Durchfall und Erbrechen

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Durchfall und Erbrechen
Durchfall und Erbrechen
Ihr Kind leidet an einer Durchfallerkrankung. Diese ist in der Regel selbstheilend. Damit es
schnell wieder gesund wird, möchten wir Ihnen einige Informationen geben, die Ihnen bei der
Behandlung zu Hause helfen sollen.
Die Magen-Darm-Infektion gehört zu den häufigsten Erkrankungen im Kindesalter. Sie
meist akut ohne Vorankündigung.
Der Stuhl verändert sich in Geruch und Farbe. Er ist flüssiger und die Stuhlfrequenz ist erhöht.
Fieber kann auftreten. Oft kommen Bauchschmerzen dazu. Ursache sind oft Infektionen durch
Viren (z.B. Rota- und Noro-Viren), seltener Bakterien (z.B. Salmonellen, Camphylobacter u.a.),
Parasiten (z.B. Lamblien) oder Lebensmittelvergiftungen durch Staphylokokken.
Bei chronischen Durchfällen (über drei Wochen Dauer) muss eine weitergehende Abklärung
erfolgen, da auch andere Ursachen selten möglich sind.
Was passiert beim Durchfall?
Durch die Erreger und deren Eindringen in die Darmwand sowie der Produktion von Toxinen
werden die Oberflächenstrukturen des Darmes geschädigt. Dadurch wird der Zucker- und Salztransport im Darm gestört. Wasser und weitere Salze werden dem Körper entzogen und in den
Darm abgegeben, der Stuhl wird dünn. Diese Wasser- und Salzverluste bilden das Hauptproblem. Je jünger das Kind ist, umso geringer sind seine Wasserreserven. Wenn es zu heftigen
Durchfällen kommt, besteht die Gefahr einer „Austrocknung“.
Flüssigkeitsverlust beim Kind
Zunächst ist es wichtig, das genaue Gewicht seines Kindes vor der Erkrankung zu wissen.
Beim leichten Flüssigkeitsverlust haben die Kinder maximal fünf Prozent des Körpergewichtes
(bei 10 kg = 500g) verloren. Sie sind wach, durstig, unruhig. Die Atmung ist normal. Bei noch
offener Fontanelle liegt diese im normalen Kopfniveau. Die Schleimhäute sind feucht und die
Urinproduktion ist normal. Die Elastizität der Haut ist ebenfalls normal.
Beim mittelschweren Flüssigkeitsverlust haben die Kinder fünf bis zehn Prozent des Körpergewichtes verloren. Sie sind unruhig oder fühlen sich schlapp. Die Atmung vertieft sich. Die Fontanelle ist leicht eingesunken. Die Hautfalten am Bauch verstreichen nur langsam. Die Schleimhäute sind trocken und der Körper spart Flüssigkeit, indem er die Urinproduktion herabsetzt.
Beim schweren Flüssigkeitsverlust beträgt der Gewichtsverlust über zehn Prozent. Die Kinder
sind kaltschweißig und apathisch. Das Herz schlägt schnell, die Atmung ist tief und schnell. Die
Schleimhäute sind ausgetrocknet und die Urinproduktion ist eingestellt. Diese Kinder bedürfen in jedem Fall einer stationären Therapie im Krankenhaus, da sie schwer erkrankt sind
und die Flüssigkeitszufuhr über die Vene erfolgen muss.
Diagnostik:
• Meist ist die klinische Untersuchung durch den Arzt ausreichend.
• Bei unkomplizierten Fällen ist eine Stuhluntersuchung meist entbehrlich. Eine Diagnostik
erfolgt nur bei längerem Verlauf oder aus seuchenhygienischen Gründen. Dies führt dann
zwar nur selten zu einer spezifischen Therapie.
• Nur bei komplizierten Fällen ist eine Blutuntersuchung notwendig.
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Therapie:
1. Ernährung/Flüssigkeit:
Im Vordergrund steht, dass Kind ausreichend mit Flüssigkeit und Elektrolyten zu versorgen, um
eine Austrocknung zu verhindern bzw. auszugleichen. Essen muss Ihr Kind nicht unbedingt. Bei
Zeichen der Austrocknung ist es besser in den ersten vier bis sechs Stunden nichts zu essen.
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Wichtig ist, dem Kind die durch Durchfall und Erbrechen entstanden Flüssigkeitsverluste
laufend zu ersetzen (50-100 ml Flüssigkeit je Stuhlgang) und zusätzlich den normalen
Flüssigkeitsbedarf zu decken.
Hat Ihr Kind bereits einen Flüssigkeitsverlust? Schätzen Sie Ihn ab (s.o.). Ersetzen sie die
geschätzte Menge in kleinen Portionen innerhalb von drei bis vier Stunden.
Gestillte Säuglinge weiter stillen. Die stillende Mutter sollte in diesem Fall mehr als sonst
trinken und dem Kind zusätzlich Tee oder für Säuglinge geeignetes Mineralwasser anbieten.
Bei flaschenernährten Säuglingen sollte die gewohnte Milchnahrung ebenfalls weiter gefüttert werden. Spezialnahrungen zeigen keinen Vorteil.
Kleinkinder können rasch auf eine altersentsprechende Kost umgestellt werden, beginnend
mit Nahrungsmitteln wie Brot mit Aufstrich, Nudeln-, Kartoffel- oder Reisgerichte, Haferoder Grießbrei, Salzstangen, Suppen (Kartoffelsuppe, Möhrensuppe). Später kann auf Normalkost mit normalem Fettgehalt übergegangen werden. Säfte mit hohem Fruktose-, Saccharose- oder Sorbitanteil (z.B. Apfelsaft, Birnensaft) sollten vermieden werden.
Medikamente:
• Keine Durchfallhemmer verabreichen, da die Selbstreinigungskraft des Darmes unterbunden
wird und kein positiver Effekt auf die Krankheitsdauer zu erwarten ist.
• Medikamente zum Wiederherstellen der natürlichen Magen-Darm-Flora zeigen nur minimale Effekte und müssen nicht gegeben werden.
• Elektrolytlösungen wie Oralpädon oder GES helfen, den Elektrolytverlust auszugleichen
und verbessern die Flüssigkeitsaufnahme. Leider schmecken Sie durch den hohen Salz- und
Zuckeranteil unangenehm und werden von den Kindern oft verweigert.
• Erbricht das Kind häufiger, so ist ein Medikament notwendig, um die notwendige Flüssigkeitsaufnahme zu gewährleisten. (z.B. Emesan oder Vomacur). In 95% sistiert das Erbrechen schon nach dem ersten Zäpfchen.
Wann Sie mit Ihrem Kind erneut zum Arzt müssen:
• Wenn die Durchfälle sehr stark sind oder mehr als zwei Wochen andauern
• Wenn die Stühle blutig sind
• Bei hohem Fieber und Apathie
• Bei Durchfällen nach einer Auslandsreise
• Frühzeitig, wegen der Austrocknungsgefahr, wenn Säuglinge betroffen sind
• Wenn Ihr Kind nicht genug trinkt oder jedes Mal bricht, wenn es trinkt
• Bei Zeichen der Austrocknung
Bei schweren Lebensmittelvergiftungen, Zeichen von Austrocknung und schlechtem Allgemeinzustand und wenn andere schwere Erkrankungen vorliegen, kann eine Krankenhauseinweisung notwendig sein. Notwendig ist dann meistens eine Infusion, welche die verlorengegangene Flüssigkeit ersetzt. Blutentnahmen sind notwendig um Austrocknungsgrad,
Elektrolytverluste und Entzündungszeichen zu kontrollieren.
Achtung:
Cola ist als Getränk in der akuten Situation ungeeignet, da durch das Koffein dem Körper
über die Nieren Wasser entzogen wird und somit das Flüssigkeitsdefizit verschlimmert wird.
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Zusätzlich wird die Darmwand durch den hohen Zuckergehalt zusätzlich geschädigt und
dem Körper geht weitere Flüssigkeit geht verloren. Auch enthält Cola kaum die wichtigen
Elektrolyte Kalium und Natrium. Es sollte eher stark mit Wasser verdünnte Limonade als
Geschmacksverbesserer eingesetzt werden.
Wir raten auch von selbst hergestellten Elektrolytlösungen ab, da beim Anmischen oft Fehler
passieren.
Vorbeugung:
Die Erreger werden durch Speichel oder Stuhl (fäkal-oral) übertragen, Ansteckungen innerhalb
der Familie sind deshalb häufig. Allgemeine Maßnahmen um die Ansteckung weiterer Familienmitglieder zu verhindern:
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Gründliches Händewaschen vor und nach den Mahlzeiten, dem Toilettengang und dem Wickeln des Kindes.
Sauger und Schnuller kranker Kinder immer getrennt von denen gesunder Kinder aufbewahren/benutzen.
Bei älteren Kindern: Desinfektion der Toilette nach dem Stuhlgang.
Für Säuglinge unter 6 Monaten stehen zwei Schluckimpfstoffe gegen Rotaviren zur Verfügung
Wir wünschen Ihrem Kind gute Besserung.