Wirtschaft verspricht mehr Jobs für Flüchtlinge

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Wirtschaft verspricht mehr Jobs für Flüchtlinge
HEIMATZEITUNG FÜR FRIEDBERG | MERING | MERCHING | KISSING UND DASING
...
Friedberger A llgemeine
EINE ZEITUNG DER AUGSBURGER ALLGEMEINEN
VWSkandal
Der tiefe Sturz des
Martin Winterkorn
Wirtschaft
MONTAG, 16. JANUAR 2017
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NR. 12 | 73. JAHRGANG
Winterfreuden
Neues Siegel für
Fleisch soll mehr
Tierschutz bringen
Blickpunkt Lokales
Von Schusseln und Schätzen
Über 100 Fundstücke trafen 2016 im
Friedberger Bürgerbüro ein. Doch
nicht alle wurden wieder abgeholt.
Was mit abgegebenen Tieren und
Dingen passiert.
»Lokales Seite 1
Ernährung Landwirtschaftsminister kündigt
Zwei-Klassen-System an. Ändern Verbraucher
Einkaufsverhalten ähnlich wie bei Käfigeiern?
VON MICHAEL POHL
Augsburg Langsam, aber stetig
bremsen die Deutschen ihre Lust
auf Fleisch, wie sowohl Umfragen
als auch die nüchternen Zahlen des
Bundesamts für Statistik zeigen.
Neben steigendem Gesundheits-,
Qualitäts- und Umweltbewusstsein
spielt dabei auch immer mehr der
Tierschutz eine Rolle. Nachdem die
von Handel und Landwirtschaft gestartete freiwillige „Initiative Tierwohl“ nach dem Ausstieg des Tierschutzbundes Probleme hat, ihre
Erwartungen zu erfüllen, will Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt nun ein neues Verbraucher-Siegel einführen.
Der CSU-Politiker will das Siegel
auf der Grünen Woche vorstellen,
die am Freitag in Berlin beginnt.
Gemeinsam mit Erzeugern will
Schmidt Standards für eine artgerechte Tierhaltung definieren, die
deutlich über gesetzlichen Vorgaben
liegen sollen. „Es wird voraussichtlich zwei Stufen geben, Standard
und Premium“, sagte Schmidt der
Frankfurter Allgemeinen. Dafür würden jeweils Anforderungen an artgerechte Haltung definiert – etwa in
Bezug auf Platz, Stroh oder Futter.
Produkte mit der neuen Kennzeichnung sollten ab 2018 „an jeder
Ladentheke zu haben sein“, kündigte Schmidt an. Verbraucher sollen so
entscheiden können, ob sie für höhere Standards mehr Geld ausgeben
wollen. Der CSU-Politiker kritisierte, dass die großen Lebensmittelketten ihren Wettbewerb zu sehr über
den Preis austragen würden. „Lebensmittel sollen nicht billig sein,
sondern preiswert“, sagte Schmidt.
Allerdings soll das neue Siegel nur
freiwillig sein, eine Kennzeichnungspflicht lehnte Schmidt ab.
„Der Staat entscheidet nicht über
Gut und Böse“, betonte der Minister. Ihm gehe es darum, dass die
Verbraucher einen Beitrag zu mehr
Tierschutz leisten können. Kritiker
sehen Schmidts Initiative deshalb
Steinbach will nicht
zur AfD überlaufen
Mainz Nach ihrem Austritt aus der
CDU hat die einstige Vertriebenenpolitikerin Erika Steinbach einen
Wechsel zur AfD ausgeschlossen.
„Ich werde keiner anderen Partei
beitreten“, sagte die Bundestagsabgeordnete dem ZDF. In dem Interview nannte sie unter anderem die
Flüchtlingspolitik und den Umgang
von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit der eigenen Partei als Grund
für ihren Parteiaustritt. „Ich mag
den Menschen Angela Merkel“,
sagte sie. „Es ist fast nicht möglich,
sie nicht zu mögen.“ Es sei ihr allerdings nicht möglich, in einem Wahljahr für diese CDU zu werben. Daher sei der Austritt konsequent und
logisch. Lesen Sie mehr über Steinbachs Gründe für den Parteiaustritt
nach vier Jahrzehnten CDU-Mitgliedschaft auf Politik. (dpa)
Kommentar
VON JÜRGEN MARKS
» [email protected]
Der Metzger des
Vertrauens
skeptisch. In den vergangenen fünf
Jahren ist der Konsum von Fleischund Wurstwaren zwar leicht zurückgegangen – von insgesamt 63
auf 59 Kilogramm im Jahr 2015.
Doch entgegen diesem Trend
steigt in Deutschland die Fleischproduktion: Laut den letzten vorliegenden Zahlen des Statistischen
Bundesamts verarbeiteten die deutschen Schlachthöfe im Jahr 2015
mehr als 8,2 Millionen Tonnen
Fleisch, so viel wie noch nie zuvor.
Wurden im Jahr 2000 knapp vier
Millionen Schweine in Deutschland
geschlachtet, waren es im Jahr 2015
bereits 5,6 Millionen Tiere – ein Anstieg um rund vierzig Prozent.
Hauptgrund für den Anstieg ist der
Export, etwa nach China. Vor allem
große Schlachtbetriebe setzen auf
Trotz weniger Fleischverzehr
wird mehr geschlachtet
das Auslandsgeschäft, beim Marktführer Tönnies liegt der Exportanteil bei über 50 Prozent.
Vor diesem Hintergrund gibt es
Zweifel, ob freiwillige Handelssiegel
im Inland tatsächlich Veränderungen bei den Tierhaltungsbedingungen bewirken können. Der Vorsitzende der Länder-Agrarminister,
Niedersachsens grüner Ressortchef
Christian Meyer, fordert deshalb
zumindest eine verpflichtende statt
nur eine freiwillige Lösung.
Vorbild könne die Pflichtkennzeichnung bei Eiern sein, die seit
2005 als Öko-, Freiland-, Bodenoder Käfighaltung ausgewiesen
werden. Seitdem ging der Absatz
von Eiern aus Käfighaltung um über
80 Prozent zurück. Nach Vorstellung des Grünen-Ministers solle es
auch für Fleisch vier Stufen geben:
Haltung nach gesetzlichen Standards, mit 30 Prozent mehr Platz
und zwei weitere Stufen sollten
Fleisch von Tieren mit Außenauslauf sowie Ökohaltung kennzeichnen. (mit dpa)
»Kommentar
D
Ein Idyll im Allgäu und andere schöne Seiten
Mit dicken Schneedecken präsentiert sich der Winter
vielerorts von kitschiger Schönheit. Wer weiß, vielleicht hätte dieses Idyll auf einer tief verschneiten
Koppel zu Lebzeiten den Maler Franz Marc zu einem Bild, „Blaue Pferde im Schnee“, inspiriert? Der
Fotograf Karl-Josef Hildenbrand fing die Szene in
Ruderatshofen im Ostallgäu ein, wo ein paar Zentimeter Schnee nicht Chaos, sondern Normalität in der
kalten Jahreszeit bedeuten. Der Winter hat doch
schöne Seiten, findet auch unser Autor Andreas Frei
auf Bayern augenzwinkernd mit zehn Beispielen.
Wer sich dennoch nicht für deutsche Kälte erwärmen
kann und den Ruhestand unter Palmen verbringen
möchte, sollte keine Fehler machen, wie Berrit Gräber auf Geld & Leben schreibt. Wie es mit der Kälte
weitergeht, lesen Sie auf Wetter. Foto: Hildenbrand, dpa
TurboAbi wird Auslaufmodell
Schule Kaum ein Gymnasium in der Region will beim G 8 bleiben
München/Augsburg Die Entscheidung über die Zukunft des Gymnasiums in Bayern steht unmittelbar
bevor. Und vieles spricht dafür, dass
die CSU-Staatsregierung den Schulen künftig die Wahl lassen will, ob
sie in acht (G 8) oder neun Jahren
(G 9) zum Abitur führen.
Wenn diese Wahlfreiheit so
kommt, dann dürfte die ganz überwiegende Mehrheit der Gymnasien
in unserer Region zum G 9 zurückkehren. Das hat jedenfalls eine Um-
frage unserer Zeitung ergeben.
Demnach ist das Stimmungsbild
klar: Schüler, Eltern und viele Lehrer bevorzugen den ein Jahr längeren Weg zum Abitur. Das erlaube
mehr Zeit zum „Üben und Vertiefen“ des Lernstoffs, lautet eines der
Argumente. Einige Schulleiter sehen im G 9 die Chance für die Schüler, mehr „emotionale Reife“ zu erreichen. Beide Wege, G 8 und G 9 an
einer Schule anzubieten, sehen viele
Direktoren kritisch.
Doppelter Herzschmerz
Gesundheit Negative Gefühle greifen das Herz stärker an als bekannt
München Wie ein schwarzer, bleischwerer Vorhang, der sich auf das
Leben legt: So beschreiben Betroffene ihren Zustand. Sie fühlen sich
müde, freudlos und denken sogar an
den Tod. Depression wird als
Volkskrankheit oft unterschätzt.
Dabei hat sie mitunter schwere körperliche Folgen. Auf die Dauer kann
sie auch aufs Herz schlagen – und
zwar stärker als angenommen.
Münchner Forscher haben herausgefunden, dass Depressionen
ein ähnlich großes Risiko für HerzKreislauf-Erkrankungen bergen wie
Übergewicht und erhöhtes Cholesterin – insbesondere bei Männern.
Nur Bluthochdruck und Rauchen
brächten ein noch höheres Risiko
mit sich, berichtet Studienleiter
Karl-Heinz Ladwig. „Ein psychisches Phänomen kann größere
Einflüsse auf den Körper haben, als
man bisher dachte“, sagt Ladwig.
Folglich könnte eine Therapie der
Depression sogar Herzinfarkte vermeiden und Leben retten. Die Wissenschaftler des Helmholtz
Zentrums und der TU München
werteten
Daten von 3400
Männern aus.
Das Herz
reagiert über
Stresshormone
besonders
stark auf die Psyche. „Depression ist
eine Form von massivem
Stress“, sagt der Präsident der
Deutschen Gesellschaft für Nervenheilkunde, Arno Deister. Seit den
neunziger Jahren gilt auch das sogenannte „Broken-Heart-Syndrom“
als akutes Krankheitsbild. Es geht
bei schweren Verlusten, Trennungen und psychischer Belastung mit
ähnlichen Symptomen einher
wie ein Infarkt: Das Herz
krampft sich zusammen, die
Brust schmerzt – eine
stressbedingte Schädigung
des Herzmuskels, die meist
heilt. Nicht umsonst gebe es
Redewendungen, wie an gebrochenem Herzen sterben,
sagt Deister: „Wir schreiben
unter einen Brief ja auch herzliche Grüße – und nicht gehirnliche Grüße.“
Sabine Dobel, dpa
Bayerns Kultusminister Ludwig
Spaenle (CSU) will die Zukunft des
Gymnasiums bis Ende Januar festlegen. Erst vor einer Woche hatte Ministerpräsident Horst Seehofer versprochen, dass es in Zukunft wieder
ein neunstufiges Gymnasium in
Bayern geben werde. Das G 8 war
vor 13 Jahren eingeführt worden
und fand nie breite Akzeptanz.
Was die einzelnen Gymnasien aus
der Region sagen, lesen Sie auf der
Seite Bayern. (AZ)
Pannen im Fall Amri
werden untersucht
Berlin Der Weihnachtsmarkt-Attentäter von Berlin, Anis Amri, soll
seinen Lebensunterhalt weitgehend
als Drogendealer verdient und auch
selbst regelmäßig Drogen konsumiert haben. Das gehe aus dem
Sachstandsbericht zum Anschlag
hervor, mit dem sich das geheim tagende Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages heute befassen will, berichtet die Welt am
Sonntag. Auch in Berlin verkaufte
der Tunesier demnach Drogen. Warum die Behörden dennoch nicht gegen den Asylbewerber vorgingen
und andere mögliche Pannen, könnte bald Thema eines Untersuchungsausschusses im Bundestag werden.
Sowohl in der Union als auch in der
SPD mehren sich entsprechende
Forderungen. Mehr zu den offenen
Fragen lesen Sie auf Politik.
eutschlands Agrarminister
Christian Schmidt macht seinem unauffälligen Namen bislang
alle Ehre. Der Mann werkelt im
Verborgenen. Dass er nun das Rampenlicht sucht, hat zwei Gründe:
Ende der Woche beginnt die Grüne
Woche, die wichtigste deutsche
Landwirtschaftsmesse. Und im
Herbst dieses Jahres sind Bundestagswahlen. Der CSU-Politiker
möchte halt gern im Amt bleiben.
Schmidts Vorstoß zur Einführung eines Tierwohl-Siegels ist in
der Sache vernünftig. Wenn die Erzeuger mitziehen, kann der Verbraucher selbst entscheiden, ob er
mehr Geld für Fleisch zahlt, das
von Tieren kommt, die zu Lebzeiten gut behandelt wurden.
Schön wäre es, wenn das funktioniert. Den Tieren würde es besser
gehen. Die Bauern könnten höhere
Fleischpreise durchsetzen. Und
die Verbraucher erhielten ein Angebot mit gesicherter Qualität.
Doch Zweifel sind angebracht.
Denn immer mehr deutsches
Fleisch geht in den Export – ohne
jedes Siegel. Zudem kommt die
Initiative so spät, dass sie in dieser
Legislaturperiode gar nicht mehr
umgesetzt wird. Dem Verbraucher
bleibt also zunächst nur eine
Adresse für gesicherte Qualität: der
Metzger ihres Vertrauens.
Heute in Ihrer Zeitung
Bangen vor BrexitRede
Kündigt Premierministerin Theresa
May morgen die Bereitschaft
Großbritanniens an, aus dem europäischen Binnenmarkt auszusteigen? Die Sorgen vor einem „harten
Brexit“ sind groß.
»Politik
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