Eine Sound (r) evolution? - Auro-3D
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Eine Sound (r) evolution? - Auro-3D
Hinter den Kulissen Eine Sound (r) evolution? Verluste bei der Audioqualität hinnehmen zu müssen. Um das Auro-3D-Signal allerdings aus diesen unkomprimierten PCM-Dateien herauszubekommen, ist ein Receiver vonnöten, der mit Auro-3D umgehen kann. Erst dann erhält der Nutzer den als „3D-Immersive“ bezeichneten Ton. Zusätzliche Informationen erhalten Sie in den nachfolgenden Zeilen dieses Artikels und unserem Lexikon, das Sie auf bluray-disc.de finden. Am 31. Mai 2014 lud der Händler Grobi uns sowie einige andere Journalisten und Interessierte nach Kaarst bei Düsseldorf ein, um uns Auro-3D näherzubringen. Als Gastredner war Wilfried van Baelen vor Ort. Er ist der Erfinder von Auro-3D und Mitbegründer der Galaxy Studios, die sich im belgischen Mol befinden. In Kürze erobert Auro-3D mit neuen AurigaReceivern in kleinen Schritten das Heimkino. Grund genug, um das Tonformat unter die Lupe zu nehmen und uns ein eigenes „Bild“ von der neuen Sound(r)evolution zu machen. Wobei handelt es sich um Auro-3D? Bei Auro-3D handelt es sich um ein von Wilfried van Baelen entwickeltes Audioformat, das einen tatsächlichen 3D-Surround Sound generieren und sich damit vom herkömmlichen Mehrkanalton unterscheiden soll. Van Baelen, Mitbegründer und CEO der Galaxy Studios, beschreibt diesen Sound als „Immersive“. Um Auro-3D nutzen zu können, ist im Grunde nicht viel nötig. Wichtig ist, dass zusätzliche Höhenlautsprecher für jeden Kanal 14 www.bluray-disc.de installiert werden, die in einem bestimmten Winkel in den Raum hineinstrahlen, um diesen als 3D-Sound betitelten Mehrkanalton zu erhalten. Den bisherigen 5.7- oder 7.1-Sound bezeichnet van Baelen als flach und lediglich aus einer Richtung kommend, während mit Auro-3D erstmals drei Layer/Ebenen abgedeckt werden, um den Sound aus jeder Richtung kommen und wirken zu lassen. Das System ist nicht nur auf große Kinos ausgelegt (Barco installiert Auro-3D in zahlreichen Kinos weltweit), sondern findet auch den Weg ins Heimkino. Auro-3D lässt sich auf bis zu 13.1 erweitern, wobei bei etwas größeren Heimkinos 9.1 oder 11.1 bevorzugt wird. Neben den zusätzlichen Höhenlautsprechern kommt bei 11.1 noch ein auf „Voice of God“ oder „Stimme Gottes“ getaufter Lautsprecher zum Einsatz, der seinem Namen alle Ehre macht. Das Gute an Auro-3D, und damit auch der entscheidende Vorteil gegenüber Dolby Atmos, ist die Abwärtskompatiblität. Simpel gesagt, handelt es sich bei Auro-3D um ein Format, das in PCM-Dateien eingeschleust wird. Dieses PCM-Format, das auch mit den Bluray Spezifikationen einhergeht, kann von nahezu jedem Player und A/V-Receiver verarbeitet und wiedergegeben werden, ohne Als erste in Deutschland erhältliche Blu-ray Disc mit Auro-3D gilt der von George Lucas produzierte Kriegsfilm „Red Tails“, bei dem der englische Track in Auro-3D 11.1 präsentiert wird. Der Film selbst ist zwar nicht das Gelbe vom Ei, allerdings weiß der Sound bereits in der deutschen DTS-HD Tonspur zu überzeugen. Kurze Ausschnitte aus dem Film wurden zwar auch bei der Auro-3D-Präsentation in Kaarst gezeigt, allerdings kann man sich beim Betrachten des kompletten Kriegsfilms ein besseres Bild davon machen. Wer kann Auro-3D nutzen? Um es kurz zu machen: Auro-3D kann eigentlich jeder nutzen, der das nötige Kleingeld hat. Nötig sind Lautsprecher - allen voran Höhenlautsprecher für jeden Kanal, die das Auro-3D-Feeling erst ausmachen - und ein entsprechender Receiver. Vorgestellt wurde uns ein A/V-Receiver von Auriga, der mit 13 integrierten Verstärkern à 200 Watt auftrumpft ein Spitzengerät, für das das Wort „High End“ eigentlich nicht mehr ausreicht. Während die Leistung verblüfft, hinkt das Design unserer Ansicht nach etwas hinterher. Die Front ist im matten Schwarz gehalten, während die Oberfläche in Weiß hervorsticht. Die Luftschlitze erinnern dabei etwas an das Oktagon-Logo der Umbrella Corporation aus Resident Evil, allerdings fehlen bei Auriga ein paar Seiten, um die Form eines Oktagons aufzuweisen. Die Auriga-Receiver und -Vorstufen wird es in verschiedenen Ausführungen geben, sodass Blu e · 02/2014 ger offensiv wie in den oben genannten Beispielen. Da zeigt sich ein weiterer Vorteil von Auro-3D: Es wird jeder Zuhörer zufriedengestellt. Ob dieser nun eher auf klassische Musik steht oder doch lieber Michael Bays neuesten „Transformers“-Film hautnah miterleben möchte. Tatsächliche Unterschiede fallen einigen Zuhörern vielleicht erst dann auf, wenn man verschiedene Tonformate und Auro-3D miteinander vergleicht. Aber dann ist der Unterschied so deutlich wie Tag und Nacht oder der Vergleich zwischen einer Bluray und DVD. Wer möchte schon eine DVD schauen, wenn das Bild einer Blu-ray sehr viel natürlicher, schärfer und lebensechter ist? Und vor allem: Wer möchte von der Bluray Disc wieder zur DVD wechseln oder von Auro-3D wieder zum „normalen“ und „flachen“ Surround Sound? Wir jedenfalls hätten den Receiver sofort mitgehen lassen... in naher Zukunft für jeden Kunden eine Lösung parat steht. Das teuerste A/V-ReceiverModell schlägt aktuell jedoch mit gut 20.000 Euro zu Buche. Wie Wilfried van Baelen angekündigt hat, soll es schon in diesem Jahr Receiver geben, die vermutlich unter 2.000 Euro erhältlich sein werden und damit auch für weniger wohlhabende Audioliebhaber erschwinglich sind. Allerdings wird man dabei mit Abstrichen bei der Hardware Vorlieb nehmen müssen, wie van Baelen zu verstehen gibt. Die Receiver unterstützen dabei nicht nur Auro-3D, sondern natürlich auch DTS, DTS-HD MA, Dolby Digital und Dolby TrueHD sowie andere Formate. Die Geräte stehen in den nächsten Wochen auch bei Grobi zur Verfügung. Eigene Meinung: Uns wurden gleich mehrere Soundbeispiele präsentiert, die zeigen sollten, was Auro-3D alles auf dem Kasten hat. Wilfried van Baelen hat sich dabei nicht nur auf Filme beschränkt, sondern auch demonstriert, wie Auro-3D bei Musik wirkt. Bei einem Beispiel wurde das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker in Auro-3D vorgeführt; bei einem anderen Beispiel zeigte uns van Baelen eine sehr beeindruckende Aufnahme einer Kirche, in der Orgelmusik läuft. Man fühlte sich direkt hineingezogen. Die Musik umgab den kompletten Raum, obwohl dieser nicht unbedingt heimkinotauglich war. Dennoch war es nicht immer einfach, den Sound - vor allem bei Musik, wo gleich mehrere Instrumente eingesetzt werden - als „Immersive“ einzuordnen. Vielleicht war dies auch dem von unserer Seite aus eher verhaltenem Interesse an klassischer Musik zu schulden. Au- Blu e · 02/2014 diophile Musikliebhaber werden mit Auro3D aber voll auf ihre Kosten kommen und hören, aus welcher Ecke die Trompeten in Erscheinung treten, wo das Piano steht und wo genau die Saiten der Violinen gestrichen werden. Für uns war aber etwas anderes von größerer Bedeutung als die klassische Musik, die uns van Baelen präsentierte. In einem Waldstück wurden verschiedene Geräusche aufgenommen. Der Wind, der weht, der Vogel, der zwitschert und vor allem der Trecker, der von hinten nach vorne fuhr. Kaum etwas war so beeindruckend wie diese lebensecht wirkende Szenerie, die noch im Nachhinein zum Nachdenken anregt. Aus jeder Ecke traten Geräusche hervor, denen auch problemlos gefolgt werden konnte. Jeder einzelne Ton oder jedes Objekt konnte deutlich zugeordnet werden und wirkte in dieser Szene weni- Eine weitere beeindruckende Vorstellung lieferte van Baelen mit der Upmix-Technologie des A/V-Receivers ab. Wohl durchdacht hat der Belgier zunächst eine Stereotonspur präsentiert, die dank der Technologie wesentlich dynamischer und voluminöser in Erscheinung trat. Bei Stereo lässt sich das auch noch irgendwie nachvollziehen, da es immer hin zwei verschiedene Kanäle mit unterschiedlichen Informationen gibt. Schwieriger wird es da bei Mono, da dort lediglich ein Kanal zur Verfügung steht. Doch auch das beherrscht der Receiver - zumindest in der uns vorgeführten Tonspur, die wie neu abgemischt wirkte und nicht mehr an Mono erinnerte. Es war ein vollkommen unerwartetes SurroundErlebnis. Eine Soundevolution, die mehr als 100 Jahre benötigte, um in Auro-3D aufzugehen. (mw) 15