas Ungewöhnliches geschaffen hat. in einem Elterngespräch die positiven Fähigkeiten und Fertigkeiten ihrer Kinder hervorgehoben. mit einem Schüler einen individuellen Lernvertrag geschlossen. einen schwachen, einen mittelmäßigen und einen hervorragenden Schüler eine Rückmeldung über einen Fehler gegeben, und zwar in der Form, dass er meine Kritik annehmen konnte und aus dem Fehler wirklich etwas gelernt hat. mit einem Schüler ein Feedback-Gespräch geführt. bei einem Schüler eine besondere Stärke entdeckt, die ich nie bei ihm vermutet hatte. einen Schüler zu persönlichen Höchstleistungen ermutigt. mich mit einem Schüler über seine Interessen, Hobbys unterhalten. in Unterrichtstunden unterschiedliches, differenziertes Material eingesetzt, in dem ich das unterschiedliche Niveau der Schüler berücksichtigt habe. mit einem Fachkollegen, der in der Parallelklasse das gleiche Fach unterrichtet, zusammen Materialien, z.B. Freiarbeitsmaterialien, für unterschiedliche Niveaus produziert. einem Schüler Mut gemacht, mit seinen Schwächen offensiv und konstruktiv umzugehen. Otto Seydel/Katrin Höhmann: Ein „Pädagogischer Beichtspiegel“. Zur Förderfähigkeit der Förderer. In: Lernende Schule 8, Heft 29/2005, S. 43. Schüler zur Teilnahme an einer öffentlichen Herausforderung angeregt: Wettbewerb, Konzert, Ausstellung. in einem Gespräch mit einem Kollegen, einer Kollegin aus dem Klassenteam Maßnahmen entwickelt und abgestimmt, durch die wir einem Schüler, den wir gemeinsam unterrichten, besonders helfen können. mit den Eltern eines Schülers gesprochen, um den ich mir Sorgen mache. Handbuch – Gewaltprävention II 272 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . 2 S C H U L E N T W I C K L U N G , G U T E R U N T E R R I C H T, G U T E S C H U L E M4 Gute Lehrkräfte Lehrer,Eltern Was kennzeichnet eine gute Lehrerin bzw. einen guten Lehrer? Bereitet sich gründlich auf den Unterricht vor. Bemüht sich erfolgreich um schülerorientierten Unterricht. Hält Kontakt zu den Eltern. Beginnt den Unterricht pünktlich. Ist in hohem Maße belastbar. Ist auch außerhalb von offiziellen Sprechstunden für Schülerinnen und Schüler und Eltern erreichbar. Zeigt bei Konferenzen Interesse am schulischen Schicksal von Schülerinnen und Schülern auch über die eigenen Fachgrenzen hinaus. Wird von Schülerinnen, Schülern und Eltern in wichtigen schulischen Fragen als Ratgeber gewünscht. Macht seine Beurteilungsmaßstäbe transparent. Hat Geduld, anderen zuzuhören, bevor eigene Ansichten/Interpretationen vorgetragen werden. Nimmt Fortbildungsangebote wahr. Kontrolliert sorgfältig das Erreichen der Lehrziele. Kontrolliert regelmäßig und sorgfältig die Hausaufgaben. Sorgt für ein gutes Klassenklima. Setzt sich für die Interessen der Schülerinnen und Schüler ein. Sorgt für vielfältige Übungsmöglichkeiten. Achtet auf Verwirklichung sozialer Lernziele. Arbeitet methodisch variantenreich. Setzt sich für die Belange der Kolleginnen und Kollegen ein. Informiert sich kontinuierlich über neue Erlasse und Verfügungen. Arbeitet in einem Berufsverband/einer Gewerkschaft mit. Hält Auseinandersetzungen im Kollegium für schädlich. Arbeitet engagiert in Mitwirkungsgremien der Schule mit. Führt sorgfältig das Klassenbuch. Hält Termine genauestens ein. Achtet auf die Einhaltung bestehender Regeln und Vorschriften. Glaubt, dass man von Mehrheitsbeschlüssen abweichen darf, wenn sie den eigenen Ziel- und Wertvorstellungen widersprechen. Gibt Schülerinnen und Schülern Hinweise auf effizientere Arbeitsweisen. Bereitet Schülerinnen und Schüler systematisch auf Prüfungen vor. Handbuch – Gewaltprävention II Macht Hausbesuche. Diskutiert die eigene Beurteilungspraxis im Kollegium. … Rolff, Hans-Günter u.a.: Manual Schulentwicklung. Weinheim und Basel 1999, S. 285 ff., Auszüge. •Wählen Sie aus den Kriterien zehn aus. • Bringen Sie diese in eine Rangfolge nach ihrer Wichtigkeit. •Sie haben einen Joker um ein Kriterium zu ergänzen. • Ordnen Sie die Kennzeichen nach verschiedenen Bedeutungszusammenhängen. 273 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . L E R N F E L D E R U N D A N SAT Z P U N K T E Lehrer,Eltern M5 Lehrer-Selbstwirksamkeits-Skala 1 2 3 4 Ich bin mir sicher, dass ich auch mit den problematischen Schülern in guten Kontakt kommen kann, wenn ich mich darum bemühe. Ich weiß, dass ich zu den Eltern guten Kontakt halten kann, selbst in schwierigen Situationen. Ich weiß, dass ich es schaffe, selbst den problematischsten Schülern den prüfungsrelevanten Stoff zu vermitteln. Ich bin mir sicher, dass ich mich in Zukunft auf individuelle Probleme der Schüler noch besser einstellen kann. Selbst wenn mein Unterricht gestört wird, bin ich mir sicher, die notwendige Gelassenheit bewahren zu können. Selbst wenn es mir mal nicht so gut geht, kann ich doch im Unterricht immer noch gut auf die Schüler eingehen. Auch wenn ich mich noch so sehr für die Entwicklung meiner Schüler engagiere, weiß ich, dass ich nicht viel ausrichten kann. (–) Ich bin mir sicher, dass ich kreative Ideen entwickeln kann, mit denen ich ungünstige Unterrichtsstrukturen verändere. Ich traue mir zu, die Schüler für neue Projekte zu begeistern. Ich kann innovative Veränderungen auch gegenüber skeptischen Kollegen durchsetzen. Anmerkung: mit (–) gekennzeichnete Items müssen umgepolt werden. Das Antwortformat ist vierstufig: (1) stimmt nicht, (2) stimmt kaum, (3) stimmt eher, (4) stimmt genau. Ralf Schwarzer/Gerdamarie S. Schmitz: Dokumentation der Skala Lehrer-Selbstwirksamkeit. o.O. 1999. www.fu-berlin.de/gesund/skalen/Lehrer-Selbstwirksamkeit/lehrer-selbstwirksamkeit.htm Handbuch – Gewaltprävention II 274 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . 2 S C H U L E N T W I C K L U N G , G U T E R U N T E R R I C H T, G U T E S C H U L E M6 Positives Lehrerverhalten Lehrer,Eltern Positives Lehrerverhalten aus Sicht von Schülerinnen und Schülern (Auszug): Zustimmung in Prozent Diese Lehrkraft ist in positiver Erinnerung, weil sie ... in Prozent 1 ... Schüler ernst nahm___________________________________________________ 86,7 2 ... zu Schülern freundlich war_____________________________________________ 80,0 3 ... zu Schülern ehrlich war_______________________________________________ 78,7 4 ... immer gut vorbereitet war_____________________________________________ 74,3 5 ... Schülern humorvoll begegnete__________________________________________ 75,0 2 ... einen abwechslungsreichen Unterricht hielt_______________________________ 77,7 6 ... den Schülern und sich selbst Fehler zugestanden hat________________________ 73,3 7 ... gerechte Noten gab_ _________________________________________________ 68,7 8 ... den Unterricht klar strukturierte________________________________________ 69,7 9 ... für gute Leistungen lobte______________________________________________ 68,0 10 ... Anerkennung zeigte, wenn Schüler etwas wussten__________________________ 66,0 11 ... geduldig war________________________________________________________ 64,0 12 ... das Stundenziel nachvollziehbar verfolgte und erreichte_____________________ 64,7 13 ... ermutigte, wenn sich Schüler anstrengten_ _______________________________ 60,0 14 ... Bezug zum Unterrichtsstoff herstellte____________________________________ 63,7 15 ... Schülern gegenüber Wertschätzung zeigte_ _______________________________ 60,0 16 ... Interesse zeigte für Bedürfnisse der Schüler ______________________________ 56,3 17 ... motivierte, selbständig zu arbeiten______________________________________ 54,0 18 ... ermutigte, Fragen zu stellen_ __________________________________________ 50,3 19 ... leistungsschwache Schüler motivierte____________________________________ 52,0 20 ... bei Lernschwierigkeiten unterstützte_____________________________________ 49,3 22 ... Klausuren schnell korrigierte___________________________________________ 53,0 23 ... anleitete, Sachverhalte kritisch zu betrachten_____________________________ 40,7 * Ratingskala: 1=trifft voll zu, 2=oft, 3=manchmal, 4=selten, 5=kaum, 6=trifft überhaupt nicht zu. In der Spalte (%) werden die Wertungen 1 und 2 dargestellt. Edgar Schmitz/Peter Voreck/Klaus Hermann/Ernst Rutzinger: Positives und negatives Lehrerverhalten aus Schülersicht. Berichte aus dem Lehrstuhl für Psychologie der TU München. Bericht Nr. 82. München 2006, S. 22. Handbuch – Gewaltprävention II Befragung von 300 ehemaligen Schülerinnen und Schülern (mittleres Alter, 21-25 Jahre, verschiedene Schulabschlüsse). Die Faktorenanalyse generiert fünf zentrale Faktoren: (1) emotionale Zuwendung; (2) guter Unterricht aus Schülersicht, (3) Unterstützung, (4) Anerkennung geben, (5) Selbständigkeit fördern. 275 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . L E R N F E L D E R U N D A N SAT Z P U N K T E Lehrer,Eltern M7 Professionelle Lerngemeinschaften Bei den Professionellen Lerngemeinschaften (PLG‘s) geht es nicht nur um Hilfe bei Problemen, sondern auch um Unterstützung beim Weiterlernen. Lehrkräfte begreifen sich als Lerner und zwar als solche, die auch voneinander lernen und die ihre Professionalität erhöhen wollen. Deshalb lautet der Begriff auch Professionelle Lerngemeinschaften. Seashore, Louis und Leathwood haben anhand empirischer Studien fünf Merkmale identifiziert, die zusammengenommen definieren, woran man eine gut arbeitende PLG erkennen kann: Gemeinsam geteilte Normen und pädagogische Vorstellungen Damit ist eine gemeinsame Sicht auf Kinder, Lernen, Lehren und Lehrkräfte sowie eine gemeinsame Wertschätzung von zwischenmenschlicher Verbundenheit und beruflicher Verpflichtung gemeint. Fokus auf Schülerlernen Die Lehrer bekennen sich zu einer kollektiven Verantwortung für das Lernen der Schüler. Die Konzentration aller Handlungen und Vorhaben auf die Lernförderung von Schülern ist eine „Kerncharakteristik“ von professionellen Lerngemeinschaften. Deprivatisierung der Praxis Die Unterrichtspraxis der Lehrer wird nicht als Privatsache angesehen, sondern offen und schulöffentlich diskutiert. Indem Lehrpersonen ihre berufsbedingte Unsicherheit teilen, lernen sie neue Wege kennen, über das zu reden, was sie tun. Zusammenarbeit/Kooperation In dem Maße, in dem die Schülerschaft sozial, ethnisch und kulturell heterogener wird und sich der gesellschaftliche Trend zum Individualismus durchsetzt, müssen die Handbuch – Gewaltprävention II Lehrpersonen stärker zusammenarbeiten. Nur wenn sie ihre Kompetenzen zusammenbringen und ihre Erfahrungen austauschen, sind sie in der Lage, die vielfältigen neuen Herausforderungen durch die Schülerschaft pädagogisch fruchtbar zu machen. Reflektierender Dialog Reflexion im Sinne eines Nachdenkens über das eigene Tun erhöht die Bewusstheit über das Handeln und seine Konsequenzen. Ohne Gegenspiegelung durch andere bleiben allerdings die eigenen blinden Flecken unerkannt. Deshalb ist ein stetiger Dialog mit Kollegen erforderlich, der die intellektuellen und sozialen Ansprüche reflektiert sowie die Inhalte und Methoden des Lehrens und Lernens. Dieser Dialog macht das Handeln professioneller. Professionelle Lerngemeinschaften sind arbeitsbezogene Gruppen von drei bis ca. 12 Lehrkräften. Es gehört zum Wesen einer PLG, dass Lehrpersonen sich auf Beispiele eigener, gelungener Unterrichtspraxis besinnen, die sie sich gegenseitig vorstellen und auf mutmaßliche Folgen für das Lernen der Schüler hin überprüfen. Ferner gehören u.a. dazu •gegenseitige Vertretung im Unterricht; •Anbahnung, Durchführung und Auswertung von Hospitationen; •Entwicklung und Austausch von Arbeitsmitteln; •Organisation und Auswertung von Schülerfeedback; •Führen und gemeinsames Auswerten von Lerntagebüchern; •Klärung und Überprüfung von Leistungsstandards; •Erstellen von Förderplänen; •Erfahrungsaustausch mit Kollegen/innen aus anderen Schulen. Hans-Günter Rolff: Gesundheitsförderung und Schulqualität. Kongress, 15./16.11.2004 in Dortmund. Manuskript des Vortrags, S. 8 f., Auszüge. 276 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . 2 S C H U L E N T W I C K L U N G , G U T E R U N T E R R I C H T, G U T E S C H U L E M8 Der „Sokratische Eid“ „Als Lehrer und Erzieher verpflichte ich mich, •die Eigenart eines jeden Kindes zu achten und gegen Jedermann zu verteidigen; •für seine körperliche und seelische Unversehrtheit einzustehen; • auf seine Regungen zu achten, ihm zuzuhören, es ernst zu nehmen; • zu allem, was ich seiner Person antue, seine Zustimmung zu suchen, wie ich es bei einem Erwachsenen täte; • das Gesetz seiner Entwicklung, soweit es erkennbar ist, zum Guten auszulegen und dem Kind zu ermöglichen, dieses Gesetz anzunehmen; •seine Anlagen herauszufordern und zu fördern; • es bereit zu machen, Verantwortung in der Gemeinschaft und für diese zu übernehmen; • ihm eine Vision von einer besseren Welt zu geben und die Zuversicht, dass sie erreichbar ist; • es Wahrhaftigkeit zu lehren, nicht die Wahrheit, denn „die ist bei Gott allein“. Lehrer,Eltern Damit verpflichte ich mich auch, • so gut ich kann, selber vorzuleben, wie man mit den Schwierigkeiten, den Anfechtungen und Chancen unserer Welt und mit den eigenen immer begrenzten Gaben, mit der eigenen immer gegebenen Schuld zurechtkommt; • nach meinen Kräften dafür zu sorgen, dass die kommende Generation eine Welt vorfindet, in der es sich zu leben lohnt und in der die ererbten Lasten und Schwierigkeiten nicht deren Ideen und Möglichkeiten erdrücken; • meine Überzeugungen und Taten öffentlich zu begründen, mich der Kritik – insbesondere der Betroffenen und Sachkundigen – auszusetzen, meine Urteile gewissenhaft zu prüfen; • mich dann jedoch allen Personen und Verhältnissen zu widersetzen – dem Druck der öffentlichen Meinung, dem Verbandsinteresse, dem Beamtenstatus, der Dienstvorschrift –, wenn diese meine hier bekundeten Vorsätze behindern. Ich bekräftige diese Verpflichtung durch die Bereitschaft, mich jederzeit an den in ihr enthaltenen Maßstäben messen zu lassen.“ Hentig, Hartmut von: Die Schule neu denken. München u. Wien 1993, S. 258-259. www.uni-bielefeld.de/LS/laborschule_neu/dieschule_hentig_eid.html Handbuch – Gewaltprävention II 277 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . L E R N F E L D E R U N D A N SAT Z P U N K T E Lehrer,Eltern M9 Merkmale guten Unterrichts Klare Strukturierung des Unterrichts Merkmale ineffektiver Klassenführung • Häufiges wirkungsloses Ermahnen und Androhen von Bestrafung (folgenlose „Endlosschleifen“); Hoher Anteil echter Lernzeit • hoher Zeitbedarf für disziplinarische Handlungen; •mehrere hintereinander geschaltete und inkonsistente Maßnahmen pro „Fall“ („Nachfassen“); Lernförderliches Klima Inhaltliche Klarheit • sprunghaftes Ausprobieren verschiedener Maßnahmen; Sinnstiftendes Kommunizieren • Nicht-Durchhalten strafender Maßnahmen („Zurückstecken“); Methodenvielfalt • häufiges unmotiviertes Abbrechen von Konflikten. Individuelles Fördern Gert Lohmann: Mit Schülern klarkommen. Professioneller Umgang mit Unterrichtsstörung und Diziplinkonflikten. Berlin 2003, S. 22. Intelligentes Üben Transparente Leistungserwartungen Vorbereitete Umgebung Vgl. Hilbert Meyer: Zehn Merkmale guten Unterrichts. In: Wolfgang Endres (Hrsg.): Lernen lernen – Wie stricken ohne Wolle? 13 Experten streiten über Konzepte und Modelle zur Lernmethodik. Weinheim und Basel 2007, S. 168 f. Handbuch – Gewaltprävention II Arbeitshinweise •Welche Kriterien sind Ihnen besonders wichtig? •Was fehlt Ihnen in der Auflistung? •In welchem Bereich sind Sie besonders stark? •Wo sollten Sie sich noch entwickeln? •Welche konkreten Schritte könnten Sie in der nächsten Woche unternehmen? •Wie könnten andere von Ihren Stärken profitieren? 278 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . 2 S C H U L E N T W I C K L U N G , G U T E R U N T E R R I C H T, G U T E S C H U L E M10 Grundsätze des Unterrichts Was sollte wie gelehrt werden? Das Curriculum, die Unterrichtsmethoden und das gesamte Schulklima sollten die Prinzipien der Gleichberechtigung der Geschlechter, der Menschenrechte und der Gewaltfreiheit veranschaulichen, lehren und bestärken und gleichzeitig die Fähigkeiten zur Umsetzung dieser Prinzipien im Alltag an die Hand geben. Ebenso sollte die Resilienz der Kinder gestärkt werden, damit sie mit Gewalt umgehen bzw. sie bewältigen können, wenn sie aufgetreten ist. Traditioneller Weise sind Curricula stark inhaltsbezogen (was), schenken jedoch Lernund Prozesskompetenzen (wie), z.B. Recherche-, Problemlösungs- und Entscheidungsfähigkeit weniger Beachtung. Zunehmend wird jedoch erkannt, dass es in einer sich rasant verändernden Welt notwendig ist, Kindern das Wie konstruktiven menschlichen Verhaltens beizubringen, damit sie sich selbst und andere vor Schaden schützen können. Diese Art der Erziehung wird häufig als Bildung zur Erlangung lebenspraktischer Fähigkeiten („life skills-based education“) bezeichnet. Eine solche Bildung sollte Teil eines größeren Bildungszusammenhangs sein, welcher die Prinzipien der Geschlechtergerechtigkeit, der Menschenrechte und der Gewaltfreiheit aufgreift, ihr Entstehen und Möglichkeiten ihrer praktischen Umsetzung behandelt. Ein solcher Bildungsprozess kann sehr persönliche und sensible Bereiche einschließen, die mit der Einzigartigkeit eines jeden Kindes, wie seinem familiären Hintergrund oder religiösen und kulturellen Traditionen zusammenhängen. Zu den sensiblen Bereichen zählen auch im Zusammenhang mit und in Anwesenheit von Kindern vormals tabuisierte Themen. Der Umgang mit solchen Fragen erfordert die Entwicklung entsprechender Curricula und angemessener Unterrichtsmethoden. Handbuch – Gewaltprävention II Lehrer,Eltern Von 1998 bis 2004 erarbeiteten der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung und die UNESCO gemeinsam das „Manual on Rights-based Education: Global Human Rights Requirements Made Simple“. Dieses beinhaltet, dass Kinder sowohl ein Recht auf Bildung, als auch Rechte im Bildungsprozess haben. Damit wird die Verpflichtung der Schulen verdeutlicht, die Rechte ihrer Schüler zu schützen sowie ihnen Respekt vor den Rechten anderer beizubringen. Der auf Rechte bezogene Bildungsansatz macht Bildung zum Fundament einer langfristigen Kampagne gegen alle Arten von Gewalt, einschließlich Gewalt gegen Kinder. Denn die größte Hoffnung für eine Zukunft ohne Gewalt sind Kinder, die in Schulen ohne Gewalt zur Gewaltlosigkeit und zum Respekt gegenüber den Rechten des Anderen erzogen werden. Paulo Sergio Pinheiro: World report on Violence against Children. United Nation Secretary Generals Study. Genvea 2006, S. 150 f. (Original in englisch, Übersetzung: Amos Heuss). www.violencestudy.org/a553 279 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . L E R N F E L D E R U N D A N SAT Z P U N K T E Lehrer,Eltern M11 Sich auf den Weg machen Sich gemeinsam auf den Weg machen: •Wo stehen wir? Wo liegen unsere Stärken und Verbesserungsbereiche? • Wo wollen wir hin? Auf welche Ziele verständigen wir uns? • Wie können wir unsere Ziele erreichen? Welche Maßnahmen vereinbaren wir? • Wie stellen wir am Ende der Maßnahmen fest, dass wir erfolgreich waren? Regelmäßige Reflexionen •Wo befinden wir uns momentan? Wo waren wir erfolgreich? •Wo haben wir uns unter Umständen übernommen? Welche Voraussetzungen müssen wir schaffen, um Hindernisse zu überwinden? •Welche Ressourcen (Qualifizierung, Arbeitszeit, Unterstützung) benötigen wir? • Was wollen wir in welchem Zeitraum verändern? Jährliche Bilanzierung Folgende Fragestellungen sind für die Schulleitung im Rahmen der jährlichen Bilanzierung des Schulentwicklungsprozesses von Bedeutung: • Wo stehen wir momentan? Welche Ziele haben wir erreicht, welche nicht? •Steht der Qualitätsbereich „Lernen und Lehren“ im Zentrum unserer Qualitätsentwicklung? • Welche Ergebnisse haben wir im Unterricht unserer Lerngruppen erreicht? Welche Ergebnisse sollten wir erreichen? • Welche Stärken haben wir entwickelt? • Wie zufrieden sind die Beteiligten mit der Schule? •Passen unsere Ziele (noch) zu unserem Leitbild? •Wann evaluieren wir wieder unser Schulprogramm? •Wann legen wir erneut Rechenschaft ab? Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.): Der Orientierungsrahmen Schulqualität in Niedersachsen. Hannover 2006. www.mk.niedersachsen.de Handbuch – Gewaltprävention II 280 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . 2 S C H U L E N T W I C K L U N G , G U T E R U N T E R R I C H T, G U T E S C H U L E M12 Was ist eine gute Schule? Was macht eine gute Schule aus? Beantwortet im Internet von Darko am 11. Mai 2007 09:45: •Den Einzelnen gerecht werden; •Individuelle Förderung und Herausforderung; •Individuelle Zuwendung, Betreuung; •Individualisierung des Lernens; •Förderung/Integration; •Feed Back, Lernbegleitung, Leistungsbewertung; •„Das andere Lernen“; •Erziehender Unterricht, Wissensvermittlung, Bildung; •Lernen in Sinnzusammenhängen/Erfahrungsorientierung; •Selbstverantwortetes, selbsttätiges Lernen; •Freude am Lernen und Gestalten; •Differenzierung; •Qualitätskriterien für Bewertung und Präsentation von Leistungen; •Schule als Gemeinschaft – Demokratie lernen und leben; •Achtungsvoller Umgang/Schulklima; •Schule als Lebens- und Erfahrungsraum; •Schule als demokratische Gemeinschaft und Ort der Bewährung; •Öffnung der Schule/Teilhabe an der Gesellschaft; •Schule als lernende Institution – Reformen „von innen“ und „von unten“; •Schulprofil und Schulentwicklung; •Arbeitsklima und Organisation; •Evaluation; •Fortbildung. www.gutefrage.net/frage/was-macht-eine-gute-schule-aus Handbuch – Gewaltprävention II Lehrer,Eltern Was ist eine gute Schule für mein Kind? • Was lernen Schülerinnen und Schüler an dieser Schule? • Wie lernen Schülerinnen und Schüler an dieser Schule? • Hat die Schule ein Schulprogramm? • Arbeiten die Lehrer im Team? Tauschen sie sich regelmäßig aus? • Bildet sich das Kollegium systematisch fort? • Arbeitet die Schule mit anderen Partnern zusammen? • Bewertet die Schule regelmäßig die Qualität der pädagogischen Arbeit? • Werden die Schüler, Eltern und „Abnehmer“ der Schule regelmäßig nach ihrer Zufriedenheit mit der Schule gefragt? • Bezieht die Schulleitung das Lehrerkollegium, die Schüler und Eltern in Entscheidungen und Planungen ein? • Fördert die Schule die aktive Elternarbeit? Bertelsmann Stiftung 2002. Merkmale guter Schulen •Orientierung an hohen, allen bekannten fachlichen und überfachlichen Leistungsstandards: positive Leistungserwartungen und intellektuelle Herausforderung. • Hohe Wertschätzung von Wissen und Kreativität. • Mitsprache und Verantwortungsübernahme durch Schülerinnen und Schüler. • Wertschätzende Beziehungen zwischen Leitung, Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern. • Aushandlung und konsequente Handhabung von Regeln: Berechenbarkeit des Verhaltens. • Reichhaltiges Schulleben und vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler. • Eine kooperative, aber deutlich wahrgenommene und zielbewusste Schulleitung. • Zusammenarbeit und Konsens im Kollegium. • Einbeziehung der Eltern. • Schulinterne Lehrerfortbildung. Peter Posch/Herbert Altrichter: Schulqualität. Merkmale schulischer Qualität in der Perspektive verschiedener Bezugsgruppen. BMUK, Wien 1999. 281 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . L E R N F E L D E R U N D A N SAT Z P U N K T E Lehrer,Eltern M13 Ideen für eine bessere Schule Bildungsplan für jeden Schüler Aus dem Zeugnis erfahren Schüler nur, in welchen Fächern sie besser oder schlechter sind als der Rest der Klasse. Wie sie effektiver lernen, steht dort nicht. Daher bin ich für einen individuellen Bildungsplan, der Stärken und Schwächen der Schüler auflistet und konkrete Schritte beschreibt – für Eltern und Schüler, aber auch für Lehrer. Ursula Walther, stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternbeirats. Die Großen helfen den Kleinen Wir sollten Oberstufenschüler dazu motivieren, dass sie ihren jüngeren Mitschülern Arbeitsgemeinschaften und Tutorien anbieten. Ob Nachhilfe, die Betreuung in der Mittagspause, eine Computer-AG oder Jazz-Dance, es ist doch besser, die Kompetenzen von Oberstufenschülern sinnvoll einzusetzen und ihre Vermittlungsfähigkeiten zu aktivieren, anstatt dass sie im Supermarkt jobben. Margarete Eisele-Becker, Direktorin des MargareteRothe-Gymnasiums in Hamburg. Schüler sagen ihre Meinung Schülerrückmeldungen sollen fester Bestandteil des Unterrichts werden. Unterricht ist nicht allein Lehrersache, denn Erfolg wie Misserfolg sind gemeinschaftliche Produkte. Deshalb sollte Selbstwahrnehmung mit Fremdwahrnehmung abgeglichen werden. Das ist gut für Lehrer. Sie erhalten Hinweise zur Wirkung ihres Unterrichts und Anerkennung oder Korrektursignale. Das ist gut für Schüler: Sie werden als Lerner und Mitgestalter ernst genommen und an der Entwicklung von Kriterien für guten Unterricht beteiligt. Die Lehrer als die wahren Bildungsexperten Verschlimmbesserung vermeiden! Schulverwaltungen, Politiker und auch wir Bildungsforscher neigen dazu, allgemeine Erkenntnisse über die „gute Schule“ als Patentrezepte auf jede Einzelschule zu übertragen. Dass Bildungsforscher einfach sagen können, wie es besser geht, ist ein verbreitetes Missverständnis. Die eigentlichen Experten für die Verbesserung des Unterrichts sind die Lehrer. Die Stärke der Wissenschaft ist umgekehrt, die Auswirkungen von Ideen objektiver zu messen. Deshalb sollten sich Pädagogen und Forscher die Arbeit anders teilen: In den Schulen probieren die Pädagogen systematisch neue Formen des Unterrichts aus, die Forscher begleiten diese Experimente durch Evaluation. Kai S. Cortina, Lernpsychologe an der Universität von Michigan/USA. Das sauberste Klassenzimmer Die Schulleitung könnte jedes Halbjahr einen Wettbewerb um den saubersten Klassenraum ausrichten. Ich als Hausmeister bekomme ja ganz genau mit, welche Klassen ordentlich aussehen und welche nicht. Die Siegerklasse könnte in der Schülerzeitung stehen und einen Preis gewinnen, zum Beispiel einen Kinobesuch. Frank Oerzen, Hausmeister am Hamburger Gymnasium Johanneum. Zehn Ideen für eine Bessere Schule. In: Die Zeit, 8.7.2004, S. 67, Auszüge. Peter Daschner, Direktor des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg. Handbuch – Gewaltprävention II 282 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . 2 S C H U L E N T W I C K L U N G , G U T E R U N T E R R I C H T, G U T E S C H U L E M14 Schulinspektion Die Berufsbildenden Schulen Anne-Marie Tausch in Wolfsburg haben sich einer Schulinspektion unterzogen und dabei ein außergewöhnlich gutes Ergebnis erreicht. Neben Einsichtnahmen in den Unterricht von 2/3 der Lehrkräfte wurden umfangreiche Schuldokumente ausgewertet und ausführliche Interviews mit der Schulleitung, den Funktionsträgern, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern, Eltern, sonstigen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Partnern der beruflichen Bildung geführt. Alle 16 Kriterien des Qualitätsprofils lagen im positiven Bereich! Auszüge aus dem Inspektionsbericht: Fokussiert auf Eigenschaften, ergibt sich für die Inspektion folgendes Bild der Anne-Marie Tausch Schule: •Die Schule ist wertebewusst. Die Diskussion und das Ergebnis der Namensgebung in Zusammenhang mit dem Leitbild haben alle Mitglieder der Schulgemeinschaft auf ein humanistisches Menschenbild verpflichtet. •Die Arbeit der Schule zeichnet sich aus durch Zuverlässigkeit, Qualitätsorientierung, Teambezogenheit. •Die Schule ist anspruchsvoll. Qualitätsbewusst bedeutet hier auch, den Schülerinnen und Schülern eine optimale Ausbildung mitzugeben und zwar bezogen auf alle in den Plänen beschriebenen Kompetenzebenen. Dazu bemüht man sich, den Unterricht modern und attraktiv zu gestalten und ist dabei immer auf der Suche, wie man es noch besser machen kann. •Die Schule ist offen. Die Schulleitung – und insbesondere der Schulleiter – haben nicht nur im bildlichen Sinne immer eine offene Tür. Gute Anregungen werden aufgegriffen, und die Möglichkeiten zur Unterstützung werden ausgeschöpft. Auch das Kollegium Handbuch – Gewaltprävention II Lehrer,Eltern ist – unterstützt von der Fortbildungsbeauftragten – immer offen für neue fachliche und pädagogische Entwicklungen. •Diese Offenheit überträgt sich auch auf die Schülerinnen und Schüler. Die Schülervertretung regt an und ist offen für Anregungen, die Arbeitsbedingungen für die Schülerinnen und Schüler zu verbessern und Menschen, die in Notlagen geraten sind, zu helfen. •Ein Verbesserungsbereich ist die Förderung nicht nur der leistungsschwächeren, sondern auch der leistungsstarken Schülerinnen und Schüler. Daneben ist die Beteiligung an der Schulentwicklung sowohl der Ausbildungspartner als auch der Schülerinnen und Schüler bisher eher gering entwickelt. •Die vorhandene Kompetenz sowohl in fachlicher Hinsicht als auch im Hinblick auf die Entwicklungs- und Qualitätsfähigkeit (Change Management) eröffnet der Schule die Möglichkeit, sich als Kompetenzzentrum in der Region zu positionieren. Verbesserungsmöglichkeiten: •Im Unterricht könnte noch mehr auf die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler eingegangen werden. •Es gibt noch kein Konzept zur Medienerziehung, das in den Unterricht integriert ist. •Die Schule sollte mehr Kontakte auf internationaler Ebene herstellen. www.bbs-anne-marie-tausch.de/html/start1.htm (Auszüge) 283 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V. 3 . L E R N F E L D E R U N D A N SAT Z P U N K T E Lehrer,Eltern M15 Mit Bildung gegen Gewalt Maßstäbe für Bildung 1.Abscheu und Abwehr von Unmenschlichkeit Wir wehren uns gegen das Unmenschliche, das wir in aller Regel sofort erkennen. Das Unmenschliche kommt vom Menschen. Das Unmenschliche ist schlecht, das Menschliche darum noch nicht gut. Es gibt keinen sicheren Maßstab für „Menschlichkeit“ – außer in der Verneinung der Unmenschlichkeit. 2. Die Wahrnehmung von Glück Wo keine Freude ist, ist auch keine Bildung, und Freude ist der alltägliche Abglanz des Glücks. Hat der Vorgang, den wir Bildung nennen wollen, einem Menschen keinen Grund, keinen Anlaß, keine Fähigkeit zur Freude gegeben, war er verfehlt. Bildung soll Glücksmöglichkeiten eröffnen, Glücksempfänglichkeit, eine Verantwortung für das eigene Glück. 3. Die Fähigkeit und der Wille, sich zu verständigen Verständigung ist eine hohe Kunst … Und doch genügt eine solche Verständigungskunst mit allem, was zu ihr gehört nicht – eine geübte Sprache und Diplomatie, dialogische Kultur und runder Tisch, Gruppendynamik und Gemeinwesenarbeit –, es muss der Wille zur Verständigung vorhanden sein. Ein Entwicklungs- und Bildungsgang, der nicht erreicht hat, dass man die Verständigung aktiv und unaufdringlich sucht, wäre wieder einmal „fehlgeschlagen“. 4. Ein Bewusstsein von der Geschichtlichkeit der eigenen Existenz Geschichtlichkeit ist ein Bewusstsein von uns vererbten allgemeinen Zwecken wie der Aufrechterhaltung des Friedens oder der Verwirklichung der res publica, der Vervollkommung der Gerechtigkeit, der Sozialpflichtigkeit des Eigentums, der Befreiung Handbuch – Gewaltprävention II des Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, der Solidarität mit den Geplagten, Verfolgten, Vernachlässigten in der Welt. 5. Wachheit für letzte Fragen Wir können nicht aufhören, sie zu stellen: Warum bin ich? Warum bin ich ich? Bin ich frei, von jenem Plan abzuweichen? Wohin führt das alles? Was kommt danach? Der Mensch muss sich mit diesen Fragen auseinandersetzen. Sie geben ihm ein Bewusstsein von der Grenze der menschlichen Vernunft und nötigen zugleich zu deren äußerster Anstrengung. 6.Die Bereitschaft zur Selbstverantwortung Selbstverantwortung bedeutet Rechenschaft geben, also jemandem Rede und Antwort stehen. Ich schulde meinen Mitbürgern Rechenschaft nicht für alles, aber für alles, was auch sie betrifft. Und ich bin insofern für mich verantwortlich. Darum ist eine Bildung, die nicht zur Politik führt, mich also nicht zur Wahrnehmung meiner Rolle – oder Verantwortung – im Gemeinwesen angeleitet und befähigt hat, eben keine „Bildung“. Gemeint sind die Befähigung zur Prüfung, Erörterung, Beratung, Beurteilung politischer Sachverhalte und die daraus folgenden Entscheidung. Dazu gehört auch die Tapferkeit gegenüber den Freunden, die Zivilcourage gegenüber den Vielen, den Oberen und Stärkeren. Hartmut von Hentig: Bildung. München/Wien 1996, S. 78 ff., Auszüge. 284 ©2010, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. – WSD Pro Child e.V.