HDTV-Fernseher richtig anschließen

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HDTV-Fernseher richtig anschließen
Informationstechnik
HDTV-Fernseher richtig anschließen
Die verschiedenen Schnittstellen für Fernseher
Thomas Riegler
Moderne, für hochauflösendes Fernsehen geeignete Flachbild-TVs sind
mit einer Vielzahl von Buchsen ausgestattet. Neben den bekannten
Scart- und Cinch-AV-Buchsen bieten
sie auch HDMI- und /oder DVISchnittstellen und einen Komponenteneingang.
Welche
Buchsen
wofür gedacht sind, verrät dieser
Bild 1: HDMI-Stecker
absehbarer Zeit werden HDMI-Buchsen
zur Grundausstattung vieler Geräte
gehören. Mittels Adapterkabel harmonisiert HDMI auch mit digitalen DVI-Ausgängen.
Zu beachten ist allerdings: In den
HDMI-Spezifikationen ist auch das
HDCP-Kopierschutz-Verfahren festgelegt. Hochauflösende digitale Filme von
DVD-Playern und hochauflösende Fernsehprogramme wie Premiere HD Film
können nur wiedergegeben werden,
wenn das Darstellungsgerät diesen
Kopierschutz unterstützt.
Beitrag.
DVI
B
islang fanden bei Fernsehern die
Scart-, S-Video- und Cinch-AVBuchsen Verwendung. Es handelt sich um typische Anschlüsse, wie
man sie an vielen Fernsehern und
Videogeräten findet. Über sie lassen
sich lediglich TV-Signale in gewohnter
Standardqualität übertragen. Für hochauflösendes Fernsehen eignen sie sich
nicht. Scart und Co eignen sich aber
nach wie vor, um etwa den VHS- oder
DVD-Recorder sowie einen herkömmlichen Sat- oder DVB-T-Receiver ans
Fernsehgerät anzuschließen. Für TV in
Standardauflösung haben Scart-Verbindungen daher immer noch ihre Berechtigung.
Buchsen für
hochauflösendes Fernsehen
Für die Übertragung hochauflösender Signale kommen dagegen neue
Standards wie HDMI oder DVI zum
Einsatz. Beide Buchsennormen übertragen Signale in digitaler Form.
Ferner können analoge Komponentenbuchsen HDTV-Signale entgegennehmen. Sie eignen sich für hochauflösendes Fernsehen jedoch nur beschränkt.
Sämtliche HDTV-tauglichen Buchsenstandards übertragen auch Bilder in
Standarqualität. Über sie kann man
etwa alle mit einem HDTV-Receiver
empfangenen Programme an das TVGerät weiterleiten.
Thomas Riegler,
freier Fachjournalist, Baden-Baden
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Bild 2: Die DVI-I-Buchse nimmt digitale
und analoge Videosignale entgegen
Bild 3: DVI-D-Buchsen unterstützen nur
digitale Videosignale
HDMI
Bei HDMI handelt es sich um einen
Buchsenstandard für digitale Signale
(Bild 1). Das »High Definition Multimedia Interface« überträgt Audio- und
Videosignale höchster Qualität zwischen
verschiedenen Geräten. Wie von der rein
analogen Scartverbindung gewohnt,
überträgt auch HDMI alle Daten über
ein gemeinsames Kabel. Neben hochqualitativen Videodaten transportiert
HDMI bis zu acht Audiokanäle mit
192 kHz Abtastfrequenz weiter. Diese
Schnittstelle ist für Datenströme bis zu
5 Gbit/ s ausgelegt. Das System akzeptiert Kabellängen von mehr als 20 m.
Damit kann HDTV mit 1 080 Zeilen
problemlos übertragen werden. Nahezu
alle Unternehmen der Unterhaltungselektronik und Computerbranche akzeptieren den HDMI-Standard. Schon in
Das »Digital Visual Interface« ist eine
weitere Verbindungsnorm zur Übertragung von Videosignalen (Bild 2). Sie finden unter anderem zwischen PC und
Bildschirm oder Projektor Anwendung.
Im Gegensatz zu HDMI überträgt die
DVI-Buchse keine Audiodaten. DVI
kann pro Sekunde Datenströme bis zu
1,65 Gbit/s übertragen.
Genau genommen gibt es zwei DVINormen.
• DVI-D überträgt nur digitale Videosignale (Bild 3).
• DVI-I überträgt auch analoge Videosignale und hat dafür vier zusätzliche
Kontakte.
HDMI- und DVI-kompatibel?
Von der Hardwareseite gibt es zwischen
HDMI und DVI keine Probleme: Verbindungskabel, die Geräte mit DVI- und
HDMI-Buchsen miteinander verbinden,
gibt es im gut sortierten Fachhandel.
Auch nutzen HDMI und DVI das gleiche Dateiformat, die beiden Buchsenstandards sind also grundsätzlich kompatibel. Das Besondere stellt der
Kopierschutz HDCP dar. Er ist eine
Weiterentwicklung des DVI-Systems. Da
DVI schon älter ist, muss ein Gerät mit
DVI-Buchse nicht zwingend den für
HDTV geforderten digitalen Kopierschutz HDCP unterstützen. Das hat
Konsequenzen bei der Verwendung
modernster Wiedergabegeräte:
Kopierschutz
MPEG-4-Digital-Receiver, Blue-ray- und
HD-DVD-Geräte geben HDTV nur
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Bild 4: Moderne HD-ready-Fernseher sind üblicherweise
mit einem analogen Komponenten-Eingang (links) und
einer HDMI-Schnittstelle (rechts) ausgestattet. Über sie
nimmt das Gerät hochauflösende Bilder entgegen
über HDCP-geschützte Ausgänge aus. Die an diese
Geräte angeschlossenen LCD- oder Plasmafernseher,
aber auch Beamer, müssen über einen HDCP-tauglichen HDMI- oder DVI-Eingang verfügen (Bild 4).
Befindet sich in einem Flachbildschirm eine DVIBuchse, ohne dass sich die Hardware auf das HDCPProtokoll versteht, kann man über die Buchse zwar
hochauflösende Signale von DVDs oder Sat-Receivern
zuspielen, doch bleibt der Bildschirm schwarz. Grund
ist, dass das sendende Gerät mit HDCP-Unterstützung
in diesem Fall eine nicht zulässige Verbindung erkennt,
die unberechtigte Kopien ermöglichen könnte. Um
dieses zu unterbinden, bestimmt die HDCP-Norm,
dass das sendende Gerät den Datenstrom unterbricht.
Zwar kann man stattdessen über Scart die Bilder
zuspielen, doch bieten Receiver und DVD-Geräte
dann nur die Standardqualität an.
Quelle: Humax
HD-ready
Trägt ein Gerät das HD-ready-Logo, sollte damit auch
die HDCP-Tauglichkeit der eingebauten DVI-Buchse
sichergestellt sein. Dass das Logo indes noch nicht garantiert, was man sich von ihm verspricht, belegen einschlägige Tests in Fachzeitschriften und Foren im Internet. Hier ist im Zweifelsfall ein Test vor Ort
angebracht. Da die Verwendung des HD-ready-Logos
nicht verpflichtend ist, gibt es auch voll HDTV-taugliche Geräte, die nicht als solche gekennzeichnet sind. Ist
ein aktuelles HD-ready-Gerät nicht als solches ausgezeichnet, finden sich in der Regel entsprechende Hinweise in der Bedienungsanleitung. Wer diese aufmerksam studiert, kann seinem Kunden trotz fehlenden
Logoaufdrucks am Karton die nötige Sicherheit geben.
Bild 5: Am einfachsten sind Receiver und TV-Gerät
mittels HDMI-Kabel zu verbinden. Die HDMI-Schnittstelle erfüllt alle HD-ready-Anforderungen
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Übrigens können auch Röhrenprojektoren HDTV wiedergeben, wenn sie eine
Eingangsfrequenz von 32kHz beherrschen.
Quelle: Humax
Komponenteneingang
Bild 6: Anschlussschema für die Verkabelung des Komponenten-Ausgangs
Der Komponenteneingang stammt ursprünglich von einem US-amerikanischen Standard und besteht aus drei
Buchsen (Bild 4). Sie sind farbig und oft
mit den Kürzeln markiert. Diese sind rot
(CR / Pr), grün (Y) und blau (CB / Pb)
gekennzeichnet und erlauben die analoge Übertragung von TV-Signalen in
besonders hoher Qualität. Den dazugehörigen TV-Ton spielt man über separate Leitungen zu, die in gewohnter
Weise weiß und rot markiert sind. Komponentenbuchsen findet man nicht nur
an modernen HDTV-Sat-Receivern,
sondern auch in einigen hochwertigen
DVD-Geräten. Wird der Komponenteneingang für HDTV genutzt, sind Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Problematisch werden kann vor allem, dass
die analogen Komponentenbuchsen
nicht das HDCP-Kopierschutz-Protokoll unterstützen. Deshalb können
Komponentenbuchsen keine HDMIoder DVI-Schnittstelle mit HDCP-Support ersetzen.
Quelle: Humax
Anschließen eines
HDTV-Receivers an einen
HD-ready-Fernseher
Quelle: Humax
Bild 7: Einige Fernseher sind mit einer digitalen DVI-Schnittstelle ausgestattet. Mit einem Adapter lässt sich dennoch die Verbindung zum HDMI-Ausgang des Receivers hergestellen. Der Ton erfordert eine zusätzliche Leitung
Bild 8: Herkömmliche Fernseher und der Video- oder DVD-Recorder werden über Scart
angeschlossen
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Drei Möglichkeiten bieten sich an, einen
HDTV-Receiver an ein HD-ready-TVGerät anzuschließen. Dabei kommt es
auf die Ausstattung der Geräte an. HDready schreibt je eine analoge und digitale HDTV-Schnittstelle vor. Die digitale
muss zusätzlich den HDCP-Kopierschutz unterstützen.
HDMI
Am bequemsten werden HDTV-Receiver und HD-ready-TV-Gerät über
die HDMI-Schnittstelle miteinander
verbunden (Bild 5). Wie erste Tests
mit verschiedenen HDTV-tauglichen
TV-Geräten und Beamern im Zusammenspiel mit den ersten HDTVReceivern belegen, können gelegentlich
Bild- und Tonstörungen auftreten.
Obwohl HDMI Kabellängen bis über
20 m zulässt, zeigt sich eine erhöhte
Störanfälligkeit bei größeren Längen.
Kurze HDMI-Kabel steigern die Übertragungsqualität deutlich. Gelegentliche Aussetzer bei Bild und Ton
können auch auftreten, wenn die
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Bild 9: Mit dem DVI-Komponenten-Adapterkabel können der DVI-Buchse auch analoge
HD-Signale zugespielt werden
HDMI-Leitung über einen AV-Receiver
geführt wird. Das Problem kann
umgangen werden, indem man Receiver und TV-Gerät direkt miteinander
verbindet. Für eine weitere Fehlerquelle sorgt der HDCP-Kopierschutz.
Selbst wenn alle beteiligten Geräte
HDCP-tauglich sind, kann es zu kurzen Bildverfärbungen und Knackgeräuschen kommen, wenn man auf
einen kopiergeschützten Sender schaltet. Mitunter hält diese Störung sogar
länger an. Die Ursache ist in unterschiedlichen Treiberbausteinen mit
gering abweichenden Taktfrequenzen
zu suchen.
DVI
In einigen TV-Geräten befindet sich
anstatt der HDMI-Buchse eine ältere
DVI-Schnittstelle. Mit einem Adapter
lässt sich über sie die Verbindung zur
HDMI-Buchse des Receivers herstellen
(Bild 6), es erfordert aber ein separates
Audiokabel.
Komponentenausgang
Der analoge Komponentenausgang
(Bild 7) empfiehlt sich als Zweitverbindung zum HD-ready-Fernseher. In
Sachen Bildqualität ist er mit der
HDMI-Verbindung vergleichbar. Dieser
Ausgang bietet allerdings keinen HDCPKopierschutz, er überträgt nur ungeschützte Programme.
Scart und Cinch
Herkömmliche Fernseher und den Videorecorder verbindet man in gewohnter Art über Scart (Bild 8). Alternativ
steht auch ein Cinch-AV-Ausgang bereit.
Über Scart und Cinch-AV beschränkt
sich das TV-Bild jedoch stets nur auf
die Standardqualität. Hochauflösendes
Fernsehen bleibt hier verschlossen. Der
Reciever rechnet beim Anschluss über
diese Verbindungen etwa 1 080-ZeilenBilder auf 576 Zeilen herunter.
Buchse für den Komponentenanschluss
ist nicht vorhanden. Ist das Gerät zu
Unrecht mit dem HD-ready-Logo ausgestattet? Nein. Für Aufklärung sorgt das
mitgelieferte Zubehör. Ein Adapterkabel
trägt an einer Seite eine DVI-I-Buchse,
an der nur wenige Kontakte ausgeführt
sind (Bild 9). Am anderen Ende sind drei
Cinch-Stecker in den Farben des Komponenteneingangs angebracht.
DVI- und analoge KomponentenEingänge nehmen nur Videosignale entgegen. Die beiden üblichen Audio
Cinchbuchsen in Weiß und Rot findet man seitlich gemeinsam mit dem
gelben analogen Cinch-Video-Eingang.
Für die DVI-Schnittstelle ist ein separater Audioeingang in Form einer
unscheinbaren Klinkenbuchse eingebaut (Bild 10). Sie ist mit DVI-AudioIn beschriftet. Während die DVIBuchse hinten mittig eingebaut ist,
findet man den dazugehörigen Audioeingang an der Seite des Fernsehers.
Um etwa einen HDTV-Receiver anschließen zu können, ist auch für den
Ton ein Adapterkabel erforderlich.
Damit die DVI-Buchse die ihr zugedachte Funktion korrekt ausführt, ist im
AV-Eingangsmenü »HD« für hochauflösendes Fernsehen zu wählen. Dieses Beispiel zeigt, dass der Begriff »HD ready«
großzügige Interpretationsmöglichkeiten zulässt. Man darf auf Grund eines
HD-ready-Logos nicht darauf vertrauen, bestimmte Buchsen am Gerät
vorzufinden.
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HD ready einmal anders
Bild 10: Die DVI-Audio-Buchse ist seitlich
eingebaut. Die unscheinbare Klinkenbuchse muss man erst finden
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Das HD-ready-Zertifikat legt die Ausstattungskriterien eines HDTV-Fernsehers fest. In ihm ist bestimmt, dass eine
digitale Schnittstelle und ein analoger
Komponenteneingang vorhanden sein
müssen. Üblicherweise geht man von
zwei unabhängigen Buchsen aus. Dass
das nicht so sein muss, beweisen einige
HD-ready-Fernseher. Ein Beispiel ist der
Philips 20 PF 5320 – ein HD-readyFernseher mit 51-cm-Bilddiagonale. Die
von anderen HD-ready-Fernsehern bekannten Buchsen sucht man vergebens.
Neben analogen Cinch-AV- und einer
Scartbuchse gibt es lediglich eine DVI-ISchnittstelle (Bild 2). Ihre Beschriftung
verrät, dass sie den HDCP-Kopierschutz
unterstützt. Die rote, blaue und grüne
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