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TESTBERICHT MIRIAL SOFTPHONE 6.0
ALLGEMEIN
Zeitraum
Die Videokonferenzsoftware Mirial 6.0 (Bild der Oberfläche) wurde im April 2008 im VCC getestet.
SW-Version
Die Software Mirial Softphone 6.0 lag in der Version 6.0.3 vor.
Geräteklasse
Das Videokonferenzsystem Mirial Softphone 6.0 ist ein Softwareclient für die Betriebssysteme
Windows 2000, XP, 2003 und Vista (auch 64 Bit). Die Software läuft nur mit einem gültigen
Lizenzfile, eine Testversion ist auf den Seiten des Herstellers verfügbar und mit Hilfe der Testlizenz
30 Tage uneingeschränkt nutzbar.
Für den fehlerlosen Betrieb der Software werden vom Hersteller explizite Mindestanforderungen der
zugrundeliegenden Hardwarekonfiguration gestellt, welche unbedingt beachtet werden sollten:
• PIII CPU mit 800MHz für Videokonferenzen in Standardauflösung (CIF)
• P4 CPU mit 2GHz für Videokonferenzen mit hoher Auflösung (4CIF)
• Dual Core CPU mit 2,6GHz für Videokonferenzen in HD-Auflösung mit H.264Encoding
• empfohlen wird ein Dual Core CPU mit 3GHz
• 1Gbyte RAM Arbeitsspeicher
• DirectX 9.0c oder höher
Das Testsystem des VCC war ein Core 2 X6800 (2.93GHz) mit 2GByte RAM, getestet wurde unter
Windows XP SP2. Die eingesetzte Kamera war eine Logitech Quickcam Pro 9000.
Lieferumfang
Die Software ist auf den Seiten des Herstellers verfügbar. Sie ist sofort nach der Installation und
Einbindung der entsprechenden Lizenzdatei nutzbar.
Für den Betrieb können sowohl Standard-Webcams als auch High-Definition-Webcams mit einer
Auflösungen bis zu 1280x1024 genutzt werden. Weiterhin können auch andere Kameramodelle über
Firewire oder Capture Card in der Software konfiguriert werden. Das Seitenverhältnis wird bei allen
Optionen automatisch erkannt.
Bandbreiten
Das Videokonferenzsystem ermöglicht im LAN-Bereich Videokonferenzen bis 2 Mbps mit maximal 30
fps.
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INSTALLATION
Die Installation verläuft unter Windows XP problemlos, es sind aber Administratorrechte dafür
notwendig. Das Programm selbst läuft auch ohne Administratorrechte. Nach dem
Installationsvorgang startet einmalig ein Konfigurationswizzard, in dem alle Systemeigenschaften
(Kamera, Protokolle, H.323-Eigenschaften, Netzwerkparameter...) eingestellt werden können. Die
Konfiguration kann auch später noch verändert werden. Es müssen hier noch diverse Optionen
aktiviert werden, die standardmäßig deaktiviert sind (z.B. H.264-Coding in Sende-und
Empfangsrichtung, 4CIF und 720p Auflösung, H.239), um den vollen Funktionsumfang der Software
zu erhalten.
Falls im laufenden Betrieb die Performance des Rechners nicht ausreichend ist, wird die gesendete
Bildauflösung stufenweise herabgesetzt, im Anwendungsfenster der Software wird dies mittels eines
roten CPU-Symbols angezeigt.
Die Installation unter Windows Vista führte auf dem Testsystem zur Fehlermeldung, konnte aber auf
einem zweiten System erfolgreich durchgeführt werden.
TEST
Bedienung
Die Bedienung der Software ist gewöhnungsbedürftig und entgegen den Aussagen des Datenblattes
wenig intuitiv. Die Gestaltung des User Interface (siehe Bild) ist einfallslos, wenig ansprechend und
verlangsamt anfangs sehr stark die Arbeit mit dem Programm, die Icons der Programmoberfläche
sind sehr klein und geben kaum Aussage über ihre Funktion.
Viele Funktionen sind ausschließlich per Tastatureingabe möglich (z.B. Aufruf des Statistikfensters
mit 'S' oder Steuerung der Gegenstellenkamera mit den Cursortasten), weshalb das Studium des
Handbuches (als PDF-Datei im Installationsverzeichnis zu finden) dringend empfohlen wird. Die
integrierte Hilfe ist auf einen Quickstart Guide verlinkt, der nur die grundlegenden Funktionen der
Programmoberfläche beschreibt.
Schwierig gestaltet sich die Größenänderung des Programmfensters, da Mirial hier vom gewohnten
Look and Feel von Windows abweicht: eine individuelle Anpassung der Fenstergröße ist nur mittels
der rechten Maustaste möglich. Der Fullscreen-Modus verzichtet auf alle Eingabeoptionen und
schaltet den Gesprächspartner ohne weitere störende Grafiken tatsächlich ins Vollbild.
Ungewöhnlich ist die Möglichkeit, zwei Anrufe parallel zu führen: spricht man auf "Line A", ist der
Partner auf "Line B" in einer Warteschleife ("On Hold"). Per Knopfdruck kann man zwischen beiden
Gesprächen wechseln, die Gesprächspartner mit Hilfe der integrierten MCU-Funktionalität zu einer
Mehrpunktkonferenz ("continuous presence") zusammenschließen oder die Verbindung
weiterreichen ("call transfer").
Es besteht die Möglichkeit, laufende Anrufe aufzuzeichnen und zu archivieren, wobei ein großer
roter Balken auf den Status des Aufzeichnungsvorgangs hinweist. Die Aufnahmen können in das
WMV-Format (Windows Media Video) exportiert werden.
Wenn man nach der Eingewöhnungsphase mit der Steuerung der Software vertraut ist, findet man
schnell die benötigten Funktionen und kann das Programm zuverlässig bedienen.
Audio/Video
Die Mehrzahl der Testverbindungen wurde G.711u kodiert, was für aktuelle Konferenzsysteme nicht
mehr ausreichend ist. Darüber hinaus wurde der übertragene Ton in einigen Fällen durch
Qualitätseinbrüche (störende Lautstärkeschwankungen) beeinträchtigt. Nur in Verbindungen mit
VCON-Systemen (xPoint und vPointHD 8.0), der CODIAN-MCU sowie zu anderen Mirial-Clients wurde
das Audioprotokoll G.722 ausgehandelt und sehr gute Tonqualität erreicht.
Das Video war in allen getesteten Verbindungen gut bis sehr gut, die erreichten Auflösungen
variierten von QVGA bis HD720p je nach System der Gegenstelle.
H.264
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Das Senden und Empfangen von H.264 war bei entsprechender Gegenstelle immer bis zur
maximalen Bandbreite von 2Mbps möglich.
H.239
Die Präsentationen mittels H.239 waren bei der Übertragung von Folien immer sehr gut. Die Qualität
der Darstellung konnte immer als sehr gut und immer ab 8px-10px Schriftgröße lesbar eingeschätzt
werden. In allen Testverbindungen erfolgte ein rascher, zeitnaher Folienwechsel. Nur in
Verbindungen mit TANDBERG 990 MXP und TANDBERG 6000 MXP wurden die Folien mit
unakzeptablen Verzögerungszeiten von Seiten der Mirial Software gesendet.
Die erreichten Auflösungen für die Präsentationsübertragung variierten von XGA (1024x768) über
720p (1280x720) bis maximal 1280x768, der Datenstrom wurde dabei entweder mit H.263+ oder
mit H.264 enkodiert.
Die Bandbreite für die Übermittlung der Folien kann individuell im Setup festgelegt werden. Für
höhere Bildraten oder Gegenstellen ohne H.239-Unterstützung können Präsentationen auch im
Videostrom übermittelt werden, wobei das Eigenbild nicht mehr gesendet wird.
In vielen Fällen führte die erstmalige Übermittlung eines H.239-Datenstroms in Empfangsrichtung
zum Programmabsturz von Mirial. Nach dem Neustart des Programms erfolgte im zweiten Versuch
eine korrekte Übertragung der Präsentation.
Kamerafernsteuerung
Die Kamerafernsteuerung hat beim Vorhandensein der technischen Voraussetzungen an den
Gegenstellen in Senderichtung immer funktioniert, in Empfangsrrichtung jedoch nicht.
MCU
Die Zusammenarbeit mit der CODIAN-MCU des DFN lief fehlerfrei bis zur maximalen Bandbreite von
2 Mbps. Video wurde dabei in HD-Auflösung (720p) mit H.264 gesendet und empfangen.
Gatekeeper
Die Zusammenarbeit mit den Gatekeepern GNU-GK 2.0.7 und CISCO MCM lief fehlerfrei und stabil.
Die Anmeldung an den Geräten gelang immer.
Sonstiges
Keine Verbindung wurde verschlüsselt. Mirial bietet keine Möglichkeit, Verschlüsselung zu aktivieren
oder zu deaktivieren. Verlangt die Gegenstelle eine Verschlüsselung, so kommt keine Verbindung
zustande.
Die CPU-Auslastung des Testsystems lag bei durchschnittlich 70-80%, erreichte aber durchaus auch
Spitzen von 100% mit entsprechender Hinweismeldung der Mirial Software.
FAZIT
Das System Mirial Softphone ist ein softwarebasiertes VC-System, das als Arbeitsplatzsystem für
Video- und Audiokonferenzen im SD-Bereich und HD-Bereich mit H.239 - Funktionalität empfohlen
werden kann, wenn man auf Usability, opulente grafische Menüs und Verschlüsselung verzichten
kann. Die Nutzung von 720p hängt sehr stark von der Performance des zugrundeliegenden Rechners
ab.
Dokumentation
Hersteller: Mirial (früher DyLogic)
Distributor: AVN Solution
Unterstützte allg. Standards H.323, H.239
Audiokodierungen
Videokomprimierung
Bandbreite
G.711 µ-law, A-law, G.722.1 Annex C, G.723.1
H.261, H.263, H.263 +, H264
2 Mbps IP
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