Welcher Mann hat schon gern eine graue Frau?

Im Gespräch
«Welcher Mann hat schon gern eine graue Frau?»
Der Star-Figaro Roman Thomaskamp setzt auf kompromisslose Qualität und Exklusivität. FrisurenVorbilder sieht er in Victoria Beckham, Sharon Stone oder Jennifer Lopez.
«Out ist, keine schönen Haare zu haben»: Friseur Thomaskamp..
Deutsche kommen in die Schweiz, um zu
arbeiten. Sie auch?
Ja, ich auch, aber mehr oder weniger der
Liebe zuliebe. Ich bin ganz glücklich in der
Schweiz, und erst recht in Zürich. Zürich
ist der perfekte Standort für mein Konzept.
Womit heben Sie sich ab von der Konkurrenz?
Bei mir wird jede Kundin individuell bedient, und sie bekommt eigentlich immer
einen Termin. Ich arbeite alleine, ich ­mache
also von A bis Z alles an der Kundin. Wir
sind das einzige Colour-Institut in der
Schweiz, das heisst, wir entwickeln ständig neue Farben und Strähntechniken. Die
Kundin sitzt bei mir immer alleine, Champagner und eigens für uns hergestellte
Pralinen von Sprüngli sind Standard. Wir
haben eine auf 150 Stück limitierte Member-Karte für 1200 Franken, die der Kun64
din einen Termin innerhalb der nächsten 48
Stunden garantiert. Ungefähr 80 sind schon
weg.
Wer sind Ihre Kundinnen?
Wir haben eine internationale Kundschaft,
viele kommen aus Deutschland, und es hat
auch solche, die aus Monaco einfliegen.
Kommen auch Männer zu Ihnen?
Ja, der Herrenanteil ist am Wachsen. Die
Schweizer wollen eine gute Location, einen
guten Cut, die wollen eine gute Personality
dadurch gewinnen.
Gibt es einen Trendhaarschnitt für den
­Sommer?
Mein Erfolg ist es bis heute gewesen, nicht
auf jedes Pferd zu springen. Bei mir ist der
Trend letztlich: Personality. Jeder muss attraktiv sein auf seine Art und Weise. Ich
­mache keinen Trendhaarschnitt und keine
Trendfarbe. Die Dame, die fünfzig ist, darf
aussehen wie gesunde 45. Ich möchte sie
nicht auf zwanzig trimmen, das wirkt billig.
Aber sie darf schon ein bisschen gepusht und
getuscht werden. Qualität kennt keine Kompromisse. Das ist für mich Trend, und Trend
ist auch Sex-Appeal.
Was ist out?
Out ist, keine schönen Haare zu haben. Jede
Frau, die drei Monate lang das macht, was
ich sage, hat definitiv schöne Haare. Ich kann
nicht dünne Haare dick machen, das geht
natürlich nicht, aber ich kann sie für den Typ
passend machen. Out sind zum Beispiel
auch Violettfarben, das geht gar nicht.
Extensions?
Haarvernichtung mache ich nicht! Eine Umformung auf jeden Fall.
Welche Celebrities haben die beste Frisur?
Immer wieder cool ist Victoria Beckham. Sie
hat auch einen supercoolen Style. Sie hat’s
wirklich drauf. Dann Sharon Stone, superschön für ihr Alter. Und Jennifer Lopez sieht
immer toll aus. Rihanna ist gerade noch in
der Entwicklung begriffen, sich selber zu
finden, da werden die Konturen auch mal
abrasiert. Was bei einer Zwanzigjährigen
auf hohem Niveau ganz süss aussehen kann;
aber so darf keine dreissigjährige Frau rumlaufen.
Junge Männer benutzen Unmengen von Gel.
Tut das dem Haar auf Dauer gut?
Es schadet nicht, wenn man die richtigen
Produkte benutzt. Vorbei ist der Super-WetLook, wo die Haare so steif sitzen, dass man
sie am besten nachts abnimmt und neben
sich stellt. Ich arbeite ausschliesslich mit
Produkten von Shu Uemura, als einziger Salon in Europa.
Sollten Frauen die ergrauenden Haare färben oder dazu stehen?
Es gibt höchstens ein Prozent der Frauen,
die wirklich gut Grau tragen können, wo ich
sage: Wow! Ich bin der Meinung, Grau muss
weg. Es macht einfach älter. Und welcher
Mann hat schon gern eine graue Frau zu
Hause. Umgekehrt ist es ganz anders: Männer dürfen sich die grauen Haare nicht färben. Jeder Mann sollte zu Grau stehen, weil
es ihm Sex-Appeal gibt. Alle, die graue
Haare haben – George Clooney –, sind coole
­Typen.
Der Lüneburger Visagist und Friseur
Roman Thomaskamp wurde von der Welt zum
drittbesten Friseur Deutschlands gekürt, 2005 stand er
dem «Salon des Jahres» vor. Seit vergangenem August
wirkt er in Zürich an der Lessingstrasse 9.
Die Fragen stellte Jürg Zbinden.
Weltwoche Nr. 20.10
Bild: Gian-Marco Castelberg