Abgaben an den Kult und `symbolisches Kapital` - Hu

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Abgaben an den Kult und `symbolisches Kapital` - Hu
Abgaben an den Kult und ‘symbolisches Kapital’
in der mykenischen Palastkultur1
D IAMANTIS PANAGIOTOPOULOS
Mit der Herausbildung komplexerer sozialer und
Vorderen Orients zu untersuchen. Das mykenische
politischer Strukturen im späten 4. Jt. v. Chr. ent-
Griechenland, worum es hier geht, zeigt zwar ein
stand die Notwendigkeit einer gesicherten wirt-
hochkulturelles Profil, manifestiert sich allerdings in
schaftlichen Grundlage des Kultes. Die Verwaltung,
politischen, religiösen und ökonomischen Institutio-
Instandhaltung und Finanzierung von Tempeln und
nen, die ein wesentlich kleineres Format als die der
Heiligtümern wurde zu einer sehr komplizierten und
zeitgleichen orientalischen Staaten hatten. Der Sinn
ernsthaften Angelegenheit, um nur Gesten der per-
meines Ansatzes ist daher weniger, die hier präsen-
sönlichen Pietät überlassen werden zu können. Die
tierte bunte Palette von Zeugnissen bloß mit einem
Institutionalisierung der Religion führte daher zu
weiteren Fallbeispiel zu bereichern, sondern viel-
einer besonderen Spannung und – unter bestimm-
mehr, einen Beitrag zur Methodik des Work-
ten historischen Rahmenbedingungen – zu einem
shopsthemas zu leisten. Denn es kann kein Zweifel
krassen Widerspruch zwischen den materiellen und
daran bestehen, dass die hier behandelten Konzep-
transzendentalen Komponenten des Glaubens. Die
te ‘symbolisches Kapital’ und ‘zeremonieller Kreis-
historischen, sozialen, ethischen und religionsge-
lauf von Prestige-Objekten’ eine übergreifende
schichtlichen Aspekte der Verflechtung zwischen
methodische Tragweite haben können, weil sie sich
Religion und Ökonomie waren in der Vergangenheit
eigentlich viel effektiver in anderen Kulturbereichen
Gegenstand lebhafter Diskurse, die heute noch an
mit einer viel vorteilhafteren Überlieferungslage
Virulenz kaum eingebüßt haben. Was eine neue Aus-
anwenden lassen.2
einandersetzung mit dem Thema legitimiert und
auch in der Zukunft legitimieren wird, ist nicht
nur die Fülle und Diversität der relevanten Quellen,
1. Methodische Vorüberlegungen
sondern – und vor allem – der ständige Perspektivenwechsel unserer Gesellschaft und der wissen-
Beginnen wir mit einer Vorbemerkung zur Methodik:
schaftlichen Forschung. Durch einen neuen Blick-
Wie lässt sich die Verflechtung des Ökonomischen
winkel lassen sich immer wieder neue Seiten des
mit dem Religiösen in einer Kultur mit geringen oder
komplexen historischen Geschehens beleuchten
gar keinen schriftlichen Zeugnissen archäologisch
und dadurch neue Erkenntnisse gewinnen. Längst
fassen? Dies ist zweifellos eine sehr knifflige Ange-
bekannte historische Phänomene in ein neues Licht
legenheit. Als Paradebeispiel für die Aussagekraft
zu stellen, ist auch das Ziel dieses Beitrags. Dabei
der stummen archäologischen Zeugnisse gilt die
handelt es sich um einen aus quellenhistorischer
Ausgrabung eines Baukomplexes in Kition auf
Hinsicht eher bescheidenen Versuch, den Nexus zwi-
Zypern, der um 1200 v. Chr. datiert.3 Direkt neben
schen religiösen und ökonomischen Strukturen am
dem Tempel und dem Temenos einer Kultanlage und
Fallbeispiel eines Randgebiets der Großstaaten des
in direkter Verbindung zu ihnen lag ein Raum mit eindeutigen Spuren metallurgischer Aktivitäten. In die-
1 Vorliegender Beitrag ist Teil einer umfassenden Untersu-
sem Fall bot die unmittelbare räumliche Nähe zwi-
chung des Verfassers zu den Strukturen der mykenischen
schen kultischen und handwerklichen Bereichen
Palastwirtschaft, die durch ein Forschungsstipendium der
einen sehr klaren Hinweis – allerdings keinen Beleg
Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Den
Teilnehmern und insbesondere Martin Fitzenreiter und
2 Gemeint sind hier in erster Linie die orientalischen Groß-
Stefan Grunert bin ich für die spannenden Beiträge, die
reiche (insbesondere das ägyptische und assyrische) sowie
lebhaften Diskussionen und den echten interdisziplinären
Geist dieses Zusammentreffens sehr dankbar.
die klassisch-griechische, hellenistische und römische Welt.
3 Karageorghis 1976, 58-94.
IBAES VII • Das Heilige und die Ware
131
– auf die Verknüpfung zwischen Religion und
Wir müssen uns daher gezwungenermaßen an die
Geschäft. Hier liegt es wirklich nahe, zu vermuten,
mykenischen Palastzentren wenden, die in der Ägäis
dass die Metallwerkstatt unter der unmittelbaren
ab etwa 1400 v. Chr. die Minoer in ihrer Rolle als lei-
Kontrolle des Priestertums stand.4 Man würde aller-
tende Kultur und größte wirtschaftliche und politi-
dings gerne etwas mehr über die Organisation und
schen Macht ablösten. Mykenische Kultanlagen sind
den institutionellen Rahmen dieser Synergie wissen
zwar besser als die minoischen dokumentiert, lassen
wollen. Die spätbronzezeitliche Kultur Zyperns hat
sich allerdings aufgrund ihrer sehr bescheidenen
uns ein weiteres eindrucksvolles Zeugnis, geliefert,
Größe sowie ihrer architektonischen Gestaltung und
das eine spürbare Relevanz für unsere Problematik
Ausstattung kaum mit zeitgleichen ägyptischen oder
hat. Es handelt sich um die Bronzestatuette aus einer
orientalischen Tempeln vergleichen.8 Als wichtigste
Tempelanlage der Stadt Enkomi, den “Zyprischen
Quelle für die Rekonstruktion sozialer Strukturen und
Gott auf dem Kupferbarren”, der auf eine sehr präg-
Praktiken der mykenischen Reiche gilt daher die
nante Weise die Interdependenz zwischen dem Hei-
mykenische Linear B-Schrift, die vor etwa 50 Jahren
ligen und der Ware ins Bild setzte:5 Die Gottheit, ver-
entziffert wurde. Diese Frühform des Griechischen
mutlich als eine lokale Variante des syrischen Baal
gab uns interessante Einblicke in die Verwaltungs-
zu verstehen, steht auf einem Kupferbarren, also auf
organisation der mykenischen Paläste.9 Interessant,
dem Exportschlager der zyprischen Kultur in der
muss man hier betonen, nicht spannend oder spek-
Spätbronzezeit schlechthin, der die wirtschaftliche
takulär, da die Entzifferung unter den Fachleuten eine
Grundlage der Gesellschaft und sehr wahrscheinlich
zwiespältige Reaktion hervorrief. Es stellte sich näm-
des Tempels selbst bildete.6
lich heraus, dass sämtliche uns bekannte Täfelchen
(über 5700 in der Zahl) administrative Texte in einem
trockenen, bürokratischen Stil waren, ja nicht einmal
2. Quellenlage
richtige Texte, sondern in den meisten Fällen Verzeichnisse, die oft auf richtige Sätze verzichteten.
Wenn man von solchen Fällen einer unmittelbaren
Erschwerend kam hinzu, dass die Linear B-Täfelchen
räumlichen Nähe oder einer expliziten ikonographi-
den Zweck eines temporären ‘Zwischenspeichers’
schen Verbindung absieht, lässt sich die Verbindung
administrativer Informationen erfüllten.10 Sämtliche
zwischen dem Religiösen und dem Ökonomischen
Aufzeichnungen bezogen sich auf das ‘laufende’
ausschließlich mit Hilfe archäologischer Zeugnisse
administrative Jahr. Nach dem Ende des admini-
sehr schwer oder überhaupt nicht fassen. Unter die-
strativen Jahres wurden die nur luftgetrockneten
sen methodischen Vorbedingungen stellt sich nun
die Frage, was wir den ägäischen Kulturen der Bron-
7 Als wichtigstes Beispiel eines ‘selbständigen’ minoischen
zezeit im Hinblick auf das Heilige und die Ware ent-
Heiligtums gilt Symi-Viannou. Für seine minoischen Okku-
nehmen können? Der minoischen Kultur sicherlich
pationsphasen liegen uns bislang nur Vorberichte vor, s.
nicht viel. Wir haben in diesem Fall keine entzifferten Texte, ja nicht einmal große Tempelanlagen. Der
hierzu Lebessi u. a. 2004, 1 Anm. 1-2. Für eine weitere Ausnahme aus der späten Mittelbronzezeit, den ‘Tempel von
Anemospilia’, und seinen spektakulären, jedoch äußerst
architektonische Rahmen des Kultes auf Kreta ist dra-
schwierig zu interpretierenden Funden und Befunden s.
matisch schlecht dokumentiert, was die Vermutung
Sakellarakis – Sakellarakis 1997, 269 ff. Dieser äußerst
erlaubt, dass wir diesen negativen Befund nicht dem
schmalen Überlieferungslage ist es offensichtlich zu ver-
Zahn der Zeit, sondern der tatsächlichen Abwesen-
danken, dass die ökonomischen Grundlagen des minoi-
heit von frei stehenden Tempeln zu verdanken
haben. Was wir haben, sind nur Ausnahmebefunde,
schen Kultes bislang nur selten das Interesse der Forschung
auf sich gezogen haben, s. Pilali-Papasteriou 1987; Kyriakides 2001.
die uns kaum helfen können.7
8 Zu mykenischen Kultanlagen allgemein s. Kilian 1992;
4 Für eine eingehende Behandlung der ökonomischen Grund-
9 Zur mykenischen Linear B-Schrift s. zusammenfassend Heu-
lagen der Religion im bronzezeitlichen Zypern s. Knapp 1986.
beck 1966; Heubeck 1979; Hiller – Panagl 1986; Bartoněk
Albers 1994; Whittaker 1997; Albers 2001.
5 s. Karageorghis 2002, Abb. 192.
2003.
6 s. hierzu Knapp 1986, 1 f. 10 ff.; Knapp 1988, 144; Webb 1999,
10 Zum temporären Charakter der Linear B-Tontafeln s. Heu-
225. Man muss allerdings hier zugeben, dass diese nur eine
beck 1966, 10; Heubeck 1979, 46; Palaima 1995, 629 f.; ferner
der möglichen Deutungen der Statuette ist.
Driessen 1994-95, 244, der sie als pre-archives bezeichnet.
132
Panagiotopoulos • Abgaben an den Kult
und nicht gebrannten Täfelchen offensichtlich in
palatialen Budgets ausmachten.16 In weiteren Fällen
Wasser aufgeweicht und dadurch ‘gelöst’. Durch
werden schließlich die Vorbereitungen für oder die
diese schriftlichen Zeugnisse erfassen wir also die
Teilnahme an einem Kultfest festgehalten.17
mykenische Palastwirtschaft nur in einem Zeitpunkt,
und zwar nicht irgendeinem Zeitpunkt, sondern dem
Die enge und aus unserer Sicht nicht gerade leicht zu
Zeitpunkt ihres Todes.11 Die mykenologische For-
interpretierende Verflechtung der religiösen mit der
schung ist nach der ersten Enttäuschung an dieses
ökonomischen bzw. administrativen Sphäre zeigen
Material recht optimistisch herangegangen und hat
zwei weitere Beispiele. Bedienstete oder Handwerker
versucht, aus der Not eine Tugend zu machen. Die
des Palastes werden in manchen Fällen durch das
Täfelchen sind immerhin direkte schriftliche Quellen,
Adjektiv po-ti-ni-ja-we-jo/po-ti-ni-ja-we-ja (der Gott-
die ohne jegliche tendenziöse Eingriffe die palatia-
heit Potnia gehörig) näher spezifiziert.18 Diese
len Besitztümer, ökonomischen Ansprüche und
Bezeichnung macht eine direkte oder zumindest indi-
Handlungen mit pedantischer Akribie festhalten.
rekte Beziehung mit dem religiösen Bereich explizit.19
16 Zu diesem Schluss kommt Bendall 2001, bes. 449 f. nach
3. Rahmenbedingungen
einer quantifizierenden Analyse der in den Linear B-Texten
belegten Weihungen an mykenische Götter und Heiligtü-
Was für eine Rolle spielt der kultische Bereich in diesen trockenen administrativen Texten? Kultangele-
mer. Nach ihrer Auswertung scheinen die Paläste die Heiligtümer mit diversen Gütern zwar regelmäßig, allerdings
nicht in übermäßigen Mengen versorgt zu haben. Man muss
genheiten gehören zu den vorherrschenden Themen
jedoch hier anmerken, dass solch ein statistischer Ansatz
der Linear B-Bürokratie.12 Abgesehen von der nahe-
methodisch nicht unbedenklich ist, da antikes Wirtschaften
zu selbstverständlichen Existenz von Ländereien und
im Allgemeinen nicht quantifizierbar sein kann, s. Horster
Herden im Besitz von
Heiligtümern13
registrieren
viele Täfelchen die Lieferung von Abgaben an Götter bzw. Heiligtümer durch diverse Personen, Institutionen oder Lokalitäten; es geht um Rinder, Schafe, Schweine, Rationen an Getreide, Feigen, Wein,
2004, 4 mit Verweis auf Davies 1998, 244.
17 s. in erster Linie Palaima 2004; Weilhartner 2005, 227 ff.; ferner Killen 1992, 365 ff.; Killen 1999, 332. 333 f.; Killen 2001.
Zu einer übersichtlichen Darstellung der archäologischen
Quellen zu mykenischen Festen bzw. kultischen Staatsbanketten s. Wright 2004.
Käse, Honig, aber auch Prunkgegenstände, wie
18 Lupack 1998, 423; Lupack 1999, 27. Der genaue Charakter der
Goldgefäße, und Sklaven.14 All diese Produkte hat-
Potnia und insbesondere die Frage, ob sich dieses Theonym
ten zwar einen nicht unbeträchtlichen materiellen
Wert und in manchen Fällen mussten sie aus ferne-
auf nur eine oder mehrere Gottheiten bezieht, bleiben weiterhin problematisch, s. hierzu zuletzt Boëlle 2001; Boëlle
2003; Trümpy 2001; Jasink 2004; Maran – Stavrianopoulou
ren Regionen importiert werden.15 Doch scheint es,
2007, 291 f. Unverkennbar ist in den Linear B-Texten, dass
dass sie einen eher bescheidenen Teil des gesamten
die Potnia den rituellen Mittelpunkt einer Kultinstitution bildet, deren wirtschaftliche Organisation mit der des Palastes
11 Finley 1957-58, 132: “We can learn something about the
verglichen werden kann, s. hierzu Maran – Stavrianopoulou
Mycenaean economic structures at the time of their death”.
2007, 292, Anm. 65: “The oikos of potnia in Thebes seems
12 Bezeichnend für die unverkennbar starke Präsenz der kulti-
to have been not only a cult place, but also an economical
schen Sphäre in den Linear B-Texten sind die geäußerten
institution whose closest counterpart is to be found in the
Vermutungen von einer ‘Tempelwirtschaft’ (s. Palmer 1963,
95 ff. 137. 221. 229 f. 278. 280; Hiller 1982), die allerdings auf
keinen stichhaltigen Indizien fußen.
palace itself”; s. ferner Weilhartner 2005, 202 f. 229 f.
19 Von besonderem Interesse ist ferner in diesem Zusammenhang die Bezeichnung von 19 unter den insgesamt 304
13 Als Besitzer werden in den Täfelchen eigentlich Götter, Prie-
erwähnten pylischen Schmieden als “der Göttin Potnia
sterinnen oder sogar Bedienstete des Heiligtums (‘Sklaven’)
gehörig” (s. Lupack 1999, 27), was – wie im eingangs
erwähnt, s. Kyriakides 2001, 127. Die hier gemachten Anga-
erwähnten Fall des Tempels von Kitio – eine unmittelbare
ben über die Größe der von Heiligtümern kontrollierten Län-
Verknüpfung zwischen dem Kultbereich und der Metallpro-
dereien lassen sich leider nicht quantifizieren, s. hierzu auch
duktion nahe legt. Die unmittelbare räumliche Nähe von Kul-
u. Anm. 16.
träumen und Werkstätten bzw. ihre Unterbringung in ein
14 s. hierzu die umfassende Studie von Weilhartner 2005; fer-
und denselben Gebäudekomplex, die in Pylos, Mykene,
ner Hiller – Panagl 1986, 290 ff.; Lupack 1999; Bendall 2001.
Methana und Phylakopi archäologisch bezeugt ist, bieten
Zu den mykenischen Heiligtümern nach der Aussage der
weitere Hinweise auf eine enge Beziehung zwischen Religi-
Linear B-Texte s. Hiller 1981.
on und Produktionsprozessen, s. Lupack 1998, 424; Lupack
15 s. hierzu Lupack 1999, 26.
1999, 28 ff.
IBAES VII • Das Heilige und die Ware
133
Nun unterscheiden sich diese Arbeitskräfte kaum von
des Tempels hergestellt wurde bzw. sich im Besitz
den übrigen Bediensteten des Palastes, denn sie wer-
des Tempels befand. Wie der semasiologische
den vom Palast mit Nahrungsrationen oder Rohma-
Bezug dieser Metallmengen auf den Tempel zu ver-
terialien versorgt und – noch wichtiger – vom Ver-
stehen ist, bleibt allerdings im Fall des mykenischen
waltungssystem des Palastes administrativ erfasst.
Palastes von Pylos offen.
Aus anderen Täfelchen erfahren wir zwar, dass das
Kultpersonal auch eigene Werkstätten besaß.20 Aber
auch in diesem Fall bleibt für uns die Tatsache, dass
4. The heart of the matter
diese Angelegenheiten von der palatialen Administration überwacht werden,21 unverständlich. Die ein-
Versuchen wir nun die Aussagen der Linear B-Texte
zige denkbare Möglichkeit, um die häufige Erwäh-
in einen übergeordneten Zusammenhang zu stellen.
nung der von den Göttern bzw. Heiligtümern zuge-
Die Verbindung zwischen Religion und Palastöko-
wiesenen Arbeiter oder Werkstätten in einem rein
nomie bzw. -administration war in den mykenischen
palatialen administrativen Kontext zu erklären, ist die
Reichen so eng, dass man keine scharfe Linie zwi-
Vermutung, dass die Heiligtümer und ihre Besitztü-
schen den beiden Bereichen ziehen kann. Innerhalb
mer von der Palastverwaltung einverleibt worden
dieses komplexen institutionellen Geflechtes schei-
waren. Nur so lässt sich eine weitere interessante Tat-
nen die regelmäßigen Lieferungen von Personen,
sache verständlich machen, nämlich dass die Heilig-
Gruppen und Institutionen an den sakralen Bereich
tümer auch als rein ökonomische Zentren agierten,
eine wichtige Rolle gehabt zu haben. Man könnte
und zwar nicht nur für die eigene Instandhaltung und
zwar in diesem Fall einwenden, dass die Votivpraxis
Finanzierung, sondern auch im Rahmen einer Art
ein universales Phänomen ist, das nicht unbedingt
logistischer Unterstützung des Palastes.22
eine ökonomische Dimension gehabt haben muss.25
Hier kann man allerdings diese ökonomische Dimen-
Eine besondere Bedeutung in unserem Zusammen-
sion der Religion ganz konkret greifen, und zwar in
hang gewinnt das Täfelchen Jn 829 aus dem Palast
der Institutionalisierung dieser Gaben an die Gott-
von Pylos:23 Der allgemeine Sinn der den Text ein-
heit sowie in der peniblen Festlegung und Organi-
leitenden und für die mykenischen Verhältnisse
sation der Mengen der abgelieferten Waren und des
recht ausführlichen Anweisung ist klar: eine Reihe
Zeitpunktes der Lieferung. Es ist in unserem Zusam-
von mykenischen Funktionären soll eine durch das
menhang von entscheidender Bedeutung, dass sich
Adjektiv na-wi-jo näher konkretisierte Form von Erz
die Modalitäten der Lieferung von Gaben an Heilig-
zum Zweck der Herstellung von Speer und Lanzen-
tümer bzw. Götter zumindest auf der Ebene ihrer
spitzen abliefern. Das na-wi-jo ist gewissermaßen
bürokratischen Erfassung kaum von den normalen
ein semasiologisches Sorgenkind der mykenologi-
Abgabenleistungen an die palatiale Verwaltung
schen Forschung, und lässt sich vom Substantiv
unterscheiden.26 Ein großer Teil ersterer Abgaben ist
Die
nicht in einen sakralen Rahmen eingebunden: Die
zweite Deutung scheidet allerdings anhand einer
Lieferungen finden in zahlreichen Fällen nicht anläs-
Reihe von sprachwissenschaftlichen und sachlichen
slich eines Festes oder einer Kultzeremonie statt,
Argumenten aus. Wenn wir also davon ausgehen,
sondern stellen eine rein administrative Angelegen-
dass es sich hier tatsächlich um die Ablieferung von
heit profanen Charakters dar.27 Sie dienen offen-
‘Tempelerz’ handelt, gewinnen wir eine weitere sehr
sichtlich zur Deckung der alltäglichen materiellen
interessante Parallele zur zyprischen Tempelanlage
Bedürfnisse der Heiligtümer und des Kultpersonals.
von Kition, wo Metall unter der direkten Kontrolle
Die abgebenden Personen oder Kollektive gehen
‘Tempel’, oder ‘Boot’ bzw. ‘Schiff’
ableiten.24
hier eindeutig keine religiöse Pflicht, sondern einer
20 Lupack 1998, 423 f.; Lupack 1999, 27 f.
21 Wir können sie ja nur durch ihre Erwähnung in den palatialen Linear B-Täfelchen dokumentieren.
22 s. zu dieser Problematik Lupack 1999, 26 f.; ferner Hiller 1981,
116 f.; Antonelli 1995; Weilhartner 2005, 229 f.
23 Zu diesem Täfelchen s. zuletzt Milani 1998.
24 Aura Jorro 1985, 466: na-wi-jo.
134
Panagiotopoulos • Abgaben an den Kult
25 Umgekehrt stellt sich natürlich die Frage, ob es sich dabei
um einen ökonomischen Akt handelte, der in einen religiös
gefassten Rahmen eingebunden wurde.
26 Zu einer monographischen Behandlung des mykenischen
Besteuerungssystems s. Perna 2004.
27 Weilhartner 2005, 202, 227; ferner Lupack 1998, 423.
Abgabenverpflichtung ein.28 Trotz dieser zugegebenermaßen sehr lückenhaften Überlieferungslage
5. Der Glanz der Preziosen und ihre
symbolische Sinndimension
können wir also einige Schlüsse zur Beziehung zwischen Kult- und Wirtschaftsadministration der myke-
Für diese neuralgische Stelle des mykenischen Herr-
nischen Reiche ziehen, die über die bloße Feststel-
schaftssystems scheinen unter den diversen Gaben
lung dieser Interdependenz und der Symmetrie zwi-
an die Götter insbesondere die Prunkgegenstände
schen Steuer- und Kultabgaben hinausgehen. Die
eine ganz besondere Bedeutung gehabt zu haben.
bloße Tatsache, dass der Palast nicht nur Götter und
Die lassen sich in den Linear B-Texten zwar nicht mit
Heiligtümer versorgt, sondern sich auch für die Über-
der Häufigkeit anderer Opfergaben, dafür aber recht
stellung von Opfergaben Dritter an bestimmte Kult-
eindeutig dokumentieren.31 Das wichtigste Täfel-
orte zuständig fühlt, ist an sich bemerkenswert. Sie
chen in diesem Zusammenhang ist TN 316 aus Pylos,
lässt sich allerdings sehr gut im Kontext einer Ein-
das sich auf die Lieferung von kostbaren Gaben
verleibung der religiösen Sphäre in das Administra-
bezieht: Zu einem festlichen Anlass in Pylos werden
tionssystem des Palastes verstehen, die bereits
13 Goldgefäße und mindestens 11 Männer und Frau-
angesprochen wurde. Diese komplexe Verflechtung
en an verschiedene Heiligtümer gesandt.32 Die sakra-
der beiden Sphären lässt sich als ein offizieller, vom
le Praxis der Weihung von Gaben an Götter und Hei-
Von besonderer
ligtümer könnte sicherlich auch mit ökonomischen
Bedeutung in diesem institutionellen Rahmen ist die
Überlegungen verknüpft gewesen sein. Der regel-
Symmetrie zwischen Steuer- und Kultabgaben (enge
mäßige Fluss von kostbaren Gaben an Heiligtümer,
Entsprechungen, was ihren stofflichen Charakter
der an bestimmten Terminen des religiösen Festka-
und die Organisation der Lieferungen anbelangt). In
lenders verankert war, hat sicherlich ökonomisches
Zusammenhang mit einer der leitenden Fragestel-
Handeln durch die rege Produktion von Kostbarkei-
lungen dieses Workshops, könnte man natürlich hier
ten stimuliert. Die hohe und vielschichtige Signifi-
spekulieren, welche der beiden Abgabenformen als
kanz der hier registrierten Handlung wird uns aller-
erste institutionalisiert wurde. Waren die Kultabga-
dings erst im Kontext der bildlichen Überlieferung
ben im Prinzip eine ökonomische Handlung zur
deutlich. Aus allen vier großen mykenischen Palä-
Erhaltung der Heiligtümer und der Priesterschaft, die
sten (Mykene, Tiryns, Theben, Pylos) kennen wir Pro-
in einen passenden religiös gefassten Rahmen ein-
zessionen, die aus Gaben bringenden Figuren beste-
gebunden wurde? Oder entwickelten sich im Lauf der
hen. Sie zeichnen sich durch eine gewisse ‘Monu-
Zeit und zwar im Kontext religiöser Handlungsnor-
mentalität’
men als Nebeneffekt auch ökonomische Überlegun-
wandfüllendes Format mit fast lebensgroßen Figu-
gen? Das spärliche epigraphische und ikonographi-
ren und ein standardisiertes Darstellungsschema,
sche Material vermag uns in dieser Hinsicht keine
wonach die Prozessionsteilnehmer gravitätisch und
konkreten Antworten zu geben. Sehr wahrscheinlich
mit klaren Abständen nebeneinander aufgereiht
ist allerdings, dass die abhängige Bevölkerung die
sind.33 Zielort bzw. Abnehmer dieser kostbaren
Staat getragener Kult
verstehen.29
der
Aufführung
aus,
nämlich
ein
beiden Abgabeformen als sehr ähnlich zueinander
wahrnahm. Die Bauern leisteten Abgaben an den
30 Das hier gezeichnete historische Bild könnte noch komple-
Palast, der Palast an die Götter. Dadurch vollzog sich
xer und die Verflechtung zwischen Herrschaft und Religion
eine Umwandlung der Abgaben zu Opfergaben, die
noch enger gewesen sein, sollten die sehr plausiblen Ver-
für die Etablierung der Rechtfertigung der ökonomi-
mutungen von einer Vergöttlichung des mykenischen Herrschers zutreffen, s. hierzu Stavrianopoulou 1995. Diese
schen Ausbeutung der niederen Schichten notwen-
beruhen in erster Linie auf der häufigen Erwähnung des
dig war.30
mykenischen wanax (Königs) unter Göttern als Empfänger
von Opfergaben.
28 s. z. B. die knossischen Täfelchen der D-, Dl- und Dp-Serien,
Lupack 1998, 423; Lupack 1999, 26.
31 s. hierzu Weilhartner 2005, 225 f.
32 Zu diesem Dokument, das in mehrerer Hinsicht aus dem
29 Hier fühlt man sich berechtigt von einem Staatskult zu spre-
Rahmen der mykenischen Linear B-Täfelchen fällt, und
chen, s. Horster 2004, 1 Anm. 2: “Wenn man überhaupt den
manchen recht abenteuerlichen Deutungsvorschlägen sei-
Begriff des staatlichen Kultes verwenden wolle, so sei dieser
nes Hintergrunds s. u. a. Sacconi 1987; Palaima 1995; Palai-
für die Kulte zu verwenden, bei denen kontinuierlich vom
Staat finanzierte Weihgaben geweiht und deponiert wurden”.
ma 1999; Weilhartner 2005, 140 ff.
33 Immerwahr 1990, 114 ff.; Lurz 1994, 87 ff.; Peterson 1981.
IBAES VII • Das Heilige und die Ware
135
Gaben sind uns in diesen Darstellungen nicht ent-
historischen, kulturellen oder religiösen Argumen-
halten. Es kann allerdings keinen Zweifel daran
ten fußen kann. Die Produzenten wären bereit eine
geben, dass der Anlass der dargestellten Handlung
Abgabepflicht widerstandslos hinzunehmen, nur
eine kultische Hofzeremonie war. Dafür spricht unter
wenn sie glaubten, dass sie für den Fortbestand der
anderem die fast ausschließliche Teilnahme von
gesellschaftlichen und natürlichen Ordnung not-
Frauen. Was wir hier vor Augen haben, ist offen-
wendig war. Das ideologische Fundament des Aus-
sichtlich eine anspruchsvolle Illustration des rituel-
beutungsverhältnisses zwischen herrschender Elite
len Vorgangs, der im Täfelchen Tn 316 aus dem
und produzierender Bevölkerung beruhte daher auf
mykenischen Palast von Pylos festgehalten wurde.
einem do ut des-Prinzip:
Die große Bedeutung des Themas für die Palastde-
“Der König bot den Bauern Sicherheit und gött-
koration liegt wahrscheinlich weniger in der äuße-
liche Fürsprache; diese waren ihm “als Gegen-
ren religiösen Form des Geschehens als vielmehr in
leistung” Tribut, und Gehorsam schuldig”.36
der dahinter steckenden politischen Symbolik. Hier
wird primär der feierlichen Würde und der staatlich-
In einem solchen Gesellschaftssystem, das als typi-
zeremoniellen dignitas ein bildlicher Ausdruck ver-
sche Erscheinung einer in ihrem sozialen Umfeld
liehen. Den Hauptakzent dieser höfischen Kultvor-
‘eingebetteten’ Ökonomie gelten kann, manifestier-
gänge stellen die kostbaren Gaben dar: Pyxiden,
ten sich Wirtschaftsstrukturen auch in symbolischen
Prunkgefäße, Schmuck u. a., die nicht bloß getragen,
Formen. Dass die ökonomischen und symbolischen
sondern zur Schau gestellt
Interessen in einer vorkapitalistischen Gesellschaft
werden.34
noch sehr eng miteinander verknüpft waren, hat auf
Warum dominiert gerade dieses Thema die Dekora-
theoretischer Ebene Pierre Bourdieu ausführlich dar-
tion der mykenischen Paläste und keine Schlachts-
gelegt. Um die Grundlage einer ideologischen Legi-
zenen oder emblemhafte Bilder, in deren Mittelpunkt
timation der ökonomischen Forderungen der Elite
der König selbst stünde? Wäre es zu riskant zu ver-
besser greifbar zu machen, hat er den Begriff des
muten, dass wir in diesen Bildern die Quintessenz
‘symbolischen Kapitals’ geprägt.37 An dieses Kon-
des mykenischen Herrschaftssystems greifen? Ich
zept ist der Gedanke geknüpft, dass die Akkumulati-
glaube nicht. Wie kann man denn die besondere
on ‘symbolischen Kapitals’ in Form von Ehre und
Rolle und Symbolik dieser Prozessionen verstehen?
Prestige – erworben z. B. in Fall der mykenischen
Die mykenischen Paläste hatten, wie bereits ange-
Paläste durch den Besitz von Prunkobjekten, die Aus-
deutet wurde, eine herrschaftliche Wirtschaftstätig-
richtung von Festen mit der Teilnahme des Volkes
keit ‘tributärer’ Form entwickelt, wobei ein Großteil
und durch Schenkungen an Götter, Heiligtümer oder
der landwirtschaftlichen und handwerklichen Pro-
Beamte – es erlaubte, eine pflichtgebundene ‘Klien-
war.35
tel’ zu schaffen, die Abgaben lieferte bzw. bei diver-
Dabei handelte es sich um die ‘Besteuerung’ von ent-
sen Produktionsprozessen zum Nutzen der Ober-
weder abhängigen Orten oder einzelnen Personen,
schicht als Arbeitskraft eingesetzt werden konnte.
duktion in Form von Abgaben organisiert
denen Land bzw. eine Art Nutzungskonzession übergeben worden waren. Entscheidend für das Ver-
Wenn wir nun auf die mykenischen Bilder und Texte
ständnis der inneren Logik dieser politischen Macht-
mit diesem Konzept im Hinterkopf zurückkehren, ist
struktur ist die Frage, warum die Bauern bereit
es legitim zu vermuten, dass die kostbaren Geschen-
waren, einen Teil ihrer Ernte an eine kleine Ober-
ke an die Götter eine der wichtigsten Ausdrucksfor-
schicht abzugeben. Während der Entstehungszeit
men des symbolischen Kapitals der mykenischen
einer herrschaftlichen Elite ist es möglich, dass deren
Paläste darstellten.38 Diese Prunkgegenstände, die in
ökonomische Forderungen mit militärischen Mitteln
unserem Täfelchen als dora (Geschenke) bezeichnet
durchgesetzt werden. Auf Dauer gesehen bedarf
werden, lassen sich viel besser mit dem homeri-
jedoch die Eintreibung von Steuern einer ideologischen Basis, einer Legitimation, die auf politischen,
36 Briant 1982, 362.
37 s. Bourdieu 1977, 405 ff.; Bourdieu 1990, 112 f.
34 s. hierzu Boulotis 1987, 145 ff.
136
38 Zum hohen symbolischen Potential des Schenkens s. zuletzt
Wagner-Hansel 2000.
35 Perna 2004.
Panagiotopoulos • Abgaben an den Kult
schen Begriff keimelion fassen, der interessanter-
monie inszeniert und gewann dadurch eine ganz
weise eine gewisse Affinität zum Konzept des sym-
andere Sinndimension. Durch den Kanal der religiö-
bolischen Kapitals zeigt. Keimelion bedeutet wört-
sen Votivpraxis wurde in der mykenischen Palast-
lich „etwas, das beiseite gelegt werden kann“, ein
kultur ökonomisches Kapital in symbolisches umge-
Erbstück bzw. Kleinod. Solche keimelia dienten als
wandelt, um die Fundamente des Herrschaftssy-
Symbole des Reichtums oder Ansehens. Wie M. Fin-
stems zu festigen. Überspitzt formuliert könnte man
ley richtig beobachtete, bestand in den homerischen
behaupten, dass hier in einem religiösen/zeremoni-
Epen der doppelte Nutzen dieser Kostbarkeiten
ellen Kontext ‘Geld’ für symbolische Zwecke ‘gewa-
Die
schen’ wurde. Der herrschenden Klasse gelang es
keimelia waren hier genau so wie in unseren
dadurch, das einseitige Abgabenverhältnis mit Hilfe
mykenischen Quellen kein totes Kapital, sondern
einer symbolischen oder materiell begrenzten
kamen unter gewissen zeremoniellen Umständen in
Gegenleistung als eine reziproke Beziehung darzu-
darin, sie zu besitzen und sie
wegzugeben.39
Ich würde sogar vermuten, dass der Mobi-
stellen. Die Gaben an die Götter erfüllten somit
lität dieser Prestigeobjekten klare Grenzen gesetzt
neben ihrer ursprünglichen, religiösen, auch eine
waren: solche Preziosen, bei denen der symbolische
sekundäre, außerkultische Funktion, indem sie für
Wert weitaus wichtiger als der materielle war, zirku-
die Stabilität des sozialen und politischen status quo
lierten offensichtlich nur innerhalb eines zeremoni-
sorgten.
Umlauf.40
ellen Kreislaufes und flossen nie in kommerzielle
Bahnen: die Könige beschenkten ihre Partner, Beamte und Götter, die Beamten weihten ihrerseits eben-
Bibliographie
falls Kostbarkeiten an die Götter usw. Dieses
symbolische Kapitel konnte offensichtlich nur zu
Albers 1994
bestimmten Anlässen aktiviert werden: bei einer
G.
königlichen Audienz, einer Hofzeremonie, einem
Systematische Analyse und vergleichende Auswer-
religiösen Fest oder einem Bestattungsritual, wo die
tung der archäologischen Befunde, BAR Internatio-
Kostbarkeiten getragen, gezeigt und – im zeremoni-
nal Series 596 (Oxford 1994)
Albers,
Spätmykenische
‘Stadtheiligtümer’:
ellen Höhepunkt – abgegeben oder abgelegt wurden.
Etwas problematisch ist allerdings die Tatsache,
Albers 2001
dass
ein
G. Albers, Rethinking Mycenaean Sanctuaries, in: R.
dead end dieses Kreislaufes darstellte – denn die
der
kultische
Bereich
offensichtlich
Laffineur – R. Hägg (Hrsg.), Potnia. Deities and Reli-
kostbaren Weihungen wurden nicht weitergegeben.
gion in the Aegean Bronze Age. Proceedings of the
Durch die periodische Wiederholung der Darbrin-
8th International Aegean Conference, Göteborg,
gungen vermehrte sich die Zahl der Preziosen stän-
Göteborg University, 12-15 April 2000, Aegaeum 22
dig. Dieser ‘Stau’ von zahlreichen Prunkgegenstän-
(Liège – Austin 2001) 131-141
den in den Heiligtümer dürfte sicherlich unter
Umständen Auslöser wirtschaftlicher Krisen oder
Antonelli 1995
sozialer Spannungen gewesen sein. In dieser Hin-
I santuari micenei ed il mondo dell’economia, in: R.
sicht lassen uns allerdings unsere Quellen im Stich.
Laffineur – W.-D. Niemeier (Hrsg.), Politeia. Society
and State in the Aegean Bronze Age. Proceedings of
Ziehen wir ein Fazit: Bei den kostbaren Weihungen
the 5th International Aegean Conference, University
an die mykenischen Heiligtümer ging es nicht nur
of Heidelberg, Archäologisches Institut, 10-13 April
um eine Frage der Pietät der Könige und der herr-
1994, Aegaeum 12 (Liège – Austin 1995) 415-421
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39 Finley 1977, 61.
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